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Erstmals schreibe ich eine Einleitung zu einem Autor, der bisher komplett nur in englischer Sprache erschienen ist. Der deutsche Leser möge mir diese Anstößigkeit verzeihen. Ich behaupte gar, dass es sich lohnt, sich wegen Frame im Lesen englischer Texte zu üben. Ich habe darauf geachtet, dass der Einblick in das Denken und das Werk von Frame auch für den zusammenhängend und verdaubar bleibt, der nie ein Buch von ihm lesen wird. Im ersten Teil geht es um einige wenige biografische Hinweise und dann vor allem um den für das Verständnis zentralen perspektivischen Ansatz. Von dort aus geht es weiter zu einer kurzen Beschreibung einiger (nicht aller) Hauptwerke. Dabei handelt es sich nicht um eine vollständige Zusammenfassung, sondern um einen Querschnitt in wichtige Überlegungen und Modelle. Im dritten Teil verweise ich auf einen Blumenstrauß an Zitaten, die einerseits das Denken von Frame beleuchten und andererseits Anstöße zur Schärfung der eigenen Sicht auf Welt und Leben geben sollen. Der gesamte Text kann in drei Stunden bewältigt werden. Damit unsere Denkbahnungen entsprechend angepasst werden, braucht es Jahre. Es geht darum, das gesamte Leben unter Gottes Herrschaft zu stellen. Um eine häufig eingesetzte Schriftstelle von Frame zu verweisen: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre“ (1. Korinther 10,31). Dieser geheimnisvolle Prozess der Verwandlung möge durch diese Abhandlung angestoßen und gefördert werden. Ihr Hanniel Strebel
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Seitenzahl: 86
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John Frame
Theologen für eine neue GenerationBand 5
Hanniel Strebel
© 1. Auflage 2021 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Hanniel Strebel
Cover: Tilvan Kornelis
ISBN: 978-3-95893-285-2
Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de
Kontakt: [email protected]
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Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet in der Personal- und Führungsentwicklung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien.
2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens«. Er bloggt täglich zu den Themen Theologie, Familie, Bildung und Selbstführung unter www.hanniel.ch.
Titelblatt
Impressum
Dank
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Autor
Ein theologisches Schwergewicht des 20. Jahrhunderts
Biografie und wichtigstes Modell
Biografische Hinweise
Lernen aus Frames Autobiografie
Die Aufgabe des systematischen Theologen
Das Grundmodell
Zur menschlichen und göttlichen Perspektive
Zur Herleitung der drei Perspektiven
Zur universalen Anwendung
Christliche Philosophie
Wahre Weisheit
Philosophie und die Bibel
Unterteilung der Philosophie
Die Antithese in der Metaphysik und in der Epistemologie
Wie kann ich erkennen?
WAS – Die Objekte der Erkenntnis
WARUM – Die Rechtfertigung der Erkenntnis
WIE – Die Methoden der Erkenntnis
Anwendung: Agnostiker und der Wahrheitsanspruch
Der menschliche Geist als Maßstab für jede andere Idee
Ethischer Relativismus
Die Sache mit dem Zirkelschluss
Gotteslehre: Zwei vernachlässigte Lehren
Das überwältigende Zeugnis von Gottes Vorsehung
Sein Plan kommt zustande (efficacy)
… in der ganzen Welt
Fazit: Unwiderstehliche, universelle Kontrolle
Menschliche Verantwortung und Freiheit
Begriffe
18 Argumente
Was uns nicht gefällt
Fazit
Das Wort Gottes
Gott ist von seiner Natur her ein sprechender Gott
Gottes Rede ist Wahrheit
Gott spricht durch
Ereignisse
Worte
Personen
Der Charakter der Heiligen Schrift
Apologetik
Frame über seinen Lehrer Van Til
Die Rahmenbedingungen der Apologetik
Die Basis der Apologetik
Christliche Ethik
Gottes normative Offenbarung
Situative Anwendung von Gottes Geboten
Personale Veränderung
Lernfelder
Piet, Kuyps and Docs
Frame über van Til und Schaeffer
Als Frame Karl Barth nochmals las
Frame lesen
Letzte Seite
„Welches Buch soll ich als nächstes lesen?“ Erwartungsvoll schaute mich mein Sohn an. Ja, zu welchem Buch sollte ich ihn führen? Diese schöne väterliche Aufgabe gehe ich mit Bedacht an. „Lies John Frame.“ So hörte ich mich sagen. Mein an der Verteidigung des christlichen Glaubens sehr interessierter Sohn wählte sich „Apologetics: A Justification of Christian Belief“1 aus. Auch wenn er sonst anspruchsvolle Bücher bewältigte, legte er dieses nach einer Weile weg. Es sei anspruchsvoll, jedoch interessant, lautete sein Bescheid. Nach einigen Monaten nahm er es erneut hervor, um es im zweiten Anlauf fertig zu lesen. „Er sieht aus wie eine Schildkröte.“ Das war sein Kommentar zu John Frame. In seiner Stimme schwang Bewunderung mit.
Mir ging es ganz ähnlich wie meinem Sohn. Ich greife seit Jahren zu John Frame. Ich liebe seine klare, didaktisch durchdachte Art und von dem Studium von Gottes Wort und der Klassiker geschliffenes Denken. Es spielt dabei keine Rolle, dass seine „Doctrine of God“2 oder seine „The Doctrine of the Christian Life“3 so umfangreich ausgefallen sind. Man kann sich getrost ein Stück abschneiden, verdauen und später dorthin zurückkehren. Über die Jahre hat sich Frame einen festen Platz in meinem Lesekalender erobert. Er hat mein Denken mitmodelliert und auf diese Weise geprägt.
Erstmals schreibe ich eine Einleitung zu einem Autor, der bisher komplett nur in englischer Sprache erschienen ist. Der deutsche Leser möge mir diese Anstößigkeit verzeihen. Ich behaupte gar, dass es sich lohnt, sich wegen Frame im Lesen englischer Texte zu üben. Ich habe darauf geachtet, dass der Einblick in das Denken und das Werk von Frame auch für den zusammenhängend und verdaubar bleibt, der nie ein Buch von ihm lesen wird.
Im ersten Teil geht es um einige wenige biografische Hinweise und dann vor allem um den für das Verständnis zentralen perspektivischen Ansatz.
Von dort aus geht es weiter zu einer kurzen Beschreibung einiger (nicht aller) Hauptwerke. Dabei handelt es sich nicht um eine vollständige Zusammenfassung, sondern um einen Querschnitt in wichtige Überlegungen und Modelle.
Im dritten Teil verweise ich auf einen Blumenstrauß an Zitaten, die einerseits das Denken von Frame beleuchten und andererseits Anstöße zur Schärfung der eigenen Sicht auf Welt und Leben geben sollen.
Der gesamte Text kann in drei Stunden bewältigt werden. Damit unsere Denkbahnungen entsprechend angepasst werden, braucht es Jahre. Es geht darum, das gesamte Leben unter Gottes Herrschaft zu stellen. Um eine häufig eingesetzte Schriftstelle von Frame zu verweisen: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre“ (1. Korinther 10,31). Dieser geheimnisvolle Prozess der Verwandlung möge durch diese Abhandlung angestoßen und gefördert werden.
Ihr
Hanniel Strebel
1 P & R: Philippsburg, 2015. Es handelt sich um eine überarbeitete Neuauflage.
2 P & R: Philippsburg, 2002. 864 Seiten.
3 P & R: Philippsburg, 2008. 1069 Seiten.
John Frame (* 1939) kam als Dreizehnjähriger in einer reformiert-presbyterianischen Umgebung der USA zum Glauben. Im Rahmen der Jugendarbeit wurde er besonders durch Musik vom Evangelium angesprochen. Das erklärt seine spätere Auseinandersetzung in „Worship in Spirit and Truth“ (Anbetung in Geist und Wahrheit, 1996) sowie „Contemporary Worship Music: A Biblical Defense“ (Zeitgenössische Anbetungsmusik – eine biblische Verteidigung, 1997). In den Jugendlagern trat wiederholt der Theologe und Apologet John Gerstner (1914-1996) auf, der ihn sehr beeindruckte.
In Princeton (1957-1961) erwarb sich Frame seinen ersten (philosophischen) Abschluss. Er hebt hervor, dass er in dieser Zeit von der christlichen Studentenarbeit geprägt wurde und u. a. mehrere hundert Bibelverse der Navigatoren auswendig lernte. Bereits damals wandte sich Frame heftig gegen den theologischen Liberalismus. Prägend für ihn war später das Buch „Christentum und Liberalismus“2 von Gresham Machen (1881-1937).
Der junge katholische Gelehrte G. Dennis O’Brien (* 1931) beeinflusste Frame nachhaltig. Er schreibt:
O’Brien wies den „finde-die-Fehler“-Ansatz seiner Kollegen zurück. Wenn er Aristoteles lehrte, hätte man meinen können, dass er Aristoteles selbst war. Wenn er jedoch Spinoza lehrte, schien er ein ‚Spinozist‘ geworden zu sein; wenn er von Dewey sprach, verwandelte er sich in einen Anhänger von Dewey. Sein allgemeiner Punkt war: Wenn du mit Aristoteles startest, indem du das Erbe seiner Vorgänger verstehst, die Fragen, die er zu beantworten suchte, begreifst, die konzeptionelle Ausrüstung, die ihm zur Verfügung stand, verwendest, mit denselben intellektuellen Begabungen gedacht hättest, die Aristoteles besaß, dann wärst du möglicherweise zu denselben Schlussfolgerungen wie er gelangt.
Die nächsten Jahre (1961-1964) brachte Frame dann am Westminster Theological Seminary zu, wo er größtenteils bei den Lehrern studierte, die das Seminar in den theologisch turbulenten 1930ern gegründet hatten. Frame hatte zu dieser Zeit von C. S. Lewis „Pardon, ich bin Christ“3, „Über den Schmerz“4 und „Wunder“5 studiert. Lewis hätte ihm den Weg hin zu seinem wichtigsten Lehrer Cornelius van Til (1895-1987) gewiesen. Frame sollte dafür bekannt werden, das Gedankengut dieses bekannten Apologeten weiterentwickelt zu haben. Frame bezeichnet Van Til als seinen wichtigsten Einfluss in Philosophie und Theologie und den wichtigsten Denker seit Johannes Calvin (1509-1564). In der ihm typischen Art fügt er hinzu, dass er wohl wisse, dass er für diese Aussage belächelt werde.
Insbesondere für die Ausgestaltung einer eigenständigen christlichen-theistischen Erkenntnislehre (Epistemologie) wurde er durch die Überlegungen van Tils maßgeblich geprägt.6 Der praktische Theologe Edmund Clowney (1917-2005) vertiefte das triadische Denken (wir werden gleich inhaltlich darauf eingehen). Ich nenne noch einen Namen: John Murray (1898-1975), dessen Werk Redemption Accomplished and Applied John Frame oft erwähnt. In seiner Methodik und seinen Schlussfolgerungen sei dieser ihm ähnlicher als jeder andere Theologe. Er schreibt:
„Wenn Westminster seine Lehre hauptsächlich durch den Bezug zu den Bekenntnissen und zu früheren Denkern verteidigt hätte, wäre ich nicht überzeugt worden. Murray aber konzentrierte sich auf die Schrift selbst. Sein Unterricht bestand fast ausschließlich aus der exegetischen Analyse der wichtigen biblischen Quellen für jedes Thema.“
In Westminster lernte Frame Francis Schaeffer (1912-1984) als Autor kennen, dessen evangelistische Arbeit ihn tief beeindruckte. Ebenfalls begann er über die theologische Ausbildung an sich nachzudenken, da er die Ausbildungsstätte in Westminster als (zu) stark akademisch ausgerichtet erlebte. Daraus entstand 1972 sein Aufsatz über theologische Ausbildung.7
Weitere vier Jahre verbrachte John Frame in Yale (1964-1968). Dort studierte er theologische Philosophie und begann mit einer Dissertation. Überraschend zu hören ist die Tatsache, dass er diese Arbeit nicht abschloss. Beim berühmten postliberalen Theologen George Lindbeck (1923-2018) besuchte er Seminare über den großen Theologen des Mittelalters, Thomas von Aquin (1225-1274), und Paul Tillich, den existenzialistischen Theologen im 20. Jahrhundert (1886-1965). Mit den wichtigen Philosophen Sören Kierkegaard (1813-1855) und Ludwig Wittgenstein (1889-1951) beschäftigte er sich ebenfalls intensiv während dieser Zeit. Verarbeitet hat er sein Studium verschiedener Denker aller Epochen in seiner magistralen Arbeit A History of Western Philosophy and Theology8.
Seine eigene jahrzehntelange Tätigkeit als akademischer Lehrer verbrachte Frame an drei Wirkungsorten: Am Westminster Theological Seminary an der Ostküste der USA (1968-1980), dann weitere 20 Jahre an dessen neuem Standort in Kalifornien (1980-2000). Nach inhaltlichen Spannungen über die Frage des Verhältnisses des Christentums zur umgebenden Kultur9 wechselte 2000 an das Reformed Theological Seminary.
Vielleicht mag es den Leser erstaunen, dass ich so viele technische Angaben zu Frames Leben gegeben habe. Bei anderen Personen haben persönliche Erlebnisse einen weitaus größeren Raum eingenommen. Frame bezeichnet sich als einen Kopfarbeiter, der lebenslang am Schreibtisch arbeitete. Diese Stetigkeit beeindruckt mich tief. Ich habe sehr von diesem Denken profitiert. Diese Skizze währe unvollständig, wenn ich nicht erwähnt hätte, dass Frame Jahrzehnte an der Seite von Vern Poythress (* 1946) verbrachte. Mit ihm zusammen unterhält er auch eine Webpräsenz.10 Poythress, in Harvard promovierter Mathematiker, studierte ebenfalls in Westminster Theologie. Er hat Frames Themen aufgenommen, insbesondere mit seiner Reihe „Redeeming…“; dort versucht er verschiedene Fachbereiche aus christlicher Weltsicht zu erhellen (u. a. Philosophie, Mathematik, Wissenschaft, Erkenntnis).11