JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_2: Los Angeles - Anna Graf - E-Book

JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_2: Los Angeles E-Book

Anna Graf

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Beschreibung

Zweiter Band der „JUST LOVE“ - Reihe und Abschluss der „Verhängnisvollen Affären“, er schließt direkt an Band 1 an.
Durch eine perfide Intrige sieht sich die Fotografin Lily West gezwungen, ihre Heimatstadt New York zu verlassen. Sie hat alles verloren - ihr Studio, ihre berufliche Existenz und Ethan Prince - die Liebe ihres Lebens.
Hals über Kopf flüchtet sie zu ihrer besten Freundin nach Los Angeles. In der Stadt der Engel eröffnen sich ihr vollkommen neue Horizonte, ein Job in der Glitzerwelt Hollywoods bringt frischen Wind in ihr Leben: neue Freunde, neue Ziele, superheiße Schauspieler und einen echten Rockstar. Doch über die Trennung von Ethan kommt sie einfach nicht hinweg und als er plötzlich wieder ihren Weg kreuzt, schlagen die Dämonen ihrer Vergangenheit gnadenlos zu.

Das Buch enthält eine Leseprobe des dritten Bandes „JUST LOVE_3 – Am Abgrund“.

Weitere Romane von Anna Graf:
„JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_1“
„JUST LOVE_3 - Am Abgrund“
„MORDSmäßig verliebt“ Liebe, Mord und Mafia – Ein ziemlich krimineller Liebesroman
„MORDSmäßige Leidenschaft“ Tödliches Verlangen – Noch ein ziemlich krimineller Liebesroman
„True Love Bad Guys … wahre Liebe lohnt sich doch“
„Liebesurlaub“
„(K)ein flotter Dreier“
„Lieb mich zweimal, Baby“

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Anna Graf

JUST LOVE

Verhängnisvolle Affären_2

- Los Angeles -

Das vorliegende Buch ist ein Produkt meiner Fantasie.Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufälliger Art und nicht beabsichtigt.

ImpressumV.i.S.d.P.Anna Graf c/o Autorencentrum.deEin Projekt der BlueCat Publishing GbRGneisenaustr. 6410961 BerlinE-Mail: [email protected].: 030 / 61671496Copyright © Anna Graf, Oktober 2016

[email protected]: © Viorel Sima - Fotolia.com; © Senai Aksoy - Fotolia.comCoverdesign: Anna GrafAlle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form sind vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Epilog

In eigener Sache

Eins

Lily

Große, warme Hände umfassen von hinten meine Taille. Ich lehne mich zurück und schmiege mich an den festen, nur zu bekannten Körper meines Geliebten. Sofort überkommt mich dieses wohlige Gefühl von Geborgenheit und Liebe, von Sicherheit. Nur kurz kann ich es auskosten, dann presst er mich ungestüm gegen die Wand und erstickt mein erregtes Seufzen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände streichen langsam über meinen Bauch, eine schiebt sich unter mein Shirt und wandert nach oben, umfasst meine Brust und reizt die empfindlichen Spitzen. Die andere bewegt sich entgegengesetzt, nach unten. Sie stiehlt sich in meinen Slip, findet zielsicher den empfindlichen Punkt zwischen meinen Beinen und verwandelt mich in ein willenloses Bündel. Ich wölbe mich ihr entgegen, erwartungsvoll und aufgeregt.

„Endlich bist du wieder bei mir“, flüstere ich. „Ich kann nicht leben ohne dich.“

Als Antwort erhalte ich ein erregtes Brummen an meinem Ohr und eine feuchte Zunge, die sich von der Ohrmuschel über meinen Hals bis zu meinem Schlüsselbein leckt. Ich schiebe ihm meinen Hintern entgegen, drücke mich gegen sein erregtes Glied, reibe mich an ihm. So lange musste ich darauf verzichten, dass ich mich kaum beherrschen kann. Sein Geruch benebelt mich, lässt alles um mich herum verschwimmen. Ich schließe die Augen und fühle nur noch. Genieße, wie er sich an meinem Rücken hinabküsst, genieße, wie mich seine Hand zärtlich verwöhnt und spreize in Erwartung dessen, was dieser Hand folgen wird, meine Beine. Als er von hinten in mich eindringt, ist es, als würde ich heimkehren, endlich heimkehren.

„Ich liebe dich so sehr“, stöhne ich. „Bitte Ethan, verlass mich nie wieder.“

Eine feste Hand packt meine langen Haare und reißt meinen Kopf brutal herum. Ich bäume mich vor Schmerz auf und stoße einen Schrei aus, denn ich sehe nicht in Ethans warme, braune Augen, sondern die vor Lust verzerrte Fratze von Sidney Blake.

„Schrei lauter!“, stößt er hervor. „Schrei so laut du kannst, kleine Lily, du weißt, dass mich das anmacht.“

Ich tue ihm den Gefallen und schreie … schreie, bis mir etwas Feuchtes ins Gesicht klatscht und mich jäh aus meinem Alptraum reißt.

„Lily, verdammt, Lily, wach endlich auf!“

Mia, meine beste Freundin, kniet über mir und rüttelt fast schon verzweifelt an meiner Schulter. In der Hand hält sie einen nassen Waschlappen, den sie mir offensichtlich gerade um die Ohren gehauen hat. Ich schiebe sie von mir runter und rapple mich hoch. Als ich über mein Gesicht reibe, merke ich, dass es nass ist und dass die Feuchtigkeit nicht allein vom Waschlappen stammen kann. Tränen laufen noch immer meine Wangen herab und ich vergrabe meinen Kopf postwendend wieder im Kissen.

„Du wirst mir auf der Stelle sagen, was mit dir los ist“, schimpft Mia. „Ich sehe mir das nicht länger mit an! Du gehst langsam, aber sicher vor die Hunde, und ganz ehrlich, ich brauche meinen Schlaf!“

Sie hat ja recht. Sie reißt sich bei ihrer Arbeit in den Black Star Studios den Arsch auf und kommt oft genug erst nach Mitternacht nach Hause. Sie ist so gut in ihrem Job, dass man sie bereits nach kurzer Zeit zur Chefmaskenbildnerin ernannt hat. Der Film, den sie gerade vorbereiten, ist zwar Low Budget, aber seit feststeht, dass mit Nick Bradley und Jessie Holloway zwei etablierte Hollywoodstars mitspielen werden, erhofft man sich, einen neuen Science- Fiction- Kult ins Leben zu rufen.

‚Outer Space - Destiny‘ ist die Umsetzung der altbekannten Robin Hood- Geschichte in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich nach verheerenden Kriegen auf unzähligen Planeten angesiedelt und überall herrschen Mord und Totschlag. Der Film erzählt die Geschichte des Raumschiffs ‚Destiny‘, dessen Captain, gespielt von Nick Bradley, mit Unterstützung seiner Crew die Reichen beraubt und den Unterdrückten hilft. Gejagt von einer mächtigen Herrscherkaste, deren abgrundtief böses Oberhaupt von der wunderbaren Jessie Holloway verkörpert wird, sind sie auf der Suche nach einem besseren Leben und einer neuen Heimat.

Nun ja, auch wenn ich zugegebenermaßen ein Fan der beiden Schauspieler bin, mein Ding ist dieses Thema nicht unbedingt, aber das muss es auch nicht. Mia jedenfalls geht voll darin auf, Masken für Aliens und Schreckensgestalten zu erfinden und da die Zeit bis zum Drehbeginn immer knapper wird, werden ihre Arbeitstage immer länger.

Sam Turner, der Regisseur, scheint ein wahrer Wunderknabe zu sein. Er führt nicht nur Regie. Nein, er hat auch das Drehbuch geschrieben und produziert den Film zum größten Teil selbst. Mia schwärmt pausenlos von ihm und wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, sie ist in ihn verknallt.

Meine Flucht nach Los Angeles hat mir bewusst gemacht, dass man vor seinen Problemen nicht davonlaufen kann. Mittlerweile graut es mir davor, ins Bett zu gehen und zu schlafen. In zwei von drei Nächten habe ich Alpträume von Ethan und Sidney und jedes Mal steht Mia vor der Schlafcouch, auf der ich Quartier bezogen habe, und bringt mich in die Realität zurück. Es tut mir wirklich leid deswegen. Mia weiß, dass ich mich von Ethan getrennt habe, weil er mich betrogen hat, doch sie weiß nichts von Sidney Blake und auch nichts von Violetta Callahans hinterfotzigem Spiel und eigentlich habe ich auch nicht vor gehabt, ihr das alles zu erzählen.

Aber sie ist meine beste Freundin, sie lässt mich bei sich wohnen und hat mich die letzten Wochen durchgefüttert, denn ich bin pleite und habe erst vor ein paar Tagen einen Job gefunden. Sie hingegen arbeitet unglaublich hart und sie hat es nicht verdient, dass ich sie jede Nacht aus dem Schlaf reiße. Vor allem hat sie nicht verdient, dass ich vor ihr Geheimnisse habe.

„Wir reden heute Abend, versprochen“, murmele ich und kann ihr dabei nicht in die Augen sehen.

„Ja klar … “, Sarkasmus pur in ihrer Stimme. Mia glaubt mir nicht. Ich würde mir selbst auch nicht glauben. Sie schnappt sich den Waschlappen, läuft in die Küchenecke und pfeffert ihn ins Waschbecken. Sie dreht mir den Rücken zu, stützt sich mit beiden Armen auf die Arbeitsplatte und ich sehe, wie sich ihre schmalen Schultern heben und senken. Ich kenne sie, sie ist stocksauer und ringt um Fassung. Schließlich füllt sie Wasser und Kaffeepulver in ihre altersschwache Kaffeemaschine und schaltet sie ein. Die Maschine gurgelt und röchelt zum Gotterbarmen und als der Kaffee durch ist, füllt sie zwei Becher, knallt beide auf den Couchtisch und pflanzt sich mit verschränkten Armen vor mir auf.

„Es ist vier Uhr morgens, ich bin hundekaputt und dank dir trotzdem hellwach“, sagt sie, immer noch wütend. „Ich habe die Schnauze gestrichen voll von dem Theater. So leid es mir tut, aber entweder, du redest jetzt, oder ich schmeiß dich raus.“

Natürlich würde sie das nie tun, das weiß ich genauso gut wie sie. Ich sollte reden, ihr sagen, was los ist, vielleicht hilft es am Ende ja auch mir selbst. Also setze ich mich auf, greife nach Mias Arm und ziehe sie neben mich.

Ja, es hat definitiv gut getan, sich alles von der Seele zu reden. Sidney Blake, mein Rausschmiss bei Tennant Inc., Ethans Verrat und Violetta Callahans perfide Intrige. Mia sitzt mit heruntergeklappter Kinnlade neben mir und sagt erst mal gar nichts mehr. Ihre Augen glänzen verdächtig, sie nimmt mich in die Arme und ich kann mich nicht mehr halten und heule los. Mia heult gleich mal mit, es dauert eine Weile, bis wir uns wieder einkriegen und am Ende sitzen wir schweigend nebeneinander und trinken den kalt gewordenen, bitteren Kaffee.

Schlafen lohnt sich für mich echt nicht mehr, draußen ist es bereits hell und ich muss um Punkt acht bei der Arbeit sein. Nach wochenlanger, verzweifelter Suche hat mir der Zufall einen Job als Bedienung in einem kleinen Diner ein paar Straßen weiter beschert. Zwar nur stundenweise, aber es ist besser als nichts und ich brauche das Geld. Es ist mir unangenehm genug, Mia auf der Tasche zu liegen. So kann ich wenigstens etwas zur Miete beisteuern und wenn es mir gelingt, noch einen zweiten Job oder vielleicht ein paar Fotoaufträge zu ergattern, könnten wir uns nach einer größeren Wohnung umsehen.

„Ich hab dich lieb, Lily“, Mia bricht das Schweigen und räuspert sich. „Bist du … ich meine … hast du mal darüber nachgedacht, dir professionelle Hilfe zu holen?“

„Ich bin klargekommen in den letzten Jahren, ziemlich gut sogar. Meine Grandma und ich haben viel geredet, über Sidney und meine Eltern und warum alle so sind, wie sie sind. Sie hat mir den Kopf zurechtgerückt und war dabei erfolgreicher, als es jeder Psychodoktor sein könnte. Und Jamie war auch immer für mich da, das hat mir sehr geholfen. Violetta Callahan hat den ganzen Mist wieder aufgerührt. Glaub mir, wenn ich über Ethan hinweg bin, wird es wieder besser.“

Resigniert schlinge ich die Arme um meine Brust.

„Er fehlt mir so sehr, immer noch“, flüstere ich. „Ich hasse mich dafür, aber ich vermisse ihn furchtbar.“

„Glaubst du wirklich, er hat dich mit dieser Frau betrogen?“

„Keine Ahnung, Mia. Ich habe ihr auf den Kopf zugesagt, dass ich ihr nicht glaube. Aber mittlerweile ist mir fast schon egal, ob er sie gevögelt hat oder nicht. Er hat mein Vertrauen missbraucht, ist mit dem schlimmsten Moment meines Lebens hausieren gegangen und das werde ich ihm niemals verzeihen können. Ich habe panische Angst, dass die Callahan das wirklich an die Öffentlichkeit zerrt und ich wieder und wieder alles von neuem durchmachen muss.“

„Ich verstehe vollkommen, dass das hart für dich wäre, aber vielleicht wäre das auch gar nicht so schlecht“, Mia sieht mich mit finsterer Miene an. „Dieser Blake ist nie für das bestraft worden, was er dir angetan hat. Deine Eltern auch nicht, obwohl sie es wirklich verdient hätten.“

Schnell schüttle ich den Kopf.

„Nein. Selbst, wenn die alten Filmaufnahmen noch existieren sollten, was man darauf sieht, ist eindeutig. Vielleicht erhält Sidney eine Bewährungsstrafe, weil er sich an einer Minderjährigen vergangen hat, aber am Ende wird jeder sagen, dass ich ihn verführt habe und selbst schuld war. Ich kann nicht beweisen, dass er mich unter Drogen gesetzt hat, ich kann nicht beweisen, dass ich das alles nicht wollte. Einzig für die Presse wäre es ein gefundenes Fressen, solange, bis jemand die nächste Sau um die Häuser treibt. Es ist vorbei, ich werde drüber wegkommen und irgendwann hören auch die Alpträume wieder auf, versprochen.“

Sie schweigt daraufhin, aber ihr Blick sprich Bände. Sie teilt meine Meinung nicht, aber das muss sie auch nicht.

„Ich habe dich bei Sam als Setfotografin empfohlen“, sagt sie plötzlich und wechselt damit abrupt das Thema. „Er will dich in den nächsten Tagen mal anrufen.“

Samuel Turner ist der Regisseur, mit dem Mia zusammenarbeitet, ein ziemlich junger Typ noch und so, wie sie über ihn spricht, auch ein ziemlich toller Mensch.

„Danke“, antworte ich überrascht und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Wenn das klappen würde …“

„Naja, wenn du dich von deiner besten Seite zeigst“, Mia zwinkert mir zu und steht auf. „Ich leg mich noch ein Stündchen hin, ich muss heute erst gegen elf ins Studio.“

„Schlaf gut Mia … und danke für alles, ich hab dich auch lieb.“

Sie lächelt, drückt mir noch kurz die Schulter und schlurft zurück in ihr Schlafzimmer.

Setfotografin beim Film, das wäre wirklich nicht übel. Mal was Neues und man lernt jede Menge Leute kennen. Jedenfalls um Welten besser, als sich als Paparazzo durchzuschlagen. Ich habe nur kurz mit dem Gedanken gespielt, es aber schnell wieder verworfen. Es ist ein widerliches Geschäft, Leuten aufzulauern und ihnen das letzte bisschen Privatleben zu klauen. So tief könnte ich nie sinken …

Zwei

Ethan

Angenehme zweiundzwanzig Grad Celsius umwehen mich, als ich in Los Angeles aus dem Flugzeug steige. Nicht schlecht für Anfang November. Ich atme tief durch, genieße die warmen Strahlen der Sonne auf meinem Gesicht und streife meine Jacke ab. Kein Vergleich mit New York, welches sich bei meinem Abflug mit Dauerregen und feuchter Kälte von seiner schlechtesten Seite gezeigt hat.

So wie es aussieht, bin ich dabei, meine Zelte in New York abzubrechen. Die Callahans haben es tatsächlich geschafft, mich an der Ostküste zur Persona non Grata werden zu lassen und auch die von langer Hand geplante Ausstellung in der weltberühmten Gleeson- Galerie in L.A. steht auf der Kippe.

Nach endlosem Hin und Her hat sich Peter Gleeson, der zweite Geschäftsführer der Galerie, dazu herabgelassen, sich mit mir zum Lunch zu treffen. Ich weiß nicht, was mich erwartet und ich hasse es, so im Ungewissen zu schweben. Wenn die mich hier auch nicht wollen, kann ich wahrscheinlich nur noch nach Europa auswandern oder mein Geld wirklich als Anstreicher verdienen.

Müde greife ich meine Tasche vom Gepäckband, verlasse das Flughafengebäude und winke mir ein Taxi heran. Seit mehr als vierundzwanzig Stunden bin ich auf den Beinen, der lange Flug, auf dem ich vor Nervosität kein Auge zubekommen habe, steckt mir in den Knochen. Hier ist es elf Uhr morgens, ich habe gerade genug Zeit, im Hotel einzuchecken, mich frisch zu machen und um dreizehn Uhr zum verabredeten Mittagessen aufzuschlagen.

Peter Gleeson hat für den Lunch in einem sauteuren Fünfsternerestaurant auf dem Hollywood Boulevard reserviert. Ich habe ihm die Wahl des Restaurants überlassen, obwohl die Einladung von mir kam, denn ich will ja schließlich was von ihm. Allerdings erwartet mich, als ich gerade noch pünktlich um drei Minuten vor ein Uhr dort erscheine, eine Frau, die mich regelrecht umhaut.

„Catherine Gleeson“, stellt sie sich vor, kurz und prägnant, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mister Prince.“

Die Galeriebesitzerin höchstselbst also und wow, was für eine Erscheinung! Im ersten Moment bin ich sprachlos. Sie ist eine Frau im besten Alter, hat die fünfzig schon um einiges überschritten. Ihren massigen Körper verhüllt ein schwarzes, zeltartiges Gewand mit großen, farbenprächtigen Ornamenten und als sie sich zur Begrüßung erhebt, sind wir fast auf Augenhöhe. Sie muss gut einen Meter achtzig groß sein und ihr Körpervolumen ist enorm. Ihr Händedruck ist fest, sehr fest für eine Frau. Ausdrucksstarke braune Augen hat sie, die mich neugierig mustern.

Diese Frau kann ich überhaupt nicht einschätzen und das verunsichert mich mittlerweile richtig. Catherine Gleeson ist eine im wahrsten Sinne des Wortes beeindruckende Frau und mir ist bereits in der ersten Sekunde klar, dass mich mein Charme und meine Verführungskünste hier keinen Meter weit bringen werden.

Ich schlucke, stottere noch einmal meinen Namen und wie sehr die Freude auch auf meiner Seite ist und nachdem sie wieder Platz genommen hat, setze ich mich fast schon ein wenig eingeschüchtert zu ihr in die Nische, die uns perfekt vom allzu regen Betrieb im Restaurant abschirmt.

Nach ein wenig Smalltalk, der fast ausschließlich von ihr bestritten wird und nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben haben, kommt sie ohne Umschweife zur Sache.

„Sie waren sehr erfolgreich an der Ostküste?“, fragend sieht sie mich an und ich nicke bestätigend und nehme einen großen Schluck von meinem Drink. Ich bin so nervös, dass meine Hand zittert wie bei einem Alkoholiker. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass meine gesamte Zukunft von diesem Gespräch abhängt. Mrs. Gleeson registriert meine Unsicherheit mit einem Lächeln und plötzlich liegt ihre große Hand auf meiner. Irritiert sehe ich sie an, doch in ihren Augen ist nichts, was man als plumpe Anmache deuten könnte. Im Gegenteil, in ihrem Gesicht macht sich Belustigung breit, ich scheine sie zu amüsieren.

„Kein Grund zur Aufregung“, sagt sie und tätschelt meine Hand ein wenig. „Ich weiß, wie ich auf Leute wirke, aber ich versichere Ihnen, ich beiße nicht.“

Jetzt reißt sie ihren breiten Mund mit den vollen Lippen auf bis zum Anschlag und stößt ein lautes, grollendes Lachen aus. Kurz überlege ich, in Deckung zu gehen, damit sie mich nicht verschlingt, doch das Lachen ist ansteckend und kurze Zeit später das Eis zwischen uns gebrochen.

Während des wirklich exzellenten Essens erzählt sie mir von ihrem Urgroßvater, der die Gleeson- Galerie in den zwanziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gründete und vom kleinen, nur mittelmäßig begabten Maler zu einem der bedeutendsten Kunsthändler seiner Zeit aufstieg. Catherine Gleeson führt die Galerie in der vierten Generation und so ganz nebenbei erfahre ich, dass der ominöse Peter Gleeson, mit dem ich eigentlich verabredet war, ihr Sohn ist.

Meinen Werdegang kennt sie bereits in groben Zügen, aber sie lässt mich erzählen und hört aufmerksam zu.

„Gut, wechseln wir das Thema“, sie schiebt ihren leeren Dessertteller von sich und scheint mit einem Mal wie ausgewechselt. Unter ihrem prüfend über mich gleitenden Blick komme ich mir vor wie ein Tier in der Falle.

„Sie haben sich sicherlich gewundert, mich hier vorzufinden und nicht meinen Sohn.“

„Ein wenig schon“, gebe ich zu und beiße mir im letzten Moment auf die Zunge, um nicht noch eine kleine Schleimerei hinterherzuschieben. Mir ist klar, dass ich bei ihr damit auf Granit beißen würde.

„Nun, Alexander Callahan hat mich monatelang bearbeitet, um mir Ihre Bilder schmackhaft zu machen. Aber nachdem er plötzlich alles Mögliche unternimmt, um mich davon zu überzeugen, Sie nicht bei mir ausstellen zu lassen, wollte ich Sie persönlich kennenlernen. Vor allem wollte ich Ihre Version der Story hören.“

Story? Welche Story? Was zum Teufel verbreitet Alexander über mich? Wütend schnappe ich mein fast volles Glas, kippe den exquisiten Rotwein auf Ex in mich hinein und knalle es so fest auf den Tisch zurück, dass es wahrscheinlich nur durch ein Wunder heil bleibt.

„Was hat er Ihnen erzählt, Mrs. Gleeson? Dass ich ein undankbarer Arsch bin und ihm nach allem, was er für mich getan hat, die Frau ausspannen wollte?“

Das ist ein Schuss ins Blaue, aber als ich ihren Gesichtsausdruck sehe, weiß ich, dass ich einen Volltreffer gelandet habe. Ich kann mich nicht mehr halten und lache los, allerdings klingt das alles andere als fröhlich. Catherine Gleeson legt ihre Hand auf meinen Arm und seltsamerweise beruhigt mich diese Geste ein wenig.

„Wie ich bereits sagte, ich möchte Ihre Version der Geschichte hören“, sie zwinkert mir aufmunternd zu und plötzlich brechen sämtliche Dämme bei mir weg. Ich rede mir alles von der Seele, die verfahrene Situation mit den Callahans, ihr mieses Spiel mit Lily und mir, infolge dessen ich die Frau, die ich liebe, verloren habe. Als ich fertig bin, hänge ich auf meinem Stuhl wie ein nasser Sack. Es hat gut getan, mir alles von der Seele zu reden, aber jetzt schäme ich mich für meinen Ausbruch vor einer vollkommen Fremden und winke nach dem Kellner.

„Es tut mir leid, Mrs. Gleeson, normalerweise ist es nicht meine Art, fremde Menschen mit meinen Problemen zu belästigen. Ich werde jetzt zahlen und verschwinden. Am besten vergessen Sie das hier ganz schnell wieder.“

Mit einer lässigen Handbewegung verscheucht Catherine Gleeson den Kellner, der dienstbeflissen an unseren Tisch herangetreten ist und gießt mir Wein nach.

„Wissen Sie, ich kenne Alexander Callahan schon seit vielen Jahren und ehrlich gesagt, ich kann ihn nicht leiden. Dass er aus den jungen Künstlern, die er fördert, Profit schlägt und ihnen Knebelverträge aufzwingt, wusste ich bisher nicht, aber es bestätigt mich in meiner Meinung über ihn. Er hat vielleicht einen langen Arm an der Ostküste, aber bis hierher reicht der nicht.“

Sie dreht ihr Weinglas zwischen ihren Händen hin und her, dann verzieht sich ihr großer Mund zu einem wahrhaft diabolischen Grinsen.

„Es wird mir eine Freude sein, dem lieben Alexander so richtig eine reinzuwürgen. Ich mag Sie, Ethan. Ihre Bilder sind zwar nicht das, was wir normalerweise im Programm haben, aber sie verkaufen sich sehr gut. Ich bin in erster Linie Geschäftsfrau und ich wäre verrückt, wenn ich mir dieses Geschäft durch die Lappen gehen lassen würde. Die Ausstellung wird also wie geplant stattfinden.“

Völlig perplex starre ich sie an und stottere:

„Ich … ich habe auch noch andere Bilder … richtige … ohne Sex und anatomische Einzelheiten, allerdings war Alexander der Meinung, dass sie zu belanglos sind, um …ich … bitte entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht …“, ich breche ab und schaffe es gerade noch, ein:

„Danke, vielen Dank, Mrs. Gleeson“, hervorzuwürgen, ehe mir die Stimme wegbricht.

Catherine Gleeson drückt mir mein Glas in die Hand und stößt mit ihrem eigenen leicht dagegen.

„Ich werde mir Ihre ‚richtigen Bilder‘ ansehen“, sagt sie lächelnd. „Und bitte, nennen Sie mich Catherine.“

Drei

Lily

Mia und ich bummeln Arm in Arm über den berühmten Rodeo Drive in Beverly Hills. Arme Schlucker wie ich, die nicht über ein gut gefülltes Bankkonto verfügen, können sich hier nur die Nasen an den Schaufenstern von Gucchi, Valentino, Tiffanys und Co plattdrücken, aber gesehen haben muss man diese Welt einfach einmal.

Ein wahrer Laufsteg der Eitelkeiten ist das hier, ich bekomme meine Kamera kaum vom Auge. Aufgetakelte Blondinen mit Schlauchbootlippen und Silikonbrüsten findet man hier ebenso wie klassische Understatement- Reiche und zahllose Touristen auf der Jagd nach Prominenten. Wie Großwildjäger sitzen sie in Bussen, die im Schritttempo die Straße entlangrollen, immer in der Hoffnung, einen guten Schuss vor die Linse zu bekommen.

„Sieh mal, da … da drüben, ist das nicht …“, Mia quiekt plötzlich in den höchsten Tönen und fuchtelt mit ihrem Finger aufgeregt vor meiner Nase herum. Ich sehe angestrengt in die Richtung, die sie mir zeigt und muss grinsen.

„Ja, das ist Leo di Caprio“, sage ich und gemeinsam beobachten wir, wie der Star, von Bodyguards abgeschirmt und von Paparazzi umringt, in einen schwarzen SUV mit getönten Scheiben steigt und davonfährt.

„Leonardo di Caprio“, haucht Mia fassungslos. „Ich hab tatsächlich Leonardo di Caprio gesehen.“

„Das hast du“, bestätige ich lachend. „Und bald wirst du mit Nick Bradley und Jessie Holloway zusammenarbeiten. Die sind mindestens genauso berühmt wie der gute Leo und wenn du dann jedes Mal in Ehrfurcht erstarrst, wenn du einen der beiden mit Makeup zukleistern sollst, suchen die sich jemand anderen für die Maske.“

„Du bist doof“, schmollt Mia und haut mir beleidigt den Ellbogen in die Rippen. „Das war mein erster echter V.I.P. hier in L.A., vor lauter Arbeit bin ich nicht dazu gekommen, mich mal ein wenig umzusehen in der Stadt.“

„Na komm schon, Süße“, bettle ich um gut Wetter. „Auf den Schreck lade ich dich auf einen Kaffee ein, irgendwo da vorn habe ich ein Starbucks gesehen.“

Auf dem Weg zum Café kommen wir an der berühmten Gleeson- Galerie vorbei und ich muss schlucken. Ethan sollte hier ausstellen, irgendwann in diesem Herbst, aber wahrscheinlich ist das längst geschehen und vorbei. Neugierig werfe ich einen Blick durch eins der großen Schaufenster ins Innere und sehe großformatige Bilder in grau- weiß, die seltsam kalt und unpersönlich auf mich wirken.

„Das ist so gar nicht mein Fall“, ich drehe mich zu Mia um, doch die ist schon ein Stück voraus gelaufen und bedeutet mir, endlich in die Pötte zu kommen. In diesem Moment verlässt eine sehr große und für diesen Teil L.A.‘s völlig untypisch dicke Frau die Galerie und ich stoppe kurz, um nicht in sie hineinzulaufen. Wir lächeln uns an und bitten beide fast zeitgleich um Entschuldigung. Im nächsten Moment jedoch möchte ich am liebsten im Erdboden versinken, denn der Mann, der ihr die Tür aufgehalten hat, kommt ihr nach und ich starre fassungslos in die vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen von Ethan Prince.

Ethan

Catherine Gleeson hat mich zur Galeriebesichtigung eingeladen. Dabei lerne ich endlich auch ihren Sohn Peter kennen und wie es aussieht, sind wir uns auf Anhieb sympathisch. Er ist wie ich Anfang dreißig sein, hat Kunstgeschichte und Literatur studiert. Wir haben sofort einen Draht zueinander und gehen nach ein paar kurzen Förmlichkeiten gleich zum ‚du‘ über.

Von außen wirkt die Gleeson- Galerie nicht sonderlich spektakulär, doch das muss sie auch nicht. Sie ist auch ohne große Auffälligkeiten weltberühmt. Die hohen Schaufenster und der relativ schmale Eingang vermitteln im ersten Moment den Eindruck eines normalen Ladengeschäftes, doch ist man über die Schwelle getreten, wähnt man sich in einem weitläufigen, lichtdurchfluteten Museum für moderne Kunst. Über drei Etagen kann man Gemälde, Fotografien und Skulpturen bestaunen und erwerben.

Peter führt mich in einen Raum im ersten Obergeschoss. Er ist riesig und an den Wänden hängen Bilder von Burt Summers, einem meiner Lieblingsmaler. Begeistert gehe ich von einem Bild zum nächsten und lasse die Farben und Formen auf mich wirken. Peter reißt mich schließlich aus meiner Verzückung.

„Und? Denkst du, du bekommst die Wände hier voll mit deinen Bildern? Wir haben dich gleich im Anschluss an Summers eingeplant.“

„Das wird mein Raum?“, frage ich überrascht und freue mich wie verrückt. „Das ist mit Abstand der größte Ausstellungsraum, den ich je hatte. Und dann auch noch gleich nach Burt Summers, ich kann’s gar nicht glauben!“

„Endlich mal jemand, den man noch mit etwas beeindrucken kann“, macht sich Peter über meinen Gesichtsausdruck lustig. „Meine Mutter war übrigens sehr angetan von den Farbfeldmalereien und den abstrakten Sachen, die du ihr gezeigt hast. Sie findet, sie bilden einen guten Kontrast zu dem schlüpfrigen Zeug, dass du sonst so malst und möchte, dass du ein paar von ihnen mitbringst.“

„Ich komme mir grad ein wenig vor wie bei der Weihnachtsbescherung“, ich drehe mich noch einmal um meine eigene Achse und lehne mich gegen einen der Pfeiler, die die hohen Decken abstützen. „Bisher hat sich niemand wirklich für meine anderen Werke interessiert. Alexander Callahan war der Meinung, dass sie nicht gut genug sind und sich nicht verkaufen.“

„Alexander Callahan kann mich mal kreuzweise“, Catherine Gleeson kommt die Treppe herauf und bleibt neben mir stehen. „Ich wette darauf, dass Ihre ‚richtigen Bilder‘, wie Sie sie nennen, ebenso guten Absatz finden werden wie der Sexkram.“

„Ihr Wort in Gottes Ohr“, stoße ich hervor. „Ich habe dieses Zeug wie am Fließband produziert und ehrlich gesagt ertrage ich den Anblick von Genitalien auf Leinwänden vor mir kaum noch.“

Sie stößt ihr unverwechselbar heiseres Lachen aus, hakt sich bei mir unter und zieht mich in Richtung Treppe.

„Kommen Sie, Ethan. Wir besprechen die Auswahl der Bilder in Ruhe beim Mittagessen.“

Unten halte ich ihr die Tür auf, lasse sie an mir vorbeigehen und bemerke aus den Augenwinkeln, dass sie gerade noch haarscharf einem Zusammenstoß mit einer Frau entgangen ist. Als ich mich umdrehe und fragen will, ob alles in Ordnung ist, trifft mich beinahe der Schlag, denn wie aus dem Nichts steht plötzlich Lily vor mir.

Lily … sie ist hier … in L.A. … ich brauche ein bisschen, bis ich richtig begreife, was hier gerade abgeht. Reflexartig mache ich einen Schritt auf sie zu, will sie in den Arm nehmen, sie festhalten und nie wieder weglassen. Ihre Augen leuchten auf, als sie mich erkennt, ganz sicher, aber nur den Bruchteil einer Sekunde, dann entgleisen ihre Gesichtszüge und bekommen etwas Gehetztes, Panisches. Ehe ich reagieren kann, stößt sie mich beiseite, rennt durch den fließenden Verkehr über die Straße und springt in eins der Taxis, die dort auf Abruf stehen. Entgeistert sehe ich dem davonfahrenden Wagen nach und gerade, als mir klar wird, dass ich sie schon wieder verloren habe, bricht ein Donnerwetter über mich herein.

„Du verdammtes Arschloch, reicht es noch nicht, was du ihr angetan hast? Musst du ihr auch noch hierher folgen? Sieh bloß zu, dass du Land gewinnst!“

Ich starre auf die Frau, die sich vor mir aufgebaut hat, rothaarig, sommersprossig, tolle Figur … ich hab sie mit ziemlicher Sicherheit schon mal gesehen, aber ich weiß nicht, wo ich sie hinstecken soll.

Ich bin nicht der Schnellste heute, Lilys Auftauchen hat mir das Gehirn vernebelt und nur ganz langsam sickert mir die Erkenntnis ins Hirn, dass das Lilys Freundin Mia, die Schminktussi vom Fernsehen, sein muss, die mich lautstark beschimpft. Am liebsten würde ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen. Ich Idiot, wieso bin da nicht schon längst selbst drauf gekommen? Lilys beste Freundin hat einen Job hier in der Stadt und wollte von Anfang an, dass sie mit nach L.A. kommt.

„Mia, auch wenn du mich gerade abgrundtief hasst, bitte sag mir, wo ich sie finden kann“, ich greife nach ihrem Arm, doch sie schlägt meine Hand beiseite und wirft mir einen abfälligen Blick zu.

„Du bist echt das Letzte, Prince! Das du es nach allem was du dir geleistet hast wagst, auch nur daran zu denken! Du bist so ein … so ein …“

Ihre Stimme schnappt über und ich bin froh, dass sie für den Moment verstummt, denn die ersten Leute drehen ihre Köpfe nach uns um und verfolgen neugierig die Szene, die wir hier aufführen. Catherine Gleeson scheint tatsächlich auf dem Sprung, um sich schützend zwischen mich und die Furie Mia zu werfen. Aus dem Galerieeingang heraus beobachtet Peter das Ganze und unterdrückt mühsam das Lachen.

„Vielleicht sollten wir das drinnen in Ruhe klären“, sagt er beschwichtigend und lässt seinen Blick neugierig zwischen Mia und mir hin- und herwandern.

Die hat ihre Stimme wieder im Griff und blafft:

„Da gibt es nichts zu klären. Halte dich von Lily fern, sonst kriegst du es mit mir zu tun!“

Sie nimmt denselben Weg über die Straße wie Lily, schnappt sich ein Taxi und fährt davon.

„Was hast du denn verbrochen?“, Peter schlägt mir die Hand auf die Schulter und lacht los. „Die Lady hat Temperament, die musst du mir bei Gelegenheit mal vorstellen.“

Mir ist nicht zum Lachen. Ich zittere am ganzen Körper und könnte kotzen, so schlecht ist mir. Lily war zum Greifen nah und ich habe es vergeigt. Ich will doch nur mit ihr reden, versuchen, die Missverständnisse zwischen uns aus der Welt zu schaffen. Verdammt, sie fehlt mir so sehr. Catherine bemerkt, dass mit mir ganz und gar nichts in Ordnung ist und dirigiert mich zurück in die Galerie.

„Er braucht einen Schnaps“, sagt sie zu ihrem Sohn, dem ich für sein dämliches Grinsen am liebsten eine reinhauen würde. Peter führt mich in sein Büro, gießt mir einen großzügig bemessenen Scotch ein und sieht seine Mutter fragend an.

„Nicht für mich“, lehnt sie ab. Peter zuckt mit den Schultern und gönnt sich auch eine Fingerbreite von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Ich leere mein Glas in einem Zug und lasse mich auf einen Stuhl fallen.

„Ich bin so dämlich“, stoße ich hervor. „Ich hätte wissen müssen, dass sie hier ist, bei Mia.“

„Ich gehe also recht in der Annahme, dass es sich bei meinem Beinahezusammenstoß um Ihre verlorengegangene Freundin gehandelt hat?“, Catherine sieht mich fragend an und ich nicke niedergeschlagen.

„Ich habe vollkommen vergessen, dass ihre beste Freundin einen Job beim Film hat. Wo hätte Lily auch sonst hingehen sollen.“

„Würde mich mal jemand aufklären?“, schaltet sich Peter ein. „Worum geht es hier eigentlich?“

Catherine gibt ihm eine kurze Zusammenfassung, allerdings lässt sie taktvollerweise gewisse Dinge über Lily aus. Peter sieht mich verständnislos an.

„Na und warum sitzt du dann noch hier? Was hindert dich daran, hinzufahren und sie dir zurückzuholen?“

Ich vergrabe den Kopf in meinen Händen und raufe mir die Haare.

„Was mich daran hindert?“, stöhne ich. „Ich kenne weder Mias Nachnamen, geschweige denn weiß ich, wo sie wohnt. Das Einzige, was ich weiß ist, dass sie als Maskenbildnerin bei einer Filmproduktion arbeitet.“

„Sehr schlechte Karten, Prince“, Peter hebt fragend die Scotchflasche, doch ich lehne ab. Ich würde mich liebend gern volllaufen lassen, allerdings hilft mir das gerade keinen Meter weiter.

„Sie arbeitet bei einer Low- Budget- Produktion mit, Science Fiction oder Fantasie, keine Ahnung. Soweit ich weiß, sind die noch in den Vorbereitungen. Der Regisseur ist wohl relativ unbekannt, aber es sollen ein paar hochkarätige Leute mitspielen.“

„Wie der Regisseur heißt oder der Film weißt du natürlich auch nicht?“

„Natürlich nicht, Mia hat da ein ziemliches Geheimnis draus gemacht. Überhaupt hab ich sie in New York nur ein einziges Mal getroffen und sie hat mir schon damals unverblümt klargemacht, was sie von mir hält.“

„Es geht doch nichts über ein ordentliches Badboy- Image“, Peter grinst wissend und ich könnte wetten, dass auch er so einiges auf dem Kerbholz hat. „Naja, ich werde mich mal umhören, ich kenne da ein paar Leute, die ich fragen kann.“

„Danke für deine Hilfe, Peter“, sage ich, immer noch ziemlich niedergeschlagen, denn große Hoffnung mache ich mir nicht. Es gibt so unendlich viele Filmproduktionen hier, das alles ist, als würde man die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen.

Lily

Ethan so unvermittelt gegenüberzustehen, veranlasst mein Herz, kurz stehenzubleiben. Dann stolpert es über seine eigenen Füße und rast so schnell los, dass ich es fast nicht aushalte.

Aber nicht das Herzrasen hebelt mich am Ende aus. Am Schlimmsten ist es, seine Augen aufleuchten zu sehen und die fassungslose Freude in seinem Gesicht als er mich erkennt.

- Ende der Buchvorschau -

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