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Süßer die Glocken nie klingen Vor Weihnachten neigte Roberto von Mierenbach stets zu Nachdenklichkeit. Manchmal war Geld eher ein Fluch als Segen. Welcher von seinen Freunden mochte ihn bloß wegen seiner Moneten? Das würde er wohl erst rausfinden, wenn er irgendwann unter einer Brücke landete. Nicht, dass er darauf scharf wäre. Im Laufe der Feiertage passierte einiges, das ihn dazu veranlasste, manche Dinge in anderem Licht zu sehen. Silvesternachlese Ezekiel war ganz schön angepisst über Robertos Abgang mitten in der Silvesterparty. Ihm stand zwar reichlich Personal zur Seite, dennoch: Es war ein gewaltiger Unterschied, ob man die Verantwortung teilte oder allein trug. Letztendlich stellte es sich als Glücksfall heraus, da er unerwartet über einen liebenswerten Typen stolperte.
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Inhaltsverzeichnis
Süßer die Glocken nie klingen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Epilog - Der darauffolgende Dienstag
Silvesternachlese
1.
2.
3.
4.
Epilog - einige Monate später
Käufliche Liebe 22
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!
Text: Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
Fotos: Shutterstock 707831452, Depositphotos_49116945_M, Depositphotos_35438381_M
Coverdesign Lars Rogmann
Korrektur: Aschure. Danke!
Kontakt:https://www.sissikaipurgay.de/
Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
c/o Autorenservice Karin Rogmann
Kohlmeisenstieg 19
22399 Hamburg
Vor Weihnachten neigte Roberto von Mierenbach stets zu Nachdenklichkeit. Manchmal war Geld eher ein Fluch als Segen. Welcher von seinen Freunden mochte ihn bloß wegen seiner Moneten? Das würde er wohl erst rausfinden, wenn er irgendwann unter einer Brücke landete. Nicht, dass er darauf scharf wäre. Im Laufe der Feiertage passierte einiges, das ihn dazu veranlasste, manche Dinge in anderem Licht zu sehen.
~ * ~
Missmutig betrachtete Roberto den Kostenvoranschlag des Dachdeckerbetriebes. Verdammt! Er wollte kein neues Haus bauen, sondern bloß die Pfannen und Isolierung erneuern lassen. Zwar schwamm er in Geld, was aber nicht hieß, dass er es zum Fenster rauswarf. Apropos: Die mussten ebenfalls durch neue ersetzt werden.
Mit Schwung drehte er seinen Sessel herum und guckte nach draußen. Der Himmel war grau, passend zu seiner Stimmung. Wozu taugte der ganze Reichtum, wenn man davon keine gute Laune kaufen konnte? Ein Klopfen an der Bürotür veranlasste ihn, sich zurück zum Schreibtisch zu wenden. Seine rechte Hand, Ezekiel Rosenbaum, schaute herein.
„Ein Herr Janosch Fritz steht vor der Tür und behauptet, einen Termin mit dir zu haben“, verkündete Ezekiel.
Roberto runzelte die Stirn. Das war wohl der Typ, den sein Freund Gregor ihm auf den Hals hetzen wollte. Irgend so ein Sanitär-Fritze. „Okay. Lass ihn rein.“
Neulich hatte er sich mit Gregor und dessen Betthasen zum Essen getroffen. Dabei war er auf sein aktuelles Projekt zu sprechen gekommen, die Sanierung von drei Wohnblocks. Die Verwaltung seiner Immobilien überließ er seinen Angestellten, doch bei großen Investitionen mischte er selbst mit. Jedenfalls insoweit, dass hohe Ausgaben seiner Genehmigung bedurften. Vertrauen war gut, Kontrolle jedoch besser.
Gregors Partner kannte jemanden, der in einer Sanitärfirma arbeitete und meinte, dass dieses Unternehmen bestimmt ein günstiges Angebot unterbreiten würde. Eigentlich stand Roberto nicht auf solchen ich-kenne-einen-der-Kram, aber Gregor zuliebe wollte er sich den Typen zumindest mal ansehen. Wer wusste schon, wozu das gut war? Irgendwann benötigte er vielleicht einen Gefallen von Gregor und besaß dann ein geeignetes Druckmittel. So funktionierte die Welt nun mal.
Inzwischen war Ezekiel wieder verschwunden und mit einem Jungspund im Schlepptau zurückgekehrt. Der Typ trug einen Anzug von der Stange, hatte ein unverbrauchtes Gesicht - wie fast alle in diesem Alter - und ein schönes Lächeln.
„Herr Janosch Fritz“, meldete Ezekiel den Besucher formell.
„Setzen Sie sich“, forderte Roberto den Mann auf und an Ezekiel gewandt: „Bring uns bitte Kaffee.“
„Danke, für mich nicht. Wasser wäre mir lieber“, erwiderte Fritz.
Stumm neigte Ezekiel den Kopf und schloss die Tür hinter sich. Seit neuestem neigte sein Sekretär zu unterkühltem Verhalten. Wahrscheinlich hätte er besser die Finger von Ezekiel gelassen. Tja, dumm gelaufen. Notfalls musste er eine Personalentscheidung treffen, wenn sich Ezekiel noch weiter in die Rolle des verlassenen Liebhabers reinsteigerte.
Mittlerweile hatte Fritz auf dem Stuhl vorm Schreibtisch Platz genommen, eine Mappe auf dem Schoß. Wirklich ein hübsches Kerlchen. Braune Augen mit langen Wimpern, braver Seitenscheitel und - soweit er das erkennen konnte - eine schlanke, straffe Figur.
„Vielen Dank, dass Sie mich empfangen“, ergriff Fritz das Wort. „Bestimmt stehen bei Ihnen die Lieferanten Schlange. Umso mehr weiß ich es zu schätzen.“
Was für ein Schleimer. Innerlich verdrehte Roberto die Augen. „Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Hat Gregor Sie über die Größenordnung des Projektes unterrichtet?“
„Selbstverständlich. Dreimal je fünfzig Wohneinheiten sind mit neuen Bädern auszurüsten. Ich habe …“ Ezekiels Eintreten unterbrach Fritz‘ Ausführungen. Mit übertrieben blasierter Miene stellte sein Sekretär eine Tasse Kaffee sowie ein Glas mit einem Fläschchen Mineralwasser auf den Tisch und ließ sie wieder allein. Fehlte nur noch, dass Ezekiel demnächst anfing, in Livree herumzulaufen. Also, heiß würde das bestimmt aussehen, nur war sein Interesse leider erloschen.
Fritz schenkte sich Wasser ein, trank einen Schluck und begann von neuem: „Ich habe einige Kataloge und Preislisten mitgebracht, außerdem ein Unternehmensprofil, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben.“
Bei diesen Worten holte Fritz Unterlagen aus der Mappe und legte sie auf den Schreibtisch. Mit einer Hand griff Roberto nach der Tasse, mit der anderen nach den Papieren. Während er an seinem Kaffee nippte, blätterte er in dem obersten Heftchen. Offenbar handelte es sich um einen Familienbetrieb, denn auf dem Titelblatt stand Sani-Fritz. Nicht sehr originell, andererseits auch ziemlich einprägsam. Schließlich hatte er den Typen insgeheim als Sanitär-Fritze bezeichnet. Laut der Broschüre lieferte die Firma das gesamte Portfolio, inklusive Montage.
„Ist das nicht eine Nummer zu groß für Ihre Klitsche?“, merkte Roberto mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Wir arbeiten mit etlichen Meisterbetrieben zusammen.“
„Hm“, machte er, schob das Heft beiseite und guckte in die Kataloge. Der eine beinhaltete Standardelemente, der zweite luxuriöse Ausführungen. „Was ist mit Fliesen?“
Wortlos zog Fritz eine weitere Broschüre aus der Mappe und reichte sie ihm über den Tisch. Im Grunde überflüssig, da Roberto eine weiße Standardfliese nehmen wollte, dennoch überflog er den Inhalt. Vielleicht sollte er über einen Farbwechsel nachdenken. Kackbraun wäre eine Option, da sah man den Schmutz nicht so schnell. Oder dunkelgrün? Er klappte den Katalog zu.
„Also gut. Ich brauche von Ihnen einen Kostenvoranschlag für die Elemente sowie sämtliche Klempnerarbeiten und was sonst noch so dazu gehört.“
„Für welche Serie? Oder soll ich verschiedene Varianten anbieten? Beinhalten die Bäder Duschen oder Wannen?“, erkundigte sich Fritz.
Gute Frage. Ehrlich gesagt hatte Roberto keine Ahnung. Was er allerdings wusste war, dass ihn dieser Fritz auf gewisse Weise reizte. Es juckte ihm in den Fingern, den Typen aus der Fassung zu bringen. „Ausschließlich Duschen“, behauptete er. „Was die Serie angeht: Nehmen Sie die günstigste und eine aus dem mittleren Preissegment. Spielt die Farbe eine Rolle?“
„Nein.“ Fritz beugte sich über den Tisch, schlug zielsicher eine Seite auf und wies auf eine ockerfarbene Kloschüssel. „Was halten Sie davon?“
„Sieht aus, als hätte da jemand reingekotzt.“
„Das ist die neueste Trendfarbe“, entgegnete Fritz ungerührt, blätterte weiter und zeigte auf ein hellblaues Waschbecken. „Wie ist es damit?“
„Nicht mein Geschmack. Belassen Sie es bei weiß. Das ist zeitlos“, entschied Roberto und schob sämtliche Unterlagen zurück zu seinem Gast. „Wir sollten das morgen Abend bei einem Essen näher besprechen.“
Fritz runzelte die Stirn, nickte aber. „Sehr gern.“
„Gut. Dann um sieben im Louis C. Jacob. Bitte erscheinen Sie in Abendgarderobe.“
Das Stirnrunzeln vertiefte sich. „Alles klar.“
„Das war ein Scherz. Ziehen Sie ruhig etwas Legeres an.“ Sein Gegenüber versuchte, ein Aufatmen zu verbergen, doch Roberto entging es nicht. Schmunzelnd lehnte er sich zurück. „Es könnte sein, dass unsere Besprechung etwas länger dauert. Nur vorab zur Info.“
Stumm nahm Fritz das zur Kenntnis, beförderte alle Unterlagen zurück in die Mappe und leerte das Glas. „Dann will ich Sie nicht weiter aufhalten.“
„Ezekiel bringt Sie raus.“ Roberto griff nach dem Telefonhörer und wählte eine interne Nummer. „Herr Fritz möchte gehen“, verkündete er, sobald Ezekiel abgenommen hatte.
„Sehr wohl, Herr von Mierenbach“, antwortete der Blödmann.
Kurz darauf hatte Roberto sein Büro wieder für sich allein. Als erstes nahm er Kontakt mit einem seiner Angestellten auf, um herauszufinden, was in den Bädern benötigt wurde. Der Mann schickte ihm unverzüglich eine Aufstellung per Mail. So ganz verkehrt hatte er mit seiner Annahme nicht gelegen. Bis auf zehn Wohnungen waren alle nur mit Duschen ausgestattet. Als nächstes rief er im Hotel Louis C. Jacob an und reservierte einen Tisch sowie ein Doppelzimmer. Letzteres für den Fall, dass der gute Herr Fritz bereit war, für einen lukrativen Auftrag die Beine breit zu machen oder eher auf alle Viere zu gehen. Roberto bevorzugte nämlich den Doggystyle.
Nachdem das erledigt war, wandte er sich wieder dem Dachdecker zu. Erneut nahm er den Telefonhörer in die Hand, diesmal um die Firma anzurufen und eine Überarbeitung der unverschämten Offerte zu fordern. Danach beauftragte er Ezekiel, bei zwei weiteren Unternehmen Angebote einzuholen.
Bei der Gelegenheit wusch er seinem Sekretär den Kopf. „Mein lieber Ezekiel. Du willst mich doch nicht zwingen, über einschneidende Maßnahmen nachzudenken, nicht wahr?“
„Drohst du mir etwa?“, fragte Ezekiel kühl.
„Iwo. Das ist nur eine freundliche Ermahnung.“
Sein Sekretär legte einfach auf. Hätte er vorher gewusst, wie zickig Ezekiel sein konnte … ach, egal. Es war eben passiert. Sie hatten eine wirklich gute Zeit miteinander gehabt. Ezekiel ließ sich hervorragend vögeln und besaß viel Humor. Letzterer war dem Mann anscheinend abhandengekommen. Seit Sex passé war, hatte er Ezekiel nicht mehr lachen hören. Sollte ihm das zu denken geben? Ach, nein. Er brauchte seinen Kopf für wichtigere Dinge, als für eingeschnapptes Personal.
Beispielsweise dafür, ein Gutachten über den Zustand der Fundamente der zu sanierenden Gebäude zu lesen. Auch dort bestand Handlungsbedarf. Das beschäftigte ihn eine ganze Weile. Letztendlich übertrug er diese Aufgabe an einen seiner Ingenieure, der das nötige Fachwissen für solche Maßnahmen besaß. Roberto wusste, wo seine Grenzen lagen und war vernünftig genug, um sich das einzugestehen. In jüngeren Jahren hatte er zu Selbstüberschätzung geneigt und daraus seine Lehren gezogen.
Er klappte das Notebook zu und drehte sich zum Fenster. Auf der Elbchaussee herrschte dichter Verkehr, wie eigentlich ständig. Kaum zu glauben, dass die Grundstückpreise in solcher Lage enorm hoch waren. Allerdings merkte man auf der dem Garten zugewandten Hausseite kaum etwas von dem Straßenlärm und hatte vom oberen Geschoss Blick auf die Elbe.
Roberto war in diesem Haus aufgewachsen. Er liebte das alte Gemäuer, obwohl die Erinnerungen an seine Kindheit nicht alle schön waren. Daran trug aber das Gebäude keine Schuld, sondern nur dessen Bewohner. Seine Eltern waren sehr reservierte Personen. Warum sie unbedingt ein Kind machen mussten, entzog sich seiner Kenntnis. Vermutlich gehörte das für sie zu einer Ehe dazu.
Seine Erziehung hatten sie weitestgehend extra dafür eingestelltem Personal überlassen. Kindermädchen gaben sich die Klinke in die Hand. Erst später erfuhr Roberto den Grund dafür: Die überbordende Libido seines Vaters. Offenbar konnte sein alter Herr die Finger nicht von den Frauen lassen. Seine einzige stete Bezugsperson war die Köchin, Kunigunde, inzwischen in Rente. Sie hatte ihn mit Liebe überschüttet und oft an ihren wogenden Busen gedrückt, wenn die Welt ihm mal wieder zu grausam erschien. Ohne sie wäre er verloren gewesen.
Vor zehn Jahren hatten seine Eltern ihm die Geschäfte überlassen und sich nach Fuerteventura verdrückt. Dort genossen sie ihren Lebensabend. Von ihm aus konnten sie dort für immer bleiben, mit ihrer kaltherzigen Art. Es grenzte an ein Wunder, dass er nicht genauso geworden war. Oder täuschte das und er befand sich auf dem besten Weg dorthin?
Seufzend wischte er sich mit beiden Händen übers Gesicht. In letzter Zeit suchten ihn manchmal solche Überlegungen heim. Wahrscheinlich lag es an der Jahreszeit. Der Winter stimmte ihn stets melancholisch.
Das klingelnde Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich zum Schreibtisch, nahm den Hörer ab und bellte: „Ja?“
„Steht die Gästeliste für Samstag? Ich brauche die Anzahl der Personen für das Catering“, erkundigte sich Ezekiel.
„Bestell wie immer“, gab Roberto zurück. „Und informiere die Hamburger Tafel, dass sie am Sonntag die Reste abholen können.“
„Okay. Was ist mit den Live-Acts? Willst du sie dir vorher ansehen?“
„Nö. Du machst das schon.“
„Was ist los? Sonst bist du doch so ein Kontrollfreak.“
„Ezekiel!“, schimpfte Roberto. „Soll ich dir den Arsch versohlen?“
„Dann verklage ich dich, wegen sexueller Belästigung“, erwiderte Ezekiel trocken und beendete grußlos das Gespräch.
Grinsend, weil ihm diese Widerborstigkeit imponierte, legte Roberto auf. Trotzdem musste er demnächst mit Ezekiel ein ernstes Wort reden. In dieser Weise konnten sie auf Dauer nicht zusammen arbeiten.
Einen weiteren Nachteil - neben der Zickerei - hatte die Sache: Ihre gemeinsamen Mahlzeiten fielen aus. Ezekiel war zwar kein begnadeter Koch, brachte aber Hausmannskost gut zustande. Jedenfalls weitaus besser, als Roberto das vermochte und zudem null Lust zum Selbermachen verspürte. Er war also seit einer Weile auf Tiefkühlkost, Lieferservice oder Restaurantbesuche angewiesen. An diesem Abend begnügte er sich mal wieder mit einem Fertiggericht aus der Kühlung.
Auf der Rückfahrt ins Büro überlegte Janosch, was er seinen Eltern über den Besuch bei Roberto von Mierenbach erzählen sollte. Dummerweise hatte er den beiden mit dem vielleicht ins Haus stehendem Großauftrag den Mund wässrig gemacht. Schon blöd, wenn man seine Klappe nicht halten konnte.
Dem Familienunternehmen ging es auch ohne von Mierenbachs Geld gut, dennoch war so ein Riesenprojekt natürlich hochwillkommen. Sofern er den Auftrag an Land zog, wollten seine Eltern für ihn eine Sonderprämie und die Angestellten Boni springen lassen. Eine Finanzspritze, die er sehr zu schätzen wüsste. Er sparte fleißig auf Eigentum und würde damit ein erhebliches Stück weiter kommen.
Als er das Firmengebäude betrat, sah ihm Janine, die Empfangsdame, erwartungsvoll entgegen. Ach du grüne Neune! Offenbar hatte sich die Sache bereits rumgesprochen.
„Wie ist es gelaufen?“, wollte sie wissen.
„Ganz gut. Es ist aber noch nichts spruchreif“, wiegelte er ab, eilte zum Aufzug und hatte Glück: Die Kabine befand sich im Erdgeschoss. Das ersparte ihm weitere Fragen.
Im dritten Stock verließ er den Lift und schlich in sein Büro. Kaum hatte er sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen, sprang die Tür auf und sein Vater kam herein, dichtauf gefolgt von seiner Mutter.
„Bevor ihr fragt: Ich hab bloß nett mit von Mierenbach geplaudert“, ergriff er das Wort, bevor sie ihn löchern konnten.
Sein Vater nahm auf der Schreibtischkante Platz, seine Mutter lehnte sich in den Türrahmen und fragte: „Und wie ist dein Eindruck?“
„Schwer zu sagen. Der Typ hat ein Pokerface. Morgen Abend treffen wir uns zum Essen, um Näheres zu besprechen.“
„Wie sieht er denn aus?“, erkundigte sich seine Mutter.
„Bitte, Helene, das tut doch nichts zur Sache“, rügte sein Vater. „Außerdem brauchst du nur im Internet nachgucken.“
„Ich möchte Janoschs Einschätzung hören“, verteidigte sie sich.
„Er sieht gut aus für jemand, der die vierzig überschritten hat.“
„Was soll das denn heißen? Das ist doch kein Alter“, erwiderte seine Mutter pikiert. „Wir sind immerhin schon über fünfzig.“
„Für Janosch sind eben alle jenseits der dreißig steinalt. Ich hab damals auch so gedacht“, meinte sein Vater.
„Pft.“ Kopfschüttelnd marschierte seine Mutter davon.
„Nun mal unter uns.“ Sein Vater beugte sich etwas vor. „Wie stehen unsere Chancen?“
„Keine Ahnung. Ich soll bis morgen ein Angebot für die Elemente vorbereiten. Kann sein, dass er das nur aus reiner Höflichkeit erbeten hat.