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"Was der Laie an der Philosophie wichtig findet, ist fast immer aphoristisch." (Erwin Chargaff) Aphoristisches Philosophieren oder schräge Fehlzündungen? Kurzgeschichte des Aphorismus (Ein subjektiver Lektürebericht) Magisches oder rationales Denken? Philosophische Rhetorik Aphoristische Existenz oder existenzphilosophische Aphoristik? Psychologische Aesthetik Mischkultur : Öl in Wasser in Wein Ah, Phorismen und Antiphorismen
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Seitenzahl: 90
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Schräge Fehlzündungen
Sekundärliteratur zum Aphorismus
Kurzgeschichte des Aphorismus
Magisches oder rationales Denken?
„Aphorismen sind die Einfälle der Philosophen“
(Vauvenargues
)
Philosophische Rhetorik
Aphoristische Existenz oder existenzphilosophische Aphoristik?
Ästhetik
Mischkultur : Öl in Wasser in Wein
Für Elke, Rita und Maike
„Das Absurde, mit Geschmack dargestellt, erregt Widerwillen und Bewunderung.“ (Goethe)
Satz ohne Anlauf : Der Aphoristiker muss mit einem Wort mehr als alles und weniger als nichts zu sagen haben.
Wer die Welt sachlich sehen will, darf sie weder männlich noch weiblich noch ehelich deuten.
Bonmots dürfen auch absurd sein : unsinnig, widersinnig oder sinnwidrig. Oder gar abstrus: verworren, schwerverständlich und verborgen.
Kriegst du nicht, die du liebst, nimmst du, die dich liebt, Kerl.
Ziele, die du nicht erreichst, schießt du ab.
Hat das Kollektiv nur Mängel, wenn kollektiver Mangel herrscht?
Suchst du bei Ausländern das Abenteuer, das sie bei dir suchen?
Der Klügere gibt Aphoristikern nach.
Wäre eine Welt ohne Verbrecher ein Verbrechen an Justiz und Polizei?
Liebe : kleinster gemeinsamer Nenner von Mutterliebe, Vaterlandsliebe, Paarliebe, Tierliebe, Nächstenliebe, Feindesliebe, Affenliebe und Wahrheitsliebe.
Neoliberale Rivalität ist linksliberales Multikulti.
Den Tod fürchten stets die am meisten, die zeitlebens vorm Leben flüchten.
Echo. Gibt es nun mehr Ergoisten als Egoisten?
Sind wir Epigonen oder andere die Avantgardisten: Du ein Geistesheld oder ich ein Dummkopf?
Un-. Ist Sterben Knochenarbeit und Scharfsinn eine Unmenge an Unsinn?
Einst wurden größte Taten mit einfachsten Mitteln vollbracht, nun mit raffiniertesten Werkzeugen einfältigste Werke.
Aphorismen sind kurze Sätze mit hehrem Vorsatz zu hohem Prozentsatz an tiefen Gegensätzen
Verdienter Herr bedient sich herrlicher Knechte.
Freiheit kann zuständige Naturgesetze wechseln.
Die Liebe vereint Subjekte wie kein Begriff die Objekte.
Philosophie : Das Dunkel erleuchtet den Dünkel.
Emanzipation wünscht autoritären Missbrauch.
Das Licht der Vernunft verdunkelt mehr Nichts, dem das All entstammt, als das Licht der Welt.
Der gute Mensch säuft Wasser und lässt Wein, frisst Kot und scheißt Brot.
Freiheit ist Möglichkeit des Bettlers, Krösus zu werden, wie des Analphabeten, Einstein zu sein.
Der eine verbrüdert sich mit dem Tod durch geistige, der andere durch soziale Systeme. Sie gehen den Lebensweg aller Fleischlosigkeit.
Küssende langweilen, Beißende unterhalten.
Jeder Ackerbau war ein Babelturmbau wie sein feudaler Überbau.
Wahre Weise sind keine Wahrsager, aber binsenweissagen ihre Fälscher.
Revolution befreit auch von der Selbstbeherrschung und zur Selbstbedienung.
Der Schlechte tut oft des Guten zu viel und der Gute des Schlechten zu wenig.
Meine Leiche wiegt so viel wie alle bisherigen zusammen.
Große Sprüche trifft man leichter als kleine Aphorismen.
Legt er die Hand dafür ins Feuer, dass sie Feuer in seine Hand legt?
Mancher ist so kindisch, Erfahrungen zu scheuen, um jung zu bleiben.
Ein Mann liebt heute starke Frauen, die eine Schwäche für ihn haben.
Das Beste an meinen lieben Nächsten ist mein Wunsch, allein zu sein.
Handschuhe verhüten oder verstecken schmutzige Hände.
Du hast Geist, kannst du ein widerspenstiges Gespenst aus deinem eigenen Gespinst machen.
Hast du die Stirn, meine Stirn zu deinem Gestirn zu machen?
Das Licht der Vernunft steht im Schatten, den du wirfst, seit du das Licht der Welt erblicktest.
Du fragst nach deinen Antworten und nach meiner Verantwortung.
Die Welt hat einen Sinn − nur in einer anderen.
Alles wird erst wirklich anders mit dem Tod.
Goldenes Schweigen beredet seinen Wortschatz
Ein Bonmot nach dem andern langweilt, eine Art von Widerspruch nach der andern hält wach
Jedes Buch (re)zensiert das der Natur.
Ein Frosch sieht auf Vogel und Prinzen herab.
Kannst du bestehen, dass irgendetwas besteht, was nichts beweist und dich beständig bestürzt?
Kinder, Anfänger im Diesseits, sind Meister des Jenseits, doch Genies des Abseits nur Irre?
Nur Tote sterben, nur Lebende werden geboren.
Falscher Tadel lobt sich, wahrer Ruhm, der rügt sich.
Morgen werde ich mich wohl erinnern, dass ich gestern auf den Morgen hoffte.
Kunst : Der Inhalt bringt die Form in Form, und die Gestalt gilt als Gehalt an Gehalt.
Feuer erhellt, was es wärmt und verbrennt; das Licht der Vernunft verbrennt nicht, was es erleuchtet.
Die Moderne verhext durch Entzauberungen und ernüchtert uns durch neuartige Illusionen.
Mein Nichtstun tut dir nichts und dem Nichts genug.
Spricht der Greis das Urteil, wenn der Mann ermittelt hat, was das Kind tat oder nie tun will?
Zum Glück kommt ja immer das Pech, leider aber auch das Glück erst übermorgen.
Erkenntnis ist die ihrer Grenzen und Irrtum der über seine Grenzenlosigkeit.
Wissenschaft : Fragen beantworten Antworten so, wie Antworten nach Fragen fragen.
Man kann fanatisch tolerant und skeptisch sein.
Kritikwürdige Werke kritisieren ihre Kritiker.
Wer nie herumirrt, erkennt nichts, sonst lügt er.
Ein Künstler braucht das Werk, das ihn missbraucht und verbraucht.
Inkonsequenz : die Tatkraft der reinen Logiker.
Selbsterzwingung als Selbstverwirk(lich)ung.
Eher ist eine Wüste ohne Oase als eine Oase ohne Wüste. Oasen verwüsten keine Wüsten.
Unsere Nächsten sind hinter unseren Spiegeln.
Wer ein Leben ohne Wagnisse wagt, stürzt sich tollkühn in ewige Ruhe.
Manche Nussknacker sind die härtesten Nüsse.
Vielleicht fürchtet der Mensch die Lebensmitte im Jenseits, vielleicht stirbt man erst dort.
Noch im Ergriffensein habe ich begriffen, darin längst begriffen zu sein.
Wer seiner Zeit voraus ist, vergeht auch mit ihr.
Offline sind wir auch nicht unberechenbarer.
Gleichheit: Souveränität ist souverän bestreitbar
Geist ist das Vermögen, ohne Vermögen etwas zu können, was andere mit Vermögen nicht können.
Zivilisation ist keine Naturgewaltenverwaltung.
Erbsünde ist eine behandelbare Erbkrankheit, seit Erbkrankheiten nur noch als Erbsünden von Vorfahren gelten.
Im reibungslosesten Krieg kriegt jeder seine Abreibung.
Mach´s gut, mach´s besser und am besten gar nicht(s).
Herzensbildung zählt heute zum Bodybuilding.
Schicksal behelligt auch Optimisten und Hellseher mit finsteren Mächten, die sie verdunkeln.
Parias sind Habenichtse, die von rührselig Leutseligen redselig armheilig gesprochen werden.
Gegen Bewegungsmangel hilft, vor jedem Gerede darüber immer schleunigst wegzulaufen.
Unter Sklavenpeitschen kreis(els)t du so viel um dich selbst, bis du aufrecht stehst und tanzt.
Wer faule Äpfel mit reifen Birnen vergleicht, hat nicht in jedem Fall gleich Fallobst.
Was für die Katz ist, kommt nicht auf den Hund
Alles Leben kommt aus dem Meer, doch wer angelt sich uns kleine Fische?
Gelassen sollte man sein. Hast du dich eingelassen auf ausgelassene Kinder und ihnen viel über- und nachgelassen, was zugelassen ist?
Was ist der, der sich ganz sicher unsicher ist, ob er auch ordentlich unordentlich genug ist?
Der beste Platz an der Sonne ist die Wüste, wusste schon die Bibel.
Ist ein aufrechter Gang ein Spaziergang zu Fuß oder eine Durchgangsstraße von Wo nach Wo?
Ruhe und Ordnung sind Aufruhr gegen Aufruhr
Ein Gedanke kommt selten mir, doch noch seltener zur Welt.
Wieviel mehr Geist(er) doch in der Welt wären ohne die Klugscheißer, sagen die Dummköpfe.
Nach Jahren allgemeinen Totschweigens ließe „Liebe“ sich mal wieder in den Mund nehmen.
Ein Höhepunkt ist oft der springende Tiefpunkt.
Jeder ist ein Lebenslauf auf einem Lebensweg, und sein aufrechter Gedankengang entsteht, wenn er sich selbst ein Bein stellt und kopfsteht, statt ins Wasser zu fallen, aus dem alles kommt.
Ich lasse Probleme ungelöst, um keine größeren zu kriegen, doch nur neue Probleme lösen alte.
Atheismus ist das Opium der Eliten, Volk ist das Opium der Vergötterten.
Kant : Es tut viel mehr zur Sache, zu sich als zur Sache bloß zu kommen.
Sozialismus 2000 : Konkurrenzloser Konkurs aller Konkurrenz (auch von Konkursen).
Ist unsere Lebenszeit denn die bessere Hälfte der Unsterblichkeit?
Unsterbliche sind Ungeborene, nicht Abgetriebene.
Schwarz ist der Schnee von gestern, weiß das Haar von morgen und grau der Esel von heute.
Im Weinen ist Wahrheit von Flaschen.
Kreuzen sich Christen mit dem Gekreuzigten?
Mit der Zeit vertut man sie nur, und wer nichts tut, hat ewig Zeit.
Wird normal renoviert, werden Möbel verrückt
Liebe : Deine klare Stirn sei mein guter Stern.
Üb Erfahren gelassen : Sich überfahren lassen.
Ein Doppelleben ist auch nicht länger.
Teufel vergöttern sich : Man kann nicht alles haben, aber alles kann einen mal gern haben.
Über Leben und Sterben kann man sich lebenslang totlachen.
Versetzt der Herr sich in den Knecht, um sich bewundern, fürchten oder hassen zu lassen?
Falschzeichen sind die besseren Wahrsager, und Sandbürger stecken vorm Sturm im Wasserglas den Kopf ins Wasser.
Es sind die positiven Befunde, die uns so heilsam negativ stimmen.
Geschlossene Fragen nach offenen Antworten!?
Das Wort zum Werktag spricht der arme Teufel.
Brüderlichkeit macht mir deine Probleme.
Nicht alle denken dasselbe, doch alle dasselbe nicht.
Lebenslustiges ist lächerlich. Macht Freude denn Spaß?
Alkoholiker lassen Traubensaft (länger) stehen.
Beleuchtetes kann erleuchten und einleuchten.
Hellseher sind oft Schwarz(weiß)maler.
Halt dich nicht fest an dir, wenn du fällst!
Leben heißt tausendmal einmalig sein wollen.
Liegt bei Intellektuellen der Standpunkt im Sitzfleisch?
Wer auch Hässliches lieben kann, muss Liebliches nicht hassen.
Kommunikation : Wolf und Schaf kriegen sich in die Schafswolle oder den Wolfshunger.
Werden Rosen nach Geschmack ausgewählt?
Hochkultur sieht man daran, dass sie schwindliger macht als flacher Medienschwindel.
Wilde verwilderten zu kolonisierten Siedlern.
Bloßes Überleben hat sich im Konsum überlebt.
Die Erde erwärmt sich nun für unsere coole Art.
Ewig ist nicht mal, was sich stets im Kreis dreht
„Alles hat seine Zeit“, also keine, sagt Salomo.
Schneller dreht man sich im Gesprächskreis als im Gesichtskreis, doch ewiger im Arbeitskreis und lieber im Bekanntenkreis.
Wir haben so viele Ziele ohne Wege wie inzwischen Mittel ohne Zwecke.
Wo es nur das Billigste gibt, muss man es nicht erst suchen.
Reiche sind für alles und wollen nichts dafür tun, Arme sind gegen alles und können nichts dagegen machen.
Braucht man gute Regeln mit wenigen Ausnahmen oder viele gute Ausnahmen einer schlechten Regel?
Müssen Theorien biegsam sein, um Tatsachen zu erklären oder um sich selbst zu schützen?
Streiten sich auch Jahwe, Allah und Gottvater?
Normale rücken zusammen und dir berückend zu Leibe, vorgerückt Verrückte alles zurecht.
Fäuste können kein Faustrecht verletzen, doch Menschen und ihre Rechte einander wohl.
Geschenkt kriegt nur alles, wer alles schon hat.
Man kann sich nun mit Rentenanspruch vorher zu Tode schuften oder mit Schrumpfrente später zu Tode langweilen. Rent a life or yourself!
Viele werden nun Rentner (bis 80). Reiche waren immer Rentner. Beamte, der demokratische Adel, werden Pensionäre (bis 100). Der Rest stirbt beim Schuften für sie.
"Die Rente ist sicher" − bald zu klein für die meisten. Damit sie sich rentiert, muss man sie inzwischen hundert Jahre lang beziehen.
Linke kriegen ihre Leute satt, Rechte kriegen uns unersättlich.
Als die Unterschicht aufsteigen konnte, gab es nichts Sinnvolles mehr wohin.
Der Arbeiter ernährt zwei Pensionäre mit, um später deren viertel Rente zu bekommen.
Briefkästen werden geleert von Müllwerkern und Mülleimer bald von Postboten.
Ein Bonmot widerspricht den Widersprüchen, in die gesunder Menschenverstand sich verfängt
Der Aphorismus blamiert seine Leser vor ihren eigenen Prätentionen und zeigt nur, dass sie nie wissen, was sie tun und zu wissen glauben.