Kindheitserlebnisse mit Tieren - Ernst Woll - E-Book

Kindheitserlebnisse mit Tieren E-Book

Ernst Woll

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Beschreibung

In den Geschichten werden Erlebnisse mit Hunden, Katzen, Ziegen, Pferden, einem Wellensittich und einer Henne, die ich als Kind in den 1930er bis Mitte der 1940er Jahre hatte, dargestellt. Ich schreibe als heute über 80jähriger, so dass bei der Darstellung meiner Kindheitserlebnisse mit Tieren zwangsläufig Erfahrungen, die ich während meiner bisherigen 65 Erwachsenenjahre sammelte, einfließen. Ich weiß, dass mir - im übertragenen Sinne - Tierliebe in die Wiege gelegt war, die durch Erziehung und Umwelt weiter unterstützt und gefördert wurde. Meine heutige Meinung: Bei der Liebe zu Tieren spielen bestimmt auch Gene eine nicht unerhebliche Rolle. In den Geschichten nehmen Probleme des Tierschutzes und der Tierpsychologie einen entsprechenden Platz ein.

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Seitenzahl: 79

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Inhalt

Vorwort

Hund Senta wendet sich von mir ab

Senta spürt Liebespaar auf

Senta findet Fuchs in der Falle

Vorahnung eines Hundes

Schutzmaßnahmen gegenüber bissigen Hunden

Dackel sind auserwählte Hunde

Minensuchhunde

Über das Schlachten von Hunden

Hauskatzen

Ziegen, meine aufmerksamsten Zuhörer

Ziege Hanne

Ich war ein Pferdenarr

Vorahnungen und Eigenheiten von Tieren

Pferde sehen uns als Riesen

Tiere erziehen Kinder - Kinder erziehen Tiere

Kindheitserlebnisse zur Berufsvorbereitung

Wellensittich – Jahrgang 1944

Henne Paula - Jahrgang 1943

Das Kalb Elfriede

Vorwort

Ich schreibe die Geschichten als heute über 80jähriger, so dass bei der Darstellung meiner Kindheitserlebnisse mit Tieren zwangsläufig Erfahrungen, die ich während meiner bisherigen 65 Erwachsenenjahre sammelte, einfließen.

Ich weiß, dass mir - im übertragenen Sinne - Tierliebe in die Wiege gelegt war, die durch Erziehung und Umwelt weiter unterstützt und gefördert wurde. Meine heutige Meinung: Bei der Liebe zu Tieren spielen bestimmt auch Gene eine nicht unerhebliche Rolle. Heute sind bei Kindern in der folgenden Rangfolge die beliebtesten Haus- oder Heimtiere:

Haushunde, Hauskatzen, Meerschweinchen, Kaninchen, Mäuse, Hamster, Ziervögel/Wellensittiche, Schildkröten, Fische.

Auch Nutztiere werden heute als Heimtiere gehalten: Ziegen, Schweine, Geflügel.

Während meiner Kindheit kannten wir besonders auf dem Lande als Heimtiere nur Hunde, Katzen, Ziervögel und Fische. Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel und Bienen waren Nutztiere.

Eine besondere Stellung nehmen heute Pferde als beliebte Reittiere bei Kindern ein, während sie früher in der Land- und Forstwirtschaft wichtige Zugtiere waren und beim Militär für beides eingesetzt wurden.

Hund Senta wendet sich von mir ab

Erfahrungen im Umgang mit Hunden sammelte ich als Vorschulkind mit einem Boxer. Die Tiere dieser Rasse haben kein schönes Gesicht und einen mürrischen Blick. Sie sind aber sehr gutmütig und vor allem kinderlieb, was leider oft von den Menschen verkannt wird. Sie werden häufig wegen ihres Aussehens als aggressiv eingeschätzt oder leider auch oft in dieser Richtung erzogen.

Ein älteres Ehepaar in unserer Nachbarschaft war sehr kinder- und tierlieb. Mit ihren Hund durfte ich als Kind Umgang pflegen. Ich vermeide bewusst die Bezeichnung spielen, denn die Beschäftigung mit Tieren muss über das bekannte Spielen hinausgehen. Zu berücksichtigen ist das Wesen und Verhalten der Vierbeiner. Es gilt der Grundsatz: Was uns Menschen gefällt muss nicht unbedingt auch das Wohlgefallen der Tiere finden. Die Hündin hieß Senta und hatte ihr Domizil in einem sehr großen tiergerechten Zwinger auf dem Hof. Bei diesem Tier lernte ich erstmals ganz bewusst das grundsätzlich unterschiedliche Verhalten - ausgedrückt im freudigen oder bösartigen Bellen, Knurren, „Fletschen der Zähne“ und Schwanzwedeln - gegenüber bekannten, fremden und ihm sympathischen oder auch nicht angenehmen Menschen kennen. Es gibt viele Abhandlungen über das Thema: Woran erkennt man die Aggressivität und Bösartigkeit von Tieren bzw. wann sind sie friedlich und man kann sich ihnen ohne Gefährdung nähern? Nach meinen Erfahrungen gibt es hierzu keine feststehenden Regeln. Ich selbst spürte schon als Kind – und das natürliche Empfinden besitze ich bis heute gegenüber allen Haustieren –: Sie akzeptieren mich oder sie fühlen sich durch mich bedrängt. Nach dieser Wahrnehmung bereitete mir der Umgang mit Tieren schon viel Freude, schützte mich aber auch vor Gefahren. Verständlicher Weise kann ich bei den im Folgenden dargestellten Kindheitserlebnissen besonders die Dialoge nur sinngemäß wiedergeben, inhaltlich treffen sie aber die tatsächlichen Bedingungen.

Eines Tages besucht ich Senta und lernte ein weiteres Phänomen, das ich erst in späteren Jahren richtig zu deuten wusste, kennen. Das Tier verhielt sich mir gegenüber ganz eigenartig, ja sogar ablehnend, obwohl sie mich sonst immer freudig begrüßte. Ich gab mir alle Mühe sie umzustimmen, nahm die Leine in die Hand - das hatte bisher ihre Erwartung auf einen von ihr beliebten Spaziergang geweckt. Sie war dann mit den Schwanz wedelnd auf mich zugekommen um sich anleinen lassen. Nichts half, selbst Leckerlis lehnte Senta ab, sie blieb insgesamt abweisend, wurde aber nicht bösartig sondern knurrte nur. Ihr Besitzer, ein im Umgang mit Hunden erfahrener Mann – ich nannte ihn Onkel Paul -, beobachtete das Ganze auch zunächst ratlos. Er fragte mich: „Was hast du vor dem Besuch bei uns getan und mit wem hast du dich getroffen oder auch unterhalten?“ Ich berichtete: „Ich habe nichts anderes gemacht als sonst. Im Garten einige reife Pflaumen, die ich am Baum erreichen konnte, gepflückt und gleich ungewaschen gegessen. Meine Kaninchen gefüttert und unsere Katzen, die um meine Beine strichen, gestreichelt. Anschließend vergaß ich allerdings mir die Hände zu waschen, wie es meine Mutter immer verlangt.“ Onkel Paul meinte: „All das kann es nicht sein, warum dich Senta plötzlich nicht mehr mag.“ Da fiel mir ein: „Auf dem Weg hierher habe ich Oswin aus unserer Nachbarschaft getroffen und mich mit ihm unterhalten. Der war wieder betrunken und hat sich sogar eine Weile mit seiner Hand auf meiner Schulter abgestützt, weil er sonst umgefallen wäre.“ Dem erfahrenem Mann kam sofort ein erleuchtender Gedanke und er sagte: „Das ist doch der Hundeschlächter in unserem Ort, du weißt auch, dass der sogar heimlich Hunde fängt und schlachtet. Das Fleisch verkauft er an arme Leute, um damit den Schnaps, den er in Unmengen trinkt, zu bezahlen. Wahrscheinlich riecht und spürt Senta, dass dich dieser Mann, der ihre Artgenossen tötet, berührte. Hunde haben einen so ausgeprägten Geruchssinn, dass sie selbst kleinste Reste von Duftstoffen wittern. Sie ahnen außerdem in für uns unerklärlicher Weise, wer ihnen oder ihrer Art etwas Böses antut.“

Onkel Paul, der gar nicht mein richtiger Onkel war, bin ich bis heute dankbar, dass er mir damals als Kind so vieles über den Umgang mit Hunden beibrachte. Bei einem Problem konnte er mir allerdings auch nicht helfen, Senta gehorchte ihm viel besser als mir. Wenn ich den Hund an der Leine ausführen durfte, wollte ich meinen Freunden gern zeigen und damit prahlen, wie mir das Tier parierte und was ich ihm schon alles beigebracht hatte. Nur das klappte häufig nicht. Meinen Befehlen: Senta sitz! Bei Fuß, hol den Stock oder ähnlichen anerzogenen typischen Dressurregeln, kam sie nur nach, wenn sie Lust dazu hatte. Selbst mein manchmal dann etwas barscher und lauter Tonfall beeindruckte sie nicht. Allerdings habe ich das Tier wegen dieser Widerspenstigkeit niemals geschlagen. Ich selbst wurde von meinen Eltern oder Großeltern auch nie körperlich gezüchtigt, obwohl das damals in sehr vielen Familien gang und gäbe war, dass die Kinder schon bei geringen Vergehen geohrfeigt und verprügelt wurden. Vielleicht resultierte daraus auch meine grundsätzliche Haltung, dass ich Tiere, auch wenn sie mir nicht gehorchten, nicht schlug, das befolge ich bis heute. Ich fragte deshalb Onkel Paul: „Warum macht Senta immer alles was du ihr befiehlst, aber bei mir ist sie eigenwillig und folgt oft nicht?“ Er erklärte mir: „Die Menschen machten vor vielen Jahren eine Reihe Wildtierarten zu Haustieren, damit wurde ihr natürliches Verhaltens, das man nutzen wollte, gefördert aber auch einiges andere unterdrückt. Die Haustiere behielten aber eine Reihe Eigenschaften, die von ihren wilden Vorfahren stammen und vererbt wurden, bis in die Gegenwart bei.“ Ich fragte dazwischen (ich war erst 6 Jahre alt): „Was sind Vorfahren und was ist Verhalten und vererbt?“ Rückblickend weiß ich, dass ich meinen selbst ernannten Onkel damals etwas in Erklärungsnot brachte. „Wie sag ich's meinem Kinde“, dieses Problem hatte auch ich Zeit meines Lebens. Jedenfalls machte er es sich einfach und erläuterte: „Du bist im Aussehen deinem Großvater wie aus dem Gesicht geschnitten und ich kenne deine Großmutter sehr gut, manche ihrer Handlungen und ihren typischen Gang beobachte ich auch bei dir. Von diesen deinen Großeltern, deinen Vorfahren, wurde dieses ohne dein Zutun an dich weitergegeben, das heißt vererbt. Die Hunde, die, das kennst du schon, von den Wölfen als ihren Vorfahren abstammen, haben von diesen wichtige Eigenschaften übernommen und beibehalten: Sie leben gern in Gruppen, oder wie es bei ihnen genannt wird in Rudeln; dabei anerkennen sie ein besonders starkes kräftiges schlaues Tier aus ihrer Mitte als ihren so genannten Rudelführer. Wenn die Hunde einzeln oder in geringer Anzahl mit Menschen zusammenleben, erkennen sie sehr schnell wer in ihrer Umgebung in der Familie das Sagen hat. Ihr nennt ein Kind, das sich beim Zusammensein mit mehreren Spielgefährten unter euch immer stark hervortut ´Bestimmer´, das ist mit dem genannten Verhalten vergleichbar. Senta hat wohl nun gemerkt, dass vor allem ich im Lebensbereich zu dem auch sie gehört, für Ordnung und Disziplin und für ihr Futter sorge, also das meiste auch zu ihrem Wohl regle und bestimme. Damit hat sie mich von uns allen zu ihren Rudelführer gemacht oder befördert. Sie gehorcht mir deshalb auch ohne Zwang.“ Diese Erklärungen hatte ich verstanden und schlussfolgerte: „Jetzt begreife ich, dass ich sehr schnell groß und stark werden muss, um gegenüber Senta auch Rudelführer werden zu können, dann wird sie auch immer alles machen, was ich von ihr verlange.“ Leider besitze ich kein Bild von Senta.

Senta spürte Liebespaar auf