Prügelstrafe, Kindererziehung                         - Erlebnisse - - Ernst Woll - E-Book

Prügelstrafe, Kindererziehung - Erlebnisse - E-Book

Ernst Woll

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Beschreibung

Die Probleme der körperlichen Bestrafung von Kindern beschäftigten mich nicht nur als Kind in den 1930er Jahren. Sie begleiteten mich während meines nunmehr über achtzigjährigem Lebens. Jetzt drängt es mich, meine Erlebnisse aufzuschreiben, vielleicht kann ich damit Erfahrungen vermitteln, die zwar jeder selbst sammeln muss; aber es könnte ein Anstoß zum Nachdenken sein. Außerdem hat Papst Franziskus mit seiner Bemerkung, dass er ein würdevolles Schlagen von Kindern OK findet, eine Diskussion angestoßen zu der wahrscheinlich auch meine dargestellten Erlebnisse passen. Noch heute gibt es vielfach eine geteilte Meinung zur Frage: „Darf bei der Kindererziehung geschlagen werden oder nicht?

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Inhalt

Prolog

Erziehung früher und heute – offene Fragen Gedicht

Achim der Prügelknabe

Warum, warum?

Autobiografisches

Ende der Vorschulzeit

Dann begann die Schulzeit

Erich bekam in der Schule jeden Tag den Rohrstock zu spüren

Liane konnte nicht vergessen

Sieben Rohrstockschläge

Kein Mittel half

Schiefertafel und Federhalter

„Kopfrechnen“ Gedächtnistraining

Lehrmittel im vorigen Jahrhundert?

Volksschule vor einem Dreivierteljahrhundert Gedicht

Ab 1945 war die Prügelstrafe in der Schule verboten

Oberschulzeit 1946 – 1950

Die Erziehung unserer Kinder

Epilog

Prolog

Die Probleme der körperlichen Bestrafung von Kindern beschäftigten mich nicht nur als Kind in den 1930er Jahren. Sie begleiteten mich während meines nunmehr über achtzigjährigem Lebens. Jetzt drängt es mich, meine Erlebnisse aufzuschreiben, vielleicht kann ich damit Erfahrungen vermitteln, die zwar jeder selbst sammeln muss; aber es könnte ein Anstoß zum Nachdenken sein.

Außerdem hat Papst Franziskus mit seiner Bemerkung, dass er ein würdevolles Schlagen von Kindern ok findet, eine Diskussion angestoßen zu der wahrscheinlich auch meine dargestellten Erlebnisse passen. Noch heute gibt es vielfach eine geteilte Meinung zur Frage: „Darf bei der Kindererziehung geschlagen werden oder nicht, was bedeutet menschenwürdiges Schlagen?

Erziehung früher und heute – offene Fragen

„Mir vergeht am Leben alle Freude

sehe ich die unartigen Kinder heute:

Vorlaut, ohne anständiges Benehmen

haben sie gar verlernt sich zu schämen;

die Eltern getrauen sich nur zuzuschauen,

gut wär es, auch hin und wieder zuzuhauen, “

sagt betrübt ein alter griesgrämiger Mann,

der sich offenbar an früher nicht erinnern kann.

Trotzdem wird gegenwärtig oft gedacht:

Alte hätten ehemals alles falsch gemacht.

So wird bei Erziehungsmethoden kritisiert,

alles hätte früher nur auf Disziplin basiert;

Ordnung und Betragen wären unnütze Noten,

die in der Schule aber Möglichkeiten boten

den Kindern stets deutlich vor Augen zu halten,

dass bis heute schon immer strenge Regeln galten.

Wer war und ist nun gut erzogen?

Ist es der, der noch nie bewusst betrogen?

Ein Mensch, der sauber gekleidet und adrett

zu seiner Umgebung immer liebenswürdig, nett?

Und sich stets an gültige „Benimmregeln“ hält,

durch Entgegenkommen und Anstand auffällt?

Ein Bescheidener, dem Reichtum und Geld

nicht alles ist auf dieser verführerischen Welt?

Dabei habe ich außerdem oft erfahren,

dass die, die sehr unartige Kinder waren

als Erwachsene zu den gut erzogenen zählten,

weil die Eltern die richtigen Methoden wählten;

der Prügelstrafe bedurfte es dabei jedoch nicht,

die Vorbildwirkung stand stets besser zu Gesicht.

Zum Schluss sag´ ich es dennoch unumwunden:

„Antworten auf alle Fragen hab´ ich nicht gefunden.“

Achim der Prügelknabe

Ich war 5 Jahre alt, Einzelkind und wohnte mit meinen Eltern im Bauernhaus meiner Großeltern mütterlicherseits. Sie führten einen gemeinsamen Haushalt. Meine Mutter half mit in der Landwirtschaft. Mein Vater hatte aber nicht viel für diese Tätigkeiten übrig, er arbeitete in einer größeren Fabrik in der Nachbarstadt und nur ab und zu bei Saisonarbeiten mit auf dem Bauernhof.

Unser Wohnhaus hatte 8 Zimmer, davon bewohnten unsere beiden Familien (5 Personen) sechs, zwei Räume in der 1. Etage, 20 qm Wohnfläche, hatte mein Großvater an eine Familie mit 3 Erwachsenen und 3 Kindern vermietet. Sie zahlten 2 Mark Miete im Monat, mehr konnten sie sich nicht leisten, denn der Vater verdiente als Steinbrucharbeiter nicht viel.

Ein Sohn dieser Familie war so alt wie ich, allerdings nicht mein direkter Freund, denn er hatte nur wenig Zeit zum Spielen, er musste viel im Haushalt helfen. Darum beneidete ich ihn nicht. Vom Brunnen im Garten holte er das Wasser, schleppte Briketts und Feuerholz in die Wohnküche, trug den Eimer mit Schmutzwasser wieder in den Hof, seine jüngere Schwester musste er ausfahren und fast immer beaufsichtigen, die Einkäufe beim Bäcker und Krämer erledigen und sogar seine fast blinde Großmutter auf der Straße führen, wenn die spazieren gehen wollte. Für einen 5 jährigen kaum zu bewältigende Aufgaben.

Dagegen durfte ich meinen Hobbys (das Wort kannten wir damals noch nicht) nachgehen. Mir machten alle landwirtschaftlichen Arbeiten Spaß und ich war eng mit unseren Haustieren verbunden. Ich hatte deshalb einen etwa 40 Quadratmeter großen Hausgarten, 5 Hauskaninchen, 5 Hühner und einen Hahn in eigner Verantwortung zu pflegen und zu betreuen; bei schweren Hantierungen in diesem Zusammenhang halfen mir die Eltern. Das alles machte mir außerordentlich große Freude und war keine Plage für mich. Im Garten hatte mir mein Vater eine schöne Kinderschaukel aufgebaut, die auch bei meinen Spielgefährten sehr beliebt war. So hatte ich immer viel Gesellschaft beim Spielen.

Ich kann mich während meiner gesamten Kindheit nur an ein einziges Mal erinnern, dass mir mein Vater mit vielleicht 2 Handschlägen den Hintern versohlte, sonst gab es bei uns keinerlei körperliche Züchtigungen. Er hatte dazu aus meiner heutigen Sicht auch allen Grund. Ich hatte sein Motorrad umgeworfen, weil ich gemeinsam mit einem Spielkameraden darauf herumgeturnt war. Ein dabei zerbrochener Schalter konnte nur schwer wieder beschafft werden und das hatte meinen Vater sehr in Rage gebracht. Er war Hobbymotorsportler, bastelte selbst viel und nahm sogar an öffentlichen Motorradrennen teil.

Bei dieser Geborgenheit und dem Wohlfühlen im Schoße der Familie war für mich besonders erschütternd, dass Achim der Prügelknabe seines Vaters war, so sagten es meine Eltern und Großeltern des Öfteren und ich fragte, was das bedeuten würde. Meine Oma erklärte mir: „Prügelknaben hießen früher Jungen, die Hiebe für die adligen Knaben, die nicht geschlagen werden durften, einstecken mussten. Heute sagt man so zu allen Jungen, die viel von ihren Eltern geprügelt werden. Angewendet wir der Begriff auch wenn jemand als Sündenbock herhalten muss.“ Das verstand ich schon und so bestürzten mich die Bestrafungen, die Achim täglich erfuhr gar sehr. Sündenbock war wieder ein Wort, das ich nicht zu deuten wusste. Aber meine Großmutter ahnte das wahrscheinlich schon und sagte: „Als Sündenbock bezeichnet man jemanden, dem man eine Schuld oder einen Fehler zuschreibt, ohne genau geklärt zu haben, ob er verantwortlich war.“