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Vor 80 Jahren beschäftigte mich als Kind die Frage: Warum scheiden wir das gute, schmackhafte Essen als so stinkige Masse wieder aus und warum wird darüber nicht gern gesprochen? Seit dem Mittelalter bis heute wurden diese menschlichen Ausscheidungen mit sehr unterschiedlichen Methoden und Mitteln gesammelt, entsorgt oder verwertet. Toiletten spielten dabei immer eine entscheidende Rolle. Ich will dazu meine Erlebnisse und das aus Erzählungen gehörte in Kurzgeschichten und Gedichten darstellen.
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Seitenzahl: 38
Prolog
Abtrittanbieter
Beschwerliche Klogänge
Donnerbalken
Gefilmte Toilettengänge
Getrennte Klos für Mann und Frau
Hilfstoilette bei Autoreisen
Ratte in der Wasserspültoilette
Rettendes Klo im Smolni
Stuhlgang und koten der Tiere
Stuhlkontrolle
Toiletten für Behinderte
Toiletten in DDR – Fleischexportbetrieben
Umgang mit dem Klogang
Voriges Jahrhundert – Schultoiletten
Wachsame Zimmerfrau
Wenn du musst, dann musst du
Zugtoiletten
Vor 80 Jahren beschäftigte mich als Kind die Frage: Warum scheiden wir das gute, schmackhafte Essen als so stinkige Masse wieder aus und warum wird darüber nicht gern gesprochen? Einige Erklärungen hierzu erfuhr ich als wir in der Schule die Verdauung behandelten.
Damals war Scheiße ein unanständiges Wort, obwohl es im Duden steht und sie ein natürliches Produkt des Verdauungsvorganges ist. Im Eltern- und Großelternhaus durfte ich es nicht aussprechen aber ich dachte es manchmal und unter Gleichaltrigen wurde es auch gesagt. Heute ist es salonfähig. Zum Wasserlassen, auch ein wichtiger Ausscheidungsvorgang, sagten wir unter Kindern im Dialekt „Sächen“ ein Wort, das bei uns zu hause ebenfalls tabu war. Von meiner Großmutter, die sehr auf Etikette bedacht war, hörte ich damals: „Über alles was der Mensch außer der Sprache von sich gibt darf man in der Öffentlichkeit nur umschrieben sprechen, es sind vordergründig unanständige Sachen.“
Seit dem Mittelalter bis heute wurden diese menschlichen Ausscheidungen mit sehr unterschiedlichen Methoden und Mitteln gesammelt, entsorgt oder verwertet. Die Toiletten, amtlicher Ausdruck für Klos, spielten dabei immer eine entscheidende Rolle. Ich will dazu meine Erlebnisse und das aus Erzählungen gehörte in Kurzgeschichten und Gedichten darstellen.
Vor einiger Zeit wurde ich durch Recherchen im Internet wieder auf einen verschwundenen Beruf aufmerksam, es war der Abtritt- oder Abortanbieter.
In den Metropolen Mitteleuropas waren früher die hygienischen Verhältnisse bei der Entsorgung der menschlichen Ausscheidungen katastrophal. Nur in den wenigsten Wohnungen gab es Klos, an Wasserspültoiletten war noch nicht zu denken und öffentliche Bedürfnisanstalten, wie sie schon aus Zeiten des alten Roms bekannt waren, gerieten in Vergessenheit.
Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten einige Clevere diese Marktlücke fehlender öffentlicher Toiletten. Diese Abortanbieter waren maskiert, trugen einen großen weiten Mantel unter dem ein Holzeimer Platz finden und auf dem eine Person die Notdurft verrichten konnte.
In diesem Zusammenhang musste ich daran denken, dass es in der DDR in der Öffentlichkeit und selbst an Besucherbrennpunkten nur selten ausreichende, saubere Toiletten gab. Dieses mit den Verhältnissen in den Städten des Mittelalters zu vergleichen wäre unverhältnismäßig. Aber auf Autobahnparkplätzen gab es z. B. viele hygienische Missstände, hier konnte man die Umgebung im Wald und im Gebüsch nur mit allergrößter Vorsicht aufsuchen, um nicht in „menschliche Hinterlassenschaften“ zu treten.
Außerdem wurden die öffentlichen Toiletten in den wenigsten Fällen verantwortlich betreut und die notwendige Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Weil es auch oft keine Überwachung gab und sanitäre Armaturen Mangelware waren, wurden diese dort häufig abmontiert und gestohlen.
Als wir nach der Wende erstmals in die alten Bundesländer fahren konnten beeindruckte mich sehr stark ein Erlebnis, das mir wie ein Wunder erschien, Wir besuchten die Stadt Gießen und ich musste eine öffentliche Toilette aufsuchen. Erstaunt war ich, dass keine Armaturen fehlten, alles sauber war und genügend Einmalhandtücher zur Verfügung standen. Ich glaubte zunächst an einen Ausnahmefall und meine Begleiter wunderten sich, dass ich immer wieder Toiletten in öffentlichen Einrichtungen mit Publikumsverkehr aufsuchte; sie meinten schon, ich sei krank geworden. Ich kontrollierte aber nur und fand meinen ersten Eindruck fast ausnahmslos bestätigt. In den nächsten Wochen besuchten wir die Städte Göttingen, Unna und Kassel, auch dort bestätigten sich meine Erfahrungen mit sauberen Toiletten.
Über Hygiene und Sauberkeit der Einrichtungen der Abtrittanbieter fand ich keine Berichte, aber sie waren nur eine Notfalllösung.