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Seitenzahl: 123
Sophokles
Reclam XL | Text und Kontext
Übersetzung von Kurt SteinmannHerausgegeben von Mario Leis
Reclam
2015, 2021 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2021
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-960796-2
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-016131-9
www.reclam.de
Personen
König Ödipus
Anhang
1. Zur Textgestalt
2. Anmerkungen
3. Sophokles: Leben und Zeit
4. Die antike Tragödie
5. Stoffgeschichte des König Ödipus
6. Rezeptionsgeschichte
7. Literaturhinweise
Fußnoten
Prologos (1–150). Es ist früher Morgen. Vor dem Palast des Ödipus in Theben. Bejahrte Priester, Jünglinge und Kinder kommen mit bindenumwundenen Öl- und Lorbeerzweigen, legen sie auf die Altäre und setzen sich auf die Stufen. Ödipus tritt aus dem Palast.
ÖDIPUS.
O Kinder! Kadmos’, des alten, neuer Stamm!
Was sitzt ihr flehend mir auf diesen Stufen da,
mit des Schutzsuchenden Zweigen reich geschmückt,
indes die Stadt von Weihrauch überquillt,
5zugleich von Bittgesängen und von Schmerzgestöhn?
Dies hielt ich nicht für recht, von Boten, Kinder,
von andern nur zu hören, und so komm ich selbst hierher,
von allen der Berühmte, Ödipus, genannt.
Doch, Alter, sag, denn du bist dazu berufen,
10für diese da zu sprechen: Was erfüllt euch das Gemüt?
Ist’s Furcht oder ein Begehren? Wollt ich doch
helfen – in allem! Denn ich wäre herzlos,
hätte ich Mitleid nicht mit solchem Flehen.
PRIESTER.
Nun, Herrscher meines Landes, Ödipus!
15Du siehst, wie wir, verschiednen Alters, an deinen
Altären sitzen: die noch nicht zu weitem
Fluge stark genug, die vom Alter schwer gezeichnet,
Priester – ich des Zeus – und die aus Jünglingen
erkoren; das andere Volk, mit Kränzen reich geschmückt,
20hockt an den Märkten und der Pallas beiden
Tempeln und der weissagenden Asche des Ismenos.
Denn die Stadt, wie du auch selber siehst, schwankt
schon zu sehr im Sturmgewoge und kann das Haupt nicht mehr erheben
aus den Schlünden mörderischen Wogenschwalls:
25hinsiechend in den fruchtumschließenden Blütenkelchen des Landes,
hinsiechend in den Herden weidender Rinder und Geburten,
unfruchtbaren, der Frauen; und dazu sprengte der feuertragende
Gott heran und quält – die Pest, die urverhasste – die Stadt,
wodurch sich leert das Haus des Kadmos und der schwarze
30Hades mit Gestöhn und Klagerufen reich sich füllt.
Nun für göttergleich zwar achten wir dich nicht,
nicht ich, nicht diese Kinder, die wir an diesem Herde sitzen,
doch für der Männer Ersten in des Lebens
Wechselfällen und in den Begegnungen mit Göttern:
35Kamst du doch in Kadmos’ Stadt und erlöstest uns
vom Zoll, den wir der gnadenlosen Sängerin entrichteten,
und dies, obwohl von unsrer Seite du kein weitres Wissen hattest,
keine genaue Kunde, sondern mit Beistand eines Gottes,
so sagt und denkt man, habest du das Leben uns aufgerichtet.
40Drum auch jetzt, o in den Augen aller stärkstes Haupt des Ödipus!
Wir alle hier wenden uns an dich und flehn dich an:
Einen Schutz find uns, ob du ihn von einem der Götter,
einen Spruch vernehmend, ob du ihn von irgendeinem Manne weißt.
Seh ich doch bei den Bewährten auch erteilten
45Rat ganz besonders lebendig wirken.
Komm, o Bester du der Sterblichen, richte wieder auf die Stadt!
Komm, sei auf der Hut; denn dich nennt heute dieses
Land den Retter, deiner frühren Tatkraft wegen.
Wollen nie wir deiner Herrschaft so gedenken,
dass wir durch sie hochkamen und später wieder fielen,
51nein, zu sicherem Stande richte wieder auf die Stadt!
Mit günstigem Vogelflug brachtest du uns ja auch
damals das Heil: Sei auch jetzt der Gleiche!
Denn willst du über dieses Land regieren, so wie du jetzt die Macht hast:
55über ein männerreiches dann ist’s schöner als über ein ödes Macht zu haben.
Nichts taugen weder Turm noch Schiff,
wenn leer sie sind und nicht Männer drinnen mit dir wohnen.
ÖDIPUS.
O arme Kinder! Mir Bekanntes, nicht Unbekanntes
erflehend seid ihr hergekommen. Denn ich weiß gut:
60krank seid ihr alle; aber krankt ihr auch – wie ich
ist keiner unter euch, der gleichermaßen krankte.
Denn euer Schmerz geht je auf einen einzigen
nur für sich allein und keinen andern, meine
Seele aber stöhnt um die Stadt und mich und dich zugleich.
65Drum weckt ihr mich auch nicht aus Schlafes Schlummer auf,
nein, wisst: schon viel hab ich geweint,
und viele Wege bin ich gegangen auf meines Denkens sorgenreicher Irrfahrt.
Was ich aber, mit Umsicht, einzig als Heilung finden konnte,
das hab ich unternommen: Menoikeus’ Sohn,
70Kreon, den eignen Schwager, entsandte ich nämlich
zu Phoibos’ pythischen Häusern, dass er dort erkunde, was
ich tun, was sprechen soll, diese Stadt zu retten.
Und schon erfüllt mich der heutige Tag, gemessen an der verflossnen Zeit,
mit Sorge, wie’s ihm wohl ergeht; denn ungebührlich lang
75ist er schon fort, weit über die erlaubte Zeit.
Doch kommt er, dann wäre ich verworfen,
tät ich nicht alles, was auch enthüllen mag der Gott.
PRIESTER.
Nun, zur rechten Zeit sprachst du von ihm: Gerade
geben mir diese Zeichen, Kreon schreite dort heran.
ÖDIPUS.
80O Herr Apollon! Käm er doch mit einem
rettenden Geschick, strahlend – wie sein Auge!
PRIESTER.
Gut gelaunt ist er, wie’s scheint; denn sonst käm er nicht,
das Haupt so reich bekränzt mit früchtereichem Lorbeer.
ÖDIPUS.
Gleich werden wir es wissen! Denn er ist so nah, dass er uns hört.
85Herr, mein Schwager, des Menoikeus Sohn!
Welch einen Spruch des Gottes bringst du uns zurück?
(Kreon ist herangekommen.)
KREON.
Vortrefflichen! Denn auch das Schwerlastende, mein ich,
wenn gut es endet, kann ganz zum Glück sich wenden.
ÖDIPUS.
Wie aber ist das Wort? Denn weder zuversichtlich
90noch voreilig in Furcht bin ich jetzt nach dem, was du gesagt.
KREON.
Wenn du’s im Beisein dieser da vernehmen willst,
ich bin bereit zu reden – oder auch hineinzugehn.
ÖDIPUS.
Vor allen sprich! Denn am Schmerz um diese
trag ich schwerer als an der Sorge um das eigne Leben.
KREON.
95So will ich sagen, was ich von dem Gott gehört:
Es befiehlt uns Phoibos klar, der Herr,
des Landes Schandfleck, als auf diesem Erdenstück
genährt, hinauszujagen, nicht bis unheilbar er wird, ihn fortzunähren.
ÖDIPUS.
Durch welche Reinigung? Wie können wir ihn tilgen?
KREON.
100Durch Ächtung oder Sühne, die Tod mit Tod vergilt,
da dieses Blut sturmgleich erschüttere die Stadt.
ÖDIPUS.
Und welchen Mannes Schicksal zeigt er hiermit an?
KREON.
Es war uns, Herr, Laios einst Führer
dieses Landes, eh du Lotse wurdest dieser Stadt.
ÖDIPUS.
105Ich weiß es wohl, vom Hören, denn gesehen habe ich ihn nie.
KREON.
Da dieser starb, gebietet jetzt der Gott uns klar,
die Mörder, wer sie auch sei’n, zu strafen mit der Hand.
ÖDIPUS.
Doch wo auf Erden sind die? Wo wird zu finden sein
die Fährte, schwierig auszudeuten, dieser alten Schuld?
KREON.
110In diesem Lande, sagte er. Was man erforscht,
das lässt sich fangen, doch es entrinnt, was man versäumt.
ÖDIPUS.
War es im Hause oder war’s im Freien oder in einem
fremden Land, dass Laios fiel durch diesen Mord?
KREON.
114Das Orakel zu befragen, wie er sagte, fuhr er weg,
und kehrte nicht mehr heim, nachdem er aufgebrochen.
ÖDIPUS.
Und auch kein Bote, kein Begleiter seiner Fahrt
sah es, von dem Brauchbares einer hätt erfahren können?
KREON.
Nein, denn sie starben, bis auf einen, der schreckerfüllt geflohen war
und von dem, was er gesehen, nichts bis auf eins bestimmt zu sagen wusste.
ÖDIPUS.
120Was war das? Denn eines kann wohl vielem auf die Spur verhelfen,
ergreift unser Verdacht nur den geringsten Anhaltspunkt.
KREON.
Räuber, sprach er, die auf sie trafen, erschlugen ihn,
nicht mit einer Kraft allein, nein, vielen Händen.
ÖDIPUS.
Wie wär der Räuber, hätt man’s nicht mit Geld
125von hier ins Werk gesetzt, zu solcher Tollkühnheit geschritten?
KREON.
So dachte jeder. Doch, als Laios umgekommen,
stand keiner helfend auf in diesen Übeln.
ÖDIPUS.
Welches Übel stand im Weg, da so die Herrschaft
gefallen war, und hinderte, diesem auf den Grund zu gehn?
KREON.
130Die Rätselsängerin, die Sphinx, brachte uns dazu, was im Verborgnen lag,
zu lassen, nur auf das Nächstliegende zu schaun.
ÖDIPUS.
Nun denn, von neuem werd ich, abermals, das Dunkel lichten.
Denn recht hat Phoibos, recht hast du
zugunsten des Verstorbnen diese Sorge aufgewandt:
135Drum werdet ihr, wie billig, auch mich als Kampfgefährten sehn,
der diesem Land Genugtuung verschaffen wird wie auch dem Gott.
Denn nicht für ferne Anverwandte nur,
nein, selbst von mir selber will ich zerstreuen diesen Gräuel.
Denn wer’s auch war, der ihn erschlug, er wird vielleicht
140an mir sich auch mit solcher Hand vergreifen wollen.
Leist ich jenem also Hilfe, nütze ich mir selbst.
Doch, Kinder, erhebt euch ungesäumt von diesen Stufen
und nehmt mit euch hinweg dies Bittgezweig!
Ein andrer sammle Kadmos’ Volk hierher,
145will ich doch alles tun! Entweder glücklich
mit dem Gott wird man uns sehen – oder zerstört am Boden.
PRIESTER.
Ihr Kinder, stehn wir auf! Denn um dessentwillen
ja sind wir hergekommen, was dieser Mann uns ungefragt verheißt.
Und möge Phoibos, der gesandt hat diese Sprüche, ebenso
150als Retter kommen und als Heiler dieser Not!
(Die Bittflehenden ziehen ab, Ödipus und Kreon gehen in den Palast.)
Parodos (151–215). Der fünfzehnköpfige Chor thebanischer Greise zieht in die Orchestra ein. Er repräsentiert die Stadt, die ihre Not beklagt und die Götter um Errettung anfleht.
CHOR.
[Str.O des Zeus süß klingende Stimme, wer bist du,
die von der goldreichen
Pytho du kamst zur strahlenden
Thebe? Ausgespannt bin ich, im furchtsamen Sinn
vor Angst zitternd,
helfender, delischer Paian,
155ehrfürchtig bangend vor dir, welch neue
oder im kreisenden Laufe der Zeiten wieder erwachte
Schuld von uns du eintreiben wirst.
Sag es mir, o Kind der goldenen Hoffnung,
unsterbliche Stimme!
[Gegenstr.Dich zuerst, Tochter des Zeus, ruf ich,
unsterbliche Athena,
160und die Hüterin des Landes, die Schwester
Artemis, die den kreisrunden, des Marktes Thron,
den ruhmreichen, besitzt,
und Phoibos, den sicheren Schützen – ioh! –
ihr drei Todbannenden, erscheint mir!
Wenn ihr je auch zur Abwehr früheren Unheils,
165das sich gegen die Stadt erhob,
aus dem Lande geschafft habt die Flamme des Leids,
so kommt auch jetzt!
[Str.O weh! Denn zahllos trage ich
Leiden: Krank ist mir das ganze
170Volk, und nicht zur Hand des Denkens Schwert,
damit sich zu wehren. Denn weder reifen
des herrlichen Landes Früchte noch tauchen
bei ihren Geburten
aus qualvollen
Schmerzen empor die Frauen;
doch einen zum an-
175dern kannst du sehen gleich gut befiederten Vögeln,
jäher als unwiderstehliches Feuer losfliegen
dem Strande zu des abenddunklen Gottes.
[Gegenstr.Zahllos die Toten; die Stadt stirbt hin.
180Und unbetrauert liegen ihre Söhne
am Boden, todverbreitend, unbeweint.
Gattinnen dabei und ergraute Mütter,
am Strand der Altäre, von hier und von dort,
in unseligen Drangsalen Beschirmung
185erflehend, erheben dazu ihr Wehgeschrei.
Und Bittgesang flammt
auf, von stöhnender Klage begleitet.
Davor, o goldene Tochter des Zeus,
sende holdblickende Abwehr:
[Str.dass Ares, der rasende, der
191jetzt ohne Schilde aus Erz
mich brennt, angreifend von Wehgeschrei umbrandet,
rückeilenden Laufes den Rücken kehre den Grenzen
der Heimat, sei’s hin zur großen
195Kammer Amphitrites,
sei’s zum thrakischen Wogenschwall
ohne gastliche Ufer zum Ankern.
Denn er vollendet’s: Wenn die Nacht etwas schont,
fällt es der Tag an.
200Diesen, o du, der mächtig über
die feuertragenden Blitze waltet:
o Zeus, Vater, vernichte mit deinem Strahl!
[Gegenstr.Lykeios! Herr! und deine Ge-
schosse, von goldgeflochtenen Sehnen
205wollt ich, die unentrinnbaren, blitzen sehen,
mir zu helfen, mich zu schützen, und auch die feurigen,
der Artemis Lichter, mit denen sie
Lykiens Berge durchstürmt,
und den mit dem goldenen Kopfband rufe ich an,
210des Name mit diesem Lande verbunden,
den Weingesichtigen, Bakchos, den Umjubelten,
der Mänaden Gefährten,
zu kommen, sengend
mit hell leuchtender
215Fackel, über ihn, der ehrlos ist unter den Göttern, den Gott.
1. Epeisodion (216–462). Ödipus verlässt den Palast und wendet sich an den Chor.
ÖDIPUS.
Du flehst! Doch worum du flehst – wenn du meine Worte
hören, sie annehmen und in der Krankheit helfen willst:
du fändest Abwehr und Erleichterung von den Übeln.
Ich spreche sie, da fremd mir diese Sache,
220fremd die Tat. Denn nicht weit käme ich bei meiner
Forschung, allein, ohne den geringsten Fingerzeig.
Nun aber – da später erst ich Bürger unter Bürgern wurde –
gebiet ich euch Kadmeern allen dies:
Wer irgend unter euch von Laios, dem Sohn des Labdakos,
225Genaues weiß, durch welchen Mann den Tod er fand,
den fordre ich auf, mir alles anzuzeigen.
Und fürchtet er, die Beschuldigung heraufzuholen
selbst gegen sich selber – erleiden wird er weiter
Unerbittliches nicht, aus dem Land nur geht er, unversehrt.
230Kennt jemand aber einen andern, auch aus einem andern Lande,
als den Mörder, so schweig er nicht; denn die
Belohnung zahle ich, und auch der Dank kommt noch dazu.
Hingegen, wenn ihr schweigt, wenn irgendeiner – aus Furcht –
von einem Freund wegschiebt dieses mein Gebot oder von sich selbst,
235was dann ich tue, das sollt ihr von mir hören.
Diesen Mann – so gebiete ich – wer er auch sei, soll aus diesem
Lande, wo ich Macht und Thron besitze,
weder aufnehmen noch ansprechen irgendeiner,
nicht an Gebeten zu den Göttern oder Opfern
240ihn zum Teilnehmer machen und kein geweihtes Wasser reichen:
Nein, aus den Häusern sollt ihr all ihn stoßen, da dieser
uns die Befleckung ist, wie der Götterspruch,
der pythische, mir soeben hat enthüllt.
Ich also will auf solche Weise für den Gott
245wie für den toten Mann zum Waffenbruder werden.
Ich wünsche aber dem, der es getan, ob er
allein und im Verborgnen, ob er mit mehreren im Bund,
dass er, der Elende, elend aufreibe sein verfehltes Leben.
Und wünsch auf mich herab – wär in meinen Häusern
250Herdgenosse er und ich wüsste drum –
zu leiden, was ich auf jene eben hab herabgeflucht.
Euch aber trag ich all dies zu erfüllen auf,
für mich, den Gott und dieses
Land, das fruchtlos so und gottvergessen siecht.
Denn wäre auch die Sache nicht von Gott uns auferlegt,
256so ungesühnt hättet ihr sie nicht versäumen dürfen,
da euer bester Mann und König umgekommen,
nein, an euch lag’s nachzuforschen! Doch jetzt, da sich’s ergab,
dass ich die Herrschaft habe, die jener früher hatte,
260sein Bett auch habe und seine Frau, von ihm und mir besät,
und gemeinsamer Kinder Stamm – wäre ihm nicht verunglückt
das Geschlecht – uns herangewachsen wäre;
doch nun sprang das Schicksal nieder auf sein Haupt:
Deshalb werde ich diesen Kampf wie für meinen eignen Vater
265kämpfen und aufs Ganze gehn