Kreative Pferdefotografie - Renate Ettl - E-Book

Kreative Pferdefotografie E-Book

Renate Ettl

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Beschreibung

In "Kreative Pferdefotografie" treffen zwei Genres aufeinander, die seit Jahren sehr beliebt sind: Pferde und Fotografie. Es gibt kaum einen Pferdebesitzer, der nicht außergewöhnliche Bilder von seinem geliebten Vierbeiner haben möchte, und kaum einen Züchter, der nicht mit professionellen Fotos für seine Nachzucht werben will. Das Gebiet der Pferdefotografie ist groß, doch dieses Buch geht weiter und zeigt außergewöhnliche Perspektiven und Fototechniken, um die edlen Vierbeiner in Szene zu setzen. Bilder, wie man sie selten zu sehen bekommt, abseits der ausgetretenen Wege der 08/15-Pferdefotografie. Die Autorin – unter anderem eine sehr erfahrene Pferdetrainerin und -ausbilderin – erklärt dabei leicht verständlich die Umsetzung kreativer Techniken und gibt wertvolle Tipps, wie aus guten Pferdefotos hervorragende Bildwerke werden. Aus dem Inhalt: - Pferdefotografie heute - Fotografische Basics - Grundlagen der Bildgestaltung - Gegenlicht - Wetterphänomene - Spiegelungen - Mehrfachbelichtungen - Langzeitbelichtungen - Zoomeffekte - Fine-Art-Fotografie - Außergewöhnliche Perspektiven - Studiofotografie - High Key, Low Key und Color Key - Wildpferdefotografie

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Foto: Peter Ettl

Renate Ettl ist freiberufliche Buchautorin und Fotografin mit Spezialisierung auf Pferde, Natur und Wildlife. Sie hat bisher über 40 Bücher zum Thema Pferde veröffentlicht. Am liebsten fotografiert sie die wild- und freilebenden Pferde in ihrem natürlichen Lebensraum. Als erfahrene Pferdeexpertin, -trainerin und Richterin im Pferdesport sowie Pferdeosteopathin kann sie ihre jahrzehntelangen Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang und Training mit Pferden für die Pferdefotografie sowohl in freier Wildbahn als auch in der Reitbahn nutzen, um die edlen Vierbeiner gekonnt in Szene zu setzen. Renate Ettl ist zudem Dozentin und gibt regelmäßig Workshops in Pferdefotografie sowie Reit- und Therapieseminare.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Renate Ettl

Kreative Pferdefotografie

Pferde mit anderen Augen sehen

Renate Ettl

[email protected]

Lektorat: Gerhard Rossbach

Lektoratsassistenz/Projektkoordinierung: Anja Weimer

Copy-Editing: Claudia Lötschert, www.richtiger-text.de

Satz: Renate Ettl

Layout: Renate Ettl, Birgit Bäuerlein

Herstellung: Stefanie Weidner

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de,

unter Verwendung eines Fotos von Renate Ettl

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print978-3-86490-670-1

PDF978-3-96088-774-4

ePub978-3-96088-775-1

mobi978-3-96088-776-8

1. Auflage 2019

Copyright © 2019 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Hinweis:

Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.

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Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.

Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Norikerwallach Reindi Elmar am Ostseestrand; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 f/2,8L IS II USM bei 160 mm, 1/2500 s, Blende 8, ISO 640

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung

Widmung

Einleitung

1Pferdefotografie heute

1.1Ethik in der Pferdefotografie

1.2Facetten der Pferdefotografie

1.3Kreativität in der Fotografie

1.4Vorbereitung auf das Shooting

2Fotografische Basics

2.1Ausrüstung

2.2Wie macht man gute Fotos?

2.3Der Blick aufs Pferd

2.4Bildaufbau

2.5Hintergrund

2.6Lichtführung

3Bildgestaltung

3.1Porträts

3.2Aufstellbilder

3.3Details

3.4Pferde in Aktion

3.5Bildkritik

4Gegenlicht

4.1Sanftes Gegenlicht

4.2Silhouetten

4.3Hartes Gegenlicht

4.4Lens flares

5Wetterphänomene

5.1Nebel

5.2Regenbogen

5.3Winter

5.4Sonnenauf- und Sonnenuntergang

6Repro-Look

6.1Spiegelungen

6.2Schatten

6.3Mehrfachbelichtungen

6.4Doppelgänger

7Langzeitbelichtungen

7.1Dynamik durch Mitzieher

7.2Alternative Wischeffekte

7.3Abziehbilder

7.4Zoomeffekte

8Grauzonen

8.1Starke Kontraste – klare Formen

8.2Fine Art

9Mehr Dimension

9.1Der besondere Moment

9.23-D-Effekt

9.3Außergewöhnliche Perspektiven

9.4Im Mondschein

9.5Schärfe und Unschärfe

9.6Seepferdchen

10Borderliner

10.1High Key

10.2Low Key

10.3Color Key

11Studiofotografie

11.1Zauber des Lichts

11.2Und Action!

12Wildpferde

12.1The Way of Wildlife

12.2Wildpferde fotografieren

Index

Vorwort und Danksagung

Nach zahlreichen Büchern, die ich über den Umgang, die Haltung, das Training und die Therapie von Pferden veröffentlicht habe, geht mit diesem Projekt der »Kreativen Pferdefotografie« ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Seit 30 Jahren ist die Fotografie ein leidenschaftlicher Begleiter meiner Tätigkeit als Pferdebuchautorin. Alle meine Bücher bebildere ich stets selbst, doch bisher stand das Wort im Vordergrund. Mit dieser Veröffentlichung soll der Fokus auf dem Bild liegen, denn Bilder sprechen ihre ganz eigene Sprache.

Es war mir schon immer ein großes Bedürfnis, Pferde als das darzustellen, was sie sind: starke, imposante und mächtige, aber auch sehr feinsinnige und sensible Geschöpfe der Natur. Jedes Pony oder Pferd hat eine spezielle Persönlichkeit, einen eigenen Charakter und Typ. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe und große Herausforderung, diese Facetten in außergewöhnliche, emotionale und kraftvolle Bilder umzusetzen.

Ein solches Vorhaben zu bewältigen und dabei den Pferden stets gerecht zu werden, erfordert großen Aufwand und Mühe. Ohne die Unterstützung von zahlreichen Freunden, Bekannten und Gönnern wäre dieses Projekt nie möglich gewesen.

Es ist mir deshalb ein großes Anliegen, all denjenigen meinen Dank auszusprechen, die direkt oder indirekt zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Ein besonderer Dank geht an Gerhard Rossbach und den Mitarbeitern des dpunkt.verlags für die hervorragende und professionelle Zusammenarbeit.

Bedanken möchte ich mich außerdem bei den Pferdebesitzern, die ihre Tiere für Fotoshootings zur Verfügung gestellt haben, ihre Pferde in außerordentlicher und liebevoller Weise vorbereitet und betreut haben. Dabei erfordert diese Vorbereitung nicht nur das Putzen und Stylen vor dem eigentlichen Shooting, sondern oftmals ein jahrelanges Beziehungstraining sowie eine fachgerechte Erziehung und Ausbildung, um sie – mitunter ohne einschränkende Maßnahmen wie Halfter, Strick oder Abgrenzungen – vor der Kamera präsentieren zu können. Dieser Einsatz verlangt meinen größten Respekt!

Ebenso empfinde ich allen beteiligten Pferden gegenüber eine große Dankbarkeit. Sie sind die Hauptakteure dieses Buches, deshalb gebührt ihnen eine besondere Anerkennung für deren stete Bereitschaft zur Mitarbeit und außergewöhnliche Leistungen bei den Fotoarbeiten. Den wilden und freilebenden Pferden bin ich zu besonderem Dank verpflichtet, da sie meine Anwesenheit in ihrem Territorium akzeptiert und mir ihr vollstes Vertrauen und ihre Freundschaft geschenkt haben. Ich empfinde eine große Wertschätzung dafür, die wilden Herden über viele Tage, Wochen und Monate hinweg begleiten und an ihrem Leben teilhaben zu dürfen.

Für die Unterstützung bei den Fototerminen möchte ich mich in ganz besonderer Weise bei Verena Detterbeck bedanken, die in außergewöhnlichen Einsätzen immer und im wahrsten Sinne des Wortes auch bei Nacht und Nebel mit ihren beiden Ponys »Nico« und »Barney«, aber auch mit vielen anderen Pferden, stets für spezielle Fotosessions bereitstand. Es ist mir zudem ein Bedürfnis, ihre hervorragenden Fähigkeiten in Bezug auf den respektvollen Umgang und das einfühlsame Training mit den Pferden hervorzuheben.

Nicht zuletzt möchte ich mich bei meinem Mann Peter bedanken, der mich in meinem Schaffensdrang stets unterstützt und mir beim Schreiben des Buches sowie bei den Fototerminen den Rücken frei gehalten hat. Sein Einsatz beschränkte sich dabei nicht nur auf die Versorgung unserer Pferde und Katzen während meiner Fotoreisen, sondern auch auf vielerlei Sonderaufgaben wie Hardware-Mechaniker meines PCs, persönlicher Berater und Kritiker bei der Textgestaltung und Fotoauswahl.

Renate EttlMärz 2019

Widmung

In dankbarer Erinnerung an meineaußergewöhnlichen Stuten

Dunya und Sidi

Einleitung

Fotografieren ist zum Volkssport geworden – spätestens seit man mit Mobiltelefonen auch Fotos machen kann. Manch professioneller Lichtbildner kann darüber nur müde lächeln, denn unter Fotografieren versteht dieser etwas anderes, als nur zu »knipsen«. Der technische Fortschritt jedoch lässt es zu, dass man mit einem einfachen Knopfdruck bereits zum Fotografen wird, denn selbst mit Handys lassen sich passable Ergebnisse erzielen. Worin liegt also der Unterschied zwischen »Knipsen« und Fotografieren?

»Das Bild macht der Fotograf, nicht die Kamera«, heißt es, womit gemeint ist, dass nicht in erster Linie die Technik dafür verantwortlich ist, wie ein Bild entsteht. Denn der Fotograf entscheidet beispielsweise, aus welcher Perspektive ein Bild aufgenommen wird, wodurch die Bildwirkung entscheidend beeinflusst wird. Ebenso nehmen Blende, Belichtungszeit und ISO-Werte eine zentrale Stellung für die Darstellung des gewählten Motivs ein. Der Fotograf entscheidet diese Faktoren, um spezielle Ergebnisse zu erzielen.

Die Bildwirkung ist das entscheidende Kriterium, ob ein Foto als »gut« oder »schlecht« empfunden wird. Wie ein Bild auf den Betrachter wirkt, hat der Fotograf in der Hand. Er muss einen Blick für besondere Situationen und Motive haben und den richtigen Moment abpassen können – allein das kann keine Technik der Welt ersetzen.

Nun gilt es heutzutage schon als Standard, technisch einwandfreie Bilder anzufertigen, die scharf und ausgewogen belichtet sind. Hier unterstützt die Technik enorm: Der Autofokus der meisten Kameras arbeitet exakt und schnell, der Automatikmodus wählt die passende Blende und Verschlusszeit in Kombination für eine korrekte Belichtung.

Wer jedoch besondere Bilder kreieren will, sollte andere Wege gehen, als das Foto der Kamera zu überlassen. Hierfür ist es erforderlich, über den Tellerrand hinauszublicken und zu lernen, Regeln zum richtigen Zeitpunkt auch mal zu brechen. Man muss ein Auge für besondere Situationen haben, ungewöhnliche Perspektiven aufgreifen und neue Ideen in die Entwicklung seines Bildes bringen. Anders ausgedrückt: Man muss kreativ sein. Kreative Fotografie ist außergewöhnlich, originell, inspirierend – einfach anders. Kreativität macht die Fotografie spannend und leidenschaftlich.

Die Lust am Fotografieren ist die Voraussetzung, ein Motiv kreativ umzusetzen. Nicht jeder fotografiert gerne einen Baum, nur weil man ihn kreativ inszenieren kann. Schönes Licht, eine tolle Komposition der Blätter oder eine irre Perspektive – alles schön und gut, doch das Bild spricht einen nicht so richtig an. Ist man nicht gerade Botaniker, bleiben die Begeisterungsstürme oft aus. Neben der Fotografie an sich ist das Motiv ein besonders wichtiges Instrument, das dem Bild die Emotion verleiht, die es beim Betrachter auslöst. Wer das liebt, was auf dem Foto zu sehen ist, wird auch das Bild mögen. Aus diesem Grund widmen sich Pferdeliebhaber eher der Pferdefotografie und werden keine Architekturfotografen. Man fotografiert nur das gerne, was man als schön empfindet. Naturfotografen sind immer auch Naturliebhaber, Konzertfotografen mögen Musik, und Sportfotografen sind meist auch Fußballfans. Somit liegt es in der Natur der Sache, dass der Pferdefotograf meist ein Pferdeliebhaber ist und es auch sein muss, um gute Bilder zu produzieren.

Sicherlich ist so mancher Profifotograf in erster Linie Fotograf, dessen Motivation darin besteht, seine Bilder in bare Münze umzusetzen. Ihm muss es egal sein, ob er für ein Hundeshooting oder eine Hochzeit engagiert wird. Dennoch spiegeln Fotos trotz aller Professionalität immer auch die Leidenschaft und das Gefühl wider, das der Fotograf in die Umsetzung seiner Motive legt. Denn nur das, was man liebt, fotografiert man letztendlich auch gut!

Das bedeutet allerdings nicht, dass man als Pferdeliebhaber automatisch gute Pferdebilder machen wird. So ist es leider nicht, allein die Motivation hierzu ist gegeben. Doch Motivation ist der erste Baustein zum Erfolg.

Bei vielen Pferdebesitzern hat die Fotografie damit begonnen, dass sie einfach mal ein »schönes« Bild von ihrem Liebling haben wollten – eines, das man an die Wand hängen und auf das man stolz sein konnte. Andere nutzen die Kamera, um »ihren Traum« damit einzufangen: Wenn man sich schon keinen imposanten Friesenhengst leisten kann, will man wenigstens ein Bild von ihm!

Die heutige »Will-haben-Mentalität« findet Mittel und Wege, ihren Traum auf dem Bild festzuhalten – mittlerweile auch weitab von der Realität. Träume in Bilder umzusetzen, ist heutzutage keine Hexerei mehr. Viele fotografierende Pferdeliebhaber beherrschen zwar ihre Kamera, bemühen sich jedoch nicht, Emotionen und Gefühle ins Bild zu legen. Dies passiert erst später am Rechner mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms. Die Änderung von Hintergrund, Licht und Farbe, das Hinzufügen oder Retuschieren von Gegenständen sind normal geworden. Doch dies entspricht nicht der Realität! Ist es nicht besser, die Lust an der realen Schönheit des Motivs zu wecken, anstatt Träumen hinterherzujagen? Im Klartext bedeutet dies, die Fotografie in den Vordergrund zu stellen und gute Bilder »on location« auf den Chip zu bannen. Die Bildidee entsteht im Kopf und nicht am PC. Man benötigt kein ausgefeiltes Bildbearbeitungsprogramm, um gute Fotos zu kreieren. Es ist auch keine Profikamera zur Umsetzung der meisten Motive nötig.

Der imposante, schwarze Hengst begeistert jeden Pferdeliebhaber und symbolisiert für viele das »Traumpferd« schlechthin (Retusche: Führstrick); Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 102 mm, 1/1000 s, Blende 6,3, ISO 640

So können beispielsweise auf verschiedene Weise Doppelbelichtungen simuliert und damit geisterhaft schöne Bilder produziert werden, auch wenn die Kamera keine Mehrfachbelichtungsfunktion bietet und man keine Ebenenfunktion über ein Bildbearbeitungsprogramm hierfür nutzt. Es geht nicht um ausgefeilte Techniken, sondern um den kreativen Denkprozess des Fotografen, um die Schönheit und Ausstrahlungskraft der Pferde mit Leidenschaft und Respekt ins rechte Licht zu rücken.

Nicht zuletzt hat der Pferdefotograf eine große Verantwortung dem Vierbeiner gegenüber. Er muss nicht nur fotografische Fähigkeiten mitbringen, sondern vor allem auch ein »Horseman« sein und wissen, was Pferde fühlen. Somit erkennt er frühzeitig, wann gewisse Grenzen erreicht sind. Es ist nicht im Sinne des Pferdes, es bis zur Erschöpfung über die Koppel zu jagen, um eine tolle Galoppszene abzulichten. Und ist es nicht vielleicht sogar respektlos, Pferde mit fragwürdigem »Schmuck« auszustatten und sie beispielsweise mit Gegenständen oder Bildern zu bekleben? Mag ein Pferd nicht lieber einfach nur ein Pferd sein, als sich mit einem Kunststoffhorn auf dem Hirn als Märchenfigur lächerlich zu machen? Diese Frage muss jeder Fotograf für sich selbst beantworten.

Ein Pferdefotograf hat wie jeder Pferdebesitzer auch die Verantwortung, die Grenzen von Würde, Tierschutz und Respekt einzuhalten und umzusetzen, selbst wenn er dadurch auf das eine oder andere Motiv verzichten muss. Dafür bieten ihm die Pferde jede Menge fantastischer Szenen, wenn man sie agieren lässt und die Geduld und das Auge für diese besonderen Situationen mitbringt. Ein guter Pferdefotograf hat es nicht nötig, Pferde gefährlichen, quälenden oder entwürdigenden Situationen auszusetzen. Ein Fotograf ist nur dann gut, wenn er sich den Tieren gegenüber respektvoll und vorbildlich verhält und eine ehrliche Fotografie betreibt.

1Pferdefotografie heute

Der Zeitgeist und der technische Fortschritt machen auch vor der Pferdefotografie nicht Halt. Nicht nur die Kameras, mit denen man einen besonderen Moment zielsicher festzuhalten vermag, sind vielen Trends und Wandlungen unterworfen, sondern auch die menschliche Gesinnung, wie Pferde auf Bildern dargestellt werden. Die Facetten der Pferdefotografie sind vielfältig und lassen einen großen kreativen Spielraum, um die Anmut und Würde des Pferdes in emotionalen Bildern zu spiegeln.

Exmoorpony im Exmoor National Park, England. In meterhohen, dunklen Farnwäldern in der Gegend um Porlock Hill können sich die wildlebenden Exmoorponys vor allzu neugierigen Blicken gut verstecken; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM + 1,4-fach-Telekonverter III bei 280 mm, 1/320 s, Blende 4,5, ISO 1600

1.1Ethik in der Pferdefotografie

Nein, Tiere haben gesetzlich gesehen kein »Recht auf eigenes Bild«, aber sie haben das Recht, artgerecht leben zu dürfen und respektvoll behandelt zu werden. Das gilt insbesondere für Pferde, die der Mensch seit jeher für seine Zwecke – für Krieg, Nahrung oder Sport – genutzt hat. Und nun soll das edle Tier auch noch als Fotomodell dienen! Damit haben Pferde sicherlich kein Problem, solange dies mit Anstand und Würde geschieht.

Um Pferden respektvoll begegnen zu können, muss man ihre natürlichen Bedürfnisse und arttypischen Verhaltensweisen kennen. Das erfordert jahrelange Erfahrung im Umgang mit Pferden. Das Wesen Pferd durch und durch zu erfassen, ist auch für den Pferdefotografen wichtig, damit er die Verhaltensweisen vorausahnen kann, um im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. Doch damit nicht genug. Es stellt sich nicht nur die Frage, auf welche Weise Bilder entstehen, sondern auch, wie mit den Tieren letztendlich umgegangen wird. Werden Pferde nur benutzt, um ein Traumbild zu kreieren? Wird dabei die Persönlichkeit der Tiere geachtet oder vielleicht sogar mit Füßen getreten, wenn man Bilder verändert, eine Situation »schönzeichnet« und eine Traumwelt inszeniert, die fernab von der Realität ist?

Bildmanipulation

In Zeiten von Photoshop & Co. rückt die reine Fotografie immer stärker in den Hintergrund. Viele Pferdefotografen haben weniger Sachkenntnis von der Fotografie, können aber sehr gut mit Bildbearbeitungsprogrammen umgehen und zauberhafte Bilder produzieren, die mit der Realität oft aber nur noch wenig zu tun haben. So werden Fotos wie selbstverständlich retuschiert, um unschöne Zäune, störende Gebäude oder Personen sowie Halfter und Führstricke aus den Bildern zu entfernen. Ohne bewegungseinschränkende Zäune und Halfter entsteht der Eindruck von Freiheit, die das abgebildete Pferd in Wirklichkeit aber nie hat. Es werden unter anderem Hintergründe ausgetauscht und mit Filtern eine Lichtstimmung gezaubert, die so nie stattgefunden hat. Die Manipulation am Bild kennt keine Grenzen.

Quarter-Horse-Hengst Chex N Go beim Freilaufshooting. Da der Koppelzaun fotografisch nicht auszublenden war und sich sehr störend auf das Bild auswirkt, wurde dieser sowie eine Stromoberleitung retuschiert. Das Bild unten zeigt das Original. (Retusche: Koppelzaun, Stromleitung); Canon EOS 1D Mk IV mit Sigma EF 150–600 mm f/5-6,3 DG OS HSM bei 267 mm, 1/2000 s, Blende 7,1, ISO 800

Ein Pferd völlig frei und ohne Zaun? Auch ohne Retusche lässt sich der Eindruck von Freiheit umsetzen. Haflingerstute Ronja ist mit einer Longe gesichert, die gut versteckt im Gras liegt und somit unsichtbar ist; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 70 mm, 1/500 s, Blende 7,1, ISO 1250

Im Umkehrschluss hat dieser Trend auch dazu geführt, dass die Bilder von Fotografen, die sich um eine gute Lichtstimmung, eine tolle Szene, um exzellent trainierte Pferde sowie geeignete Locations bemühen, nicht mehr als Realität wahrgenommen werden: »Das wurde bestimmt gephotoshopt«, heißt es hier sehr schnell. Sicherlich hat die Retusche in bestimmten Situationen seine Berechtigung. Wenn der Züchter seine Pferde für Verkaufszwecke in bester Manier präsentieren möchte, kann auf dem Foto ein auffälliger, unschöner Zaun vom Pferd ablenken. Hier wäre es durchaus legitim, bearbeitungstechnisch einzugreifen. Wird dem Pferd jedoch über ein Bearbeitungsprogramm ein zu kurzer Hals verlängert, werden Verletzungsnarben entfernt oder Fehlstellungen korrigiert, ist dies eine falsche Darstellung der Realität und letztendlich Betrug. Die Grenzen zwischen Fotooptimierung und Manipulation sind oft fließend.

Wie kann sich der ehrliche Fotograf davor schützen, in den Verdacht zu geraten, dass seine Bilder manipuliert sind? Und wie kann der Betrachter die Gewissheit haben, mit einem Bild die Wirklichkeit präsentiert zu bekommen und keine Illusion? Die Unsicherheit, dass es sich um manipuliertes Bildmaterial handelt, kann die Freude an guter Fotografie und schönen Bildern zerstören. Das Problem zieht sich durch alle Genres. Ein Paradebeispiel ist die Modebranche. Frankreich hat ein Gesetz erlassen, das vorschreibt, manipulierte Bilder als solche zu kennzeichnen. Damit wird dem Betrachter klar, dass das Bild entsprechend bearbeitet wurde und nicht mehr der Realität entspricht. Ähnliche Vorschriften gibt es mittlerweile aber auch in anderen Ländern.

Welche Auswirkungen die Manipulation von Bildern auf den Betrachter hat, ist zwar prinzipiell wichtig, aber vom Grundsatz her erst mal nicht relevant. Es geht schon allein darum, dass der Betrachter das grundsätzliche Recht darauf hat, nicht betrogen zu werden. Damit sollte jedes Bild, das retuschiert oder beispielsweise mit Filtern beziehungsweise anderweitigen Techniken über ein Bildbearbeitungsprogramm verändert worden ist, entsprechend gekennzeichnet sein. Jedes Bild, bei dem mehr bearbeitet worden ist als die normalen, notwendigen Entwicklungsschritte einer Raw-Datei (wie beispielsweise die Optimierung von Tonwerten und Belichtung sowie das Bild von Sensorflecken zu säubern, die durch Staub- und Schmutzpartikel in der Kamera erzeugt werden), sollte stets einer entsprechenden Kennzeichnung unterliegen.

In der Naturfotografie ist eine Retusche nach den Statuten und Wettbewerbsregeln des größten deutschen Verbandes, der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT), grundsätzlich nicht erlaubt. So wie die Szene on location war, soll sie auch abgelichtet werden. Manipulationen am Bild sind somit strikt verboten. Manipulationen sind aber nicht nur auf die Bildbearbeitung beschränkt. So muss beispielsweise gekennzeichnet werden, wenn ein Tier nicht in freier Wildbahn, sondern unter kontrollierten Bedingungen (Gehege) fotografiert wurde. Doch auch hier gibt es natürlich Grenzfälle. Tatsächlich wird das Verhalten eines Wildtieres nämlich schon manipuliert, wenn man es mit Futter oder nachgeahmten Geräuschen von Artgenossen anlockt, um es ablichten zu können.

Gut ausgebildete Pferde wie die Fjordstute Angel können freilaufend kontrolliert werden. Dennoch ist das Areal weitläufig eingezäunt, weitere Artgenossen in unmittelbarer Nähe dienen als Magnet, ebenso die Leckerlitüte der Trainerin, die sich knapp außerhalb des Bildes befindet. Somit ist die Sicherheit gewährleistet und eine Retusche unnötig; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 70 mm, 1/500 s, Blende 7,1, ISO 800

Nun sind Pferde aber keine Wildtiere (ausgenommen frei lebende Wildpferdeherden), und dem Bildbetrachter ist es meistens auch nicht wichtig, ob die Aufmerksamkeit des abgebildeten Pferdes durch das Wiehern einer Handy-App oder einer raschelnden Tüte hervorgerufen worden ist. Es ist dem potenziellen Pferdekäufer aber wichtig, dass das Bild eines Pferdes, das er eventuell käuflich erwerben möchte, der Realität entspricht und am Foto unter anderem keine Exterieurmanipulationen vorgenommen worden sind.

Zwar ohne Schaden einhergehend, aber dennoch ärgerlich ist es für den interessierten Bildbetrachter, wenn ein Fotograf ihm vorgaukeln möchte, dass das abgebildete Pferd beispielsweise völlig frei am Meeresstrand galoppierend abgelichtet wurde. In Wahrheit jedoch ist das Pferd an der Longe gelaufen, die später retuschiert wurde. Dies kann naive Nachahmer möglicherweise dazu verleiten, Pferde freilaufend zu fotografieren, wodurch Unfälle riskiert werden. Leider ist es in der Pferdefotografie bereits eine Selbstverständlichkeit, bei Pferdebildern Zäune, Halfter und Führstrick oder Longe zu retuschieren. Aus fotografischer Sicht darf es allerdings kein Anreiz sein, mangelhafte Bilder zu produzieren, weil man sie hinterher retuschieren kann beziehungsweise sowieso von einer Manipulation ausgegangen wird.

Deshalb – jedoch grundsätzlich der Fairness halber – und um naives Nachahmen zu verhindern, sollte man retuschierte und manipulierte Bilder in der Pferdefotografie kennzeichnen, bevorzugt mit entsprechender Beschreibung (z.B. »Lichtsituation geändert«, »Hintergrund ausgetauscht«, »Halfter entfernt« o.Ä.). Ein ehrlicher Fotograf lässt den Bildbetrachter nicht im Dunkeln tappen und schützt sich damit auch selbst, da er nicht gekennzeichnete Bilder als automatisch unmanipuliert darstellt und nicht unter Generalverdacht gerät, jedes Bild sei mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms verändert worden.

Sicherheit

Nicht nur beim Reiten und Umgang mit Pferden, sondern auch bei der fotografischen Arbeit ist es erforderlich, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, damit die Tiere nicht entlaufen und zu einem Risiko werden. Es ist deshalb legitim und oft sogar notwendig, Pferde mit Halfter und Strick oder einem mobilen Zaun an der Fotolocation abzusichern. Wenn diese Hilfsmittel später am Rechner retuschiert werden, sollte allerdings darauf verwiesen werden.

Nun besteht natürlich auch das Ansinnen vieler Pferdefotografen, möglichst auf Sicherheitsmaßnahmen zu verzichten, um sich eine mühevolle Retuschearbeit am Rechner zu ersparen. Der Profifotograf muss möglichst effektiv arbeiten, um von seiner Arbeit leben zu können. Zudem sind so manche Pferdebesitzer davon überzeugt, dass ihr Pferd sogar ohne Führstrick stehen bleibt. So werden nicht selten unnötige Risiken eingegangen.

Kein Bild der Welt ist es wert, dass ein Pferd vor ein Auto läuft und einen schlimmen Unfall verursacht! Aus diesem Grund gilt auch in der Pferdefotografie: Safety first! Die Sicherheit von Mensch und Tier steht immer an erster Stelle.

Der Sicherheitsaspekt sollte nicht nur das fotografische Handwerk umfassen, sondern auch aus reiterlicher Sicht gewährleistet sein. Ein umsichtiger Fotograf fertigt keine Bilder an, auf denen kleine Mädchen mit ungeeignetem Schuhwerk (z.B. Sandalen) oder barfuß am Pferd stehen oder reiten. Auch bei einem Shooting mit erwachsenen Reitern ist dafür sorgen, dass keine unnötigen Risiken eingegangen werden. Jedes Foto sollte möglichst Vorbildcharakter haben – sowohl aus fotografischer als auch aus reiterlicher Sicht.

Bilder leben vom Ausdruck des Pferdes. Nur ein waches Auge kann Lebensfreude vermitteln: Barock-Pintohengst Anthimos; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 140 mm, 1/2500 s, Blende 7,1, ISO 640

Tierschutz

Der Tierschutz hat oberste Priorität bei jedem Shooting. Was selbstverständlich klingt, wird dennoch nicht selten aus Unwissenheit oder Sorglosigkeit übergangen. Die Konzentration auf den Fokus, die richtige Belichtung oder den Bewegungsablauf des Pferdes lenkt den Fotografen nur allzu schnell davon ab, auf die Gesundheit seines Models zu achten. Wenn man mit Tieren arbeitet, sind alle Beteiligten für dessen Wohlbefinden verantwortlich. Falscher Ehrgeiz, Unwissenheit und fehlendes Einfühlungsvermögen sind häufig die Gründe für Überschreitungen der tierschutzrelevanten Grenze.

Classic Ponyhengst Rambo ist ein ausgebildetes Showpony und liebt es, seine Kunststückchen zu präsentieren (Retusche: Weidezaun); Canon EOS 1D Mk IV mit Canon EF 70–200 mm f/4L IS USM bei 183 mm, 1/2000 s, Blende 7,1, ISO 400

So werden Pferde beispielsweise bei hohen Sommertemperaturen übermäßig oft von einem Ende der Koppel zum anderen getrieben, um ein tolles Lauffoto zu erzwingen. Irgendwann sind auch beim motiviertesten Pferd Kondition und Lauflust zu Ende. Verschnauf- und Fresspausen jedoch erhalten die Frische des Pferdes, die man auf den Bildern letztendlich auch sieht. Keiner möchte ein abgehetztes Pferd mit angsterfüllten Augen auf den Bildern sehen, wenn es mit letzter Kraft vor der schwingenden Peitsche davonläuft. Eine Peitsche dient nicht dazu, ein Pferd zu schlagen oder ihm Angst einzujagen, vielmehr sollte sie dirigierend eingesetzt werden, um das Reittier in die gewünschte Laufrichtung zu lenken. Treibinstrumente aller Art müssen stets behutsam und wohldosiert angewendet werden. Das setzt ein hohes Maß an Pferdeverständnis voraus.

Die Helfer sind darum mit die wichtigsten Personen im Rahmen eines Pferdeshootings und müssen über eine große Pferdeerfahrung verfügen. Je besser das Management beim Shooting abläuft, desto authentischer wird das Ergebnis sein. Werden die Pferde während des Fototermins zu sehr unter Druck gesetzt, spiegeln sie dies in ihrem Blick wider. Der Ausdruck der Pferde zeigt, wie sie sich beim Shooting fühlen. Mit gestressten Pferden wird man keine Fotos mit positiver Ausstrahlung erzeugen.

Der erfahrene Pferdekenner kann den Ausdruck des Vierbeiners lesen. Auf vielen Bildern wirken die Pferde panisch, ängstlich, gestresst, angestrengt, aber auch gelangweilt, genervt oder traurig. Das muss nicht zwingend mit dem Ablauf des Shootings zu tun haben, sondern zeigt oft auch die Lebenssituation (Haltungsstress, Trainingsstress etc.) auf. Als Fotograf sollte man auf einen positiven Ausdruck des Pferdes achten. Gegebenenfalls helfen Maßnahmen wie die Gesellschaft eines Artgenossen beim Shooting, Fresspausen und anderweitiger Stressabbau sowie Motivationsschübe (Lob, Belohnungen mit Leckerli, Streicheleinheiten etc.), so gut es aktuell möglich ist. Der Glanz im Auge des Pferdes verleiht dem Bild schließlich das Sahnehäubchen.

Als Pferdebesitzer, Reiter, Trainer und Züchter, aber auch als Fotograf sollte man den Pferden mit Würde, Respekt und Fairness begegnen; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 102 mm, 1/2000 s, Blende 3,5, ISO 200

Leider kommt es immer wieder zu Fehlinterpretationen bei der Deutung des Gesichtsausdrucks. So werden sorgenvolle Blicke als liebevolle Zuneigung fehlgedeutet oder angstvolle Augen mit Interesse verwechselt. Ein Pferdefotograf muss deshalb ein guter Kenner dieser Tiere sein, um Situationen richtig einzuschätzen und die Signale der Pferde korrekt deuten zu können.

Ein Fototermin wird dem Pferd sicherlich nicht zwingend Spaß machen. Es versteht ja nicht, worum es bei dieser Aktion geht. Es kann schwer nachvollziehen, warum es minutenlang für ein Porträt stillstehen oder weshalb es in eine bestimmte Richtung schauen soll. Völlig unbegreiflich ist ihnen, warum sie auf einer saftigen Wiese nicht fressen, sondern laufen sollen – und noch dazu denselben Weg zum wiederholten Male. Deshalb ist es nur zu verständlich, wenn die Pferde nach einer gewissen Zeitspanne unruhig oder lustlos werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, das geplante Motiv bestmöglich vorzubereiten und gegebenenfalls die Belichtung oder den Laufweg mit »Dummys« zu testen, bevor das Pferdemodel zum Einsatz kommt.

Der Pferdefotograf muss sich noch über einen weiteren tierschutzrelevanten Aspekt Gedanken machen: Sowohl im privaten Umfeld als auch auf öffentlichen Veranstaltungen kommt es immer wieder zu unschönen Szenen im Umgang mit Pferden. Sei es, dass der übermotivierte Turnierreiter zu hart in die Zügel fasst, dass das Pferd schmerzerfüllt den Kopf hochwirft und das Maul aufsperrt, der Jockey kraftvoll mit der Gerte die letzten Reserven seines Rennpferdes herauslocken will oder der schlecht geschulte Freizeitreiter seinem Pferd schwer in den Rücken fällt: Muss man diese Szenen ablichten? Soll der Pferdefotograf sich diesen Tatsachen verschließen und mit seinen Bildern lediglich eine »heile Welt« inszenieren?

Das Ansinnen des Pferdefotografen wird sicherlich nicht sein, unschöne Szenen zu erhaschen, um den Reiter an den Pranger zu stellen. Sein Ziel sind in aller Regel ansehnliche Abbildungen der Pferde und Reiter. Dennoch darf man als Fotograf den Blick vor der Realität nicht verschließen. Es liegt allerdings in der Verantwortung des Fotografen, in welcher Form und in welchem Rahmen er zweifelhafte Fotos der Öffentlichkeit präsentiert. Denn jedes Foto ist lediglich eine Momentaufnahme, in der in einem Bruchteil einer Sekunde eine Szene gezeigt wird, die sich im nächsten Moment möglicherweise bereits wieder in Wohlgefallen auflöst. Der fixierte Moment jedoch kann – länger betrachtet – das Gefühl einer dauerhaften Situation simulieren und verschlimmert somit eine Szene deutlich. Stellt eine Momentaufnahme aber ein typisches Beispiel für das Geschehen dar, ist es wiederum ein Beleg für die realen Verhältnisse und sollte gegebenenfalls durchaus die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wecken. Missstände können auf diese Weise aufgezeigt und zum Wohle des Pferdes verändert werden.

Darf man sich als Pferdefotograf vor der Realität verschließen? Leider sind auch solche Bilder keine Ausnahme – sowohl im Freizeit- als auch im Sportbereich. Im Polosport sind Zäumungen wie Aufziehtrense, Stoßzügel, Schlaufzügel und Reithalfter in Kombination »normal«. Wenn nun auch noch der Kommentator dieser öffentlichen Sportveranstaltung von einer »humanen Zäumung« spricht, wird man als Pferdefreund sehr nachdenklich. Offene Mäuler und schmerzerfüllte Blicke der Pferde sind keine Seltenheit. Dieses Bild steht hier deshalb nur exemplarisch, denn Fehlverhalten kommt in allen Sparten vor, in denen Pferde »genutzt« werden; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 88 mm, 1/2500 s, Blende 8, ISO 640, Bildausschnitt

Der Rahmen einer Veröffentlichung ist ebenfalls ein sehr wichtiges Kriterium, wie eine Aufnahme wirkt. Es spielt eine nicht unerhebliche Rolle, wie sie textlich untermauert wird und welchem Zweck sie dienen soll. »Aufklärung – ja, Anprangern – nein!« sollte die Devise des Pferdefotografen sein. Man muss sich aber auch an die eigene Nase fassen, wenn es darum geht, wie viel Druck ausgeübt werden darf, um »das eine Bild« umsetzen zu können. Tierschutz steht immer über allem: über Erfolg, über Spaß und über jedem noch so tollen Bild!

Würde und Respekt

Dass tierschutzrelevante Aspekte in der Fotografie berücksichtigt werden, ist für die meisten Fotografen eine Selbstverständlichkeit. Dennoch bleibt der Respekt dem Pferd gegenüber manchmal auf der Strecke. Was bedeutet es, dem Tier gegenüber Respekt zu zeigen? Insbesondere ist es die Fähigkeit, die Natur des Pferdes und seine Bedürfnisse zu akzeptieren. Definiert wird der Begriff »Respekt« als »anerkennende Berücksichtigung des Wertes«, also die Wertschätzung des Pferdes. Nach den ethischen Grundsätzen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) sind alle Pferde – ob groß oder klein, teuer oder billig, alt oder jung und gesund oder krank – gleich zu achten. Damit ist das kleine Shetlandpony, das möglicherweise nur als »Rasenmäher« fungiert, ebenso viel wert wie das millionenteure Rennpferd, das einen Sieg nach dem anderen einläuft.

Bei den freilebenden Exmoorponys scheint die Pferdewelt noch in Ordnung zu sein. Trotz harter Umweltbedingungen können die Tiere nach ihren Bedürfnissen leben; Canon EOS 1D X mit Canon EF 100–400 mm f/4,5-5,6 L IS II USM bei 400 mm, 1/1250 s, Blende 8, ISO 800

Ein Pferd muss Pferd bleiben dürfen, dennoch darf der Mensch es für seine Belange nutzen, solange dies würde- und respektvoll geschieht; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 200 mm, 1/640 s, Blende 8, ISO 640

Jedes Pferd hat dasselbe Recht, anständig behandelt zu werden, hat ein Anrecht auf qualitätsvolles und ausreichendes Futter und auf einen artgerechten Lebensraum. Vor der Kamera obliegt es dem Fotografen, die arttypischen Charakterzüge des jeweiligen Pferdes ins rechte Licht zu rücken. Das Bild des grasenden Shetlandponys hat dabei dieselbe Wertigkeit wie das Siegerbild des Galoppers.

Anstand und Respekt dem Pferd gegenüber heißt für den Fotografen insbesondere, die Natürlichkeit des Pferdes wertzuschätzen und aus einem Pferd keine »Witzfigur« zu machen. So grenzen Bilder von Pferden, die mit farbigem Puder beworfen, lustig bemalt oder mit Bildchen beklebt werden, für die einen schon an Geschmacklosigkeit, während andere diese Art der Umsetzung als kreativ ansehen.

Wird die Würde des Pferdes angegriffen, wenn ihm beispielsweise ein Totenkopf ins Fell rasiert oder ein Horn auf die Stirn geklebt wird? Wird das Pferd dabei bereits unwürdig »entstellt«? Ist die »Verkleidung« als Märchenfigur ein inakzeptabler Eingriff in die Würde des Pferdes? Und ist es dem Pferd zuzumuten, mit Farbe beschmiert und mit Accessoires beklebt zu werden? Vielleicht beantwortet sich die Frage unter der Berücksichtigung, dass diverses Zubehör (z. B. Kleber oder Farbe) dem Pferd eventuell auch schaden könnte, von selbst. Die Verletzungsgefahr ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen, wenn Pferde – um ein Beispiel zu nennen – als Einhorn ausstaffiert werden.

Das Bedürfnis, ein Pferd als etwas anderes darzustellen, als es ist, scheint weit verbreitet zu sein. Zur respektvollen Fotografie gehört insbesondere, das Pferd in seiner Natürlichkeit – und bevorzugt in seinem artgerechten Lebensraum – abzulichten und nicht im Rampenlicht, mit viel Lärm, Verkleidung und Maskerade. Sicherlich kann sich ein Pferd in einer gewissen Weise anpassen und auch auf seiner Hauskoppel oder in der eigenen Box glücklich sein. Manche Pferde sind regelrechte »Showtypen«, die es sogar lieben, im Rampenlicht zu stehen. Mit diesen Pferden lassen sich durchaus glanzvolle Showeffekte umsetzen, doch der Fotograf muss stets die Grenzen kennen, ab wann sich ein Pferd in seiner Rolle nicht mehr wohlfühlt. Das ist der Punkt, das Vorhaben abzubrechen, denn nicht nur die Würde des Menschen – wie es das Gesetz vorschreibt –, sondern auch die des Pferdes sollte unantastbar sein.

1.2Facetten der Pferdefotografie

Die Branche der Fotografie umfasst unglaublich viele Bereiche, die sich wiederum in verschiedenste Spezialgebiete untergliedern: Architekturfotografie, Naturfotografie, Porträtfotografie, Sportfotografie, Tierfotografie, um nur einige Beispiele zu nennen. So lässt sich die Pferdefotografie als ein Teilbereich der Tierfotografie sehen, fächert sich jedoch wiederum in Sparten auf wie Event-, Zucht- oder Trendfotografie.

Bei der Pferdefotografie kann es sich aber auch um Wildlife-, also Naturfotografie (Wildpferde), Porträtfotografie (Zucht-, Studiofotografie) oder Sportfotografie (Turnierfotografie) handeln – je nachdem, welcher Sparte sich der Fotograf zuordnet. Jedes Spezialgebiet erfordert wiederum eigene Voraussetzungen und ein spezifisches Fachwissen.

Neben den einzelnen Disziplinen spielt auch die Motivation des Fotografen eine Rolle. Sehr viele Fotografen nehmen die Kamera aus Spaß an der Freud zur Hand und sind darum völlig frei in ihrem Schaffensdrang. Der professionelle Fotograf, der beispielsweise für einen Verlag auf einem Event fotografiert, steht nicht selten unter einem enormen Druck, ganz bestimmte Bilder liefern zu müssen. Freie Fotografen, die mit der Fotografie ihr Geld verdienen wollen, haben es ebenfalls nicht leicht, sich am Markt zu etablieren. Deshalb muss sich der professionelle Fotograf heutzutage von der Masse abheben und etwas Besonderes bieten, um am Markt bestehen zu können. Dies kann ein eigener Stil sein, Motive umzusetzen, oder die Spezialisierung auf ein Nischenprodukt.

Will man fotografisch erfolgreich sein, ist außerdem eine gehörige Portion Kreativität wichtig. Diese Kreativität ist aber kein eigener fotografischer Bereich, sondern kann in jeder Sparte der Pferdefotografie zum Einsatz kommen. Die kreative Umsetzung von Motiven setzt jedoch die Grundkenntnisse für die einzelnen Spezialgebiete voraus.

Eventfotografie

Für den Fotografen kann die Eventfotografie sehr lukrativ sein. Insbesondere der Markt der Turnierfotografie ist mittlerweile allerdings stark umkämpft, da sich hier massenhaft Bilder an den Mann bringen lassen. Viele Turnierreiter wollen ein oder mehrere Fotos als Erinnerung an ihren erfolgreichen Auftritt mit nach Hause nehmen. Jedoch ist es nicht so einfach, sich als Turnierfotograf zu etablieren. Die Veranstalter buchen meist bestimmte Fotografen, die das Event fotografisch begleiten dürfen. So darf häufig nur ein einziges Foto-team in die Arena, um Bilder zu machen und eine Blitzanlage aufzubauen. Der Fotograf benötigt die Genehmigung des Veranstalters, um auf dem Gelände Fotos zu erstellen, die er vermarkten will. Die akkreditierten Fotografen müssen sich auch auf einem ihnen zugewiesenen Platz aufhalten und können sich keineswegs frei in der Arena bewegen.

In Showprogrammen von Messen und Großveranstaltungen werden den akkreditierten Fotografen spezielle Plätze zugewiesen, von wo aus fotografiert werden darf. Messe Pferd International in München 2017; Canon EOS 1D X mit Canon EF 70–200 mm f/2,8L IS II USM bei 70 mm, 1/3200 s, Blende 7,1, ISO 800

Im Showprogramm von großen Events werden den Zuschauern verschiedene Pferdesportdisziplinen wie hier die Mounted Games präsentiert; Canon EOS 1D X mit Canon EF 100–400 mm f5,6-6,3 IS II USM bei 400 mm, 1/640 s, Blende 7,1, ISO 800

Nur auf kleineren Turnieren kann der Fotograf noch etwas zwangloser arbeiten, hat aber auch nur einen begrenzten Arbeitsbereich zur Verfügung. Die größte Problematik der Turnierfotografie ist, dass der Blickwinkel nur sehr selten frei gewählt werden kann. Das schränkt die Bildgestaltung enorm ein, und man muss oft mit einem sehr unruhigen Hintergrund leben, der viele störende Elemente enthält.

Zuchtfotografie