Kurzgeschichten zum Vernaschen - Vanessa Carduie - E-Book

Kurzgeschichten zum Vernaschen E-Book

Vanessa Carduie

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Beschreibung

Liebe hat viele Gesichter und kommt nicht selten unverhofft.
In dieser Anthologie dreht sich deswegen alles um die Liebe. Mal poetisch, mal düster oder märchenhaft, aber immer romantisch und ehrlich.
Wir wünschen euch ein paar schöne Lesestunden mit unseren Geschichten und Gedichten.

Valentins großer Tag – Jeanette Lagall

Love bites – Vanessa Carduie

Veränderungen - Melissa David

Change of heart - Lily Konrad

Gedichte - Susanne Esch

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Vanessa Carduie, Jeanette Lagall

Kurzgeschichten zum Vernaschen

Für alle Liebenden und die, die es noch werden wollen. ;-)BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Klappentext

Liebe hat viele Gesichter und kommt nicht selten unverhofft.

In dieser Anthologie dreht sich deswegen alles um die Liebe. Mal poetisch, mal düster oder märchenhaft, aber immer romantisch und ehrlich.

Wir wünschen euch ein paar schöne Lesestunden mit unseren Geschichten und Gedichten.

Schicksalsweber & Friends

 

schicksalsweber.com

 

Valentins großer Tag - Jeanette Lagall

 

 

Es war einmal eine Prinzessin, doch um diese geht es hier gar nicht. Sie ist nur deswegen von Bedeutung, da sie demnächst heiraten würde, wie Prinzessinnen das meistens irgendwann tun. Aber selbst das wäre keiner Erwähnung wert, wenn diese Hochzeit nicht seit Wochen an einem äußerst ungewöhnlichen Ort für helle Aufregung sorgen würde.

Seit die frohe Kunde das königliche Gewächshaus erreicht hatte, waren vor allem die edlen weißen Rosen noch unausstehlicher als sonst. Die anderen Blumen wunderte dies nicht weiter, denn den weißen Rosen kam im Königreich Florien von jeher eine besondere Bedeutung zu. Schließlich waren sie es, die Seite an Seite mit dem Löwen und dem Schwert im königlichen Wappen standen und so die Herrscherfamilie repräsentierten. Deswegen, und wegen ihrer Schönheit und ihres betörenden Duftes, würden sie auf der Hochzeit die wichtigsten Blumen sein.

Noch nie hatte es eine königliche Vermählung gegeben, bei der sie fehlten. Ja mehr noch: Ohne weißen Rosen gäbe es keine Hochzeit. So weit war es einst tatsächlich einmal gekommen. Zu jener Zeit hatte die Rizinuslaus, ein übler und sehr hartnäckiger Schädling, den gesamten Bestand dieser edlen Pflanze zerstört. Die Rosen durch andere zu ersetzen, kam schlichtweg nicht in Frage. Die Vermählung war um ein Jahr verschoben worden; und niemand im ganzen Königreich wunderte sich auch nur im Geringsten darüber. Eine königliche Hochzeit ohne die duftenden, weißen Rosen von Florien war schlicht undenkbar!

Dessen waren sich die schneeweißen Königinnen der Blumen sehr wohl bewusst. Im Gewächshaus blieben sie unter sich, und wenn sie sich doch einmal herabließen, das Wort an eine Blume anderer Gattung zu richten, dann geschah es für gewöhnlich nur auf abfällige Art und Weise.

„Mit einem solch schlichten Kleid würde ich mich schämen, Gerbera!“

„Sieh nur, Schwester, welch ordinäre Farbe diese Schwertlilie trägt.“

„Hast du die Hortensien gesehen? Unförmiger und plumper geht es nicht mehr!“

So sprachen sie von ihren langen, schlanken Stielen herab und schüttelten verächtlich ihre edlen Köpfe.

Normalerweise wuchsen viele verschiedene Blumenarten in dem Gewächshaus, sodass sich das dünkelhafte Gerede der Rosen auf viele verteilte. Doch im Jahr der Hochzeit gab es wegen des erhöhten Bedarfs nur zwei Sorten Blumen: Weiße Rosen und kugelige, roséfarbene Dahlien. Warum? Nun, die Prinzessin liebte Rosa, und Dahlien dufteten nicht. Das war wichtig, denn der einzigartige Duft der weißen Rosen durfte auf einer königlichen Hochzeit von keiner anderen Blume verfälscht werden. Daher wurden bei diesem Anlass traditionell nur jene beiden Blumensorten verwendet. So erstrahlte das Gewächshaus dieses Jahr in Weiß und Rosa.

Zumindest fast. Es gab weiße Rosen, rosafarbene Dahlien und – Valentin. Er war übrigens die einzige Blume, die einen Namen hatte. Doch dazu später.

Valentin war zwar auch eine Dahlie, sogar eine besonders stattliche, aber er war gelb. Ein fröhliches, strahlendes Gelb, bei dem jeder gute Laune bekam – von den Rosen einmal abgesehen. Da diese jedoch nie gute Laune hatten, fiel das nicht weiter auf.

Außerdem war Valentin nicht ordentlich kugelförmig wie die anderen Dahlien, sondern trug seine Blütenblätter buschig offen, sodass er wie eine kleine, fluffige Sonne aussah.

Sich über die Farbe Rosa, fehlenden Duft, oder eine kugelige Blütenform lustig zu machen, wenn alle anderen Blumen im Gewächshaus rosa, duftlos und kugelig waren, wurde den edlen weißen Rosen bald langweilig. Deswegen hatten sie es besonders auf Valentin abgesehen. Manchmal ging ihm das auf die Nerven, doch meistens störte er sich nicht im Geringsten daran. Passend zu seiner Farbe hatte er ein sonniges Gemüt und interessierte sich nicht sonderlich dafür, worüber die Rosen den lieben langen Tag über lästerten und tratschten. Er zog es vor, sich mit den anderen Dahlien zu unterhalten. Das war viel angenehmer, denn Dahlien waren friedfertige Blumen, die sich mit allen Gewächsen gut verstanden. Sie legten keinen Wert auf Äußerlichkeiten – und warum sollten sie duften, wenn andere das viel besser konnten?

Der alte Chefgärtner war ein äußerst gutmütiger Mensch, weswegen Valentin trotz seiner unpassenden Farbe bleiben durfte; obwohl er für die Hochzeit der Prinzessin untauglich war.

Eine Tatsache, die die Rosen nicht müde wurden, ihm in Erinnerung zu rufen.

Valentin war das einerlei. Er war zufrieden mit seinem Platz am Fenster. Von dort konnte er gut auf die Straße schauen, auf der es sehr viel zu sehen gab.

Besonders freute er sich jedoch auf den Morgen und den Abend. Denn dann kam eine junge Näherin an dem Gewächshaus vorbei, die sich immer ein paar Minuten nahm, um die schönen Blumen darin zu bewundern. Valentin war ihr besonderer Liebling, das sah er an ihren Augen, die jedes Mal zu strahlen anfingen, wenn ihr Blick auf ihn fiel. Außerdem lächelte sie ihm zu und begrüßte ihn. Sie war es auch gewesen, die ihn Valentin getauft hatte. Den Grund dafür kannte er nicht, aber er war sehr stolz auf seinen Namen.

Wie jeden Morgen quälte Theresa sich aus dem Bett. Die junge Frau mochte die Arbeit in der Näherei nicht sonderlich, aber was sollte sie machen? Sie war froh, dass sie überhaupt Geld verdiente, auch wenn der Lohn kärglich war, und kaum zum Leben reichte. Dennoch verzagte Theresa nicht, denn sie verstand es meisterhaft, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Außerdem war sie frisch verliebt. Der einzige Wermutstropfen war, dass der junge Mann nichts davon wusste.

Dieser arbeitete in der ortsansässigen Tischlerei. Bisher hatte es nur für ein paar flüchtige Blicke gereicht, wenn sie zur Arbeit ging und er in der Werkstatt war. Theresa wusste, dass aus ihnen niemals ein Paar werden würde. Noch war er nur Geselle, doch irgendwann würde er Tischlermeister sein. Was sollte er mit einer einfachen Näherin anfangen? Zu groß war der Standesunterschied. Dennoch liebte Theresa das Gefühl, verliebt zu sein und genoss es, dass ihr Magen einen kleinen Purzelbaum schlug, wenn der junge Mann sie unbeschwert anlächelte. Manchmal zwinkerte er ihr sogar keck zu. Wenn das geschah, ging in ihrem Herzen die Sonne auf und schien den ganzen Tag, egal wie regnerisch es draußen war.

Seit der alte Tischlermeister nach ihm gerufen hatte, während Theresa zufällig an der Werkstatt vorbeiging, kannte sie sogar seinen Namen. Der Mann ihres Herzens hieß Valentin. Der Name passte perfekt zu ihm. Er war schön, unbeschwert und ließ die Sonne aufgehen – ganz so wie der Mann.

Doch es war nicht nur Valentin, der Tischlergeselle, wegen dem sich Theresa jeden Tag auf den Weg zu und von der Näherei freute. Sie liebte es, an den königlichen Gewächshäusern vorbeizugehen und sich an der bunten Pracht zu ergötzen. Jeden Morgen und jeden Abend gönnte sie sich ein paar Minuten, um das prächtige Farbenspiel zu genießen. Die anderen Näherinnen machten sich deswegen über Theresa lustig und schalten sie eine Närrin.

„Sie sind eh nur für den Palast. Selbst wenn nicht, du würdest dir niemals auch nur ein einziges Blütenblatt davon leisten können“, sprachen sie und zeigten mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln auf die Blumenpracht. „Wieso sich die Nase am Gewächshaus platt drücken, wenn du ohnehin niemals etwas daraus haben kannst?“

Doch Theresa reichte es vollkommen, die Blumen zu betrachten. Während die anderen Näherinnen gramgebeugt an dem Gewächshaus vorbeischlurften und an das Elend in der Näherei dachten, blieb die junge Frau kurz stehen und genoss den herrlichen Anblick der prächtigen Blüten. Sie liebte es besonders, wenn im Sommer die Fenster offen waren und der süße Duft der Rosen bis auf die Straße zog. Wie ein guter Freund umarmte er sie und begleitete sie ein Stück des Weges. Am Abend war er immer noch da, erwartete sie und leistete ihr auch auf dem Rückweg eine Weile Gesellschaft.

Da normalerweise alle Farben im Gewächshaus vertreten waren, fielen die großen Flächen in Schneeweiß und Rosa sogar den anderen Näherinnen auf. Vor allem das Meer edler weißer Rosen, für die das Königreich berühmt war, hatte es ihnen angetan. Sie seufzten, wie wunderschön diese Rosen doch seien, wie herrlich sie dufteten – aber bereits im nächsten Atemzug jammerten sie, dass es ohnehin müßig wäre, davon zu träumen. Solche bekäme ja eh nur die Prinzessin. So dauerte es nicht lange, bis sie wieder in ihr eigenes Elend vertieft, achtlos am Gewächshaus vorbeistolperten.

Keine von ihnen bemerkte, wie eines Morgens plötzlich eine leuchtend gelbe Blüte am Rande des rosafarbenen Feldes blühte.

Als Theresa an jenem Tag vor dem Gewächshaus stehen blieb, schnappte sie überrascht nach Luft, als die bauschige Blüte ihr keck zuzwinkerte. Das fröhliche Gelb strahlte wie eine kleine Sonne durch den wolkenverhangenen Tag und brachte Theresa durch ihr unbekümmertes Leuchten zum Lachen. Obwohl man Blumen normalerweise eher mit Frauen in Verbindung brachte, erinnerte diese Theresa sofort an den Mann ihres Herzens.

So taufte sie die leuchtend gelbe Dahlie auf den Namen Valentin.

Seitdem freute sie sich noch mehr, an dem Gewächshaus vorbeizulaufen. Sie lächelte der gelben Blüte zu und formte mit ihren Lippen einen Gruß. „Guten Morgen, Valentin!“, flüsterte sie ihm in der Frühe zu, „Guten Abend, Valentin!“, wenn sie spät von der Arbeit zurückkehrte. Theresa war sich sicher, dass die kleine Sonne im Gewächshausfenster ihr daraufhin jedes Mal zuzwinkerte.

Doch die Hochzeit der Prinzessin rückte näher, und am Vortag der Vermählung geschah, was geschehen musste: Die Blumen wurden geerntet, damit sie zu Gestecken und üppigen Blumensträußen gebunden werden konnten, um den Festivitäten den passenden Rahmen zu geben.

Die Rosen waren entsetzlich aufgeregt. Die schönsten unter ihnen gerieten sogar in Streit darüber, welche von ihnen in den Brautstrauß der Prinzessin kommen würden. Denn traditionell bestand dieser ausschließlich aus den edlen weißen Rosen Floriens. Gut, noch ein wenig Grünzeug, um ihre Schönheit hervorzuheben, doch das war vernachlässigbar. Die rosafarbenen Dahlien waren ebenfalls aufgeregt. Da sie von Natur aus jedoch bescheiden waren und nicht gerne im Rampenlicht standen, störte es sie nicht, dass der Brautstrauß ohne sie auskam. Dafür sahen sie mit Freude ihrer Aufgabe entgegen, im Hintergrund für eine schöne Atmosphäre zu sorgen.

Valentin erfreute sich an ihrem Glück und wünschte ihnen beim Abschied eine märchenhafte Hochzeit. Er ging davon aus, dass er alleine hier im Gewächshaus zurückbleiben würde, da er ja die falsche Farbe hatte. Es machte ihm nichts aus, er musste nicht unbedingt in einem Blumengesteck landen, sondern war zufrieden mit seinem Platz am Fenster. Außerdem freute er sich schon darauf, die junge Frau am nächsten Tag wiederzusehen.