Leber und Galle – erworbene Autorität - Rosina Sonnenschmidt - E-Book

Leber und Galle – erworbene Autorität E-Book

Rosina Sonnenschmidt

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Beschreibung

Im zweiten Band ist die Leber im Mittelpunkt. Die Leber steht für erworbene Autorität, Schöpferkraft, Humor und Tatendrang. Wird dies durch mangelndes Selbstwertgefühl unterdrückt, kommt es zu Aggression. „Die Galle läuft über“ und vielfältige Krankheiten wie die harnsaure Diathese mit Rheuma und Diabetes entstehen. Rosina Sonnenschmidt vermag die typischen Leberkonflikte und deren Lösung nachvollziehbar darzustellen. Sie beschreibt neben den Leber-Temperamenten und der spirituellen Bedeutung der Leber auch deren Rolle in der chinesischen Medizin und der Alchemie. Die Leber übt als zentrales Stoffwechselorgan die wichtigste Entgiftungsfunktion im Körper aus. Die erfahrene Autorin gibt praktische Ernährungsratschläge zur Entsäuerung und Entgiftung und nennt pflanzliche Heilmittel z. B. bei Leberinsuffizienz und Gallenleiden sowie Kuren zur Ausscheidung von Leber- und Gallensteinen. Besonders wertvoll sind ausgewählte homöopathische Leberarzneien bei erhöhten Leber- und Gallenwerten, bei Folgen von Alkoholismus, Gelbsucht, Hepatitis, Lebertumoren, Leberverfettung und Leberzirrhose. Als spezifische Lebermittel setzt die Autorin u. a. Aureomycin, Carduus marianus, Sycoccus, Taraxacum, als Gallemittel Berberis, Chionanthus, Cholesterinum, Hydrastis und Leptandra ein. Eine der umfassendsten Abhandlungen über dieses zentrale Organ mit vielen wertvollen Praxistipps.

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Schriftenreihe Organ – Konflikt – Heilung

Rosina Sonnenschmidt

Leber und Galle – erworbene Autorität

Mit Homöopathie, Naturheilkunde und Übungen

Nr.2

Rosina Sonnenschmidt Nr. 2 • Leber und Galle– erworbene Autorität

978-3-95582-182-1

1. Auflage 2009 2. Auflage 2009 3. Auflage 2011 4. Auflage 2015

© 2009 Narayana Verlag GmbH Blumenplatz 2, 79400 Kandern, Tel.: +49 7626 974970-0 E-Mail: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Coverabbildung Leber © Harvinder Singh

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

INHALTSVERZEICHNIS

Zur Schriftenreihe allgemein

Vorwort zu diesem Band

1. Die Leberenergie

1.1 Die Symbolik der Leber

1.2 Die Leber-Temperamente

1.3 Die Leber aus spiritueller Sicht

1.4 Leber und Galle in der chinesischen Entsprechungslehre

1.5 Leber und Galle aus alchemistischer Sicht

2. Leber- und Gallenkonflikte

3. Die Strukturen der Leber

3.1 Die äußere Form der Leber

3.2 Die innere Architektur der Leber

3.3 Der Leber-Rhythmus

4. Die Leberfunktionen ganzheitlich betrachtet

4.1 Die Leber – Königin der Gewässer

4.2 Durch Kohlenhydrate in die Willenskraft

4.3 Durch Eiweiß zur inneren Atmung

4.4 Durch Fette zum Licht

4.5 Durch Entgiftung zur klaren Reinheit

5. Leber- und Gallenerkrankungen

5.1 Die Keimblattzugehörigkeit der Leber

5.2 Die Immuntätigkeit aus miasmatischer Sicht

5.3 Die Leber-Parasitose

6. Ganzheitliche Leber-Gallentherapie

6.1 Ernährungsratschläge

6.2 Entsäuerung und Entgiftung

6.3 Ausscheidung von Leber- und Gallensteinen

6.4 Homöopathie

6.4.1 Ausgewählte Leber-Arzneien

6.4.2 Bewährte Arzneien bei Gallensteinen

6.4.3 Bewährte Arzneien bei Aszites

6.4.4 Bewährte Schüssler-Salze in der Lebertherapie

Schlussworte

Anhang

Literaturverzeichnis

Über die Autorin

ZUR SCHRIFTENREIHE ALLGEMEIN

In meinen Seminaren und in der Behandlung chronisch kranker Menschen lege ich Wert auf eine ganzheitliche Sichtweise des Krankwerdens und der Heilung. Zweifellos steht hierbei die Homöopathie im Zentrum, denn sie erreicht jede Seinsebene des Kranken und bietet unerschöpfliche Möglichkeiten, ihre Arzneien nach individuellen Kriterien auszuwählen. Man muss nur wissen, warum man ein Mittel verordnet hat, sei es nun miasmatisch, konstitutionell oder organotrop. Was mir allerdings in den letzten 20 Jahren auffällt, ist die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Ganzheitlichkeit in der homöopathischen Behandlung und der ablehnenden Haltung gegenüber naturheilkundlichen Therapien und der Ernährungsheilkunde.

Auch die Konflikte, die mit einer physischen Krankheitsmanifestation verbunden sind, werden zu wenig beachtet. Ich höre allenthalben die Botschaft: „Das eine Mittel muss es richten.“ Darin schwingt nach meiner Wahrnehmung Bequemlichkeit und Ignoranz mit. Dann die unzähligen Verbote und Warnungen, was alles die Wirkung von Homöopathie behindere, verfälsche, antidotiere. Darin spüre ich Angst und Unsicherheit.

Heilung ist für mich ein Weg aus der gebundenen Energie vieler Verbote, Ängste, Zwänge und Unterdrückungen heraus in die Freiheit des Geistes. Ein Freigeist hat Vertrauen in sich und in die Naturgesetze, deren Spiegel der menschliche Organismus ist. Bei ihm in die Lehre zu gehen heißt, täglich zu staunen und bescheiden zu werden. Denn so wie der Körper im Verbund mit dem Geist heilt, stellt er alle Mittel und Maßnahmen, die wir in der Heilkunde gefunden haben, in den Schatten. Das ist ein unbequemer Gedanke, denn wir meinen es besser als die Natur zu wissen – und zahlen dafür einen jährlich immer höher werdenden Preis in Form von immer komplizierteren und destruktiveren Krankheiten.

• Es liegt ein tiefer Sinn darin, wo sich im Organsystem eine Krankheit manifestiert.

• Die Bewusstseinsebene mit dem Aspekt der Bildung von Gedankenmustern ist eng verbunden mit emotionalen und zellulären Schwingungen. Daher manifestiert sich eine Krankheit physisch genau dort, wo eine optimale Entsprechung zwischen Energie und Materie besteht.

• Alle Organsysteme schwingen im gesunden Zustand wie in einem Musikstück harmonisch zusammen, weil sie Synergien bilden.

• Wie in einem mehrstimmigen Musikstück haben die zu einem Organ gehörigen Zellverbände auch eine eigene „Stimme“, das heißt eine Eigenschwingung.

• Die Zusammengehörigkeit von zellulärer Eigenschwingung (Organ), Emotion und Gedankenmuster bilden ein menschliches Thema oder Potenzial. Dieses kann sich zu einem Konflikt wandeln oder zu einer Lösung, kann krank machen oder heilen.

• Genau dort, wo der Konflikt ist, ist auch die Lösung vorhanden. Sie zu verwirklichen ist der eigentliche Heilungsprozess. Somit reicht es nicht, eine Lösung zu kennen, sie muss erlebt und durchlebt werden.

• Der Organismus verfügt über höchst intelligente Selbstregulationen. Daraus entstehen Heilungsversuche, die ich als biologische Lösungen betrachte. Eine biologische Lösung bringt jedoch noch keine Heilung. Nur eine intelligente, vom ganzen Bewusstsein vollzogene Lösung bewirkt Heilung auf der mentalen, emotionalen und körperlichen Ebene.

• Jede chronische Krankheit beginnt mit einem harmlosen menschlichen Thema – meistens hat es im realen und übertragenen Sinne mit der Haut zu tun – das jedoch weder mental noch emotional gelöst wurde, sich dadurch immer mehr vergrößerte und verfestigte und allmählich in die entsprechende zelluläre Manifestation sank. Hierbei bedient sich das menschliche Energiesystem sinnvoller Kompensationsstrategien, um zu überleben.

• Meine Aufgabe als Therapeutin sehe ich darin, für die Reise der Heilung von der schwerwiegendsten Krankheitsmanifestation aus schrittweise physisch, emotional und mental Impulse zu setzen, damit sich das gesamte Energiesystem auf eine immer leichtere Ebene zubewegt, bis die Krankheit es über die Haut verlässt.

Diese Erkenntnisse führten mich zu Beginn meiner therapeutischen Laufbahn zu den Quellen der Chinesischen Medizin mit ihrer Entsprechungslehre. Im Laufe von 4500 Jahre entwickelte sich in ihr eine immer feiner differenzierte Sicht, dass ein Organsystem/Meridian und ein emotional-mentales Thema eine unlösbare Einheit bilden. Alles Lebendige geschieht rhythmisch und in Kreisläufen. Dabei wird es von polaren Kräften (Yin – Yang) gesteuert. Diese Erkenntnisse gewann man ohne Mikroskop, Ultraschall, Gehirntomografie und Sezieren von Leichen. Allein durch die Meisterschaft der Beobachtung („Wie innen so außen, wie oben so unten“) und die Vernetzung von Erkenntnissen schufen die Chinesen eine einzigartige Entsprechungslehre, die bis heute ihre Aktualität behalten hat. Die ganze Weisheit ist in dem genial einfachen Symbol des Yin-Yang konzentriert. Diese Entsprechungslehre sowie die Zuordnung Organ – Konflikt – Lösung bildet die Basis meiner homöopathischen Arbeit.

Das zirkuläre Bewusstsein des alten Medizinsystems hilft mir, nicht in das lineare Denken „Symptom – Mittel – Symptom – Mittel“ abzugleiten, wie es leider in der Homöopathie weit verbreitet ist, sondern die verschiedenen Seinsebenen des Menschen und seiner Organe wahrzunehmen und zu behandeln.

Abgesehen von der chinesischen Zuordnung von Organ – Konflikt – Lösung und der mythologisch-alchemistischen Sichtweise der Organe integriere ich in meine Arbeit selbstverständlich auch die neuen Erkenntnisse der Neurobiologie und Gehirnforschung, durch die vor allem die Beziehung von Organ und Konflikt intensiv untersucht wurde und immer noch wird.

Aufbau und Inhalt der einzelnen Schriften sind so angelegt, dass sowohl Therapeuten als auch Laien davon profitieren. Inhaltlich werden immer folgende Themen angesprochen:

• Das Organsystem aus physiologischer und spiritueller Sicht

• Die mit einem Organsystem verbundenen Krankheiten

• Die emotional-mentale Thematik eines Organsystems

• Organbezogene Konflikte und ihre Lösung

• Miasmatische, organotrope und konstitutionelle Homöopathie

• Ernährungsratschläge

• Naturheilkundliche Therapien

Die Gewichtung der einzelnen Themen kann ganz verschieden sein, aber sie bilden immer einen beweglichen, dogmafreien, flexiblen geistigen Organismus, der, so hoffe ich, Kollegen und Kolleginnen zu eigenen Ideen und Taten inspiriert.

VORWORT ZU DIESEM BAND

Bevor ich meine eigenen Gedanken und Erfahrungen zum Thema „Leber – Galle“ ausbreite, möchte ich einen meiner Lieblingshomöopathen zu Wort kommen lassen, da er mich am meisten dazu inspirierte, einzelne Organsysteme ganzheitlich zu betrachten: den englischen Arzt James Compton Burnett (1840-1901).

Wenn die Homöopathie weiterführen soll, müssen wir der Frage nach dem, was hinter den Symptomen steckt, ins Auge sehen, so dass wir nicht nur die Symptome homöopathisch behandeln, sondern vor allem die Krankheit in ihrem Wesen. Mit anderen Worten, es wird nicht reichen, das Simillimum der Symptome zu finden, sondern, sobald dieses gefunden ist, wird es nötig sein, die zweckdienliche Frage zu stellen: Ist dieses symptomatische Simillimum auch homöopathisch in Bezug auf den anatomischen Kern der Krankheit selbst?… Organe sind Organismen innerhalb des Organismus: kleinere Systeme innerhalb des großen Systems. Sie haben eine spezielle Individualität sowohl in Bezug auf ihre Funktionen als auch auf ihre Erkrankungen. Solch ein Organ ist die Leber. Sie kann durch den Organismus krank gemacht werden, doch ihrerseits kann sie auch den Organismus krank machen. Sie wirken und reagieren aufeinander…

Ich habe schon seit langem gesagt, dass Organopathie elementare Homöopathie ist – dass… die Homöopathie notwendigerweise die Organopathie einschließt.

Burnett, Die Lebererkrankungen, S. 72ff

In diesem Band stehen somit die Leber und ihr Partnerorgan Gallenblase im Zentrum des Bemühens, sie ganzheitlich zu betrachten und zu behandeln. Das schließt selbstverständlich auch die miasmatisch-homöopathische und naturheilkundliche Behandlung ein. Zur naturheilkundlichen Therapie zähle ich auch die Heilnahrung, denn bei der Nahrungsaufnahme beginnen die meisten Probleme, die zu chronischen Erkrankungen führen. Was aber über die Organ-Mittel-Betrachtung hinausgeht, ist der Versuch, das innere Wesen des Funktionskreises Leber-Galle einerseits und seiner Erkrankungen andererseits zu begreifen. Bei diesem Prozess der Annäherung an das innere Wesen von Leber-Galleleiden interessiert mich zugleich das miasmatische Bewusstsein, die Ursache der Krankheit, die sich mental, emotional und körperlich manifestiert. Die Herangehensweise ist kreativ und assoziativ, manchmal vielleicht auch verwegen. Aber es muss erlaubt sein, alles rundum Leber und Galle mit üblichem und unüblichem Blick anzuschauen, damit wir wenigstens ansatzweise der ungeheuren Kreativität der Leber ähnlich werden.

Beim Lesen des Titels wird sicher die Frage auftauchen: Gibt es denn etwas anderes als die erworbene Autorität? Gibt es verschiedene Arten der Autorität? Ja, die gibt es. Das Herz steht für die natürliche Autorität. Jeder hat eine Eigenautorität, die nach außen strahlt. Aber jeder arbeitet auch ein Leben lang an seiner Eigenautorität, wodurch sich ihre Qualität verändert. Ich gehe davon aus, dass sich im Grunde seines Herzens jeder Mensch zu seinem Wohl, also positiv verändern möchte. Doch kann dieser Wunsch in so engen Gedankengebäuden und durch die Untugenden Neid, Gier und Habsucht so gefangen sein, dass er sich im Außen negativ manifestiert. Andererseits lässt jede Bemühung, der zu sein, der man ist, die Eigenautorität reifen. Die Frage ist – und das ist ein großes Thema in der Therapie – ob und WIE jemand sie lebt. Wie verwirklicht jemand seine Autorität? Ist jemand innen schwach und kompensiert seine Schwäche durch Machtausübung? Nutzt er kraft seines Amtes die Autoritätsgewalt aus? Hat jemand seine innere Mächtigkeit erlöst und wird auf ganz natürliche Weise in seiner Autorität akzeptiert?

Rund um die Leber befassen wir uns mit diesen Fragen, die jeden von uns angehen, denn nichts ist schlimmer als eine Autorität, die ihre Schwäche durch Machtgehabe kompensiert und deshalb andere klein macht, missbraucht oder peinigt. In der Menschheitsgeschichte waren es stets die „kleinen Würstchen“, die „Pinscher“ unter den Menschen, die große Blutbäder anrichteten, die ihren Ruhm an Millionen von Toten festmachten. Die wahrhaft Großen sind innerlich mächtig, sie gehen ihren Weg gewaltlos. Sie strahlen Autorität aus, die man akzeptiert. Das Herz ist zwar der Sitz der natürlichen Autorität, doch um sie auf natürliche Weise und bewusst zu leben, bedarf es des Prozesses der Bewusstwerdung, in dem man die Autorität erwirbt, die man eigentlich schon immer hatte. Das gilt für jeden spirituellen Erkenntnisweg: Es wird bewusst, was da ist. Auf die Organsysteme bezogen kann man sagen: Eine gute Leberenergie führt in die Herzkraft.

Weitere Themen des Organsystems Leber – Gallenblase sind:

• Schöpferische Kraft

• Humor

• Aggression

• Instinkt, Intuition

• Vorstellungskraft

• Ordnungsprinzipien

• In der Ruhe liegt die Kraft

• Lebenslust, Genuss

Alle diese Themen stehen in der Polarität „Mangel an…“ und „gelebte Fülle“. Der Weg vom einen zum andern ist der Heilungsprozess, den wir bei allen chronischen Krankheiten anstreben. Der Sinn dieses Buches ist, dass dies ins Bewusstsein möglichst vieler Therapeuten dringt, denn wir haben es heutzutage hauptsächlich mit chronischen Krankheiten zu tun, die dazu neigen, immer destruktiver zu werden. Wir können es uns gar nicht mehr leisten zu übersehen, dass die Leberfunktion im Zentrum jeder chronischen Krankheit steht. Sie ist die Sammelstelle wertvoller Nährstoffe dank achtsamen Umgangs mit Lebens-Mitteln, aber auch die Müllhalde durch Mangelernährung, Unrast, Habgier und Medikamentensucht. Es muss viel passieren, damit dieses regenerationsfähige Organ leidet. Deshalb widmen wir der Leber in der ganzheitlichen Therapie große Aufmerksamkeit.

In der Krebstherapie erleben wir immer häufiger das Phänomen der Ödembildung, des Aszites oder Hydrothorax als Folge von Chemotherapien und eines ungelösten Verlassenheitskonflikts. Auch hier ist die Leber hauptsächlich beteiligt.

Mit dieser Ausgabe der Schriftenreihe hoffe ich, das Bewusstsein der Homöopathen für die Leber-Themen und Leberbehandlungen zu sensibilisieren. Die Wahnideen, naturheilkundliche Maßnahmen, Kaffee, Kampfer oder aromatische Öle (Essenzen) könnten einen homöopathischen Heilungsprozess negativ beeinflussen, gehen vollkommen an der Realität vorbei. Die meisten unserer chronisch kranken Patienten sind durch Medikamentenkonsum, denaturierte Nahrung und Umweltbelastung schon so verschlackt, versäuert und vergiftet, nahe an einer Regulationsstarre, dass ein paar Tassen Kaffee mehr oder weniger oder ein paar Tropfen Eukalyptusöl nicht ins Gewicht fallen. Viel erstaunlicher ist die Wirkung homöopathischer Mittel in einem solchermaßen vorbelasteten Terrain und Milieu des Organismus. Wollen wir unseren Zeitgeistkrankheiten gewachsen sein, die an negativer Kreativität und Destruktivität nichts zu wünschen übrig lassen, sollten wir lösungs- und heilungsorientiert sein und einengende Glaubenssätze überflüssig werden lassen.

Ich hoffe, auch die Vertreter der Naturheilkunde mit diesem Band zu inspirieren, chronisch Kranke ganzheitlich zu behandeln und sich mit den miasmatischen Gesetzen der Homöopathie zu befassen. Da ich mich bemühe, immer wieder von verschiedenen Betrachtungspunkten aus das Detail im Ganzen und das Ganze im Detail zu erkennen, wünsche ich mir, dass auch diese Schrift Leser wie Kursteilnehmer für die Heilkunst begeistert.

1. Die Leberenergie

Ich beginne bewusst auf der energetischen Ebene, denn der Geist oder das Bewusstsein erschafft die Materie. Ein Organ ist Teil eines Ganzen. Weder ist es zufällig am richtigen Platz im Gesamtgefüge des Organismus, noch ist es ein unbeseeltes Ding. Es drückt einen der vielen Wesensanteile eines Menschen aus. Durch das Materielle eines Organs hindurchzuschauen heißt, sich seinem immateriellen Wesen anzunähern und jener Ebene, die mit den Bildekräften aufwartet, die ein Organ erschaffen. Ganz einfach gesagt: Ich als Mensch habe nicht nur eine Leber, ein Aspekt von mir ist Ausdruck des Leberwesens.

Die Leber hat die stärkste extrovertierte, nach außen strahlende Kraft. Sie ist das Organ der Tat, der Verwirklichung und des Dranges, etwas von innen nach außen zu bringen. Dazu bedarf es der „Schubkraft“ gesunder Aggression. Sie ist daher der Ausdruck schöpferischer Energie, die ein Publikum braucht. Am besten kann man die Qualität der Leberenergie bei Menschen studieren, die vorne stehen und mit einem Kollektiv arbeiten wie Musiker, Schauspieler, Redner, Seminarleiter, Pfarrer, Lehrer und Therapeuten. Sie teilen etwas mit: Klänge, Worte, energetische Botschaften usw. und dieses Mit-Teilen hat einen Sinn und trägt eine Botschaft nach außen zu den Mitmenschen. So wie das Leberorgan nicht einfach wahllos irgendetwas irgendwohin verteilt oder verschleudert, sondern genau weiß, was das Blut, die Milz, der Darm oder die Muskeln, ja alle Organe, brauchen, gilt das auch für den Menschen, der seine Leberenergie sinnvoll einsetzt und etwas „rüberzubringen“ versteht, das beim Zuhörer ankommt und ihn ins Erleben bringt. Wer vorne steht, ist aus der Sicht der Zuschauer und Zuhörer im Grunde nackt und bloß. Man kann nichts verstecken und nicht so tun „als ob“. Als Einzelner angesichts eines Kollektivs wird man transparent. Diese Art der Begegnung ist immer eine Echtheitsprüfung. Lebt jemand das, was er sagt? Bildet die Erfahrung die Basis des vermittelten Wissens? Hat der Künstler wirklich etwas zu sagen oder blendet er nur durch Virtuosität? Die Antworten weisen auf den Grad der erworbenen Autorität, denn vorne zu stehen und an andere etwas zu verteilen (Wissen, Heilungsimpulse, schöpferische Transformationskraft) bedeutet, aus der Quelle des Selbstvertrauens und des Freigeistes zu schöpfen.

Kein Organ reagiert so empfindlich auf Enge, Intoleranz, Fanatismus und Unterdrückungen aller Art wie die Leber. Das unterdrückte Leber-Qi können wir allenthalben dort beobachten, wo sich jemand nicht verwirklichen kann. Sei es, jemand kann sich durch Erziehung, Glaubenssätze, aggressionsfeindliche Weltbilder nicht entfalten, spürt aber den Drang zum Selbstausdruck, dann wird diese Persönlichkeit diesen Drang kompensieren. Das kann sich beispielsweise in cholerischem Verhalten, in schneller Gereiztheit und Verärgerung, in Sarkasmus und Zynismus (unterdrückte Wut) äußern.

Besonders spannungsgeladen wird es, wenn jemand seine Leberenergie nicht verwirklicht, weil ein kleines Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl im Wege steht. Da will etwas nach außen, da hat auch jemand gute Ideen und möchte sie verwirklichen, ist fleißig, zuverlässig, zutiefst kompetent und besitzt Eigenautorität. Aber permanenter Zweifel steht im Wege. Es fehlen Wagemut und Selbstvertrauen. Es genügt nicht, diesem Menschen seine Kompetenz, Autorität und Tatkraft zu bestätigen, weil er es sich selbst nicht zugesteht. Solche Menschen geraten in dauernde Kampfstellung, sie ernähren Feindbilder und erkennen nicht, dass sie ihr eigener Feind sind. Ihr feindliches Verhalten ist eine Tortur für andere, seien es Zuhörer, Seminarteilnehmer, Mitarbeiter, Studenten, Schüler oder Patienten. Ist die Leber frustriert, weil sie sich nicht locker, humorvoll, frei und kreativ mitteilen kann, gebiert sie Gewalttätigkeit. Was eine unterdrückte Leberenergie bewirken kann, hören wir jeden Tag in den Nachrichten über Autobomben und Gräueltaten. Dahinter steht immer Schwäche und Unterdrückung, Hass auf die eigene Kleinheit.

Wer seine Autorität mit einem gesunden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen lebt, muss niemanden klein machen, erniedrigen oder angreifen – tätlich oder verbal. Die Frage ist, wie man seine Autorität erwirbt. Sicher nicht durch Gewalt, Schreien, Angriffe gegen irgendetwas oder irgendwen. Draußen ist nichts, die Feinde sind nur in einem selbst.

Wenn wir etwa sagen: „Dem ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen“, so wollen wir damit zum Ausdruck bringen, dass er verstimmt und gehemmt ist. Redet er dagegen „frisch von der Leber weg“, so heißt das, dass eine solche Hemmung wegfällt.

Holtzapfel, Im Kraftfeld der Organe, S. 18

Ich mag „Leber-Menschen“ und habe viel Erfahrung mit ihnen in der Praxis. Ich mag sie, weil sie im Grunde starke Persönlichkeiten sind und ein großes Kraftreservoir für die Selbstverwirklichung haben. Der Weg zur Freilegung dieser guten Anlagen bedarf allerdings großer Geduld und stählerner Nerven, denn sie sind erst einmal eigensinnig, nachtragend, sarkastisch, zynisch, rechthaberisch und sofort beleidigt – die „volle Palette“ hinter Krankheitsbildern wie Arthrose, Rheuma, Diabetes, Gicht und Knotenbildung, alles Krankheiten der so genannten „harnsauren Diathese“. Menschen mit Leberproblemen sind schnell sauer auf jedes Hindernis oder jeden potenziellen Störenfried ihrer Ambitionen. In einer ganzheitlichen Therapie sind deshalb eine Entsäuerung der Zellen, des Blutes und Gewebes ebenso angesagt wie homöopathische Lebermittel und Übungen zur Konfliktlösung.

Da der „Lebertyp“ von Natur aus stark ist, darf man ihm etwas zutrauen. Also bekommt er beispielsweise die Aufgabe, sich folgende harmlos scheinende Fragen im Alltag immer wieder zu stellen und sich entsprechend zu verhalten:

Tut mir das…… / dieser Mensch…. gut?

Geht mich das etwas an?

Bin ich gemeint?

Eine weitere Aufgabe ist, über folgende Aussagen zu reflektieren:

Ich ehre meine Erfahrung.

Ich darf erfolgreich sein.

Ich darf über dem Durchschnitt sein.

Eine letzte Aufgabe begleitet den gesamten Heilungsprozess, nämlich sich schöpferisch auszudrücken – sei es durch Schreiben, Dichten, Malen, Musizieren oder durch Tanzen, Gestalten, Plastizieren und Entwerfen (Mode, Schmuck, Einrichtung usw.)

Man sollte nicht glauben, welche Prozesse in Gang kommen, wenn diese Themen angeschaut, verinnerlicht und dann wirklich zugelassen und gelebt werden. Ich habe oft genug erleben dürfen, wie sich daraufhin Blut- und Leberwerte bessern, die Starre aus den Augen weicht und die Handgelenke wieder elastischer werden – Handgelenke und geistige Beweglichkeit gehören zusammen!

1.1 Die Symbolik der Leber

Die Chinesen haben eine wunderbare Symbolgestalt für die gesunde Leberenergie kreiert, die oft fälschlicherweise als Buddha bezeichnet wird, wohl aber mit dem Wesen der spirituellen Schulung im Zen-Buddhismus zu tun hat. Es ist der Glücksgott „Hotei“, der auch sinnbildlich für einen vollkommen erwachten Menschen steht, der „frei gibt, frei nimmt“, wie es in einem Zen-Koan1 heißt. Freiheit und Glücklichsein gehören zusammen. Dazu bedarf es des spirituellen Erwachens, was im Sanskrit „Buddhi“ heißt.

Der entblößte Bauch steht für die „lachende Leber“, das Gefäß in der Hand enthält Heilkräuter und symbolisiert Gesundheit, der Rucksack Genügsamkeit – seine ganze Habe passt in den Sack, er ist unabhängig, überallhin gehen zu können. Die Halskette steht für Schmuck und innere Schönheit. Die erhobenen Arme zeigen die innere Freiheit und Unverletzlichkeit des Großen ICH. Ja, und das Lachen – ist ansteckend und drückt reine Lebensfreude, Humor und Lebenskraft aus. Wer lacht, ist nicht manipulierbar. Lachen ist ein Zeichen innerer Mächtigkeit und Gesundheit, denn alle Organe werden rhythmisiert, massiert und in Schwingung versetzt. Durch jeden Atemzug werden besonders das Herz über und die Leber unter dem Zwerchfell bewegt. Der obere Teil der Leber (Pars affixa) ist mit dem Zwerchfell verwachsen; die Leber muss daher mit der Zwerchfellatmung ihre Lage verändern. Sie ist an die rhythmische Bewegung des Ein- und Ausatmens gewöhnt. Je nachdem, ob jemand hektisch und flach atmet oder tief und weit ins Becken hinein, wirkt sich das auf die Intensität der Zwerchfellbewegung aus. Je intensiver, umso besser für Herz und Leber. Lachen und Schluchzen bewirken die heftigste Zwerchfellerschütterung.

Abb. 1, 2 und 3 Hotei

Tatsache ist, dass unsere Ausstrahlung und Heiterkeit in unserem gesellschaftlichen Leben ganz besonders von dem Zustand unserer Leber abhängt.

Burnett, ebenda, S. 62

Da haben wir´s auch aus unserer Kultur! Heiterkeit, Geselligkeit und Frohsinn strömen aus dem Leberwesen.

Es ist bezeichnend, dass der Glücksgott nicht als Asket, schlank und ernst dreinblickend dargestellt wird, sondern als ein Mensch, der aus seiner Fülle schöpft und zufrieden an Leib und Seele ist. Sein Lachen und Handeln ist tatsächlich „frisch von der Leber weg“.

Da diese Symbolgestalt so deutlich die extrovertierten Kräfte und Energien der Leber ausdrückt, werde ich die folgenden Kapitel immer wieder mit Worten eines der berühmtesten Zenmeister „Han Shan, der Meister vom Kalten Berg“ einleiten und ihn als Hotei darstellen. Er war im 7. Jahrhundert berühmt für sein Lachen und seine Fröhlichkeit, die er überall dort verbreitete, wohin er wanderte und Schüler unterwies.

1.2 Die Leber-Temperamente

Mit der Temperamentenlehre verband man seit der Römerzeit den Zusammenhang von Leib und Seele. Durch Beobachtung der Wesensunterschiede der seelischen Erregbarkeit und ihrer Äußerung in der körperlichen Konstitution versuchte man sie vier „Grundtypen“ zuzuordnen. Die „vier Temperamente“ gehen auf den griechisch-römischen Leibarzt Galenus (129-199), den Leibarzt des Kaisers Marc Aurel, zurück, der die „Säftelehre“ des Hippokrates (460 – 377 v.Chr.) aufgriff. Danach gab es eine ungleiche Mischung der vier körperlichen Grundsäfte: das Blut (lat. sanguis), der Schleim (lat. phlegma), die gelbe Galle (lat. chole) und die schwarze Galle (lat. melaina chole