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Den Weg in die Heilung begleiten Warum erkrankt jemand chronisch ? Welche Blockaden können einer Heilung im Weg stehen ? Wer heilt den Patienten eigentlich ? Antworten darauf können Sie in diesem Buch fi nden. Die Autorin beschreibt drei grundlegende Prinzipien, die aus ihrer langjährigen Erfahrung für eine Heilung entscheidend sind: - ganzheitliches Wahrnehmen des Patienten - Potenzial des Patienten erkennen und anstoßen - Einfachheit der Behandlung Viele praktische Übungen und Fallbeispiele verdeutlichen, wie Sie Ihren Patienten auf den verschiedenen Ebenen des Heilungsprozesses begleiten können. Nutzen Sie die Anregungen, um Therapieblockaden zu überwinden. Neue Impulse für eine ganzheitliche Therapie finden!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 326
Wege ganzheitlicher Heilkunst
Anamnese, Diagnose und Heilkunst
Rosina Sonnenschmidt
3., aktualisierte Auflage 20 Abbildungen
Geleitwort
Vorwort
Aus dem Konsum in die Eigenverantwortung – aus der Opferrolle in die Tat
1 Wege zur Einfachheit
1.1 Gehirnintegration
1.2 Der erste Eindruck
1.3 Heilung – die gute Geschichte
1.4 Die biologische Konflikt- und Reifezeit
1.5 Die schöpferische Pause
Übung: Innehalten
Übung: Pause erschaffen
1.6 Potenziale wahrnehmen
1.7 Der schöpferische Akt
Übung: Den Zeitpunkt für die Seelennahrung nutzen
1.8 Die Selbstheilungskräfte
Übung: Hellfühlen
2 Gesetzmäßigkeiten von Krankheit und Heilung
2.1 Der Fehler – dein Freund
2.2 Die Heilungskrise – Zeichen des Wandels
2.3 Heilung ist Bewusstseinswandel
2.4 Das Ziel
Übung: 100 Gründe, weshalb ich heil und ganz werden will
2.5 Die körperliche Herausforderung
Übung: Die Körperbewegung beatmen
2.6 Die Überschreitung der Schwelle
Übung: Die Transformationsschwelle überschreiten
3 Raumzeitstruktur und Potenzialraum oder „Du wirst, was du denkst“
3.1 Der Lebensbaum – Sinnbild der Eigenfunktion
3.2 Die Rückkopplung oder „Verschränkung“.
4 Anamnese – Wahrnehmung aller Energieebenen
4.1 Am Anfang nur das Beste
Übung: Atemzüge zählen
4.2 Kreativität
Übung: Etwas auf sich wirken lassen
4.3 Begeisterung
4.4 Inspiration
Übung: Zeit für Inspiration
5 Die ganzheitliche Diagnose
5.1 Der Sinn der Diagnose
Übung: Schatten und Licht
5.2 Das diagnostische Muster
Übung: Selbstehrung
6 Heilung – Lösung von Konflikten
6.1 Miasmatische Heilung
6.2 Zeit und Raum in der miasmatischen Heilung
6.3 Archaische Konfliktmuster und ihre Heilung
6.4 Männliche Revierkonflikte
6.5 Weibliche Angst-Sorge-Konflikte
Übung: Umkehr zum neuen Weg
6.6 Bedrohte Existenz
6.7 Schwere Enttäuschung
Übung: Lösung systemischer Krankheitsmuster
6.8 Todesangst
6.9 Sexuelle Konflikte der gleichgeschlechtlichen Beziehung
Schlussbetrachtung
Über die Autorin
Literatur
Stichwortverzeichnis
Ich widme dieses Buch den Menschen, die mich in meinem Leben Einfachheit lehrten und viel Geduld mit meinem ungeduldigen, nach vorwärts stürmenden Geist bewiesen. Sie waren mir Vorbild in den Schönen Künsten und sind es mir in der Heilkunst, denn beide Säulen einer Kultur erwachsen aus einem Geist, aus einem Bewusstsein – und das ist die Schöpferkraft: Dr. Bernhard Köhler (Indologieprofessor), Eva Krasznai-Gombos (Gesangsprofessorin), Istvan Krasznai (Geigen-Korrepetitor), Peter Gienow (homöopathischer Arzt und Miasmenforscher), Brigitte Koun-An D’Ortschy (Zenmeisterin, posthum), Hans-Joachim Ehlers (Verleger von raum&zeit, posthum).
Dem Physiker Dr. rer. nat. Johannes Landgraf (Physiker) gilt meine besondere Dankbarkeit für seine wunderbar einfache Darstellung der Lebensphysik, die meine heilerische Arbeit immens bereichert hat und ein wichtiger Leitfaden in diesem Buch ist, um Krankheit und Heilung zu verstehen.
In der klinischen Medizin steht der hohen Präzision bei der Analyse von Strukturschäden in menschlichen Organen oder bei der laboranalytischen Diagnostik von menschlichem Blut seit Jahrhunderten leider häufig eine unzulängliche Fähigkeit im Umgang mit dem Kranken gegenüber.
Die Pflege dieses Umgangs mit dem Patienten scheint nahezu ausgeklammert zu sein aus dem gesamten Medizinstudium, aus dem klinischen Alltag in den Krankenhäusern und ganz besonders aus dem sog. wissenschaftlichen Betrieb der Medizin.
In unserer modernen Zeit sind wir weit davon entfernt, ein tragfähiges Menschenbild für Therapeuten zu haben. Wenn der modernen Medizin ein Menschenbild zugrunde liegen sollte, dann bezieht sich dieses bestenfalls auf das der Antike und der Ethik des Hippokrates. Allerdings kann weder dieses Menschenbild noch das des sog. christlichen Abendlandes den heutigen Anforderungen standhalten; genauso wenig wie das der alten chinesischen Medizin, der alten indischen Medizin, der Medizin der arabischen Hochkultur oder der Medizin der Indianer Amerikas.
Umso großartiger, dass nach vorne schauende Therapeuten neue Wege suchen und gehen. Das vorliegende Werk von Rosina Sonnenschmidt ist ein Meilenstein für diese Neuorientierung.
Sie versteht es in meisterhafter Weise die vielen Einzelleistungen großer Forscher und Therapeuten auf diesem Wege in einen großen Rahmen zu stellen. Es ist eine der herausragenden Fähigkeiten von Frau Sonnenschmidt, wichtige Details der Entwicklung der letzten Jahrzehnte in einer großen Neuschöpfung als Gesamtkunstwerk erscheinen zu lassen.
Wer ihre bisher erschienen Veröffentlichungen kennt, hat mit großer Spannung dieses vorliegende Werk erwartet. Es stellt die Krönung ihrer bisherigen Publikationen dar. Ich sehe in den „Wegen der ganzheitlichen Heilkunst“ die Essenz der enormen Kreativität und der hohen Kunst von Frau Sonnenschmidt, komplexe Zusammenhänge überschaubar zu vermitteln. Die gründliche Darstellung archaischer Konfliktmuster verleiht ihren Darstellungen eine neue Dimension.
Bei all ihren Intentionen bringt es die entscheidende Wendung, den Patienten in die Tat zu geleiten und nicht zu entmündigen! Dies ist ein Geniestreich! Wo wird dieser Grundsatz ansonsten in der Medizin tatsächlich berücksichtigt?
Ein weiterer wichtiger Ansatz ist ihre praktisch handhabbare und überschaubare Therapie-Strategie, z. B. ihr Miasmen-Modell, das sich häufig als komplementäre Behandlung bei Krebsleiden bewährt hat. Nicht ohne Grund spricht sie immer wieder von „Einfachheit“, die allerdings bei ihr als reife Frucht breiter Lebenserfahrung als Künstlerin, als Forscherin in Indien und als Geistheilerin in ihrer spirituellen Tiefe erscheint.
Es ist so herzerquickend, endlich die in der Medizin der letzten Jahrhunderte vermissten zentralen und intimen Abläufe zwischen dem Patienten und seinem Therapeuten so ausführlich, so tiefgründig und doch wieder so alltagsnah beschrieben zu erleben.
Man fragt sich: Wie konnte eine Medizin so lange Zeit ohne diese fundamentalen Inhalte und ohne diese zeitlosen Regeln der Beziehungen zwischen dem Kranken und seinem medizinischen Betreuer leben?
Ich gestehe, dass mich der Inhalt dieses Werkes zutiefst berührt hat. Frau Sonnenschmidt führt in diesem Werk in die „heiligen Urrituale“ der Heilkunst ein. Insofern ist das Buch zeitlos. Wer immer sich mit Krankheit und Therapie befasst, ist aufgefordert, sich intensiv mit diesen Inhalten und deren Umsetzung in den Alltag mit Hilfe der angebotenen praktischen Übungen zu beschäftigen. Es gibt meines Erachtens kein Limit in diesem Lernprozess. Auch erfahrene Therapeuten werden sich immer wieder mit diesen Inhalten beschäftigen wollen, so wie es für Priester üblich ist, ihr Brevier tagtäglich zu lesen.
Ich halte es für unumgänglich notwendig, dass jeder beginnende Mediziner oder Therapeut studienbegleitend eine intensive Schulung erhalten soll im Sinne der im vorliegenden Buch von Dr. Rosina Sonnenschmidt dargestellten Ideen, Inhalte und Übungen.
Eine solche Schulung muss Vorrang haben vor dem rein intellektuellen „Büffeln“ von totem Ballast, der in der Praxis keinerlei Bedeutung hat und bestenfalls die Kreativität blockiert. Aber auch hier gilt der Satz aus dem Buch: Die größte Erleuchtung nützt nichts, wenn sie nicht Augenblick für Augenblick gelebt wird, wenn sie nicht in den Alltag einfließt.
Ich wünsche diesem Werk eine große Verbreitung und dass seine Inhalte möglichst vielen Ärzten und Therapeuten zu Herzen gehen mögen zu unserem und zum Wohle unserer Partner, der Patienten.
München, im Juni 2005Dr. med. Werner Grauberger
Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich die Würde und die überwältigende Schönheit der Einfachheit, sowohl im Denken wie im Tun und Reden.
(Papst Johannes XXIII)
Es ist mittlerweile bekannt, dass zu meinem Credo des Heilens und Therapierens drei Dinge gehören:
ganzheitliches Wahrnehmen (das heißt mit den physischen und intuitiven Sinnen),
den Patienten in die Tat geleiten (wenn er den ersten Schritt selbst getan hat),
Einfachheit der Behandlung.
Alle anderen Aspekte ordne ich diesen unter. Das steht natürlich der etablierten Sicht von Therapie entgegen, in der man einen Riesenaufwand betreibt, um den Patienten zu bedienen und zu versorgen. Genau diese etablierte Sicht aber widerspricht meinem Verständnis von Heilen und Heilung. Ich möchte daher die Leser einladen, einmal einen ganzheitlich orientierten Weg der Betrachtung mit mir zu gehen, der andere Prioritäten setzt und zu mehr Heilungserfolgen führt. Für mich hat der professionelle Therapeut einen ethischen und spirituellen, also geistigen Auftrag, nämlich die Heilkunst weiter zu entwickeln und sich nicht hinter irgendeinem „klassischen“ Denkgebäude zu verschanzen. Entwicklung ist ein dynamischer Prozess und kann daher nicht von Maschinen, Apparaten und Wirkstoffen ausgehen, sondern vom Bewusstsein des Therapeuten. Dazu muss man kein öffentlich wirkender Pionier sein, Lorbeerkränze und Auszeichnungen ernten, sondern sich selbst und den Patienten in seiner Eigenautorität achtend einfach seine Arbeit tun.
Die Zukunft der westlichen Medizin sehe ich in der Balance, in der harmonischen Verteilung der medizinischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften. Es geht mir nicht darum, Methoden auszugrenzen, sondern mehr darauf zu achten, wo die Mitte, die Zentrierung und damit die Hierarchie der Werte ist. Mit der „Mitte“ meine ich auch im übertragenen Sinne die Anbindung an die Natur, die Erde, die die Mitte aller Lebewesen ist. Für das Selbstverständnis des Therapeuten und des Patienten ist es von großer Bedeutung, ob diese Mitte erkannt und für den Heilungsprozess genutzt wird. Wenn ich von „Werten“ spreche, so sei auch hier erklärt, dass ich sie nicht im Sinne von Beurteilung und Vorgabe verstehe. Vielmehr sehe ich eine Wert-Ordnung darin, was jemand zum Beispiel in einer Anamnese für wichtig erachtet, um zu einer ganzheitlichen Diagnose zu kommen, wie jemand mit seinem heilerischen Potenzial umgeht und was für den Patienten Heilung bedeutet. Es gibt keine allgemeinen Normen und Maßstäbe, sondern nur eine subjektive Wertschätzung allem voran dessen, was jeder von uns tut und wie jemand etwas tut.
Damit komme ich auch zum wesentlichen Grund, dieses Buch zu schreiben. Die drei Säulen der Heilkunst, Anamnese – Diagnose – Heilung, sind immer wieder eine neue Herausforderung, darüber nachzudenken, wie sie angewendet werden und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Trotz aller Bemühungen und positiven Entwicklungen in der Ganzheitsmedizin steht immer noch die Diagnose auf dem höchsten Podest ganz so, als sei die genaue Diagnose schon die halbe Heilung. In der Heilkunst sollte aber das Heilen und Heilsame den höchsten Rang einnehmen. Die Anamnese hat, wie noch zu sehen sein wird, bereits einen hohen heilerischen Anteil, während die Diagnose im Grunde nur die Heilungsangebote eingrenzt und zur therapeutischen Tat aufruft. Indem ich einmal ausführlich die drei Aspekte der Heilkunst betrachte, möchte ich etwas zu einer Entwicklung in diese Richtung beitragen. Deshalb richte ich den Blick immer wieder auf den Therapeuten, auf seine Bedürfnisse, auf seine Aufgaben in der Heilkunst, auf den kreativen Umgang mit dem Patienten. Für mich waren vom ersten Augenblick meines Interesses an der Heilkunst einige grundlegende Dinge ganz klar:
Der Patient hat ein Problem und er bringt die Lösung mit.
Der Patient heilt sich selbst, nur er selbst kann sein Problem lösen.
Es ist ein Maximum an Kreativität nötig, ihn darin zu begleiten, anzuregen, denn der westliche Patient ist zum Konsum, zur Opferrolle erzogen worden.
Oberstes Gebot ist mir zu erfahren, was der Patient bereit ist, selbst für seinen Heilungsprozess einzubringen. Wenn er nicht bereit ist, behandle ich nicht.
Das klingt im ersten Augenblick hart, aber die Erfahrung lehrt, wie dankbar letztlich jeder Patient dafür ist, dass ich ihm dieses Angebot mache. Ich erwarte nicht, dass jeder freudig aufspringt und „Ja“ sagt. Aber schon die Frage rüttelt den Kranken auf zu einem echten Dialog. Ich verneige mich vor den vielen Menschen, die wirklich so schwer krank waren, dass wir es fast als blasphemisch empfanden, sie zur Mitarbeit zu bewegen. Und dennoch waren sie meine Lehrmeister und zeigten mir, dass es geht, dass das menschliche Bewusstsein ein unerschöpflicher Quell von Energien ist, wenn er in die Tat geht.
Der Patient ist der Meister seines Heilungsprozesses und bestimmt, wie die Lösung für ihn aussieht. Für manche Menschen ist die Lösung das Sterben. Auch hier berühren wir wohl gehütete Tabus in der Heilkunst, weil uns eingleisiges Denken, meist in aufgebrachtem Pathos, suggeriert: „Der Therapeut muss doch heilen und darf nicht zulassen, dass ein Patient stirbt!“ Es ist jedoch nicht der Therapeut an sich, der heilt. Trotz aller Bemühungen, dem Patienten zu helfen, muss ein Therapeut respektieren, wenn sich ein Patient entschließt „zu gehen“. Abgesehen davon, dass sich Heilung nicht erzwingen lässt, würde er den Kranken ansonsten entmündigen, wozu man kein Recht hat. Auch wenn man diese Patienten nicht mehr „retten“ kann, kann ein Therapeut ein wertvoller „Weggefährte“ sein. Durch die Unterstützung und Begleitung können noch viele Dinge gelöst und aufgearbeitet werden. Dies hilft dem Patienten dabei, schließlich in Frieden zu sterben.
Therapeuten sollten sich daher nicht scheuen, sich mit dem Sterben und Tod auseinander zu setzen, sondern sie als selbstverständlichen Teil ihrer Arbeit betrachten. Wenn wir uns näher mit diesen Themen befassen, beginnen wir zu ahnen, was die Natur als ganzheitliches Wirken geschaffen hat, werden wir bescheidener und stehen staunend vor dem, was für manchen Patienten „Heilung“ bedeutet. Der Respekt davor, wie Menschen ihre Konflikte lösen, wächst in dem Maße, wie wir Therapeuten intensiv an unserem Helfersyndrom arbeiten. Helfen wollen, versorgen, sich kümmern, mitfühlen sind kostbare Gaben jedes Therapeuten, denn sie werden von der eigenen Heilenergie gesteuert. Sie sind die Grundlage für das ganzheitliche Verstehen des Patienten in seiner Situation. Dadurch werden wir schöpferisch tätig und kommen dem Patienten entgegen.
Das Helfersyndrom äußert sich darin, dass wir den Patienten nicht wirklich ernst nehmen und ihn nicht darüber aufklären, dass nur er sich selbst heilen kann und wir ihm dabei assistieren.
Wir tun so, als könnten wir ihm das Heilen abnehmen, wir tragen Mittel auf Mittel, Rat um Rat hinter ihm her und merken nicht, dass der Patient sich immer mehr zurückzieht. Wir meinen, es besser zu wissen und entmündigen – sicher in bester Absicht – den kranken Menschen. Ich frage oft in Seminaren: „Was trauen Sie Ihrem Patienten zu, warum gehen Sie mit seiner Schwäche in Resonanz?“ Wir haben als Therapeuten selbstverständlich einen Heilungsauftrag, aber nicht den Auftrag, das Heilen für den Patienten zu erledigen. Vordergründig sieht das Helfersyndrom gut aus und beruhigt das eigene Gewissen, immer nur das Beste gewollt und getan zu haben. Doch der Schein trügt. Indem wir dem Kranken keine Chance einräumen, selbst aktiv – in welchem Maße auch immer! – zu werden, nehmen wir unterbewusst in Kauf, dass es dem Kranken schlechter geht. Wenn helfen wollen zum Selbstzweck wird, was bekanntlich sehr leicht geschieht, haben wir es mit dem Schatten der Rechtfertigung und mit einer Fassade zu tun, nicht mit dem wirklichen Heilungsauftrag. Jeder von uns Therapeuten ist gefährdet, aus Erschöpfung, mangelnder Kreativität und mangelnder Distanz in das Helfersyndrom zu fallen und jeder von uns ist aufgefordert, sich diesen Schattenanteil immer wieder bewusst anzuschauen. Nach meiner Erfahrung sind die Ursachen für das Helfersyndrom das Ohnmachtsgefühl, die eigene Angst vor Krankheit und Tod und der mangelnde Selbstwert, Themen, die durch pausenlose Geschäftigkeit kompensiert werden. Ganz anders, wenn wir einmal die ausgetretenen Pfade der üblichen Anamnese und Diagnose verlassen und Folgendes beherzigen:
Der ebenbürtige Dialog zwischen Therapeut und Patient sollte dem natürlichen Energiefluss von Bewegen – Innehalten, Entgegenkommen – Rückzug, Gespräch – Pause folgen.
Das bedeutet, wenn ich aktiv auf den Patienten zugehe, weicht er zurück. Wenn ich ihn mit vielen guten Ratschlägen überfrachte, vertreibe ich ihn, treibe ich ihn in die Enge. Spätestens jetzt sollte sich der Energiefluss wie Ebbe und Flut in die andere Richtung bewegen. Ich weiche innerlich zurück und gebe damit dem Patienten die Chance und den Raum, auf mich zuzukommen. Das kann körperlich dadurch signalisiert werden, dass ich mich zurücklehne, oder durch eine Pause im Gespräch oder durch Fragen, die den Patienten animieren, seine eigenen Gedanken zu äußern. Der innere Rückzug geschieht bei gleichzeitiger höchster Aufmerksamkeit für feinste Nuancen in dem, was vor meinen Augen und Ohren geschieht. „Jetzt sind Sie dran!“, ist mein Signal und zugleich die erste Botschaft an das Energiesystem des Patienten, aus Enge, Sackgasse, Regulationsstarre, Fixierung, Fatalismus erste Schritte zu wagen. So wie ich keinem Kleinkind die Arbeit abnehmen kann, selbst gehen zu lernen, erste Laute zu produzieren und die Umwelt zu erfahren, so ist es auch beim Patienten. Er braucht Bedingungen zum Üben neuer Schritte aus der Opferrolle in die eigenständige Tat. Wir reichen ihm warmherzig die Hände, um ihm aus dem Tal zu helfen, wir freuen uns mit ihm über jeden kleinen Schritt und festigen damit mehr seinen Mut, seine Zuversicht, es zu schaffen.
Damit es uns leicht fällt, dem Patienten zu vertrauen, müssen wir wieder einfach im Denken und Handeln werden, müssen wir hinschauen, wo unsere Behandlungskonzepte kompliziert sind, wo wir meinen, viel helfe viel, und wo das Helfersyndrom das Regiment übernommen hat. Eine Lösung ist immer einfach, was wir oft erst im Nachhinein feststellen. Damit wir einfach werden und bleiben, werden wir uns in diesem Buch mit einigen Naturgesetzen befassen, die außerordentlich erhellend für den Praxisalltag und für jeden verständlich sind.
Wie immer liegt mir die Homöopathie besonders am Herzen. Doch stehen in diesem Buch nicht die Mittel oder eine spezielle Richtung der homöopathischen Behandlung im Vordergrund, auch keine Vorschrift, wie eine optimale homöopathische Anamnese und Diagnose zu sein hat. Das wäre anmaßend und Wasser auf die „klassischen“ Mühlen. Ich möchte vielmehr an die Wurzel unserer Arbeit gehen und einige Aspekte beleuchten, die völlig unabhängig von der Mittelwahl und Therapiemethode die individuelle Heilkunst befruchten. Ich möchte zum Beispiel die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaft zum Verständnis von Heilungsprozessen darlegen. Dazu gehört auch das Verständnis, wie unsere fantastische Homöopathie wirkt, welche Naturgesetze sich in ihr und durch sie zeigen. Ich sehe deutlich: Seit ich mich mit biologischen Konflikten, archaischen Strukturen in Konflikten und Lösungen ebenso befasse wie mit den Gesetzmäßigkeiten von Heilungsprozessen, wird die therapeutische Arbeit in der Homöopathie einfacher.
Ich möchte mit dem Herzen, mit der Intuition verstehen und bewusster erleben, dass Heilung nichts anderes ist, als den Patienten daran zu erinnern, wie er gemeint ist.
Es mag durch dieses Buch der Funke der Erkenntnis überspringen, dass die drei Begriffe Anamnese, Diagnose und Heilung, die drei Säulen der Heilkunst, mehr beinhalten als es die Routine vorgibt. Sie sind keine getrennten Teile, sondern immer gleichzeitig existent und tätig. So wie die Anamnese bereits die Diagnose enthält, findet Heilung statt, wenn der erste Kontakt zum Patienten hergestellt ist, sei es am Telefon oder per Brief, das heißt von Mensch zu Mensch und noch nicht von Therapeut zu Patient. Die Diagnose ist nur ein Wendepunkt vom Erkennen und Wahrnehmen zur kreativen Findung des Heilungsimpulses. Sie benötigt einen ordnenden Geist, der mit allen Sinnen einen Menschen berührt hat und sich von ihm hat berühren lassen. Heilung verlangt die Erweiterung unserer Weltsicht.
An wen richtet sich das Buch?
Obgleich vom Titel und Thema her klar ist, dass dieses Buch für Therapeuten geschrieben ist, möchte ich dies noch etwas genauer differenzieren. Mein Wunsch ist, dass die „alten Hasen“ ebenso angesprochen werden wie die „blutigen Anfänger“. Wer lange therapiert, neigt zur Routine und Phantasielosigkeit, und verliert oftmals den Spaß an der Arbeit. Die feierliche, freudige Eröffnung der Praxis eines „frisch gebackenen“ Arztes oder Heilpraktikers mündet wiederum schnell in Frustration, wenn sich zu wenige Heilerfolge einstellen oder zu wenige Patienten kommen. Dann gibt es die Ärzte, die sich mühsam von der Schulmedizin losgesagt und sich für die Homöopathie oder Akupunktur geöffnet haben und nun erleben, dass dies von den Patienten nicht begeistert wahrgenommen wird. Auch hier fließen schnell Frustration und Enttäuschung in die ehrenwerte Arbeit ein. Es mag viele Gründe geben, warum das so ist, aber sicher nicht den, dass die erlernten Heilmethoden nicht ausreichen oder zu wenig Kompetenz vorhanden ist. In den letzten 20 Jahren ist das Niveau der Ausbildung in natürlichen Heilmethoden enorm gestiegen. Was aber nach wie vor in unseren Ausbildungen fehlt, ist die Schulung der Intuition und Heilenergie, das ganzheitliche Wahrnehmen eines Patienten mit allen Sinnen und das kreative, vernetzte Denken. Selbst in den Reihen der Anwender chinesischer Medizin finden wir nur vereinzelt Kollegen, die tatsächlich mit fünf Sinnen und der fabelhaften Entsprechungslehre umgehen. Wir lernen digitale Fakten und sind dann überrascht, dass sich der Patient als kleines Universum präsentiert, in dem manches anders läuft als wir es gelernt haben.
So richte ich denn dieses Buch an Kollegen aus allen Disziplinen und hoffe, dass mein Funke der Begeisterung überspringen möge. Die vielen Anregungen dienen dazu, dem Anfänger Mut zu machen, in den Heilberuf mit voller Kraft einzusteigen. Die erfahrenen Kollegen möchte ich inspirieren, das eine oder andere als Idee in die eigene Arbeit zu integrieren. Die Inhalte des Buches lehren keine Behandlungsmethoden, sondern zeigen mögliche Wege auf, den Patienten ganzheitlich zu verstehen und ihm klar zu machen, dass er selbst erste Schritte aus der Sackgasse seines Leidens tun muss und die Heilkunst keine Versorgungs- und Konsumeinrichtung ist. Ich gebe den Kollegen so bildhaft wie möglich die Gelegenheit, mir bei der Arbeit zuzuschauen, wie ich mit dem Patienten umgehe, wie ich ihm Zusammenhänge erkläre und ihn anrege, aus der Opferrolle in die Tat zu gehen.
Offenburg, im Frühjahr 2005Rosina Sonnenschmidt
„Der Patient muss nicht glauben, er darf nur sein, der Therapeut aber muss an sich und seine Heilweise glauben, nur dann springt der Funke der eigenen Heilergabe über.“
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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