Sinnesorgane - Wunderwerk der Kommunikation - Rosina Sonnenschmidt - E-Book

Sinnesorgane - Wunderwerk der Kommunikation E-Book

Rosina Sonnenschmidt

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Beschreibung

Tastsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Hörsinn und Sehsinn bilden das Thema dieses Bandes. Jedes Sinnesorgan wird aus physiologischer und seiner sensitiven Entsprechung betrachtet. Dadurch wird klar, dass die Hellsinne genauso real und selbstverständlich zu schulen und einzusetzen sind wie die präzise Wahrnehmung mit Hör-, Seh-, Riech-, Geschmacks- und Fühlsinn. Die Konflikte hinter den Sinnesorganen verdeutlichen, wie eng die Verknüpfung von physischer Wahrnehmungseinschränkung und Bewusstsein ist und wie wichtig im Leben gute Instinkte und Intuition sind. Übungen, homöopathische Arzneien und naturheilkundliche Maßnahmen vermitteln ein ganzheitliches Behandlungskonzept. Was uns der Patient zeigt und erzählt, was wir selbst wahrnehmen, ergibt zusammen ein Muster, in dem wir eine Krankheit erkennen. So gelangen wir zu einer ganzheitlichen Diagnose. Die Hellsinne erlauben uns, tiefer und umfassender einen Patienten wahrzunehmen. Wir dringen zur Quelle vor, aus dem der Patient schöpft, um sein Leben (wieder) zu bewältigen und Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Das sind seine positiven Potenziale, seine Gaben, Fähigkeiten, Talente und Qualitäten.

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Schriftenreihe Organ – Konflikt – Heilung

Rosina Sonnenschmidt

Die Sinnesorgane – Wunderwerk der Kommunikation

Nr.10

Rosina Sonnenschmidt Nr. 10 • Die Sinnesorgane – Wunderwerk der Kommunikation

978-3-95582-190-6

1. Auflage 2011 2. Auflage 2011

© 2011 Narayana Verlag GmbH Blumenplatz 2, 79400 Kandern, Tel.: +49 7626 974970-0 E-Mail: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Papier: Arctic The Volume White

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

INHALTSVERZEICHNIS

Zur Schriftenreihe allgemein

Vorwort zu diesem Band

1. Der Geschmackssinn

1.1 Der physische Geschmackssinn

1.2 Irritationen des Geschmackssinns

1.3 Der Geschmackssinn in der Entsprechungslehre

1.4 Störungen des Geschmackssinns und ihre Heilung

1.5 Die homöopathische Behandlung von Geschmacksstörungen

1.5.1 Der fade Geschmack

1.5.2 Geschmacklosigkeit

1.5.3 Verlust des Geschmackssinns

2. Der Geruchssinn

2.1 Der Geruchssinn in der Chinesischen Entsprechungslehre

2.2 Die Nase, das Riechorgan

2.3 Die Nasensekrete und ihre miasmatische Spur

2.4 Die ganzheitliche Behandlung von Nase und Geruchssinn

2.5 Nasenbluten

2.6 Schnupfen

2.7 Verlust des Geruchssinns

3. Der Fühlsinn

3.1 Die Sensibilität aus physiologischer Sicht

3.2 Sensibilitätsstörungen aus homöopathischer Sicht

3.3 Die Bedeutung der Seitigkeit bei Sensibilitätsstörungen

4. Der Sehsinn

4.1 Der Sehsinn aus ganzheitlicher Sicht

4.2 Die physischen Augen

4.3 Die naturheilkundliche Behandlung der Augen

4.4 Die Schüßler-Therapie für Augenprobleme

4.5 Die homöopathische Behandlung von Augenkrankheiten

4.5.1 Retinitis

4.5.2 Iritis

4.5.3 Katarakt (Grauer Star)

4.5.4 Glaukom (Grüner Star)

4.5.5 Makuladegeneration

4.5.6 Hornhautverkrümmung

4.5.7 Die Konfliktlösung bei Augenkrankheiten

5. Der Hörsinn

5.1 Die Ohren in der chinesischen Entsprechungslehre

5.2 Anatomie und Physiologie der Ohren

5.3 Die naturheilkundliche Behandlung der Ohren

5.4 Die Behandlung von Ohrkrankheiten mit Homöopathie

5.4.1 Schwerhörigkeit

5.4.2 Hörsturz

5.4.3 Tinnitus

6. Die Hellsinne

6.1 Das Hellfühlen

6.2 Das Hellhören

6.3 Das Hellsehen

6.4 Das Hellriechen

6.5 Das Hellschmecken

6.6 Die Hellsinne in der therapeutischen Arbeit

7. Das Dritte Auge

Schlussgedanken

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Bezugsquellen und Kurse

Literaturverzeichnis

Vita von HP Dr. phil. Rosina Sonnenschmidt

ZUR SCHRIFTENREIHE ALLGEMEIN

Diese Schriftenreihe ist der reinen Freude an der Heilkunst und der Begeisterung für die Weisheit des Organismus als Abbild von Naturgesetzen entsprungen. Folglich war für mich die „Physiologie des LEBENDIGEN Organismus“ kein Lernfach, um Prüfungsfragen zu beantworten, sondern das großzügige Angebot der Natur, bei ihr in die Lehre zu gehen. Der menschliche Organismus ist ein schwingendes, klingendes, rhythmisch pulsierendes Ganzes; seine Synergien, Kreisläufe, Transformationsschwellen und Selbstheilungsprogramme sind überwältigend. Sie lösen in mir immer wieder Demut und freudige Bemühung aus, in der Therapie seinem Vorbild nahe zu kommen. Physiologie und Pathophysiologie sind für mich spirituelle Themen, denn sie lehren die Gesetzmäßigkeiten des Gesundseins, Krankwerdens und Heilwerdens. Da wir als Menschen in Raum und Zeit inkarniert sind, können wir krank werden und dank dem unerschöpflichen Heilungsangebot der Natur finden wir auch Wege, wieder heil und ganz zu werden, wobei wir uns allerdings auf allen Seinsebenen verändern. Denken, Fühlen und Handeln können in die Krankheit führen. Heilung bedeutet eine positive Veränderung im Denken, Fühlen und Handeln zum eigenen Wohl.

Im Laufe der Jahrzehnte, in denen ich mich mit den verschiedensten Richtungen der Heilkunde und Medizinsysteme befasste, wurde mir klar, wie wichtig das Verständnis von Zusammenhängen aufgrund einer Entsprechungslehre ist:

Wie draußen (große Natur), so drinnen (im Organismus)

Wir oben (kosmische Gesetze), so unten (irdische Naturgesetze)

Wir kennen diese Aussagen als die hermetischen Gesetze. Sie lassen sich leicht aufsagen, aber zur Anwendung fehlen uns die nötigen Bilder. Daher wandte ich mich der ausgereiften Entsprechungslehre der Chinesischen Medizin zu, weil sie die Organsysteme nicht versachlicht, sondern in ihnen physische, emotionale und mentale Ausdrucksformen erkennt und ihre innere Vernetzung beachtet. In jeder Zelle ist das übergeordnete Bewusstsein des Menschen lebendig, das sich in dem Maße entwickelt, wie der Mensch sich an den kosmischen und irdischen Ordnungsprinzipien orientiert oder auch nicht. Die einzelnen Organsysteme drücken einzelne Aspekte des Menschseins aus und diese können mal mit negativen Vorzeichen temporär bei einer Krankheit hervortreten. Aber sie beinhalten auch die Lösung, das heißt das Heilungspotenzial. Die Entsprechungslehre macht kreative Assoziationen möglich, wodurch man schnell begreift, worum es bei einer Krankheit geht. Um ein Beispiel zu nennen: Der Magen als Hohlorgan gehört zum Erdelement. Erde und Magen stehen für Urheimat, Mitte, Verbundenheit, Bindungsfähigkeit und Zufriedenheit, im Krankheitsfall für Unzufriedenheit, Frustration, Angeberei, Täuschung und Lüge. Zwei wesentliche Erkenntnisse können wir schon aus diesen wenigen Angaben ziehen, die in Asien seit Jahrtausenden ganz selbstverständlich durch die Entsprechungslehre eingeflossen sind:

1. Das Bewusstsein einer Krankheit manifestiert sich immer an dem passenden Organort nach dem Resonanzprinzip.

2. Die Manifestation einer Krankheit ist bereits die Lösung. Der Heilungsprozess zielt auf die positiven Potenziale des Organsystems.

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Der Magenkranke lernt in seinem Heilungsprozess wieder genau das, was ihm/ihr besonders am Herzen liegt und seine Lebensmaxime ausdrückt: wieder ganz bei sich in seiner Mitte zu sein, eine gute Erdung und das Gefühl von Zufriedenheit zu spüren.

Obgleich ich nicht mehr akupunktiere, sondern als Homöopathin arbeite, dient mir dennoch die Chinesische Entsprechungslehre als Basis für die Diagnose und für eine ganzheitliche Behandlung. Sie bietet etwas sehr Wesentliches neben allen Assoziationsmöglichkeiten: ein spirituelles Menschen- und Weltbild. Ein solches empfinde ich als wichtig, damit wir von Ganzheitlichkeit sprechen können. Erstaunlicherweise löst ausgerechnet das bei so genannten „genuinen“ oder „klassischen“ Homöopathen Widerstand aus. Im Laufe der Kulturgeschichte wurde immer im Nachhinein eine Epoche oder ein Schöpfungswerk als klassisch bezeichnet, wenn man die Entwicklung als abgeschlossen betrachtete und eine Weiterentwicklung befürchtete. So sprechen wir vom „Klassischen griechischen Altertum“, vom „Klassischen Ballett“ von „Klassischer Musik“ oder von „Klassischer Homöopathie“. Das Adjektiv „klassisch“ will einen Zustand beschreiben. Da es aber in der Natur nur eine einzige Konstante gibt, nämlich ständige Bewegung und Entwicklung, betrachte ich die Bewegungseinschränkung durch den Zusatz „Klassisch“ als krampfhaften Versuch, etwas sykotisch zu konservieren, was vollkommen gegen die Naturgesetze verstößt. Es ist bezeichnend, dass zu allen Zeiten die „Klassiker“ versuchten, die schöpferische Kraft abzubremsen aus Angst, ihr mentales Konstrukt könnte zerfallen. Es ist ihnen, wie die Kulturgeschichte zeigt, noch nie gelungen. Daher benötige ich einen langen Atem um abwarten zu können, wann diese Tatsache auch in die Elfenbeintürme der „Klassischen“ oder „Genuinen“ oder „Reinen“ Homöopathen dringt. Derweil wende ich mein Bewusstsein auf die reiche, kreative, naturgegebene Entwicklung im Energiefeld der ganzheitlich denkenden, fühlenden und handelnden Homöopathen. In der Homöopathie wie in allen genialen Errungenschaften des menschlichen Bewusstseins geht es einzig darum, den GEIST zu begreifen, der die Homöopathie wie alle Errungenschaften unserer Kultur hervorbrachte. Und der war nie klassisch!

Diese Schriftenreihe ist ein Versuch, aus dem Korsett des Konjunktivs, „was sein könnte, wenn….wäre“ auszubrechen und zu schildern, was möglich ist. Denn ich habe den Inhalt der Bände nicht erdacht, sondern in der Praxis erlebt und die Art der Inhaltvermittlung in den Seminaren für Heilpraktiker und Ärzte verwirklicht. Dabei habe ich seit vielen Jahren eine weitere Beobachtung gemacht.

Es besteht unter den Therapeuten ein teils bewusstes, teils unterbewusstes Bedürfnis nach erweiterter Wahrnehmung.

Seit nunmehr 16 Jahren erleben wir einen großen Zuwachs an Therapeuten in unserer Medial- und Heilerschulung. Es ist beeindruckend, wie fortschreitend selbstverständlich die natürlichen Gaben der Hellsinne in der eigenen Arbeit umgesetzt werden. Die Therapeuten kommen schon mit einem Grundtalent der erweiterten Wahrnehmung, gelangen zur Sicherheit, dass es sich um natürliche Fähigkeiten handelt und dass diese ebenso geschult werden müssen, um abrufbar zu sein wie bei einem Künstler. Sie lernen, durch das äußere Erscheinungsbild eines Patienten hindurch auf die positiven Potenziale zu schauen. Das verändert gewaltig das Bewusstsein, denn wir sind ja daran gewöhnt, die pathologische Brille aufzusetzen und auf das zu schauen, was nicht ist, was nicht mehr geht und was jemand nicht hat. Es ist keine große Kunst, viele Fakten zu lernen, doch entsteht daraus auch eine Art Mangelbewusstsein, aus dem heraus heilend zu wirken schwierig ist. Die Therapie ist jedoch im Begriff, sich mehr und mehr zur Heilkunst zu entwickeln, weil immer mehr Kollegen und Kolleginnen zu folgenden Erkenntnissen kommen:

• Positive Potenziale sind die Quelle, aus der der Patient die Möglichkeiten der Selbstheilung schöpft.

• Durch die Wahrnehmung der Potenziale werden die Therapeuten deutlich mehr heilungs- und lösungsorientiert. Das wirkt auf sie selbst positiv zurück.

• Die Fähigkeit, durch das äußere Erscheinungsbild eines Kranken hindurch dessen positiven Potenziale wahrnehmen zu können, entwickelt einen Blick für die Ursache von Krankheiten und schärft die physischen Sinne, so dass sich ein ganzheitliches Denken, Fühlen und Handeln ganz von selbst einstellt.

Ein weiterer Grund, diese Schriftenreihe ins Leben zu rufen, ist rein pragmatischer Art. Ich fand es immer mühsam, die Forschungen und Erkenntnisse zur Beziehung Organ-Konflikt teils in der Chinesischen Medizin, teils in den verstreuten Publikationen der Neurobiologie zusammen zu suchen. Darum habe ich bewusst die Organsysteme einzeln besprochen und dadurch genügend Raum geschaffen für die ausführliche Darstellung, welche Konflikte sich an welchen Organsystemen manifestieren. Denn auch bei uns im Westen ist mittlerweile klar: Es ist nie Zufall, wo und wie sich chronische Krankheiten zeigen. Die Erfahrung lehrt, dass auch die Patienten genauer die Hintergründe ihrer Erkrankung verstehen wollen und viel williger sind, an ihrem Heilungsprozess aktiv mitzuarbeiten, wenn sie leibhaftig erfahren, worum es geht. Das wird in der miasmatischen, ganzheitlichen Behandlung beherzigt.

Weitere Erkenntnisse wurden mir durch Beobachtung von Krankheits- und Heilungsverläufen zuteil:

• Die Heilung des Patienten findet zu Hause statt. In der Praxis mögen Heilungsimpulse dem Patienten nahebringen, was möglich ist. Aber in seiner gewohnten Umgebung mit den alten Denk- und Verhaltensmustern braucht er/sie Anregungen, um neu denken, fühlen und handeln zu lernen. Darum reicht es in den meisten Fällen nicht, Arzneien zu verschreiben und den Patienten seinen Gewohnheiten zu überlassen.

• Es liegt ein tiefer Sinn darin, wo sich im Organsystem eine Krankheit manifestiert.

• Alle Organsysteme schwingen im gesunden Zustand wie in einem Musikstück harmonisch zusammen, weil sie Synergien bilden und harmonikalen Gesetzen folgen.

• Wie in einem mehrstimmigen Musikstück haben die zu einem Organ gehörigen Zellverbände auch eine eigene „Stimme“, das heißt eine Eigenschwingung, Motilität bzw. Rhythmik.

• Die Zusammengehörigkeit von zellulärer Eigenschwingung (Organ), Emotion und Gedankenmuster bilden ein menschliches Thema oder Potenzial. Dieses kann sich zu einem Konflikt wandeln oder zu einer Lösung, kann krank machen oder heilen.

• Genau dort, wo der Konflikt ist, ist auch die Lösung vorhanden. Sie zu verwirklichen ist der eigentliche Heilungsprozess. Somit reicht es nicht, eine Lösung theoretisch zu kennen, sie muss erlebt und durchlebt werden, damit sie wirklich wird.

• Der Organismus verfügt über höchst intelligente Selbstregulationen. Daraus entstehen Heilungsversuche, die ich als biologische Lösungen betrachte. Eine biologische Lösung bringt jedoch noch keine Heilung. Nur eine intelligente, vom ganzen Bewusstsein vollzogene Lösung bewirkt Heilung auf der mentalen, emotionalen und körperlichen Ebene.

• Jede chronische Krankheit beginnt mit einem harmlosen menschlichen Thema – meistens hat es im realen und übertragenen Sinne mit der Haut zu tun – , das jedoch weder mental noch emotional gelöst wird, sich dadurch immer mehr vergrößert und verfestigt und allmählich in die entsprechende zelluläre Manifestation sinkt. Hierbei bedient sich das menschliche Energiesystem sinnvoller Kompensationsstrategien, um zu überleben.

• Meine Aufgabe als Therapeutin sehe ich darin, für die Reise der Heilung von der schwerwiegendsten Krankheitsmanifestation aus schrittweise physisch, emotional und mental Impulse zu setzen, damit sich das gesamte Energiesystem auf eine immer leichtere Ebenen bewegt, bis die Krankheit es über die Haut verlässt.

• Da der Patient durch Wiederholung bestimmter Denk- und Verhaltensmuster krank geworden ist, ist das auch der Weg zur Heilung: sinnvolle Übungen und Rituale, die das ganze Sein des Patienten erfassen und die leicht durchzuführen sind.

Aufbau und Inhalt der einzelnen Schriften sind so angelegt, dass sowohl Therapeuten als auch Laien davon profitieren. Inhaltlich werden immer folgende Themen besprochen:

• Das Organsystem aus physiologischer und spiritueller Sicht

• Die mit einem Organsystem verbundenen Krankheiten

• Die emotional-mentale Thematik eines Organsystems

• Organbezogene Konflikte und ihre Lösung

• Miasmatische, organotrope und konstitutionelle Homöopathie

• Ernährungsratschläge

• Naturheilkundliche Therapien

• Rhythmische Übungen (Atem, Drüsenanregung)

Die Gewichtung der einzelnen Themen kann ganz unterschiedlich sein, aber sie bilden immer einen beweglichen, dogmafreien, flexiblen geistigen „Organismus“, der, so hoffe ich, Kollegen und Kolleginnen weiterhin zu eigenen Ideen und Taten inspiriert. Denn das ist der tiefere Sinn meiner Lehrtätigkeit. So geht es also nicht um eine der üblichen Darstellungen der Physiologie des Organismus, denn das kann jeder in Fachbüchern nachlesen. Mein Bemühen liegt darin, die Organsysteme als lebendige Wesen mit Charakterzügen, Konflikt- und Lösungspotenzialen aus der Verdinglichung zu lösen und sie in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Dabei erlaube ich mir alle Freiheit kreativer Betrachtungsweisen und Assoziationen, weil es mir das Staunen über das Wunderwerk der Natur bewahrt und den spirituellen Zugang zum Körper verschafft.

VORWORT ZU DIESEM BAND

Tastsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Hörsinn und Sehsinn bilden das Thema dieses Bandes. Stand in Band 9 die Verarbeitung von Eindrücken mit der atemberaubenden Schnelligkeit von Gehirn und Nervensystem im Vordergrund, so sind es hier die „Werkzeuge“ der Wahrnehmung. Das sind die fünf physischen Sinne. Sie bilden in der Heilkunde keine Einheit, erst recht nicht in der Physiologie. Sie verteilen sich auf spezielle Disziplinen. Die Augenheilkunde steht für sich, in der Hals-Nasen-Ohrheilkunde sind Hör- und Geruchssinn untergebracht, Tastsinn und Geschmackssinn irren durch alle möglichen Fachbereiche.

Die intuitiven oder sensitiven Entsprechungen der fünf Sinne sind nirgends in medizinischen Fachbüchern zu finden, weil die westliche Medizin auf der Anatomie von Leichen basiert. Leichen haben kein Energiefeld, keine Meridiane, keine Schwingungen. Daher müssen wir das Wissen über die „feinstoffliche Anatomie“ des morphogenetischen Feldes, das über die Bildekräfte für die materielle Existenz eines Körpers verfügt, aus anderen Wissensgebieten beziehen. Nicht der materielle Körper strahlt ein Energiefeld ab, sondern das Energiefeld eines Menschen zeigt sich unter anderem in Gestalt eines sichtbaren, hörbaren, spürbaren Körpers, der der Raum- und Zeitbegrenzung unterworfen ist. Was ihn lebendig macht, ist die unsterbliche Lebenskraft; was nach dem physischen Tod übrig bleibt, ist Bewusstsein. Solange Leben angesagt ist, findet ein unablässiger Austausch zwischen Außen und Innen statt. Die Welt der Erscheinungen dringt durch die äußeren Sinnesorgane zu uns herein. Wir verarbeiten sie und verwenden sie zum geistigen Wachstum.

Das Einzigartige unseres Daseins, unserer „enthüllten Seinsform“, wie der Atomphysiker David Pribram es ausdrückt, ist das Vermögen, mit den inneren Sinnen die äußeren Erscheinungen zu durchdringen. Im Sprachgebrauch heißt es auch, „hinter die Dinge zu schauen“ oder „etwas zu durchschauen“. Dazu besitzen wir die so genannten „Hellsinne“. Es ist kein Zufall, dass in fast allen Sprachen von Hellsehen, Hellfühlen, Hellhören usw. die Rede ist, um etwas sehr Wesentliches hervorzuheben: die inneren oder intuitiven oder sensitiven Sinne erhellen unser Bewusstsein. Es fällt Licht auf eine Sache, wenn wir mit den inneren Augen sehen, den inneren Ohren hören. Es wird mehr sichtbar, hörbar, spürbar, wenn die Hellsinne am Werk sind. Sie lassen sich nicht täuschen, während kein Sinn so leicht zu täuschen ist wie die physischen Augen. Wir sehen draußen nur, was unserem Bewusstsein entspricht. Die fünf physischen Sinne agieren immer durch den Bewusstseinsfilter. Die fünf intuitiven Sinne agieren ohne Filter, ganz unmittelbar in einem Nu.

Wer auch immer eine erweiterte Wahrnehmung anstrebt, kommt zu dem gleichen Schluss: Der Einsatz der Hellsinne schärft die physischen Sinne. Dafür gibt es keinen Umkehrschluss. Wer sich nur auf seine physischen Sinne verlässt, ist bald in einem engen, materialistischen Weltbild gefangen. Diese Welt entspricht einem Zwei-Eurostück im Ozean der Wahrnehmungsmöglichkeiten der Hellsinne. Dennoch messen wir der kleinen rationalen Welt lange Zeit im Leben größte Bedeutung bei, verlassen hier und da mal das kleine Inselchen, um zu schauen, was es sonst noch gibt. Aber die Freiheit des Geistes beginnt mit den ersten Schwimmübungen hinaus in den Ozean. Diese Übungen basieren alle auf dem Loslassen, darauf, sich fallen zu lassen – in unendlichem Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen und auf das Wissen aus erster Hand. Die eigene Erfahrung ist die einzige gültige Realität. Alles andere wie erklärbares Wissen ist letztlich leeres Stroh, Wissen aus zweiter Hand, übernommen von anderen, ohne es selbst ERLEBT zu haben. Wer seine Erfahrung als allgemein gültige Realität mit Sendungsbewusstsein und Missionseifer nach außen trägt, hat das nicht verstanden. Unsere Alltagswelt ist voll von Behauptungen, was richtig, die eine Wahrheit oder gültige Realität ist. Diese Untugend ist auch in der Heilkunde verbreitet, so dass sich um jede „Eine Wahrheit“ ein Mäuerchen gebildet hat. Von einem erhöhten Standort aus entbehrt diese Verhaltensweise nicht einer gewissen Komik. Sie ist menschlich und kann – das ist die erfreuliche Nachricht – überwunden werden. Werden die Mauern abgebaut, weitet sich die Sicht und wird es hell!

Betrachten wir die Weisheitslehren, die über Jahrtausende von Menschen übermittelt wurden, erkennen wir in ihnen den Ozean, die Überwindung des Zwei-Eurostücks, die ungeheuren Möglichkeiten der Bewusstseinserweiterung. Intellektuelles Wissen und der Einsatz der fünf physischen Sinne kommen und gehen, verändern sich ständig, wenn eine Theorie in die Praxis umgesetzt wird. Weisheit ist die Essenz praktischer Erfahrung durch die Erweiterung des Bewusstseins, den Einsatz der Hellsinne und überdauert Zeit und Raum. Zum Menschsein gehören beide Wahrnehmungsmöglichkeiten.

Dieser Band hat aus den dargelegten Gedankengängen bewusst die Nummer 10 erhalten. Die Eins steht für die Ein-heit der physischen und intuitiven Sinne, die Null für das kreisförmige Bewusstsein, das daraus hervorgeht. Es ermöglicht uns, das Universum Mensch, das in Gestalt eines Patienten vor uns sitzt, möglichst in seiner Gesamtheit zu erfassen. Was uns der Patient zeigt und erzählt, was wir selbst hörend, sehend, riechend, fühlend, schmeckend wahrnehmen, ergibt zusammen ein Muster, in dem wir eine Krankheit erkennen. So gelangen wir zu einer ganzheitlichen Diagnose. Aus dem Fundus unserer Heilungsangebote wählen wir Impulse, die die Kraft, Tiefen- und Breitenwirkung haben, um aus der Disharmonie und Lebensarrhythmie des Krankheitsmusters wieder Harmonie und Lebensrhythmus werden zu lassen. Die Hellsinne erlauben uns, tiefer und umfassender einen Patienten wahrzunehmen. Wir dringen zur Quelle vor, aus der der Patient schöpft, um sein Leben (wieder) zu bewältigen und Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Das sind seine positiven Potenziale, seine Gaben, Fähigkeiten, Talente und Qualitäten. Allein schon sie wahrzunehmen, ist ein Heilungsakt! Könnten wir sonst wagen, von „Krankheit als Weg“ oder „Krankheit als Chance“ zu sprechen? Solche Äußerungen bedingen, dass wir an übergeordnete Qualitäten eines Menschen glauben. Besser, wir nehmen sie bewusst wahr und regen sie bewusst an. Nicht nur durch ein paar Kügelchen Materie mit ein wenig mentaler Information, Massage oder ein paar Nadeln, sondern durch die Resonanz mit dem höheren Selbst im Patienten. So wichtig es ist zu erkennen, was krank, schwach, disharmonisch, desolat und destruktiv ist, regen wir doch die Lebenskraft am schnellsten an, wenn wir in der Lage sind, zuerst auf das zu schauen, was nicht krank ist. Das Kranke in einem Menschen hat nicht die Kraft, Gesundheit hervorzubringen. Aber die positiven Potenziale eines Menschen sind die Quelle, aus der heraus er unsere Heilungsimpulse zum Zweck des Heilwerdens bezieht. Wir sind Zulieferer zu den Selbstheilungskräften, nicht deren Erzeuger.

So zu denken, zu fühlen und zu handeln, ist noch ungewohnt, gewinnt aber von Jahr zu Jahr immer mehr Kollegen, die das Gesagte aus eigener Erfahrung bestätigen. Ganzheitlichkeit beginnt mit ganzheitlicher Wahrnehmung. Wie aber soll sie praktiziert werden, wenn wir das Wissen über den Organismus nur eingleisig lernen und keine Synergien? Die Nase handeln wir beim Atemsystem ab, die Zunge beim Verdauungssystem, Auge und Ohr bei den Sinnesorganen, ganz so, als hätten wir nur zwei wichtige Sinne. Der Tastsinn teilt sich seine Aufmerksamkeit zwischen Haut und Nervensystem. Wie soll eine ganzheitliche Wahrnehmung funktionieren, wenn die Sinne auf verschiedene Felder verteilt werden? Was ist der Wert einer Diagnose, wenn das Mit-Gefühl nicht geschult wird, wenn nicht alle Sinne tätig sind? Wir leiten unser Wissen von Leichen ab und schaffen den Sprung zum lebendigen, ständig in Wandlung begriffenen Menschen nicht.

In die Hauptkapitel habe ich so genannte „Auragrafe“ von homöopathischen Arzneimitteln eingestreut. Vor Jahren machte ich ein Experiment mit über 100 Arzneien, indem ich die energetische Ausstrahlung verschiedener Mittel und Potenzen in Farben umsetzte, ohne beim Malen zu wissen, um welche Arznei es sich handelte. Solch ein Aura-Bild nennt man „Auragraf“, ein Begriff aus der Medialschulung. Durch die Erstellung der Auragrafe lernte ich noch viel deutlicher das innere Wesen einer Arznei kennen als durch das Studium des Symptombildes. Die Farben schwingen, schwirren, strahlen und pulsieren in verschiedenen Formen. Das (mit Pastellkreide) gemalte Bild kann nur bedingt etwas von der Lebendigkeit der Arzneienergie widergeben, aber es vermittelt dennoch interessante Botschaften, deren wichtigste ist: ein Arzneiwesen ist ein lebendiger Energieorganismus, der rhythmisch atmet und sich rhythmisch bewegt. Das war für mich die größte Entdeckung.

Die ausgewählten Arzneiwesen und ihre Auragrafe sind die jeweils wichtigsten für jedes Sinnesorgan.

1. Der Geschmackssinn

Ich beginne mit dem Geschmackssinn, weil er in unserem Zeitgeist am meisten leidet. Er braucht zur Entfaltung die längste Zeit. Es tönt zwar durch Jahrtausende spiritueller Schulungswege: „Zeit hat man nicht, Zeit macht man“, doch hat seit dem 19. Jahrhundert der Slogan der Industrialisierung „Zeit ist Geld“ gesiegt. Sehen, Hören, Riechen und Fühlen sind schnellere Sinneswahrnehmungen. Schmecken heißt differenzieren und analysieren. Dazu dienen Speichel und Zunge, sinnvollerweise auch eine gründliche Kaubewegung, so dass der Speisebrocken verdünnt und im gesamten Mundraum bewegt werden kann. Gehen wir über den rein physiologischen Vorgang des Schmeckens hinaus, erschließen wir verschiedene Betrachtungsebenen des alltäglichen Lebens, erkennen aber auch größere Zusammenhänge. Abb. 1 vermittelt einen Überblick, worum es beim Geschmackssinn geht.

Abb. 1 Die Vernetzung des Geschmackssinn

Interessant, wie vielschichtig der Begriff „Geschmack“ verwendbar ist. Geschmacklosigkeit kann der Verlust des physischen Sinnes bedeuten, aber auch eine menschliche Untugend. Schmecken benötigt Speichel. Speichel verdünnt den Eindruck, der in unseren Mund gelangt, sei es feste oder flüssige Nahrung oder sei es ein emotionaler oder mentaler Eindruck, den wir aufnehmen. Der Speichel verhilft uns dazu, das zu analysieren, was im Mund ist. Besteht aber unser Leben aus ständiger Analyse, Fakten- und Apparategläubigkeit, kommt es nicht zum nächsten notwendigen Entwicklungsschritt: Schlucken und Verdauen. Stattdessen bleibt es beim Theoretisieren, Zerlegen und Analysieren. Wo viel Theorie im Spiel ist, taucht das siamesische Zwillingspaar Hoffnung-Angst auf: Die Hoffnung, die Praxis möge nicht allzu viel Unheil anrichten, es werde schon irgendwie gelingen und die Angst, vermischt mit schlechtem Gewissen, es könnte aus der Theorie etwas Unvorhergesehenes hervorgehen. Siehe Atombombenabwurf, Genforschung, Handysucht und die vielen Dinge, die wir auf den Markt bringen, ohne die Praxis zu kennen.

Paracelsus und viele andere Praktiker aus der Heilkunde wiesen und weisen auf das Naturgesetz hin, dass aus der Praxis die Theorie folgt. Doch ist die Heilkunde seit 150 Jahren an die Wirtschaft und damit an Konsum und Profit gekoppelt. Daher heißt die Devise: Erst Geld mit einem Heilmittel machen und dann hoffen, dass es Heilung bewirkt. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass uns die Absurdität dieses Verhaltens nicht mehr sonderlich auffällt. Wir studieren ellenlange Beipackzettel über Nebenwirkungen, um zu wissen, was schlimmstenfalls bei Einnahme des Medikaments passieren kann. Um das Maß voll zu machen, wird nicht wie in der Homöopathie die Arznei am gesunden Menschen geprüft, sondern an Labortieren, die zu Tausenden sterben müssen, weil Pharmaforscher überzeugt sind, Rattenbewusstsein lässt sich 1:1 auf Menschenbewusstsein übertragen und im selben Atemzug den Tieren jegliches Bewusstsein absprechen. Tierautomat – Menschenautomat. Da braucht man in der Tat viel mehr Glauben an diese über 150 Jahre eingeimpften Gedankengänge, als an die Wirkungsweise der Homöopathie.

Was hat das mit dem Geschmackssinn zu tun? Viel! Der Geschmack erlaubt, materielle, aber auch geistige Nahrung zu analysieren. Durch den Speichel wird die Nahrung verdünnt und durch diese Verdünnung lösen sich die Geschmacksnuancen heraus. Was vorher wie ein zusammenhängendes Stück aussah, wird nun in seine Einzelteile zerlegt. Dieser Prozess des Durchkauens und Einspeichelns löst automatisch Konzentrationsfähigkeit und Forschergeist aus, denn man möchte wissen, was das genau ist, das sich einem da offenbart. Gleichzeitig findet ein Wandlungsprozess statt. Der Speichel dient nicht nur dem Verflüssigen eines Nahrungsbrockens, er enthält auch Enzyme (Amylase). Da die Speichelflüssigkeit, wie alle Drüsensekrete, letztlich dem Blutserum entstammt, enthält sie auch Mineralstoffe. Ein Teil davon lagert sich an den Zähnen als Zahnstein ab. Wenn nicht genügend gekaut wird, nicht genügend Speichel für die Vorverdauung im Mund produziert wird, gibt es nicht genügend Enzyme, die die Speisereste in den Zahnzwischenräumen auflösen. Diesen Punkt übersehen wir häufig, wenn bei der Zahnpflege die zu schnelle und zu häufige Zahnsteinbildung beklagt wird. Mehr Kauen bringt mehr Speichel, mehr Speichel bringt gesündere Zähne, denn gutes Kauen ist ein Verdauungsprozess, der eine Übersäuerung verhindert. Sicher ist es wichtig, durch regelmäßige Zahnsteinentfernung der Parodontose vorzubeugen. Aber noch wichtiger ist die Entwicklung einer Esskultur, durch die Zähne, Zunge, Speichel ihrer Aufgabe nachkommen und sich ein guter Geschmackssinn entwickeln kann, der, wie schon mehrfach gesagt, auf vielen verschiedenen Ebenen von Bedeutung ist.

Über viele Jahre habe ich beobachtet, dass Patienten zeitgleich zu ihrer Entwicklung von Esskultur und Geschmack einen besseren Geschmack in der Wahl ihrer Kleidung, der Farbzusammenstellung und schließlich ihrer Wohnung entwickeln. Nie musste ich Ratschläge erteilen oder auf den Zusammenhang hinweisen. Andererseits kann ich auch das Maß an Lebensfreude bzw. an Krankheiten daran erkennen, wie sich jemand kleidet, wie sein Lebensraum gestaltet ist. Kommt jemand, Mann oder Frau, in die Praxis und ist geschmackvoll gekleidet, äußert sich das auch im Benehmen, in der Herzensbildung (nicht Schulbildung!) und in der Sprache. Sie vermitteln einen Sinn für Proportionen und Verhältnismäßigkeit. In solch einem Fall kann ich darauf bauen, dass die Person über stabile Immunkräfte verfügt, denn der Geschmack ist ein instinktiver und intuitiver Sinn. Für einen Heilungsprozess ist das eine gute Voraussetzung.

Wir sagen, über Geschmack lasse sich streiten. Das stimmt, wenn man etwas Instinktives oder Intuitives standardisieren will. Mit dem Geschmackssinn verhält es sich wie mit dem Qualitätsgefühl. Nur bedingt sind sie erlernbar, sie benötigen ein untrügliches Gefühl für Stimmigkeit und Echtheit. Das ist eine sehr persönliche Erfahrung, die nicht auf andere übertragbar ist. Dem einen steht diese Farbe, diese Kleidung, dem anderen nicht. Der Geschmackssinn hat viel mit Gefallen zu tun. Was dem einen gefällt, muss dem anderen durchaus nicht gefallen. Geschmack finden wir in der Esskultur, in der Bildenden Kunst, in der Tanzkultur und in der Musik. Diese Zusammenhänge könnten nicht besser in ihren Dimensionen aufgezeigt werden als in der Komödie „Wie es euch gefällt“ von William Shakespeare. Geschmack an etwas zu finden bedeutet auch, einen Standpunkt einzunehmen und nicht als „Mode-Junky“ heute dies, morgen das als das Nonplusultra zu begehren. Wie jeder Lebensausdruck kann sich auch der „gute Geschmack“ im Laufe des Lebens ändern. Aber immer entspringt er der Fülle. Ein Sinn für Verhältnis und Proportion ist die Basis.

Tiefer als Gefallen an etwas zu finden, ist ein Gefühl für Ästhetik und Stil. Wir sprechen zum Beispiel von einem Lebensstil, den jemand führt: der eine rustikal, der andere modern, wieder jemand anderer ist ökologisch orientiert – wie auch immer. Ein Lebensstil äußert sich in vielerlei Verhaltensweisen, die zu einem Menschen passen. Das heißt, sein Denken, Fühlen und Handeln ergibt ein ausgewogenes Muster und das bietet dem Menschen einen inneren Halt. Immer wenn etwas stimmig ist, stimmen auch die Verhältnisse zu einander. Ästhetik und Stilempfinden siedeln wir meist in den Schönen Künsten an. Doch zeigt sich ein Gefühl für Ästhetik gerade in den Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens und betrifft weniger das Was als das WIE. Wie jemand sein Lebensumfeld gestaltet, sein Leben ausrichtet, offenbart, was ihm/ihr im Leben wichtig ist, wie jemand denkt und fühlt. Das hängt nicht vom materiellen Reichtum ab, sondern wiederum vom Gefühl für Maß und Proportion. Wie auch immer sich diese Ebene des Geschmackssinns ausdrückt, immer geht es um Ruhepole im Lebensumfeld, wo sich Energie sammelt und von wo aus Energie ausströmt. Hierbei sind wir auch der Schönheit auf der Spur, die, genau wie die Ästhetik, unabhängig von materiellem Wert und Reichtum ist. Es ist auch nicht nötig, um den „Goldenen Schnitt“ zu wissen, wenn wir einen Lebensstil, eine Ästhetik in unserem Alltag pflegen. Allein das Gefühl für Proportion und Maß, vielleicht ein „Augenfänger“ in Gestalt einer Vase mit Zweig oder eines Gemäldes, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht, kann das Gefühl für Stimmigkeit, für Eingestimmt-Sein auslösen. In solch einer Umgebung fühlt man sich wohl, aufgebaut, ja, sogar energetisiert.

Abb. 2 Eine Vase als Ruhepol

Mag ein Raum wie zum Beispiel ein Büro, eine Praxis oder ein Seminarraum noch so sehr vor Aktionismus vibrieren, er wird zu einem Energieraum, sobald darin Ruhepole geschaffen werden, so dass man Raum und Zeit vergisst, sobald man seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Das ist das ganze Geheimnis des Geschmackssinns: die nicht messbare ZEIT, die offenbar wird, wenn man sich ganz in etwas vertieft. Ob es sich um einen Weinkenner handelt, einen Koch oder um ein Kunstwerk. Schmecken, Betrachten und auf sich wirken lassen öffnen das ZEIT-Fenster jenseits der kleinen Zeit, die nach Stunden, Minuten und Sekunden zählt. Wenn es um Genuss geht, spielt Zeit keine Rolle. Darum stehen Genießen und Konsumieren auch diametral einander gegenüber. Der Konsum fordert Schnelligkeit, da ja Zeitmaß in Geldmaß gerechnet wird. Geschmack erschafft die Zeit, um wirksam zu werden.