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Weltkultur und Metropolregion, Romantik und Moderne, Weinhänge und Berggipfel - von Oberfranken mit Bamberg und Coburg über den Ballungsraum um Nürnberg, Fürth und Erlangen in Mittelfranken bis nach Unterfranken mit Würzburg können Sie Abwechslung pur erleben. Erkunden Sie versteckte Orte im Stadtgetümmel oder malerische Flecken in der Natur. Setzen Sie sich mit einem Bocksbeutel zwischen Reben oder mit einem Schäufele in einen urigen Biergarten. Suchen Sie die Einsamkeit im Fichtelgebirge oder paddeln Sie mit den Kindern im Kajak den Main entlang. Wandeln Sie zurück in die Vergangenheit und gehen Sie mit dem Fortschritt - tun Sie alles, was Ihr Herz begehrt, und das in Franken!
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Seitenzahl: 142
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Lieblingsplätze in Franken
Friederike Schmöe
Autorin und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autorin und Verlag: [email protected]
Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten mit berücksichtigt, insofern dies durch die Aussage geboten ist.
Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Friederike Schmöe:
Propstei Wechterswinkel 16; FrankenTherme Bad Königshofen 22; Bayerisches Staatsbad Bad Steben GmbH 48; Michaela Baier 50; rogg-in.de 54; Adrian Keidel (https://adrianinfernus.de) 60; Helmut Meyer zu Capellen 70; Stadtmuseum Erlangen 78; Airport Nürnberg 92;Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim 122; Museum Georg Schäfer Schweinfurt/Foto: Peter Leutsch 158; Verein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf e.V./Foto: Anand Anders 160; Bayerische Schlösserverwaltung/Foto: Konrad Rainer, Salzburg 174
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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www.gmeiner-verlag.de
1. Auflage 2023
© 2023 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © SG-design – stock.adobe.com, © Sylwia Nowik, © Wiktoria Matynia, © EH Grafik, © SimpleLine, © actionplanet – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © OpenClipart-Vectors pixabay.com
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
ISBN 978-3-8392-7580-1
Impressum
Zwischen Kunst und Kulinarik
Vorwort: Kaiserkrone und Bocksbeutel
Zwischen Berg und Tal
Kapitel I: Von der Rhön übers Fichtelgebirge in die Fränkische Schweiz
1 Nur Fliegen ist schöner
Rhön: Rother Kuppe
2 Einfach mal durchatmen
Wechterswinkel: Propstei Wechterswinkel
3 Ein Hauch Nordsee in Franken
Bad Neustadt an der Saale: Saalewiesen
4 Das Tor zur Rhön
Münnerstadt: Historische Altstadt
5 Kleine Kur für zwischendurch
Bad Königshofen: Frankentherme
6 Blumenduft und Walzerklang
Coburg: Rosengarten
7 Wo Martin Luther predigte
Coburg: Morizkirche
8 Schatzkammer Frankens
Coburg: Kunstsammlungen der Veste Coburg
9 Wo der Flussregenpfeifer wohnt
Obermaintal: Mainschleife zwischen Unter- und Oberbrunn
10 Ostsee ganz nah
Obermaintal: Bad Staffelsteiner Seenland
11 Sonnenuntergang im Gottesgarten
Obermaintal: Staffelberg bei Bad Staffelstein
12 Wie auf Adlers Schwingen
Scheßlitz: Aussichtsfelsen Hohe Metze
13 Im Tal des Biberclans
Weismain: Kleinziegenfelder Tal
14 Expedition zum Wasser
Heiligenstadt: Leinleiterquelle und Leinleitertal
15 Wein, Mittelalter und Gesang
Kronach: Weinstube Alte Torwache
16 Laufsteg für eine Hasendame
Kronach: Festung Rosenberg
17 Eine Brotzeit bei Fuchs und Hase
Frankenwald: Bastelsmühle bei Teuschnitz
18 Mit Herzenslust unterwegs
Frankenwald: Kurpark Bad Steben
19 Trekking mit Vierbeinern
Frankenwald: Lama-Wandern auf den Döbraberg
20 Italien in Franken ganz oben
Hof: Hotel am Untreusee
21 Der Duft von frischem Brot
Weißenstadt: Museum Rogg-In
22 Auf dem Dach Frankens
Fichtelgebirge: Wanderung auf den Schneeberg
23 Siegfrieds Drachenschnitzel
Bayreuth: Restaurant Eule
24 Farbenpracht für alle
Bayreuth: Keramikcafé Paint-me
25 Auf den Spuren großer Musik
Bayreuth: Richard-Wagner-Museum
26 Die süßesten Früchte
Pretzfeld: Kirschenweg
27 Haute Cuisine auf Fränkisch
Egloffstein: Gasthof zur Post
28 Im Reich der Christrosen
Hersbrucker Schweiz: Naturschutzgebiet Wengleinpark
29 Roggenmühle und Dampfmaschine
Lauf an der Pegnitz: Industriemuseum
30 Darf’s eine »Scharfe Inge« sein?
Lauf an der Pegnitz: Restaurant Zwinger Melber
Zwischen Großstadt und Romantik
Kapitel II: Von der Metropolregion Nürnberg ins Romantische Franken
31 Der Geschmack von Freiheit
Bubenreuth: Blockhelden – Boulderhalle Frankenjura
32 Erlangen ganz zauberhaft
Erlangen: Spaziergang durch die Hugenottenstadt
33 Mal schauen, was der Wald macht
Erlangen: Walderlebniszentrum Tennenlohe
34 Heilquelle und Kunstgenuss
Veitsbronn: Veitskirche
35 Geschichte genießen
Cadolzburg: Markt und Burg Cadolzburg
36 Köstliche Hoffnung
Fürth: Café-Restaurant The Grounds of Hope
37 Fürths prächtigster Bau
Fürth: Stadttheater
38 Ein Stück Kaukasus in Franken
Fürth: Deutsch-georgisches Ladencafé Klein aber fein
39 Für »Fernwehgeeks«
Nürnberg: Albrecht-Dürer-Flughafen
40 Das Wahrzeichen Frankens
Nürnberg: Kaiserburg
41 Mit würziger Majorannote
Nürnberg: Restaurant Bratwurst Röslein
42 Aus dem Nebel der Geschichte
Nürnberg: Museum Henkerhaus
43 Das pralle Leben
Nürnberg: Opernhaus
44 Gewagte Bautechnik
Feucht: Brückkanal Feucht
45 Alles, was glänzt
Schwabach: Erkundungstour durch die Goldschlägerstadt
46 Ein Hauch Mittelmeer in Franken
Schwabach: Restaurant Fabiano
47 Wandern am Wasser
Fränkisches Seenland: Rothsee
48 Grünes Gold
Fränkisches Seenland: Museum HopfenBierGut in Spalt
49 Karibik so nah
Fränkisches Seenland: Seezentrum Muhr am See
50 Fränkische Backtradition
Dinkelsbühl: BrotHaus-Café Zunftbäckerei Dinkelsbühl
51 Von Turm zu Turm
Dinkelsbühl: Spaziergang um die Stadtmauer
52 Stadtpromenade der grünen Art
Ansbach: Ansbacher Holzweg
53 Charakter erwünscht!
Ansbach: Michels Whisky-Kontor
54 700 Jahre fränkisches Leben
Bad Windsheim: Fränkisches Freilandmuseum
55 Fränkisch und behaglich
Bad Windsheim: Boutique-Hotel Zum Storchen
56 Original Aischgründer Karpfen
Gerhardshofen: Landgasthof Hammerschmiede
57 Der Adebar im Karpfenland
Uehlfeld: Erkundungstour durchs Storchendorf
Zwischen grünen UFern
Kapitel III: Von Forchheim über den Steigerwald in den Spessart
58 Frankens schrägster Ort
Forchheim: Das Schiefe Haus
59 Von wegen Toskana!
Litzendorf: Wanderung am Ellerbach
60 Obstbaum-Promenade
Bamberg: Kloster St. Michael
61 Bernstein mit Schaumkrone
Bamberg: Brauerei und Restaurant Klosterbräu
62 Einkehr für Radler und Ruhesuchende
Bamberg: Erlöserkirche
63 Wild Thing
Bamberg: Restaurant Der.Franke
64 Frankens höchste Weinlage
Steigerwald: Stollberg bei Handthal
65 Im wilden Wald
Steigerwald: Schlangenweg
66 Fachwerk und Wein
Steigerwald: Erkundungstour durch Zeil am Main
67 Ein Stück Himmel auf Erden
Haßfurt: Ritterkapelle
68 Auf alten Pfaden
Haßberge: Amtsbotenweg
69 Perle der Haßberge
Haßberge: Altstadt von Königsberg in Bayern
70 Fast wie am Meer
Haßberge: Ellertshäuser See
71 Spitzweg vom Feinsten
Schweinfurt: Museum Georg Schäfer
72 Perlende Spielfreude
Euerbach: Freilichtbühne Sömmersdorf
73 Ein Nest über dem Main
Volkach: Die Vogelsburg
74 Frankens Kulturzeugin
Würzburg: Festung Marienberg
75 Kraftort über dem Main
Würzburg: Wallfahrtskirche »Käppele«
76 Barockes Industriedenkmal
Würzburg: Alter Kranen
77 Einkehr für Rebellen
Würzburg: Weinhaus Zum Stachel
78 Würzburg kann Japan
Würzburg: Siebold-Museum
79 Tanz des Rokoko
Veitshöchheim: Rokokogarten und Schloss
80 Ein Ort friedvoller Stille
Lohr am Main: Pfarrkirche St. Michael
81 Morgendliche Sinnesfreude
Lohr am Main: Café Rosenkranz
82 Spuk im Spessart
Lohr am Main: Spessartmuseum im Schloss
83 Glücklich im bayerischen Nizza
Aschaffenburg: Markt und Schloss Johannisburg
84 Braukunst seit 1631
Aschaffenburg: Gastwirtschaft Schlappeseppel
85 Überwältigende Kunstgeschichte
Aschaffenburg: Stiftsbasilika St. Peter und Alexander
86 Leinen los!
Aschaffenburg: Bootshaus Arche Noah
Karte
Kunstraub gilt als eines der spektakulärsten Verbrechen – selbst wenn er weit in die Vergangenheit zurückreicht. 2007 entbrannte ein alter Streit zwischen den (Alt-)Bayern und den Franken. Zum 1.000-jährigen Bistumsjubiläum Bambergs – so hatte man es sich in Franken gewünscht – sollte der im Zuge der Säkularisierung 1802/03 nach München gebrachte (eingefleischte Franken sagen: »geraubte«) Bamberger Domschatz, wenn schon nicht zurückgegeben, wenigstens zu Ausstellungszwecken zeitweise an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren. Zu den Kunstschätzen gehört etwa die Kaiserkrone Heinrichs II., Gründer des Bistums. Doch komplizierte Eigentums- und Versicherungsverhältnisse vereitelten den kühnen Plan. Für manche Franken ein neuerlicher Beweis dafür, dass sie von den Bayern mit Repressionen überzogen werden. Denn: Franken ist nicht Bayern – auch wenn beide Volksstämme in einem bayerischen Bundesland beheimatet sind. Und während Reisende mit dem Begriff »Bayern« schnell etwas anfangen können (»Alpen, Oktoberfest, Lederhose!«), fällt vielen zu »Franken« wenig ein. Aber keine Sorge, ich helfe gerne und präsentiere Ihnen meine Lieblingsplätze in Franken – Kraftorte und Inspiration in einem, auch für fränkische Leserinnen und Leser!
Da meine Heimat sowohl mit einzigartiger Natur als auch städtischen Vorzügen punktet, unterteile ich sie in Bergfranken und Flussfranken einerseits und das urbane Franken andererseits. Mit Spessart, Rhön, Frankenwald, Fichtelgebirge, Fränkischer Schweiz, Hersbrucker Schweiz und Fränkischer Alb durchziehen etliche Mittelgebirge die Region, die für Sportskanonen, Mountainbiker und Wanderer echte Attraktionen bieten. So ist der Fränkische Gebirgsweg eine herausfordernde Fernwanderroute, die von Blankenstein im Frankenwald über 440 Kilometer nach Hersbruck führt. Der bedeutendste Strom Frankens ist natürlich der Main, dessen Hauptzufluss die Regnitz bildet. Wassersportler haben also ein großes Wirkungsgebiet. Wer an einem warmen Wochenende etwa in Bamberg am Fluss spazieren geht, sieht viele Paddler, SUP-Freaks und Kanuten ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Hinzu kommen diverse Seen, beispielsweise der Untreusee bei Hof oder das große und bekanntere Fränkische Seenland. In Franken sind die meisten Ziele in der Natur noch nicht überlaufen; immer findet sich ein Wanderweg, ein Kletterfelsen oder ein Flussabschnitt, an dem man allein unterwegs sein kann – mit vielerorts uriger Gastronomie, die auf regionale Produkte setzt.
Überhaupt, die fränkische Küche: Hier kann deftig geschmaust werden, mit »Schäuferla« (Schweineschulter) und Kloß, diversen Fleischgerichten mit Dunkelbiersoßen oder Bratwürsten unterschiedlicher Länge und Würze. Dazu gern ein kühles Bier, hell, dunkel, malzig, hopfig – die Vielfalt ist legendär. Freunden des Rebensaftes bieten die fränkischen Lande ebenfalls Genuss pur. Im berühmten Bocksbeutel, der bauchigen Flasche, findet sich manch edler Tropfen, und zahlreiche Weinfeste ziehen Gäste von nah und fern an.
Natürlich kommt die Kultur nicht zu kurz. Gerade die Metropolregion Nürnberg bietet Museen und Bühnen zuhauf, aber auch in den kleineren Städten blüht das Kulturleben; Highlights bilden etwa das Landestheater Coburg oder die Bamberger Symphoniker. Auch auf dem Land liebt man die Künste. Mein Geheimtipp: Die Sömmersdorfer Freilichtbühne mit ihrem einzigartigen Flair. Das abwechslungsreiche Programm mit seinen (neben der Passion) auch lustigen Stücken macht Kindern genauso viel Spaß wie Erwachsenen. Einige Orte in Franken gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben der Altstadt von Bamberg, der Residenz Würzburg und einem Teil des Limes zählt seit 2012 auch das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth dazu. Wer solche Schätze hat, braucht keine Kaiserkrone mehr. Oder?
Wussten Sie schon? Der Silvaner gilt als der Frankenwein schlechthin. Die Rebsorte wird seit dem 17. Jahrhundert angebaut – im Weinberg übrigens gut an den runden Blättern zu erkennen.
Beginnen wir unsere Reise durch Franken in der Rhön, einem vor circa 20 Millionen Jahren durch vulkanische Tätigkeit entstandenen Mittelgebirge. Eine Region, die durch die Weltgeschichte vielfach zerrissen, jedoch immer wieder zusammengewachsen ist. Das UNESCO-Biosphären-Reservat Rhön, dessen Aufgabe der Schutz von Flora und Fauna ist, liegt heute in drei verschiedenen Bundesländern: Bayern, Hessen und Thüringen. Herb ist sie, die Rhön, oft neblig, manchmal sogar im Sommer. Dafür können wir uns richtig den Wind um die Nase wehen lassen, häufig ganz alleine einen Berg erklimmen und bei einem herrlichen Rundblick die mitgebrachte Brotzeit genießen.
Weiter streifen wir durch das Coburger Land, das Obermaintal mit seinem Gottesgarten, einem besonders lieblichen Abschnitt des Maintales zwischen Ebensfeld und Lichtenfels. Die Besteigung des Staffelberges, eines der Fränkischen Alb vorgelagerten Einzelbergs mit markantem Sattelplateau, ist ein Muss; belohnt werden wir mit einer traumhaften 360-Grad-Aussicht. Sogar die Höhen des Frankenwalds, die nächste Etappe auf unserer fränkischen Tour, sind von hier zu sehen
Dieses mitunter recht dunkle und einsame Mittelgebirge ist eng mit einem traditionellen Handwerk verknüpft, das heute kaum noch bekannt ist: der Flößerei. Holzwirtschaft wurde ab dem Spätmittelalter in diesem Landstrich zum wichtigsten Broterwerb. Über etliche Bäche und Flüsse verfrachteten die Bewohner die Stämme bis hinunter zum Main. Mit dem Bau der Eisenbahn kam dieses Gewerbe zum Erliegen. Heutzutage wissen Gäste vor allem das Netz an Wanderwegen und Loipen zu schätzen. Die kleine Stadt Kronach punktet mit ihrem historischen Erbe; beliebt bei Mittelalterfreunden ist das Stadtfest Crana Historica, das alle zwei Jahre vor der überwältigenden Kulisse der Festung Rosenberg ein mehrtägiges fröhliches Spektakel veranstaltet.
Wir setzen unsere Reise Richtung Fichtelgebirge fort. Seine grünen Bergkuppen sehen zwar nicht sonderlich spektakulär aus, sensationell ist jedoch ihr Alter: Sie begannen vor etwa 750 Millionen Jahren, sich herauszubilden – das ist immerhin ein Fünftel der gesamten Erdgeschichte. Zum Vergleich: Die Alpen haben erst 135 Millionen Jahre auf den felsigen Buckeln. Hier in Oberfranken lassen sich die beiden höchsten fränkischen Berge besteigen, der Schneeberg (1.051 Meter) und der Ochsenkopf (1.024 Meter). Letzterer ist der touristischere von beiden. Ersterer war hingegen lang militärisches Sperrgebiet, was den Pflanzen und Tieren zugutekam – mittlerweile leben dort sogar wieder die streng geschützten Auerhühner.
Von der rauen Landschaft im Nordosten Frankens zieht es uns nun in den Obstgarten der Region: in die Fränkische Schweiz. Auch diese Gegend ist bergig und wirkt dabei hochromantisch, irgendwie kuschelig. Das Klima ist viel milder als in Frankenwald und Fichtelgebirge, sodass im Frühling an den Hängen die überbordende Kirsch- und Apfelblüte ein farbenfrohes Bild bietet. Dem Charme der üppig blühenden Bäume kann sich kaum jemand entziehen. Sobald die Früchte geerntet sind, landen diese nicht nur direkt in den Obstkörben oder auf Kuchen und Torten, sondern werden zudem für die Erzeugung von Spirituosen verwendet. Ein guter fränkischer Kirschgeist betört mit seinen Aromen, und ein Besuch in einer Schnapsbrennerei sollte auf keiner Tour durch die »Fränkische« fehlen, wie die Fränkische Schweiz liebevoll in Kurzform genannt wird.
Wagen wir noch einen Abstecher in die Hersbrucker Schweiz. Auch sie wirkt eher kleinräumig, doch entlang der Pegnitz geht es in Lauf und Hersbruck durchaus städtisch zu. Die Seitentäler dagegen liegen ruhig und ländlich, und wer wandern will, kann hier einsame Wegstrecken finden.
Frei wie Vögel fühlen wir uns, als wir den gut 22 Meter hohen Turm erklommen haben und die Tür zur Aussichtsplattform aufdrücken. Ein kräftiger Windstoß will uns zurückdrängen, doch so leicht geben wir nicht klein bei. Immerhin haben wir eine anstrengende Wanderung hinter uns, die uns vom Schweinfurter Haus am Gangolfsberg bis auf die Rother Kuppe geführt hat. Die ist zwar mit ihren 711 Metern über Normalhöhennull längst keiner der höchsten Rhöngipfel, aber einer, der mit herrlicher Rundumsicht punktet.
Und das Panorama genießen wir jetzt, in alle vier Himmelsrichtungen öffnet sich ein Traumblick auf die Rhön. Der Spätsommer hat die bewaldeten Flanken der Berge ein wenig eingefärbt. Dazwischen leuchten Weiden und Wiesen in freundlichem Grün. Zarte Schleierwolken pinseln etwas Weiß in den blauen Himmel. Zwei Panoramatische benennen die umliegenden Gipfel und Ortschaften.
Wir befinden uns im Biosphärenreservat Rhön, das insgesamt eine Fläche von über 243.000 Hektar umfasst. Es wurde ausgewiesen, um – unter Berücksichtigung von Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe – einen Raum zu schaffen, in dem die Natur sich bestmöglich geschützt entfalten kann. Auf unserer Wanderung haben wir bereits neiderfüllt die beiden Rotmilane bestaunt, die schwerelos über uns hinwegglitten. Nun sind wir ihnen auf dem Aussichtsturm ein wenig näher gekommen.
Noch lange genießen wir die Weite, ehe wir hinabsteigen und auf der Sonnenterrasse des Berggasthofes Rother Kuppe Platz nehmen. Wenn Sie Süßes mögen: Bestellen Sie ein Stück Rhöner Luft, eine fluffige Torte mit Sahnefüllung und Stachelbeeren oder Mandarinen. Eine Verführung, der man besser sofort nachgibt.
Nur sieben Kilometer entfernt, an der Hochrhönstraße, liegt das Schwarze Moor, eines der bedeutendsten Hochmoore Europas, das über einen Bohlensteg erwandert werden kann – auch für Kinder ein außergewöhnliches Naturerlebnis (www.biosphaerenreservat-rhoen.de).
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Rother Kuppe
Ausgangspunkt:
Schweinfurter Haus
97656 Oberelsbach
www.schweinfurterhaus.de
Berggasthof Rother Kuppe
Rother Kuppe 1
97647 Hausen–Roth
09770 850235
www.berggasthof-rother-kuppe.de
Das kleine Kirchdorf Wechterswinkel schmiegt sich ins frühlingshafte Grün des Elstales, als ich immer tiefer in die Rhöner Landschaft hineinfahre. Sofort springt mir die große, aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei ins Auge. Gegenüber befindet sich die Propstei Wechterswinkel, einst das Verwaltungsgebäude des Klosters, mit fast ebenso langer Geschichte. Dort haben Christiane Müller und Klaus Dippel eine Herberge für Menschen geschaffen, die sich nach einem Rückzugsort sehnen. Kreativ arbeiten, die Seele baumeln lassen oder auf Wandertour durch die Rhön ziehen – an diesem Platz ist jedes individuelle Ferienprogramm möglich, fern von Hektik und Lärm.
In dem mächtigen Steinbau der Propstei heißt Christiane Müller ihre Gäste willkommen. Schnell stellt sie noch einen Strauß duftender Fliederzweige in eine Vase, bevor sie mir das Haus zeigt. Die Charaktermerkmale dieses historischen Gebäudes, die breiten Gänge, der unregelmäßige massive Steinboden und die hohen Räume verleihen dem Haus seinen besonderen Charme. An kalten und nebligen Rhöntagen sorgen Kaminöfen für behagliche Atmosphäre. Die Propstei beherbergt vier Doppelzimmer und vier Ferienwohnungen, allesamt lichtdurchflutet und gemütlich eingerichtet mit teils antiken Möbeln und Webteppichen auf den Holzböden. Aus den Fenstern fällt der Blick ins Grüne, auf einen bewaldeten Hang und den plätschernden Elsbach.
An einem so herrlichen Maiabend hält es mich nicht lange im Haus. Lieber erkunde ich die Terrasse und den Schwimmteich. Auf dem Steg warten Liegestühle. Bienen summen. Irgendwo quakt ein Frosch, und als ich den Blick hebe, sehe ich einen Graureiher über den Garten hinwegziehen.
Ein Blick in den Veranstaltungskalender der Propstei Wechterswinkel lohnt: Ob kulturelle Events im Sofasalon oder ein handwerklicher Kurs – bestimmt finden Sie eine Anregung für Ihre persönliche Pause vom Alltag.
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Propstei Wechterswinkel
Klosterstraße 14
97654 Wechterswinkel
09773 8997034
www.propstei-wechterswinkel.de
Heiß brennt die Sonne, als wir aus dem Zentrum Bad Neustadts gen Süden schlendern. Wir lassen die historische Stadtmauer hinter uns, queren die Fußgängerbrücke. Vor uns öffnet sich ein weites Tal, das allein schon durch sein intensives Smaragdgrün erfrischend wirkt. Und wirklich: Kaum befinden wir uns auf dem Wanderweg Richtung Fränkische Saale, scheint das Gras dicker, saftiger, grüner als die vom Sommer ausgedörrten Halme an anderer Stelle. Fast wie an der Nordsee fühle ich mich, fehlen nur noch Meeresduft und Möwenkreischen.
Tatsächlich ist das Saaletal, ein Areal von circa 155 Hektar südlich Bad Neustadts, als Naturschutzgebiet ausgewiesen, denn es handelt sich um eine besonders schützenswerte Landschaft: um natürliche Salzwiesen mit eigener Flora und Fauna.
Im Frühjahr bilden sich mit der Schneeschmelze große Seen, die die Wiesen überschwemmen und Zugvögeln Rastplätze bieten. Im Sommer finden seltene Wiesenbrüter wie der gefährdete Wachtelkönig einen Nistplatz. An mehreren Stellen tritt aus gut 600 Metern Tiefe salzhaltiges Wasser aus den Gesteinsschichten und sorgt für den hohen Salzgehalt. Im Binnenland sind solche Salzwiesen sehr selten, in Süddeutschland sind diese im Saaletal die einzigen.
Wunderbar erfrischt fühlen wir uns nach einem Spaziergang durch diesen einmaligen Landstrich. Wer gerne weiterwandert, kann die Salzwiesen einmal umrunden (die Wege sind gut ausgeschildert) und zum Schluss noch den Aufstieg zur Salzburg wagen, eine der größten Festungsruinen Deutschlands, um die Aussicht über Bad Neustadt und sein einzigartiges Naturschutzgebiet zu genießen.
Abkühlung gefällig? Dann nichts wie los ins Erlebnisbad Triamare. An kühlen Tagen lockt die Wellnesslandschaft mit Finnischer Sauna und Sole-Dampfbad. Und nach der Massage ein Aperol auf der Dachterrasse!
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Saalewiesen
Ausgangspunkt:
Busbahnhof
Mühlbacher Straße
97616 Bad Neustadt an der Saale
Erlebnisbad Triamare
Mühlbacher Straße 15