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***Dieses Buch ist auch als zauberhaft veredelte limitierte Hardcover-Sonderausgabe mit Farbschnitt und Zusatzkapitel erhältlich***
Der lang ersehnte fünfte Band der Winter-Dreams-Reihe von New-Adult-Star Ayla Dade: Funken sprühende Winter Romance im verschneiten Aspen
Für ihn war sie immer nur die kleine Schwester seines Freundes. Doch sie ist wild entschlossen, das zu ändern.
Dunkelblondes Haar, göttergleiche Gesichtszüge und ein durchtrainierter Körper: Kein Eishockey-Profi ist heißer als Paxton Hilcon, Kapitän der Aspen Snow Dogs. Seit sie denken kann hat Camila einen Crush auf ihn. Und zu ihrer bitteren Enttäuschung ist sie für Paxton schon immer wie eine kleine Schwester – bis er auf einer Party endlich der Versuchung erliegt und sich von ihr verführen lässt. Doch als am nächsten Tag intime Details öffentlich werden, möchte sie nur noch weg von ihm. Im Winterferienlager in den verschneiten Bergen will Camila ihre Gefühle für Paxton endgültig begraben – doch zu ihrem Entsetzen taucht er ebenfalls als Betreuer dort auf. Plötzlich ist sie gezwungen, jeden Tag mit ihm zu verbringen und die knisternde Anziehung zu ihm zu ignorieren. Währenddessen versucht Paxton sie zwischen Eisdisco und Schlittschuhrennen mit unfairen Mitteln davon zu überzeugen, dass er nicht länger an Puck-Bunnies interessiert ist …
Wenn du auf diese Tropes stehst, bist du hier genau richtig:
• Best friend's sister
• Sports romance
• Forced proximity
• Only one bed
Die Winter-Dreams-Reihe im Überblick:
1. Like Snow We Fall
2. Like Fire We Burn
3. Like Ice We Break
4. Like Shadows We Hide
5. Like Feathers We Fly
Und danach? Lust auf noch mehr Glamour, Leidenschaft und Intrigen?
Die Frozen-Hearts-Reihe:
1. Blackwell Palace. Risking it all
2. Blackwell Palace. Wanting it all
3. Blackwell Palace. Feeling it all
Entdecke auch den wunderschönen und exklusiven Merch zur Reihe – überall im Handel und online erhältlich!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 669
AYLADADE zählt zu den Stars im New-Adult-Genre. Die Seiten ihrer New-Adult-Romane füllt die beliebte Buchbloggerin mit großen Gefühlen an zauberhaften Schauplätzen. Ihre Winter-Dreams-Reihe war ein überwältigender Erfolg: Die Bände standen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nach ihren Ausflügen nach St. Moritz und Harvard mit ihrer Frozen-Hearts-Reihe und dem Standalone Whispers kehrt sie mit Like Feathers We Fly zurück in das verschneite Aspen.
Begeisterte Stimmen zu Ayla Dades Romanen:
»Wenn ihr nach einer faszinierenden Story und einem unwiderstehlichen Setting sucht, müsst ihr unbedingt ›Blackwell Palace‹ lesen!« Anna Todd über Blackwell Palace
»Eine Eiskunstläuferin, die nach den Sternen greift. Ein Snowboarder, der die Herzen höherschlagen lässt. Und ein Ort, der eine lebendige Postkarte sein könnte. Zum Wegträumen schön!« Lilly Lucas über Like Snow We Fall
»Diese New-Adult-Romance ist der perfekte Lesestoff für kalte Tage.« OK! Über Like Snow We Fall
Außerdem von Ayla Dade lieferbar:
Die Winter-Dreams-Reihe:
Like Snow We Fall
Like Fire We Burn
Like Ice We Break
Like Shadows We Hide
Die Frozen-Hearts-Reihe:
Blackwell Palace. Risking it all
Blackwell Palace. Wanting it all
Blackwell Palace. Feeling it all
Whispers. Die Wahrheit wird dich zerstören
www.penguin-verlag.de
AYLA DADE
Roman
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Copyright © 2024 by Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur
Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Lektorat: Steffi Korda, Hamburg
Illustration: Christin Neumann
Umschlaggestaltung und -motiv: bürosüd
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-32269-4V001
www.penguin-verlag.de
Für alle, die nie müde geworden sind, für Camilas und Paxtons Geschichte zu kämpfen.
Dieses Buch gehört euch.
Ron Pope – A Drop in the Ocean
Michael Schulte, Montez – HEY
Dean Lewis – Trust Me Mate
Tom Walker – Burn
Tom Walker – Leave a Light On
Ed Sheeran, Elton John – Merry Christmas
Mykola Dmytrovych Leontovych, John Williams – Carol of the Bells
Montez – Wenn du mich lässt
Daniela Andrade – Creep
Village People – YMCA
Sped Up Mage, Syrex – Everytime We Touch (Sped Up)
Sped Up Mage, Syrex – Señorita (Sped Up)
Beyoncé – Crazy In Love
The Weeknd – Earned It
Kodaline – Brother
Tate McRae – Greedy (Sped Up)
Natalie Jane – Intrusive Thoughts
Dasha – Austin
Livingston – Shadow
Benson Boone – Beautiful Things
Liebe Leser*innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet sich am Ende des Buches eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.
Wir wünschen allen das bestmögliche Leseerlebnis.
Ayla Dade und der Penguin Verlag
In mir lebt ein fetter Kater und kratzt mir die Gedärme raus. Wahrscheinlich hätte ich gestern weniger trinken sollen. Aber die Après-Ski-Party zum Semesterabschluss war zu krass. Dafür lebe ich jetzt mit einem dröhnenden Schädel, gegen den auch der Special-Size-Spekulatius-Latte in der Weihnachtsmützentasse ein gnadenloser Verlierer ist.
»… brauchen wir immer noch jemanden für den Kasper und ich weiß nicht, ob Elle dafür … Cam?« Quinn schnippst mit dem Finger vor meinem Gesicht herum. Wir sind Freundinnen seit der Grundschule. Zugegeben, wir hatten unsere Cliquendramen und Phasen, in denen wir uns gehasst haben (als ich bei den Cheerleaderinnen war und sie bei den Goths, zum Beispiel), aber wir sind erwachsen. Jetzt studieren wir sogar zusammen Childhood Studies an der Aspen University. »Bist du da?«
»Was?«
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja, klar. Irgendwas mit Kasper.«
»Die Sache ist die …« Unsicher fummelt sie an ihren wasserblonden Spitzen rum. »Könntest du das übernehmen?«
Ich starre sie an. »Was?«
»Wir brauchen jemanden, und du …«
»Ich habe schon das Eistanzprogramm!«
»Ja, aber das ist das einzige Programm, das sich nicht mit dem Kasper überschneiden würde.«
»Niemals setze ich mir diese Puppe auf die Hand.«
»Aber du … Wo glotzt du die ganze Zeit hin?« Sie folgt meinem Blick und hebt eine Braue. »Du starrst William auf den Arsch, als wäre er der letzte reife Pfirsich bei Woodn’s?«
Ich verziehe das Gesicht. »Igitt, nein!«
»Jetzt tust du so, aber gerade hast du ihn angesabbert, den reifen Flaum.«
Ich senke die Stimme. »Quinn, ich glaube, ihm kleben, na ja, Äpfel an der Jeans.«
»William kleben Äpfel an der Jeans?«
»Pscht!« Panisch sehe ich mich im Diner um. Kate, die Besitzerin, steht vor dem Siebträger und macht meinem Bruder Wyatt einen Kaffee. Der nimmt mit seiner Eishockeytasche das halbe Café ein und diskutiert mit Oscar, einem der Eiskunstläufer. In den nächsten drei Monaten wird die iSkate komplett saniert. Wyatt macht lautstark klar, dass die Donnerstagabende im Stadion den Eishockeyjungs gehören. Oscar versucht zu protestieren, aber seine Freundin und Eiskunstpartnerin Gwen umklammert ihn auf ihrem Barhocker wie ein rolliger Schimpanse. Sie reibt ihr Gesicht an seinem Rücken, als wäre sie der Kater, der mich innerlich ausweidet.
»Mach kein großes Ding draus, aber«, flüstere ich in Quinns Ohr, »Will hat sich in Pferdescheiße gesetzt.«
William ist der Stadtverwalter Aspens und so ungefähr der sonderbarste Mann der Welt. Er verdonnert jeden, der es wagt, nicht zu seinen Stadtversammlungen zu kommen, zu Strafaufgaben, und hat eine inoffizielle Satzung entwickelt.
Quinn wirbelt herum. Und sie macht ein großes Ding draus. »Ach«, ruft sie, als sie den getrockneten Mist auf seiner Matschhose entdeckt, »das stinkt hier so! Und ich dachte, du würdest die ganze Zeit furzen!«
»Merda, Quinn!«
Sofort wirbelt Wyatt zu uns herum. »Cams Fürze? Ladies & Gentleman, ich weiß alles darüber, was wollt ihr hören?« Ich stöhne. Er nimmt die Kaffeebecher von Kate entgegen und trottet mit seinem Räubergrinsen zu uns. Warum er zwei Kaffee am frühen Morgen braucht? Keine Ahnung. Vielleicht, um sein überdimensionales Level an Energie zu halten.
»Die könnten einen Dinosaurier zum Aussterben bringen«, sagt er. »Manchmal verwandeln ihre Fürze unser Wohnzimmer in eine Höhle vergammelter Eier.«
»Das sind deine«, kontere ich, »weil du Proteinshakes kippst wie Mad-Eye Moody den Vielsafttrank!«
»Streng genommen war das nicht Mad-Eye«, entgegnet er. Plötzlich streckt er den Arm aus und kneift mir in die Wange. Ich schlage seine Hand weg. »Und nein, es sind deine. Weil du süchtig bist nach diesen Hustenbonbons für Kinder. Diese feurigen Drachen setzen deinen Darm on Fire und machen dich zu einer«, er lüpft die Brauen, »Furzing-Queen.«
Ich hätte ihm eine reingehauen, wäre er nicht mein Bruder. Okay, nein, gelogen. Wahrscheinlich hätte ich ihm gerade deshalb eine reingehauen. Aber ich tue es nicht, weil in diesem Moment jemand neben ihn tritt. Meine Damen und Herren, Paxton Hilcon – ultraheißer, muskulöser Eishockeyprofi, Kapitän der Aspen Snowdogs und Handyhintergrund sämtlicher Single Girls unserer Stadt. Vermutlich auch einiger Nicht-Single-Girls. Elle, die Tochter unserer spirituellen Schrägstrich durchgeknallten Bewohnerin Susan, hat ihn als Charaktervorlage für den Kerl ihrer Wattpad Story genommen.
Wann ist er ins Diner gekommen?!
Muss mir inmitten dieser Furzdebatte entgangen sein. Die Paxton mit Sicherheit nicht entgangen ist, weil er definitiv in Hörweite steht. Hochrot sitze ich auf dem Polster, umklammere meine Spekulatius-Latte und funkele Wyatt an.
Der beugt sich vor. »Gleich wirst du zum Drachen«, flüstert er. »Zum Hustenbonbon-Drachen.«
»Später werde ich alle deine Caps verbrennen.«
»Egal. Ich kaufe mir neue.«
»Und ich werde William sagen, du würdest gern das Oldtimer mit ihm entstauben!«
Das Oldtimer ist Williams Vintagekino in Aspen. Super gemütlich und ein beliebter Treffpunkt, aber vollgestellt mit alten Möbeln und Regalen mit Tausenden zerbrechlichen Büchern.
Wy reißt den Mund auf. »Das würdest du nicht tun, Maná!«
Sein hinterhergehauchtes ›Schwesterchen‹ auf Portugiesisch bringt ihn jetzt auch nicht weiter. Wyatt und ich sind nur zur Hälfte Amerikaner. Dad hat Mom während seines Auslandsaufenthalts in Porto kennengelernt – und direkt geheiratet.
Ich grinse. »Und ob.«
»Yo, Wy«, sagt Pax und schlägt ihm auf die Schulter. »Warum gehst du nie an dein verdammtes Handy? Ich habe dreimal angerufen, weil ich dich fragen wollte, ob du mir schon ein Hühnchen-Sandwich bestellen kannst.«
Wyatt wirft einen Blick auf sein Handy und verdreht die Augen. »Weil du immer mit unterdrückt anrufst, Alter. Stell das um, sonst denke ich, das sind wieder irgendwelche Penner, die mir eine Alien-Entführungsversicherung andrehen wollen.«
»Ich muss anonym bleiben«, sagt Pax und nimmt den zweiten Kaffee von Wy entgegen. Natürlich. Dafür war der. Das hätte meine Warnung sein müssen. »Sonst würden die ganzen Puck Bunnys doch Terror machen, nachdem ich mich aus ihren Betten geschlichen habe, ohne ihnen ein romantisches Frühstück ans Bett zu bringen.« Ungerührt wirft er sich auf die Bank mir gegenüber und trinkt einen Schluck. Pax kippt das Zeug wie einen Shot. Egal, was er trinkt, er sieht immer aus, als würde er sein Leben darin ertränken. Und jedes Mal kann ich ihm nur auf die vollen Lippen starren. Jetzt auch. Wie der Milchschaum die rote Oberlippe benetzt. Wie er mit der Zungenspitze darüberfährt. Wie …
»Hey, Furzing Queen«, sagt er. »Alles klar?«
Blinzelnd starre ich ihn an. Hat er das gerade echt gesagt? Hat der Typ, in den ich seit der Middle School verknallt bin, mich wirklich Furzing Queen genannt?
Ich fürchte, ja.
Mein Killerblick gleitet zu Wyatt. Und er ist unmissverständlich. Scheiß auf das Oldtimer. Heute Nacht bringe ich dich um, Bruderherz.
Er grinst bitterböse. Mein Bruder weiß, dass ich in Pax verknallt bin. Er hatte dafür sogar vier unmissverständliche Worte übrig.
Nur über meine Leiche.
Sein Kollege ist tabu. Aber nicht aus testosterongesteuerten Loyalitätsgründen seinem Team gegenüber. Owen, den linken Flügelstürmer, darf ich daten. Wy meinte, er wäre ein zahmer Schmetterling, und das größte Übel, das er mitbringen würde, wären Darmprobleme. Da ich die Furzing Queen bin, würde es laut Wy bestens mit uns funktionieren. Aber Pax ist ein Aufreißer. Der typische Bilderbuch-Badboy, der jedes Wochenende eine andere vögelt. Meistens wartet er nicht mal bis zum Wochenende. Die Puck Bunnys stehen auch montags zur Verfügung. Oder dienstags.
Mittwoch heißt Mach’s-Mir-Von-Hinten.
Deep-Throat-Donnerstag.
Fick-Mich-Freitag.
Soll ich weitermachen?
Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinauswill. Paxton Hilcon ist die heißeste Red Flag seit Christian Grey. Ein Kerl, den Mütter nicht als Schwiegersohn wollen, weil sie ihn lieber selbst besteigen, und ein Albtraum für Brüder, die für die kleine Schwester Mom und Dad gleichzeitig sein müssen.
Angepisst sehe ich aus dem Fenster unserer Nische. Es ist noch dunkel draußen, weshalb sich der Innenraum vom Diner in der Scheibe spiegelt. Meine großen Augen starren mich an, als wollten sie mich mit ihrem stechenden Grün warnen, weiter über Paxton nachzudenken. Ich mag meine Augen nicht. Sie stehen zu weit auseinander und sind nicht ganz gerade, irgendwie asymmetrisch schräg. Aria sagt, es wäre mein Schönheitsmal, wie das Muttermal unter dem linken Auge. Bei meinen Lippen würde ich zustimmen, aber bei schiefen Augen?
»Wie läuft’s mit dem Winterkrimi?«, fragt Wy und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Er will eins meiner Dokumente zu sich ranziehen. Dabei hält er seinen Becher schief und besprenkelt mein Notizbuch mit brauner Plörre. »Oh, sorry!«
»Es ist kein Winterkrimi«, zische ich und tupfe die Seiten erfolglos mit einer Rentierserviette ab. »Sondern ein Wintercamp für Kinder und Jugendliche!«
»Ich bitte dich, Mila.« Wyatts Mundwinkel zuckt. »Allein der Name klingt wie ein Thriller von Stephen King. Tage im Schnee? Komm schon. Das lädt jeden ein zum Mystery Game.«
Wütend funkele ich ihn an. »Es klingt wie das, was es sein soll. Ein Feriencamp in den Highlands. In das auch du jahrelang mitgefahren bist.«
»Tage im Schnee klingt wie eine Koks-Orgie«, sagt Pax.
Quinn kichert. Als ich ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwerfe, hebt sie die Arme. »Was? Das war lustig!«
»Und was machst du da?«, fragt Pax. »Also, bei diesem Koks-Camp?«
»Es ist ein Winterferienlager«, wiederhole ich. »Und du kennst das Camp. Wir sind mehrere Gruppenleiterinnen, die ein buntes Programm für Kinder planen.«
Diesmal sind sogar Paisley, Gwen, Oscar, Harper, Everett und Knox dabei. Die iSkate beteiligt sich dieses Jahr daran, den sozial schwachen Kindern schöne Ferien zu ermöglichen. Sie dürfen umsonst dabei sein. Genau wie die Kinder von einkommensschwächeren Familien. Pais hat einen halben Kollaps gekriegt, weil es bedeutet, dass sie während der Zeit nicht trainieren kann, aber ich weiß, dass die Vorbereitungen ihr Spaß gemacht haben. Harper hat ihre Beteiligung angeboten, weil sie Sportpädagogik studiert und noch ein Praktikum vorweisen muss, aber ich glaube, sie hält es einfach nicht so lange ohne Everett aus – der erst ihr Trainer war, dann ihr Freund und schließlich ihren Platz als Einzelläufer an der iSkate übernommen hat. Knox ist sogar im Leitungsteam. Als Psychologe arbeitet er inzwischen eng mit dem Kinderschutzbund zusammen und übernimmt seit einiger Zeit für zwei Vormittage in der Woche die kostenfreie Behandlung besonders schwieriger Kids.
»Wie lange bleiben die?«, fragt Pax.
»Was meinst du?«
»Die Kinder. Ich war nie dort. Wann hauen sie wieder ab?«
»Nach zehn Tagen.« Er starrt mich an. Mein Magen überschlägt sich unter seiner Musterung. »Was?«
»Ihr hängt zehn Tage mit den Kids rum?«, wiederholt er ungläubig. »Ununterbrochen?«
»Nein. Sie kommen morgens und verschwinden nachmittags.«
»Und wo hängen die rum?«
»In den Hütten.«
»Und dann müsst ihr die Scheißer von morgens bis nachmittags unterhalten?«
»Ja«, sage ich.
»Fuck.« Seine Hockeyjacke reibt über das Polster, als er sich zurücklehnt. »Für mich klingt das wie ein Albtraum.«
»Klar«, murmle ich, »weil es dort keine Cheerleaderinnen gibt, die dir nach dem Puckrennen die Pompons schwenken.«
»Erwischt, Lopez Jr. Außerdem sind Kids anstrengend.«
Ich hebe eine Braue. »Du hast doch selbst Geschwister.«
Er lacht. »Deshalb ja.«
Pax hat zwei jüngere Brüder, Koa, sieben, und Isaiah, zwölf, und eine sechzehnjährige Schwester namens Faith. Sie wurde mit dem Downsyndrom geboren und besucht eine private Schule mit integrierter Sprach- und Musiktherapie. Gerade macht sie dort eine Ausbildung zur Visagistin.
»Also«, murmelt Wy, »wenn ich jemals Kinder habe, werde ich das eine R2D2 nennen und das andere Darth Vader, und dann werde ich Knox dazu bringen, das Camp Die dunkle Seite der Macht zu nennen.«
»Und dann?«, frage ich.
»Dann werden sich meine Kids in den sechs Jahren im Camp immer wie die Anführer fühlen. Das wird ihnen Selbstbewusstsein geben.« Seine Stimme bekommt eine theatralische Dramatik. »Macht. Die Energie der Alphawellen!«
»Die einzigen Alphawellen werden vom Jugendamt kommen, wenn sie dir verbieten, deine Kinder zu einem Roboter und einer gruseligen schwarzen Maske zu machen.«
Paxton grunzt. »Ich sehe den Skandal vor mir. Eishockeystar Wyatt Lopez geht in den Prozess mit dem Staat. Grund: R2D2. Anklage: Kindeswohlgefährdung aufgrund von Namenswahl.«
»Wyatt würde das durchziehen«, murmle ich.
»Übrigens, Cam, hast du dein Zimmer aufgeräumt?« Wy zieht die Cap vom Kopf und setzt sie rückwärts wieder auf. »Nach dem Spiel heute geht eine Party. Die Leute sollen nicht wieder sagen, auf unserem Flur stinkt es wie in einem Iltis-Käfig.«
Paxton lacht. »Ach, das kommt aus deinem Zimmer?«
Ich versinke im Boden. Oder eher im Schaumpolster dieser verfluchten Sitznische. Wieder werden meine Wangen heiß. Aber in dem Moment rettet mich eine brünette Schönheit in enger Yogahose und übergroßem Pullover der Aspen Snowdogs, der zufällig meinem Bruder gehört. Wyatts Freundin Aria umklammert einen dampfenden Becher.
»Nein«, sagt sie gedehnt. »Er macht Witze. Das waren seine verschwitzten Hockeysachen, oder, Wyatt?«
Die letzten Worte spricht sie wie eine Warnung aus, unter der mein Bruder zwei Köpfe kleiner wird. Mindestens.
»Klar, Babe.«
Sie starrt ihn nieder. »Weil es in Camilas Zimmer …?«
»Äh.« Er sieht sie panisch an, als wäre das hier ein Test. »Nichts gibt, das stinken könnte?«
Ihre Züge erhellen sich.
Seine auch, weil er den Test bestanden hat.
»Korrekt. Und jetzt los mit euch beiden.« Sie scheucht die Jungs auf. »Ihr wollt nicht schon wieder zu spät kommen.«
»Ich kann nicht zu spät kommen«, entgegnet Wy, »weil meine erste Stunde bei dir ist, herrliche Sportmedizin, von der ich jede Freitagnacht träume, weil ich weiß, dass …«
»Ich dich nur massieren werde!«, unterbricht Aria ihn. Jetzt ist sie diejenige mit hochroten Wangen. »Weil das meinJob ist als Therapeutin der Snowdogs.«
Paxton lacht, während er sich aus der Nische schiebt. »Gib’s auf, Moore. Jeder im Team weiß, dass ihr es während eurer Termine miteinander treibt.«
»Halt die Klappe, Pax, oder ich erzähle allen, was du und die Mutter dieses stinkenden Hockeyneulings letztens in der Besenkammer …«
Kapitulierend hebt er die Hände. »Schon gut, schon gut!«
»Apropos stinken …« Wyatt rümpft die Nase. »Babe, was trinkst du da?«
Aria verzieht das Gesicht. »William hat mich gezwungen, einen Kräutermix zu bestellen.«
»Sag ihm, du nimmst keine Anweisungen von jemandem entgegen, dem Pferdescheiße am Arsch klebt«, murmle ich.
»Oh, wirklich?« Alle recken die Köpfe in seine Richtung. Aria wirkt beinahe enttäuscht, als sie sieht, dass ich recht habe. »Wieso hast du mir das nicht früher gesagt, Cam? Jetzt muss ich meinen Tag mit diesem Hexengebräu starten.«
»Sorry.«
»Okay, jetzt haben wir so viel über Pferdekacke geredet, dass ich aufs Klo muss«, murmelt Quinn. »Danke dafür.«
»Danke dir für diese wertvolle Information«, entgegnet Pax.
Grinsend verdreht sie die Augen und verschwindet.
Die Jungs schieben sich an Aria vorbei und trotten Richtung Ausgang. Mehrere Leute an den Tischen müssen ihre Köpfe einziehen. Zwei breite Schränke mit zwei riesigen Hockeytaschen, das ist, als würden sich zwei Elefanten in einen Smart quetschen. Vor der Tür gibt Wy seinem besten Kumpel Knox einen High Five. Seine Freundin Paisley, die beste Eiskunstläuferin Aspens, bekommt dabei seine Hockeytasche ins Gesicht. Sie schnappt sich Schnee von einem Autodach und wirft ihm die Kugel ins Gesicht. Die Jungs lachen.
»Bagger ihn einfach an.«
Blinzelnd wende ich mich ab und sehe Aria an. »Was?«
»Paxton.« Mir hochgezogener Braue schlürft sie ihr Kräuterzeug. »Zeig ihm, dass du auf ihn stehst.«
»Er hat kein Interesse an mir«, sage ich sofort.
»Weißt du doch gar nicht.«
»Doch.« Vielsagend sehe ich sie an. »Er hat mich Furzing Queen genannt, Aria.«
Sie verzieht das Gesicht. »Oh.«
»Ja.«
»Vielleicht flirtet er so?«
Ich grunze. »Würde sich auch nur ein Puck Bunny auf seinen Schoß setzen, wenn er so was sagt?« Räuspernd imitiere ich seine Stimme. »O, Furzing Queen, ja, du bist so geil.«
Aria lacht. »Scheiße, Cam, hör auf.«
»Furzing Queen, ich kann’s kaum erwarten, dass du dich auf mein Gesicht setzt und …«
»Stopp!« Ihr Tee schwappt über, weil sie so lacht. »Himmel, Cam, ich muss den Typen heute noch massieren!«
»Du Glückliche.« Seufzend sehe ich zu Pax, der gerade die Hockeytasche in den Jeep wirft. Er lacht über etwas, das Wy gesagt hat, und fährt sich dabei durch das dunkelblonde Haar. »Wenn er nur minimal weniger heiß wäre, nur 0,00056 Prozent oder so, das würde schon reichen.« Frustriert lehne ich mich gegen die Sitzbank und umklammere meine Weihnachtstasse. »Aber so ist es unmöglich, ihn mir nicht jeden Tag nackt vorzustellen.«
»Du siehst ihn mehrmals die Woche halb nackt, wenn du die Trikots einsammelst.«
»Ich weiß.« Stöhnend vergrabe ich das Gesicht in den Händen. »Das macht es nicht leichter.«
Ich arbeite nebenbei als Equipment Managerin bei den Aspen Snowdogs. Das klingt spektakulärer, als es ist. Im Grunde wasche ich nur die dreckige Wäsche vollgeschwitzter Männer und sorge dafür, dass die Sachen sauber wieder in ihren Kabinen auftauchen. Okay, doch, es klingt genauso spektakulär, wie es ist.
Wy hat mir den Job besorgt, weil er nicht wollte, dass ich bis spät in die Nacht in Dans Skihütte aushelfe. Dabei hat er vermutlich nicht an Pax gedacht. Ich hingegen habe dabei nur an Pax gedacht. Auch ein bisschen an das Geld, aber am meisten an den braun gebrannten, durchtrainierten, hochattraktiven Flügelstürmer, der andere auf dem Spielfeld wegcheckt wie William die Fliegen, wenn sie ihn im Sommer bei seinem Terrassen-Taekwondo stören. Übrigens jedes Mal ein so großes Spektakel wie die Schmutzwäsche der Snowdogs.
Kopfschüttelnd wende ich mich von dem Jeep ab. »Außerdem hat Wy klargemacht, dass Pax tabu ist.«
»Und ist Wy dein Henker?«
Ich sehe Aria mit großen Augen an. Sie hebt die Arme in die Luft und lässt sie wieder fallen. »Sorry, ich liebe ihn, aber dein Bruder hat nichts zu melden, was dein Liebesleben betrifft.« Sie überlegt kurz, bevor sie hinzufügt: »Außer es ist ein irrer Straftäter oder, keine Ahnung, William, der plötzlich meine Mutter mit dir betrügen will.«
»William würde eher auf seinen Salbeitee verzichten, als deine Mutter zu betrügen.«
Aria lacht. »Wow, was für eine Opfergabe.«
»War nötig für das Kopfkino, das du mir beschert hast.«
Sie lacht, dann wird ihr Blick sanft. »Ich mein’s ernst, Cam. Wenn du auf ihn stehst, zeig ihm das. Ich meine, hallo? Hast du dich mal angesehen? Halb Aspen klebt dir am Hintern, weil du so scharf bist.«
Grinsend verdrehe ich die Augen.
»Ist doch so! Erst neulich dieser …« Sie schnippt mit den Fingern. »Warte, war das nicht auch einer der Snowdogs, der hinter dir her war?«
»Bobby«, sage ich.
Sie schlägt sich gegen den Kopf. »Jaaa, genau, der Ersatzverteidiger! Und, o mein Gott, Owen vergöttert dich.«
»Okay, gut, Owen ist süß.«
»Läuft die Sache zwischen euch noch?«
»Hin und wieder.«
»Was soll das heißen?«
»Wenn er Bock auf Sex hat oder ich Bock auf Sex habe.«
»Also nichts Ernstes?«
»Gott, nein.«
»Warum nicht?«
»Weil es wirklich nur Spaß ist.«
Sie hebt eine Braue. »Sicher?«
»Ja.«
Eine Beziehung mit ihm ist das Letzte, was ich jetzt wollen würde. Mein Leben bewegt sich zwischen Uni, Arbeit und Partys, an die ich mich so gut wie jedes Mal nicht erinnern kann, weil ich etwas in mir betäuben will, das sich anfühlt wie ein blutiges Geschwür.
Das Problem ist nur, dass es niemals aufhört.
»Owen ist süß«, murmle ich, »aber niemand, bei dem ich vergesse zu atmen.«
Nicht wie bei Paxton.
Arias Handy klingelt. Sie wirft einen schnellen Blick aufs Display. Wyatt. »Ich muss los.« Seufzend steckt sie das Handy weg und drückt mir die Schulter. »Wir sehen uns heute Abend zu Hause.«
»Klar. Bis dann.«
Die Türglocke läutet, als sie nach draußen in den Schnee verschwindet.
Quinn kommt vom Klo zurück und reibt sich die Hände an der Jeans. Sie setzt sich neben mich. Ernst sieht sie mich an. »Wir haben ein Problem.«
»Was für eins?«
»Utah hat mich angerufen.«
Utah ist die Leiterin des Kinderschutzbunds, der die Tage im Schnee ausrichtet. »Und?«
»Und Ruby fällt aus, weil sie sich beim Skifahren das Bein gebrochen hat.«
Meine Augen weiten sich. »Was?«
»Ich weiß, das ist ein Problem und …«
»Das ist kein Problem, Quinn, das ist eine Katastrophe! Sie war meine Gruppenpartnerin!«
»Ja.« Verzweifelt zieht sie die Unterlippe ein. »Aber vielleicht kannst du das allein …«
»Allein?« Meine Stimme klingt drei Oktaven höher. »Wir haben fünfzig Anmeldungen für die Oldie-Mädchen!«
Quinn stößt die Luft aus. »Ich weiß, es ist nicht optimal. Utah meint, sie schiebt dir Leslie Ann rüber. Die Fünf- bis Sechsjährigen brauchen keine drei Leiter, glaubt sie. Gwen und Paisley kommen allein mit den Kids zurecht.«
»Okay, das ist gut, aber trotzdem. Verfluchte Dampfkacke.« Der fette Kater donnert mir von innen gegen die Schläfen, als wollte er mich für dieses schlechte Schimpfwort bestrafen. Ich kippe den Rest Spekulatius-Latte und knalle die Tasse auf den Tisch. Der Weihnachtsmütze bricht der überstehende Bommel ab. Traurig rollt das Ding über den Boden. Es sieht aus, als würde es bei William Halt machen, aber dann zischt es ab. Wahrscheinlich hält es die Pferdekacke nicht aus.
»Da ist noch etwas«, murmelt Quinn.
»O nein.«
»Sie sagt, es wäre gut, wenn du, also …«
»Sag es nicht.«
»Utah hat einfach festgesetzt, dass du …«
»Quinn …«
Sie atmet tief durch. »… das Kasperletheater machst.«
Schwer seufzend schiebe ich mich an ihr vorbei.
»Was hast du vor?«, ruft sie mir hinterher.
»Die Wäsche von heißen, verschwitzten Männern waschen.«
Die Musik dröhnt durch jede Pore meines Körpers. Unser ganzes Haus bebt unter dem Bass des DJs. Ich habe Mühe, mich an dem twerkenden Arsch in pinker Lederhose vorbeizuquetschen, weil ihre Pfirsichbacken magnetisch von Samuels Hockeyschläger angezogen werden. Und wenn ich Hockeyschläger sage, meine ich damit seinen Schwanz, der hart wie ein Brett gegen die Jeans des Goalies drückt.
Sind Eishockeypartys krasser als alles, was ich kenne? Definitiv. Aber Eishockeypartys, bei denen das Team vorher gewonnen hat? Die sind Endlevel.
Und genau das ist hier der Fall. Mein Bruder hat in der letzten Minute das entscheidende Tor gemacht, das ganze Stadion ist ausgerastet, wovon mindestens die Hälfte jetzt hier ist und eine Abrissparty schmeißt.
»O Gott sei Dank, Cam!« Zarte Finger schließen sich um mein Handgelenk und ziehen mich neben das Bücherregal im Wohnzimmer. Rote Strähnen fallen Harper ins Gesicht, in einer Hand hält sie eine Chipsschale, in der anderen eine Whiskyflasche. »Diese Leute fressen wie ein Heringschwarm. Habt ihr noch Knabberzeug?«
»Ich glaube nicht, dass Heringe viel fressen.«
»Diese Leute verhalten sich zu primitiv. Deshalb will ich nicht sagen, dass sie fressen wie Löwen.«
»Was definitiv besser passen würde, weil die Hälfte der Kerle halb nackt und trainiert ist.«
»Bleib bei der Sache, Cam.« Sie hält mir die Schüssel vor die Nase. »Chips?«
»Keine Ahnung.«
»Whisky?«
»Guck mal im Küchenschrank.«
»Da will ich nicht rein.«
»Wieso nicht?«
»Weil Paxton da mit Zoe rummacht.«
Ihre Worte treten mir in den Magen. »Wie bitte?«
»Zwing mich nicht, es zu wiederholen«, stöhnt sie.
»Doch, ich zwinge dich.« Sie rollt die Augen und will gehen. Ich schnappe mir ihr Handgelenk und halte sie zurück. »Was treiben die in meiner Küche? Gib mir Einzelheiten, Davenport, alles, was du hast, den ganzen üblen Shit, gib’s mir.«
Sie sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Alles okay bei dir?«
»Abgesehen davon, dass ich gerade Bier Pong gegen Levi und Erin verloren und sie mir einen undefinierbaren Drink mixen durften, der wirklich, wirklich widerlich war, geht es mir prächtig, danke. Also, raus mit der Sprache!«
Harper seufzt. »Zoe saß auf der Kochinsel, er zwischen ihren Beinen, seine Zunge in ihrem Mund, Finger in ihrer Hose, das Übliche. Kann ich jetzt gehen, Miss Inquisitorin?«
Frustriert lasse ich ihren Arm los. »Im Keller.«
»Was?«
»Chips und Whisky sind im Keller.«
Harper neigt den Kopf und zieht die Brauen zusammen. »Willst du meinen Rat?«
»Rat wofür?«
»Paxton.«
Ich verziehe das Gesicht. Harper gibt Aria ein Zeichen, dass sie kommen soll, und sieht wieder zu mir. »Renn, so schnell du kannst. Der Kerl ist eine Red Flag auf zwei Beinen. Außerdem hast du doch diesen …«
»Cam, Owen sucht dich«, unterbricht mein Bruder sie.
»Ah, genau, Owen. Der ist gut. Solide Zukunftsvorstellung.«
»Finde ich auch.« Wyatt legt Harper einen Arm um die Schultern und drückt sie an sich. An seinen glänzenden Augen kann ich erkennen, dass er schon ein paar Bier gekippt hat. »Was geht, Harpi?«
»Nichts. Ich suche Whisky für deine Gäste.«
»In der Küche.«
»Nein«, sage ich, bevor Harper den Mund aufmachen kann, »denn da sind Pax und Zoe und spielen gerade einen verdammten Porno nach, in unserer Küche, Wy!«
Er zuckt die Achseln. »Ich weiß.«
»Warum ist sie überhaupt hier?«, fragt Harper. »Gwen hasst sie.«
»Verständlicherweise«, murmle ich.
Vor zwei Jahren hat Zoe erst versucht, Gwen Oscar auszuspannen, sowohl als Freund und Eiskunstpartner, bevor sie die heimliche Affäre von Gwens Vater wurde. Was nicht lange hielt, weil er nach Michigan abgehauen ist. Gerüchten zufolge hat er den Trainerposten dort nur bekommen, weil er die verheiratete Chefin flachlegt, und sie nicht will, dass es rauskommt.
Wy trinkt einen Schluck aus seiner Flasche und wischt sich über den Mund. »Pax ist seit Ewigkeiten scharf auf sie und hat einen Gefallen eingefordert.«
»Wie bitte?«, stoße ich aus. »Für den Typen gibt es Ewigkeiten?«
»Ja, er will sie schon, seit, keiner Ahnung, einer Woche oder so?«
»O, wow«, murmelt Harper. »Was für eine Ewigkeit. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, meine beste Freundin verlangt nach mir.«
»Wy«, flehend rüttle ich an seinen Ellbogen, »kannst du ihm bitte sagen, dass er das lassen soll?«
Grinsend tippt er mir auf die Nase. »Nein.«
»Die können doch zu ihr gehen!«
»Nope.« Er dreht sich um und bahnt sich einen Weg durch die Leute. Ich folge ihm und zerre immer wieder an seinem T-Shirt. Irgendwann dreht er sich lachend um. Leider mitten auf der Tanzfläche. Jetzt habe ich Pretty in Pink wieder neben mir, deren Arsch inzwischen an Samuels Stock angedockt ist. »Mila, vergiss den Typen. Das ist mein Ernst. Er kann rummachen, mit wem er will, aber nicht mit dir, verstanden?«
Wütend verschränke ich die Arme vor der Brust. »Das hast nicht du zu entscheiden.«
»Aber er.« Der Song wechselt zu Greedy von Tate McRae. Oscar nimmt Gwen auf die Schultern. Sie streckt die Arme in die Luft, die Zunge zwischen den Lippen, und lacht. »Hör zu, Mila. Pax hat kein Interesse an dir, okay?«
»Hat er das gesagt?«
»Nein.«
»Dann weißt du nicht …«
»Er hat noch nie über dich geredet, Mila. Also nicht auf diese Weise. Und, glaub mir, Pax redet viel über viele Frauen.«
»Natürlich redet er nicht über mich«, sage ich. »Er weiß doch, dass du ihm den Schwanz abschneiden würdest.«
Wyatt grinst. »Stimmt. Und jetzt frag dich, was wäre, wenn er mehr tun würde, als nur über dich zu reden – was er nicht tut.« Sein Blick wird todernst. Jedes Mal, wenn er mich so ansieht, rutscht mir das Herz in die Hose. Die meiste Zeit ist mein Bruder der Klassenclown, aber innerhalb von Sekunden kann er zu einem einschüchternden Raubtier werden. »Zum letzten Mal, Mila: Paxton Hilcon ist tabu.«
Ganz ehrlich?
Mein Partyoutfit rebelliert. Der transparente Body ist nicht gemacht für ein Wort namens tabu. Ich trage nicht umsonst meinen heißesten Spitzen-Push-up unter diesem sexy Ding. Ich will, dass Paxton mich sexy findet. Stattdessen vögelt er in meiner Küche rum. Und zwar nicht mit mir.
»Scheiße, dein Bruder ist heiß!« Quinn sinkt neben mir ins Sofa. Die blonden Strähnen kleben an ihrem verschwitzten Gesicht. Bis eben gerade hat sie sehr lange sehr eng mit Xander getanzt, dem Verteidiger der Snowdogs. »Hast du gesehen, wie er sein Shirt ausgezogen hat?«
Ich rümpfe die Nase. »Nein.«
»Er sieht aus wie ein Gott!«
Mein Blick wandert zu meinem Bruder. Unter lautem Gegröle schiebt er sich im Limbo unter seinem Hockeyschläger hindurch, den Harper und Aria halten. Dabei trägt er kein Oberteil, den Schirm seiner Cap zwischen den Zähnen.
»Wy ist glücklich vergeben, Quinn.«
»Was nichts an seinen Adonis-Vorzügen ändert.« Sie trinkt einen Schluck aus ihrem roten Becher und sieht mich an. »Ich habe nachgedacht.«
»Über was?«
»Ich wäre gern ein Puck Bunny.«
»Wie bitte?«
»Vielleicht sollte ich Childhood Studies schmeißen, Eishockeyspieler vögeln und hauptberuflich Spielerfrau werden.«
»Wenn du die Uni schmeißt, bin ich allein mit Rowan. Also verbrenn die Häschenohren und das Hinternpuschelchen, denn ich werde sicher nicht allein im Hörsaal hocken, während Rowan mir gruslige Zettelchen von hinten in die Haare steckt.«
Quinn kichert. »Weißt du noch, neulich?«
»Natürlich weiß ich das noch!« Wie könnte ich vergessen, was Vaughns Sohn mir ins Ohr geflüstert hat, während er sein Nachrichtenkügelchen in meinen Dutt gesteckt hat?
Noch ein zwitscherndes Vögelchen findet ein Zuhause in deinem kleinen Nest.
»Und jetzt muss ich ihn auch noch auf der Arbeit ertragen«, murre ich.
»Was meinst du?«
Ich seufze schwer. »Wy sagt, Coach Jefferson hat ihn eingestellt. Sie brauchten jemanden für die Pucks.«
»Verdammt«, stöhnt Quinn.
»Du sagst es.«
»Nein, ich meine die da.« Sie nickt mit dem Kinn zu ein paar Mitgliedern der Snowdogs. »Wenn diese Typen sich im Bett bewegen, wie sie Hockey spielen, würde ich liebend gern ihren Stock zwischen die Beine kriegen.«
»Nimm Xander.« Mein Blick gleitet über den Flügelstürmer, der hinter meinem halb nackten Bruder darauf wartet, Limbo unter Wyatts Schläger zu tanzen. »Der geiert dich den ganzen Abend schon an.«
»Aber er ist so lieb«, protestiert Quinn. »Der Typ ist ’ne wandelnde Green Flag. Nicht, dass das schlecht wäre, aber«, sie wackelt mit den Brauen, »du und ich, Cam, wir stehen auf die böööösen Jungs.«
Ich knirsche mit den Zähnen, weil mich nervt, dass sie recht hat. Wäre es nicht so, könnte ich jetzt mit Owen tanzen. Der wartet schon den ganzen Abend auf seinen lang ersehnten Blümchensex zu Robbie Williams Angels. Stattdessen sehnt sich meine Vagina nach dem einsneunzig großen, tätowierten Muskelprotz, der gerade in meiner Küche eine andere vögelt, nicht einen Blick für mein viel zu scharfes Outfit übrig hat und mich Furzing Queen nennt.
»O Gott«, murmle ich, »das muss aufhören.«
»Was?« Betrunken blinzelt Quinn mich an. »Dass wir die Bad Boys wollen?«
Ich drehe mich zu Quinn. »Wärst du ein Mann und ich würde dir meine Brüste unter die Nase halten, warte, so«, ich lege die Hände unter meinen Push-up und drücke meine Boobies hoch, »würdest du anbeißen?«
»In den Nippel?«
»Ja.«
»Tut das nicht weh?«
»Dann allgemein.«
»Hm, kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Wie du mich dabei ansiehst.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe und zwinkere anzüglich.
»Was machst du da?«
»Ich gucke sexy.«
»Ach so. Ich dachte, du hättest einen Krampf.«
»Danke.«
»Mach mal einen Schmollmund.« Ich tue, was sie sagt. Quinn verzieht das Gesicht. »Okay, nein, Blobfisch-Alarm.«
»Quinn!«
Sie kichert. »Mach den Schlafzimmerblick.«
»Wie geht der?«
»So, als würdest du gleich einpennen.«
»Wenn ich einpenne, sabbere ich.«
»Ich fürchte, da steht nicht jeder drauf. Außer die Sabber läuft in deinen Ausschnitt und … okay, nein, auch dann nicht.«
»So?« Unter halb gesenkten Lidern sehe ich zu ihr auf, die Lippen geteilt, meine Hände unter meinen Brüsten.
»Yes!« Quinn schnalzt anerkennend mit der Zunge. »So würde ich dich wegknallen, Baby.«
»Perfekt, dann gehe ich jetzt.«
»Wohin?«
»Etwas erledigen.«
»Moooooment, Lopez.« Sie hält mich am Handgelenk zurück und sieht mich streng an. »Wen willst du ansabbern?«
»Meine Küchenplatte.«
»Was?«
»Manche Dinge müssen poliert werden.«
»Mit Sabber?«
»Zum Beispiel.«
»Ich verstehe zwar kein Wort, aber wenn du Puck Bunny werden willst, hast du meine volle Unterstützung. Ich kann dir die Öhrchen besorgen. Costume Jack hat welche im Angebot. Aber leider nur die roten Lederdinger.«
»Ich überlasse sie dir, mein Häschen.«
Quinn wirft mir eine Kusshand zu und ich steuere die Küche an. Was schwierig ist, wenn ein Rapsong das Haus erzittern lässt und jeder plötzlich zum Hip-Hopper wird. Vor der Wohnzimmertür klatscht mir jemand die Hand ins Gesicht. Im Foyer ist es Levis Schuh, der mein Kinn trifft, weil der Typ jedes Mal zum Breakdancer wird, wenn er besoffen ist. Ich betrete die Küche also lädiert und atemlos nach einer heftigen Schlacht. Mein Gesicht brennt, aber mein Push-up sitzt erste Sahne, Kardashian-Potenzial, also was interessiert mich ein ausgerenkter Kiefer?
Gut, ich revidiere. Nicht der Weg war das Schlachtfeld, sondern das Ziel. Alles davor war nur Vorbereitung. Zu sehen, wie Paxtons Hand über Zoes Oberschenkel streicht, wie seine Lippen an ihrem Hals saugen und wie sie dabei den Kopf in den Nacken gelegt hat … das ist der Endgegner.
Es interessiert sie nicht mal, dass die Küche überfüllt ist.
Okay, Cam, du schaffst das. Du trägst einen sexy Body und Kylie-Jenner-Lipstick. Du bist prädestiniert für diesen Moment.
Entschlossen gehe ich durch den Raum und sage den Leuten, im Wohnzimmer findet gleich ein Limbo-Wettbewerb statt, bei dem es um zehntausend Dollar geht. Im Handumdrehen rennen alle raus. Mit einem bösen Grinsen sperre ich die Tür ab, weil ich vorhabe, Paxton mit meinem krass geilen Body zu verführen, gehe um die Kochinsel herum und lehne mich mit dem Ellbogen auf die Arbeitsplatte.
»Ich unterbreche nur ungern, aber könntest du aufhören, meiner Dunstabzugshaube ins Gesicht zu stöhnen?«
Zoe zuckt zusammen und starrt mich an.
Paxton lässt von ihrem Hals ab und wendet träge den Kopf in meine Richtung. »Was geht, Furzing Queen?«
»Sie«, entgegne ich mit einem Nicken zu Zoe, »sie geht, und zwar sofort.«
»Bitte?«, sagt Zoe.
»Sie mag das nicht.«
»Was?«
»Meine Dunstabzugshaube will nicht angestöhnt werden.«
Entsetzt starrt sie mich an. Paxton lacht. Zoe schlägt ihm gegen die Schulter. »Findest du das lustig?«
»Irgendwie schon.«
»Ich will dich nicht hier haben«, sage ich fest zu Zoe.
»Du hast nicht das Recht, mir zu sagen, was …«
»Es ist mein Haus«, unterbreche ich sie. »Meine Küche. Meine Dunstab…«
»Hör auf mit dieser Dunstabzugshaube!«
»Du hast Gwen verletzt«, zische ich, »du hast mit ihrem Vater gevögelt und wolltest ihr den Freund ausspannen.«
Darauf weiß Zoe nichts zu sagen. Sie sieht mich mit zusammengepressten Lippen an und klammert ihre Beine um Paxtons Körper, als wäre er ihr Rettungsring.
»Gwen ist unsere Freundin, und sie ist hier. Ich versuche, freundlich zu bleiben, was mir wirklich schwerfällt, wenn du meine Dunstabzugshaube vögelst, aber … es wäre das Beste, wenn du jetzt gehst, Zoe.«
Hilfesuchend sieht sie zu Pax. Der hingegen reibt sich über den Hinterkopf, mustert einen Magneten am Kühlschrank und sagt: »Camila, bist das du in einer Karotte?«
Schnaubend springt Zoe von der Arbeitsplatte und rauscht durch die Seitentür in den Garten.
Pax sieht mich mit gehobener Braue an. Ich wende mich ab und gieße Wodka in meinen Becher.
»Vielleicht solltest du nichts mehr trinken, wenn du anfängst, dich um die Gefühle deiner Küchengeräte zu sorgen.«
Ungerührt kippe ich Orangensaft in meinen Wodka. »Glaub mir, ich muss noch viel mehr trinken, um das wieder zu vergessen.«
»Aber«, Pax dreht sich mit dem Rücken zur Küchenplatte und stützt die Ellbogen auf, »so kannst du nicht mit Owen rummachen, und das wäre eine Katastrophe, weil der Junge den ganzen Tag schon davon spricht.«
»Ich werde sowieso nicht mit ihm rummachen.«
»Wieso nicht?«
»Weil ich bessere Pläne habe.«
»Deiner Dunstabzugshaube einen Partner zu suchen, damit sie sich besser fühlt?« Plötzlich dreht er sich zur Seite und legt eine Hand an meine Hüfte. Die Berührung fühlt sich an wie ein elektrischer Schlag. Ich zucke zusammen. Der Orangensaft kippt daneben. Paxton lacht leise, nimmt mir den Saft aus der Hand und stellt ihn weg. Genauso wie meinen Drink. Dann schiebt er mich zur Seite und lässt mich wieder los, um den Ofen zu öffnen.
»Hey, Süßer«, raunt er und streicht mit dem Finger über das verdammte Backblech. »Ich kenn da wen, die voll auf dich abfahren könnte.«
Ich lache. Dann gewähre ich Pax einen tiefen Blick in meinen Ausschnitt, strecke die Zunge raus und tue so, als würde ich das Backblech liebkosen. »Und sie kann kräftig saugen, wenn du verstehst«, sage ich mit meiner sexy Stimme. »Die Schnitte hat drei Programme, je nachdem, wie hart du es magst.«
»Scheiße, Lopez, jetzt will mein Schwanz deine Dunstabzugshaube.«
Grinsend richte ich mich auf und schließe den Ofen mit dem Absatz meiner Heels. Die ich auf keinen Fall berechnend ausgewählt habe, damit Paxton den Kopf nur minimal neigen müsste, um mich zu küssen.
Nein, gar nicht. Wer kommt denn auf so einen Mist?
»Sorry, die ist nicht zu haben. Sie gehört jetzt dem Ofen.«
Er schnaubt. »Erst verwehrst du mir Zoe, jetzt die Dunstabzugshaube. Was kommt als Nächstes? Du sperrst heimlich Pornhub für mich?«
»Du guckst echt noch Pornos, Hilcon?«
»Wieso?« Er stützt den Ellbogen an den Kühlschrank und lehnt den Kopf in die Hand. Sein Bizeps sieht aus wie die Rocky Mountains. Leider trägt auch er kein Shirt. Beide Arme sind von der Schulter bis zu den Handgelenken tätowiert. Die Trainingshose sitzt ihm tief auf der Hüfte.
Kann jemand Satan einen Brief schicken, das hier in die Liste allgemeiner Foltermethoden aufzunehmen?
»Zu böse für das einundzwanzigste Jahrhundert?«
»Du schleppst jeden Tag eine andere ab.«
Er hebt eine Braue. »Und?«
»Und zusätzlich brauchst du noch Pornos?«
»Die Mädels sind ja nicht mehr da, wenn ich morgens aufwache.«
»Oh, wie tragisch«, spotte ich.
»Allerdings. Und weißt du, was noch viel tragischer ist?«
»Die Sache mit Dora und Olaf?«
»Was?«
»Madame Dunstabzugshaube und Mister Ofen.«
»Nein.« Er verdreht die Augen. »Das hier, Lopez.« Plötzlich nimmt er meine Hand und legt sie sich auf den Schritt.
Fuck.
Er ist hart. Verdammt hart.
Er lässt seine Hand auf meiner, obwohl das nicht nötig wäre. Unter keinen Umständen würde ich sie wieder wegnehmen wollen. Alles in mir drängt danach, seine Erektion zu umfassen und ihn stöhnen zu hören.
Er ist derjenige, der diese wunderbare Vorstellung ruiniert, indem er loslässt und mich einkesselt. Seine Hände landen links und rechts von mir auf der Theke. »Du hast mich um etwas gebracht, das sich eine Woche in mir angestaut hat.«
»Sorry«, sage ich atemlos, weil er mir plötzlich so nahe ist, »aber das lässt du sicher nicht in meiner Küche raus, in der du nicht mal weißt, wo das Salz steht.«
Er grinst schief. Dann streckt er die Hand über meinen Kopf, öffnet eine Schranktür und dreht die Holzmühle zwischen den Fingern. »Weiß ich nicht?«
»Glücksgriff.«
Er lacht. Das Geräusch streift mein Ohr, als er sich vorbeugt, um das Salz abzustellen. »Los, frag mich, wo das Öl ist.« Der Kerl grinst wie ein freches Tigerbaby. »Sehr geschmeidiges, flutschendes, schmatzendes Kokosöl.«
Jedes Wort stöhnt er mir wie einen halben Orgasmus ins Ohr. Verflucht, was passiert hier?
Bagger ihn an, höre ich Arias Stimme in meinem Ohr. Zeig ihm, wie scharf du bist.
»Als ob du das wüsstest«, hauche ich.
Ohne den Blick von mir abzuwenden, greift er in den nächsten Schrank. Plötzlich schraubt er das Glas auf, gleitet mit seinem Daumen hinein und legt ihn mir an die Lippen. Ich keuche. Dabei öffnen sie sich einen Spalt, und er schiebt mir den Finger in den Mund. »Wie war das?«, raunt er. »Sie kann kräftig saugen? Zeigst du mir, wie kräftig, Lopez?«
Erst sehe ich ihn überrascht an, aber dann umfasse ich seine Hüften und ziehe diesen hundert Kilo schweren Muskelprotz zu mir heran. Seine Härte trifft auf meinen engen Rock. Halleluja und praise the lord dafür, dass ich mich für dieses elastische Ding entschieden habe.
Schlafzimmerblick, ermahne ich mich.
Unter gesenkten Lidern sehe ich zu ihm auf, presse meine Mitte gegen seine Erektion und sauge an seinem Daumen.
Paxtons Lippen teilen sich. Ein rauer Laut entkommt ihm.
Ist das hier ein Fiebertraum?
Warum habe ich das nicht schon viel früher versucht?
Gott, ich wusste ja nicht, dass er anbeißen würde!
Buchstäblich.
»Scheiße.« Seine Stimme klingt belegt vor Lust. Sein verschleierter Blick wandert gierig über den Push-up unter dem Body. Die Kardashians wären stolz auf mich. Ich höre sie aus der Ferne jubeln, während Pax seinen Daumen in mich stößt, als würde er sich ganz andere Dinge mit mir vorstellen. »Ich bin viel zu besoffen, viel zu untervögelt und du bist ein weibliches Wesen – du solltest rennen, Cam.«
Er will seinen Finger aus meinem Mund nehmen, aber ich packe seine Hand, sehe ihm tief in die Augen und lecke anzüglich an seinem Daumen. »Was, wenn nicht?«
»Dann wirst du nach Zoe schreien müssen, damit sie dich ablöst.«
»Vielleicht will ich ja herausfinden, was du mit ihr gemacht hättest. Ist schließlich meine Küche. Ich habe ein Recht darauf.«
Er schluckt hart. Auf seinen Wangen sammelt sich eine erregte Röte. »Ich mein’s ernst, Cam. Dein Bruder wird mich töten, wenn er sieht, was hier gerade abgeht.«
Ich übergehe das. »Weißt du«, sage ich stattdessen, fahre mit seinem feuchten Daumen an meinem Hals, unter meinen Body, am Rand des Push-ups entlang, bis er einen winzigen Teil meiner Brustwarze berührt und erschaudert, »ich glaube kein bisschen, dass du so gut bist, wie sie alle sagen.«
Er knurrt. Und plötzlich übernimmt er, schiebt die ganze Hand unter meinen BH und knetet meine Brust. Ich kralle mich in seiner Hüfte fest und reibe mich keuchend an seinem harten Schwanz.
»Fordere mich nicht heraus«, sagt er.
»Wieso?« Hitzig schiebe ich die Hüfte vor, bis meine Klit die Reibung an seiner Härte spürt und ein verlangender Schauder durch mich hindurchgeht. »Verspürst du den Drang, dich zu beweisen?«
»Ich bin Eishockeyspieler. Ich lebe, um zu gewinnen.« Seine Hand wandert über die Wölbung meiner Taille, unter meinen Rock, an der Innenseite meines Oberschenkels entlang. Ich spreize meine Beine, schlinge eines um seinen Körper und erzittere, als seine Finger über den Verschluss meines Bodys streichen.
Er stöhnt an meinem Ohr. »Verdammt, Lopez, trägst du unter diesem Ding etwa kein Höschen?«
»Wozu?«, hauche ich.
Mit der Spitze seiner Fingerkuppen fährt er über den dünnen Stoff, bringt meine Klitoris zum Erzittern, weiß genau, wo er mich berühren muss. Blitze schießen durch meinen Körper. »Gewinnen macht süchtig, habe ich gehört«, murmle ich atemlos, »aber ich fürchte, dieses Spiel wirst du verlieren, Hilcon.«
Er atmet mir heiß ins Ohr. »So nass, wie du bist, bin ich längst dabei, es zu gewinnen.«
»Beweise es.«
Plötzlich beißt er mir ins Ohrläppchen, öffnet die Knöpfe meines Bodys und schiebt einen Finger in mich.
Er trifft den G-Punkt innerhalb von Sekunden.
Meine Lippen kleben an seiner Wange, weil er mir immer noch ins Ohr stöhnt. Deshalb spürt er auch, wie ich überrascht den Mund öffne und wimmernde Laute von mir gebe.
»Ich verliere niemals, verstanden?«
Er bekommt keine Antwort, weil sein Finger mich in den Wahnsinn treibt. Er nimmt einen zweiten dazu, stößt sie schnell und fest in mich und verteilt meine eigene Lust mit dem Daumen auf meiner Klit. Zaghaft umkreist er sie, schnippt mit der Kuppe über ihren empfindlichsten Punkt und fickt mich mit den Fingern ins Delirium.
Ich kralle mich in seine Schultern, ein Bein immer noch um seinen Körper geschlungen. Als ich den Blick senke, um zu sehen, wie seine Hand in mir verschwindet, packt er plötzlich meine und schiebt sie sich in die Hose.
»Mach’s mir«, raunt er.
Meine Finger schließen sich bereitwillig um seine Härte. Ich recke ihm meine Hüfte noch fester entgegen, während ich seinen Schwanz reibe, erst langsam, dann schneller. Stöhnend verlangsamt Pax das Tempo in mir und trifft jetzt mit langsamen, kräftigen Stößen meinen empfindlichsten Punkt.
»Fuck«, raunt er, »fuck, ist das geil, verfickt noch mal.«
Ich würde ihm zustimmen, wenn ich nicht gerade auf den Höhepunkt zusteuern würde.
»Drei«, keucht er, und im ersten Moment habe ich keine Ahnung, was er meint, als ich plötzlich einen weiteren Finger in mir spüre. Ich werfe den Kopf in den Nacken.
Jetzt bin ich diejenige, die die Dunstabzugshaube anstöhnt.
Ich umfasse Paxtons Schwanz fester, reibe auf und ab und genieße, wie er an meiner Handfläche verlangend pulsiert. Ich stehe so kurz vor dem Orgasmus, als er plötzlich seine Hand aus mir herauszieht.
»Was …?«, keuche ich, doch dann sehe ich, wie seine glänzenden Finger im Kokosöl versinken. Im nächsten Moment gleitet er mit den Knöcheln beide Nervenstränge neben meiner Klit entlang, penetriert meine Perle mit dem Daumen und gleitet wieder in mich.
Nicht ein, nicht zwei, nicht drei, sondern vier Finger.
»O Gott«, stöhne ich.
»Weißt du, wie heiß dieses Outfit ist, Cam?«
Halleluja! Habt ihr das gehört, Kardashians?
»Komm für mich«, raunt er. »Komm auf meinen Fingern, damit ich nach dir rieche, wenn ich es mir heute Nacht besorge.«
Himmel …
Ich beiße ihm in die Schulter, um meinen lauten Orgasmus zu ersticken. Im selben Moment entkommt ihm ein erleichtertes Stöhnen und …
Oh, fuck.
Mit riesigen Augen starre ich auf meinen schwarzen Body, der am Bauch ganz und gar nicht mehr schwarz ist.
»Du bist auf mir gekommen?«, zische ich.
Atemlos blickt er auf mich hinab. In der nächsten Sekunde verziehen sich seine Lippen zu einem frechen Grinsen. Er nimmt die Finger aus mir heraus, legt sie an den Bund meines Rocks und zieht ihn über den Bauch. »Jetzt ist nichts mehr zu sehen.«
»Außer mein halb nackter Arsch.«
Er grinst noch einen Moment weiter, dann runzelt er plötzlich die Stirn.
»Was?«, frage ich.
»Das hätten wir nicht tun sollen.«
Ich blinzle. »Wie bitte?«
»Oh, Scheiße, Cam.« Abrupt lässt er von mir ab und taumelt zurück. Er hebt die Arme, deutet von meinem Gesicht zu meinen Schuhen und zurück, als müsste er das alles begreifen. Als müsste er mich begreifen. »Das ist nie passiert, okay?«
Perplex starre ich ihn an. »Doch, ist es.« Meine Vagina pulsiert immer noch. Sie ist der beste Beweis dafür, dass definitiv etwas zwischen uns passiert ist.
»Okay, ja, ist es, aber«, verzweifelt fährt er sich durchs Haar, sieht zur Tür, gegen die immer wieder geklopft wird, »das darf sich niemals wiederholen.«
»Alter, was macht ihr?«, höre ich plötzlich Wys Stimme vor der Tür. »Wollt ihr meine Bude auseinandernehmen?«
»Das Ding klemmt«, sagt ein anderer.
Jemand rüttelt daran. »Nein«, murmelt Wy, »ist abgeschlossen. Warte.«
»Oh, fuck!«, zische ich. »Er hat einen Ersatzschlüssel!«
Pax sieht mich an, als wäre ich gerade zum Alien mutiert. »Was?«
»Ich hau ab.«
»Und ich?!«
»Sag ihm, du hattest was mit der Dunstabzugshaube.«
»Sehr witzig, Lopez.«
»Oder mit Zoe.« Ich gehe zur Hintertür und funkele ihn an. »Das hier ist sowieso nie passiert, nicht wahr?«
»Ich komm mit.«
»Wie bitte?«
Er antwortet nicht. Stattdessen ist dieser Riese in nur drei Schritten bei mir und schiebt sich durch die Hintertür in den Garten. Mich wundert, dass dieser Kerl an Mauer überhaupt da durchpasst, ohne den Rahmen rauszuhauen.
Meine Heels landen in dem Moment im Schnee, in dem ich hinter mir die Küchentür aufgehen höre.
»Los, lauf!« Mit der Hand schlage ich Paxton gegen den Rücken und treibe ihn an, schneller zu machen. »Scheiße, warum schleichst du wie ein Faultier?«
»Bleib locker, Cam. Du tust, als wäre ein Drache hinter uns her.«
»Mein Bruder ist ein Drache!«
»Ich kann nicht glauben, dass wir das eben echt getan haben.« Er hält inne, dann lacht er plötzlich auf. »Das ist definitiv so ein Punkt, den man unter Jugendsünde im Alkoholrausch abhaken kann.«
Seine Worte treten mir in den Magen. »Wie bitte?«
Er sieht mich an. Dabei scheint ihm das ferne Licht der Straßenlaterne ins Gesicht. Schneeflocken wirbeln um ihn herum. Mit dem schalkhaften Grinsen im Gesicht wirkt das Ganze plötzlich wie eine Szene in irgendeiner Netflix-Serie.
»Na ja, du bist Cam.« Er spricht meinen Namen aus, als müsste ich sofort wissen, was er meint. Als hätte er sich versprochen und meinte nicht Cam, sondern Sam aus iCarly – heiß, aber für immer nur der Kumpeltyp. »Wys Schwester. Das Mädchen, das mir mit zwölf beweisen wollte, dass sie Spaghetti durch die Nase ins Gehirn ziehen kann.« Verflucht! Ich habe gehofft, das hätte er vergessen. »Meine Eltern haben so oft auf dich aufgepasst, dass du sogar meine Schwester sein könntest.«
Dieser Satz trifft mich wie ein Schockzauber.
… dass du sogar meine Schwester sein könntest.
Wyatt hatte recht. Paxton sieht in mir nichts Anziehendes. Und für einen wahnwitzigen Moment habe ich sogar geglaubt, wir wären nach der Küchennummer so was wie exklusiv. Dass er mich morgen im Diner ansehen und sich plötzlich ganz anders verhalten würde, weil der Moment nicht nur seinen Schwanz, sondern auch sein Herz getroffen haben könnte.
Gott, war ich dumm.
Ich bin so verzweifelt, dass mir ein hysterisches Lachen entkommt.
Pax denkt, ich finde das Ganze genauso lustig wie er, denn er steigt mit ein, klopft mir auf die Schulter und sagt: »Scheiß drauf, war trotzdem geil, Furzing Queen.«
Dann geht er einfach. Meine Beine sind wie festgefroren. Irgendwann werden meine Füße taub, weil der Schnee meine Heels durchnässt. Ich gehe um das Haus herum. Ein paar Leute hängen vor der Haustür ab und rauchen. Paxton hat Zac, dem Gastläufer der iSkate, den Arm um die Schultern gelegt und redet auf ihn ein.
»Wo kommst du denn her?«, fragt Aria. Sie steht in Wyatts Jacke neben der Terrasse und tackert mit Harper die Lichterkette wieder fest, die irgendjemand runtergerissen hat. Stirnrunzelnd mustert sie mich. »Und wieso läufst du rum wie Obelix im Rock?«
»Was?«
»Man sieht deine Arschbacken«, sagt Harper.
»Oh.« Blinzelnd sehe ich an mir hinab. »Das, äh … zu gewagt?«
»Kommt drauf an.« Aria hebt eine Braue in die Stirn und hält die Lichterkette an das Holzgeländer. Harper tackert. Es klingt wie die bedeutende Melodie eines einschneidenden Moments. »Für Obelix, ein 50-Cent-Konzert oder, hm, ich weiß nicht, einen Eishockeyspieler?«
Tacker.
»Ich war tanzen und da ist alles verrutscht.«
»Aha.« Tacker. Augenbraue hoch. »Im Garten?«
»Ja.«
»Allein?«, sagt Aria.
»Ich, äh, ja.«
Tacker.
»Du siehst nach Sex aus«, sagt Harper.
»Camila!« Die Stimme meines Bruders ist nicht zu überhören. Ich erstarre. Langsam drehe ich mich um. Mit todernstem Blick stapft er aus dem Garten auf uns zu. »Wieso hast du die Küchentür abgeschlossen?«
»Ihr habt es in der Küche getrieben?«, zischt Aria.
»Was?«, fragt Harper. »Mit wem?«
»Oh, verflucht!« Blitzschnell wirble ich herum und werfe den Mädels einen flehenden Blick zu. »Sagt ihm, ich habe Zoe und Paxton rausgescheucht und hinter ihnen abgeschlossen, okay?«
Harper schnappt nach Luft. »Du und Paxton?«
»Pscht!«
»O mein …«
»Mila, ich schwöre dir, wenn du …«
»Und sagt ihm, ich muss dringend kacken!« Ohne eine Antwort abzuwarten, renne ich an Aria und Harper vorbei ins Haus und hoch in mein Zimmer. Ich verriegele die Tür hinter mir, damit Wyatt nicht reinkommt, zerre mir die Klamotten über den Kopf und werfe sie naserümpfend auf den Boden. Dabei werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel. Harper hatte recht – ich sehe nach Sex aus.
Ich gehe duschen, spüle mir den Schweiß vom Körper und ziehe mir ein langes T-Shirt der Snowdogs über den Kopf, mit der festen Intention, heute nicht mehr da runterzugehen. Wenn ich Paxton noch einmal Furzing Queen sagen höre, plane ich meine Beerdigung.
Frustriert kuschle ich mich in die Kissen meines Erkers und sehe aus dem Fenster. Meistens beruhigt mich der Anblick des Silver Lakes inmitten der verschneiten Tannen. Und heute ist Vollmond. Die besten Voraussetzungen für mein Seelenheil. Aber je länger ich dahocke, desto mehr überschlagen sich meine Gedanken. Desto größer wird der Schmerz. Desto lauter werden die Stimmen in meinem Kopf.
Meine Mom in ihrem Zimmer, wie sie sich in den Schlaf weint. Wie sie in der Küche einen Nervenzusammenbruch am Telefon bekommt und wiederholt zu Kate sagt, dass sie nicht sterben will. Dads Lachen, als er mit mir vor dem Fernseher zu Last Christmas getanzt hat, bevor er in die Berge gefahren und nie wiedergekommen ist. Wyatts stumme Tränen, als er neben mir auf dem Bett saß und mir gesagt hat, dass Mom zu den Engeln aufgestiegen wäre.
Meinen Hass auf jeden einzelnen Engel im Himmel, weil sie mir meine Eltern genommen haben.
Zitternd schiebe ich mich aus dem Erker. Ich bin schon betrunken, aber das ist meinem Schmerz egal. Etwas in mir streckt seine Klauen aus und zwingt mich vorwärts, wispert Worte, die mir über die Haut kriechen. Gib mir mehr, mehr, ertrinke die Qual, greif zu, mach schon, mach, hör nicht auf, es wird besser, wenn du nachgibst …
Hektisch ziehe ich meine Kommode auf und wühle in der Unterwäsche. Meine Finger schließen sich um eine Flasche.
Irgendein Wein, den Quinn mal mitgebracht hat.
Ich entkorke das Ding mit dem Korkenzieher der Snowdogs auf meiner Kommode, taumele wieder zum Erker und falle in die Kissen. Ich setze den Flaschenhals an meine Lippen und seufze, als die herbe Flüssigkeit meine Zunge benetzt.
Ich trinke die halbe Flasche in wenigen Zügen und stelle sie zwischen die Beine. Mein Kopf füllt sich mit Watte. Ich sehe zum Fenster. Mein Spiegelbild wirkt traurig. Meine Lippen bluten. Innerhalb der nächsten halben Stunde trinke ich mehr, bis nur noch ein verkümmerter letzter Rest den Flaschenboden benetzt.
Gott. Ich bin so scheiße. Eine verdammte Heuchlerin. Ich studiere Frühpädagogik mit Zusatzkursen in der Suchttherapie, und was tue ich? Als Gruppenleiterin in einem Feriencamp für Kids arbeiten und selber süchtig sein.
Aber was bleibt mir anderes übrig, wenn es sonst nicht aufhört?
Wenn die Schreie nicht nachlassen?
Wie könnte ich sonst überleben?
Ich umschlinge meine Knie. Mein verlangsamter Blick wandert zum See. Ich bin komplett benebelt. Genau so, wie ich es brauche. An den Rändern meines Sichtfelds erscheinen schwarze Vorhänge. Aber plötzlich stocke ich.
Da ist jemand auf dem Eis. Blinzelnd beuge ich mich vor, bis meine Stirn das Fenster berührt und mein Atem die Scheibe beschlägt. Aber ich kann den Schemen nicht ausmachen. Alles verwischt. Ich sehe, dass die Person wankt. Wahrscheinlich ist sie besoffen und sollte dringend von diesem Eis runter. Und vermutlich sollte ich hingehen und genau das sagen.
Aber mein Kopf ist mein Gegner. Vor dem Trinken, nach dem Trinken, immer.
Er denkt, es wird besser, sobald die Nerven betäubt sind.
Jedes Mal denkt er das.
Nie stimmt es.
Ich will mich aufrichten, aber meine Glieder sind bleischwer.
Ich falle zurück in die Kissen.
Die Vorhänge an den Rändern meiner Augen schließen sich.
Alles wird schwarz.
Was für ein Segen, dass mir in dieser Sekunde keine Pressesprecher ihre Mikros unter die Nase halten.
Was gibt es Neues bei Ihnen, Mr. Hilcon?
Hm, keine Ahnung, also gerade habe ich die Schwester meines besten Kumpels gefingert, während sie mir einen runtergeholt hat.
Scheiße, was habe ich mir dabei gedacht?
»Hier.« Ich drücke Zac den Schläger aus meinem Kofferraum in die Hand. Dabei huscht mein Blick zu seinen Schlittschuhen. Die schwarzen Eiskunstdinger hat er aus seinem Wagen geholt und sich über die Schulter geworfen. Ich nehme meine eigenen, wesentlich klobigeren Schlittschuhe, schlage die Kofferraumtür zu und nicke in Richtung Silver Lake. »Wie könnt ihr in diesen Dingern bloß fahren?«
»Eiskunstläufer können kein zusätzliches Gewicht für ihre Sprünge gebrauchen. Das, was wir machen, ist Kunst, während ihr«, naserümpfend mustert der blond geschniegelte Gastläufer der iSkate mich, »barbarisch über ein Schlachtfeld rennt.«
»Barbarisch.« Ich lache. »Gefällt mir.«
Die eisige Luft frisst sich in meine Haut, obwohl wir noch nicht lange Minusgrade haben. Vorletzte Woche ist irgendeine Wärmewelle aus dem Süden rübergezogen und hat sogar den Schnee vertrieben. Erst vor ein paar Tagen haben die Flocken ihren Weg zurück zu uns gefunden. Zum Glück ist der See schon gefroren. Nach dem, was Mila und ich gerade getan haben, muss ich spielen. Ich muss über das Eis rennen, meine Emotionen mit einem Stock an einem verdammten Puck auslassen und den Sonnyboy wegchecken, der mich zu einem ganz schlechten Zeitpunkt damit provoziert hat, Eishockeyspielen könnte jeder Dreijährige. Eiskunstläufer wären die wahren Superstars. Sein Glück, dass uns niemand zugehört hat, sonst wäre er vermutlich vernichtet worden.
»Also«, sage ich, während wir den Weg zwischen den weihnachtlich geschmückten Tannen entlanggehen, »drei Tore. Wenn ich gewinne, hältst du dein Wort und verkaufst zum ersten Advent den ganzen Tag verzierte Pimmelkekse in deinem Ganzkörperkondom.«
Er nickt todernst, als wäre das hier ein Millionendeal. »Und wenn ich gewinne, machst du mir ein Mädchen klar.«
»Solange sie Single ist«, korrigiere ich.
Der frische Schnee knirscht unter unseren Stiefeln. Wir kommen an einem von Williams leuchtenden Rentieren vorbei und gehen links. Vor uns kommt der Silver Lake in Sicht. Der Vollmond bricht sich in der gefrorenen Oberfläche. Wir setzen uns auf die umliegenden Bergfelsen, um unsere Schlittschuhe anzuziehen, als Zac plötzlich »Mila« sagt.
Stirnrunzelnd hebe ich den Kopf. »Was?«
»Wenn ich gewinne, machst du mir Camila klar.«
Ich kann nicht anders, als laut aufzulachen. »Junge, willst du dir dein eigenes Grab schaufeln?«
»Bitte?«
»Wyatt wird dich einen Kopf kürzer machen, wenn du seine Schwester anfasst.«
Zac zieht die Schleife fest. »So wie dich?«
Meine Hand erstarrt an der Schnalle. »Was?«
Jetzt lacht er. »Eine abgeschlossene Tür wirft Fragen auf, Hilcon. Fragen, die betrunkene Leute unbedingt ergründen wollen. Und da eine Küche Fenster besitzt, sind mehr als nur eine Person ums Haus gelaufen, um nachzusehen, was da drin los ist.« Zac erhebt sich, gleitet aufs Eis und läuft rückwärts, um mich weiter anzusehen. »Vielleicht hättet ihr den Alkohol rausstellen sollen, bevor ihr übereinander hergefallen seid.«
Oh, fuck. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.
Wütend gehe ich aufs Eis. »Wer?«
»Bitte?«
»Wer weiß es?«
»Oh, nur ein paar Leute. Aber keine Sorge, ich bin mir sicher, es wird sich rumsprechen wie ein Lauffeuer.«
Scheiße, ich will ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht wischen. So einen verzweifelten Wunsch, einem Gegner die Visage zu polieren, hatte ich nicht mehr seit dem Match gegen die New York Rangers.
Ich werfe den Puck aufs Eis. »Fresse halten und spielen, Zac.«
»Also gilt der Deal?« Er streckt das Bein von sich und macht eine wendige Pirouette. Dabei hält er den Stock zwischen seinen Händen wie eine Tanzstange, bevor er mich wieder fokussiert. »Du machst mir Camila klar?«
Allein der Gedanke fühlt sich wie Schneckengedärme auf meiner Haut an. Wie soll das ablaufen?
Hi, Cam. Ich weiß, ich hab’s dir gerade besorgt, aber kennst du schon Zac? Er ist absolut scharf auf dich, und ihr würdet ein hervorragendes Match abgeben, ok, tschüss.
Aber dazu wird es nicht kommen, weil ich nicht verliere.