1,99 €
Nach der Rückkehr ins parallele Coellen will Rulfan noch einen Tag bleiben, um familiäre Dinge zu regeln, bevor er sich Matt und Aruula anschließt. Doch dann geschehen Verbrechen in der Stadt, die in direktem Zusammenhang mit dem Öffnen des Portals zu stehen scheinen. Erst ist es nur gestohlener Sprengstoff, dann findet man die ersten Leichen. Ist jemand mit herübergekommen, der einen perfiden Plan verfolgt? Der Verdacht erhärtet sich, als einer der Toten höchst lebendig wieder auftaucht...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 151
Cover
Was bisher geschah...
Erschütterungen
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder, und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche gegen dessen kosmischen Feind, den Streiter, zu verteidigen, woraufhin der Wandler mit den meisten Daa'muren die Erde verlässt ...
Durch eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums tauchen überall auf der Erde Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unseren Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus, das Kaiserreich Pilâtre de Roziers. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten. Nach einigen Angriffen der Dunklen findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten!
Ein Absturz über der Gigantopole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: Ihre bösen Ebenbilder ermorden de Roziers Enkel Pilou und über hundert Hydriten, bevor man sie vernichten und das Zentrum der Stadt sprengen kann. Da diese daraufhin erstarrt, hofft man ihr Dunkles Herz zerstört zu haben.
Da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, lockt einen Streiter zur Erde. Zunächst trifft die kosmische Wesenheit auf den Mars, wo der dort lebende Hydree Wang'kul ihn per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft versetzen kann. Dann erreicht »Robo-Smythe« mit dem gestohlenen Raumschiff PLASMA die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet.
Inzwischen ringen die Gefährten den Wurmloch-Architekten auf dem Planeten Cancriss einen mobilen Generator ab, um eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, vom Ringplaneten- ins Sonnensystem zu schaffen. Dafür müssen sie die verbrecherische Pancinowa-Regierung decken, die einen Wandler gefangen hält, um ihm Energie abzuziehen. Während Matt und Aruula zur Erde reisen, bringt die zwielichtige Vasraa Uon den Generator an sich. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen Parallelwelt- und Novis-Vasraa, wobei Letztere getötet wird und Erstere auf Novis eine neue Heimat findet. Damit ist der Generator wieder in Matts Hand, und ein weiterer Erfolg ist zu verbuchen: Es gelingt ihnen, Robo-Smythe endgültig zu zerstören.
Da geschieht in Afra Seltsames: Die Dunklen stoppen ihren Vorwärtsdrang und folgen einem Ruf zur Dunklen Stadt, um dort zu vergehen. Das Herz der Stadt ist wieder erwacht und saugt alle Energie ein, derer es habhaft werden kann – bis vier Daa'muren es in sein Koma zurückstoßen können.
Nun muss der Flächenräumer zur Erde, bzw. zur Mondstation gebracht werden. Es ist nötig, ihn dort neu aufzubauen und die relevanten Komponenten einzufügen. Doch dann passieren Unfälle, bei denen Matt fast ums Leben kommt. Sie entpuppen sich als Sabotage – hinter der Victorius zu stecken scheint, der Kronprinz und Vater des ermordeten Pilou!
Währenddessen entscheidet sich der Kampf eines wichtigen Verbündeten in einer Parallelwelt: Für Rulfan von Coellen und seine Mannen triumphieren – dank dem Anti-Daa'muren-Virus einer Community aus Venezuela – über die außerirdischen Invasoren ...
Erschütterungen
von Michael Edelbrock
Rulfan starrte sein Gegenüber an, das gerade aus der Luke des Dark-Force-Gleiters getreten war. »Du...«, entfuhr es ihm. Er musste sich zurückhalten, um sich nicht auf Aran Kormak zu stürzen.
Sergeant Velasquez trat zwischen die beiden und hob beschwichtigend die Hände. »Gemach«, sagte die junge Frau.
»Gemach?«, fuhr Rulfan auf. Er sah sich eilig um, ob er in eine Falle geraten war. Kormak und seinen Leuten traute er alles zu. Zwangsläufig sah er das G36, das Velasquez lässig am Gurt über der Schulter trug. Und den Driller, der im Holster des Colonels steckte.
»Nichts überstürzen!«, beschwor ihn die Soldatin, als Rulfan die Hände zu Fäusten ballte und einen weiteren Schritt auf Aran Kormak zuging. »Wir wollen nur reden!«
Der Colonel blieb gelassen stehen. Die Narbe in seinem Gesicht glänzte und das eine Auge starrte Rulfan gelassen entgegen.
Das war der Mann, der den Hort des Wissens angegriffen hatte! Er hatte die Reenschas in ihrer Festung Eibrex um sich geschart und zur Schlacht gegen die Retrologen-Enklave geführt.*
»Ihr wollt also reden?«, fragte Rulfan und spannte sich. Er wusste Wulf an seiner Seite. Der Lupa würde den beiden schwer zusetzen. War das nicht sonst der Moment, wo der Bösewicht hämisch lachte und die Falle zuschnappte?
»Beruhigen Sie sich endlich, Mann!«, meinte Kormak nicht ohne eine Spur von Herablassung. »Sie gebärden sich ja wie der Rekrut vor dem ersten Einsatz!«
»Vielleicht sollten wir alle etwas abrüsten«, beschwichtigte Velasquez, klang aber längst nicht so selbstsicher wie zuvor.
»Wir beide haben keinen Streit«, sagte Kormak und fixierte Rulfan. »Kommen Sie mit in den Gleiter, da kann ich Ihnen die Umstände besser erläutern.«
»Und wenn ich mich weigere?«, fragte Rulfan lauernd.
»Dann bleiben Sie hier, und die Mitfahrgelegenheit zu Matt Drax und Aruula bricht ohne Sie auf.«
Rulfan keuchte erstaunte. Er folgte dem Colonel und Velasquez. Ein Soldat, der hinter der Luke stand, nahm Habacht-Stellung an.
Rulfan besah sich kurz dessen Ausrüstung. Wo Velasquez nur eine sandfarbene Tarnfleck-Kombi trug, war dieser Mann in einen Panzer gehüllt, der wie Hartplastik wirkte.
Kormak blieb stehen und sah zurück. »Eindrucksvolle Kampfmontur, nicht wahr? Am besten gefallen mir die Helme. Sie schützen effektiv vor dem Keim der Dunklen.«
»Dunkle?«, fragte Rulfan.
Kormak zog die Stirn kraus. »Herrgott, ja, wir werden weit ausholen müssen. Aber zuerst die wichtigen Dinge.«
Sie gingen weiter zum Cockpit, wo Kormak dem Piloten die Anweisung zum Start gab.
»Stopp!«, ging Rulfan dazwischen. »Wir heben nicht ab, ohne dass ich mehr weiß. Wäre nicht das erste Mal, dass Sie ein übles Spiel spielen.«
Rulfan dachte an das letzte Mal, als Kormak überraschend aufgetaucht war. Nach dem fehlgeschlagenen Angriff auf den Hort war er miniaturisiert zurückgekehrt und hatte dessen Bewohner heimgesucht.*
Jetzt seufzte Kormak nur ergeben und hob die Hände in einer defensiven Geste. »Ich hätte es Ihnen gern auf dem Flug erklärt, Rulfan, um Zeit zu sparen, aber Sie geben ja sonst keine Ruhe. – Matthew schickt mich. Er wollte sich mit Ihnen an Faste'laer treffen, nicht wahr? Im ersten Jahr war er verhindert und hat den Termin verpasst. Auch diesmal ist wieder die Hölle los, aber er hat zumindest jemand anderen mit der Aufgabe betreut.«
»Sie?«, fragte Rulfan ungläubig.
»Genau genommen die Dark Force, deren Kommandant ich bin. Matt und ich sind Verbündete. Er hat mir den Organismus überlassen, mit dem man die Portale öffnen kann.«
Rulfan wusste nicht, ob er lachen oder verächtlich schnauben sollte. »Verbündete?«, echote er.
»Mich verbindet genau so viel mit dieser Welt wie Sie: nämlich gar nichts«, fuhr Kormak fort.
»Wie bitte?«
»Dieser Colonel Aran Kormak«, sagte Velasquez, »kommt aus einer der Parallelwelten.«
»Ich bin nicht wie mein hiesiges Pendant«, fügte der Colonel hinzu. »Nachdem auch Matt Drax das erkannt hatte, wurden wir zu Waffenbrüdern.«
Rulfan zweifelte noch immer. »Fahren Sie fort«, forderte er.
Kormak nickte langsam. »Nun, nachdem wir auch Waashton davon überzeugt hatten, erhielt ich den Auftrag, eine Einsatztruppe zu erschaffen, die in Afra einen Abwehrkampf gegen eine Invasion aus einer anderen Parallelwelt führt«, sagte er, während sie zum Mannschaftsraum zurückgingen.
»Aber keine Daa'muren?«, vermutete Rulfan. Allmählich fügte sich alles zu einem wenn auch chaotischen Bild.
»Nein. Es sind Menschen, Afraner, die mit einem bösen Keim infiziert sind. Jeder, den sie okkupieren, wird wie sie.« Kormak deutete auf zwei aus der Wand geklappte Stühle links und rechts eines kleinen Tischs. »Setzen wir uns«, meinte er, derweil Velasquez auf dem Rand einer Koje Platz nahm.
Rulfan folgte der Einladung, während sich Wulf neben ihm auf den Boden hockte, immer noch angespannt und zum Sprung bereit.
Kormak öffnete eine Lade und entnahm ihr einen schmalen Heftordner. »Wir haben ein Dossier für Sie zusammengestellt, aus dem alle relevanten Informationen hervorgehen. Insbesondere, was den bald eintreffenden Streiter angeht.«
Rulfan wandte sich an Velasquez. »Den erwähnten Sie schon, bevor wir durch das Portal kamen. Was bei Orguudoo hat es damit auf sich?«
»Sie waren lange fort«, meinte Velasquez in versöhnlichem Ton. »Kein Wunder, dass all dies Sie überfordert.«
»Ich sagte schon, dass Matt momentan alle Hände voll zu tun hat«, ergriff wieder Kormak das Wort. »Jetzt kennen Sie auch den Grund. Er ist im Ringplanetensystem unterwegs und bringt Teile einer Hydritenwaffe zum Erdmond, wo sie nahe der verlassenen Mondstation wieder aufgebaut wird. Mit ihr will er dem Streiter den Fangschuss verpassen.« Er reichte Rulfan die Kladde. »Sie sollten das Dossier lesen. Meine Leute haben es zusammengestellt, damit Ihnen auf dem langen Flug nicht langweilig wird.«
»Ist es so eilig?«
»Genau genommen ist es nur so eilig, weil wir bei unserem Basislager in Afra Material bereitstellen, während größere Gruppen von Dunklen das Land unsicher machen. Ich führe dort einen Krieg gegen die Bedrohung aus einer anderen Welt und will vor Ort sein.«
Rulfan nahm das Dossier entgegen. Er fühlte sich wie benebelt. Er hatte zwei Jahre in seiner eigenen Welt verbracht, um zusammen mit seinen Freunden und Verbündeten gegen die Daa'muren zu kämpfen – und letztlich zu siegen. Nun war er entsetzt, zu so vielen Problemen zurückzukehren.
»Ich kann noch nicht mitkommen, Colonel«, sagte er – und sprach schnell weiter, als Kormak protestieren wollte. »Natürlich werde ich an Matts und Aruulas Seite kämpfen, aber zuvor habe ich hier in Coellen noch einiges zu regeln. Gewähren Sie mir ein wenig Zeit, bevor wir aufbrechen.«
Kormaks Gesicht verhärtete sich; man hätte Eisen darauf hämmern können. »Ich nehme an, es geht um Ihren Sohn?«
»Auch«, nickte Rulfan. »Und einige gute Freunde.«
»Nun gut.« Kormak seufzte. »Dann ordnen Sie Ihre Angelegenheiten so schnell wie möglich. Velasquez wird Ihnen eine Unterkunft besorgen. Aber kommen Sie nicht auf die Idee, noch einmal hinüber in die andere Sie Welt wechseln zu wollen. Wir haben in dieser schon genug Probleme.«
Als Velasquez schneidig salutierte und hinausging, folgte er ihr. Wulf blieb an seine Seite. Das Gespräch hatte ihn erschöpft, und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Matt und Aruula hatten also Kontakt zu dem eigentlich verlorenen Ringplanetensystem hergestellt. Wie war ihnen das gelungen? Und jetzt bauten sie eine Waffe auf dem Mond? Er war wirklich auf dieses Dossier gespannt.
Velasquez schien seine Gedanken zu erraten. »Nehmen Sie sich Zeit, sich alles in Ruhe durchzulesen. Es ist knapp gehalten, militärisch nüchtern. Wenn Sie danach noch Fragen haben, wenden Sie sich an mich. – Jetzt besorge Ihnen erst mal eine Unterkunft. Wir stehen in Kontakt mit Kanzler Attenau und Obergardist Schaals. Kommen Sie.«
Afra, viereinhalb Wochen zuvor
Choyganmaa Aksinja Jevdokija Ewgenija, Haaley genannt, wurde kräftig durchgeschüttelt, als der Jeep die nächste Bodenwelle nahm.
»Auoooohhhhhahhhh, muss das sein?«, hörte sie prompt die vertraute Stimme hinter sich. »Lässt du kein einziges Schlagloch in diesem gottverdammten Land aus?«
»Ohhhh«, machte sie und sah sich mit besorgtem Gesicht um.
Smythe lag auf der Rückbank des Jeeps – oder vielmehr in dem Metallrahmen, der einst die Basis der Rückbank gebildet hatte. Er hatte sich einen alten Overall unter den Kopf gelegt. Mit den angezogenen Beinen und in dem nackten Rahmen hatte er etwas von einer menschlichen Sardine. Sie lächelte angesichts des Gedankenbildes.
»Was denn?«, fragte er schlechtgelaunt. »Ist ja nicht so, dass du in dieser leeren Wüste nicht genug Platz zum Ausweichen hättest!«
»Och, Smitty, der Kristall in deiner Schulter scheint dir mehr ausgesaugt zu haben als nur den Schwarzen Keim. Wo ist nur deine Frohnatur geblieben?«
Während er nach einer passenden Antwort suchte, drehte sie sich wieder um und ließ den Blick über die Savanne gleiten. Wie wahr – ein gottverlassenes Land.
Vor drei Tagen waren sie aus der Bodenstadt unter Château-á-l'Hauteur geflohen. Na ja, aus dem, was davon noch stand.
Der Absturz der Wolkenstadt hatte sie mächtig beeindruckt. Und all das Geschreie, als die Dunklen über die Stadt herfielen. Alles nur Ablenkung, alles nur Show.
Sie hatte ihren Smitty aus dem Griff des Dunklen Keims befreit. Als Besessener war er mit dieser Clanführerin Mal'ka gekommen, die ein großes Tier unter ihresgleichen war. Was nicht verhindert hatte, dass Haaley ihr in den Kopf schoss. So einfach war das. »Geh niemals mit Telekinese zu einer Schießerei«; so hieß es doch, oder?
Haaley umfuhr die flachen Hügel und hielt auf die nächste Ansammlung von Bäumen zu. Etwas Schatten täte ihnen gut. Beim Blick auf die Ex-Hinterbank sah sie, dass Smitty wieder eingeschlafen war.
Er hatte ja auch einiges mitgemacht. Letztlich sollte er froh sein, dass sie sich so gut um ihn gekümmert hatte. Sie hatte Knöllchen Einauge zwei Kristallsplitter abgeluchst und Smythe einen davon in die Schulter gerammt. Sonst wären seine Augen jetzt noch schwarz gefärbt und voller Wolken gewesen.
Gut, sie hatte den grummeligen Colonel nicht davon überzeugen können, dass Jacob Smythe für ihn lebend mehr wert war. Darum hatte sie Kormak niedergeschlagen. Immerhin schuldete er ihr etwas, weil sie ihm einen Driller in die Hand gedrückt hatte. Klar würde er das anders sehen; Männer konnten verbohrte Hornochsen sein.
Nachdem sie Kormak ausgeknockt hatte, hatte sie Smitty zum Fahrzeugpool des Basislagers geschleppt und unter den Augen der Dark Force in den nächstbesten Jeep verfrachtet. Dreistigkeit siegte immer, und die Typen hatte anderes zu tun, als sich um sie zu kümmern. Haaley lud an Vorräten ein, was sie finden konnte, und fuhr in irgendeine Richtung los. Es war Osten gewesen, wie sie später erkannt hatte. Es ging also in den Sonnenaufgang, was fast schon romantisch war.
Haaley blickte noch einmal auf die Hinterbank zurück.
»Was gibt es da zu glotzen?«, fuhr Smythe sie an. Na, das Nickerchen hatte ja nicht lang gedauert.
»Och komm, jetzt sei mal nicht so angefressen«, flötete sie. »Das Wetter ist schön, du bist keimfrei, wir haben Vorräte. Die Welt liegt uns zu –«
Bevor sie den Satz beenden konnte, stoppte der Jeep abrupt mit einem widerlichen Geräusch irgendwo zwischen röchelndem Asthmatiker und sterbendem Wakuda.
»Was ist jetzt schon wieder?«, rief Smythe von hinten. »Das kann doch nicht wahr sein!«
Haaley seufzte, stieg aus und öffnete die Motorhaube. Der weiße Dampf versprach wenig Gutes. »Houston, wir haben einen Totalschaden«, trällerte sie.
»Was?« Smythe quälte sich mit übertriebenem Stöhnen aus dem Rahmen der Hinterbank und trat neben sie. »Haben wir Werkzeug dabei?«
Sie sah ihn kühl an. »Entweder möglichst viele Wasserkanister oder einen Werkzeugkasten, da musste ich mich schon entscheiden.«
Von dem Wasser hatten sie bereits reichlich verbraucht. Die Fahrt verlief am Anfang noch auf den Karawanenstraßen, dann war Haaley schnurstracks gen Osten in die Landschaft gefahren.
Natürlich war nach drei Tagen auch nicht mehr viel von den Vorräten übrig. Und um sie herum war nur die endlose Savanne, unterbrochen von Baumgruppen.
Smythe trat mit Wucht gegen die Fahrertür. »Kein Werkzeug, ein ruinierter Motor, kaum noch Vorräte. Wären wir doch nur bei der Wolkenstadt geblieben!«
Haaley ging nach hinten und begann, ihre Rucksäcke zu packen. »Weißt du, Smitty, manchmal fürchte ich, dieser Keim hat dir den Verstand verwirrt... ich meine, noch mehr als sonst«, sagte sie despektierlich. »Knöllchen hätte uns beide weggesperrt. Okee, wir haben gut mit ihm in Waashton zusammengearbeitet, und er hat uns mitgenommen nach Afra.* Aber jetzt hat er neue Freunde. Und er wird nicht zugeben wollen, wie gut wir uns kennen.«
Damit trat sie auf ihn zu, drückte ihm einen Rucksack in die Hand und marschierte los.
Natürlich mahlte er mit den Zähnen. Natürlich war er wütend. Doch schließlich kam er ihr hinterher.
Es war früher Nachmittag, als sie das Wasserloch ausmachten. Nahrung war weniger ihr Problem. Haaley hatte große Streifenhörnchen ausgemacht und erlegt. Aber Wasser war hier rar.
Da war es eher suboptimal, dass ein ganzes Rudel Lioons am Wasserloch träge in der Sonne lag.
»Keine Sorge«, meinte Smythe und ging weiter. »Schau doch – die bleiben ganz friedlich. An den Wasserlöchern herrscht quasi Waffenstillstand. Das Gesetz der Wüste.«
Haaley blieb stehen und sah ihm skeptisch hinterher. Doch als die mutierten Löwen weiterhin stillhielten, schloss sie zu ihm auf.
Aus der Nähe waren die Tiere noch beeindruckender. Die Daa'murenstrahlung hatte sie größer gemacht. Und ob das noch nicht genügte, verfügten sie über zwei Köpfe. Aber etwas stimmte nicht.
»Was ist mit denen?«, fragte Haaley. »Die rühren sich überhaupt nicht.«
Smythe wagte sich näher heran. »Sie sind... tot«, ächzte er. »Allesamt!«
»So viel zum Frieden des Wasserlochs. Die Viecher werden sich bestimmt nicht zu Tode gelangweilt haben. Irgendwas hat sie umgebracht!« Nun trat auch sie zu den Tieren und strich einem der Lioons durch das struppige Fell. Der Körper war bereits kalt, aber die Verwesung hatte noch nicht eingesetzt.
Smythe schritt weiter bis zum Wasserloch. »Vielleicht ist das Wasser vergiftet«, meinte er vom Ufer her.
»Kannst du es filtern oder so?«, fragte sie, während sie von Kadaver zu Kadaver ging. Aus einem der Felle ließ sich bestimmt ein schöner Mantel machen – auch wenn er hier in der Savanne wenig zweckmäßig war.
»Natürlich!«, rief er aufgebracht. »Mit dem Labor, das wir mitführen, ist das ein Kinderspiel!«
»Na, Wudan sei Dank!«, rief sie zurück und beugte sich vor. Dieses Exemplar hatte keine Mähne; ein Weibchen. »Dann fang mal an!«
»Haaley, wir haben kein Labor!«
»Oh. Sag das doch gleich!« Dort vorne bewegte sich etwas, halb unter einem der Kadaver verborgen. Sie räumte eine der großen Tatzen beiseite, und dann sah sie es.
»Wir werden verdursten, Haaley!«
»Schön«, meinte sie und zog das kleine Ding hervor. Ein klägliches Maunzen erscholl und zwei Mäulchen gähnten sie an.
»Was bist du denn für ein süßer Fratz?« Haaley war entzückt, wie flauschig sich das Lioonjunge anfühlte. Es war winzig, kaum so lang wie ihr Unterarm. Einer der Köpfe öffnete die Augen und sah sie neugierig an. Der andere schien noch müde zu sein und sackte weg, sodass sie ihn vorsichtig abstützte.
»Oh, du bist ja sooo süß«, sagte sie leise und holte ihre Wasserflasche heraus.
Während Smythe am Wasserloch herumlamentierte, gab sie dem Jungtier zu trinken. Sofort wachte der zweite Kopf auf, und beide tranken gierig.
»Haaley!«, rief Smythe nach einiger Zeit. »Das Wasser können wir vergessen. Es stinkt, und kleinere Kadaver treiben an der Oberfläche.«