Maddrax 641 - Michael Edelbrock - E-Book

Maddrax 641 E-Book

Michael Edelbrock

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Beschreibung

Miki Takeo ist tot, sein Androidenkörper vernichtet - doch die zentrale Einheit, der Gedächtnisspeicher mit all seinen Erinnerungen und dem Persönlichkeitsprofil, konnte geborgen werden.
Nun gehen Wissenschaftler daran, ein einzigartiges Projekt zu verwirklichen: dem künstlichen Bewusstsein einen organischen Körper zu geben! Sofern es gelingt, den Chip mit dem Gehirn eines Klons zu verbinden. Doch wird das Wesen, das daraus entstehen soll, je wieder Miki Takeo sein können?

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Prometheus 2.0

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.

Die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika, stürzen über Peru wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.

Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Zum Dank bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.

Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.

Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich in die Todeszone, geraten in das unterirdische Reich der Nocturno und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Nachdem Dak'kar den Ort lokalisiert hat, bringt er die Gefährten zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt und Dak'kar Kurs auf die Nimitz nehmen.

Dort schlägt Mabuta zu, als sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Nimitz-Leute nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass die Daa'muren Grao und Ira in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Sie werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich das Pentagon!

Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, weil er ihn nicht beeinflussen kann, zerstört den Androiden. Matt kommt zu spät – doch Takeos Kopf mit dem Persönlichkeits-Chip ist verschwunden!

Suzi Quinn, als Kommandantin eingesetzt, überwindet Clauzers Beeinflussung und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal dreihundert Sauroiden rekrutiert, bevor er nach Independence weiterfliegt, um in einem weiteren Areal 30 Roboter von dort angesiedelten Retrologen zu erringen.

Prometheus 2.0

von Michael Edelbrock

Schwerelosigkeit. Angenehme Wärme.

Er öffnete die Augen, sah über sich eine Wasseroberfläche. Darüber zwei Gesichter, die auf ihn herabschauten. Er konnte den Kopf kaum drehen; irgendetwas klebte an seiner Stirn.

Wo war er?

Es gab keinen Schmerz, keinen Hunger oder Durst. Die Blicke der Fremden schienen nicht böse, aber besorgt. Durch das Wasser waren die Gesichter nicht klar zu erkennen, doch sie wirkten anders, fremdartig. Sah er selbst auch so aus? Sollte er das nicht wissen?

Wer war er?

Überwältigt schloss er die Augen.

Quart'ol genoss es, sich treiben zu lassen. Gerade fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren, und so ließ er den Blick schweifen.

Die hohe Decke des Saals trug ein geschwungenes Korallenmuster, die Bordüren zogen sich zu dicken Säulen zusammen, die im Saal aufragten wie Geysire aus Stein.

Dazwischen schwebten Hydriten aufrecht im Wasser, die Kämme aufmerksam aufgestellt.

Quart'ol wollte nicht hier sein. Er hatte etwas Wichtigeres zu tun – obwohl dort vorne gerade Ei'don sprach. Der Sohn der Tiefen, gekommen aus den Wirren der Zeit.

Er hatte bereits vor zweitausend Jahren die Völker des Posedis in den Pylonischen Kriegen vereint, bis ihm eine göttliche Eingebung zuteilwurde. Nun redete er von Frieden.

»Ich frage euch, was die Natur der Hydriten ist«, führte Ei'don aus. »Unsere Geschichte ist so unvorstellbar lang, dass wir uns diese Frage schon unzählige Male gestellt haben dürften. Jedes Mal fanden wir eine Antwort und lebten nach ihr. Wir fanden unsere Identität. Was aber macht Identität, was macht unser Leben aus? Ich glaube, dass äußere Einflüsse oder eigene Fehler dazu führten, dass wir die Antwort vergaßen. Wir fielen in unserer Entwicklung zurück und wurden zu weniger, als wir hätten sein können.«

Gemurmel wurde im Saal laut, teils zustimmend, teils skeptisch.

»Nicht zuletzt«, fuhr Ei'don fort und stellte warnend den Kamm auf, »hindert uns auch unsere Natur! Die Tantrondrüse ist ein Makel. Fleisch zu verzehren, weckt das Übel in uns!«

Quart'ol nickte, gegen seinen Willen begeistert von dem charismatischen Anführer.

Er hatte ihn vor zwei Jahren mit nach Sub'Sisco gebracht, wo er sofort die Mar'os-Jünger zu Friedensverhandlungen einlud. Vielleicht wäre es sogar von Erfolg gekrönt gewesen, wenn nicht die bösen Zwillinge von Matthew Drax und Aruula alles sabotiert hätten.1

Quart'ol schwang sich mit einer lässigen Bewegung herum und driftete auf den Ausgang zu.

Seit jenem schicksalhaften Tag hatte er mit Ei'don andere Städte der Hydriten bereist. Die Gespräche waren nicht schlecht verlaufen, doch die Kunde hatte noch nicht wirklich verfangen.

Zu viele weigerten sich, an die Rückkehr des echten Ei'don zu glauben, des legendären Anführers der Hydriten. Und wenn sie es doch taten, hielten sie seine Botschaft für so alt, als wäre sie von Schlick und Korallen begraben.

Aber Ei'don wäre nicht zur Legende geworden, wenn ihn das aufgehalten hätte. Er sprach zu allen, die zuhören wollten, und es wurden von Zyklus zu Zyklus2 mehr.

Quart'ol verließ den Saal. Er hatte anderes zu tun, musste einem Freund einen Dienst erweisen. In der Eingangshalle des Hydrosseums sah er zu den Reliefs, die auch Matthew Drax darstellten. Wo er wohl war? Er hätte ihn gerne dabei gehabt, doch es schadete nicht, dass der Mensch nach den Vorfällen mit den Duplikaten erst einmal Abstand zu den Hydriten hielt.

Die Lage in den Kuppeln von Sub'Sisco war so schon schwierig genug. Vor wenigen Zyklen hatte die Oase der Hundert die Downtown angegriffen! Quart'ol kannte den Auslöser nicht, aber die Dark Force schien die Finger im Spiel zu haben.

Miki Takeo, der Leiter der Oase, hing jedenfalls nicht mit drin. Er wäre der Einzige, der Licht ins Dunkel bringen könnte. Bloß konnte Quart'ol den toten Freund nicht fragen. Zumindest noch nicht.

Er schwamm höher über der breiten geschwungenen Treppe, deren Geländer von den Statuen unbekleideter Nixen und übergroßer Oktopoden gehalten wurde. Das Tor zum Ratssaal war ähnlich opulent mit Fresken aus Muschelkalk und Granit verziert. Die zwei Wachen, die davor schwebten, hatten heute nicht nur zeremonielle Funktion.

Nach dem Angriff auf die Downtown hatten zahlreiche Flüchtlinge vor den Kuppeln gestanden. Mendriten und Menschen suchten Sicherheit, doch die Hydriten zögerten, sie einzulassen.

All die Millionen Jahre unseres Volkes, all die Werke berühmter Philosophen zweier Welten – und wir haben immer noch nicht genug über Nächstenliebe gelernt, dachte Quart'ol betrübt.

Er hatte die Tore geöffnet und die Flüchtlinge eingelassen. In der Folge hatte der HydRat die große Kuppel geflutet – nicht zuletzt als Zeichen, dass sie Wasserwesen vorbehalten sei und Menschen hier nicht gut gelitten waren.

Und ausgerechnet diese Kalkköpfe muss ich jetzt um ihr Einverständnis bitten, dachte er düster.

Er musste nicht lange warten, bis man ihn einließ. Der Saal hatte die Form einer Muschel, in der Mitte ein halbrunder Tisch mit den traditionellen sechs Sesseln. Fünf für die Mitglieder des HydRats, von denen nur vier anwesend waren, und einen für die Oberste Ul'ia. Hinter den Repräsentanten zeigte ein gewaltiges Fenster ein Meer aus korallenroten Dächern, als wolle es sagen: Sieh her, über all das herrschen wir!

Die Oberste nickte ihm zu. Widerstrebend zollten auch der Vorsitzende Ol'gor und die Ratsmitglieder Tar'nou, Kant'ulos und Yil'dara den nötigen Respekt.

»Der Rat heißt dich willkommen!«, begann Ol'gor mit leicht gespreizten Dornen. »Was ist dein Anliegen?«

So formell?, dachte Quart'ol, ließ sich aber darauf ein.

»Werter HydRat von Sub'Sisco! Ich danke euch für die Gelegenheit und erbitte die Zustimmung zur Verwendung eines Klonkörpers. Ich konnte ihn bereits vorbereiten und muss nun die entscheidenden Schritte unternehmen.«

»Wie stünde es uns zu, einem Geistwanderer der Quan'rill einen Klonkörper zu verwehren? Schließlich werden sie für euch vorgehalten!«

Quart'ol straffte seinen Flossenkamm. »Ich wünsche ihn nicht für mich selbst.«

Tar'nou musterte ihn verblüfft. »Dann brauchst du ihn für einen anderen Geistwanderer?«

»Ein weiterer Ei'don?«, fragte Yil'dara spitz.

»Nein«, sagte Quart'ol mit verhohlenem Zorn. Er überlegte sich die nächsten Worte sehr gut. »Ich bitte um eure Erlaubnis, weil es sich nicht um einen Hydriten handelt.«

Der Rat starrte ihn an.

Quart'ol ließ ihnen keine Zeit, darüber nachzudenken. »Vor zwei Tagen war ich in der Oase der Hundert, um den Grund für die Aggressivität, die von dort ausging, herauszufinden. Ich fand Zerstörung und Chaos, offenbar ausgelöst von der Dark Force. Und in einem bombardierten Hangar... den Leichnam meines Freundes Miki Takeo.«

»Der Android ist tot?«, fragte Kant'ulos.

Einzig Ul'ia senkte traurig ihr Antlitz.

»Nicht ganz«, präzisierte Quart'ol. »Sein abgetrennter Kopf liegt in meinem Labor – und in ihm der Chip mit seiner Persönlichkeit und seinem Gedächtnis. Ich will dieses Bewusstsein in einen Klonkörper transferieren.«

»Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief Ol'gor, während sich Yil'dara zu verschlucken schien.

»Es wird wie eine Seelenwanderung sein«, versuchte Quart'ol die Aufgebrachten zu beruhigen.

»Dieses Wesen hat keine Seele!«, sagte Tar'nou. »Es ist eine Maschine!«

»Was genau ist eine Seele?«, fragte Quart'ol, nachdem Ruhe eingekehrt war. »Schließt sich der HydRat dem Weisen Jado'ran an, der vor zweitausend Rotationen schrieb, die Seele sei eine Verbindung aus Körper und Geist, bestehend aus den einzelnen Komponenten? Wir haben hier einen Geist, dem wir einen Körper geben – und erschaffen so Miki Takeos Seele!«

»Jado'ran war bestenfalls ein ungewöhnlicher Denker!«, warf Kantu'los ein. »Eher ein Ketzer.«

»Dann folgt ihr also Kil'ange, nach der eine Seele das energetische Geflecht ist, das ein Individuum durch Bindung an andere Individuen in der Welt erschafft? Soll doch Miki Takeos Geist diese Bindungen schaffen und zu einer Seele werden!«

»Du hast dir das offensichtlich gut überlegt«, warf Ol'gor ein.

»Wenn wir Miki Takeos Bewusstsein den Körper verwehren, weil er keine Seele haben soll, wie kann ich sicher sein, bei meiner nächsten Geistwanderung einen Körper zu erhalten? Schließlich bin ich dann nach eurer Auffassung auch nur ein Geist ohne Körper.«

»Niemals würden wir dir oder einem anderen Quan'rill einen Klonkörper verwehren! Aber Takeo ist kein Geistwanderer. Er war nicht einmal ein Lebewesen, sondern dessen Nachahmung!«

»Bist du dir überhaupt sicher, dass es dir gelingen kann?«, fragte Ul'ia. Die Oberste hatte bisher geschwiegen. »Takeos Chip ist kein aktives Bewusstsein wie das eines Geistwanderers. Die Integration dürfte kompliziert werden.«

Quart'ol stellte seinen Kamm auf. »Dessen bin ich mir bewusst. Wir müssen ihm die Zeit geben, diese Verknüpfung zu erstellen. Du hast recht, es sprengt die Grenzen hydritischer Erfahrung. Aber diese Grenzen wurden schon einmal erfolgreich überwunden.«

Damit spielte er auf Ul'ias Projekt vor vielen Jahren an, als die Oberste zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Gefährten Clay die Mendriten erschuf.

Sie überlegte, dann schwamm sie ein Stück höher. »Der HydRat stimmt deinem Vorhaben zu. Aber ich warne dich, Quart'ol! Was ich einst erschuf, führt bis heute kein leichtes Leben, muss ständig um Respekt und Anerkennung kämpfen. Ich bin dir daher dankbar, dass du sie in die Kuppeln eingelassen hast, während andere zauderten.«

Der Seitenhieb saß. Ol'gor und die Ratsmitglieder wagten nicht, sie anzusehen.

»Ich möchte nicht erfahren, dass du dich übernimmst, dass du geleitet warst von falsch verstandener Freundschaft«, fuhr Ul'ia fort. »Ich weiß, dass du dies auch für deinen Freund Matthew Drax tust. Doch der HydRat kann seine letzte Einmischung in unsere Angelegenheiten nicht verzeihen.«

Quart'ol sah sie ernst an. Er hätte gerne widersprochen, hielt sich aber zurück. Er hatte bekommen, was er wollte. So verneigte er sich und schwamm aus dem Ratssaal.

Quart'ols leergepumptes Labor lag in abendlicher Stille. Die Luft war trocken und roch nach Nährstoffen, Chemie und Salz. Die Wände waren vollgestellt mit Tischen, auf denen Fühler, Sensoren und andere Geräte in wildem Durcheinander standen.

In der Mitte ruhte die durchsichtige Nährwanne wie ein altägyptischer Sarkophag. Die Flüssigkeit schwappte bei jeder Bewegung des Körpers, war aber dicker als Wasser. Piezo-elektrische Ströme bildeten darin Kreisläufe und interagierten mit den Elektroden, die von der Stirn des unfertigen Wesens zu anderen bionetischen Geräten führten.

Quart'ol sah auf, als Fraa'in neben ihn trat. Der führende Genetiker kniff seine Augen zusammen.

»Was soll er werden?«, fragte er. »Hydrit? Mendrit? Oder Mensch? Mit den richtigen Hyrmonen entwickelt sich der Klonkörper in jede Richtung.«

»Ein Mensch«, sagte Quart'ol instinktiv und war froh, den Klon-Spezialisten an der Seite zu haben. »So kann er unter seinesgleichen leben. Er muss hochgewachsen sein, schließlich war er an seinen über zwei Meter großen Androidenkörper gewöhnt. Zusätzlich soll er Kiemen erhalten – und einen verbesserten Stoffwechsel. So könnte er auch unter Hydriten leben und zu einem Vermittler zwischen unseren Völkern werden.«

Ich spreche schon wie Ei'don, dachte er dabei.

Fraa'in stellte die bionetischen Sequenzer und künstlichen Hyrmon-Drüsen ein. »Wir können anfangen«, sagte er.

Quart'ol nahm das elektronisch-bionetische Kästchen zur Hand, ein Lesegerät für den Bewusstseinschip. Er bemerkte den skeptischen Blick seines Kollegen. »Du zweifelst?«, fragte er.

»Du kannst keine Gedanken in dem Chip lesen, oder?«

»Du möchtest wissen, ob eine Seele darin abgespeichert ist? Ein Geist in der Maschine?«

»Ich bin nicht so skeptisch wie der HydRat, sonst wäre ich nicht hier. Aber wir sollten keine zu großen Gefahren eingehen.«

»Ul'ia hat mir bereits ins Gewissen geredet. Aber er war einer von den Guten. Er kümmerte sich immer um die Menschen.«

»Er war eine Chimäre«, räumte Fraa'in ein, »die mehr und mehr zur Maschine wurde.«

Er hatte recht. Takeos Geschichte war die eines Menschen, der sein Menschsein mit jedem elektronischen Implantat mehr eingebüßt hatte. Aber würde er ihm mit dem Klonkörper nicht sein altes Ich zurückgeben?

»Es wird funktionieren«, sagte Quart'ol bestimmt. »Mit einem organischen Körper kann er ein neuer, besserer Miki Takeo sein. Wir müssen nur Synchronizität zwischen Körper und Bewusstsein erreichen. Dann wird er von einer gefühllosen Maschine zu einem fühlenden Wesen.«

»Das wird nicht leicht für ihn«, prophezeite Fraa'in.