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Als wir Matt und Tschoosch allein ließen, waren sie gerade mit knapper Not und einer großen Ladung Fungizide vom Flugfeld in Med'liin gestartet und wurden von einer Chessna verfolgt.
Diese Maschine loszuwerden, ist aber nur ein kleiner Teil des Problems - denn wie sollen sie das Pflanzengift über 600 Kilometer weit ins Dorf der Mabuta-Garia schaffen? PROTO hat dafür nicht ausreichend Stauraum.
Doch das scheint sich eh erledigt zu haben - als sie landen und feststellen müssen, dass eine Sekte den Amphibienpanzer gefunden und sich unter den Nagel gerissen hat...
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Seitenzahl: 156
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Was bisher geschah...
Konvoi der Verlorenen
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Impressum
Am 8. Februar 2012 schlägt ein gewaltiger Komet auf der Erde ein. Die Druckwelle trifft auch drei Beobachtungs-Jets. Der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, kann in den Alpen notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, ermöglichte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, eine Übersiedelung. Der vermeintliche Komet war eine Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und stößt auf Parallelwelt-Areale, die überall auf der Erde aufbrechen. Sie sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst mit seinen Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.
Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden den havarierten Gleiter. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley, die verrückte Freundin seines verstorbenen Erzfeindes Jacob Smythe.
Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft, während sein Trupp dezimiert wird. Die letzte Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.
Die Fremde entkommt, doch Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Ein Indiostamm soll den Schwarm kontrollieren, aber sie stellen fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Er wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid fährt er los, Richtung Bogotá, und gerät in ein mörderisches Spiel, mit dem ein Krieg um Öl entschieden werden soll. Dabei lernt er Tschoosch Claansman kennen, der früher als Chemiker bei einem Drogenbaron gearbeitet hat, ihn weiter begleitet und ihm hilft, in Med'liin eine Ladung Fungizid samt einem Frachtflugzeug zu stehlen...
Konvoi der Verlorenen
von Michael Edelbrock
Tschoosch Claansman schnallte sich in dem engen Cockpit los und sah zum Fenster hinaus. Tief unter ihm schoss der Dschungel wie ein dichter grüner Teppich vorüber. Er wandte den Blick nach hinten in Richtung Med'liin. Die Tragflächen glänzten in der Sonne, die Propeller bildeten einen flirrenden Kranz. Doch das war es nicht, worauf er achtete.
Dann erschien das Flugzeug hinter ihnen, als setze es zum Überholen an. An seiner Front blitzte etwas auf. Plötzlich tauchten an ihren eigenen Tragflächen lauter kleine Einschusslöcher auf.
»Shit, das sieht gar nicht gut aus!«, rief er ins Cockpit hinein. »Matt, die Typen sind ganz schön hartnäckig!«
Tschoosch musterte den feindlichen Flieger, der gegen ihren großen Transporter wirkte wie ein Spatz gegen einen Adler. Dummerweise hatte der Spatz aber keine Gewissensbisse, sein festinstalliertes MG zu nutzen.
»Das werden sie auch bleiben«, sagte Matt vom Pilotensitz aus.
»Wie?«
»Das war mal eine Cessna, bevor sie umgebaut wurde. Klein und wendig, gute Turboprop-Motoren.«
Tschoosch Claansman strich sich über die schweißverklebte Stirn. »Na, großartig! Wir werden sie also nicht abhängen können?«
Matt schien einen Moment zu überlegen. »Wir haben mehr Ausdauer, sind aber nicht schneller. Das hier ist eine Lockheed C-130 Hercules. Wir sind viel zu schwer und weniger wendig als die.«
»Also sind wir ihnen ausgeliefert.«
In diesem Moment schlug irgendetwas in die Seite des Cockpits ein. Sie fluchten laut, doch das Schlimmste waren ein konstanter Luftzug und noch mehr Lärm im Innern.
Solange sie die Ladung nicht treffen, dachte Tschoosch düster.
Sie transportierten sechzig Kanister Fungizid, die sie in Med'liin gestohlen hatten. Dank manipulierter Frachtpapiere waren die Drogenbosse sogar so freundlich gewesen, ihnen den Flieger zu beladen. Sie mussten nur noch als Putzkolonne verkleidet in den Flughafen eindringen und die Maschine kapern.*
Matt wollte... nein, musste die Fracht in ein Dorf weiter südlich bringen. Es ging um Haaleys Leben. Ein intelligentes Ameisenvolk namens Mabuta hatte sie in seiner Gewalt. Es benötigte das Fungizid, um gegen einen aggressiven Pilz vorzugehen, der die Aants bedrohte.
Dummerweise hatte man sie zu früh entdeckt, und dann war alles sehr eng geworden. Die Cessna war kurz nach ihnen gestartet. Entweder wollten die Drogenbosse das Pflanzenschutzmittel und das gestohlene Flugzeug zurück – dann hatten sie noch eine Chance, zu überleben –, oder sie wollten ein Exempel statuieren und sie vom Himmel holen. Dann gute Nacht!
»Scheiße, die schießen immer noch auf uns!«
Wohl doch eher Letzteres...
Matt lenkte den Transporter in eine weite Kurve, beschleunigte in einen Sinkflug hinein.
»Ich hatte gehofft, die wollten uns nur ein bisschen Angst machen, um uns zur Rückkehr zu bewegen«, sagte Tschoosch.
»Die haben selbst Angst – die haben nämlich den kleineren Tank«, entgegnete Matt.
»Das beruhigt mich, danke!«, meinte er sarkastisch. »Also schießen sie uns lieber ab, bevor sie uns verlieren. Ich schaue mal, was sich da machen lässt.«
Der muskulöse Mann in mittleren Jahren mit dem halblangen, wuscheligen Blondschopf stand auf und ging nach hinten. Dabei musste er sich an der Wand festhalten, kam sich vor wie ein Matrose bei Seegang.
Der Laderaum zwischen den bauchigen Wänden war übervoll mit den Kanistern. Es waren kleine weiße Behälter mit Griffen oben und einer zugeschraubten Schütte. Er kannte sie noch gut von seiner Arbeit als Cheemo. Aus einer Zeit, bevor er erkannt hatte, dass man den Drogenbossen Einhalt gebieten musste.
Tschoosch suchte die Kisten neben dem Eingang ab, fand aber nur normales Werkzeug. Nichts, das ihm bei der Abwehr eines bewaffneten Flugzeugs helfen konnte.
Kurz nahm er den Driller, den Matt ihm überlassen hatte, in die Hand und schnaubte. Sollte er es damit probieren? Aber das war ein Glücksspiel bei mehreren hundert Meilen pro Stunde und einem Verfolger, der ständig nach links und rechts ausscherte. Da wäre die Munition verbraucht, ehe er einen Glückstreffer landen könnte.
Nachdenklich betrachtete er die Ladung. Vielleicht ließ sich ja damit etwas anfangen...?
Tschoosch nahm sich einige der Kanister und stellte sie vor der Heckluke auf. Sie waren gekippt, mit der Schütte knapp über dem Boden. Als er nun die Deckel abschraubte, rieselte das feine Pulver heraus wie bei einer leckgeschlagenen Sanduhr.
Tschoosch Claansman grinste angesichts seiner Idee und eilte zurück zum Durchgang, wo er den Schalter für die Heckluke betätigte.
»Bist du verrückt?«, kam es sofort von vorne. Offenbar war ein Lämpchen an den Kontrollen aufgeleuchtet. »Was machst du da?«
»Uns den Arsch retten, Baby!«, rief er zurück.
Der Luftzug wurde zu einem unablässigen Heulen und riss das feine Pulver nach hinten aus der Maschine.
Die Cessna war immer noch an ihrem Heck, und der Pilot hatte keine Chance, die weiße Wolke zu umfliegen. Im nächsten Moment tauchte die Maschine darin ein.
Da hatte Tschoosch, der offen in der Mitte der Frachtöffnung stand, den Driller längst gezogen. Er musste nicht einmal feuern; die offensichtliche Bedrohung genügte schon.
Der Mann am MG betätigte den Abzug. Es war sein letzter Fehler. Das Mündungsfeuer entzündete die Wolke, die zu einer blauen Flammenwalze wurde – und sich gleichzeitig auf das Heck der Hercules zufraß!
Tschoosch taumelte erschreckt zurück und landete auf seinem Hintern. Doch kurz bevor die Flammen die Kanister erreichen konnte, war das Pulver verbraucht und die Feuerwalze riss ab.
Als sich das Sichtfeld klärte, sah Tschoosch die Folgen der Aktion: Die Cessna war rußgeschwärzt, aus der Motorhaube quoll Rauch. Vielleicht waren auch die Insassen ein wenig angeröstet worden. Immerhin musste das feine Pulver überall eingedrungen sein.
Das kleine Turboprop-Flugzeug verlor schnell an Höhe und entzog sich schließlich seinem Blick.
Tschoosch sprang auf und schloss die Heckluke, nachdem er die leeren Kanister hinausgekickt hatte.
»Was bei Orguudoo war das für ein Lichtschein hinter uns?«, fragte Matt ihn, als er ins Cockpit zurückkam und sich lässig auf den Copilotensitz fallen ließ.
»Ich habe mit dem Fungizid ein paar unerwünschte Stinkmorchel beseitigt«, meinte er grinsend. »Das Zeug ist hochexplosiv. Wir Cheemos mussten bei der Herstellung extrem vorsichtig sein.«
Matt ächzte. »Wann wolltest du das erwähnen?«
»Wann wolltest du es neben offenem Feuer lagern?«
»Wir fliegen damit! Genügt das nicht als Gefahr?«
Tschoosch winkte ab und legte einen Fuß auf die Konsole. »Keine Sorge. Es ist sicher verpackt, da kann nichts passieren. In diesem Ameisendorf müssen wir eben vorsichtig damit umgehen.«
»Bis dahin müssen wir es erst mal schaffen«, sagte Matt und deutete auf eine Anzeige. »Der Tank ist getroffen, wir verlieren Treibstoff. Wir brauchen viel Glück, um bis nach Navaa zu kommen.«
Jiménéz' Zähne klapperten aufeinander.
Das Motorrad raste über den unebenen Dschungelboden. Die Reifen hatten eine vielfach gepolsterte Gummiauflage, zusätzlich mit Spikes versehen, damit er Hindernissen unmittelbar ausweichen konnte.
Das Chassis war das einer uralten Honda, an allen relevanten Stellen stahlverstärkt und doppelt geschweißt. An der Seite hatte sie einen kleinen Zusatztank, wie es sich für einen Erkunder gehörte. Es war eine Maschine, wie die Götter sie lieben mussten. Und er, Jiménéz, wusste sie zu fahren!
Er wich den Bäumen aus, schaltete runter, zog mit aufheulendem Motor die Umdrehungen hoch, nahm die Böschung und fetzte durch ein paar Farne, bevor er wieder den Boden berührte. Die Blätter schlugen gegen seine verblasste Warnweste, an deren zahllose Fäden und Risse er die Schädel und Knochen kleiner Tiere befestigt hatte.
Wir halten niemals, wir feiern die Piste, die Strecke ist unser Ziel. Wir sind der Konvoi der Verlorenen, intonierte er in Gedanken.
Ein kurzer Blick nach rechts. Durch die Bäume sah er Tónio, mit dem er sich ein Rennen lieferte.
Vater Inti, Vater Sonne, betete er, während ihm der Schweiß aus den schwarzen Haaren lief, dessen Feuer das Gemisch entzündet!
Ein schnelles Umlenken um das Schlammloch. Der Lenker bockte in seiner Hand, das Hinterrad drehte durch, dann fand es wieder Grip. Das Gas strömte; er berauschte sich am Pumpen der Kolben.
Christoflorus, Schutzheiliger der Reisenden, der uns zum Ziel geleitet!
Jiménéz schrie seinen Jubel hinaus; er brach sich einfach Bahn. Der Konvoi war weit hinter ihnen, den Erkundern.
Nichts voraus außer der Piste und grenzenloser Freiheit!
Die Maschine unter ihm war ein heiliges Gefährt. Auf die Schutzbleche hatte er halbierte Zahnkränze geschweißt. Sie zerrissen jedem Raubtier die Haut, das den Fahrer anspringen wollte.
Mama Uqllu hatte gesagt, sie sollten fortgehen und sich die Welt untertan machen – und das taten sie. Sie nahmen sich, was sie fanden. Nichts holte sie ein.
Sein Kompagnon Tónio umfuhr eine kleine Gruppe von Bäumen, raste in das dahinterliegende Dickicht – und blieb unerwartet zurück. Jiménéz konnte den Kopf nicht wenden, musste auf die Strecke achten. Aber er hörte die Explosion hinter sich.
Erschreckt hielt er die Maschine an. Weitere Motorrad-Erkunder, die ihnen dicht auf den Fersen waren, trafen ein.
Ein Teil des Dickichts brannte – und mitten in den Flammen lagen das zerstörte Krad und ein zerschmetterter Tónio. Dicke schwarze Rußwolken stiegen als Brandopfer zu Vater Inti auf. Sein Gefährte musste in voller Fahrt einen Baum gerammt haben.
Jiménéz griff hinter den Sattel und zog die Machete aus der Halterung, reckte sie zum Himmel. »Fahr auf, fahr auf!«, brüllte er. »Schließe dich der Wilden Jagd an und fahre ewiglich im Himmel!«
Die anderen fielen in den Ruf ein.
»Frenetisch!«, brüllte Geronimoo vor Begeisterung. »Er ist kein Verlorener mehr!«
Schließlich ließ Jiménéz die Machete sinken und stieg ab. Er wollte nachschauen, was der Kamerad gerammt hatte. Er erwartete einen Baumriesen, doch als die Flammen erloschen, zeigte sich hinter der Schneise... ein stählernes Monstrum.
»Ein Panzer!«, rief Garcio überrascht. »Der muss von Hephaismus selbst geschmiedet sein!«
»Vier Achsen!«, staunte Geronimoo ehrfürchtig.
Jiménéz bewunderte die flache Frontpartie und kletterte auf das Fahrzeug. Oben fand er eine runde Einstiegsluke, leider verriegelt. Der Rumpf schien aus einem besonderen Metall zu bestehen. Es fühlte sich glatt und zugleich rau an.
»Den hat uns der Herr geschickt!«, sagte Geronimoo von unten.
»Hah!«, machte Jiménéz. »Der schickt höchstens die Heerscharen! Das hier hat jemand anderes verloren. Und die Verlorenen haben es gefunden!«
»Jechuss und Teufel«, fluchte Garcio. »Wie sollen wir da reinkommen?«
Die Frage war berechtigt. Sie machten sich daran, das erstaunliche Gefährt Zentimeter für Zentimeter abzusuchen. Es war gut verschlossen, was wenig verwunderlich war. Immerhin hatte sich auch jemand die Mühe gemacht, es im Dschungel zu verstecken.
»Geronimoo«, sagte Jiménéz. »Fahr und hole den Konvoi hierher. Wir brauchen den Tieflader. Dieses Wunderwerk müssen wir mitnehmen und seine Geheimnisse ergründen. Irgendwie werden wir ihn schon öffnen, und sei es erst im Inferno.«
Geronimoo nickte eifrig. »Ich sage Thór Bescheid.«
Mit aufheulendem Motor fuhr der Mann los und brachte die frohe Kunde zum Konvoi der Verlorenen.
Matthew Drax konnte nicht leugnen, dass er die Zeit genoss. Seit sie die Cessna hinter sich gelassen hatten, konzentrierte er sich ganz aufs Fliegen.
Natürlich vermisste er die RIVERSIDE; sie war wie ein Zuhause gewesen. Aber dies hier war quasi ein Teil seiner Vergangenheit, seines ersten Lebens.
Natürlich war seine Nostalgie etwas übertrieben. Diese alte C-130 Hercules mit dem Stratosphärenjet zu vergleichen, in dem er damals den Kometen »Christopher-Floyd« observiert hatte, war weit hergeholt. Sie verfügte zwar über zwei Turboprop-Motoren, war aber viel zu schwer, um wendig oder spritzig zu sein.
Er sah aus dem Seitenfenster hinunter auf die Farbpracht des Dschungels – ein Überfluss an Leben, Wachstum und Blütenpracht nach den Savannen und der Einsamkeit Afras.
Unwillkürlich dachte Matt an die Geschichten der Mayaa zurück, an ihr großes Reich und ihre Zeit als Geister des Dämmerwalds, wo graue Pilze alles überwucherten und sich die Pflanzen- und Tierwelt auf dem Rückzug befand.
Schien es ihm nur so, oder war Amraka tatsächlich besser durch die Wirren des nuklearen Winters gekommen? Besser jedenfalls als das zerrissene Euree oder das ausgelöschte Ruland. Vielleicht wirkte das aber nur so, weil alles unter dem Teppich aus grünem Leben verborgen war.
Matt genoss die Freiheit, mit dem Flugzeug über den Dingen zu schweben. Den Höhenmesser behielt er im Auge und überprüfte, ob sich die Seitenruder festsetzten. Auf das Wartungspersonal der Drogenbosse wollte er sich nicht verlassen.
Die Treibstoffanzeige sank schneller ab als gedacht. Tschoosch hatte den Rumpf von den Fenstern aus überprüft und Einschusslöcher entdeckt, aus denen ein feiner Nebel entwich. Das MG der Cessna hatte eine Treibstoffleitung getroffen.
Vollgetankt konnte die Hercules zweitausendvierhundert Meilen* schaffen – mit einwandfreiem Kerosin. Aber so weit wollte er ohnehin nicht fliegen. Ihr Ziel war Navaa, wo sie PROTO zurückzulassen hatten.
Er sah zu Tschoosch hinüber, der im Sitz des Copiloten hing. Die halblangen Haare fielen ihm in die Stirn. Er strich sie zurück, als er Matts Blick bemerkte und grinste.
»Was ist, Meisterflieger? Reicht das Benzin, oder soll ich rausklettern und die Lecks mit Kaugummi abdichten?«
»Wenn du abstürzt, würde das zumindest das Gewicht verringern«, gab Matt trocken zurück. Tschoosch Claansman lachte.
Die Tankanzeige sank unaufhaltsam. Die Sonne war aufgestiegen und stand bald genau in ihrem Sichtfeld. Bei einer Fluggeschwindigkeit von über dreihundert Meilen pro Stunde* benötigten sie fünfzig Minuten für die Strecke.
Ohne Benzin würden sie abstürzen wie ein Stein. Dieser Flugzeugtyp hatte keine Gleiteigenschaften. Matt dachte besorgt an die Landebahn in Navaa, die ihm nun recht kurz erschien und vor allem sehr buckelig. Tschoosch hatte ihm zwar versichert, dass das explosive Fungizid stoßfest sei, aber Matt war trotzdem beunruhigt.
Er korrigierte wiederholt Kurs und Höhe und wünschte sich die Unterstützung eines Towers, der ihn mit einem Leitstrahl führte.
Navaa kam in Sicht. Zuerst hielt Matt es für ein Wolkenband, dann erkannte er die Rauchsäulen. »Haben die das Feuer immer noch nicht im Griff?«, wunderte er sich. Tschoosch als erklärter Feind der Drogenmafia hatte beim Abflug deren ganzes Kooks-Lager in Brand gesteckt.
»Das kann nicht sein!«, sagte Claansman überrascht. »Die Hallen können nicht immer noch brennen!«
Das taten sie auch nicht. Die Rauchsäulen stiegen aus der kleinen Stadt selbst auf.
»Da steht ein ausgebrannter Jeep mitten auf der Landebahn«, merkte Tschoosch an.
»Bis zu dem müssen wir langsam genug sein, damit wir ausweichen können«, sagte Matt.
Er kontrollierte ihre Geschwindigkeit und berücksichtigte den Wind, den er ohne Wetterstation oder Tower nur erspüren konnte. Er stellte die Landeklappen ein, spielte mit dem Schub, um ein besseres Gefühl für das Gewicht der Maschine zu bekommen.
Commander Drax war trainiert auf Kampfjets, die sich gänzlich anders flogen. Doch die Gesetze der Aeronautik blieben immer dieselben. Ob F-17, RIVERSIDE oder Lockheed C-130, runter kamen sie alle.
Dieser Dschungel hat die Tendenz, Wracks zu sammeln, dachte er düster. Hoffentlich sitzen wir nicht im nächsten.
Das Landefeld war fast erreicht. Matt ging vom Sinkflug in den horizontalen Flug über, erhöhte den Anstellwinkel und somit die Sinkrate. Die alte Maschine reagierte zögerlich, aber wie erhofft. Sie nahm die Nase hoch.
Der ausgebrannte Geländewagen kam schnell näher.
»Matt?«, ächzte Tschoosch neben ihm. »Der Jeep...!«
»Festhalten!«
Sie setzten auf. Der Bodenkontakt traf Matt wie ein Faustschlag. Er zog die Maschine zur Seite, bemerkte ihr Krängen. Immerhin reagierte sie. Aber der Untergrund neben der Landepiste war eine Katastrophe. Matt spürte das Fahrwerk unter sich schlagen und zum Teil zerbrechen.
Die ausgebrannten Lagerhallen kamen schnell näher. Und näher. Bis die Hercules die äußere Wand mit der Nase durchbrach. Und endlich stehen blieb.
»Erinnere mich daran, nie mehr mit Matt-Air zu fliegen«, sagte Tschoosch. Er sah ein wenig blass aus.
»Bitte bleiben Sie sitzen, bis Ihnen die Stewardess einen Abschiedscocktail gereicht hat«, meinte Matt etwas atemlos.
Tschoosch stemmte sich aus dem Sitz hoch und zog den Driller. »Wir sollen lieber mal nachschauen, wie es draußen aussieht. Ich schätze, es wird nicht lange dauern, bis wir Besuch bekommen.«
Matthew überprüfte seine Kombi-Pistole. Der Laseraufsatz hatte keine Energie mehr, aber das Magazin war noch gut gefüllt.