Maddrax 602 - Michael Edelbrock - E-Book

Maddrax 602 E-Book

Michael Edelbrock

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Beschreibung

Der Stamm, in dessen Hände Matt Drax und Haaley gefallen sind, rechnet sich dem "Volk der Mayaa" zu, obwohl Ecuador früher die Heimat der Inkas war. Die Mitglieder verehren einen mutierten Jaguar als Göttin und scheinen in ihrem heiligen Tempel rote, Energie saugende Diamanten beherbergt zu haben - bis die Fremden von der USS Nimitz auftauchten.
Es wäre sicher interessant, mehr über die Geschichte der Mayaa und die Zusammenhänge zu erfahren. Leider erwartet Matt und Haaley ein anderes Schicksal, sobald die Sonne im Zenit steht...

Der 1. Teil eines Doppelbandes


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Das Auge des Jaguars

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen – vergeblich. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch drei Jets, die die Auswirkung beobachten sollten. Als der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus. Matt kann notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber.

Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Milliarden Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine ebenso verrückte Freundin Haaley entkommt.

Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht.

Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst mit seinen Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr mit der PLASMA, einem außerirdischen Raumschiff, bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden die havarierte RIVERSIDE. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. Inzwischen wird sein Trupp von mysteriösen Gegnern dezimiert, und Matt ist sich unsicher, ob nicht Haaley dahintersteckt. Die letzte Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber noch erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit diese ihre Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Das Auge des Jaguars

von Michael Edelbrock

Matt stöhnte auf, als er die Augen öffnete und von den ersten Sonnenstrahlen geblendet wurde. Er lag auf dem harten Boden eines metallenen Käfigs.

Die Ereignisse des gestrigen Tages fluteten zurück in seinen Verstand: der Jaguar, der Tempel, die Gefangennahme. Er stöhnte, als er an ihren nächtlichen Fluchtversuch dachte. Nur die Frau von der Nimitz war entkommen.

»Hört, ihr Mayaa!«, rief da eine Stimme in der Nähe. Matt blinzelte und erkannte Tecuun, den Häuptling des Dorfes. Der Mann riss die Arme in einer theatralischen Geste hoch. »Kommt! Bringen wir die Gefangenen zum Tempel! Besänftigen wir die Göttin – mit zwei Blutopfern!«

Die Kriegerinnen holten sie aus ihrem Gefängnis und stießen sie zwischen den Hütten hindurch aus dem Dorf hinaus. Die meisten Bewohner schlossen sich an; nur die Kinder und Greise blieben zurück.

Matt hatte anfangs Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Ihr Fluchtversuch hatte die Nacht wesentlich verkürzt. Haaley hatte ihm Vorhaltungen gemacht, dass er als »verdammter Geleemann« die Frau von der USS Nimitz zuerst über den Zaun gehievt hatte. Als sie Sekunden später umstellt wurden, war jede weitere Flucht aussichtslos.

Nach diesem Fiasko hatte er lange nicht einschlafen können. Erst in den frühen Morgenstunden schien er eingenickt zu sein.

Sie nahmen einen ausgetretenen Dschungelpfad zum Tempel. Von beiden Seiten ragten Farne und tiefhängende Äste in ihren Weg. Ständig musste Matt sich bücken und ausweichen, trotzdem klatschten ihm die Blätter, die sein Vordermann wegbog, ins Gesicht. Haaley fluchte hinter ihm aus genau dem gleichen Grund.

Mehrmals raschelte es im Geäst. Matt fröstelte bei dem Gedanken an all die Tiere, die er in ihrer Gefährlichkeit nicht einschätzen konnte. Schon vor dem Kometeneinschlag waren die nächtlichen Fernsehprogramme voll mit Dokus über Schlangen, giftige Tausendfüßler und farbenfrohe – aber tödliche – Amazonas-Frösche gewesen. Dazu kamen nun noch Dornen verschießende, schuppige Jaguare, die sich im Wasser ebenso wohl fühlten wie an Land.

Den Krieger vor ihm trug eine dünne wollene Tunika, den Bogen über der Schulter und eine Machete in der Hand. Matt fiel die katzenhafte Beweglichkeit des Mannes auf. So lief man durch den Dschungel, wenn man sein ganzes Leben nichts anderes gemacht hatte.

Er verwarf den Gedanken an eine Flucht. Bei solchen Verfolgern käme er keine zehn Schritte weit. Mit Grauen dachte er zurück an die Verluste, die er hatte hinnehmen müssen. Alle Dark-Force-Soldaten waren tot; zuletzt hatte es Private Dschenn erwischt. Haaley und er waren die letzten Überlebenden der PLASMA.

»Fass mich nicht an! Ich geh' ja schon!«, rief Haaley hinter ihm.

Sie war etwas zurückgefallen, und einer der Krieger hatte sie angestoßen. Matt vermutete, dass sie den Mann nur wegen dessen Machete nicht ansprang und ihm ein Ohr abbiss.

Es musste eine Lösung für ihr Dilemma geben, eine gewaltlose. Sein Weg konnte hier und jetzt nicht enden.

»Häuptling!«, rief er in Spanisch. Keine Reaktion.

Nachdem er noch dreimal gerufen hatte, ließ sich das Oberhaupt der Indios zurückfallen, bis er neben ihm ging.

»Meine Soldatin hat den Sohn der Jaguargöttin in Notwehr getötet, das wisst Ihr!«, versuchte er es. »Es war ein Kampf Frau gegen Bestie. Seid ihr noch nie von ihnen angegriffen worden?«

Der Mann sah ihn scharf an. Er war ein wenig älter als Matt, und die Jahre hatten sich tief in sein Gesicht gegraben. »Die Jaguare sind heilig. Es ist ihre Natur, uns zu jagen.«

»Also seid ihr ebensolche Opfer?«

Das dunkle Gesicht des Häuptlings verschloss sich. »Sie haben auch meine Tochter zu sich geholt. Trotzdem werde ich die uralten Gesetze nicht brechen!«

»Schreiben diese Gesetze auch vor, Unschuldige zu opfern?«, fuhr Matt fort. »Meine Begleiterin und ich hatten mit dem Tod des Jaguars nichts zu tun. Trotzdem sollen wir dafür bestraft werden.«

Für einen Moment überkam Matt das schlechte Gewissen. Schließlich waren sie alle bemüht gewesen, die Bestie zu töten. Aber wenn es ihrer beider Leben rettete, musste er die Chance nutzen. »Meine Kämpferin wurde anschließend von der Jaguargöttin getötet. Ist die Schuld damit nicht beglichen?«

Der Häuptling ging stoisch weiter. Matt konnte nicht erkennen, ob seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren.

Als er zurückblickte, warf Haaley ihm einen Glaubst-du-das-bringt-was?-Blick zu. Er revanchierte sich mit einem Hast-du-eine-bessere-Idee?-Blick.

»Ihr sagtet, die Jaguargöttin sei erschienen, um die Mörder ihres Sohnes zu bestrafen«, führte Matt seinen Gedankengang weiter aus. »Das hat sie getan – Private Dschenn ist tot. Woher wollt Ihr wissen, dass sie weitere Blutopfer will?«

Statt einer Antwort beschleunigte der Häuptling seine Schritte und hatte bald einen alten Mann eingeholt, der weiter vorne ging. Das graue Haar hing ihm bis auf die Schultern. Statt einer Machete trug er nur ein kleines Messer in einer Lederscheide vor der Brust. Sie berieten offenbar miteinander, und Matt hörte den Namen des Alten: Phakcha.

Als der nickte, ließ sich der Häuptling zu Matt zurückfallen. »Es gibt eine Möglichkeit zu erfahren, ob euch die Jaguargöttin wohlgesonnen ist. Ihr werdet euch einer Gottesprobe unterziehen, wenn wir im Tempel angelangt sind.«

Na also! Das war doch wenigstens ein Hoffnungsschimmer. Matt ballte die Hände zu Fäusten.

Aber er musste mehr über diese »Göttin« erfahren. Keine Ahnung, was für eine Gottesprobe das sein sollte, aber es war besser, möglichst viel über den Feind zu wissen.

»Erzählt mir mehr von der Jaguargöttin«, bat er. »Woher stammt diese Mutation?«

Der Häuptling zog die Brauen zusammen. »Mutation? Dieses Wort kenne ich nicht. Die Göttin ist ein heiliges Tier.«

»Ich meine – diese Schuppennadeln unterscheiden sie doch von gewöhnlichen Jaguaren«, erklärte Matt. »Woher hat sie die?«

Häuptling Tecuun überlegte, bevor er antwortete. »Die Schuppen stammen aus dem Schweif der Schlange, die dereinst vom Himmel kam und die Erde zertrümmerte.«

Matt durchfuhr es wie ein Schlag. Die Erde zertrümmerte? Sollte dieser Schweif etwa eine Umschreibung für den Kometen »Christopher-Floyd« sein?

»Erzähle mir mehr von dieser Schlange!«, forderte er – und wider Erwarten ging der Mayaa darauf ein.

»Sie infizierte die Ahnen der Jaguargöttin mit ihrem Gift. Doch die Augen des Jaguars schützen unser Volk bis heute.«

Matt drohte den Faden zu verlieren. Welche Augen meinte der Häuptling? Doch bevor er nachhaken konnte, rief der Alte von vorn: »Davon versteht der Fremde nichts! Es ist das Wissen der Priester!«

Tecuun nickte zu Matts Enttäuschung. »Ihr werdet zu gegebener Zeit mehr erfahren.«

»Äh – darf ich mitmachen?«, erklang da eine Stimme von hinten. Haaley. »Sind diese Augen vielleicht groß und rot und sehen aus wie Diamanten?«

Der Blick, den Tecuun und Phakcha wechselten, sprach Bände. Haaley hatte ins Schwarze getroffen!

Sie grinste Matt an. »Nenn es weibliche Instruktion.«

Matthew hatte bislang zwei von diesen Diamanten gesehen: ein fassgroßes Exemplar an Bord der USS Nimitz, und später ein kopfgroßes in einem unterirdischen Bunker im Urwald. Ein Bruchstück, das aus einer Wand wucherte, hatte er aus der Nimitz mitgenommen und als Energiequelle für PROTO benutzt.

Mit zwiespältigen Gefühlen, denn zuerst war er davon ausgegangen, dass sie einen schädlichen Einfluss hatten; die Experimente im Bunker ließen darauf schließen. Doch nach den Worten des Indios war offenbar das Gegenteil der Fall.

Weder vom Häuptling noch von dem Alten, der wohl als Schamane fungierte, kam eine Bestätigung, und wenn Matt in Phakchas Gesicht blickte, erschien es ihm besser, weitere Fragen erst mal zurückzustellen.

Sie schwiegen, bis sie den Tempel erreichten. Obwohl vom Licht des späten Vormittags beschienen, wirkte der Bau düster und abweisend. Die großen Quader fügten sich nahtlos aneinander. Lianen und Ranken zogen sich über die Front und warfen verschlungene Schatten. Das ganze Bauwerk neigte sich zur Seite, wo sich der Sumpf ausgedehnt hatte.

Wieder fiel Matt auf, wie laut der Dschungel war. Ständig krächzte oder schrie etwas, überall raschelte und huschte es. Da war der Tempel wie ein Ruhepol, etwas Erhabenes, etwas Ewiges.

Auch diesmal bewachten zwei Kriegerinnen den Eingang. Ihre Kleidung ahmte ein Jaguarfell nach, gelb und ocker und schwarz. Sie hatten sich ihre Arme und Gesichter bemalt und schauten grimmig drein, als die Prozession an ihnen vorbei das Bauwerk betrat.

Die Luft im Gang war merklich kühler. Matt roch die modrige Feuchtigkeit, und er sah einen riesigen eingetrockneten Blutfleck am Boden. Stammte er von Corporal Wayne Jackson?

Endlich erreichten sie die große Kammer, das Heiligtum.

Hier hingen vier Feuerschalen an Seilen von der Decke. Ihr Licht spiegelte sich in zahlreichen kleinen Diamanten, die die Decke und Wände bedeckten.

Überall waren prachtvolle Reliefs und Mosaike. Auch wenn sie uralt schienen, erinnerten die Jagdszenen an den gestrigen Überfall. Die dargestellten Figuren trugen farbenfrohe Überwürfe und Speere, manche einen aufwändigen Kopfschmuck oder ein Ritualmesser, das sie ins Herz eines gefesselten Opfers auf Altären rammten.

Matt wurde flau bei dem Gedanken, dass ihnen wohl genau das bei der angekündigten Opferung bevorgestanden hatte.

»Die Kerlchen gefallen mir«, meinte Haaley neben ihm. »Die verstanden ihr Handwerk.«

Tecuun trat zu ihnen. Er hatte sich mit Phakcha beraten und schien zu einem Ergebnis gekommen zu sein. »Dies ist die Halle des Großen Auges«, begann er. »In dieser Ausbuchtung dort«, – er deutete auf einen steinernen, achteckigen Sockel mit einer Vertiefung in der Mitte –, »ruhte bis von wenigen Monden das Heiligtum. Bevor es von den Conquistaas gestohlen wurde.«

Matt fühlte sich auf seltsame Weise an den Raum an Bord der USS Nimitz erinnert, deshalb kam die Verbindung sofort zustande: »Ihr meint die Fremden aus dem stählernen Schiff.« Dort hatte es ebenfalls winzige Diamanten an den Wänden und auf dem Boden gegeben – und ein gewaltiges Exemplar, das an die Stromversorgung der USS Nimitz angeschlossen war.

»So ist es«, mischte sich der Schamane ein. »Diese ruchlosen Kreaturen drangen in den Tempel ein und bekämpften uns mit Waffen, die den unseren weit überlegen waren. Sie raubten beide Augen, ohne dass wir es verhindern konnten.«

»Der kopfgroße Diamant im Bunker«, nickte Matt – und war überrascht, als die beiden Männer erst einander und dann ihn anstarrten.

»Du hast das Kleine Auge gesehen?«, brach es aus Tecuun hervor. »Dass sich das Große Auge auf dem Schiff befindet, wissen wir, nicht aber, wo die Conquistaas das zweite verborgen haben.«

Matt berichtete ihnen von dem Bunker im Dschungel, und was sie dort beobachtet hatten.* Danach berieten sich die beiden Männer erneut und diesmal weitaus aufgeregter.

Schließlich traten sie wieder zu ihm und Haaley. »Kommt mit!«, forderte Tecuun sie auf. Als sie weitergingen, stellte Matt fest, dass die restlichen Dorfbewohner in der großen Kammer zurückblieben.

Es gab einen weiteren Gang, flankiert von zwei kleineren Altären. Tecuun wies die Kriegerinnen an, den »Weg zur Kammer des Kleinen Auges« zu öffnen. Sie verschwanden in dem Gang, während sie warteten.

Wenig später bewegte sich eine der zurückgesetzten Wände. Was Matt für einen Alkoven gehalten hatte, war in Wahrheit eine steinerne Tür.

Der Raum dahinter war von Fackeln erhellt. Das Licht brach sich in kleinen roten Diamanten, kaum mehr als Splitter, die aus den Wänden wucherten. An den Wänden standen Altäre, auf denen menschliche Schädel ruhten. Jemand hatte ihnen Diamanten in die Stirn eingesetzt. Sie schienen von geheimnisvollem Leben erfüllt, wenn das Fackellicht darin tanzte.

In der Mitte des Raumes stand eine schwere achteckige Halterung aus Stein, kaum kniehoch. Auch sie war leer.

»Hier wurde das zweite Heiligtum aufbewahrt, das Kleine Auge des Jaguars. Es sollte uns schützen für den Fall, dass ein Feind das Große Auge erobert oder zerstört«, sagte Tecuun düster. »Doch die Conquistaas müssen über Fähigkeiten verfügen, die Heiligtümer im Verborgenen aufzuspüren. Das Kleine Auge war nicht sicher in seiner Kammer.«

Wohl eher über Scanner, die die Strahlung der roten Diamanten anzeigen, dachte Matt. Gleichzeitig dämmerte ihm, worin die Gottesprobe bestehen könnte.

»Ihr... verlangt doch wohl hoffentlich nicht, dass wir euch die Augen des Jaguars zurückholen?«, sprach er es aus. »Zwei Leute gegen die Besatzung eines Flugzeugträgers – da könntet ihr uns auch gleich opfern.«

»Hey!«, ließ sich Haaley vernehmen. »Nicht so schnell mit den kleinen Opferdolchen!«

Tecuun schüttelte den Kopf. »Wir verlangen nichts Unmögliches«, sagte er. »Die besten Krieger des Stammes haben selbst schon versucht, das Schiff zu erobern – jedes Mal vergebens und mit großen Verlusten. Aber wir wussten nichts von jenem... Bunker, von dem du uns berichtet hast und in dem sich das Kleine Auge befindet. Dieses Heiligtum werdet ihr uns bringen. Wenn die Jaguargöttin mit euch ist, wird es euch gelingen.«

»Und wenn nicht, sind wir tot«, murmelte Haaley. »Na großartig!«

Matt wog die Chancen ab. Sicher, es war ein Risiko – aber machbar. Sofern sie sich zuvor mit Waffen ausrüsten konnten. Was kein Problem war, wenn sie vorher PROTO einen Besuch abstatteten, der bei der Lichtung geparkt war.

Was Matt erstaunte, war Tecuuns offensichtliche Gutgläubigkeit. Rechnete er denn nicht damit, dass seine Gefangenen die Flucht ergriffen, sobald sie aus dem Dorf heraus waren?

Die Antwort auf diese Frage trat in Form von Phakcha zu ihnen. Er hatte sich im Hintergrund aufgehalten, nun reichte er ihm und Haaley zwei umgedrehte Schädel, in denen eine klare Flüssigkeit schwappte. »Hier, trinkt das!«

»Was ist das?«, fragte Haaley skeptisch. »Doch sicher kein Versöhnungstrunk.« Ob sie dieselbe Ahnung hatte wie Matt?

»Trinkt das!«, wiederholte der Schamane, nun etwas schärfer, und Tecuun legte seine Rechte demonstrativ auf den Griff seines Dolches. Die Kriegerinnen fassten ihre Speere fester. Sie hatten keine Wahl.

»Ist ja auch egal«, krähte Haaley fröhlich und schnappte sich einen der Schädel. »Ex und hopp!« Damit stürzte sie das Zeug in einem Zug herunter.

Auch Matt hob sein Trinkgefäß an die Lippen, schluckte aber bedächtiger und suchte währenddessen nach Anzeichen für ein Taubheitsgefühl im Mund.

Andererseits – warum sollten die Mayaa sie erst mit dieser für sie wichtigen Aufgabe betrauen und dann töten? Dennoch fragte er, nachdem er ausgetrunken hatte: »Das war ein Gift, richtig?«

Er war nicht überrascht, als Tecuun es bestätigte. Matt entdeckte sogar Mitgefühl in dessen Blick. »Es wirkt sehr langsam. Bis zu eurem Tod in zwei Stunden werdet ihr keine Auswirkungen spüren. Bis dahin müsst ihr das Heiligtum ins Dorf gebracht haben. Dort wartet Phakcha mit einem Gegenmittel auf euch.«

Snake Plissken lässt grüßen, dachte Matt grimmig. Aber der hatte wenigstens zweiundzwanzig Stunden Zeit.*

»Ich hab's gewusst«, verkündete Haaley, immer noch fröhlich. »Das werden die zwei schönsten Stunden meines Lebens. Endlich muss man sich mal keine Gedanken um die Zukunft machen.«

Innerlich schüttelte Matt den Kopf. War das Kaltschnäuzigkeit im Angesicht des Todes oder eine neue, suizide Stufe ihres Wahnsinns?

Der Häuptling wies auf einen jungen Indio, den der Schamane aus dem großen Saal geholt hatte. Er war von sehniger Gestalt und mit Machete, Pfeil und Bogen ausgerüstet. »Das ist Ccahuantico, einer meiner besten Jäger. Er wird euch führen.«

»Na los, Mattie«, rief Haaley, die bereits auf dem Weg nach draußen war. »Worauf wartest du? Uns läuft die Zeit davon!«

Matt nickte Ccahuantico zu, und gemeinsam folgten sie ihr.