Maddrax 634 - Michael Edelbrock - E-Book

Maddrax 634 E-Book

Michael Edelbrock

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Beschreibung

Was haben die Nosfera in Waashton vor? Diese Frage lässt Matt Drax keine Ruhe. Über Funk kann er die Freunde nicht warnen; die Entfernung ist zu groß. Also muss er dorthin aufbrechen, auch wenn die Nosfera bereits einen großen Vorsprung haben.
Eine zweite Frage ist: Wie konnte Clauzer, der Anführer der Blutsauger, die nun plötzlich kein Blut mehr zu benötigen scheinen, Haaleys Attacke überleben? Irgendetwas muss durch die Lymphozyten-Impfung mit den Nosfera passiert sein, und Matt will es herausfinden. Dazu gilt es, eine lange Reise anzutreten...

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Heimkehr einer Legende

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper, von dem eine unbekannte Strahlung ausgeht. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, die aus dem Weltrat in Waashton (Washington) hervorging, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.

Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Ein Indiostamm soll den Schwarm kontrollieren, aber das Gegenteil ist der Fall: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Zum Dank bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.

Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper, die sich inzwischen an Bord der Nimitz befinden: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit wurde eine Rettungsmission der Dark Force eingestellt; nur die Daa'muren Grao und Ira versuchen weiter, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der künstlichen Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.

Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich in die Todeszone, geraten in das unterirdische Reich der Nocturno und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Doch die Gefährten verholzen zusehends, und so müssen Dak'kar und Tautropfen allein weiterfahren, während die anderen in einem See ausharren.

Nachdem Dak'kar den Ort lokalisiert hat, kehrt Tautropfen zu ihrem Volk zurück. Er bringt die Gefährten zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte, ihren Lauschsinn kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN weiter zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt, Dak'kar und All'ec Kurs auf die Nimitz nehmen.

Dort schlägt Mabuta zu, als Matt und Dak'kar das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley Mabuta direkt an und besiegt ihn auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können Matt, Dak'kar und die Überlebenden der Nimitz nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass zwei Daa'muren in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Unter Matts Führung werden Grao und Ira befreit, doch während sich der Rettungstrupp zurückzieht, brechen die Nosfera unter ihrem Anführer Clauzer nach Waashton auf. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und es gelingt ihnen tatsächlich, die Kontrolle über das Pentagon zu übernehmen!

Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er muss handeln!

Heimkehreiner Legende

von Michael Edelbrock

»Setzt euch, ja, setzt euch alle«, sagte der Alte und rückte das Gewicht auf seinen Schultern zurecht. Sein Blick glitt über die Gesichter der Kinder, die um das Feuer versammelt saßen. Erwartungsvoll schauten sie, warteten auf die Geschichten, die nur ein alter Mann erzählen konnte.

Die Sterne bildeten tausend Augen am Himmel. Neugierige Ahnen, die sich nicht zu fein waren, selbst zu lauschen. Der Alte warf noch ein Holzscheit in die Flammen.

»Ihr kennt den Trickreichen?«, fragte er dabei und hörte, wie die Kinder tuschelten. »Der aus dem Ozean kommt und vor dem Regen fliegt? Der Späße mit dem Schöpfer treibt und den Jaguargott ärgert? Ich erzähle euch von der gefiederten Schlange, von Kukulkan.«

Matt blickte aus dem Fenster über die Community Macapá, die rund um den alten Bunker auf dem Flugfeld entstanden war – eine Siedlung außerhalb der alten Stadt und des Dschungels, geschützt durch ein Lasersystem. Bisher jedenfalls, denn seitdem die Energieversorgung an einem roten Diamanten hing, erhielt das Abwehr- und Schutzsystem keinen Strom mehr.

Er seufzte. Der Diamant. Der Aufwand für seine Erstellung war ebenso groß wie die Geschichte hinter der Rezeptur. Nun hatten sie endlich ein stattliches Exemplar hergestellt, das zwar die Lymphozytische Degeneration in den Griff bekam, dafür aber die Energie des Reaktors absaugte.

Der Versammlungsraum, in dem sie saßen, war von abendlicher Dämmerung erfüllt. Das Licht der Sonne kroch zögerlich hinein und wurde nur durch einen Kerzenleuchter aufgehellt. Die Teilnehmer der Besprechung blickten sich im Halbdunkel an.

»Amaaia ist weiter auf dem Weg der Besserung«, sagte Dr. As'kott in die Runde, das Gesicht zu einer säuerlichen Miene verzogen. »Sie hat bei den Nosfera viel Blut verloren. Hoffen wir, dass die Bande nicht auf Rachetour hier vorbeischaut.«

»Wir haben einiges Tierblut übrig -«, begann Haaley im Plauderton, bevor sich Matt einschaltete und aussprach, was ihm die ganze Zeit schon durch den Kopf ging:

»Amaaia hat ihren Anführer gesehen, und das war eindeutig Clauzer! Derselbe Clauzer, den Haaley mit einem Dutzend Messerstichen durchlöchert hatte und -«

»Achtundzwanzig Messerstiche!«, unterbrach Haaley ihn.

»Mit achtundzwanzig Messerstichen! Und trotzdem hat Amaaia ihn lebend gesehen.«

»Moment mal«, ging Grao dazwischen. Der Daa'mure sah irritiert aus. »Ich habe ihn auch gesehen, und er lag zwar reglos da, aber ohne Wunden! Du erinnerst dich, Maddrax? Ich hatte dich noch gefragt, ob er wirklich tot sei. Das hast du bejaht. Ansonsten, und wenn die Zeit nicht gedrängt hätte, hätte ich ihm zusätzlich den Kopf herumgedreht.« 1

Nun war auch Matt irritiert. »Du hast kein Blut gesehen?«, fragte er nach.

»Keinen Tropfen«, bestätigte auch Ira.

Matt und Haaley sahen sich an.

»Das würde bedeuten...«, begann die junge Frau.

»... dass wir von ihm hypnotisiert wurden«, beendete Matt den Satz. »Aber wie ist das möglich?«

»Das würde auch die Ungereimtheiten beim Angriff der Nosfera auf die Community vor einem halben Jahr erklären«, sagte Kat'miin, die chefe de defesa der Community, die der Besprechung vorsaß. »Manche von uns glaubten Bestien zwischen den Blutsaugern zu sehen, aber wir dachten, die Panik hätte ihnen das vorgegaukelt.«

»Also können Menschen von den Nosfera beeinflusst werden – Daa'muren aber nicht«, schlussfolgerte Matthew. »Die Blutsauger waren ja schon immer telepathisch begabt, aber das sprengt doch gewaltig ihre Fähigkeiten.«

»Und noch etwas ist seltsam«, fügte Aruula hinzu. »Amaaia sagte, dass nur noch vereinzelte Nosfera Blut tranken, und dass sie bei hellem Sonnenschein herumliefen. Irgendetwas muss mit ihnen passiert sein, das sie verändert hat.«

»Dazu fällt mir nur eines ein«, sagte Dak'kar düster. Und fuhr, als sich alle Blicke auf ihn richteten, fort: »Die Lymphozyten! Sie scheinen ihre Telepathie... optimiert zu haben! Und natürlich ist klar, wer dafür verantwortlich ist: Toma'bar! Er muss ihnen das Serum verabreicht haben. Darum haben sie ihn verschont, sehen sie ihn sogar als zweiten Mann hinter Clauzer.«

»Verdammt«, knirschte Matt. »Jetzt ergibt alles einen Sinn. Auch unsere eigene... Zurechnungsfähigkeit.« Dabei sah er Haaley an. »Warst du nicht bei unserer unmöglichen Mission drauf und dran, mich umzubringen?«

Haaley schien gerade lieber anderswo zu sein. Matt war schon aufgefallen, dass sie sich wegen dieses Vorfalls Vorwürfe machte. Kein Wunder, schließlich lag die Beeinflussung durch ihre »Geistschwester« Choyganmaa noch nicht lange zurück. Jetzt nickte sie zögerlich.

»Außerdem war da dieser seltsame Moment, als ich Clauzer gegenüberstand«, fuhr Matt fort. »Es fühlte sich an wie ein Blitz in meinem Kopf.«

Gal'hal'ira wandte sich an ihren Gefährten Grao, der neben ihr saß. »Wir haben uns natürlich auch gefragt, was die Nosfera von uns wollten. Sie haben lange versucht, uns zu brechen. Doch sie haben uns keine Fragen gestellt, keine Forderungen genannt.«

Grao drehte nicht einmal den Kopf, als er antwortete. »Du meinst, sie wollten uns für ihre Beeinflussung vorbereiten? Dann haben sie jedenfalls versagt.«

»Natürlich haben sie das«, stimmte Ira zu. »Wir als Telepathen sind dagegen immun. Aber es wäre eine Erklärung.«

»Das sind beunruhigende Neuigkeiten«, sagte Kat'miin. »Aber wir müssen uns keine Sorgen machen. Das Ziel der Nosfera liegt weit entfernt.«

»Waashton«, nickte Matt. »Sie ziehen zu Hunderten nach Waashton, um sich mit dem Weltrat anzulegen, wie Amaaia sagte. Bislang dachte ich, dass sie keine Chance gegen die Dark Force hätten – aber ihre neue Fähigkeit ändert alles. Falls sie sich dort unter Clauzers Führung festsetzen, befürchte ich das Schlimmste für den Rest des Landes.«

»Dazu wird es nicht kommen«, sagte Aruula. Der alte Kampfeswille blitzte in ihren Augen auf.

Auch Gal'hal'ira reckte angriffslustig das Kinn. Matt konnte sich kaum vorstellen, wie sehr die Daa'muren unter Clauzer gelitten hatten. Grao war sogar noch zu ihrer Festung aufgebrochen, um sich für die Zeit ihrer Gefangenschaft zu rächen. Doch da waren die ehemaligen Blutsäufer schon fort gewesen.

»Und wie schützen wir uns vor dieser Beeinflussung?«, fragte Haaley mit einem Unterton echter Sorge.

»Die Daa'muren sind immun«, sagte Matt und nickte Ira und Grao zu. »Vielleicht gilt das auch für andere Telepathen.«

»Nicht unbedingt«, warf Haaley ein. Sie vermied es, Aruula anzusehen. »Ich besitze auch einen Lauschsinn, auch wenn er nicht sehr ausgeprägt ist. Und trotzdem konnten sich mich täuschen.«

»Könnte es mit dem Aufbau des Gehirns zusammenhängen?«, fragte Ira. »Unsere Wirtskörper sind reptiloiden Ursprungs.«

»Wir beiden allein haben trotzdem keine Chance gegen diese Übermacht an Nosfera und die Beeinflussten«, räumte Grao ein. »Wir brauchen Verbündete.«

»Wir kennen da jemanden, an dessen Verstand sie nicht rankommen und der uns sicher helfen kann«, sagte Aruula. »Miki Takeo!«

Matt sah sie verblüfft an. »Richtig... Sein künstliches Gehirn macht ihn unempfindlich gegen telepathische Beeinflussung. Aber er ist in Sub'Sisco und damit viele tausend Kilometer entfernt.«

»Wer ist Miki Takeo?«, fragte Dak'kar und tauschte einen Blick mit Jenno Moose. »Und warum hat er ein künstliches Gehirn?«

Matt unterdrückte ein Lächeln. Wer Miki nicht kannte, musste von den Erklärungen eher noch verwirrter werden.

»Miki Takeo ist ein alter Freund aus Amarillo. ›Alt‹ auch im tatsächlichen Sinne, denn er hat in den letzten Jahrhunderten seinen Körper sukzessive durch elektronische Bauteile ersetzt. Der letzte Schritt war das künstliche Gehirn, mit dem er seitdem unsterblich weiterlebt.« Er sah Aruula an. »Und dieses Gehirn ist jetzt unser Trumpf.«

»Immerhin schon drei Immune gegen ein paar hundert Nosfera«, ätzte Dr. As'kott. »Wenn wir in dem Tempo weitermachen, brauche ich mehr Kafi.«

»Sie unterschätzen seine Fähigkeiten«, sagte Matt. »Er verfügt über modernste Waffentechnik und einige Gleiter.«

»Der Name war ›Miki Takeo‹?«, fragte Dak'kar. Dann, als Matt und Aruula nickten, fuhr er fort. »Das sagt mir etwas. Wir haben vor vielen Jahren mit Kourou gefunkt, wo die Inschers leben.2 Sie sagten, ein Androide dieses Namens hätte ihnen die Technik erklärt, mit der die Mondsplitter abgeschossen wurden.«

»Das war 2528«, sagte Matt überrascht. »Ich war dabei.«

»Vor fünfundzwanzig Jahren? Etwa als Kind?«, fragte Dr. As'kott.

»Er sieht etwas jünger aus, als er ist«, versicherte Aruula. »Das muss an meiner guten Pflege liegen.«

»Leider können wir nicht bis nach Sub'Sisco funken«, bedauerte Dak'kar. »So weit reicht unser Sender nicht. Vielleicht kann Kourou das, doch wir haben seit Jahren nichts mehr von den Inschers dort gehört. Ihr müsstet dort anklopfen und fragen. Und im schlimmsten Fall eine sehr lange Reise zu Miki Takeo antreten. Ich würde schätzen... rund achttausend Kilometer.«

Matt starrte auf die Tischplatte. Sie hatten gerade die Fahrt nach Macapá und die Suche nach den Ingredienzien für den roten Diamanten hinter sich, da deutete sich schon ihr nächster Aufbruch an.

Er sah zu Aruula, die seinen Blick mit aufeinandergepressten Lippen erwiderte. War ihnen denn keine Ruhe vergönnt? Konnten sie nicht wenigstens ein wenig Luft holen?

»Wenn wir PROTO nehmen -«, begann er.

»Das wird nicht genügen«, schaltete sich Jenno ein. »Euer Amphibienpanzer mag ja Seen und Flüsse durchqueren können, aber niemals die Kluft zwischen Amraka und Meeraka! Ich habe selbst in meiner wilden Jugend eine längere Bootsfahrt an der Küste entlang begleitet.« Er warf Dak'kar einen wissenden Blick zu.

»Die Fähre, mit der wir hierher gelangt sind, ist doch noch intakt, und genug Diesel haben wir auch noch«, erwiderte der. »Unsere Techniker werden sich das Teil gründlich anschauen und Verbrauch und Leistung verbessern. Das sind wir Matt schuldig!«

Mit dem letzten Satz sah er zu Kat'miin, deren Gesicht verschlossen blieb. »Natürlich«, sagte sie schließlich. »Macapá wird keine Mühen scheuen, die Fähre zu optimieren. Und nach Meeraka wollt ihr doch ohnehin.«

Matt fühlte neuen Elan. Die Lösungen wurden immer dann greifbarer, wenn sie in kleine Schritte unterteilt und mit Plänen hinterlegt wurden. Es half natürlich, sich inmitten von Verbündeten und Freunden zu befinden.

Die Runde redete durcheinander, diskutierte die neuen Erkenntnisse. Grao trat an Matt heran. »Ira und ich, wir haben uns besprochen. Wir haben bessere Möglichkeiten, die Strecke nach Waashton zu überwinden. Wir brechen dorthin auf, morgen schon.«

Matt kniff die Lider halb zusammen. »Ihr wollt Rache nehmen. Das halte ich für keine gute Idee. Wie du vorhin schon sagtest –«

»Wir wollen herausfinden, was die Nosfera planen und schon umgesetzt haben«, unterbrach ihn Grao.

Matt kannte Graos Temperament, daher war er noch nicht überzeugt. »Wir hatten gehofft, ihr würdet uns begleiten«, begann er.

»Zu eurer Sicherheit?«, konterte der Daa'mure. »Du kannst sicher auf dich selbst aufpassen – schließlich bist ja älter, als du aussiehst.«

War das gerade Humor – aus Graos Mund?, wunderte sich Matt.

»Was genau plant ihr in Waashton?«, fragte Aruula, die zugehört hatte.

»Nur Erkundung«, sagte Ira schnell. »Wir gehen in den Untergrund.« Die zierliche Daa'murin legte Grao die Hand auf die muskulöse Schulter.

»Erkundung«, stimmte er zu. »Wenn ihr mit Verbündeten dort eintrefft, haben wir einen Überblick über die Situation in der Stadt.«

»Hoffentlich bringen wir eine ganze Armee mit«, meinte Matt. »Waashton ist die Heimat Tausender Menschen. Und es ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon Erfahrung mit der örtlichen Nosfera-Bevölkerung gesammelt.3 Wenn sie die Macht an sich reißen können, sind all diese Menschen ihre Geiseln.«

»Ihr bringt die Armee«, sagte Grao selbstsicher, »wir finden die Köpfe, die es einzuschlagen gilt.«

Damit nickte er und ging hinaus.

»Viel Glück!«, sagte Ira und schloss sich ihm an.

Die beiden Daa'muren verloren keine Zeit; so kannte Matt sie. In verschiedenen Gestalten, hauptsächlich der von Tieren, würden sie rennen, schwimmen oder gleiten, unermüdlich, bis sie Waashton erreichten.

Matt hoffte nur, dass der immer noch racheerfüllte Grao keinen Fehler beging.

Am nächsten Tag arbeiteten die Techniker der Community Macapá an der Fähre. Sie lag weit genug von dem roten Diamanten entfernt, dass sie auch elektrisches Werkzeug einsetzen konnten. Das Schiff fuhr mit Dieselmotoren, und den Diamantsplitter in PROTO hatte Matt aus dem Reaktor genommen und in Wasser gelagert, wo er inaktiv war.

Er unterhielt sich mit den vier Technikern. Auch wenn er genug Erfahrung mit Motoren und Mechanik hatte, waren ihm die Ex-Technos weit voraus. Sie hatten fünfhundert Jahre mit knappen Ressourcen und Behelfslösungen hinter sich und würden bis zum nächsten Morgen das alte Dieselaggregat generalüberholen. Die wenigen hundert Kilometer bis nach Kourou waren kaum der Rede wert. Selbst bis nach Meeraka würden sie es irgendwie schaffen.

Matt ging mit Aruula und Haaley die Ladelisten durch, dann kehrten sie zur Community zurück und genossen die macapánische Küche, die erstaunlich vielseitig war. Und die Caipirinhas, die er noch am nächsten Morgen in seiner Blutbahn spürte, als es hieß, Abschied zu nehmen.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Matt war erstaunt, wie viele Weggefährten ihrer langen Reise durch den Dschungel trotzdem schon auf den Beinen waren. Sie hatten die Expedition nach Peru gemeistert und das Leben auf dem Wrack des Flugzeugträgers USS Nimitz ertragen, hatten den letzten, apokalyptischen Überfall von Mabutas Ameisenheer überlebt – gerade mal vierzig von einstmals zweihundert.