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Frühjahr 1849, die Pfalz und Baden befinden sich im hellen Aufruhr. Vom rechtsstaatlichen, demokratischen Geist überzeugte Verfassungspatrioten wollen die unverschämte Zurückweisung ihres Angebotes einer Kaiserkrone durch den preußischen König nicht hinnehmen. Überall in der Pfalz kommt es zur Bildung einer spontanen Freischaren Bewegung. Man greift zu den Waffen, um die Errungenschaften der Paulskirche mit allen Mitteln zu verteidigen. In Baden geht sogar das Militär zum Volk über, und der König muss flüchten. Der 14. Juni 1849 wird zum Schicksalstag für Kirchheimbolanden und seine Lokalheldin, Mathilde Hitzfeld, eine demokratisch und frauenrechtlich gesinnte junge Frau. Sie kämpft von Anfang an mit Herzblut für die Verfassung. Mathilde mischt sich heldenhaft in die Gefechte gegen die preußischen Truppen ein, die die Insurrektion niederschlagen sollen. Im Schlossgarten der ehemaligen nassau-weilburgischen Residenz ereignet sich ein sinnloses Massaker an den jungen Freischärler. Letztlich siegt das überlegene preußische Militär. So muss auch Mathilde Hitzfeld das Los vieler Helden und Märtyrer der Revolution 48/49 teilen, deren Ideale mit Füßen getreten werden. Doch mit Recht gelten sie als die Vorläufer unserer Demokratie. Wir sollten ihnen ein ehrenvolles Andenken bewahren.
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Seitenzahl: 129
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Das Dokumentarspiel darf weder aufgeführt noch verfilmt werden ohne die ausdrückliche Genehmigung des Autors.
Für Kornelia
Eine kurze Einführung in das Dokumentarspiel
Frühjahr 1849, die Pfalz und Baden befinden sich im offenen Aufruhr. Vom rechtsstaatlichen, demokratischen Geist überzeugte Verfassungspatrioten wollen die unverschämte Zurückweisung ihres Angebotes der Kaiserkrone eines kleindeutschen Reiches durch den preußischen König nicht hinnehmen.
Die offene Abweisung der Delegation des ersten frei gewählten Frankfurter Parlaments bedeutet die Vernichtung aller Hoffnungen für ein freies und geeintes Deutschland.
Grund- und Menschenrechte, politische Teilha-berechte und der gesamte Prozess um einen gemäßigten Konstitutionalismus werden durch reaktionäre Monarchen wie die Könige von Preußen und von Bayern mit Füßen getreten.
Überall in der Pfalz und im angrenzenden Rhein-hessen kommt es zur Bildung einer spontanen „Frei-scharenbewegung“. Man greift zu den Waffen, um die Errungenschaften der Paulskirche mit allen Mittel zu verteidigen. In Baden geht sogar das Militär zum Volk über, und der König flüchtet mit wenigen getreuen Offizieren vor dem Volksaufstand.
Der 14. Juni 1949 wird zum Schicksalstag für Kirchheimbolanden und seine Lokalheldin, eine demokratisch und frauenrechtlich gesinnte junge Frau, Mathilde Hitzfeld. Sie engagiert sich von Anfang an mit Herzblut für die Verfassung. Mathilde mischt sich heldenhaft in die Kämpfe gegen die preußischen Truppen ein, die die „Insurrektion“ niederschlagen sollen.
Im Schlossgarten der ehemaligen nassau-weilbur-gischen Residenz kommt es zu einem sinnlosen Massaker an einer Kompanie junger Freischärler. Sie stehen auf verlorenem Posten, nachdem sich das Gros ihrer Kameraden schon längst aus der Stadt zurückgezogen hat.
Hat man sie nicht rechtzeitig gewarnt? Die Frage konnte bis heute nicht beantwortet werden.
Die Kommandeure Zitz und Bamberger der rhein-hessischen Freischar flüchten in letzter Sekunde mit der Chaise von Dr. Hitzfeld.
Letztlich siegt das reguläre preußischen Militär im ungleichen Kampf. Der Aufstand wird in der ganzen bayerischen Pfalz und schließlich nach wechselvollen Kämpfen in Baden niedergeschlagen.
So muss auch Mathilde Hitzfeld das Schicksal vieler Helden und Märtyrer der Revolution 48/49 teilen, deren Ideale mit Füßen getreten werden.
Doch mit Recht gelten sie als die Vorläufer unserer Demokratie, denen wir eine ehrenvolle Erinnerung bewahren sollten.
Das Dokumentarspiel dramatisiert in seinen historischen Anteilen den Roman
MEIN HERZ FÜR DIE FREIHEIT – MATHILDE HITZFELD,
der vom selben Autor in einer verbesserten und erweiterten, zweiten Auflage 2022 im Verlag TWENTYSIX, eine Marke der Books on Demand Norderstedt GmbH, erschienen ist. (ISBN 9783740714482)
Mathilde Hitzfeld
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Ein demokratisches Dokumentarspiel in fünf Aufzügen
Zeit:
Der pfälzisch-badische Aufstand 1849
Schauplätze der Handlung:
Kirchheimbolanden, der Donnersbergkreis und die umliegenden Dörfer und Nachbarstädte
Personen:
Mathilde Hitzfeld,
die Tochter des Kantonsarztes
Dr. Ludwig Hitzfeld
der „alte Abraham“: Dr. Ludwig Hitzfeld,
Kantonsarzt, Stadtrat und Mitglied des kantona-len Verteidigungsausschusses
Anna Maria Hitzfeld,
seine Frau und Mutter der Mathilde
Philipp Berch,
Fahnenträger der Donnersberger Freischar, Freund und Geliebter Mathildes
Heinrich Rochotte,
Hauptmann der Donnersberger Freischar
Jakob Müller,
Zivilkommissar, Schreiber bei Karl Wilhelm Schmidt, 1. Sekretär
Karl Wilhelm Schmidt,
Notar
Frau Schmidt
Ludwig Bamberger,
militärischer Spezialkommissar, dem Zivilkommissar beigegeben, Journalist aus Mainz, Kommandeur der hessischen Freischar
Franz Heinrich Zitz,
Advokat aus Mainz, Hauptmann und Kommandant der Binger Schützenbrigade
Ferdinand Haas,
Student aus Alzey, Hauptmann der Alzeyer Kompanie
Sebastian Ditt,
Tüncher aus Bretzenheim, Hauptmann der Bretzenheimer Kompanie (sog. Turnerkompanie)
Laura Schmidt,
Tochter des Notars und spätere Frau des Jakob Müller
Georg Seyler,
„Obrist“, Kommandant der Kirchheimer Bürgerwehr
Regine Glaser,
Schneiderin und Kunststickerin, Leiterin der Kirchheimer Frauen bei der Herstellung der Bürgerwehrfahne und der Fahne der Donnersberger Freischar
Therese Giessen,
Schneiderin und Kunststickerin, Entwurf und Aufsicht bei der Herstellung der Fahnen
Fritz Barbier,
Junge von 13 Jahren, Augenzeuge und späterer Berichterstatter über „die Fahnenweihe“ und die dramatischen Geschehnisse während der Fah-nenweihe am 12. Juni 1848,
(Großvater von Fritz Barbier, Berichtsquelle aus dem Wochenblatt für Kirchheimbolanden und Grünstadt aus demselben Jahr, der die Zeitung Konrad Lucae zur Verfügung gestellt hat.)
Weiterhin:
Bürgerwehr
(Spielmannszug: „türkische Musik“)
Festdamen
in weißen Kleidern mit schwarz-rot-goldenen Schärpen um die Schulter
Herren
der provisorischen Regierung in Kaiserslautern
Viele Männer und Frauen aus Kirchheim und der Umgebung,
Volksfest, teils festlich, teils in einfacher Kleidung, lärmende Kinder, Angetrunkene, die ihre Späße machen etc., starkes Gedränge, Pöbeleien und handfester Streit um Triviales
1. Akt
Szene 1
Szene 2
Szene 3
2. Akt
1. Szene
2. Szene
3. Szene
4. Szene
3. Akt
1. Szene
2. Szene
3. Szene
4. Szene
5. Szene
6. Szene
7. Szene
4. Akt
1. Szene
2. Szene
3. Szene
5. Akt
1. Szene
2. Szene
1. Akt
Die Fahnenweihe der Donnersberger Freischar durch Mathilde
Szene 1
Rempeleien und Lärm
Schauplatz:
Marktplatz mit einer Tribüne,
die feierlich mit Tannenzweigen und schwarz-rot-goldenen Fahnen geschmückt ist, Festdamen und Mathilde Hitzfeld sitzen auf Bänken über dem Publikum
Hochspannung
bei den Gästen und im Publikum, da eine junge Frau, Mathilde Hitzfeld, die Festrede bei der Fahnenübergabe halten soll, ein in dieser Zeit ungewöhnlicher Vorgang
Türkische Musik,
Lied vom Publikum gesungen: Die Gedanken sind frei, danach erwartungsvolle Stille, alle Augen sind auf die jugendliche Rednerin Mathilde Hitzfeld gerichtet, hohe, schlanke Mädchengestalt in weißem Kleid, schwarz-rot-goldener Schärpe und Kokarde, schön geschnittenes Gesicht, glänzende Augen, eine Lichtgestalt
Mathilde ergreift die Fahne der Donnersberger Freischar, die ihr von Festdamen überreicht wird und beginnt ohne eine Spur von Aufregung eine feurige Rede:
Mathilde:
(klar und durchdringend)
Meine Damen und Herren, liebe Mitbürger,
Ihr wisst, warum ich an diesem schicksalhaften Tag vor euch stehe. Man hat mir die ehrenvolle Aufgabe übertragen, eine mit viel Schweiß und nimmer enden wollender Begeisterung von vielen fleißigen Händen gestickte wunderschöne Fahne zu übergeben.
Carl Gießen:
(unterbricht Mathilde)
Ein dreifaches Hoch auf unsere fleißigen Stickerinnen und Festdamen!
Sie leben Hoch, dreimal Hoch!
(Die Menge applaudiert stürmisch.)
Mathilde:
(hebt die Hand, um die Menge zu beruhigen. Sie fährt gelassen fort.)
Ich bin mir dieser besonderen Ehre bewusst und möchte im Namen aller freiheitlich gesinnten Mitbürger den außerordentlichen Fleiß und das große Geschick loben, das die Fahne bezeugt.
Ist sie nicht wunderschön geraten?
(anhaltender Applaus)
(Original im Museum im Stadtpalais Kirchheimbolanden) (Fotografiert und bearbeitet von K. Betzen)
Vor allem sollten wir unseren hochtalentierten Stickerinnen, namentlich Frau Gießen und Frau Glaser, herzlichst danken. Sie haben einen künstlerischen Entwurf vorgelegt, der sich jetzt in Vollendung wahrhaftig sehen lassen kann. Ohne ihre Expertise und ständige wohlge-meinte Hilfe wäre dieses Kunstwerk wohl nicht zustande gekommen.
Ein Hoch auf unsere Künstlerinnen und ihre bienenflei-ßigen Helferinnen, die keine Mühe und Kosten gescheut haben, für die Fahne zur Ehre unserer Freischar.
Ich bin mir sicher, dass sie die Freiheit unserer geliebten Pfalz gegen die Despotie volksverräterischer Tyrannen mit ihrem Blut und Leben tapfer verteidigen werden.
In diesem Geist händige ich ihnen diese Fahne aus.
(lange Unterbrechung der Rede Mathildes, ein ohrenbetäubendes, donnerndes, dreifaches Hurra aus allen Mündern!)
Mathilde:
Ja, wir wissen, was wir zu verteidigen haben.
Diese Despoten, die ohne unsere Zustimmung auf ihren Thronen sitzen, haben uns Lügen erzählt. Sie haben uns völlig unehrlich und verräterisch Sand in die Augen gestreut.
Schon Ludwig, der alte Verschwender und Frauenheld – denkt mal an die verruchte, angeblich spanische Tänzerin Lola - hat noch vor seinem Rücktritt so getan, als ob er ein Anwalt der neuen Freiheit wäre und auf die ihm vorgelegten, völlig ehrenvollen und gerechtfertigten Forderungen von uns Pfälzern eingehen wolle.
Er hat uns an der Nase herumgeführt, dieser Schuft und Lügenbold, dieser verruchte Schürzenjäger auf dem Thron der Wittelsbacher!
Er hat uns Luftschlösser vorgemacht. Sein Rücktritt war überfällig.
Hoffentlich ist unser jetziger König Maximilian aus anderem Schrot und Korn. Er möge unsere Heimat an der Seite Bayerns in eine schöne Zukunft führen!
(Wieder wird Mathilde minutenlang durch stürmische Ovationen unterbrochen. Diesmal geht der Applaus von königstreuen Monarchisten aus. Ein Großteil der versammelten Männer und Frauen lässt sich von der Freude anstecken und jubelt.)
Wir wissen, dass wir Druck machen müssen, notfalls auch militärisch.
Ohne Volksbewaffnung stehen wir hilflos da und sind der Willkür der Despoten ausgeliefert.
Die Meinung ist einhellig. Wir wollen nach den vielen Jahren der Knechtschaft endlich auf gleicher Augenhöhe mitreden dürfen. Wer Steuern bezahlt, hat das Recht, politisch mitzuwirken und zu gestalten.
(Unterbrechung durch begeisterte Zurufe!)
Schluss mit der Ausbeutung!
Steuern nur mit unserer Zustimmung!
Keine Sonderabgaben!
Verfassung statt Gottesgnadentum!
Nieder mit den Tyrannen!
Freiheit
Die Freiheit dürfen wir uns niemals wieder aus den Händen schlagen lassen. Doch wir bekommen sie nicht als Geschenk der Obrigkeit.
Wir müssen notfalls fanatisch unter den größten Opfern für sie tapfer kämpfen. Hier dürfen wir keine faulen Kompromisse eingehen.
Das sind wir allen Pfälzern und unseren ungeborenen Kindern und auch deren Kindern schuldig.
(Mathilde steigert ständig das Feuer ihrer Rede und zeigt, dass sie bereit ist, fanatisch für die Freiheit zu kämpfen. Die grenzenlose Liebe zu den Freiheitsrechten drückt sie ungeschminkt aus.)
(Wieder begeisterte Zurufe und langer Applaus! Trommelschläge!)
Wenn man uns die Freiheit, nach der wir uns mit jeder Faser unseres Herzens sehnen und die wir jetzt haben wollen, nicht geben will, dann muss das Blut der Tyrannen fließen.
Wir haben es satt, uns mit faulen Versprechungen belügen zu lassen.
Schluss damit! Es reicht endgültig!
(Wieder wird sie von frenetischem Beifall unterbrochen; ihre martialischen Worte hinterlassen einen starken Eindruck. Eine solche Rede hat man von der jungen Frau dann doch nicht erwartet. Aber Mathilde ist mutig und macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube.)
(Jetzt ergreift sie die Fahne, schwenkt sie mit leicht errötetem Gesicht und gibt sie an Philipp Berch weiter.
Überraschend für das Publikum wird ihre Stimme sehr warmherzig und liebevoll sagt sie zu dem hochgewachsenen, verblüfften Fahnenträger.)
Mathilde:
Lieber Philipp,
kehrst du mit dieser Fahne und mit einem einigen und freien Vaterland zurück, so reiche ich dir diese Hand!
(Wieder Hochrufe, lautes Klatschen)
Mathilde lebe hoch!
Ein dreifaches Hurra!
Hoch die Pfalz!
Hoch die Freiheit!
Es lebe unser geliebtes Vaterland!
Nieder mit den Tyrannen!
Philipp Berch:
(etwas gehemmt, aber dann doch mit männlicher Stimme für alle hörbar)
Liebe Mathilde,
das verspreche ich dir. Meine Kameraden werden alles tun, um die Freiheit und Einheit zu erkämpfen.
Bis zum letzten Atemzug werden wir uns notfalls um die Fahne scharen.
Es wird kein feiges Zurückweichen vor den Tyrannen und ihren Söldnern geben.
Wir wollen unsere Freiheit, die Freiheit aller Pfälzer und die unserer Kinder und Enkel mit aller Kraft und mit dem größten Opfer, zu dem ein Mensch fähig ist, unserem Leben, verteidigen.
(fanatischer Applaus der hitzigen Menge)
Hauptmann Heinrich Rochotte:
(übernimmt die Fahne im Namen der Freischaren)
Liebe Mitbürger, hochverehrte Gäste,
wir Freischaren geloben feierlich, diese Fahne in Ehren zu halten.
Wir geloben für sie zu kämpfen, für sie notfalls unser Blut zu vergießen und zu sterben.
Bürger, nie werden wir sie lebend uns aus den Händen reißen lassen.
Sie soll für die Tyrannen ein rotes Tuch sein, gefärbt mit dem Blut aller freiheitsliebenden Menschen.
Sie ist das Symbol für Freiheit von der Tyrannei und dem Glücksstreben.
Hierfür stehen wir mit unserem Leben ein.
Ein Hoch auf Fräulein Mathilde Hitzfeld und die Festdamen.
Sie leben dreimal Hoch. Hurra.
(ein einstimmiger, langer Applaus der großen Versammlung)
(Dann bildet sich der Festzug. Allen voran die Alzeyer Turner, es folgt die Musikkapelle, anschließend der Festausschuss mit Mathilde an der Spitze. Es schließen sich an die Freischaren, die Bürgerwehr, Gäste und Kirchhei-mer. Der blutrünstige Heckermarsch erklingt. Man marschiert durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Forstgarten.)
(Hier findet das eigentliche Volksfest statt. Beflissene Wirte haben Tische und Bänke aufgestellt, um die Menschen mit allen Köstlichkeiten zu verwöhnen, die die fruchtbare Pfalz zu bieten hat. Die Menge ist in Hochstimmung und genießt den herrlichen Tag.)
Szene 2
Forstgarten
Volksfest
Lagerbier, guter Wein, alle möglichen Speisen, Festtags-stimmung bei strahlendem Sonnenschein
Philipp:
(setzt sich zu Mathilde)
Mathilde, ich war überrascht und bin noch ganz benommen. Hast du das vorhin ernstgemeint?
Mathilde:
Aber ja, Philipp. Ich trete doch nicht vor die Festversammlung und rede Unfug.
Ich will mich doch nicht vor all den wackeren Leuten und opferbereiten Patrioten blamieren.
Ich habe mir das alles, vor allem auch das zwischen uns, reiflich überlegt.
Wir kennen uns schon lange und du weißt, dass ich konsequent bin.
Ja, vielleicht hätte ich dir nicht in der Öffentlichkeit dieses Versprechen geben sollen. Es geht ja um unser privates Lebensglück.
Ich habe es getan und stehe dazu. Ich hoffe, dass ich dich mit diesem öffentlichen Bekenntnis nicht verärgert habe.
Alle sollen wissen, dass ich dich liebe.
Alle sollen wissen, dass mein Herz für die Freiheit und die Menschenrechte schlägt.
Philipp:
Du machst mich glücklich. Ich liebe dich. Dass du unsere Beziehung vor all den Menschen bekanntgegeben hast, zeigt mir, wie du zu mir stehst. Ich schwebe auf Wolke sieben.
Mathilde:
Ich habe auch mit meinem Vater und meiner Mutter gesprochen. Sie mögen dich. Mein Vater hält sehr viel von dir. Er lobt deinen Fleiß, dein außerordentliches handwerkliches Geschick. Die neuen Treppen, die du entworfen hast, und die wie edle Möbelstücke geschätzt werden von den Kirchheimern, haben ihn stark beeindruckt.
Philipp:
(bescheiden)
Ja, es hat mich selbst überrascht, wie gut meine Eichentreppen ankommen. Der Preis ist ja nicht niedrig. Ich versuche, für das viele Geld mein Bestes zu geben. Lob ist für mich Ansporn und Verpflichtung.
Mathilde:
Er hält dich für sehr geschäftstüchtig und künstlerisch begabt. Aber vor allem ist er davon überzeugt, dass du ein herzensguter Mensch bist. Gestern sagte er mir im Beisein meiner Mutter, dass er sich vorstellen kann, dass du sein Schwiegersohn werden könntest.
Meine Mutter war überrascht, obwohl sie schon gewisse Vorahnungen hatte. Aber ich weiß, dass sie dich genauso sieht.
Philipp:
(sichtlich bewegt)
Ich mag Ludwig und Anna auch sehr. Für mich ist vor allem dein Vater ein patriotisches Vorbild, ein aufrichtiger Mensch. Er hat ein großes und mitfühlendes Herz für die Armen.
Auch meiner Familie hat er unter die Arme gegriffen, als es ihr schlecht ging. Ich vergesse niemals, dass er meinen Vater für Gottes Lohn therapierte.
Wie oft hat er schon Bedürftige umsonst behandelt!
Ja, er ist ein selbstloser Wohltäter in unserem Kirchheim. Man achtet, ja, verehrt ihn. Mit Recht!
Du kannst dir keinen besseren Vater wünschen.
Mathilde:
Wie alle Menschen hat er auch seine Macken. Manchmal wünschte ich mir, er würde nicht so stark in seinem Beruf aufgehen.
Ich glaube, dass er damit meine Mutter oft überfordert. Sie möchte mehr von ihm haben. Doch nach einem langen Arbeitstag und nach unruhigen Nächten, in denen er, ohne Rücksicht auf sich selbst, Patienten besucht, ist er völlig ausgelaugt und schnarcht auf dem Sofa vor sich hin.
Anna macht sich Sorgen um seine Gesundheit. Sie meint, dass er übertreibt. Da ist sie leider im Recht.
Sein Beruf ist sein Lebensinhalt. Er hat mich auch angesteckt. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich auch Medizin studieren.
Man kann in diesem Beruf ja viel Gutes für die Menschen tun.
Es ist wundervoll, Arzt zu sein und helfen zu können.
Philipp:
Er ist ein begeisterter Arzt. Die Kirchheimer sagen ganz offen, dass der Alte Abraham, wie sie ihn nun einmal hinter vorgehaltener Hand respektvoll nennen, ein hochengagierter und kompetenter Kantonalarzt ist.
Es gibt keinen besseren weit und breit. Da sind sich alle einig.
Sie sind glücklich, dass er nach Kirchheim gekommen ist.
(Lockenhaas tritt auf und hält eine flammende Ansprache, Hauptmann der Alzeyer Turner und bezahlter Redner.)
Lockenhaas:
Meine lieben Mitbürger und Tyrannenhasser,
Endlich zeigen wir eine klare Kante. Spätestens jetzt machen wir den bayerischen Bierranzen klar, die uns der hinterlistige Max schickt, dass die Ausbeutung der schönen Pfalz ein Ende hat.
Wir Freischärler wissen, wofür wir kämpfen. Sollen sie doch kommen.
Wir zeigen Ihnen, dass ein echter Pfälzer für seine Heimat mit aller Kraft eintritt.