Mein Vater Adolf Hitler und ich - Siegfried Schilling - E-Book

Mein Vater Adolf Hitler und ich E-Book

Siegfried Schilling

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Beschreibung

Im Mittelpunkt des Romans "Mein Vater Adolf Hitler und ich" steht die Familie Hans, Ellen und Gernot Behringer, die harmonisch miteinander in Glückstadt an der Elbe lebt. Die schwierige Nachkriegszeit übersteht sie dank des handwerklichen Geschicks des Vaters und Ehemanns Hans Behringer verhältnismäßig gut und gelangt in späteren Jahren zu relativem Wohlstand. Als Hans Behringer erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, offenbart er sich seinem Sohn Gernot und erzählt ihm seine "wahre" Lebensgeschichte. Steckt hinter ihm vielleicht ein großes, geradezu sensationelles Geheimnis? Ist er etwa der wirkliche Adolf Hitler? Hans Behringer, der mit seiner "Lebensgeschichte" bei seinem Sohn verständlicherweise auf Skepsis trifft, glaubt den Beweis antreten zu können, dass sie der Wahrheit entspricht.

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Autor Siegfried Schilling

Inhaltsangabe

Im Mittelpunkt des Romans „Mein Vater Adolf Hitler und ich“ steht die Familie Hans, Ellen und Gernot Behringer, die harmonisch miteinander in Glückstadt an der Elbe lebt. Die schwierige Nachkriegszeit übersteht sie dank des handwerklichen Geschicks des Vaters und Ehemanns Hans Behringer verhältnismäßig gut und gelangt in späteren Jahren zu relativem Wohlstand. Als Hans Behringer erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, offenbart er sich seinem Sohn Gernot und erzählt ihm seine „wahre“ Lebensgeschichte. Steckt hinter ihm vielleicht ein großes, geradezu sensationelles Geheimnis? Ist er etwa der wirkliche Adolf Hitler? Hans Behringer, der mit seiner „Lebensgeschichte“ bei seinem Sohn verständlicherweise auf Skepsis trifft, glaubt den Beweis antreten zu können, dass sie der Wahrheit entspricht…

Inhaltsverzeichnis

Ein liebevoller Vater und Ehemann

Umzug mit Pferd und Wagen

Das Regiment des Rohrstocks

Ruhestand und die Einkehr des Käfers

Es kann nur einen Vorsitzenden geben

Eine schockierende Nachricht

Die Geschichte meines Vaters

Alltag im neuen Leben

Was ist Wahrheit?

1. Ein liebevoller Vater und Ehemann

Mein Vater war ein gütiger und friedfertiger Mann, der Streit und Auseinandersetzungen, wenn möglich, aus dem Weg ging. Meine Mutter hatte in ihm einen liebenden, aufmerksamen und hilfsbereiten Ehemann, der sie in unserem überschaubaren Haushalt tatkräftig unterstützte, ich einen liebe- und verständnisvollen Erzeuger, dem meine gedeihliche Entwicklung und mein Wohl über alles ging. Ob im Kindergarten, in der Schule oder in anderen Bereichen des Lebens: Er war stets zur Stelle, wenn ich in Schwierigkeiten oder Krisen geriet und setzte alles daran, um mir da wieder heraus zu helfen. Dabei legte er alles in die Waagschale, was ihn ausmachte und ihm an Mitteln und Möglichkeiten zu Gebote stand - zumeist mit dem gewünschten Erfolg.

Im Gegensatz zu der relativen, Ausgeglichenheit, die er normalerweise an den Tag legte, standen die Wutanfälle, die ihn regelmäßig etwa alle drei Monate packten und in einen Menschen verwandelten, der nichts mit dem vorbildlichen Ehemann und Vater gemein zu haben schien, der er sonst war. Sie sprengten jedes Maß und zeigten ihn von einer Seite, die man bei ihm absolut nicht vermutete. Einen konkreten Anlass für die Wutanfälle gab es nicht. Sie kamen wie Naturgewalten über ihn, schüttelten ihn durch und ließen ihn nach einigen Minuten wieder los.

Wenn mein Vater die ersten Anzeichen spürte, warnte er uns vor, wobei er es meistens noch schaffte, dies mit einem Scherz zu verbinden. Dann lief er eilends in den Keller. Es dauerte nicht lange, bis von dort heiseres, wüstes Geschrei erklang, das an das Bellen eines tollwütigen Hundes erinnerte und sich zusehends steigerte - bis es schließlich seinen Gipfel erreicht hatte und allmählich verebbte. Ein erleichtertes, fast fröhliches Gelächter kündigte das Ende des Wutanfalls an. Kurze Zeit meldete sich mein Vater - schweißgebadet und erschöpft - bei uns zurück, um sich gewohnheitsmäßig „für eine halbe Stunde aufs Ohr zu legen”, wie er gern formulierte. Danach war er wieder der „Alte”.

Mein Vater war sicherlich niemals ein Beau gewesen. Doch mit seiner handbreiten Narbe, die sich über den Mund und die Oberlippe quer bis hin zur rechten Wange zog, war sein Äußeres ein für alle Mal verunstaltet. Sie erinnerte ihn jeden Augenblick seines Lebens an einen Bombenangriff der Engländer zum Ende des Krieges auf das Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Glückstadt, in dem er an kriegswichtiger Stelle tätig war, wie er häufiger erzählte. Dabei erlitt er schwerste Verletzungen im Gesicht, die lange brauchten, um abzuheilen. Noch heute schmerzte die Narbe, wenn ein Wetterwechsel bevorstand.

Die Menschen, die mit meinem Vater in Berührung kamen, schenkten der Verunstaltung in seinem Gesicht jedoch kaum Beachtung. Vielmehr ließen sie sich von seiner Persönlichkeit fesseln, deren suggestive Anziehungskraft sich niemand entziehen konnte. Er hatte etwas an sich, das alle faszinierte und festhielt, die sich ihm näherten, wobei seine blauen Augen und sein intensiver Blick sicherlich einen entscheidenden Anteil an seiner Wirkung hatten. Wenn mein Vater es zugelassen hätte, wäre unsere bescheidene 65-Quadratmeter-Wohnung ständig bevölkert gewesen von Menschen, die seine Nähe suchten. Doch dem schob er einen Riegel vor. Obwohl er ein durchaus kontaktfreudiger, geselliger Mensch war, empfing er zu Hause nur selten Besuch - und dieser rekrutierte sich fast ausschließlich aus Mitgliedern „seines” Schäferhundvereins „Wolf”, mit denen er vorzugsweise vereinsinterne Angelegenheiten besprach. Seine Privatsphäre ging ihm über alles, er schützte sie wie eine Glucke ihre Küken.

Ungewöhnlich war der große Altersunterschied zwischen meinen Eltern, der mehr als zwanzig Jahre betrug. Das belastete aber keineswegs ihre Beziehung, die geprägt war von einem liebevollen, nur gelegentlich durch läppische Zänkereien unterbrochenen Miteinander. Zwischen ihnen bestand ein besonderes Band, eine Art unauflösbarer Schicksalsgemeinschaft, die nichts und niemand in Frage stellen konnte.

Der Alltag unserer kleinen Familie unterschied sich in nichts von den Millionen anderer Familien und bestand insbesondere in den ersten Nachkriegsjahren darin, das Überleben im zerstörten Deutschland zu sichern. Das gelang meinem Vater, der als Schweißer am Eisenbahn-Ausbesserungswerk Glückstadt beschäftigt war, recht gut. Er fertigte nach seiner eigentlichen Arbeit landwirtschaftliche Geräte wie Mistgabeln und Spaten für die Bauern in der Region an und verdiente sich damit ein gutes Zubrot. Ich leistete meinem Vater gern Gesellschaft, wenn dieser im Keller seinem zweiten Broterwerb nachging. Dabei schaute ich ihm nicht nur über die Schulter, was allein schon interessant war, sondern leistete auch kleine Handreichungen für ihn. Das machte Spaß und bedeutete ein Ende der Langenweile, die ich nicht selten empfand. Das Wichtigste aber war, dass ich mit meinem „alten Herrn” zusammen sein konnte, der sich bei solchen Gelegenheiten unbeschwert und fröhlich zeigte und hin und wieder aus voller Brust deutsche Volkslieder wie das „Heideröslein” schmetterte - Ausdruck dafür, dass er besonders gut aufgelegt war.

Seine handwerkliche Geschicklichkeit, über die mein Vater zweifellos in hohem Maß verfügte, bewies er unter anderem auch durch den fast naturgetreuen Nachbau eines deutschen Kaufmannshauses mit Kran und Pferdestall aus dem 18. Jahrhundert. Es war ein Geschenk zu meinem vierten Geburtstag und so groß, dass ich mühelos vollständig hineinkriechen konnte. Auch der erste Drahtesel, dem ich in meinem Leben die Sporen gab, stammte von ihm. Er hatte ihn an seiner Arbeitsstätte aus verschiedenen alten Fahrradteilen zusammengeschweißt und frisch lackiert, so dass er beinahe wie neu aussah. So fertigte mein Vater viel Spielzeug und nützliche Gegenstände für mich an und freute sich diebisch, wenn es mir gefiel. Für seinen blonden Gernot tat er alles.

2. Umzug mit Pferd und Wagen

Zu den wichtigsten Ereignissen in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre zählte der Umzug von der Bohnstraße, wo wir im ersten Stockwerk eines großen, älteren Mehrfamilienhauses wohnten, in die Klaus-Groth-Straße. Diese lag in einem neuen Stadtviertel im Norden der Elbestadt und bestand aus einer Reihe von verhältnismäßig schlichten, grau verputzten Wohnblöcken, die aber sämtlich mit einer Küche und einem Wannenbad ausgestattet waren - für die damalige Zeit durchaus nicht selbstverständlich.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich neben dem streng riechenden, fast Übelkeit auslösenden Kutscher saß und auf meinen Vater wartete, der noch einen Karton mit Haushaltsgegenständen aus der alten Wohnung holen wollte, bevor es losging. Schließlich erschien er, stellte den Karton auf den mit Kleinmöbeln vollgestellten Pferdewagen und nahm dann auf dem Kutschbock Platz. Der Kutscher schnalzte mit der Zunge. Auf sein „Hüh, meine Alte!” setzte sich der bejahrte Gaul langsam in Bewegung und trottete gleichmütig über das noch überall in Glückstadt verbreitete Kopfsteinpflaster geradeaus. Mein Vater strich mir über das Haar.

„Das hätten wir geschafft, Gernot!”

Ich nickte zustimmend.

„Ich hab’ aber auch gut mitgeholfen, oder?“

„Oh, das hast Du bestimmt. Was hätte ich ohne Dich gemacht?”

„Sie haben einen hübschen und tüchtigen Jungen, Herr Behringer”, wandte sich der Kutscher an meinen Vater. „Sie können stolz auf ihn sein.”

„Das bin ich auch.”

Ich schaute eine Weile auf den braunen Pferderücken, auf dem ich gern gesessen hätte, und warf dann einen Blick nach links zum Burggraben. Die leicht gekräuselte Oberfläche des Sees glitzerte in der Morgensonne - ein Anblick, den ich schon so oft genossen hatte. Nicht weit vom Ufer entfernt standen zwei große Mehrfamilienhäuser nebeneinander, in denen meine beiden besten Freunde Jürgen Ratjens, Conrad Gries und Klaus-Dieter Dolderer zu Hause waren. Es stimmte mich traurig, dass ich künftig nicht mehr in ihrer Nähe wohnen würde. Ich tröstete mich aber damit, dass es kein Abschied für immer war und ich nur einen kurzen, fünfminütigen Fußweg zu ihnen hatte.

Traurigkeit erfasste mich auch, wenn ich an die aus Schlesien geflüchtete Familie Krüger dachte, mit denen wir die verhältnismäßig große Wohnung im ersten Stockwerk geteilt hatten - Folge der Wohnungsnot in der Elbestadt, die nach dem Krieg von Flüchtlingsströmen überschwemmt wurde. Sie hatte mich mit Warmherzigkeit und Fürsorglichkeit umfangen, mich beschützt und mir Süßigkeiten und Spielzeug zugesteckt. Ich würde das Zusammenleben mit ihr, denn das war es, vermissen. Das galt insbesondere für die elfjährige Sabine, die mit ihrem langen, blonden Haar, ihrer Sanftheit und ihrer Geduld wie ein Engel aus der Bibel auf mich wirkte. Sie würde ich am meisten vermissen.

„Kann ich Krüger bald besuchen?” fragte ich spontan meinen Vater, der mir lächelnd ins Gesicht blickte.

„Ja natürlich. Ich weiß doch, wie gern Du bei Ihnen bist.”

Die Haustür in der Klaus-Groth-Straße 1 stand sperrangelweit offen und die Wohnungstür war nur angelehnt. Ich lief geradeaus durch den schmalen Flur in die Wohnstube. Aber weder hier, noch im Schlafzimmer fand ich meine Mutter.

„Gernot, ich bin in der Küche!“ hörte ich sie rufen.

Ich lief zurück und lief eilte zu ihr.

„Vorsicht!“ warnte mich meine Mutter, die gerade den Topf vom Herd genommen hatte, um die Kartoffeln abzugießen.

Ich trat respektvoll zwei Schritte zurück.

„Wir haben die letzten Sachen gebracht,“ informierte ich meine Mutter, während diese den Topf mit den Kartoffeln noch einmal kurz auf die glühende Herdplatte setzte, um das verbliebene Wasser verdampfen zu lassen. „Jetzt ist unsere alte Wohnung ganz leer.“

Ich sah ein wenig traurig vor mich hin. Meine Mutter bemerkte es und strich mir aufmunternd übers Haar.

„Hier ist es doch viel schöner, Gernot. Wirst Dich bald an die neue Umgebung gewöhnt haben. Übrigens gibt es hier viele Kinder, mit denen Du spielen kannst...”

In diesem Augenblick schaute mein Vater zur Tür herein.

„Wir haben`s gleich geschafft, Ellen! Wir bringen nur noch die restlichen Kleinmöbel und Krimskrams nach oben.”

Sprach’s und verschwand wieder. Ich wollte ihm hinterherlaufen, doch meine Mutter hielt mich zurück.

„Wasch Dir schon mal die Hände, und dann kannst Du Dich an den Tisch setzen. Wir essen sofort.”

Ich gehorchte ihr widerstrebend, Im Badezimmer hielt ich kurz die Hände unter das fließende Wasser und baute mich dann vor dem großen, blanken Kupferkessel auf, der mich stark beeindruckte. Ich klopfte vorsichtig mit dem Zeigefinger dagegen - und erhielt ein dumpfes, schnell verflüchtigtes Echo: Der „Kupferne“ war bis obenhin mit Wasser gefüllt. Ich freute sich schon auf den Abend: Dann würde sein Vater den Kessel heizen und die Familie könnte erstmals ein warmes Wannenbad in der neuen Wohnung nehmen. Vorbei waren die Zeiten ohne eigenes Bad. Wir mussten nun nicht mehr bei unseren Nachbarn oder bei „Tante Lotte” in der Reichenstraße fragen, wenn wir uns gründlich „renovieren“ wollten, wie mein Vater gern formulierte.

„So, die Hauptarbeit liegt nun hinter uns. Was sonst noch zu tun ist, erledigen wir nach und nach!” stellte mein Vater zufrieden fest, als wir Drei am Mittagstisch saßen und an den knusprig gebratenen Bauchscheiben knabberten, die meine Mutter zubereitet hatte.

„Es hat wirklich alles gut geklappt - und ohne, dass etwas zu Bruch gegangen wäre... Naja, bis auf die Blumenvase. Aber das war sowieso nicht gerade das schönste Stück”, ließ sich meine Mutter hören.

Mein Vater antwortete nicht. Der Hausmeister, der draußen vor dem Küchenfenster