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Heute Nachmittag habe ich in alten Dateien in meinem Computer mehrere Kindergeschichten gefunden. Ich schrieb sie für meine Patentochter, als diese selbst noch ein Kind war. Heute ist sie erwachsen und nicht nur meine wichtigste Muse beim Schreiben, sondern hat selbst ein Kind. Und mein Großneffe soll nunmehr die Geschichten hören, die sie damals als Kind hörte. In MOLLY UND DAS SELTSAME TALLULAH habe ich diese Geschichten gesammelt. Das Buch besteht aus phantasievollen Geschichten, die aus dem Leben und den Träumen von Kindern gegriffen sein können, aber auch zum Träumen anregen und jungen Lesern dabei helfen sollen, ihre Vorstellungskraft und Phantasie anzuregen. Geschichten für Mädchen und Jungen im Grundschulalter, auch für Jugendliche, ebenso geeignet zum Vorlesen als Gute-Nacht-Geschichten. Das ist das Buch MOLLY UND DAS SELTSAME TALLULAH.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Molly und das seltsame Tallulah
Björns Fußballfest
Ivy in der Spiegelwelt
Lina oder: Was kostet die Zeit?
Die Unterwasserstadt Nyramar
DIE NAYTNAL CHRONIKEN: Ein Ausblick auf die Fantasy-Saga von Elias J. Connor
Impressum
Heute Nachmittag habe ich in alten Dateien in meinem Computer mehrere Kindergeschichten gefunden. Ich schrieb sie für meine Patentochter, als diese selbst noch ein Kind war.
Heute ist sie erwachsen und nicht nur meine wichtigste Muse beim Schreiben, sondern hat selbst ein Kind. Und mein Großneffe soll nunmehr die Geschichten hören, die sie damals als Kind hörte.
In MOLLY UND DAS SELTSAME TALLULAH habe ich diese Geschichten gesammelt. Das Buch besteht aus phantasievollen Geschichten, die aus dem Leben und den Träumen von Kindern gegriffen sein können, aber auch zum Träumen anregen und Erstleser dabei helfen sollen, ihre Vorstellungskraft und Phantasie anzuregen.
Geschichten für Mädchen und Jungen im Vorschul- und Grundschulalter, auch geeignet zum Vorlesen als Gute-Nacht-Geschichten. Das ist das Buch MOLLY UND DAS SELTSAME TALLULAH.
Am Meer, in einem kleinen Dorf auf einer Insel, wohnte ein kleines Mädchen. Ihr Name war Molly, und sie wohnte schon hier, seit sie denken kann. Manchmal beneidete sie ihre Freunde, die hier Urlaub machten, weil sie viel erzählten von der Großstadt, aus der sie kamen. Denn so schön diese Insel ist, und so gerne andere Leute hier Urlaub machten, es passierte hier nie irgendetwas Aufregendes. Manchmal wünschte Molly sich, sie könnte auch einmal in die Großstadt gehen, die vielen Autos und die hohen Häuser sehen. Aber sie kam nicht weg von dieser Insel.
Und so schlenderte Molly jeden Nachmittag über den Weg an den Klippen entlang. Sie setzte sich ans Meer und lauschte dem Ruf der Ferne. Und so machte sie es auch diesen Nachmittag.
Plötzlich, als Molly schon Stunden da sitzen mochte, hörte sie ein seltsames Fiepen. Molly schreckte hoch und sah sich um. Zuerst dachte sie, es wäre das Fiepen einer Maus oder eines Chinchillas. Möglicherweise war es auch ein kleiner Hund, der in Schwierigkeiten war. Mit Eifer machte Molly sich schließlich auf die Suche.
Das Geräusch kam aus einer der Felsspalten. Es klang hilflos. Ein kleines Tier mochte irgendwo in den Felsspalten gefangen sein, und Molly wollte es befreien.
In der siebten Felsspalte, die sie durchsuchte, fand sie schließlich die Ursache für das Fiepen. Da steckte tatsächlich etwas fest. Ein kleines Wesen, nicht größer als Mollys Arm, hatte sich mit seinem Bein verhakt. Molly sah, dass es sehr ungewöhnlich aussah, und sie hatte ein solches Wesen noch nie gesehen. Aber zuerst wollte sie ihm helfen, und sie beschloss, sich später darüber zu wundern.
„Warte, ich hole dich da raus“, sagte Molly aufgeregt.
Sie versuchte, einen Steinbrocken, der das Tier einschloss, auf die Seite zu hieven. Mit viel Kraft und Mühe gelang es ihr. Und so kam das kleine Wesen frei und hüpfte direkt in Mollys Arme.
„He“, sagte Molly, während das Wesen vor Freude zappelte. „Wer bist du denn? Du siehst aber merkwürdig aus.“
Das Wesen starrte Molly an.
„Merkwürdig, aber süß“, fügte sie hinzu.
Das Wesen sah ein bisschen aus wie ein Affe. Es hatte zwei Arme und zwei Beine. Und es hatte aber kein Fell, sondern eine lila schimmernde Haut. Sein Kopf war sehr groß, und seine Augen waren ebenfalls sehr groß. Sie waren dunkel und oval. Eine Nase hatte das Wesen nicht, und es hatte aber einen sehr kleinen Mund.
„Fiep, fiep, fiep“, machte es.
„Ja, mein Süßer“, sagte Molly. „Du bist ja ein feines Kerlchen. Aber ein Tier wie dich habe ich noch nie gesehen. Wenn ich nur wüsste, was du bist. Bist du ein Affe oder bist du ein seltener Hund?“
Das Wesen schaute Molly an.
„Magst du mit zu mir nach Hause kommen? Dann gebe ich dir zu fressen.“
Das Wesen hüpfte wild herum vor Freude.
Und so packte Molly das kleine, süße Etwas in ihre Tasche und schlenderte zurück zu ihrem Haus.
Dort angekommen, rief die Mutter von Molly direkt nach dem Abendessen. Und Molly ermahnte das Wesen in ihrer Tasche dann, ganz leise zu sein.
„Ich nehme mir etwas aufs Zimmer“, meinte Molly dann. „Ich bin ganz doll müde.“
Molly schnappte sich zwei Brote mit Käse und huschte hoch in den zweiten Stock, wo ihr Zimmer war. Kaum dass sie drin war, verschloss sie die Türe. Dann holte sie das fremde Wesen aus ihrer Tasche und drückte ihm ein Käsebrot in die Hand.
Voller Genuss verzehrte es das Brot. Als es dann noch mehr wollte, gab Molly ihm auch noch das zweite Käsebrot.
„So, jetzt ist es Zeit zum Schlafen“, sagte Molly zu dem Wesen.
Molly richtete ihren Puppenwagen her, der groß genug war für das Wesen als Bett. Dann legte sie es hinein und sang ihm ein Schlaflied. Und schon bald darauf schlief das Wesen ein.
Am nächsten Morgen, als Molly aufwachte, wollte sie sofort nach ihrem neuen Freund sehen. Aber das Wesen schien nicht mehr da zu sein. Das Puppenbett, in das Molly es am gestrigen Abend gelegt hatte, war leer.
„Hallo“, sagte Molly, als sie sicher war, das niemand sie hörte. „Kleiner Freund. Bist du hier irgendwo?“
Molly suchte und suchte. Sie suchte in ihrem Schrank. Sie suchte unter ihrem Schreibtisch. Sie suchte sogar unter ihrem Bett, wo man nur ganz schwer dran kam. Aber das Wesen war nicht da.
„Habe ich das nur geträumt?“, fragte Molly sich. „Habe ich nur geträumt, dass ich dich gefunden habe? Wo magst du nur sein?“
Molly machte sich Sorgen. Und erst dann entdeckte sie, dass das Fenster offen war. Wenn sie nicht geträumt haben sollte, könnte das Wesen durchs Fenster gegangen sein. Wenn sie aber nur geträumt hatte, dann hatte sie wohl einfach vergessen, gestern Abend das Fenster zuzumachen.
Ja, auch einheimische Kinder müssen in die Schule, auch auf dieser Insel, wo andere Leute Urlaub machten, gab es eine Schule, in die Molly mit einigen anderen einheimischen Kindern ging. Völlig nachdenklich stapfte sie dann nach dem Frühstück zu dem Schulhaus, während der sommerliche Wind durch ihr Haar wehte und sie unentwegt an ihren neuen Freund dachte, von dem sie jetzt nicht mehr so sicher war, dass es ihn gab.
„He, Molly“, sagte eine Klassenkameradin zu ihr. „Was ist heute mit dir los?“
„Ach... nichts“, schwindelte Molly. Sie wollte ihr nichts davon erzählen, denn in der Schule hielten sie so oder so schon alle für eine Träumerin. Wenn sie jetzt mit der Story von einem ganz seltenen Tier ankäme – nicht auszudenken, was sie sagen würden.
In der Klasse setzte Molly sich still hin, als die Lehrerin hereinkam.
„Hast du die Englischhausaufgaben gemacht“, fragte ihr Sitznachbar sie.
Molly nickte und wollte gerade ihr Englischheft aus ihrem Ranzen holen – da entdeckte sie plötzlich das kleine Wesen. Es saß in ihrem Ranzen und grinste Molly an. Sachte hob es einen Finger auf seinen Mund.
„Was tust du denn hier?“, polterte es flüsternd aus Molly heraus. „Ich hab dich überall gesucht.“
Und dann geschah das Unfassbare, was Molly gar nicht glauben konnte. Das Wesen sprach zu ihr.
„Ich hab mich gestern Nacht ein bisschen umgesehen. Nicht böse sein“, sagte es. „Nein, Molly, du hast nicht geträumt“, antwortete es gleich auf die Frage, die Molly als nächstes gestellt hätte. „Aber sei jetzt lieber leise, sonst kriegt deine Lehrerin einen Anfall.“
„Du... du kannst ja sprechen...“, hauchte Molly.
„Natürlich“, sagte das Wesen.
„Wer oder was bist du denn?“, wollte Molly voller Aufregung wissen.
„Keine Fragen, keine Lügen“, meinte das Wesen. „Und jetzt Psst!“ Dann verkroch es sich wieder zwischen Mollys Heften und Schulbüchern.
„He, mit wem redest du?“, wollte Mollys Klassenkamerad wissen, der neben ihr saß. Und gleich darauf kam die Lehrerin zu Molly.
„Molly, während dem Unterricht wird nicht geredet“, ermahnte sie das Mädchen. „Noch einmal, und du gehst zum Direktor.“
Molly war nun mucksmäuschenstill. Sie konnte eigentlich auch gar nichts sagen, so aufgeregt war sie. Was hatte sie da nur gefunden? Es war offenbar nicht nur ein seltenes Tier, sondern es war ein Wesen, das sprechen konnte. Und ganz schön kess war es noch obendrein.
Gleich in der Pause stapfte Molly mit ihrer Schultasche in eine ruhige, hintere Ecke der Schule, wo keiner war. Dann machte sie ihre Tasche auf.
„He, du kannst jetzt hervorkommen. Niemand sieht uns“, sagte sie.
„Bist du sicher?“, klang die helle Stimme aus ihrer Tasche.
Molly nickte.
Und daraufhin kroch das Wesen heraus.
„Sag mal, wer bist du?“, wollte Molly dann wissen.
„Ich bin ein Tallulah“, stellte sich das Wesen vor. „Aber du kannst mich auch einfach nur Sinny nennen. Auf diesen Namen höre ich.“
„Warum hast du mir gestern nicht gesagt, dass du sprechen kannst?“, fragte Molly dann.
„Du hast nicht gefragt“, meinte Sinny frech.
Molly atmete tief aus. „Was sind Tallulahs?“, fragte sie dann. „Ich hab so etwas wie dich noch nie gesehen.“
„Keine Fragen, keine Lügen“, antwortete das Wesen.
„Gibt es noch mehr wie dich?“, sagte Molly.
Das Wesen blickte traurig. „Nicht hier in der Nähe. Ich habe mich verlaufen.“
Molly lächelte das Wesen an. „Wenn du willst, helfe ich dir, die Deinen zu finden.“
„Das wird nichts nützen“, meinte das Wesen nachdenklich. „Aber trotzdem vielen Dank.“
Molly wollte ihren Freund gerade fragen, warum das nichts nützen würde, und warum er so sicher war, dass er seine Leute nicht findet. Aber dann klingelte die Schulglocke. Schnell verschwand Sinny in Mollys Tasche, und Molly dackelte zurück in den Klassenraum. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, bis die Schule vorbei war. Und als dann endlich der erlösende Gong kam, ging Molly mit Sinny auf ihren heimlichen Platz an den Klippen zurück. Dorthin, wo sie ihn gefunden hatte.
„Warum ist es so schwer, deine Leute zu finden?“, fragte Molly Sinny dann, nachdem er heraus kam.
„Ich kann es dir nicht sagen“, sagte Sinny.
„Aber wieso denn nicht?“
„Es würde uns beide nur traurig machen.“
Molly wollte den Tallulah ein bisschen aufheitern. „Möchtest du solange bei mir bleiben? Ich kann dir die Insel zeigen“, sagte sie.
„Au ja, das würde mir riesigen Spaß machen“, sagte Sinny.
Und Molly ging dann am Abend mit Sinny in das nahe gelegene Fischerdorf. Den Leuten erzählte sie, Sinny sei eine seltene Art von Affe, damit er nicht auffiel. Und Sinny sagte sie, er solle nicht mit den Leuten reden, damit sie nicht merken, dass er sprechen kann.
Und so lief Molly mit Sinny durch die Passagen und durch die engen Gassen im Fischerdorf. Dann kaufte sie Kekse für ihn. Und schließlich sahen sie den Fischerbooten zu, die sich bereit machten für ihre nächtliche Ausfahrt.
Sinny und Molly waren sehr müde, als sie dann am Abend nach Hause kamen. Sehr bald gingen sie schlafen, denn am nächsten Morgen war ja wieder Schule.
Am frühen Morgen machte Sinny sogar für Molly die Hausaufgaben, die sie vergessen hatte. Dieses Wesen war nicht nur sehr schlau, sondern auch sehr hilfreich und praktisch. Und mit jedem Tag, den Sinny bei Molly verbrachte, freundeten sie sich mehr an. Ihre Freundschaft wuchs ganz groß, und bald schon waren sie unzertrennlich. Molly hatte Sinny richtig ins Herz geschlossen.
Inzwischen waren Molly und Sinny bereits am nahegelegenen Strand gewesen, wo Sinny Kunststückchen vorführte und Molly damit ein kleines Taschengeld einbrachte. Und sie waren auch in der Stadt, die einige Kilometer entfernt war. Dorthin sind sie mit dem Bus gefahren. Molly lief mit Sinny auch zu den Hügeln der Insel. Von dort oben hatten sie einen wunderschönen Ausblick über die ganze Insel in ihrer Schönheit. Ja, Molly vergaß fast, dass sie immer gerne mal in die Großstadt wollte, dass sie weg von dieser Insel wollte. Immer dachte sie, hier sei es langweilig, aber mit Sinny machte es einen riesigen Spaß, hier zu leben.
Mittlerweile war Sinny jetzt schon mehrere Wochen bei Molly. Und es hatte den Anschein, dass Sinny sich ganz und gar nicht mehr alleine fühlte. Er redete kaum noch von seiner Familie, die er suchte. Er hatte sich so an Molly gewöhnt. Und heute saßen sie mal wieder an ihrem geheimen Platz und sahen sich den wunderschönen Sonnenuntergang an, und einen Regenbogen, der sich am Horizont über das Meer erstreckte. Und in der Ferne kamen auch schon die ersten Abendsterne heraus.
„Molly, es ist wirklich schön hier“, meinte Sinny dann. „Ich glaube, ich möchte gar nicht mehr hier weg.“
Molly lächelte leise in sich hinein. Sie wusste keine Antwort auf das, was er sagte.
Dann ging die Sonne unter.
Und auf einmal – Molly konnte es kaum glauben – tauchte am Horizont ein riesig großes Raumschiff auf. Es schwebte fast lautlos immer näher heran.
„Ach, du Schreck. Sinny, was ist das?“ Molly war außer sich vor Schreck, und das Herz rutschte ihr in die Hose.
Sinny schaute traurig zu Boden. „Keine Fragen, keine Lügen“, sagte er.
„Sinny, jedes Mal sagst du das.