Mr. Dirty & Stuffily - Mia B. Meyers - E-Book

Mr. Dirty & Stuffily E-Book

Mia B. Meyers

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Beschreibung

Planlos, unbeholfen und absolut kopflos, das beschreibt mich vermutlich am besten. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich dem wildfremden Typen aus der Bar meine Lebensbeichte aufdränge – inklusive aller peinlichen Details. Dass sich Jaxon wenig später als überaus attraktiver Nachbar und zudem als größter Auftraggeber meiner kleinen Firma herausstellt, ist aber sogar für meine Verhältnisse bizarr. Noch verrückter ist, dass es trotz unseres peinlichen Starts gewaltig zwischen uns knistert und wir uns bei jeder weiteren Begegnung näherkommen. Ich glaube sogar, dass ich endlich angekommen bin, und dann kommt auf einmal doch alles anders …

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MR. DIRTY & STUFFILY

MIA B. MEYERS

Erstauflage April 2023

Copyright © 2023

Mia B. Meyers

c/o F. Meyer Kleinunternehmen

Hohenbünstorf 41

29587 Natendorf

E-Mail: [email protected]

www.miabmeyers.com

Covergestaltung: Mia B. Meyers

Covermotiv: Depositphotos.com

Lektorat: Susan Liliales

Korrektorat: www.sks-heinen.de

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit schriftlicher Genehmigung

der Autorin.

Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden.

Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, Orten oder Ereignissen sind zufällig und unbeabsichtigt.

Markennamen, die genannt werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung korrigiert.

INHALT

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Danke

Über Mia B. Meyers

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

um einer eventuellen Enttäuschung vorzubeugen, möchte ich dich an dieser Stelle vorwarnen.

Vermutlich werden sich meine Protagonisten stellenweise sehr speziell ausdrücken. Sie lieben klare Worte, zu denen auch der ein oder andere Kraftausdruck gehört.

Und ja, dem ist – ganz unabhängig von ihrem Alter oder ihrem beruflichen Erfolg – so.

Alle meine Protagonisten sind fiktional und dürfen es somit. Darüber hinaus, wer weiß schon, wie die oberen Zehntausend wirklich miteinander reden?!

Sollte schon dieses Vorwort nicht deinem Geschmack entsprechen, wird es leider auch der Rest nicht tun. Das würde ich zwar sehr bedauern, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden.

In diesem Fall muss ich mich an dieser Stelle leider von dir verabschieden. Ansonsten wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, dass es dir gefallen wird.

Deine Mia

KAPITEL1

AMELIA

Vor exakt einem Jahr saß ich mit meiner besten Freundin Kate in genau dieser Bar und faselte davon, dass ich in zwölf Monaten – also heute – hochschwanger mit ihr hier sitzen würde, um die Kleider meiner Brautjungfern auszusuchen. Anstatt mit Babybauch und Stoffproben verbringe ich den heutigen Tag jedoch mit einer Horde Betrunkener, von denen mich mindestens eine Person überhaupt nicht leiden kann.

Insgesamt beschreibt das mein Leben ziemlich gut, während ich emsig etwas plane, geht mein Konzept im Hintergrund bereits nach hinten los. So auch in diesem Fall. Irgendwie bekam ich bei meiner ganzen Planerei versehentlich nicht mit, dass mein Freund Bradley sich eher wenig daran beteiligte, weil er stattdessen lieber durch andere Betten hopste – ein Bett genauer gesagt. Wie lange starre ich jetzt eigentlich schon den Tisch an, auf dem sich die leeren Caipirinha- und Mojitogläser stapeln?

»Wo bleibst du denn, Amy? Komm mit zum Tanzen«, dringt Kates Stimme zu mir durch und ich schaue sie wie durch eine Nebelwand an.

»Ich sinniere über mein Leben.«

»Immer noch?«, quiekt sie und wippt zur Musik. Kate dreht sich eine Strähne ihres blondierten Haares um den Finger und sieht mich mit erhobenen Brauen an, woraufhin ich seufze.

»Ich komme ja«, gebe ich ächzend von mir, während ich versuche, mich möglichst elegant aus dem Cocktailsessel hochzuquälen.

»Alles klar, wir sind da hinten.«

Ich nicke, ohne darauf zu achten, wohin sie deutet, und schwanke so sehr, dass ich mich lieber direkt wieder hinsetze. Vielleicht hätte ich doch nach dem vierten Cocktail aufhören sollen. Wenigstens habe ich jetzt wie gehabt meine Ruhe und kann in Selbstmitleid ertrinken.

»Tolle Party, oder?«

Offenbar doch kein glückliches Ertrinken.

Lynn lässt sich in den Sessel mir gegenüber fallen, greift nach ihrem Glas, das jedoch leer ist, und stellt es direkt wieder auf den Tisch. Sie gehört zu der Art Frauen, die sogar vollkommen durchgeschwitzt und mit zerzauster Frisur gut aussehen. Ihre Haare sind ebenso hellblond wie meine und außerdem haben wir das herzförmige Gesicht mit den großen Augen gemeinsam, das war es dann aber leider auch schon. Obendrein ist Lynn einen Kopf größer als ich und hat alle Kurven exakt an den Körperstellen, an denen sie sein sollten, während ich eher die klassische Birne bin. Oben schmal und unten breit. Sagen wir mal so, mit dem, was ich unter meinem Kleid trage, wirke ich gar nicht so übel, aber kein Mensch will sehen, wie ich unterhalb der hautfarbenen Shape-Radlerhose aussehe, wirklich absolut niemand.

»Amüsierst du dich?«, fragt Lynn und ich setze ein Lächeln auf.

»Ich bin vollkommen am Eskalieren«, erwidere ich und Lynn wirft lachend den Kopf in den Nacken.

»Ich habe Kate gleich gesagt, dass du deinen Geburtstag vermutlich lieber mit ein paar Tüten Chips auf der Couch verbringen willst. Aber du kennst sie ja.« Lynn zuckt mit den Schultern und winkt nach dem Kellner, der sofort angeflogen kommt. »Können Sie uns noch eine Runde bringen?« Er nickt sie übertrieben emsig an und stapelt einige der leeren Gläser auf sein Tablett.

»Ich kann mir schon vorstellen, warum sie ausgerechnet hierher wollte.« Lynn zieht fragend die Brauen zusammen, sodass ich fortfahre. »Jeden ersten Samstag im Monat kommt ein Kerl in diese Bar, der für einen unserer Auftraggeber arbeitet, und ganz zufällig sind wir dann natürlich auch immer mal wieder hier«, ende ich zwinkernd und lasse den Blick durch die Bar wandern. Es sind immer noch dieselben dunkel gestrichenen Wände wie vor drei Jahren, hinter deren halbhohen Wandverkleidungen in Steinoptik indirektes Licht brennt. Der in dunklem Lila beleuchtete Tresen bildet den Mittelpunkt der Bar. Drumherum erstreckt sich die Tanzfläche, umgeben von Dutzenden Tischen, die den Raum des Koffein einkreisen.

»Ich wusste, dass du nicht hinterherkommst«, zischt Kate mir ins Ohr und lässt sich auf den Sessel neben mich plumpsen.

»Wir hatten da hinten eine Menge Spaß und haben dich vermisst«, säuselt Kimberly mir im Vorbeigehen zu und lächelt so zuckersüß, dass ich ihr diese Worte beinahe glauben könnte. Sie ist eine ehemalige Arbeitskollegin, ehe ich Kate in einem Anfall von verfrühter Midlife-Crisis in die Selbstständigkeit gefolgt bin. Kimberly ist auch die vorhin erwähnte Person, die mich nicht leiden kann, und das beruht so ziemlich auf Gegenseitigkeit. Was die Frage aufwirft, warum sie an meiner Geburtstagsparty teilnimmt? Ach ja, weil Kate ein so verdammt herzensguter Mensch ist und Kimberly daher ständig irgendwohin mitschleppt, da sie ihr so leidtut. Das tun mir Kakerlaken auf der Flucht vorm Kammerjäger auch, und trotzdem will ich sie deswegen nicht zu Hause haben, oder? Ehe ich etwas erwidern kann, drängt Scott, der zum einen Kates Bruder und zum anderen ebenfalls ein ehemaliger Kollege ist, sich an Kimberly vorbei. Er lässt sich mit einem Zwinkern neben sie auf die Bank fallen, sagt irgendetwas und ruckartig wirft Kimberly hysterisch lachend den Kopf in den Nacken. Seit sie in einem Klatschblatt gelesen hat, dass Männer es mögen, wenn man über ihre Witze in Gelächter ausbricht, befolgt sie genau das: und zwar extrem laut. Nicht, dass ich Scotts Worte gehört habe, aber seinem erschrockenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es überhaupt nicht lustig.

»Habt ihr schon das Neueste mitbekommen?«, flötet Kimberly plötzlich verschwörerisch in die Runde und macht eine bedeutungsschwangere Pause. Zumindest schätze ich, dass es die Wirkung haben soll. »Von Bradley«, schiebt sie hinterher und mein Magen zieht sich unangenehm zusammen. Automatisch treffe ich auf Lynns Blick, die offensichtlich genau das Gleiche denkt wie ich, während Kimberly ihre Neuigkeiten vollendet.

»Er hat seit zwei Wochen eine Neue.«

Gott sei Dank kommt in dieser Sekunde der Kellner mit der nächsten Runde, sodass ich ihm direkt einen der Mojitos aus der Hand nehme.

Bradley ist mein erwähnter Ex, mit dem ich eine Familie gründen wollte. Zudem ist er der Grund, warum Lynn und ich uns kennengelernt haben und irgendwie auch der Auslöser dafür, meinen sicheren Job zu schmeißen, um ihn nicht mehr täglich sehen zu müssen. Wir hatten gerade unseren dreijährigen Jahrestag zelebriert, als mich an einem Donnerstag eine fremde Frau anrief und sich mit mir treffen wollte – Lynn. Wie sich herausstellte, war er bereits seit einem Jahr mit ihr zusammen, als sie in seinem Smartphone herumschnüffelte und auf seinen WhatsApp-Verlauf mit mir traf. Natürlich könnten wir nun diskutieren, ob man heimlich in das Telefon des Partners sehen sollte oder nicht, aber darüber, ob man zwei Frauen in unterschiedlichen Vierteln von London vögeln darf, ebenfalls. Richtig? Eine neue Kerbe in seinem Bettpfosten ist daher nun wirklich nichts, was größerer Beachtung würdig wäre.

»Mit der Kollegin, die Amelia ersetzt hat«, gibt Kimberly triumphierend von sich und nippt an ihrem Cocktail. »Und dieses Mal ist es anscheinend etwas Ernstes«, flüstert sie und kichert hinter vorgehaltener Hand, als würde sie einen NASA-Code an uns weiterreichen.

»Ist ja auch egal«, mischt Kate sich beschwichtigend ein, als der Kellner zurück an unseren Tisch kommt und eine Runde gefüllter Schnapsgläser vor uns abstellt. »Von den Herren da drüben«, erklärt er und verschwindet wieder. Automatisch schauen wir alle hinüber und ich verziehe das Gesicht.

»Ich glaube, dass ich die aus dem Altenheim meiner Oma kenne«, wispere ich und Kate stößt mir ihren Ellenbogen in die Seite.

»Bedank dich gefälligst.«

Ich nicke lächelnd zu dem Tisch hinüber und stürze den Likör herunter, der in meiner Speiseröhre brennt.

»Oha«, stößt Kate aus und winkt dem Kellner zu, der weiterhin neben uns steht. »Davon nehmen wir noch eine Runde und machen Sie ruhig ein paar Doppelte draus. Schließlich haben wir heute noch einiges vor«, wendet Kate sich wieder an mich und wackelt mit den Augenbrauen.

»Haben wir das?«, will ich halbherzig wissen, doch ehe sie reagieren kann, spricht Kimberly mich an.

»Und wie sieht’s bei dir aus, Amelia?« Sie stützt ihr Kinn auf einer Hand ab, als würde sie meine Antwort auch nur im Geringsten interessieren, und lächelt diabolisch. »Siehst du dich inzwischen ebenfalls nach einem Neuen um oder trauerst du Bradley immer noch hinterher?« Sie klimpert übertrieben mit ihren falschen Wimpern, während sie mich eindringlich anstarrt.

»Nur, weil ich nicht direkt zum Nächsten übergehe, bedeutet das nicht, dass ich irgendwem hinterhertrauere«, gebe ich zurück und bin stolz auf meine Souveränität. »Ich bin da anders als du und durchaus in der Lage, einen Lebensinhalt zu finden, der nicht von einem Mann an meiner Seite abhängt.« Na ja gut, zumindest ein bisschen souverän.

»Ganz schön sensibel, was? Vielleicht sollte dich mal wieder einer durchne…«

»Amy tobt sich jetzt lieber erst mal ordentlich aus, wenn du verstehst, was ich meine?«, mischt Kate sich ein. »Was glaubst du, warum wir heute hier sind?« Sie drischt mir auf den Rücken, wodurch ich mich verschlucke. Was labert sie da bitte? Ich greife mir nach Luft röchelnd an den Hals und huste, bis mir Tränen in die Augen schießen.

Kate lacht und reicht mir eins der Schnapsgläser, die der Kellner soeben zu uns brachte. »Hier, der hilft. Aber übertreib es nicht. Wenn du heute noch einen abschleppen willst, solltest du zumindest weiterhin stehen können.«

Wie bitte? Ich hatte nie vor …

»Ich nehme dich auch komatös mit«, mischt Scott sich ein und leckt sich verwegen mit der Zunge über die Lippen, zumindest denke ich, dass es verwegen wirken soll. »Ich kenne mich mit Frauen aus und weiß genau, wie ich dich wieder aufwecken würde.«

Na super. Lieber würde ich meinem Zahnarzt mitten in der Behandlung sagen, dass ich seinen nagelneuen Mercedes gerammt habe, als das.

»Macht, was ihr wollt, aber ich gehe heute mit Adrien nach Hause oder ersatzweise mit einem anderen«, verkündet Kate und ich lache. Adrien Davis ist einer der Vorsitzenden bei Ryan & Jones. Der renommiertesten Immobilienfirma Londons, für die Kate und ich regelmäßig Gutachten verfassen, und wie ich bereits vermutete, sind wir seinetwegen hier.

Kate schlägt mir grob gegen den Oberarm und deutet mit dem Blick zum Eingang. »Da wir gerade davon sprechen, da ist er. Ich glaube, ich bin jetzt schon spitz.«

»Himmel Kate, kannst du nicht einmal reden wie eine Erwachsene?«, stöhnt Lynn, woraufhin Kate die Augen verdreht.

»Verzeihung, ich bin von sexueller Begierde erfüllt. Besser so?«

Ich schüttle lachend den Kopf und schaue wie die anderen zum Eingang. Eine Armada aus Anzugträgern betritt den Raum und unter ihnen ist auch Adrien. Kate hat schon recht, man müsste blind sein, um diesen groß gewachsenen Mann mit den dunklen Haaren und dem stets akkurat gestutzten Dreitagebart nicht attraktiv zu finden.

Er schaut in unsere Richtung, nickt uns zum Gruß zu und wendet sich dann eilig ab. Beinahe wirkt er erschrocken, uns immer wieder hier anzutreffen. Kate kann in ihrer Kontaktaufnahme sehr energisch sein, das kann einem Mann schon mal Angst einjagen.

»Wer ist das denn?«, höre ich Lynn und Kimberly gleichzeitig fragen, sondiere die Gruppe und reiße reflexartig die Augenbrauen hoch. Oha …

»Seine Haare sehen aus, als hätte er gerade wilden Sex gehabt«, schwärmt Lynn, sodass ich mich zu ihr herumdrehe und mit ansehe, wie sie verträumt an ihrem Getränk nuckelt.

»Seht ihr, wie sich der Stoff seines Jacketts über die Schulterblätter spannt? Ich mag Männer, die zur Hüfte hin wie ein V gebaut sind«, erklärt Kimberly und gibt ein knurrendes Geräusch von sich, was wohl irgendwie erotisch klingen soll. Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht zu lachen, und drehe mich wieder herum. Die anderen mögen auf Schultern, Hüften und Haare achten, aber was mir als Erstes auffällt, ist der Blick dieses Typen. Auch wenn ich seine Augenfarbe auf die Entfernung und in dem schummrigen Licht nicht ausmachen kann, strahlt sie mit den geraden Brauen darüber irgendetwas aus. Eine Mischung aus Skepsis, Genervtheit und purer Erotik gleichzeitig. Die vollen Lippen und die akkurate Kieferlinie tun ihr Übriges.

»Na, wem läuft denn da der Sabber aus dem Mund, hmm? Sag nicht, der Schönling da lässt sogar deinen Männerstaubsauger anspringen«, will Kimberly wissen und leert ihr Glas mit einem Zug.

»Männerstaubsauger?«, echoe ich und sie lächelt süffisant.

Sie sieht mir demonstrativ auf den Schritt und gibt ein »Fump« von sich, als ob ein Staubsauger eine Socke verschluckt, und grinst anzüglich.

»Also, das ist jetzt wirklich widerlich und mir wird vorgeworfen, ich würde nicht erwachsen reden«, kommentiert Kate und winkt den Kellner heran. Sie bestellt zwei weitere Zombies und sieht Lynn sowie Kimberly fragend an, die sich ebenfalls noch etwas bestellen. »Wo ist eigentlich Scott?«, fragt Kate und schaut sich suchend um.

»Na, wo schon? Auf Weiberfang«, mault Kimberly, sodass Kate und ich einen irritierten Blick tauschen. Läuft da irgendwas zwischen den beiden? Ich runzle die Stirn und schüttle den Gedanken ab. Wenn es überhaupt einen Menschen gibt, der nie Interesse an egal welcher Form von Beziehung hat, dann ist es Kimberly. Da wird sie sich doch nicht gerade Scott aussuchen, der sich selbst als Mister Mösenfröhlich betitelt.

»Ich glaube, ich bin zu blöd für diese One-Night-Stand-Sache«, wechsle ich das Thema und spiele damit unweigerlich auf den erwähnten Männerstaubsauger an. »Wie kommt man denn von einem oberflächlichen Getränk an der Theke plötzlich in die Waagerechte?«

Kimberly zuckt mit der Schulter und sortiert ihre geschätzt zehn Armreifen, die dabei aneinanderklimpern. »Keine Ahnung, ich mache so etwas nicht. Allein der Gedanke, wie viele Krankheiten man sich bei einem Kerl einfängt, der jedes Wochenende ein anderes Loch stopft.« Sie sieht auf und lässt den Blick schweifen. »So wie bei Scott zum Beispiel. Da braucht man mindestens eine Familienpackung Kondome, um auch wirklich sicherzugehen, und selbst dann können die Sackratten noch den Besitzer wechseln.«

Ich blinzle irritiert und sehe zu Kate, die mit der Hand wedelt, als habe sie sich verbrannt. Also entweder war da was zwischen Kimberly und Scott, oder sie dachte nur, dass da etwas wäre, und stellt nun fest, dass er eben doch nicht aus seiner Haut kann. Alles in allem muss ich ihr aber recht geben und nicke zustimmend.

»Papperlapapp«, mischt Kate sich ein und hält inne, als der Kellner neben uns auftaucht und die Cocktails auf den Tisch stellt. Ich leere schnell mein derzeitiges Glas, sodass er es direkt mitnehmen kann, und greife automatisch zum nächsten. Wortlos verschwindet er wieder und Kate holt Luft, um ihre Ansprache weiterzuführen. »Eine Vagina ist doch kein Zopfgummi. Die leiert nicht aus, wenn man sie oft benutzt. Ich warte jedenfalls nur noch eine gewisse Zeit, ob der Kerl es selbst auf die Reihe bekommt, und wenns mir zu lange dauert, dann mache ich den ersten Schritt.«

»Aha. Und wie sieht der aus?«, will Kimberly wissen und ich lehne mich wie sie interessiert ein Stück in Kates Richtung.

»Ich frage ihn direkt.«

»Was?«, platzt es aus mir heraus und ich schaue eilig zu Kimberly. »Du fragst einfach so: Willst du mit mir …«

»Exakt«, unterbricht sie mich und nickt energisch. »Frauen haben nicht Jahrzehnte um ihre Rechte gekämpft, um nicht mal die normalste Sache der Welt einzufordern. Oder?«

Ich knabbere an meiner Unterlippe und sinke in den Sessel zurück. Wo sie recht hat, hat sie recht. Kurzerhand drehe ich mich herum, um zur Gruppe von Adrien zu spannen. Inzwischen hat sich das Objekt meiner Observierung das Jackett ausgezogen und die Ärmel des weißen Hemdes hochgekrempelt, sodass seine beachtenswerten Unterarme zu sehen sind. Ich mag es, wenn man bei jeder Bewegung das Spiel der Muskeln unter der Haut ausmachen kann. Verträumt sauge ich an meinem Strohhalm und mustere erneut sein Gesicht. Mit etwas Fantasie sieht er aus wie der Sohn von Clint Eastwood, dessen Name mir gerade nicht einfallen will.

»Manche Kerle stehen auch drauf, wenn die Frau sich etwas dumm anstellt. Das gibt ihnen vermutlich das Gefühl, dass sie selbst intelligenter wären«, fährt Kate mit ihrer Erklärung fort und dreht die Ringe an ihren Fingern zurecht. »Aus Versehen gegen sie stolpern, kommt immer gut oder irgendwie so was.« Sie steht auf und stellt sich mit ihrer Lederleggins, die eigentlich eine Nummer zu klein ist – ihre Worte, nicht meine –, genau in mein Blickfeld. »Da wir gerade davon sprechen, mir reicht es. Wenn ich darauf warte, dass Adrien meine Signale erkennt und den ersten Schritt macht, wickle ich hier in zehn Jahren noch Haarsträhnen um meinen Finger. Ich gehe jetzt zum Angriff über.« Sie zupft sich theatralisch ihr weiß gepunktetes Haarband im Rockabilly-Stil zurecht, drückt ihre Oberweite etwas nach oben und marschiert mit schwingenden Hüften los.

»Das macht sie nicht?«, flüstert Kimberly und zum ersten Mal überhaupt haben wir damit den gleichen Gedanken.

Kate erreicht den Tresen, an dem Adrien steht und sie hektisch anblinzelt.

Keine zwei Sekunden später funkelt Kimberly mich belustigt an und schaut über meinen Kopf hinweg. »Na, so eine Überraschung.«

Stirnrunzelnd drehe ich mich herum und augenblicklich sackt mir alles Blut aus dem Gesicht. Mein Herz schlägt ohne Umwege so heftig, dass ich jedes Pumpen im Hals fühle. Ich habe Bradley seit unserer Trennung nicht mehr gesehen und auch wenn ich eigentlich über ihn hinweg bin, ist es komisch, ihn in den Armen einer anderen Frau wiederzusehen. Lynn springt so heftig aus ihrem Sessel auf, dass dieser beinahe nach hinten umkippt, und stürmt in Richtung Tanzfläche. Offenbar ist sie noch fassungsloser, ihn hier anzutreffen, als ich. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Kimberlys Blick auf mir ruht – kein Zweifel, sie wartet auf irgendetwas, das darauf hinweist, dass mich dieses Wiedersehen verletzt. Los Amy, denk nach.

In derselben Sekunde nehme ich bereits Bradleys penetrante Aftershave-Fahne wahr, die mich schon damals oftmals nah an den Erstickungstod brachte.

»Hallo«, grüßt er in die Runde. »Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.«

Oh ja, was für ein wahnsinnig zufälliger Zufall. Als wüsste er nicht genau, dass wir heute hier sind, und ich habe auch so eine Ahnung, von wem. Warum habe ich in Momenten wie diesem eigentlich kein Telefon in der Hand, mit dem ich so tun könnte, als sei ich gedanklich ganz weit weg und würde seine Anwesenheit nicht wahrnehmen?

»Dürfen wir uns zu euch setzen?«, will Bradley wissen und ich beiße die Zähne aufeinander. Jetzt nur nicht für alle ersichtlich die Augen verdrehen.

»Aber natürlich«, flötet Kimberly und rutscht auf Scotts freien Stuhl, sodass Bradley und seine Begleiterin ausgerechnet neben mir sitzen müssen. Großartig, ganz großartig. Mir fallen doch direkt 173 Situationen ein, in denen ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt lieber befände. Zettel mit Chauvi-Sprüchen in einer Feministinnenkneipe verteilen, zum Beispiel.

Bradley rückt seiner Freundin den freien Stuhl zurecht, zieht sich selbst einen weiteren vom Nachbartisch heran und setzt sich mit einem: »Alles Gute zum Geburtstag, Amy« neben mich.

Ich ringe mir ein Lächeln ab und unterdrücke den Impuls, ihm mein Cocktailschirmchen in die Nase zu rammen. Das ist wahrscheinlich der Moment, in dem ich endlich mein Telefon aus der Handtasche holen sollte. Stattdessen nehme ich einen großen Schluck aus meinem Glas und räuspere mich leise. Verdammt! Entweder dem Barkeeper ist die Rumflasche aus der Hand gerutscht oder er ahnte, dass ich das brauchen würde.

»Immer noch nicht auf den Geschmack von Cocktails gekommen, was?«, scherzt Bradley, sodass ich nun doch zu ihm sehe. Seine braunen, fast schwarzen Augen hatten es mir damals am meisten angetan. Diese in Verbindung mit seinen dunklen Locken erweckten irgendwie den Eindruck von Sicherheit in mir. Ha, welch Ironie. Was lernen wir daraus? Richtig: Diejenigen, die am harmlosesten aussehen, sind mitunter die Allerschlimmsten.

Um ihn nicht länger ansehen zu müssen als nötig, schaue ich durch die Bar, streife dabei den Blick des Clint-Eastwood-Sohns und halte den Atem an. Ohne ertappt wegzuschauen, mustert er mich interessiert und ich schlucke gegen die Trockenheit in meinem Hals an. Ich habe nie verstanden, was die Menschen meinen, wenn sie vom Schlafzimmerblick sprechen, aber so stelle ich ihn mir vor.

»Kann ich euch etwas bringen?«, erkundigt sich einer der Kellner und reißt mich damit aus dem stillen Zwiegespräch.

»Ähm, nein. Für mich nichts mehr, danke.«

»Darf ich fragen, was das ist?«, möchte die Neue von Bradley wissen, wobei sie mich freundlich anlächelt, und wenn ich sage freundlich, dann ist das nicht zynisch gemeint. Verdammt! Ohne sie weiter zu kennen, ordne ich sie den Guten zu, was es nicht gerade einfacher macht. Systematisches Ignorieren und genervtes Seufzen über dusselige Bemerkungen von ihr fallen damit weg.

»Irgendwas mit viel Rum?«, gebe ich lächelnd zurück und zucke mit den Schultern. »Aber es ist reichlich Zucker drin, wodurch man ihn gut vertragen kann.«

»Wenn Amy das sagt, kannst du ihr ruhig glauben. Sie musste damals beim Trinken von Alkohol immer ihren Würgereiz unterdrücken, weil sie den Geschmack so widerlich findet«, erklärt Bradley ihr, und ohne es zu wollen, sehe ich erneut zu ihm.

»So ist es«, gebe ich mit einem künstlichen Lächeln zurück und nehme einen tiefen Schluck, von dem ich aufstoßen muss. Vielleicht sollte ich doch etwas langsamer trinken. »Es gibt einiges, das ich so widerlich finde, dass mein Würgereiz einsetzt«, kommentiere ich und schiebe in Gedanken nach: Den Vater meiner geplanten Kinder im Bett mit einer anderen zum Beispiel.

Bradley versteht offenbar, zumindest vergeht ihm das Lachen. Der Kellner räuspert sich: »Noch jemand?«

Die anderen bestellen sich etwas und Kimberly stellt uns Bradleys Freundin – welche Kirsten heißt – vor. Ganz kurz hatte ich den Eindruck, dass das eine nette Geste ist, bis Kimberly mit ihrer Bekanntmachung bei mir angelangt. »Und das ist Amelia, eine von Bradleys Ex-Freundinnen.«

Ich atme tief durch und funkle Kimberly wütend an. Jeder am Tisch ist still, Bradley kratzt sich verlegen im Nacken und Kirsten lässt irritiert den Blick zwischen uns pendeln. Kimberly schafft es wirklich immer aus purem Kalkül, im richtigen Moment das Falsche zu sagen.

Ich kaue betreten auf meiner Unterlippe und schaue hektisch durch den Raum. Auch wenn es für mich faktisch keinen Grund gibt, mich zu schämen, verursacht die Situation ein merkwürdiges Kribbeln, das mir über den Rücken läuft.

»Ich wollte eigentlich schon vor zwei Stunden auf die Toilette«, unterbreche ich die Stille, schnappe mir meinen Cocktail und stehe auf.

Junge, Junge. Blinzelnd stütze ich mich kurz auf der Sessellehne ab und warte darauf, dass mein Gleichgewichtssinn eingreift. Hoffentlich sieht man mir nicht an, dass sich der Weg an den Tischen der anderen Gäste vorbei anfühlt, als würde ich durch ein Bällebad laufen. Zumindest weiß ich jetzt, warum der Cocktail Zombie heißt – weil man sich anschließend genauso bewegt. Plötzlich werde ich am Oberarm gepackt und herumgewirbelt.

»Hast du gewusst, dass dieses Wurstaustrittsloch hier heute aufschlägt?«, zischt Lynn mir zu und ich reiße vor Schreck die Augen auf.

»Nein, natürlich nicht.

---ENDE DER LESEPROBE---