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»Es wird Zeit, deinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Bist du bereit?« Nach der langjährigen Beziehung mit ihrem Jugendfreund möchte die souveräne Immobilienmaklerin Mackenna Heard erst einmal das Alleinsein genießen. Diesen Plan hat sie jedoch ohne ihre Freundinnen gemacht. Deren Meinung nach hat sie reichlich Nachholbedarf in Sachen Sex und sie nötigen Mackenna daher zu einer To-do-Liste der besonderen Art. Was als Spaßprojekt beginnt, wird umso reizvoller, als Blake in ihr Leben tritt und sie unbeholfen von einem Abenteuer ins nächste stolpert – Missverständnisse und Komplikationen inbegriffen.
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Erstauflage Januar 2019
Copyright © 2019
Mia B. Meyers
c/o F. Meyer Unternehmen
Hohenbünstorf 41
29587 Natendorf
E-Mail: [email protected]
www.miabmeyers.com
Covergestaltung: www.sturmmöwen.at
Covermotiv: Shutterstock.com
Lektorat 1. Durchgang: Susan Liliales
Lektorat 2. Durchgang: Paula Herzbluth
Korrektorat: www.sks-heinen.de
Alle Rechte vorbehalten!
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung
der Autorin.
Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, Orten oder Ereignissen sind zufällig und unbeabsichtigt.
Markennamen, die genannt werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.
Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung korrigiert.
Für meinen Bruder,
weil du mich immer wieder inspirierst und das (nervige) Stück Kindheit bist,
das ich behalten darf.
Deine Nena
Vorwort
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Liebe Leserin, lieber Leser,
um einer eventuellen Enttäuschung vorzubeugen, möchte ich dich an dieser Stelle vorwarnen.
Vermutlich werden sich meine Protagonisten stellenweise sehr speziell ausdrücken. Sie lieben klare Worte, zu denen auch der ein oder andere Kraftausdruck gehört.
Und ja, dem ist – ganz unabhängig von ihrem Alter oder ihrem beruflichen Erfolg – so.
Alle meine Protagonisten sind fiktional und dürfen es somit. Darüber hinaus, wer weiß schon, wie die oberen Zehntausend wirklich miteinander reden?!
Sollte schon dieses Vorwort nicht deinem Geschmack entsprechen, wird es leider auch der Rest nicht tun. Das würde ich zwar sehr bedauern, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden.
In diesem Fall muss ich mich an dieser Stelle leider von dir verabschieden. Ansonsten wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, dass es dir gefallen wird.
Deine Mia
»Kenna, während wir anderen uns ausgetobt und Erfahrungen gesammelt haben, hast du mit Dylan auf der Couch gesessen, um Gordon Shumway anzusehen.«
»Was ist verkehrt daran? Zeig mir einen Menschen, der Alf nicht kennt.«
»Es wird Zeit, diesen gewissen Abschnitt nachzuholen. Bist du bereit?«
Warum kann ich auch nie auf mich hören?
Einmal im Vierteljahr fahre ich mit der Subway und jedes einzelne Mal nehme ich mir aufs Neue vor, genau das nie wieder zu tun. Stirnrunzelnd sehe ich über die Schulter und versuche, der Mutter hinter mir einen möglichst bösen Blick zuzuwerfen, den sie jedoch geflissentlich ignoriert. Offenbar ist es in ihrer Welt normal, fremden Leuten unentwegt mit dem Kinderwagen in die Hacken zu fahren, in meiner ist es das nicht. Keine Chance, mich von ihr zu entfernen, die Säuglingskutsche benutzt mich als Bremsklotz und wo immer ich hingehe, folgt sie mir. Abgesehen davon bin ich auch von allen anderen Seiten eingepfercht wie eine Sardine. Der Mann vor mir ist einen Kopf kleiner als ich und präsentiert mir eine wunderbare Sicht auf seine Platte. Ich wusste gar nicht, dass Glatzen Schuppen produzieren können. Gut möglich, dass es aber auch nur Cremereste sind. Es ist wie ein Unfall, man will nicht hinsehen und trotzdem tut man es immer wieder. Resigniert schließe ich die Augen und möchte tief durchatmen, aber auch das tue ich wohl wissend lieber nicht. Wer jemals in der Subway unterwegs war, weiß, es gibt da ein paar Dinge, die man einmal und zukünftig nie wieder macht. Apropos, automatisch presse ich das MacBook noch etwas fester an die Brust und werfe einen Blick auf meine Handtasche, um zu überprüfen, ob der Reißverschluss geschlossen ist. Hier gibt es allerhand Spezialisten für Eigentumsveränderungen, sprich klauendes Pack.
Die Bahn hält an der nächsten Zwischenstation und es steigen weitere Fahrgäste ein, gefühlt um die zweihundert, ist ja auch noch nicht voll genug hier. Jemand stößt mich von hinten an und ich lasse reflexartig den Haltegriff los, um mich an dem Schuppenkopf vor mir abzustützen – igitt. Den scheint es nicht groß zu stören. Bestimmt ein Jeden-Tag-U-Bahn-Fahrer, die sind da abgehärtet. Angewidert wische ich mir die Hand am Hosenbein ab und sehe auf, als Billy Idol für Arme rüde an mir vorbeirempelt.
»Arschloch«, nuschele ich mir leise zu, nur leider nicht leise genug.
Billy wirbelt trotz der Enge herum und wirft einen wütenden Blick über die Schulter. »Wa?«
Scheiße! Meine Freundin Lynn sagt immer, ich hätte das Organ eines Drill Sergeants und solle mich bemühen, leiser zu reden.
»Wer will hier aufs Maul?« Billy stampft retour in unsere Richtung und ich sehe mich panisch nach einem Fluchtweg um. Um zu türmen, müsste ich jedoch erst mal meinen Fuß unter dem Rad des Kinderwagens befreien.
»Die war’s«, zeigt der Kürzeste aus Muttis Kinderschar mit seinem Wurstfingerchen auf mich.
Kleine Mistratte!
Augenblicklich spüre ich Wärme im Gesicht aufsteigen und kalter Schweiß bricht mir aus. Okay Mackenna, jetzt nicht in Panik ausbrechen. Slow-Motion-artig drehe ich den Kopf wieder herum und versuche, mich an eins der vielen Kommunikationsseminare zu erinnern. Ich werde mich einfach entschuldigen und …
»Noch so’n Spruch und du brauchst keine Schönheitsoperation mehr! Klar?«, spuckt er mir entgegen und zieht auf sowohl optisch wie auch akustisch ekelerregende Weise die Nase hoch. Leider lässt sein theatralisches Räuspern wenig Gedankenspielraum, was er da zusammengezogen hat. Die in unmittelbarer Nähe stehenden Mitfahrer starren ihn mindestens genauso schockiert an wie ich – er wird doch nicht … Und überhaupt, was heißt hier »brauchst keine Schönheitsoperation mehr«? Ich umklammere mein MacBook und wäge ab, ob es sich lohnt, ihm das Teil über die gebleichte Haartolle zu ziehen, entscheide mich aber dagegen. Er entscheidet sich offenbar auch dagegen, das so vielversprechend begonnene Gespräch weiterzuführen, und rempelt durch die Menschenschar von dannen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich die Luft angehalten habe, und atme erleichtert aus. Nächstes Mal, wenn mein Auto in der Reinigung ist, nehme ich mir ein Taxi. Nie wieder Subway. Und zur Abwechslung werde ich mich in diesem Fall auch daran halten.
Zwei Haltestellen weiter schiebt die Menge mich Richtung Ausstieg – wie gut, dass ich hier sowieso raus muss – und ich atme tief durch. Wie frisch einem die schlechte Luft der U-Bahn-Station doch plötzlich vorkommen kann.
Ich klemme das MacBook unter den Arm, streiche den Blazer glatt und gehe die zwei Blocks zum New Car, um das Auto abzuholen. Meine Fußballen puckern mit jedem Schritt mehr, ein weiterer Grund trotz des New Yorker Verkehrs mit dem Auto zu fahren.
»Guten Morgen, Miss Heard. Ihr Wagen steht schon abholbereit in der Halle«, begrüßt mich Mister Keller, Inhaber des New Car. »Wenn Sie überprüfen wollen, ob alles in Ordnung ist?« Er schiebt mir die Rechnung über den Tresen, als es in meiner Handtasche anfängt zu klingeln. Innerlich verdrehe ich die Augen, lege den Laptop ab und suche mein Smartphone, das inzwischen wieder Ruhe gibt. Ach nein, doch nicht, es klingelt erneut. Ich lächle Mister Keller entschuldigend an, drehe ihm den Rücken zu und nehme das Gespräch entgegen.
»Kenna, es ist kurz nach neun«, weist Allison mich ohne Einleitung zurecht.
»Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen und ja, ich bin mir der Uhrzeit durchaus bewusst.«
»Bist du dir auch bewusst, dass du um zehn einen Besichtigungstermin mit der Ziehtochter vom altem Benson hast?«
Mister Keller tippt mir auf die Schulter und deutet an, dass er schon vorausgeht.
»Sie ist nicht die Ziehtochter, sondern seine Frau.« Ich greife mir den Laptop und gehe ebenfalls in die Halle, in deren Mitte mein weißer Q5 steht. »Ich bin in dreißig Minuten da.«
»Eine halbe Stunde?« Allison lacht gekünstelt auf und ich kann hören, dass sie mit der flachen Hand auf irgendetwas einschlägt.
»Warte kurz«, erwidere ich, nehme das Smartphone vom Ohr und wende mich an Mister Keller, der die Fahrertür öffnet, damit ich sichten kann, ob der Wagen zu meiner Zufriedenheit gereinigt wurde.
»Danke Mister Keller, ich weiß doch inzwischen, dass ich immer von Ihrer Arbeit begeistert bin.« Dabei zwinkere ich ihm zu und steige ein.
»Wir sehen uns in drei Monaten wieder«, verabschiedet er sich, wirft lächelnd die Tür hinter mir zu und geht zurück ins Gebäude. Ich starte den Motor und warte einen Moment, bis das Telefon sich mit dem Autoradio verbunden hat. »Allison, bist du noch dran?«
»Natürlich bin ich noch dran. Beweg deinen Arsch hierher! Bis in die Upper East Side brauchst du zu dieser Tageszeit mindestens zwanzig Minuten«, referiert sie weiter.
Ich mag Allison, nein, ich liebe sie, nur manchmal … Neben Lynn ist sie meine engste Vertraute und es gibt nichts, was wir nicht voneinander wissen. Nebenbei ist sie die Juniorchefin bei Standing Immobilien, die Adresse, wenn man exklusives Eigentum sucht, und bei der ich seit inzwischen zehn Jahren als Maklerin arbeite.
Ich lege den Rückwärtsgang ein und zucke zusammen, als Allison schrill meinen Namen ins Telefon brüllt, der in doppelter Lautstärke durch den Innenraum dröhnt.
»Ja, verdammt, ich bin auf dem Weg.«
»Vielleicht solltest du dich direkt zu …«, schwadroniert sie, ohne Luft zu holen, weiter. Ich werde einfach gar nicht mehr hinhören, bin ich überhaupt schon jemals spät dran gewes… Ein Aufprall gefolgt von einem fiesen Knirschen erschüttert das Auto und ich ziehe erschrocken die Luft ein.
»Was war das?«, kommt es von Allison und ich schüttle den Kopf, was sie logischerweise nicht sehen kann. Ich schaue in den Rückspiegel, kann aber nicht wirklich etwas erkennen.
»Keine Ahnung …«, ich unterbreche mich selbst, als ich in den Seitenspiegel blicke. »Fuck! Ich bin gegen ein Auto gefahren.«
»Was?«, quiekt ihre Stimme erneut aus den Boxen. »Toll, dann kommst du also doch nicht mehr rechtzeitig.«
Entgeistert starre ich auf das Lenkrad und brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass sie tatsächlich gesagt hat, was ich glaube, gehört zu haben. Ich schlucke hart und mein Herz hämmert gegen den Brustkorb – ich hatte noch nie einen Unfall. Meine Hände beginnen zu zittern. Ganz ruhig, was ist zu tun? Aussteigen! Genau, erst mal den Schaden begutachten. Vielleicht ist alles nur halb so wild.
»Kenna?«
Ohne zu antworten, drücke ich das Gespräch weg und steige aus. Ein Mitarbeiter von der Aufbereitung steht mit den Händen ins Haar gekrallt vor einem blauen Sportwagen – einem, der kostenaufwendig aussieht. An meinem Wagen ist auf den ersten Blick gar nicht viel festzustellen, es macht eher den Eindruck, als hätte das Heck meines Audi sich auf die Motorhaube des Geschosses gepflanzt. Wenn ich dieses Szenarium auf einem Bild sehen würde, könnt ich es sogar lustig finden.
»Ich nehme an, das ist nicht deiner?«, frage ich den schätzungsweise Zwanzigjährigen, dem Tränen in die Augen treten. Noch bevor er antworten kann, dröhnt ein lautes »Scheiße« aus Richtung des Büros zu uns herüber und Mister Keller kommt mit hochrotem Kopf auf uns zugeschossen. Mein Smartphone klingelt lautstark im Auto und ich blicke flüchtig auf die Armbanduhr. Verdammter Mist, ich kann den Termin mit Mrs. Benson nun wirklich nicht mehr wahrnehmen und müsste Allison zumindest Bescheid geben.
»Hast du keine Augen im Kopf?«, holt Mister Kellers Stimme mich aus den Gedanken und schon feuert er eine Tirade an Vorhaltungen auf den armen Kerl ein.
»Aber …«, will dieser sich gerade rechtfertigen, bevor ich ihn unterbreche.
»Ich habe telefoniert und war abgelenkt, da habe ich nicht auf den Warnton der Rückfahrkamera geachtet.« Hat das blöde Ding überhaupt gepiept? Was solls, spielt ohnehin keine große Rolle mehr.
Mister Keller lässt den Blick zwischen mir und seinem Angestellten pendeln, wobei er sich im Sekundentakt mit der Hand durch das ergraute Haar fährt.
»Oha.« Mit dem Kommentar gesellt sich ein weiterer Kunde zu uns und schüttelt lachend den Kopf. »Sieht aus, als würde Ihr Auto auf den Kleinen hier scheißen«, faselt er drauflos und macht ein Foto. Verdattert verfolge ich, wie er sich vor das Missgeschick hockt und zusätzlich ein Selfie schießt. Toll, wenn das unsere Zukunft ist, ist die Menschheit verloren.
Das Klingeln meines Telefons dröhnt erneut aus dem Auto und ich beuge mich in den Innenraum, um das Gespräch über das Lenkrad anzunehmen.
»Was ist denn da bei dir los?«, will Allison wissen und ich beobachte aus dem Augenwinkel, wie sich der nächste Schaulustige in unsere Richtung bewegt.
»Ich bin tatsächlich in ein anderes Auto gefahren und obendrein auch noch in so eine Hammerkarre.«
»In eine Gammelkarre?«
»Hammerkarre«, wiederhole ich lauter und füge beinahe schreiend hinzu: »Eine Art Penisprothese!«
Ich presse die Lippen zusammen und blicke über die Schulter. Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass wegen unserer Lautstärke alle, die dort stehen, mein Gespräch mitverfolgen konnten?
»Allison, du musst den Termin absagen, ich komme, sobald ich kann«, damit drücke ich sie weg und richte mich wieder auf. Das Zittern meiner Finger hat nachgelassen, allerdings verliere ich mehr Schweiß als ein Duschkopf Wasser, weshalb ich meinen Blazer ausziehe und auf den Fahrersitz werfe.
»Miss Heard«, spricht Mister Keller mich an und kratzt sich verlegen hinter dem Ohr. »Das ist Mister Sullivan.« Ich sehe auf, wende den Blick wieder zu den Autos und sofort ruckt mein Kopf zurück. Was zur Hölle …
Die Stirn meines Gegenübers runzelt sich und es sieht aus, als würden zwei Wellen übereinanderliegen. Was mich jedoch wirklich fasziniert, sind diese wasserblauen Augen, die umrandet von langen schwarzen Wimpern geradezu leuchten.
Oh, er hält mir die Hand hin. Leicht benebelt reiche ich ihm meine und überlege, was ich Geistreiches sagen könnte.
»Und Sie sind?«, frage ich betont interessiert. »Der Gutachter?« Obwohl der damit sehr schnell gewesen sein müsste und ich bin mir auch nicht sicher, ob die in offensichtlich maßgeschneiderten Anzügen rumlaufen. Wurde überhaupt schon einer benachrichtigt?
Seine Augen weiten sich für den Bruchteil einer Sekunde und mir fällt auf, dass ich noch nie eine Stirn gesehen habe, die sich auf derart faszinierende Art in Falten legt, bis er trocken antwortet: »Der mit der Penisprothese.«
»Ich hab dir ja immer gesagt, du sollst nicht beim Autofahren telefonieren«, schwafelt Allison, während sie nacheinander alle Schranktüren der kleinen Küchennische öffnet. Als Juniorchefin hat sie eine persönliche Assistentin und lässt sich ihren Kaffee am Morgen für gewöhnlich bringen, statt ihn selbst aufzusetzen.
»Die Tassen stehen ganz links«, kommentiere ich ihre Ermittlung und spare mir die Bemerkung, dass sie diejenige war, mit der ich gesprochen habe.
»Und wie gehts jetzt weiter?«, fragt sie und beugt sich hinunter, um den Auslauf der Kaffeemaschine zu untersuchen.
»Ähh, drück auf den Knopf, über dem Latte macchiato steht, und das Wunderding macht den Rest von ganz allein.«
»Witzig, das weiß ich selbst. Ich meinte mit dem Typen und seinem Wagen.«
»Er hat darauf verzichtet, die Polizei zu rufen, und wir haben unsere Daten ausgetauscht.« Allison stellt ein Glas mit Latte macchiato vor mich auf den Tisch und ich gebe einen Teelöffel Zucker hinzu. »Er wollte den Wagen zu einer Werkstatt schleppen lassen, in der ein Gutachten über den Schadenswert erstellt wird.«
»Und ein geiles Gerät?« Allison setzt sich mit einem weiteren Glas an die andere Seite des Tisches und klaut mir den Löffel aus der Hand, um ihren Kaffee umzurühren.
»Könnte man sagen, ja. Definitiv nichts, was man oft aus der Nähe sieht.«
»Ich steh drauf, wenn sie groß sind. Ist er groß?«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ähm, nein. Mein Auto hat darauf gesessen, also folglich eher klein. Flach genauer gesagt.«
»Kenna«, stößt Allison lachend hervor. »Ich rede von dem Typen. Wen interessiert denn das Auto?«
»Oh, ach so.« Ich denke an dieses außergewöhnliche, beinahe unnatürliche Blau seiner Augen. »Ganz okay.«
»Also lohnt sich kein Angriff?«
»Allison, ich habe sein Auto geschrottet, das ich vor ihm als Penisprothese bezeichnet habe. Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass der sich für irgendwas anderes interessieren könnte als meine Versicherungsnummer?«
Sie schürzt die Lippen und rührt demonstrativ weiter in ihrem Kaffee.
»Was soll das nun wieder?«, frage ich seufzend und lasse mich gegen die Rückenlehne des Stuhls fallen.
»Keine Ahnung, was du meinst.« Aha, sie spielt die Ahnungslose, dabei kenne ich diesen penetranten Gesichtsausdruck bei ihr nur zu genau. Ich muss einfach nur fünf bis zehn Sekunden warten, danach rückt sie ohnehin mit dem raus, was ihr auf der Zunge liegt. »Du würdest selbst dann kein Interesse erkennen, wenn sich ein Kerl nackt auszieht und dir seine Mörderlatte präsentiert.«
Pikiert lache ich auf. »Was hat das eine denn jetzt mit dem anderen zu tun? Und überhaupt, ich erkenne sehr wohl, ob ein Mann Interesse an mir hat oder nicht.«
»Ach ja?«
»Guten Morgen«, begrüßt uns David, der Keymanager, nimmt sich einen Energiedrink aus dem Kühlschrank und verschwindet umgehend wieder.
»Wie passend, nutzen wir spontan David als Beispiel«, fährt sie fort.