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Gedichte, Dialoge, Gedachtes und Erzähltes - vielleicht ein Stück alternativer Zeitgeist angesichts des Krieges in Europa? Ein Enkelkind diskutiert mit seinem Opa über den Krieg. Wird sich die Einschätzung des Großvaters bestätigen? "Nach dem Krieg" ist "Vor dem Krieg". Die scheinbar so naiven Fragen des Enkels lassen nicht allein den Großvater, sondern auch den Leser ratlos zurück.
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Seitenzahl: 99
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Vorwort
Gedichte
Dialoge
Gedachtes
Erzähltes
„Einen Wahn verlieren macht weiser als eine Wahrheit finden.“
(Ludwig Börne)
Ist nicht das größte Übel, dass wir gefangen sind und nicht durchblicken können durch den Nebel der vielen widersprüchlichen Informationen und Meinungen nicht nur zu Corona und zum Krieg?
Manchmal ist eine reine Meinung nicht zu unterscheiden von Propaganda, Lüge, Täuschungsmanöver, Selbstbetrug oder gar Wahn. Dabei hat es immer schon Wahngebäude gegeben, immer schon. Wir konnten damit leben. Der Wahn blieb meist auf einzelne Personen beschränkt und zeigte sein wahres Antlitz am deutlichsten sich uns im widersprüchlichen oder herausfordernden Verhalten dieser Personen. Waren sie schwach, kamen sie in die Psychiatrie. Wurden sie unerkannt mächtig, konnten sie ganze Völker in den Krieg treiben.
Es gab schon immer den Wahn als Massenglaube in Form von religiösen Dogmen oder von Verschwörungstheorien.
Ich nehme teil an einer katholischen Messe, lese wiederholter Maßen den Koran und denke jedes Mal:
„Das ist doch Gehirnwäsche!“
Zwar ist seit der Aufklärung vieles ins Licht gekommen und hat unser Leben erhellt, aber die Aufklärung und ihre Nachgeburten wie Wissenschaft und Philosophie konnten uns leider nicht gänzlich befreien von Täuschung, Lüge, Wahn, Verschwörung, Spionage und Missgunst.
Wahn kommt von Wähnen. Und solange es eben nur ein Wähnen bleibt und noch nicht nachvollziehbares und fundiertes Wissen ist, wird die Menschheit nicht befreit. Ihr bleibt nur Schweigen, das sie nicht aushält. (Da könnten wir vom Taoisten und Buddhisten vieles lernen.)
Niemand kann den Wahnsinnigen befreien. Heilung kommt nur durch ihn selbst und mit ihm. Das ist ein beschwerlicher Weg und führt leider nicht immer zur Heilung oder Einsicht, wie bei jedem Therapieversuch.
Dachten wir, der Krieg sei nach 1945 und dem Kalten Krieg - zumindest in Europa – gebannt oder vorbei, so steht er unvermittelt vor unserer Tür.
Nach dem Krieg ist wieder vor dem Krieg.
Und wieder führt ein Wahnsinniger ihn an.
Und die vermeintlich so Klugen, Einigen und Verbündeten nichtsahnend provozieren sie diesen, der nicht aus sich selbst, sondern von seinen Akklamateuren lebt.
Solange unsere aus vergangenen Zeiten immer noch nachgeimpften Seelen, angefüllt mit Baller- und Actionfilmen, aber im Kriegsmodus befangen sind und weiterwirken, solange wir unseren Stolz nicht ablegen, unser Misstrauen nicht beiseiteschieben, weiter nach dem Vorteil streben, solange werden wir immer wieder auf Kriege zusteuern.
Und so bleibe ich ratlos vor meinen Kindern zurück.
Bissendorf im August 2022
Der Mensch, der gerne liest,
Ab und an auch eine Trän´ vergießt.
Ob Gedichtband oder Fabel,
Er tut es ohne jeden Tadel.
Durchfurcht die Zeilen äußerst eilig,
Wenn der Text nicht ist lang-weilig.
Die Bilder feuern wild im Geiste,
Nicht jeder Autor so was leistet.
So manche Stelle im Buch sehr heiter,
Da liest ein jeder gerne weiter.
Und angekommen dann am End,
Hat er nicht den Schluss des Films verpennt.
Seine Seele schaut auf sie und ist verliebt,
Sieht jedoch, wie die Seine sich anderen gibt.
Er fühlt sich nicht erkannt,
Weiter leidet er - und bangt.
Längst hat sie es aufgegeben. Noch ist er jung und schön, So voller Anmut und voll Leben, Träumt sie, dass er sie verwöhn.
So - sie niemals zueinander finden. Auf verschiednen´ Wegen weiterwandeln, Und nicht sich aneinanderbinden, Um mit einer anderen Seele anzubandeln.
Geboren zwölf Jahre nach dem Kriege,
Lag ich noch so schwer in meiner Wiege.
Schuld und Scham wie Traum und Nacht
Zu bleiben wie Schlaf, der folgt auf Wach.
Und noch dutzend Jahre später
Gab´s noch immer diese Täter,
Die unbemerkt das Dritte Reich verlassen;
Stolzierten sie durch deutsche Gassen.
Kraft, Herrschaft, Macht noch heute,
Bewegt solch Denken allzu viele Leute.
Nach allem Krieg die Menschen unterlegen,
Sehen wir nun dem Rad der Zeit entgegen.
Bleibt denn gar kein Hoffnungsschimmer?
Muss ein Leiden sein und kommen immer?
Trotz Wissen, Leben, Liebe und auch Freude
Reißen ohne Not wir ab unsere Gebäude?
Geboren sieben Jahre nach dem Kriege
Lagst Du noch schwer in deiner Wiege.
Und mehr als ein dutzend Jahre später
Gab es noch immer diese Täter,
Die unbemerkt das Reich verlassen;
Stolzierten sie durch deutsche Gassen.
Bleibt denn gar kein Hoffnungsschimmer?
Muss ein Krieg sein und kommen immer?
Trotz Wissen, Leben, Liebe und auch Freude
Wird abgerissen so manch schönes Gebäude.
Doch seht! Es ward geboren der heut´ge Freund!
Im Schaltjahr mit Koreakrieg und Theodor Heuss.
Olympic Games in Oslo, Montanunion und Adenauer
Nicht mehr weit der Weg zum Bau der Mauer.
Zweiundfünfzig Pfennig für´s Benzin,
Zwei Kugeln Eis zehn Pfennig auch in Berlin.
Das waren Zeiten, die prägten uns und Dich.
Die kommen zurück vielleicht und - hoffentlich.
Geschwister, Schule, Lehre und die Musik
Deine Laufbahnstrecken ganz ohne Krieg.
Fotografieren und die Beach Boys hören,
Nichts konnte Dich noch mehr betören?
Außer natürlich mal im besten Alter eine Frau,
Das kennen nicht nur wir Männer allzu genau.
Zwei fabelhafte Jungen und das Band der Ehe.
Doch einer starb so unverhofft – o wehe.
Lange Jahre wir uns da schon kannten,
Du sorgtest Dich um die Verwandten.
Wir waren uns stets Trost und zugeneigt,
Auf Radeltouren zu Schandtaten bereit.
Mehr als Dein halbes Leben trafen Paul und ich
Dich mit uns an so manchem feuchten Tisch.
Du warst mir zudem ein Texte-Setzer.
Das band uns beide umso fester.
Aber was dem Ganzen die Kron´ aufsetzt,
Das ist die Veronika ganz klar und jetzt.
Sie hat Dein Leben nicht nur erheitert,
Sondern aus unserer Sicht auch sehr bereichert.
Ein schöner´n Siebzigsten kann´s gar nicht geben
Als diesen hier, bei schönem Wetter - eben.
Bleib uns noch lang als Freund erhalten!
Denn wir gehör´n zusammen, – wir Alten.
Lieber Andreas, herzlichen Glückwunsch!
Als Mensch hab´ ich gewonnen,
Sobald ich auf die Welt gekommen.
Gelingt´s in mehreren Etappen,
Genügend, was ich brauche, zu berappen,
Dann hab´ ich nicht verloren,
Sondern bin wie neu geboren.
Schwimm fortan munter durch die Gassen,
Will niemals einen Zug verpassen.
Hin und wieder fall´ ich hin
Und sehe, dass ich auf dem Boden bin.
Bin nur froh, wenn nicht behindert.
Das hat das Schicksal mir verhindert.
Schau ich zwischendurch nach oben,
Wo allseits Erfolgreiche man hört loben,
Dann ist der Weg dorthin meist zugestellt.
Nach unten man viel leichter fällt.
So bin ich eben mittendrin,
Will eigentlich woanders hin.
Bin ich am End´ des Lebens angekommen,
Seh´ ich alles nur noch sehr verschwommen.
Das führt mich in die Irre und wird zur Last,
Weil ich dabei so viel um mich verpass´.
Bin ich schließlich ganz verschwunden;
Werd´ ich nirgends mehr gefunden.
Was außerhalb meiner Gedankensphären,
Vor dem muss ich mich verwehren,
Kann nur sicher sein im Gerade gehen
Und was ich kann offenkundig sehen.
Der Natur schulde ich meinen Tod,
Drum sorge ich mich nicht - bei aller Not.
Kein Wetter, kein Halunke, kein Bandit,
Nach Verlust uns zurück das Leben gibt.
Ist dies Gedicht ein Gast der Wirklichkeit,
Bleibt auch mein Name von aller Welt befreit.
Im Disput einmal besieget und ob wer recht,
Das zwei nicht wissen können ganz zuletzt.
Was ungestört wurd´ wachsen lassen,
Weil sein Wert war nicht zu fassen,
Das also allen Händlern unbrauchbar,
Erscheint dem Geiste aller Zeiten wunderbar.
Ich wartete, wartete weiter,
wartete lang und länger.
Dachte an - Franziskus.
Wie lange, wie unendlich lang,
hatte er wohl warten müssen?
Waren es Tage, waren es Wochen oder gar Monate?
Ich gab auf, schon nach Stunden.
Stand wie eine Vogelscheuche,
wagte nicht mich zu rühren.
Aber sind Vogelscheuchen nicht da,
um die Vögel zu verscheuchen?
Dachte ich, fragt´ ich mich.
Und ich wechselte die Strategie.
Das musste Franziskus auch getan haben,
denn Erfahrungen sind nicht eine Frage
von Zeit und Geduld.
Zutrauen der Vögel gewinnst Du
nicht mit Geduld allein.
Da muss viel,
viel mehr noch sein.
Kein Ritter sticht auf den Drachen ein,
Denn der sollt vielleicht ein Lieber sein.
Doch der Dichter kann den Weg noch weisen,
Der uns hilft, nicht gänzlich zu ver-eisen.
Ihr merkt nicht nur, ich mag nicht länger leben.
Denn ich weiß, es kann nicht mehr lang sein.
Drum lasst mich nicht länger Unheil weben,
Das sich mehret und macht das Gute klein.
Sagt ich einst und wollte leugnen,
Dass ich war und stets gewesen bin,
Ein Mensch, der kann wahrlich es bezeugen,
Dass nicht nur Unheil geht zum Ende hin.
Wollt´ ich nur mal diese Seite wiegen,
Müsst´ ganz arg mich dazu verbiegen,
Um nicht zu seh´n den Sonnenschein,
Der kehrt so frei und voll ins Herz hinein.
Es bleiben uns noch all die guten Seiten,
Die in den feilen Worten sich verbreiten.
Die Schattenseite gehört gleichwohl dazu.
Das wissen nicht nur Ich und Du.
Sind verschließbar, gerad von innen,
Sind ein Schneckenhaus und Bunker.
Dort kommen wir nicht gerne unter
Doch bleiben lieber eine Zeitlang drinnen.
Schützen uns vor Verletzung und Gewalt,
Bieten dem Aggressor erst Mal - Halt!
Hält Räuber ab und Bösewichte,
Die da stehen im off´nen Lichte.
Vor Kälte, Nässe und Verletzung
Sind sie uns die rechte Festung.
Als ein Bollwerk und ein Zufluchtsort
Schicken sie den Feind bald fort.
Sind feste Burg, auf die ich trauen kann,
Schloss sogar, so dann und wann.
Rückzugsort für alle Schwachen,
Die angstvoll ob des Bösen wachen.
31. Juli 2022
(gewidmet Johannes Eidt)
Mit der schleichend einbrechenden Nacht
Wurden Schneeflocken mitgebracht
Und aufs grün gedeckte Dach gestäubt.
Manchen der streuselige Anblick reut.
Wie von Düsenflug Kondens im Haare,
Prallen zurück die Schwalbenpaare.
Ein Mann ohne jedes Steuerruder
Vermisst nicht nur seinen Bruder.
Die Wellen lassen die Eisberge nicht sinken,
Doch kippt der Leuchtturm, muss ertrinken.
Über das graue Meer gen Norden
Findet er nicht zurück vor Sorgen.
Blickesrichtung auf die runde Hütte,
Darin zu sehen schwach und noch ganz lütte:
Ist es ein Mensch, der springt oder gar steigt?
Ist ein Betrachter ihm wohlwollend zugeneigt.
Johannes Eidt: Schutzraum (Foto mit freundlicher Genehmigung des Künstlers)
(gewidmet Johannes Eidt)
Mondeslicht über Wolkenkratzerstadt
Schneeballen formen Betten auf dem Dach
Rotieren auf des Helikopters Blätter,
Wirbeln auf einen Hauch von Wetter.
Kein Sprung gelingt aus solchen Höhen,
Ausgelöst von heftigst drückend Böen,
Der weich könnt´ landen auf den Daunen,
Nicht gleich ein Ergebnis der Natures-Launen.
Gibt es den Schutz nur drinnen im Gebäude?
Den Insassen im freien Bett zur Freude?
Schau ich fragend auf gestickten Kissen zu
Und leg mich, den Tag erwartend, zur Ruh.
Leider sind all die Betten darin ausgebucht,
Der Heli hat es dennoch mal versucht.
Kranken und Verletzten gesungen noch ein Lied,
Zieht vorbei und ich winke zum Ab-schied.
Johannes Eidt: Freie Betten, (Foto mit freundlicher Genehmigung des Künstlers)
(gewidmet Johannes Eidt)
Schwankend Erdreich unter dem Bunker
Wie schwarzes Meer die Ebene darunter,
Ein aufsteigend Gebirge als Tarngewand,
Von Osten kommt bleiern Wind angerannt.
Wirft einer der Panzer den Schatten zurück,
Stapft in Schnürstiefeln auf den Hügel gebückt.
Wie auf Wellen die Taube entgegengleitet,
Nicht für einen letzten Kriegeskampf bereitet.
Ist kein Schutz in der Hütte, vor keiner Wand.
Darinnen keine menschliche Seele hält Stand.
Geschützt nicht das Atom, das jeder kennt
Und das blind und führerlos darinnen verbrennt.
Johannes Eidt: An der Schutzhütte (Foto mit freundlicher Genehmigung des Künstlers)
Ein schöner Körper, meist des andern Geschlechts,
Ist wohl jedem schauenden Menschen nur recht.
Ist´s der weiblichen Seele ästhetischer Genuss,
Steht die männliche gleich unter Beschuss.
Die Frau meist freudig und lächelnd genießt,
Hingegen beim Mann der Hormoncocktail einschießt.
Die Kleidung, modern und sehr gern körperbetont,
Lässt unklar, welch sinnend Wesen darunter wohnt.
Schön will sie sein von den Füßen bis zum Gesicht.
Mit Aufmerksamkeit belohnt, sieht die Wirkung nicht.
Sie weiß nicht, dass beim Mann die Lust getriggert.
Bemerkt die Blicke der Männer und sie - kichert.
Exponierte Stellen erscheinen als ästhetischer Gewinn.
Der Mann aber ist wie gebannt, schaut unablässig hin.
Es drängt in ihm und er wird kräftig geflutet,
Gar ihm manchmal das Herz dabei unnötig blutet.
Er muss alle Kraft gegen sein Begehren aufwenden,