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Nach einem langen und facettenreichen Leben stellt sich der Autor die wohl 3 wichtigsten Fragen, auf die jeder nachdenkliche Mensch eine Antwort sucht: Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Auch wenn zuerst in der Gegenüberstellung eines Menschen zur unendlichen Größe des Weltraums die Erkenntnis reift, dass jeder von uns nur einem Staubkorn gleichzusetzen ist, findet der Autor nach langen, schlaflosen Nächten eine überraschende und ihn befriedigende Antwort auf seine Fragen.
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Seitenzahl: 31
Oh, ihr gedankenschweren, schlaflosen Nächte. Unruhig wälze ich mich von einer Seite zur anderen, finde keine geeignete Schlafstellung, in der ich zur Ruhe komme. Mein Körper rollt sich zusammen, um sich danach wieder zu strecken und auszudehnen, wie meine Gedanken. Nichts hilft. Und wäre das nicht noch genug, jagen sie wie aufgescheuchte Hühner nach allen Seiten, schlagen Purzelbäume und tanzen wilde Pirouetten.
Wieder so eine schlaflose Nacht.
Allzugern, oft gar voller Sehnsucht, denke ich in solchen Momenten zurück an meine Kindheit. Da mochte der vergangene Tag auch noch so vollgefüllt gewesen sein mit aufregenden Erlebnissen –
(Was gab es in diesem Alter nicht alles zu entdecken? Unser selbstgebasteltes Schuhcremedosentelefon, durch das Günter und ich von Baum zu Baum miteinander sprechen konnten, sobald die Schnur gespannt war; oder am Teich, wo wir zwei glitschige Frösche entdeckten, bei denen einer so fest auf dem Rücken des anderen saß, dass es uns nicht möglich war, sie zu trennen; oder …) –
was auch immer mich tagsüber begeistert oder in helle Aufregung versetzt hatte, kaum lag ich am Abend im Bett, glitt ich schnell, fast unmerklich, in einen tiefen und festen Schlaf. Unbekümmert und voller Vertrauen verweilte ich darin, um am nächsten Morgen erfrischt und mutig wieder aufzustehen.
Nun aber, in meinem siebenundachtzigsten Lebensjahr, muss ich mich wohl an die langen schlaflosen Nächte gewöhnen. Kaum habe ich die Augen geschlossen, beginnen meine Gedanken unendliche Kreise zu ziehen; gleiten in längst vergangene Zeiten, eilen in irgendeine verschwommene Zukunft und sind in Windeseile wieder bei den Geschehnissen des letzten Tages. Da gibt es keinen Knopf, mit dem sie sich ausschalten lassen; selbst meinem sonst so starken Willen gelingt es nicht, einen Stoppbefehl zu geben. Es hilft auch nicht, sie ignorieren oder mit langatmigen Zahlenreihen totzählen zu wollen. Diese quälenden Gedanken werden wohl von nun an die Herrscher meiner Nächte sein.
Soll ich dem tatenlos zusehen?
Nein! Ich will das nicht länger dulden.
Diesem Chaos will ich ein Ende bereiten und nehme mir vor, meine Gedanken in eine von mir vorgegebene Richtung zu dirigieren. Ich will sie zwingen, an etwas Bestimmtes zu denken, um es danach aufzuschreiben. Papier und Stift liegen stets parat. Vor der nächsten Nacht werde ich mir dann das Aufgeschriebene durchlesen und dadurch meine wirren Nachtgedanken wieder dorthin zurückführen, wo sie in der letzten Nacht ihr Ende fanden. Nur so glaube ich, dem verworrenen Durcheinander entrinnen zu können. Doch kaum liegt mein Plan bereit, türmen sich tausend Fragen zu einem hohen Berg. Woran soll ich denken? In unserer schönen deutschen Sprache sind es die großen W, welche die Fragen stellen.
Was?
Warum? Wer?
Wie? Wieso? Wohin?
Weswegen? Weshalb?
Die W‘s sind es, die sich aufdrängen und glauben lassen, unser Leben bestehe nur aus Fragen; aus den großen, existenziell-lebenswichtigen, aber auch aus den banalen, belanglosen, unwichtigen. Sobald ich aber versuche, eine Trennung vorzunehmen, merke ich, dass das gar nicht so leicht ist. Ort und Zeit spielen bei jeder Fragestellung eine große Rolle.
Auf die Frage: „Wo steht mittags die Sonne?“ würden die Menschen in Thailand, wie auch die in Kolumbien mit ihren Fingern hoch über ihre Köpfe zeigen – und zeigten doch in völlig entgegengesetzte Richtungen. Da gäbe es wohl noch tausend andere Beispiele, doch mit solchen Banalitäten will ich meine schlaflosen Nächte nicht ausfüllen. Wenn schon denken, dann sinnvoll denken, denke ich mir!, (und freue mich über dieses Wortspiel). Animieren schlaflose Nächte nicht dazu, nach dem Sinn des Lebens zu fragen? Besonders in meinem Lebensalter? Und wie lauten diese Fragen?
WER bin ich?
WO komme ich her?
WO gehe ich hin?
Diese Drei sind es, die sich homo sapiens stellen, so lange sie auf dieser Erde herumwandern.