Never Be My Enemy (Never Be 2) - Kate Corell - E-Book
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Never Be My Enemy (Never Be 2) E-Book

Kate Corell

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Beschreibung

»Zwei Dinge musst du über Jasper wissen: Versuch nicht, ihn zu verstehen. Und mach ihn dir nie zum Feind.«  Fünfundzwanzigtausend Dollar! Die Regeln des College-Spiels »Secret Enemy« sind zwar hart, aber für Waterbury-Studentin Abbie Westing die einzige Chance, schnell an Geld zu gelangen. Kurz entschlossen meldet sie sich an, bereit für das Spiel aus ihrer Komfortzone auszubrechen: Bye-bye langweilige Abbie, hello Action-Abbie! Sie ahnt jedoch nicht, dass ihr die größte Herausforderung noch bevorsteht – ausgerechnet Jasper Anderson wird ihr Partner in Crime. Er ist überheblich, stinkreich, undurchschaubar und seinen Gegnern stets einen Schritt voraus. Als sie sich bei ihrer ersten Aufgabe küssen, zieht das beide in einen unerwarteten Sog. Abbie erkennt schnell, was es bedeutet, sich auf Jasper einzulassen: Es gibt kein Sicherheitsnetz, denn wenn sie abstürzen, dann zusammen. »Never be my enemy« ist eine Opposites attract College Romance mit leichtem Spice und Bad Boy Vibes. Die Slow Burn-Liebesgeschichte zwischen Jasper und Abbie ist kein Standalone und der zweite Band der Never be-Trilogie von Kate Corell. //Dies ist der zweite Band der fesselnden College Romance »Never Be«. Alle Romane der emotional mitreißenden New Adult Reihe:  -- Band 1: Never be my Date -- Band 2: Never be my Enemy -- Band 3: Never be my Love// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Kate Corell

Never be my Enemy

Wahrheit oder Pflicht. Wofür entscheidest du dich?

Die Einladung zum Spiel »Secret Enemy«, das ein hohes Preisgeld verspricht, kommt Abbie Westing mehr als gelegen. Zwar gehört sie als Studentin des Waterbury Colleges zur Elite des Landes, doch der Reichtum ihrer Familie steht seit Neuestem auf sehr wackligen Beinen. Womit sie nicht rechnet: Ihre erste Aufgabe endet damit, dass sie ausgerechnet der arrogante Jasper Anderson küsst und sich kurzerhand als Spielpartner anbietet. Als die beiden sich näherkommen, sorgt plötzlich mehr als nur das Game für gehöriges Herzklopfen. Doch dann beginnt jemand die Geheimnisse der Teilnehmenden zu enthüllen und Abbie muss sich die Frage stellen, auf welcher Seite Jasper tatsächlich steht und was er vor ihr verbirgt …

Der zweite Band der SPIEGEL-Bestseller Romance Trilogie »Never Be«!

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

Danksagung

© privat

Kate Corell ist ein Kind der 80er. Sie liebt Bücher, Sport (ausschließlich von der Tribüne aus) und Musik. Mit ihrem Mann, einem pubertierenden Teenager und zwei verrückten Bulldoggen lebt sie als Nachteule im Land der Frühaufsteher.

CONTENT NOTE

Dieses Buch enthält Elemente, die triggern können. Diese sind:

Physische und psychische häusliche GewaltDepressionenSubstanzmissbrauchCyberkriminalitätTod, Verlust und Trauer

Für Larissa, ohne dich wäre ich verloren.(Wirklich. Jedes verdammte Mal.)

 

 

 

 

What wisdom we learn as our minds?

They do burn all the ties to naivety and youth.

As adults we’ll grow and maturity shows

all the terrifying rarity of truth.

As you turn to your mind and your thoughts they rewind

to old happenings and things that are done.

You can’t find what’s passed, make that happiness last

seeing from those eyes what you’ve become.

– Bastille –

PLAYLIST

HAUNT – BASTILLE

LOSING MY RELIGION – FUTURE ROYALTY

THE CHAIN – LEXXI SAAL, NOCTURN

SAIL – AWOLNATION

THE DEVIL WITHIN – DIGITAL DAGGERS

BREATH – EX MAKINA

UNDER MY SKIN – CLAUDIA KANE

MONSTER – WALKING ON CARS

BAD THINGS – MEIKO

WORLD GONE MAD – BASTILLE

DEMONS – IMAGINE DRAGONS

RESCUE ME – JAMES GILLESPIE

SAVE ME FROM THE MONSTER IN MY HEAD – WELSHLY ARMS

BACK TO YOU – LOST FREQUENCIES, ELLEY DUHÉ, X AMBASSADORS

THE CURRENTS – BASTILLE

X – WELSHLY ARMS

LIFTED – NAUGHTY BOY, EMELI SANDÉ

QUESTIONS – LOST FREQUENCIES, JAMES ARTHUR

SALTY SWEET – MS MR

FOUR WALLS (THE BALLAD OF PERRY SMITH) – BASTILLE

REMIND ME – BASTILLE

WHEN WE WERE KIDS – WALKING ON CARS

OBLIVION – BASTILLE

BAD DECISIONS – BASTILLE

NEED SOMEBODY – SAINT CHAOS

SANCTUARY – WELSHLY ARMS

BETTER DAYS – SAINT CHAOS

GIVE ME THE FUTURE – BASTILLE

WINNER – WALGROVE

EXPERIENCE – LUDOVICO EINAUDI

PROLOG

JASPER

BE-MY-DATE-BALL, ANFANG DEZEMBER IN WATERBURY, CONNECTICUT

Mit dem Zeigefinger schiebe ich den Ärmel des Jacketts ein Stück nach oben, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Neun, acht, sieben, sechs, zähle ich die Sekunden herunter. Eins …

Showtime.

In dem Augenblick, als ich aus der dunklen Ecke des Ballsaals trete und durch die Seitentür verschwinde, schießt das Adrenalin wie Starkstrom durch meine Adern und verursacht eine latente Übelkeit in meiner Magengegend. Irgendwo einzubrechen, steht bei mir nicht unbedingt auf der Tagesordnung. Dennoch werde ich es durchziehen.

Den Grundriss des Hauptgebäudes kann ich inzwischen im Schlaf aufzeichnen. Durch das Treppenhaus gelange ich eine Etage tiefer und biege nach rechts ab. Gedämpft dringt Musik aus dem Saal über mir durch die Wände. Der Maskenball ist in vollem Gange. Einen Doppelgänger zu haben, erweist sich in diesem Augenblick als äußerst nützlich. Als ich vor wenigen Monaten in Cincinnati bei einer Veranstaltung von Anderson Real Estate über Cameron gestolpert bin, war es, als hätte ich das Puzzleteil gefunden, das mir für mein Vorhaben gefehlt hat.

Habe ich seinen finanziellen Engpass zu meinem Vorteil genutzt? Ja, das streite ich auch gar nicht ab. Habe ich diesbezüglich ein schlechtes Gewissen? Nein, nicht einmal ansatzweise. Der Deal, den ich ihm angeboten habe, ist fair. Allein deswegen, da ich noch ein anständiges Sümmchen obendrauf gelegt habe, als ich herausgefunden habe, wofür er das Geld wirklich benötigt. Nicht weil ich gerne den Samariter spiele, sondern weil er einen Nerv in mir getroffen hat. Falsche Schuld ist ein Parasit, den man nur loswird, indem man den eigenen Verstand anständig durchspült und eine neue Perspektive schafft.

Das Leben ist eine endlose Situation-Aktion-Reaktion-Gleichung. In Camerons Fall sieht sie wie folgt aus: Er hat rebelliert – seine Eltern haben überreagiert – zwei Menschen sind tot. Nichts davon lässt sich ungeschehen machen. Dem gegenüber stehen Geldprobleme, Angst und Schuld. Das sind keine Konstanten, sie lassen sich verändern. Streicht man die Variablen, schafft man eine neue Ausgangssituation und das Spiel beginnt von vorn. Genau das habe ich getan. Ich habe ein wenig an den Parametern gedreht, die Camerons Leben beeinflussen. Weil ich ihn brauche, damit der Plan funktioniert. Über meine Methoden lässt sich streiten, aber sie sind äußerst effektiv.

Während ich durch die spärlich beleuchteten Gänge des Waterbury College schleiche, geht mir der Arsch auf Grundeis. Dabei sollte sich inzwischen so etwas wie Routine eingestellt haben. Immerhin bin ich in den vergangenen Monaten mehr als nur einmal nachts durch die alten Gemäuer und die unterirdischen Gänge geschlichen und habe alles ausgespäht. Habe einen Plan B geschmiedet, nachdem Aspen meinen ursprünglichen vereitelt hat. Cameron war das perfekte Trojanische Pferd und sie hat dafür gesorgt, dass es vom Spielfeld genommen wurde.

Ich gebe zu, mein Ego ist nach wie vor angekratzt, weil mich jemand eliminiert und mir den virtuellen Mittelfinger gezeigt hat, indem die Person meine Backdoor unbrauchbar gemacht hat, wodurch mir der Zugang zum Server verwehrt blieb. Aber das eigentliche Problem ist, dass ich dadurch keine Möglichkeit mehr habe, von außerhalb zu agieren, und mir die Zeit davonrennt. Statt also entspannt mit einer Tasse Tee vor meinem Laptop zu sitzen, bin ich gezwungen, mir die benötigten Daten direkt zu beschaffen. Konkret bedeutet das, ich breche in das Büro der Collegeleitung ein. Das ist auch für mich eine Premiere. Normalerweise greife ich nicht auf physische Methoden zurück, sondern bin der Schatten, dessen Existenz verborgen bleibt. Unbemerkt rein und unbemerkt wieder raus. Das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden, hätte ich gerne vermieden.

Cameron gibt mir das nötige Alibi, indem er an dem heutigen Event teilnimmt und die Gelegenheit nutzt, um Aspen zurückzuerobern. Wir haben heute Abend beide eine Mission, die in ihrem Grundgedanken nicht unterschiedlicher sein könnte, dennoch profitieren wir voneinander.

Mit zittrigen Fingern ziehe ich die Handschuhe aus der Innentasche meines Smokings und streife sie über. Die vergangenen Wochen habe ich damit verbracht, mir Wissen über das Knacken von Schlössern anzueignen. Im Traum hätte ich nicht gedacht, dass ich diese Fähigkeit einmal beherrschen müsste. Ein Kinderspiel hingegen war es, die Überwachungskameras auszutricksen und eine Zeitschleife einzubauen.

Bevor ich auf die verschlossene Tür zugehe, die sich am Ende des Ganges befindet, blicke ich mich ein letztes Mal um. Der Flur ist leer. Dann atme ich tief durch, hole das Werkzeug aus meiner Hosentasche und mache mich an die Arbeit. Nur wenige Sekunden später springt die Tür mit einem leisen Klicken auf. Im Grunde ist es recht simpel, ein Schloss zu knacken. Es gleicht einem Computerprogramm. Hat man erst mal die Schwachstelle gefunden, kommt man auch rein. Und es gibt immer eine.

Ich schlüpfe in den Raum. So weit, so gut. Es dauert einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und ich schemenhaft die Umrisse der Einrichtung erkenne. Mein Ziel ist der Computer. Mit wenigen Schritten durchquere ich das Büro und ziehe die Vorhänge zu, dann stelle ich die Taschenlampe an meinem Smartphone an und fahre den Rechner hoch.

Passwort. Damit habe ich gerechnet. Auf dem Schreibtisch suche ich danach. Die meisten Menschen sind in dieser Hinsicht extrem naiv. Entweder schreiben sie es auf und platzieren es an Stellen, die leicht zugänglich sind, oder sie wählen eine Kombination, die man mit etwas Recherche knackt. Geburtstag. Haustier. Name rückwärts. Der Klassiker: eine Zahlenfolge wie 12345sex. Möglicherweise noch ein Sonderzeichen davor, zum Beispiel # oder @, weil man das aus dem täglichen Gebrauch kennt. Ich bräuchte wahrscheinlich nicht länger als drei Minuten, um es auf die altmodische Art herauszufinden. Allerdings kann ich mir die Mühe sparen, denn es klebt mit Tesafilm unter der Tastatur. Idiot.

walls5664. Das ist viel zu einfach. Auf den gegenteiligen Fall wäre ich auch vorbereitet gewesen. Auf meinem Handy befindet sich eine Software zum Entschlüsseln von Passwörtern.

Erneut werfe ich einen Blick auf die Uhr. Fünf Minuten, dann springen die Überwachungskameras auf Echtzeit um. Ich öffne das Studierendenverzeichnis und klicke die Akten an, auf die ich es abgesehen habe. Aus der hinteren Hosentasche hole ich den Stick, um sie darauf zu speichern, dann widme ich mich meinem nächsten Ziel.

Walls, du Trottel. Ehrlich, irgendwer sollte den Kerl mal über Cybersicherheit aufklären. Erstaunlich, dass Waterbury von außen eine digitale Festung und von innen das reinste Schlaraffenland für Hacker ist. Es ist fast schon beleidigend, wie leicht er es mir macht. Er hat ernsthaft seine Zugangsdaten beim Controlling hinterlegt.

Über die Suchfunktion gebe ich den Firmennamen ein. Bingo! Hier ist es, Camerons Ticket, um am Waterbury College zu bleiben. Ich halte meine Versprechen. Glücklicherweise verfügen Arschlöcher wie Walls über ausreichend Überheblichkeit, zu glauben, mit Macht und Geld ließe sich alles regeln. In diesem Fall soll er das auch. Jedenfalls so lange, bis ich die Zulassungspapiere für Cam habe. Danach breche ich ihm und allen anderen mit dem größten Vergnügen das Genick und lasse sie gemeinsam in der Hölle schmoren.

Ungeduldig sehe ich auf die Uhr. Noch knapp zwei Minuten. Allmählich werde ich nervös. Das Blut rauscht in meinen Ohren, während ich die Finanzberichte des Colleges ebenfalls auf den Stick ziehe. Immer wieder huscht mein Blick zur Tür. Die Loading-Anzeige bewegt sich in Zeitlupe von links nach rechts. Die Sekunden auf meiner Uhr hingegen scheinen doppelt so schnell herunterzuzählen.

Als die Übertragung abgeschlossen ist, atme ich einmal tief durch. Anschließend fahre ich den Computer herunter, ziehe die Vorhänge wieder auf und schleiche zum Ausgang. Bevor ich das Büro verlasse, lausche ich durch die Tür. Stille. Also dann, nichts wie weg hier.

Noch eine Minute.

Ich haste den Flur entlang und biege nach rechts in Richtung Ausgang ab. Das Vibrieren an meinem Handgelenk informiert mich in dem Augenblick darüber, dass die Zeit abgelaufen ist, als ich durch die Sicherheitstür schlüpfe.

Geschafft!

FÜNF JAHRE UND VIER MONATE ZUVOR

JASPER, 15 JAHRE ALT

Mit starrer Miene sehe ich auf meine Schuhspitzen, während die Vorsitzende des Gremiums die Entscheidung vorliest. Mein Dad sitzt hinter mir, neben ihm meine Mom. Quentin atmet erleichtert aus, als feststeht, dass ich nicht der Schule verwiesen werde.

Zufrieden klopft er mir auf die Schulter. »Da hast du wohl noch mal Glück gehabt«, sagt er und steht von seinem Stuhl auf, sobald die vier Menschen, die gerade über meinen Verbleib an der Wycliffe School entschieden haben, mit einem kurzen Nicken den Raum verlassen.

Glück? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es weniger damit zu tun hat. Das, was ich getan habe, ist in meinen Augen kein Unrecht gewesen. Allerdings haben das einige Leute anders gesehen. Nur deswegen sitze ich in einem Saal, der nach Bohnerwachs und eingestaubtem Holz riecht.

»Danke, Quentin, das war gute Arbeit.«

Bei dem Klang der Stimme meines Dads zucke ich zusammen.

»Wenn Sie mich entschuldigen, ich habe noch einen Termin und bin etwas spät dran.«

»Natürlich. Vielen Dank.«

Der Anwalt bedenkt mich mit einem freundlichen Lächeln. »Auf Wiedersehen, Jasper. Grüß Maxwell von mir.« Quentin arbeitet für meinen Großvater und ist der Bitte nachgekommen, seinem Enkel aus der Patsche zu helfen. Mal wieder.

»Werde ich«, antworte ich verhalten und sehe ihm nach, als er den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen entlanggeht und schließlich durch die massive Eichenholztür verschwindet.

»War es das wert?«, richtet mein Dad das Wort schroff an mich. Ich hatte gehofft, er würde nicht hier auftauchen. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Elijah Anderson lässt keine Gelegenheit für eine Standpauke aus. Selbst dann nicht, wenn er dafür stundenlang in einem Flieger von Boston nach London sitzt. Es ist jetzt ein bisschen mehr als fünf Jahre her, dass meine Eltern sich in die Staaten abgesetzt haben und ich in ein Internat verfrachtet wurde. Natürlich nur zu meinem Besten. Vor drei Jahren war ich bereits von der Stowe School geflogen, weil ich mich meines Hobbys bedient hatte, um einem Lehrer eins auszuwischen.

Ich sehe zu Mom, die zaghaft lächelt und mich im nächsten Moment fest in die Arme nimmt. Das macht sie immer. Sie hat mich nicht hier zurückgelassen, weil sie es wollte, sondern weil man Elijah nicht widerspricht. Sie liebt mich, das sagt sie jedes Mal. Und ich glaube ihr. Weil ich es in ihrem Blick erkenne, wenn sie sich von mir verabschiedet. Aber ich bemerke auch die Angst, die sie überkommt, sobald mein Dad seine Macht demonstriert. So wie in diesem Augenblick, als er auf mich herabsieht, als hätte ich nicht eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit verdient.

Mit ausdrucksloser Miene stehe ich von dem Stuhl auf und stelle mich vor ihn. Inzwischen befinden wir uns größentechnisch auf Augenhöhe, aber gewachsen fühle ich mich ihm dennoch nicht. Er hat diese Art von Autorität, deren Arroganz Übelkeit in mir hervorruft. Anders lässt es sich nicht beschreiben.

»War es das wert, Jasper?«, wiederholt er.

»Was hätte ich deiner Meinung nach sonst tun sollen?«, erwidere ich mit fester Stimme.

»Du hast einem Mitschüler die Nase gebrochen und einem anderen den Arm ausgekugelt«, erinnert er mich.

»Sie haben es verdient.« Der Dritte ist mit einem blauen Auge davongekommen, weil er sich aus dem Staub gemacht hat, bevor ich ihn zu packen bekam.

»Hast du eine Ahnung, wie viel Geld mich dein unüberlegtes Handeln kosten wird?«

Vermutlich schickt er einen fetten Scheck an alle Beteiligten, damit sie die Füße stillhalten, und spendiert der Schule eine neue Bibliothek oder so was in der Art. Ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, der mir aber in der Vergangenheit mehrfach den Arsch gerettet hat. Oder mich in den Käfig steckte, aus dem ich seit Jahren versuche auszubrechen. Vergebens. Was nützt der goldene Löffel, wenn er so groß ist, dass er dich erstickt?

»Hätte ich zusehen sollen, wie sie Noah verprügeln?«

Noah Gibson ist im Jahrgang über mir. Einige mögen ihn nicht, weil er nicht in ihre Vorstellung von cool passt. Bis vor zwei Jahren habe ich mir kaum Gedanken über ihn gemacht. Er war einfach nur ein Typ. Ich bin nicht unbedingt das, was man als kontaktfreudig bezeichnen kann. Am liebsten bin ich für mich allein. Außerhalb des Cricketteams habe ich kaum Kontakt zu den anderen Kids.

Noah hat sich eines Nachmittags zu mir an den Tisch gesetzt, als ich in der Bibliothek eine Runde Schach gegen mich selbst gespielt habe. Von da an haben wir hin und wieder eine Partie bestritten, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind. Wir hatten also nie viel miteinander zu tun. Das änderte sich, als ich mitangesehen habe, wie ihn zwei Jungs in die Mangel genommen haben. Das war das erste Mal, dass ich dazwischengegangen bin. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir mit einer blutigen Nase im Büro der Rektorin saßen. Mit jeder Tracht Prügel, die wir eingesteckt haben, sind wir mehr zu einer Einheit zusammengewachsen. Inzwischen ist Noah mein bester Freund und wir teilen uns ein Zimmer im Internat.

»Der Junge ist nicht dein Problem, also hör auf, seine für ihn lösen zu wollen.«

Nein, ist er nicht, aber ich würde immer wieder die Schuld auf mich nehmen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Weil man bei mir eher ein Auge zudrückt. Weil mein Dad eben ist, wer er ist. Nicht ich habe Connor die Nase gebrochen, es war Noah. Und ich habe ihm das Versprechen abgenommen, die Klappe zu halten.

Ich erinnere mich noch, dass es an dem Tag geregnet hat und ich gerade vom Crickettraining kam. Für Oktober war es erstaunlich warm. Vom Sportplatz bis zum Wohnheim braucht man höchstens fünf Minuten. Es lag bereits in Sichtweite, als ich Gebrüll aus Richtung der Gewächshäuser hörte. Zwar konnte ich die Stimmen nicht zuordnen, aber es klang nicht nach einer amüsanten Unterhaltung. Also beschloss ich herauszufinden, was da los ist, und sah Noah auf dem Boden liegen. Bedeckt mit Blumenerde. Einer der drei Typen war gerade dabei, einen Sack über Noahs Gesicht auszukippen.

Plötzlich war ich wieder zehn Jahre alt. Ich musste in Stowe so viel einstecken. Weil ich kleiner als die Jungs in meinem Alter war. Weil ich Bücher mochte statt Sport. Weil ich lieber Schach als Minecraft spielte. Im Grunde war egal, was ich tat oder wofür ich mich interessierte. Sie hassten mich, weil ich war, wie ich war. Noah so zu sehen, war wie ein Déjà-vu. Mit dem Unterschied, dass ich inzwischen wusste, wie man sich wehrt.

»Ich schicke dich nicht auf die besten Schulen des Landes, damit du dich wie ein unterprivilegierter Teenager prügelst, weil dir die Rangordnung nicht gefällt.«

Damit meint er, dass Noah finanziell betrachtet auf der Stufe unter mir steht und meine Aufmerksamkeit nicht wert ist. Ich frage mich, wie renommiert sind diese Schulen, wenn sie zulassen, dass solche Dinge auf der Tagesordnung stehen?

»Also ist es okay, wenn drei Jungs einen Schwächeren demütigen, verprügeln und dazu zwingen, ihre Hausaufgaben zu machen, weil das Vermögen ihrer Familien größer ist? Ist das die Lektion, die jeder fürs Leben lernen muss, damit er in der Gesellschaft besteht?«

1.

ABBIE

ANFANG JANUAR IN DEN HAMPTONS

»Was hat Aspen gesagt, wann sie hier sind?«, fragt Dion und sieht von ihrem Smartphone auf. Es war Aspens Idee, das Wochenende, bevor das College wieder beginnt, gemeinsam zu verbringen. Sie hat es ›gegenseitiges Beschnuppern‹ genannt. Und ich würde lügen, würde ich behaupten, nicht vor Neugier zu platzen.

»Sie müssten jeden Moment hier auftauchen«, antworte ich, nachdem ich einen Blick auf die Uhr geworfen habe.

»Mmh«, murmelt sie missmutig.

»Gib ihnen wenigstens eine Chance.«

Dion war außer sich, als Aspen uns letzte Woche bei einem Videocall von dem Rollentausch zwischen Jasper und Cameron erzählt hat. Unsere Freundin hatte von Anfang an den richtigen Riecher. Aber weder Dion noch ich haben wirklich geglaubt, es wäre an ihrer Theorie etwas dran. Vielmehr haben wir angenommen, Aspen hätte sich in wilden Spekulationen über Jasper Anderson verrannt. Als er plötzlich aus Waterbury verschwand, hat sie uns die Story aufgetischt, er sei nach einem Streit abgetaucht. In Wahrheit hatte Cameron die Flucht ergriffen, weil er befürchtete, sie würde ihn auffliegen lassen, nachdem sie herausgefunden hatte, wer er ist. Mein Gefühl sagt, das ist nur die halbe Geschichte. Warum genau die beiden die Rollen getauscht haben, dazu hüllt sie sich in Schweigen. Das sei etwas, das nur Cameron und Jasper beantworten sollten. Möglicherweise werden wir es nie erfahren, wenn selbst Aspen ein riesiges Geheimnis aus den Details macht.

»Das kann ich nicht versprechen. Ich bin immer noch angefressen, dass unsere Freundin erst Wochen später mit der Wahrheit rausgerückt ist«, antwortet Dion schnippisch.

»Ich verstehe dich, ich hätte mir ebenfalls gewünscht, dass sie uns mehr vertraut. Aber ich verstehe auch, warum sie es für sich behalten hat«, versuche ich sie milde zu stimmen.

»Tust du das? Also ich nicht.«

»Was hättest du getan, hätte sie es uns erzählt, als sie es herausgefunden hat?«

»Ich hätte ihr gesagt, sie soll den Typen zum Teufel jagen.«

»Genau, und ich hätte aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Anflug von Panik die Polizei informiert, dass ein falscher Jasper Anderson auf dem Campus sein Unwesen treibt, um nicht als Mitwisserin verhaftet zu werden, sollte die Sache schiefgehen.«

»Ja, das wäre im Rahmen des Möglichen. Du hättest dir vor Angst in die Hose gemacht.« Ein kurzes Lachen entfährt Dion. »Dennoch, die beiden haben alle an der Nase herumgeführt«, schiebt sie hinterher und sieht mich ernst an.

»Im Grunde haben sie damit niemandem geschadet.«

»Das macht es nicht besser.«

Das Einzige, was Dion wirklich daran stört, ist, dass Aspen es geschafft hat, etwas vor ihr zu verbergen. Normalerweise entgeht ihr nämlich nichts.

»Ich meine, was stimmt mit dem Typen nicht, dass er einen Doppelgänger losschickt, weil er keinen Bock hat, selbst das College zu besuchen?«

Das ist lediglich Dions Annahme.

»Wir wissen nicht, ob das tatsächlich der Grund für den Rollentausch gewesen ist«, verteidige ich Jasper, obwohl ich ihn nicht kenne.

»Komm schon, Abbs, du glaubst doch nicht wirklich, dass der Kerl Leichen im Keller hat? Du guckst eindeutig zu viele True-Crime-Dokus.«

»Nein, ich sage nur, dass wir die Wahrheit nicht kennen.« Selbst wenn Dion recht haben sollte, steht es uns nicht zu, darüber zu urteilen.

»Er hatte sicher seinen Heidenspaß an der Nummer und hält uns für Volltrottelinnen, weil wir nichts gecheckt haben. Ich schwöre dir, er ist ein verwöhnter Snob in Blümchenhemden, der glaubt, die Welt tanzt nach seiner Pfeife.«

Dann hätte er tatsächlich etwas mit Dion gemeinsam. Ich liebe meine Freundin, aber sie ist der Inbegriff von verwöhnt und oberflächlich. Sie genießt es, im Mittelpunkt zu stehen, und kann nur schwer akzeptieren, wenn es einmal nicht so ist.

»Dion«, ermahne ich sie, weil sie sich gerade unnötig hineinsteigert.

»Wenigstens hat das Karma direkt zurückgeschlagen.«

»Du wirst ungerecht.«

»Warum? Was kann ich dafür, dass in dieser Familie anscheinend alle kriminelle Ambitionen haben? Am liebsten würde ich Grant Taylor die Info stecken, damit er den Gossip auf seinem Blog teilen kann. Ach was, ich würde es mit dem größten Vergnügen selbst herumerzählen.«

»Versprich mir, dass du es nicht tun wirst«, fordere ich streng. »Lern die beiden kennen. Es besteht immerhin die Chance, dass du dich irrst.«

Dion hebt eine ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen und sieht mich dabei an, als hätte ich sie beleidigt. »Sweetheart, habe ich mich je geirrt?«

Nein, nicht dass ich wüsste. Dion verfügt über eine beachtliche Menschenkenntnis.

»Bitte, Dion«, versuche ich erneut sie zu bremsen.

»Ist ja gut, ich halte den Mund. Aber nur, weil Aspen einen davon liebt und er in Mitleidenschaft gezogen würde.«

»Sein Name ist Cameron.«

»Ich weiß, wie er heißt, aber solange ich ihn nicht ausstehen kann, kommt mir sein Name nicht über die Lippen.«

Bevor ich antworten kann, fällt die Eingangstür ins Schloss.

»Boah, ist das kalt draußen«, erklingt Aspens Stimme aus dem Flur, kurz darauf erscheint sie im Wohnzimmer und reibt ihre Hände aneinander. Man könnte meinen, sie wäre gerade von einem Trip aus der Arktis zurückgekehrt, so dick ist sie eingepackt.

»Hey.« Sie lächelt uns breit an.

Dion springt vom Sofa auf und überbrückt die Distanz zu ihr. »Ich bin immer noch sauer auf dich«, sagt sie, gleichzeitig schließt sie unsere Freundin in die Arme. Sobald Dion Aspen freigibt, kommt sie auf mich zu und drückt mich fest.

»Hey, ich habe dich vermisst.« Das habe ich wirklich.

»Ich dich auch«, sagt sie und küsst mich auf die Wange.

»Und wo sind unsere Ehrengäste?«, fragt Dion genervt.

»Laden gerade das Gepäck aus.«

Erneut fällt die Tür ins Schloss. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, steigt meine Anspannung. Zeitgleich wächst die Neugier. Wie gebannt sehe ich in Richtung Flur, aus dem gedämpfte Geräusche zu hören sind.

Zuerst betritt ein Kerl mit zwei Koffern in den Händen das Wohnzimmer. Zögerlich stellt er sie ab und lächelt verhalten. Dann nimmt er die Mütze vom Kopf und stopft sie in die Tasche seiner dicken Daunenjacke, bevor er sie öffnet. Ein schlichter weißer Hoodie kommt zum Vorschein. Dunkle Jeans. Schwarze Chucks.

Er sieht ein bisschen anders aus, als ich ihn im Gedächtnis habe. Seine Haare sind lockig und hängen ihm wild in die Stirn. An den Seiten sind sie deutlich kürzer. Aber das Gesicht ist dasselbe. Das ist der eindeutig der Kerl, der sich als Jasper Anderson ausgegeben hat. Allerdings trägt er eine Brille und seine Augen sind blau statt braun.

»Hi, ich bin Cameron.« In seiner Stimme schwingt eine gewaltige Portion Unsicherheit mit.

Ich schiele zu Dion, die ihn abschätzig mustert. Bevor die Situation unangenehm wird, nähere ich mich Cameron und reiche ihm die Hand. »Hi, ich bin Abbie, freut mich, dich kennenzulernen.« Meine Worte fühlen sich seltsam an, da wir uns bereits in Waterbury begegnet sind, und doch ist er mir völlig fremd.

»Mich auch«, erwidert er. Sein Lächeln wirkt jetzt um einiges sicherer. In seinem Blick liegt Erleichterung. In diesem Moment weiß ich, dass ich ihn mögen werde. Seine Ausstrahlung ist ehrlich, falls man das so beschreiben kann.

»Hey, Dion, richtig?« Er streckt ihr dir Hand entgegen, die sie ignoriert.

»Willkommen in den Hamptons.«

Mir entgeht der erhabene Ton ihm gegenüber nicht. Sofort habe ich Mitleid mit Cameron. Dion ist eine Wölfin im Schafspelz. Sie kann zuckersüß sein und dir gleichzeitig das Gefühl geben, dass du ihre Aufmerksamkeit nicht wert bist. Und Cameron scheint es zu bemerken, denn sein Lächeln verrutscht minimal.

Hoffentlich endet dieses Wochenende nicht in einem Desaster. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich es keinesfalls ausschließen.

Cameron stellt sich neben Aspen. Ich kann sehen, wie er einmal tief durchatmet und sich entspannt, als Aspens Finger sich zwischen seine schieben. Anschließend küsst sie ihn auf die Wange. So als wolle sie ihm damit sagen, dass sie stolz auf ihn ist und er das Schlimmste überstanden hat. Ganz automatisch muss ich beim Anblick der beiden schmunzeln.

Als wenig später eine weitere Person durch die Tür kommt, erstirbt mein Lächeln. Was zum …

Schlagartig verändert sich die Atmosphäre. Nicht nur, dass es sich anfühlt, als wäre das Wohnzimmer geschrumpft, nein, zusätzlich hat jemand die Heizung abgedreht. Anders lässt es sich nämlich nicht erklären, warum ich plötzlich fröstle und die Strickjacke enger um meinen Körper wickle.

Ungläubig sehe ich zwischen Cameron und dem echten Jasper hin und her.

Regungslos steht er nur wenige Schritte von uns entfernt mitten im Raum. Als wüsste er, dass man sich erst an seinen Anblick gewöhnen muss. Genau das geschieht in den nächsten Sekunden, während ich versuche, das Bild in meinem Kopf zusammenzupuzzeln. Ich suche nach Gemeinsamkeiten, aber vor allem nach Unterschieden zwischen den beiden. Jasper hat die dunklen Haare ordentlich frisiert, ein glatt rasiertes Kinn, braune Augen, eine gerade Nase, schmale Lippen. Mein Blick wandert von seinem Gesicht zu der Kleidung. Geöffneter dunkelblauer Mantel, darunter ein geblümtes Hemd, grüne Chinohose, dunkle Slipper und ein roter Schal, der locker um seinen Hals hängt. Diese Version ist mir durchaus vertraut. Was ihm aber fehlt, ist der weiche Ausdruck im Gesicht, den Cameron hat. Seine Miene wirkt abgeklärt, arrogant, undurchdringlich. Und zu meinem Leidwesen ist dieses diabolische Grinsen höllisch attraktiv.

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber das ist es nicht. Aspen meinte zwar, sie hätten sich ihre Ähnlichkeit für den Rollentausch zunutze gemacht. Aber wie ähnlich ähnlich tatsächlich ist, wird mir jetzt erst klar. Die eine Hand tief in der Manteltasche vergraben und in der anderen eine Reisetasche, macht Jasper keine Anstalten, sich uns zu nähern oder uns gar zu begrüßen. Stattdessen sieht er mich einen Moment etwas zu intensiv an. Mit seinem Blick jagt er mir einen Schauer über den Rücken und die Hitze ins Gesicht. Seine Mundwinkel zucken kurz, als er bemerkt, wie ich rot anlaufe. Dann mustert er Dion.

»Ich nehme an, ich muss mich nicht vorstellen? Allen Anwesenden sollte klar sein, wer ich bin.« Dafür, dass seine Worte nur so vor Überheblichkeit triefen, ist seine Stimmfarbe erstaunlich weich.

»Wow, ein reizendes Kerlchen hast du uns da mitgebracht. Ich befürchte, er überlebt das Wochenende nur, wenn ich mir mehr als ein Glas Pinot gönne«, zischt Dion, macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet in die Küche.

Ich sehe wieder zu Jasper, der von ihrem Abgang nicht sonderlich beeindruckt wirkt. Unsere Blicke treffen sich erneut und er verzieht die Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln. Dion könnte wie immer recht haben.

Aspen klatscht zweimal in die Hände, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. »Okay, vielleicht packen wir erst einmal aus.« Im nächsten Moment wendet sie sich an mich. »Welche Zimmer hat Dion für uns vorgesehen?«

»Du hast dasselbe wie immer und das rechts daneben ist ebenfalls vorbereitet«, antworte ich. Die Schlafzimmer habe ich direkt heute Morgen nach unserer Ankunft hergerichtet, als Dion die Einkäufe verstaut hat.

»Super. Vielen Dank.« Sie hat ihren Satz kaum beendet, da schiebt sie Jasper auf die Treppe zu, die ins Obergeschoss führt. »Kannst du dich wenigstens ein bisschen bemühen und nicht direkt deinen ganzen Charme versprühen?«, höre ich sie leise zu ihm sagen.

»Es widerstrebt mir, einen falschen Eindruck zu erwecken«, antwortet Jasper deutlich lauter.

Cameron schnappt sich den Koffer und sieht mich im Vorbeigehen entschuldigend an. Verwirrt blicke ich den dreien hinterher, während sie die Stufen nach oben steigen. Wow, das war seltsam. Und unerwartet.

»Ich kann ihn nicht ausstehen, und das liegt diesmal nicht an seinem abscheulichen Modegeschmack«, sagt Dion plötzlich neben mir.

Ich würde ihr gerne widersprechen, aber ich kann es nicht. Von der sympathischen Sorte ist Jasper nicht gerade.

»Das wird schon.« Versuche ich uns beide zu ermutigen, ihm eine Chance zu geben.

»Der kann mich mal! Das ist mein Haus. Er kann von Glück reden, dass ich ihn nicht direkt vor die Tür setze.«

Daran habe ich keinen Zweifel. Das Ferienhaus gehört ihrer Familie und sollte Jasper sie provozieren, wird sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. In den vergangenen Jahren haben wir drei hier immer die erste Januarwoche gemeinsam verbracht. Dion und ich lieben es hier. Aspen kann die Hamptons nicht ausstehen, dennoch kommt sie jedes Mal mit.

»Was meinst du, wollen wir in die Skihalle und lassen die anderen derweil in Ruhe ankommen? Anschließend machen wir uns einen netten Abend und lernen sie besser kennen.«

Dion seufzt. »Das kann ja heiter werden. Nur damit das klar ist: Ich tue das alles nur für Aspen. Aber ja, eine Runde Skifahren, um den Frust rauszulassen, klingt großartig.«

Nachdem ich Aspen Bescheid gegeben habe, dass ich Dion vorerst aus der Schusslinie nehme und versuche, sie zu zähmen, ziehe ich mich um. Zehn Minuten später stehe ich startklar mit den Skiern in der Hand vor der Tür und warte auf Dion. Nach wenigen Augenblicken kommt sie durch die Tür.

»Bereit?«

»So was von. Ich habe uns ein Shuttle organisiert, damit wir schneller auf der Piste sind.«

Kaum hat sie es ausgesprochen, da kommt unser Taxi um die Ecke.

***

Als wir nach zwei Stunden Skihalle durchgefroren, aber zufrieden zurück sind, liegt ein köstlicher Duft in der Luft. Während Dion direkt den Weg unter die heiße Dusche anstrebt, werfe ich einen Blick in die Küche. Cameron steht am Herd.

»Du kochst?«, frage ich erstaunt.

Hastig dreht er sich zu mir um. »Ähm … ja … Aspen glaubt, ein voller Magen bricht vielleicht das Eis.« Er wirkt tatsächlich etwas verlegen.

»Ich würde sagen, das hängt davon ab, wie es schmeckt«, erwidere ich scherzhaft und sehe neugierig in den Topf. Cameron nimmt einen Löffel aus der Schublade und hält ihn mir entgegen. »Du kannst gerne probieren und sagen, ob ich vorsichtshalber die Nummer vom Lieferdienst raussuchen soll.« Das Grinsen, das in diesem Augenblick auf seinen Lippen erscheint, verrät, dass er von seinem Können überzeugt ist.

Ich tauche den Löffel in die Suppe, puste zweimal leicht, bevor ich sie koste.

»Mmh … das ist gut. Es schmeckt fantastisch. Kürbis?«

»Ja, ein Rezept meiner Grandma. Also kein Lieferservice?«

»Nein, den werden wir nicht brauchen. Wenn du Dion weichklopfen willst, mach ein bisschen Zimt dran.«

»Ich hasse Zimt.«

Ein Lachen entfährt mir, weil er enttäuscht klingt. »Du hast die Wahl – zufriedene Geschmacksnerven oder eine handzahme Dion.« Ich öffne den Gewürzschrank und reiche ihm die Zimtdose.

»Danke.«

»Gerne. Wir profitieren alle von einer friedlichen Dion.«

»Ich meine … danke, dass du so nett zu mir bist … trotz allem.«

»Jeder verdient eine Chance, oder?«

Statt zu antworten, grinst er und streut eine Prise Zimt ins Essen.

Ich bin schon fast wieder zur Tür hinaus, als ich mich noch einmal zu Cameron umdrehe. »Ist er immer so?«

»Du meinst Jasper?«

»Ja.«

»Jap.«

Irgendwie habe ich mit dieser Antwort gerechnet, und doch hätte ich nicht erwartet, dass er genau das sagt. Ich dachte, er würde ein gutes Wort für seinen Freund einlegen.

Cameron stellt den Herd ab und wendet sich mir zu. »Es gibt genau zwei Dinge, die man über Jasper wissen muss. Erstens: Versuch gar nicht erst, aus ihm schlau zu werden, denn er wird nicht zulassen, dass du ihn verstehst. Weil er nie so handelt, wie du es erwartest. Zweitens: Wenn er auf deiner Seite steht, gehört dir seine Loyalität. Machst du ihn dir zum Feind, geh in Deckung.«

»Das klingt wie eine Warnung«, sage ich und lache, weil Cam mich auf den Arm nimmt. Tut er doch, oder?

»Jasper lässt sich mit Apfelkuchen bestechen«, antwortet er und zwinkert mir zu.

»Danke für den Tipp. Du kannst nicht zufällig auch backen?«, frage ich hoffnungsvoll.

»Nein, da muss ich leider passen. Meine Fähigkeiten beschränken sich ausschließlich aufs Kochen.«

»Schade.«

»Kannst du den anderen Bescheid geben, dass in fünfzehn Minuten das Essen auf dem Tisch steht?«

»Klar.«

»Danke.«

Ich glaube, es ist unmöglich, Cameron nicht zu mögen. Bei mir hat er mit wenigen Sätzen schon die volle Sympathiepunktzahl abgeräumt.

Zuerst klopfe ich an Dions Tür, bekomme aber keine Antwort. Da mein Zimmer genau neben ihrem liegt, ziehe ich mich schnell um, bevor ich den Flur entlang zu Aspen gehe. Ich kann hören, wie sie mit Dion diskutiert. Weil ich nicht vorhabe mich in die Unterhaltung einzumischen und Aspen eher zu Dion durchdringt, wenn ich nicht dabei bin, beschließe ich, das Glück eine Tür weiter herauszufordern. Zu meiner Überraschung steht sie einen Spaltbreit offen, dennoch klopfe ich an.

Nichts.

Einen Moment zögere ich, bevor ich die Tür vorsichtig aufschiebe, um nachzusehen, ob er da ist.

Von Jasper fehlt jede Spur. Wo könnte er sein? Viele Möglichkeiten bietet das Haus nicht. Es verfügt lediglich über Wohnzimmer, Küche und vier Schlafzimmer, die je ein angrenzendes Bad besitzen.

»Kann ich dir irgendwie helfen?«

Erschrocken fahre ich herum und mache instinktiv einen Schritt zurück und somit in den Raum hinein, weil Jasper plötzlich viel zu dicht vor mir steht. Statt etwas zu sagen, starre ich ihn an. Sein Gesicht ist gerötet, die dunklen Haare hängen ihm in die Stirn.

»Verblüffend, oder?«

»Was meinst du?«, frage ich irritiert.

»Die Ähnlichkeit zu Cameron. Darüber hast du vorhin nachgedacht.«

Ein paar Sekunden mustere ich ihn. »Dein Gesicht wirkt ernster, kantiger, und die Lippen sind schmaler«, rutscht es mir heraus, was ihm ein winziges Lächeln entlockt.

»Da hat jemand aber genau hingesehen.« Und als hätte er das Recht dazu, lässt er seinen Blick langsam über mich gleiten.

»Ich bin Abbie«, stelle ich mich vor, weil er mir vorhin keine Gelegenheit dazu gegeben hat. Gleichzeitig versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass mich die Art, wie er mich ansieht, aus dem Konzept bringt. Dass Jasper attraktiv ist, lässt sich nicht leugnen, nur seine Persönlichkeit lässt bisher zu wünschen übrig.

»Jasper«, antwortet er knapp, obwohl es überflüssig ist.

Und dann passiert das, was immer geschieht, wenn ich nervös werde: Ich plappere einfach drauflos.

»Cool, dich kennenzulernen.«

Darauf erwidert er nichts.

»Aspen hat dir von mir erzählt, oder?«, hake ich nach, weil er mich mit einer absolut nichtssagenden Miene ansieht.

»Ja.«

Mein Blick folgt Jasper, als er an mir vorbei zum Bett geht. Er öffnet die Tasche und nimmt frische Kleidung heraus. Da er mir den Rücken zugedreht hat, betrachte ich ihn genauer. Warum trägt er Sportkleidung? Ohne auf meine Anwesenheit Rücksicht zu nehmen, zieht er den grauen Hoodie aus. Ein langärmliges Shirt kommt zum Vorschein. Eng schmiegt es sich an seinen durchtrainierten Oberkörper.

»Bist du aus einem bestimmten Grund hier?«

»Cameron hat gekocht«, sage ich schnell, um meine Anwesenheit zu erklären, damit er nicht denkt, ich wollte herumschnüffeln.

Kommentarlos setzt er sich auf die Bettkante, beugt sich vor und öffnet die Schuhe. Er hebt den Kopf und sieht mich an.

»Ist sonst noch irgendwas?«

»Warst du joggen?«, rutscht es mir heraus. Ich bin wirklich eine Meisterin im unüberlegten Plappern.

»Ja.«

»Bei den Temperaturen?« Natürlich bei den Temperaturen. Welch dumme Frage. Er wird sich nicht weggebeamt haben, um bei Sonnenschein eine Runde durch den Park zu drehen.

»Ja«, beantwortet er tatsächlich meine Frage. Jasper richtet sich zu seiner vollen Größe auf und blickt abwartend auf mich herab. Mit den zerzausten Haaren und der Sportkleidung sieht er zugänglicher aus. Vielleicht sogar freundlich. Vorhin hatte er etwas Unnahbares an sich. Kleider machen Leute, schießt es mir durch den Kopf.

»Abbie!«

Bei der Erwähnung meines Namens zucke ich zusammen und reiße meinen Blick von seiner breiten Brust los. »Mmh?«

»Wenn du keinen Striptease sehen willst oder auf eine gemeinsame Dusche abzielst, solltest du jetzt gehen, denn es ist mir egal, ob du dich im Raum befindest, während ich mich ausziehe.«

Wie von selbst wandert mein Blick zum angrenzenden Badezimmer und wieder zu ihm zurück. Ich warte darauf, dass er grinst oder irgendwas anderes tut, das verrät, dass er es nicht ernst meint. Nichts dergleichen. Nicht einmal ein winziges Zucken seiner Mundwinkel. In seinen dunklen Augen blitzt etwas auf, das ich nicht deuten kann, aber meine Neugier weckt. Würde ich bleiben, ließe er wirklich die Hüllen fallen? Und will ich die Antwort darauf tatsächlich herausfinden? Vielleicht …

Ähm, nein.

Als meine Wangen heiß werden, sehe ich über die Schulter zur Tür, durch die ich gekommen bin. »Okay, du hast zehn Minuten.«

»Wofür genau?«, fragt er und ich schwöre, einen Funken Belustigung herauszuhören. Weil meine Worte durchaus auch anders zu verstehen sind, als ich beabsichtigt habe.

»Dann gibt es Essen.«

So beherrscht wie möglich verlasse ich das Zimmer, weil ich ihm den Triumph nicht gönne, dass er mich nervös macht. Dabei bin ich mir sicher, dass er es ohnehin bemerkt hat.

2.

JASPER

Sie hat mir zehn Minuten gegeben. Ich brauche elf, um geduscht und mit frischer Kleidung die Küche zu betreten. Dennoch bin ich zu früh. Cam ist gerade dabei, den Tisch zu decken. Unaufgefordert gehe ich ihm zur Hand.

»Und, hast du die Gegend ausgespäht?«

»Wenn du damit meinst, ob ich laufen war, dann ja.«

»Bei den Temperaturen würden mich keine zehn Pferde vor die Tür bekommen.«

»Die bekommen dich auch bei Plusgraden nicht von der Couch hoch«, merke ich an, dass seine Motivation in dem Punkt deutlich nachgelassen hat.

Cam brummt etwas Unverständliches vor sich hin.

»Wo sind die drei Damen, die uns den Abend versüßen?«, frage ich gedehnt, während ich die Gläser auf dem Tisch abstelle.

Mit den Fingern zeichnet er Anführungszeichen in die Luft. »Machen sich noch frisch.«

»Sie führen also ein Gespräch über uns. Interessant. Was glaubst du, wie wir dabei wegkommen?« Im Grunde ist es mir völlig egal, was Aspens Freundinnen von mir denken. Warum ich mich von ihr zu der Aktion habe überreden lassen, ist mir schleierhaft. Den Sinn dahinter verstehe ich durchaus. Wenn man eine Bindung zu jemandem hat, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige Geheimnisse für einen bewahrt. Ein gemeinsames Wochenende in den Hamptons hätte ich dafür dennoch nicht gebraucht. Meine Methode, damit die beiden den Mund halten, wäre eine andere gewesen. Aber ich mag Aspen, also gebe ich dem Quatsch hier widerwillig eine Chance.

Cameron bleibt mir eine Antwort schuldig, weil sich in diesem Augenblick Stimmengewirr aus dem Flur nähert. Solange noch freie Platzwahl herrscht, setze ich mich an den Tisch. Cam tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.

»Entspann dich«, sage ich leise.

Aspen kommt als Erste in die Küche, gefolgt von einer mürrisch guckenden Dion. Abbie sieht flüchtig in meine Richtung, während mein Blick ihr folgt. Die Anspannung, die herrscht, ist greifbar. Das verspricht ein anstrengender Abend zu werden. Würde ich Cam damit nicht in den Rücken fallen, würde ich aufstehen und die Veranstaltung ohne mich stattfinden lassen. Aber ihm ist es wichtig, dass Aspens Freundinnen ihn akzeptieren, und mir ist Cam wichtig, also reiße ich mich zusammen. Hoffentlich zieht sich der Blödsinn nicht unnötig in die Länge.

Dion setzt sich auf die Stirnseite und somit auf den Stuhl, der am weitesten von mir entfernt ist. Die Abneigung, die sie für mich empfindet, ist nicht zu übersehen. Meine Anwesenheit im Ferienhaus ihrer Familie duldet sie nur, weil Aspen sie darum gebeten hat. Cam wählt den Platz mir gegenüber, Aspen den neben ihm. Somit bleibt Abbie nur der Stuhl an meiner Seite.

»Was möchtet ihr trinken?«, fragt Cam und macht Anstalten aufzustehen.

»Wir sind durchaus in der Lage, uns selbst zu bedienen.«

Verwundert sieht er mich an. Mit einem Nicken gebe ich ihm zu verstehen, dass er sich wieder hinsetzen soll. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ausgerechnet er den Kellner spielt. Weil ich genau weiß, warum er in die Rolle schlüpft. Cam denkt, dies wäre sein Platz in der Hierarchie. Und ich hasse es, dass er nach wie vor glaubt, er würde weit unter den hier Anwesenden stehen. Demonstrativ greife ich nach der Wasserflasche und schenke erst Cam und dann mir etwas ein. Als ich die Flasche wieder abstellen will, hält mir Aspen ihr Glas entgegen.

»Wenn du einmal dabei bist.« Zuckersüß lächelt sie mich an. Damit wurde ich gerade zum Kellner degradiert. Aber das ist mir tausendmal lieber, als wäre es Cam.

»Sehr gern«, antworte ich und fülle ihr Glas, anschließend sehe ich herausfordernd zu Dion, die wortlos nach dem Pinot greift. Ihre Aussage war demzufolge kein Scherz. Sie wird versuchen, sich mich erträglich zu trinken. Diese Art von Humor macht sie beinahe sympathisch.

Ich wende mich Abbie zu, die mächtig verkrampft wirkt, meinem Blick aber dennoch standhält. Dunkelbraune Augen mit einem aufrichtigen Funkeln, umrahmt von tiefschwarzen Wimpern mit einem Schwung, der ihnen etwas Verträumtes verleiht. Aber es ist dieser braungrüne schmetterlingsähnliche Fleck in ihrer linken Iris, der mich für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Konzept bringt. Weil er dort nicht hingehört. Wie ein Fehler in der Matrix. Gleichzeitig fasziniert mich dieses kleine Detail in seiner Perfektion. Heterochromie. Zu gerne würde ich mich ihr entgegenbeugen und einen genaueren Blick darauf werfen.

Abbie blinzelt, als sie bemerkt, was ich gerade entdeckt habe. Abrupt beendet sie unseren Blickkontakt, nimmt mir die Flasche aus der Hand und schenkt sich selbst ein.

»Ich sterbe vor Hunger«, sagt Aspen und beginnt die Suppe auf den Tellern zu verteilen.

Die nächsten Minuten herrscht unangenehmes Schweigen, was nicht verwunderlich ist, wenn man Menschen gemeinsam an einen Tisch setzt, die nicht mehr gemeinsam haben als das Geheimnis, das sie zusammengebracht hat.

»Das schmeckt wirklich toll«, lobt Abbie und lächelt Cameron an. Die Sorte Mensch ist sie also. Nett, höflich, zuvorkommend und hübsch. Sie versprüht eine Unschuld, die in mir den Wunsch weckt, das brave Mädchen herauszufordern, um herauszufinden, ob da noch etwas anderes in ihr lauert. Dennoch steht sie auf meiner Annäherungsblacklist. Weil Aspen mir die Hölle heißmachen würde. Sie mag mich. Aber nicht so sehr, dass sie mir es verzeihen würde, sollte ich ihre Freundin ohne aufrichtige Absichten flachlegen.

»Danke.« Als Cameron zurücklächelt, unterdrücke ich ein Augenrollen. Meine Zeit könnte ich für Besseres nutzen.

»Cameron, ist da etwa Zimt drin?«

Cam setzt sich augenblicklich aufrechter hin, als ausgerechnet Dion das Wort an ihn richtet.

»Ja, ich mag Zimt.«

Er kann ihn nicht ausstehen. Mehr als einmal hat er erwähnt, dass er Granny Els Apfelkuchen nur ihr zuliebe isst und den darübergestreuten Zimt heimlich herunterkratzt. Mein erster Impuls ist, ihm für seine Lüge einen Tritt gegen das Schienbein zu verpassen.

»Immerhin hat dein Freund Geschmack und kann kochen.« Zumindest bringt ihm das Geflunker ein paar Sympathiepunkte ein, die ich ihm gönne. Dion Carmichael auf seiner Seite zu haben, schadet nicht. Die Frau ist mindestens so giftig, wie sie schön ist. Allerdings weckt nichts an ihr meine Neugier. Sie ist nicht mein Typ. Und das liegt nicht an ihrem Aussehen, sondern an den Werten, die sie auslebt. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein.

Aus dem Augenwinkel sehe ich zu Abbie. Hier würden wir schon eher ins Geschäft kommen.

Sie nackt auf mir wäre durchaus etwas, das mich reizt. Sehr sogar. Erneut schlage ich mir den Gedanken aus dem Kopf, den ich vorhin bereits einmal hatte, als sie überraschend im Gästezimmer stand.

Am Ende ist es Aspen, die eine Unterhaltung beginnt, indem sie ihre Freundinnen nach deren Ausflug in die Skihalle fragt. Wann habe ich mich zuletzt in einer Unterhaltung befunden, die sich so unangenehm anfühlt, obwohl sie sich nicht um mich dreht? Alles wirkt erzwungen und ich gebe zu, ich bin genervt. Cam und ich tauschen immer wieder Blicke aus, ohne uns in das Gespräch einzubringen. Er schweigt, weil er unsicher ist, und ich, weil ich schlichtweg nicht an einem Gespräch interessiert bin.

Gedanklich klinke ich mich aus der Konversation aus. Mir entgeht allerdings nicht, dass Abbie mir immer wieder einen Blick von der Seite zuwirft, was ich geflissentlich ignoriere. Jedenfalls so lange, bis sie das Gespräch auf Camerons Zeit in Waterbury lenkt. Geschickt weicht er Fragen zu den Gründen aus. Weder seine finanzielle Notlage noch meine Absichten erhalten Raum, stattdessen erzählt er, wie es für ihn gewesen ist, ich zu sein. Wie sehr er mich für den Sportkurs und Modernes Schauspiel gehasst hat.

Weder hatte ich die Kurse nach meinen Interessen ausgewählt noch um Cam zu ärgern. Die Kurse standen bereits fest, bevor ich Cam begegnet bin. Ich hatte mich in die Fächer eingeschrieben, die den wenigsten Aufwand bedeuten und die meiste Freizeit garantieren würden, um meinen Plan zu finalisieren. Die klassischen Natur- oder Geisteswissenschaften hätten beispielsweise eine doppelte Stundenzahl bedeutet. Auch bei der Anzahl der zu belegenen Kurse habe ich auf das Minimum gesetzt. Im Grunde hatte Cam einen entspannten Alltag. Nur er allein hat es kompliziert gemacht, als er plötzlich auf mehr als die fünfzigtausend Dollar scharf war.

Mein Blick wandert zu Aspen, die Cam verliebt ansieht, als er einen Arm auf der Stuhllehne hinter ihr ablegt und mit den Fingerspitzen immer wieder ihren Oberarm auf und ab fährt. Vielleicht ist mein Plan nicht ganz aufgegangen, aber mit dem Ergebnis bin ich durchaus zufrieden. Zumindest mit dem, was ich gerade vor Augen habe. Tatsächlich empfinde ich so etwas wie Stolz, wenn ich die beiden ansehe. Nein, wie ein Verlierer fühle ich mich keineswegs.

»Was hast du eigentlich getrieben, als Cameron für dich in Waterbury war?«

Schlagartig herrscht Ruhe am Tisch und alle Augenpaare sind auf mich gerichtet, als Abbie mich in die Unterhaltung miteinbezieht. Die Suppe ist inzwischen kalt und ich habe kaum was gegessen. Kürbis ist nicht mein Fall. Ich schiebe den Teller ein Stück von mir, bevor ich mich Abbie zuwende.

»Ich hatte privat ein paar Differenzen, die ich klären musste«, antworte ich kühl. Cam verschluckt sich an seinem Wasser.

»Was für welche?«, hakt sie nach. Ihre Augen weiten sich, als ich missbilligend eine Braue hochziehe. »Du musst nicht antworten, wenn das zu persönlich ist«, rudert sie kurzerhand zurück.

So ganz werde ich noch nicht schlau aus ihr. Während ihre Freundin Dion ein offenes Buch ist, passt bei Abbie vieles nicht zusammen. Auf der einen Seite strahlt sie Zurückhaltung aus und auf der anderen plappert sie ungehalten drauflos. So wie vorhin. Ich mache sie nervös. Stellt sich nur die Frage, welche Art von Nervosität ich in ihr auslöse. In mir weckt sie den Spieler und es wäre ein Leichtes zu gewinnen. Bevor ich mich auf das Abenteuer hier eingelassen habe, habe ich beide durchleuchtet. Wenn Aspen davon wüsste, würde sie mir den Hals umdrehen, aber sie hat es mir nicht untersagt. Ein Wort von ihr und ich hätte den Laptop nicht aufgeklappt.

»Wenn ihr mich entschuldigt, ich bin kein Fan von erzwungenen Unterhaltungen.«

Dion stößt laut den Atem aus. Sie mag weder Cam noch mich und daran wird sich auch nichts ändern, solange Dion nicht von dem Podest herabsteigt, auf das sie ihre Eltern gestellt haben. Was sie hier versucht, wird niemals funktionieren. Ich weiß das und sie weiß es ebenfalls.

Weil ich es hier keine Sekunde länger aushalte, stehe ich auf. Ein letztes Mal schaue ich zu Abbie, die mich ansieht, als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst. Hat sie meine Antwort verletzt? Die Worte waren an Dion gerichtet. Abbie habe ich bei meiner kurzen Ansprache nicht einmal angesehen.

Als sie kaum merklich trotzig das Kinn in die Höhe reckt, kenne ich die Antwort. Und sie stört mich mehr, als ich für möglich gehalten hätte.

Bevor ich die Küche verlasse, räume ich meinen Teller in die Spülmaschine. Das Glas Wasser nehme ich mit.

Nach meinem Abgang schicke ich Cam eine kurze Nachricht, dass er nicht mehr mit mir rechnen soll und wir uns zum Frühstück sehen. Er antwortet mit einem einfachen Okay und verlangt keine weitere Erklärung. Weil er genau weiß, wie wenig Lust ich auf dieses Wochenende habe.

***

Es ist zwei Uhr morgens, als ich das Buch beiseitelege. Meine Kehle fühlt sich trocken an, also stehe ich auf, um mir aus der Küche etwas zu trinken zu holen.

Als ich in den Flur trete, lausche ich kurz, ob von unten Geräusche zu hören sind, aber es herrscht absolute Stille. Einen Moment sehe ich den dunklen Flur hinunter, dann gehe ich auf die Treppe zu. Das automatische Licht schaltet sich ein, bevor ich den Fuß auf die erste Stufe setze. Mein Weg führt mich direkt in die Küche. Jemand hat die Beleuchtung an der Abzugshaube angelassen, was dafür sorgt, dass der Raum im Halbdunkel liegt.

Ich nehme die Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, fülle mein Glas und trinke es in einem Zug aus. Anschließend stelle ich es in die Spüle. Anstatt direkt wieder nach oben zu gehen, öffne ich das Tiefkühlfach. Zufrieden grinse ich, als ich die Eisbecher von Ben & Jerry’s entdecke. Ich inspiziere die Sorten. Apple-y Ever After. Irgendwer in diesem Haus teilt eindeutig meinen Geschmack.

Ohne zu zögern, nehme ich den Becher heraus und ziehe eine Schublade nach der anderen auf. Sobald ich einen Löffel gefunden habe, öffne ich die Packung und lehne mich gegen die Arbeitsfläche der Kücheninsel. Immer wieder wandert der Löffel voll Eiscreme in meinen Mund. Das Fatale an dem Zeug: Hat man erst mal angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgen früh Ersatz auftreiben muss, liegt bei hundert Prozent.

Nach wenigen Minuten habe ich das erste Drittel verdrückt. Der Löffel steckt ein weiteres Mal im Becher, als ein Geräusch meine Aufmerksamkeit erregt.

Ich sehe in Richtung Tür. Keine zwei Atemzüge später taucht Abbie in meinem Blickfeld auf und schaltet das Deckenlicht ein. Sie trägt einen gepunkteten Schlafanzug, der sie um einiges jünger wirken lässt. Die Haare, die ihr eigentlich bis knapp unter das Kinn reichen, hat sie achtlos zu einem Knoten zusammengebunden. Einzelne Strähnen hängen heraus.

Zielstrebig geht sie zum Kühlschrank und öffnet genau wie ich zuvor das Tiefkühlfach. Sie wühlt darin herum und seufzt laut, als sie nicht findet, wonach sie sucht. Mit etwas zu viel Schwung schließt sie es wieder. Ignoriert sie mich absichtlich oder hat sie nicht bemerkt, dass sie nicht allein im Raum ist? Kurz sehe ich auf den Becher in meiner Hand und dann erneut zu Abbie. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie danach gesucht hat?

Sie dreht sich um und gibt einen schrillen Laut von sich.

»Herrje, hast du mich erschreckt. Kannst du dich nicht bemerkbar machen?« Währenddessen legt sie eine Hand auf ihr Herz und lenkt damit meine Aufmerksamkeit für einen winzigen Augenblick auf ihre Brüste. Sofort sehe ich ihr wieder ins Gesicht, als in meinem Verstand die Information ankommt, dass sie unter dem Trägertop keinen BH trägt.

»Ich wollte dich nicht bei deinem Beutezug stören«, antworte ich und grinse sie an.

Ihr Blick bleibt an dem Becher in meiner Hand hängen.

»Wie ich sehe, bin ich zu spät.« Sie atmet einmal tief durch und sieht mich dabei sehnsüchtig an. Nicht mich, die Eiscreme, um genau zu sein. Da ich kein egoistischer Mensch bin, strecke ich den Arm nach der Besteckschublade aus, ziehe sie auf und nehme einen weiteren Löffel heraus. Als ich ihn ihr entgegenhalte, beäugt sie mich misstrauisch.

»Ich beiße nicht.«

»Sicher?«

»Okay, wenn du mich darum bittest, vielleicht schon.«

In ihrem Blick flackert etwas auf, das ich nicht klar deuten kann. Neugier oder Vorsicht. Vielleicht beides zu gleichen Teilen. Lass es, ermahne ich mich selbst.

Es dauert ein paar Sekunden, bis sie die Distanz zwischen uns überbrückt und sich den Löffel schnappt. Sie stellt sich neben mich und ich halte ihr den Becher entgegen. Zu meiner Verwunderung nimmt sie ihn mir nicht ab, sondern lässt lediglich den Löffel in die Eiscreme wandern. Schweigend teilen wir uns das Eis. Und mit jeder Portion, die in unseren Mündern landet, fühlt es sich an, als würde sich der Abstand zwischen uns verringern. Nicht körperlich. Es ist die Barriere in meinem Kopf, die sich zunehmend auflöst, je leerer der Becher wird. Was fatal ist, weil es meine Konzentration stört.

Aus dem Augenwinkel sehe ich sie an und frage mich, was genau hier gerade passiert. Nach meinem Abgang beim Abendessen hätte ich erwartet, dass sie einen Bogen um mich macht. Entweder lässt sie sich nicht so einfach in die Flucht schlagen oder sie war extrem scharf auf die Eiscreme und nimmt mich notgedrungen als Gesellschaft in Kauf.

»Das, was ich vorhin gesagt habe, habe ich nicht so gemeint«, beende ich die Stille zwischen uns.

»Doch hast du«, widerspricht sie mir, und damit hat sie recht. Weil die Worte nie unüberlegt meinen Mund verlassen.

»Erwischt.«

»Die Situation ist für uns alle seltsam. Aber du kannst nicht erwarten, dass niemand Fragen hat.«

»Wenn ich nicht erwarten darf, dass niemand Fragen stellt, warum erwartet ihr dann, von mir Antworten zu erhalten?« Denn genau so ist es. Nur deswegen haben sie dem gemeinsamen Wochenende zugestimmt. Aber weder Cameron noch ich haben ihnen Schaden zugefügt. Und ich sehe mich auch nicht in der Pflicht, ihre Neugier zu stillen. Es wäre ein Kinderspiel, mir eine glaubhafte Story aus den Fingern zu ziehen, warum Cameron meinen Platz eingenommen hat. Die Wahrheit ist, mir ist egal, was eine Dion Carmichael oder Abbie Westing denken.

»Bist du deswegen so miesepeterig, weil du denkst, wir fesseln dich an einen Stuhl und kitzeln die Wahrheit aus dir heraus?« Ihr Lachen trifft mich völlig unvorbereitet, genau wie die Berührung, als ihr Arm meinen streift. Nicht länger als für den Bruchteil einer Sekunde, aber lange genug, damit ich von ihr abrücke, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern.

»Ich bin nicht kitzlig, ihr werdet euch also etwas anderes überlegen müssen«, sage ich. Nur mit Mühe kann ich mir ein Grinsen verkneifen, als ich es mir bildlich vorstelle.

»Wie stehen meine Chancen, wenn ich zu unserer nächsten Unterhaltung einen Apfelkuchen mitbringe?«, fragt sie amüsiert.

Skeptisch sehe ich sie an. »Wie kommst du darauf?«

Sie klopft mit dem Löffel zweimal leicht auf den Becher. »Du hast Appel-Pie-Geschmack gewählt.«

Ungläubig ziehe ich eine Augenbraue hoch. Die Antwort nehme ich ihr nicht ab.

»Vielleicht hat Cameron mir einen kleinen Tipp gegeben.«

»Hat er das?« Ich sollte ihm einen Maulkorb verpassen, wenn er sich zu einer Plaudertasche entwickelt.

»Er meinte, du würdest dich damit eventuell bestechen lassen, ein bisschen netter zu sein.«

Als meine Mundwinkel verdächtig zucken, lächelt sie siegessicher. »Es stimmt also.« Das begeisterte Funkeln in ihren Augen trifft bei mir eindeutig einen Nerv, der gefährlich für meine Selbstbeherrschung ist. Sie blinzelt verlegen, weil ich sie unbeirrt ansehe. Mir jedes Detail in ihrem Gesicht einpräge. Hohe Wangenknochen, Stupsnase, vereinzelte Sommersprossen. Mein Blick fixiert ihren Mund. Als sie es bemerkt, presst sie die vollen Lippen aufeinander, als würde sie ihre Worte gerne zurücknehmen. Zu spät, meine Gedanken sind bereits ein Szenario weiter.

Die Wahrheit ist, sie braucht ganz gewiss keinen Apfelkuchen, um mich davon zu überzeugen, etwas netter zu ihr zu sein. Sie müsste mich nur darum bitten.

Im nächsten Moment stoße ich mich von der Arbeitsfläche ab und positioniere mich vor ihr.

»Wie nett hättest du mich denn gerne?«, fordere ich sie heraus, als sie zu mir aufsieht.

Sie schluckt sichtlich.

Diese Art von nett. Dachte ich mir.

Ich stelle den Becher auf der Kücheninsel ab, bevor ich die Hände rechts und links von ihr auf der Arbeitsplatte platziere und Abbie somit zwischen meinen Armen gefangen nehme. Ungeniert sehe ich sie an. Warte darauf, dass sie das Weite sucht. Was sie nicht tut. Die Vernunft, die mir vorhin noch entgegengebrüllt hat, dass es eine bescheuerte Idee ist, mich ihr zu nähern, hat sich zu einem erstickten Wimmern entwickelt. Denn wäre es anders, würde ich nicht die Lücke zwischen uns schließen, bis ich ihren Körper an meinem spüre. Und nicht nur das. Meine Lippen streifen ihr Ohrläppchen.

Sie erstarrt. Sofort halte ich inne und rücke von ihr ab, weil ich das als unausgesprochenes, aber klares Nein deute.

»Nicht so nett«, presst sie hervor, schlüpft unter meinem Arm hindurch und verlässt die Küche, ohne sich noch einmal nach mir umzusehen.

3.

ABBIE

Ende Januar in Waterbury, Connecticut

»Was ziehst du denn für ein Gesicht?«

Kurz sehe ich zu Dion, die neben mir auf der Rückbank sitzt, dann blicke ich wieder aus dem Fenster.

»Ich ziehe kein Gesicht, ich denke nach.« Im Grunde mache ich seit Tagen nichts anderes.

»Und worüber?«, hakt sie nach.

»Keine Ahnung«, lüge ich, denn ich weiß es sehr wohl. Es gibt genau zwei Dinge, die abwechselnd meine Gedanken beherrschen.

Die Tatsache, dass letzte Wochen Ermittlungsbeamte vor unserer Tür standen, um die Verstrickungen im Fall Anderson Real Estate zu überprüfen. Sie nannten es eine Routineuntersuchung, weil die Andersons in den vergangenen Jahren viel Geld in die Stiftung meiner Mom haben fließen lassen. Während unser Haus auf den Kopf gestellt wurde, hat ein anderer Trupp die Räumlichkeiten der Stiftung umgekrempelt. Meine Mom rief mich aus dem Büro an und sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Die Beamten machen nur ihren Job. Hilflos sah ich dabei zu, wie sie sich durch unsere privaten Sachen gewühlt haben. Auf der Suche nach was? Meine Mom ist nicht mal dazu in der Lage, im Halteverbot zu parken, und dann soll sie an Geldwäsche in Millionenhöhe beteiligt sein? Das ist absurd. Gleichzeitig fühlt es sich wie ein Albtraum an, weil unser Schicksal in den Händen anderer liegt. Menschen, denen ich zuvor noch nie begegnet bin.

Bisher sind die Anschuldigungen nicht an die Öffentlichkeit durchgesickert, aber wir leben in Manhattan. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Presse daran aufhängt und Gönner ihre Zahlungen einstellen. Um die Sache aus den Medien herauszuhalten, genießen die Andersons zu viel Aufmerksamkeit. Und dann wird es richtig übel.

Man könnte also sagen, Jasper und ich sitzen plötzlich im selben Boot und müssen hoffen, dass es nicht sinkt. Ich kann mir vorstellen, wie er sich fühlt. Seit dem Ausflug in die Hamptons denke ich immer wieder über Jasper nach. Er ist vorzeitig abgereist und ich frage mich, ob unsere nächtliche Begegnung in der Küche der Auslöser dafür war, dass er bereits vor dem Frühstück verschwunden war. Oder ob es etwas mit seiner Familie zu tun hatte? Er hat vermutlich noch viel größere Sorgen als ich. Das Gesicht seines Dads ziert seit Wochen die Titelseiten.

»Okay, das check ich nicht. Du zerbrichst dir über etwas den Kopf und weißt nicht, wo deine Gedanken ständig sind?«

»Ja, genau so ist es«, erhalte ich meine Lüge aufrecht. Dion ist die falsche Person für eine Unterhaltung über Jasper. Sie kann ihn nicht ausstehen und würde mir sagen, dass er keinen einzigen meiner Gedanken wert ist. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, hat sie nach seiner Abreise gesagt, und wir können froh sein, dass er sich aus dem Staub gemacht hat. Mit so jemandem wollen wir nichts zu tun haben.

Wir.