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O’zapft is
Wie immer geht es Paul Plotek schlecht und wie immer ist er pleite. Doch da das Oktoberfest vor der Tür steht, heuert er als Kellner beim neuen Wiesnwirt an. Alles geht seinen bierseligen Gang, bis Plotek zwei Leichen hinter ein paar Hendlkartons entdeckt. Und schon steckt er bis zum Hals in einem Sumpf aus Bestechung, Korruption und Mord. Wenigstens steht ihm die Journalistin Agnes – die mit den schönen blauen Augen – zur Seite.
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Seitenzahl: 343
Zum Buch
Paul Plotek, der gescheiterte Münchner Schauspieler und hypochondrische Trinker, sitzt mal wieder in seiner Lieblingsgaststätte, dem Froh und Munter im Stadtteil Neuhausen. Wie meistens geht es ihm schlecht, und wie meistens ist er pleite. Das alljährliche Oktoberfest steht vor der Tür, und so heuert Plotek als Kellner beim neuen Wiesnwirt an. Eigentlich geht dann auch zunächst alles seinen bierseligen Gang – bis Plotek die Leichen hinter den Hendlkartons entdeckt: eine alte Frau und einen alten Mann, dem ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift »Glückliches Ende« um den Hals baumelt. Na ja, irgendwer muss ja was tun – und die clevere BR-Journalistin Dr. Agnes Behrendt (die mit den tiefblauen Augen) ist auch nicht ganz unschuldig daran, dass Plotek im Verlauf der Wiesn immer tiefer hineingezogen wird in den Sumpf aus Bestechung, Altenheim-Misere und Sterbehilfe.
Zum Autor
Sobo Swobodnik, aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, studierte Schauspielerei, arbeitete als Rundfunkredakteur und Theaterregisseur. Er hat mehrere Romane veröffentlicht und ist auch als Filmemacher tätig. Der Autor lebt heute in Berlin.
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Lieferbare Titel: Kuhdoo – Ahoi Polaroid
SOBO SWOBODNIK
OKTOBERFEST
Ploteks zweiter Fall
Kriminalroman
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
Sämtliche Figuren und Ereignisse in diesem Roman sind frei erfunden.
Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Vollständige vom Autor durchgesehene Neuausgabe 10/2011
Copyright © 2006, 2011 by Sobo Swobodnik
Copyright © 2011 dieser Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: yellowfarm GmbH, S. Freischem
unter Verwendung von Motiven von © mauritius images/Nikky und © Polka Dot Images/GettyImages
Satz: Fotosatz Amann, Aichstetten
ISBN: 978-3-641-06452-5
www.heyne.de
»Zu Münchens schönsten Paradiesen zählt ohne Zweifel seine Wiesn.«
Eugen Roth
1
Plotek saß jetzt wieder im Froh und Munter. Das Froh und Munter ist Ploteks Lieblingsgaststätte, in Neuhausen, einem Stadtteil von München. Da sitzt Plotek immer vor seinem Unertl-Weißbier und schaut in den Schaum hinein – wenn es ihm schlechtgeht. Auch wenn es ihm gutgeht, sitzt er da und schaut. Eigentlich sitzt Plotek immer im Froh und Munter und schaut. In den Schaum vom Weißbier hinein, wie ein Schamane in eine Glaskugel. Und was er da alles sieht – die Welt, makro, mikro, Menschen, das Leben, viel Leid, wenig Glück, sich selbst und den ganzen Wahnsinn. Und noch viel mehr.
Jetzt auch. Das Froh und Munter ist für Plotek ganz wichtig. Mittlerweile sogar das Wichtigste. Wenn es für einen Menschen im Leben nicht mehr viel Bedeutendes gibt, erhält das vermeintlich Wenige ein ganz besonders hohes Ansehen. Für Plotek das Froh und Munter – Lieblingsgaststätte eben. Wenn man keinen Lieblingsmenschen hat, keine Lieblingsfrau, gar keine Frau, auch keinen Lieblingsberuf, seit kurzem gar keinen Beruf mehr, einen Lieblingsfreund auch nicht, überhaupt keinen Freund, Lieblings- oder nicht Lieblings-, Freundin ebenfalls nicht – wenn man also auch kein Lieblingstier oder Lieblingsbuch hat, dann ist es besonders wichtig, wenigstens eine Lieblingsgaststätte zu haben. Denkt sich Plotek. Das schafft zumindest ein bisschen Ermunterung und Trost in der Verlorenheit der Welt. Da wirkt die Welt dann nicht mehr ganz so trüb. Im Gegenteil, sie hellt sich von Weißbier zu Weißbier immer mehr auf. Wenn Susi dann Feierabend macht und den Tresen hochklappt und Plotek nach Hause wankt, leuchtet die Nacht wie ein Sonnwendfeuer. Der Himmel ist voller Sterne, auch wenn es bewölkt ist. Die Sonne scheint noch immer, obwohl sie meteorologisch eigentlich schon lange im Amiland sein sollte. Haha, wieder mal den fetten Amis ein Schnippchen geschlagen, denkt Plotek dann, und streckt in Gedanken dem Bush die Zunge raus, dass die Funken sprühen. Brennender Dornbusch sozusagen. Am Horizont taucht nicht selten verschwommen der Stern von Bethlehem auf. Schon sieht sich Plotek dann in Person der Heiligen Drei Könige die Artilleriestraße entlangmarschieren. Zu Hause liegt dann zwar kein Erlöser im Bett, schon gar keine Erlöserin, sondern nur sein Flanellschlafanzug. Aber mit genügend Promille und einer gesunden Fantasie bekommt so ein Flanellschlafanzug auch die richtigen Proportionen. Da legt sich Plotek dann dazu und schläft seinen Rausch aus. Am nächsten Morgen weiß er natürlich nichts mehr davon. Nichts mehr von den Drei Königen, nichts mehr vom brennenden Dornbusch. Auch der Flanellschlafanzug ist bloß noch ein Flanellschlafanzug. Obgleich sich Plotek natürlich wundert, warum er nicht im, sondern neben dem Schlafanzug liegt. Da hilft dann auch kein Grübeln – er kommt nicht drauf. Das Einzige, woran er sich erinnern kann, ist das . Das geht ganz einfach. Am Pullover riechen und Plotek ist klar, wo er am Vorabend gewesen ist. So riecht nur seine Lieblingsgaststätte. Das ist ein Geruch aus Bier, Rauch, Schweiß und Bratfett. Vertraut, wohlig und radikal. Der Geruch polarisiert. Durch den Geruch wird man polarisiert. So riecht kein , kein Promi-Fresstempel, kein , keine Schickimicki-Spelunke in der Innenstadt, so riecht nur das . Jetzt Ploteks Pullover. Herrlich. Vergiss Fahrenheit, kein Gedanke an Calvin Klein – das Einzige, was zählt, ist das Odeur vom . Dass da noch kein Parfümhersteller drauf gekommen ist – unverständlich. Bei Plotek zu Hause riecht es jetzt auch so, als wäre seine Wohnung eine Zweigstelle vom . Quasi . Obwohl Plotek nachts das Fenster gekippt hat, riecht es bei ihm nach Schweinelendchen, Gauloises Blondes, Weißbier und Kroketten.
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