Parker greift die Mädchenhändler - Günter Dönges - E-Book

Parker greift die Mädchenhändler E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha Simpson hatte das Telefongespräch beendet und läutete nach ihrem Butler. »ich habe soeben einen unerfreulichen Anruf erhalten, Mister Parker«, sagte sie mit leichter Entrüstung in der Stimme. »Mylady haben Grund zu einem gewissen Ärgernis?« »Überaus unerfreulich ist das, was ich da zu hören bekam, Mister Parker.« »Meine Wenigkeit bittet um Entschuldigung, Mylady, daß dieses Ärgernis nicht abgewendet wurde, indem man selbst zum Hörer griff.« »Sie können ja nichts dafür, Mister Parker! Victor Maxon rief an. Er ist bestürzt. Nun haben diese Umtriebe auch sein Haus erreicht. Sein dienstbarer Geist ist verschwunden! Sie kannten doch Alice?« »Ich hatte in der Tat das Vergnügen, Mylady, Miß Alice anläßlich der Überbringung eines Briefes zu begegnen, den Mylady zu Händen des ehrenwerten Mister Maxon bestimmt hatten. Miß Alice erschien seinerzeit als gediegene und verläßliche Person, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« »Daran zweifelt niemand, Mister Parker. Gerade weil Alice eine zuverlässige Kraft war, ist Victor über ihr Verschwinden äußerst bestürzt. Ich habe ihm versprochen, fürs erste Kathy Porter hinüberzuschicken, damit er jemand hat, der auf die Kinder aufpaßt.« »Mit Verlaub, Mylady«, entgegnete Parker, »ist Mistreß Maxon denn nicht geeigneter, als Ehefrau und Mutter die Kinder zu versorgen, zumindest bis sich Miß Alice wieder eingefunden hat? Ich möchte Miß Porters Qualifikation keineswegs in Zweifel ziehen, Mylady, doch können Mylady überhaupt ihre Sekretärin und Gesellschafterin entbehren?«

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Butler Parker – 206 –

Parker greift die Mädchenhändler

Günter Dönges

Lady Agatha Simpson hatte das Telefongespräch beendet und läutete nach ihrem Butler.

»ich habe soeben einen unerfreulichen Anruf erhalten, Mister Parker«, sagte sie mit leichter Entrüstung in der Stimme.

»Mylady haben Grund zu einem gewissen Ärgernis?«

»Überaus unerfreulich ist das, was ich da zu hören bekam, Mister Parker.« »Meine Wenigkeit bittet um Entschuldigung, Mylady, daß dieses Ärgernis nicht abgewendet wurde, indem man selbst zum Hörer griff.«

»Sie können ja nichts dafür, Mister Parker! Victor Maxon rief an. Er ist bestürzt. Nun haben diese Umtriebe auch sein Haus erreicht. Sein dienstbarer Geist ist verschwunden! Sie kannten doch Alice?«

»Ich hatte in der Tat das Vergnügen, Mylady, Miß Alice anläßlich der Überbringung eines Briefes zu begegnen, den Mylady zu Händen des ehrenwerten Mister Maxon bestimmt hatten. Miß Alice erschien seinerzeit als gediegene und verläßliche Person, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« »Daran zweifelt niemand, Mister Parker. Gerade weil Alice eine zuverlässige Kraft war, ist Victor über ihr Verschwinden äußerst bestürzt. Ich habe ihm versprochen, fürs erste Kathy Porter hinüberzuschicken, damit er jemand hat, der auf die Kinder aufpaßt.«

»Mit Verlaub, Mylady«, entgegnete Parker, »ist Mistreß Maxon denn nicht geeigneter, als Ehefrau und Mutter die Kinder zu versorgen, zumindest bis sich Miß Alice wieder eingefunden hat? Ich möchte Miß Porters Qualifikation keineswegs in Zweifel ziehen, Mylady, doch können Mylady überhaupt ihre Sekretärin und Gesellschafterin entbehren?«

Agatha Simpson lächelte spitzbübisch. »Solange Kathy im Hause Maxon tätig ist, muß Victor auch für ihre Entlohnung aufkommen, Mister Parker. Ich spare bares Geld dabei, wenn ich meine Zusage einhalte, Kathy im Maxon’schen Haushalt aushelfen zu lassen.«

Parker kannte den Hang seiner Herrin zur Sparsamkeit aus eigenem Erleben. Wäre er nicht ein Mann von Diskretion und Taktgefühl gewesen, hätte er Myladys Umgang mit dem Geld auch mit dem Ausdruck Geiz belegen können. Parker beschränkte sich daher auf ein zustimmendes Kopf nicken.

»Außerdem wird Victor mit Kathy Porter gewiß keine Schwierigkeiten haben«, fuhr Agatha Simpson fort. »Die unheilvolle Serie verschwundener weiblicher Dienstboten betraf bisher stets ausnehmend wohlgestaltete Personen. Ich habe zu Victor gleich gesagt, er werde mit Alice Ärger bekommen, weil sie für ein Kindermädchen einfach zu gut aussieht. Diese jungen Dinger sind so unvernünftig, auf Versprechungen gewisser Dunkelmänner hereinzufallen! Für sie endet es dann häufig in jenen Etablissements, wo gegen Bezahlung Widerlichkeiten männlicher Besucher hingenommen werden.«

Parker sah sich für seine Person durchaus imstande, Myladys verblümten Ausführungen zu folgen. Mylady sprach auf ihre Art von erzwungener Prostitution. Parker kannte zwar Miß Alice nur flüchtig, doch was er von ihr wußte, deutete nicht darauf hin, daß sie eine leichtfertige junge Frau sei, die auf vage Versprechungen herein fiele.

Dieser seiner privaten Ansicht gab Parker denn auch gemessenen Ausdruck.

Lady Simpson winkte unwirsch ab.

»Ich habe niemals unterstellt, daß Alice eine gewissenlose Person ist, Mister Parker. Wie sehr muß aber der gute Victor betroffen sein, da nun auch sein Haus in die Schlagzeilen der Sensationspresse gerät.« Die Herrin von Shepherd’s Market straffte ihre walkürenhafte Figur und nahm eine angriffslustige Haltung ein.

»Ich sehe es als meine Aufgabe an, dem armen Victor beizustehen. Ein verschwundenes Kindermädchen ausfindig zu machen, gehört bei meiner kriminalistischen Erfahrung zu den leichtesten Übungen, Mister Parker. Überdies habe ich ja noch Sie zu meiner Verfügung. Ich werde Sie zu Victor schicken, wo sie Alices Hinterlassenschaft durchsehen. Mir will nicht in den Kopf, daß eine so junge Person über Nacht verschwindet, ohne Hinweise auf ihren neuen Aufenthaltsort zurückzulassen. Achten Sie besonders auf Briefe oder sonstige Notizen, Mister Parker.«

»Mit Verlaub, möchten Mylady, daß ich sofort mit den Nachforschungen beginne?«

»Auf der Stelle, Mister Parker! Die Spur ist noch warm, wie Detektive sagen. Enttäuschen Sie nicht meine Erwartungen.«

»Meine Wenigkeit wird sich die größte Mühe geben, Mylady. Sollte man Mister Maxon nicht von meinem Kommen in Kenntnis setzen?«

»Überlassen Sie das ruhig mir, Mister Parker. Verlieren Sie keine Zeit und fahren Sie zu Victors Haus. Die Adresse kennen Sie ja.«

»Durchaus, Mylady.« Parker verbeugte sich. »Man darf sich dann empfehlen.«

Es war ein Auftrag nicht ganz nach Josuah Parkers Geschmack. Er liebte es nicht, in fremden Besitztümern zu schnüffeln, und er war ehrlich genug, sich selbst einzugestehen, daß er Victor Maxon nicht besonders mochte. Maxon war ein Emporkömmling, der sich nicht scheute, Anschluß an aristokratische Kreise zu suchen. Wie dieser Mann zu Einfluß und Vermögen gekommen war, schien weithin unbekannt geblieben zu sein.

Parker seinerseits wußte nur soviel, daß Maxon zeitgleich mit der Heirat in jenes prächtige Stadthaus am Regent’s Park eingezogen war, das über Generationen hin der Familie der Lords von Corfield als Londoner Domizil gedient hatte;

Mistreß Maxon war die einzige Tochter des verstorbenen und letzten Lord Corfield. Erwähnenswerte Vermögensbestände waren nicht mehr vorhanden gewesen, und das seinerzeit stark renovierungsbedürftige Haus in der Albany Street, galt in eingeweihten Kreisen als hypothekarisch hoch belastet.

Offenbar hatte Maxon erhebliche Geldmittel in seine Neuerwerbung investiert, denn inzwischen prangte das ehedem Corfield’sche Stadthaus wieder im alten viktorianischen Glanz. Nicht aus Neugier, sondern um Lady Simpson vor falschen Freunden zu bewahren, hatte Parker diskrete Nachforschungen bezüglich Victor Nixons angestellt – war aber nicht weit damit gekommen.

Man munkelte in gewissen Schichten, die sich nicht gerade zu den Stützen der besseren Gesellschaft zählen durften, daß Maxon sein Geld mit großangelegter Hehlerei und Waffenschiebungen gemacht hätte. Dafür jedoch mangelte es an Beweisen, wie gleichfalls für die Behauptung, der neue Herr im Palais der Corfields habe sein Vermögen durch das Betreiben illegaler Spielclubs erworben.

Wie auch immer – Josuah Parker sah sich nicht imstande, die Aussicht auf ein neuerliches Zusammentreffen mit Victor Maxon zu den Annehmlichkeiten zu zählen, die ihm sein Dienstverhältnis bei Lady Simpson zuweilen bescherte. Genau ausgedrückt, Parker folgte nur mit Widerwillen Myladys Anweisung, jenes Haus am Regent’s Park zwecks Durchsuchung von Alices persönlichem Besitzes in Augenschein zu nehmen.

Der Butler war merklich erleichtert, als ihm nach dem Läuten ge- und eröffnet wurde, der Herr des Hauses wäre in Verfolgung plötzlich eingetretener geschäftlicher Belange zur Kanalküste abgereist.

»Ist Mistreß Maxon von meinem Kommen verständigt worden?« begehrte Parker zu wissen. Er blickte den im Dienst ergrauten und zur Senilität neigenden Kollegen ernsthaft an. »Meine Wenigkeit möchte keinesfalls aufdringlich erscheinen und ohne Wissen Ihrer Herrschaft die infrage kommenden Räumlichkeiten aufsuchen.«

Der greise Butler im Hause Maxon, hinsichtlich des Lebensalters Josuah Parker erheblich voraus, vermochte seine quälende Arthritis nicht völlig zu verheimlichen und schloß das hohe Portal. »Man hat mich über Ihre bevorstehende Ankunft in Kenntnis gesetzt, Mister Parker«, brachte er mit unnachahmlicher Würde zum Ausdruck.

Er schlurfte Parker die wenigen flachen Stufen zur Halle voran. »Sie wollen sich freundlicherweise gedulden, bis ich mich in den Besitz des Schlüssels zu der Kammer gebracht habe, die Miß Alice zugewiesen war.«

»Inkommodieren Sie sich nicht zu sehr«, gab Parker zurück. »Mit einer Arthritis allergica ist nicht zu spaßen. Ich kann mich zwar nicht glücklich schätzen, ausgebildeter Mediziner zu sein, doch in Ihrem Fall vermute ich ein Gelenkleiden mit schmerzhaften Ergußbildungen, besonders im Bereich der Kniegelenke. Sie sollten sich vor jeglicher Zugluft, die für Ihre Beschwerden auslösend wirken kann, ich acht nehmen, verehrter Kollege.«

»Ich danke für den Rat«, erwiderte der Mann und entfernte sich.

Parker hatte Muße, die aufwendige Einrichtung der Halle in Augenschein zu nehmen.

*

Alices Kammer befand sich so ordentlich und aufgeräumt, wie es die Unterkunft einer jungen Frau nur sein konnte, die mit der Aufsicht und Erziehung des hoffnungsvollen Nachwuchses betraut worden war.

Parker sah einige Briefschaften durch, fand jedoch nur sorgsam gefaltete Bögen mit der Korrespondenz einer unter anderer Herrschaft Dienenden und schloß die arglos offengelassene Kassette mit dem anhängenden Schlüssel ab.

Mister Frederick Woolf, ergreister Butler im Haus Maxon, beobachtete jede von Parkers forschenden Maßnahmen. »In diesem Haus ist es nicht üblich Heimlichkeiten in verschlossenen Kassetten aufzubewahren«, versuchte er Josuah Parker zu informieren. »Solche Privilegien stehen nur der Herrschaft zu.«

»Mit einigem Recht«, bestätigte Parker. »Allerdings wurde es meiner Wenigkeit zur Aufgabe gemacht, Miß Alices derzeitigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen, weshalb man sich gezwungen sieht, jedwede Einzelheit, die der Aufklärung dienlich sein könnte, objektiv zu überprüfen. Miß Alice hat nicht zufälligerweise Andeutungen gemacht, sie plane einen Besuch bei Freunden oder Verwandten?«

»Miß Procter besaß weder Freunde noch Verwandte«, äußerte sich Woolf. »Ich selbst habe Miß Procters Verhältnisse überprüft, ehe sie eingestellt wurde. Die Herrschaften schätzen es nicht, wenn Freistunden des Personáis möglicherweise genutzt werden, Internes und nur das Haus Betreffende nach außen zu tragen.«

»Sie wollen sagen, Mister Woolf, Mister Maxon hat hinsichtlich der Eigenschaft als Alleinstehender bestimmende Weisungen erlassen?«

»So ist es, Mister Parker. Mit einem ausgiebigen Freundes- oder Verwandtenkreis wäre Miß Procter niemals der Vorzug zuteil geworden, in diesem Hause für den jungen Master Victor und seine zwei Schwestern zuständig zu sein. Wenn Sie mir erlauben wollen hinzuzufügen, daß das restliche Personal, dem ich vorzustehen das Vergnügen habe, über Miß Procters Verschwinden äußerst bestürzt ist.« r »Das läßt sich denken, Mister Woolf. Nun, man will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Leider hat die Durchsuchung von Miß Alices Besitztümern nichts weiter erbracht. Eine bedauerliche Tatsache, an der meine Wenigkeit nicht vorüber kann.«

Parker war darauf aus zu prüfen, ob Woolfs Alters Weitsichtigkeit wahrgenommen hatte, daß in Alices Korrespondenzkassette eine Kleinigkeit fehlte. Es war der Abriß einer Eintrittskarte zu den in Eastbourne gebotenen Vergnügungen, die auf der weit ins Meer hinausragenden Konstruktion Restaurants, Casinos und Spielhallen Platz gab, und nach wie vor Hauptanziehungspunkt des Strandlebens war.

Vor langer Zeit, hatte Parker persönlich am äußersten seewärtigen Punkt des Auslegers gegen Zahlung von zwei Shilling, seiner Anglerleidenschaft gefrönt. Er kannte sich in Eastbourne aus, wenn dieses Wochenendabenteuer auch schon Jahre zurückliegen mochte.

Frederick Woolf war offenbar und zu Parkers großer Erleichterung die Wegnahme jenes Eintrittskartenabrisses entgangen. Er schien darauf zu drängen, die Untersuchung wegen unergiebiger Ergebnisse abzubrechen. Jedenfalls hatte er die Tür von Alices Kammer wieder geöffnet, um seinen Kollegen dezent zum Verlassen des Raumes zu bewegen.

Mit freundlichen Empfehlungen verabschiedete sich dann Parker auch, gewann die Treppe zur Halle und ließ sich selbst hinaus, um Woolf Beschwerlichkeiten zu ersparen.

Über seine nur bedingt erfolgreichen Nachforschungen, war es noch nicht Mittag geworden. Der Butler entschloß sich, in Verrichtung seines Auftrages die Landstraße nach Eastbourne zu nehmen – ein Ausflug von 70 Meilen Länge und höchstens zwei Stunden Dauer, den Rückweg eingerechnet.

Er wollte sich nicht über Gebühr lange in dem Seebad aufhalten, das erst kürzlich Alice Procters Ziel zwecks entspannender Stunden war. Weit davon entfernt, den Vorgefundenen Eintrittskartenabriß als Spur zu werten, genoß es Parker, jedem noch so geringen Hinweis nachzugehen.

Er hielt es für günstig, daß ihn sein Weg von der Albany Street über Regent Street, Piccadiily Circus, Trafalgar Square bis zur Mall am St. James Park führte, wo der Herrschaft von Alices Briefkorrespondentin zu Hause war.

Parker brachte sein hochbeiniges Monstrum in einer der Whitehall benachbarten Straßen unter. Er hatte die leidvolle Erfahrung gemacht, daß man ihn im Londoner Regierungsviertel und nicht nur hier mit einem jener vermeintlichen Kollegen verwechselte, die ähnliche, wenn auch vom Baujahr her jüngere Fahrzeuge nutzten, um durch die Beförderung zahlender Fahrgäste ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

So sah der Butler keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung darin, den mit vielen Extras umgebauten und mit einem Rennsportmotor versehenen Wagen in der Downing Street zu parken, da unversehens ein Platz am Straßenrand frei war.

Zu Fuß bequemte er sich zur Mall zurück und gestattete sich, durch bescheidenes Pochen am Dienstboteneingang des fraglichen Hauses auf sich aufmerksam zu machen.

Recht bald tat sich der Zugang auf, und Parker hatte das Vergnügen, der korpulenten Köchin gegenüberzustehen und durch sie streng gemustert zu werden.

»Was wünschen Sie, Mister? In diesem Haus kaufen wir nichts an der Tür.«

»Sehr vernünftig«, lobte Parker. »Bisweilen ist man nicht Herr seiner freien Entscheidung, wenn man sich jenen auf den Verkauf von Schlichtartikeln spezialisierten Hausierern anvertraut. Einer ehrbaren Köchin werden in Sekundenschnelle Produkte aufgeschwatzt, die zu einer-gewissenhaften Haushaltsführung weder nötig noch zu gebrauchen sind.«

»Wer sind Sie, Mister? Kommen Sie etwa von der Heilsarmee?«

»Kein Gedanke daran. Verehrte Meisterin über Töpfe und Pfannen können mir aber den Gefallen erweisen, mich kurz mit Miß Wells sprechen zu lassen, der zweifellos tüchtigen Betreuerin der Jugend in diesem Haus. Meine Wenigkeit möchte Miß Wells in Angelegenheiten ihrer Bekannten, Miß Alice Procter, sprechen, Madam. Ich selbst habe die Ehre und das Vergnügen, als Butler der Lady Simpson dienen zu dürfen. Mein Name ist Parker, Josuah Parker. Sie sehen, daß nicht unredliche Motive mich an die Schwelle dieses Hauses geführt haben.«

Angesichts dieser Rede verdrehte die Köchin die Augen, ließ Parker jedoch eintreten und auf einem hölzernen Hocker Platz nehmen, mit dem Hinweis das Kindermädchen über sein Begehren zu verständigen.

Parker dankte, zog die Bügelfalten seines schwarzen Beinkleides hoch und setzte sich, die Melone auf dem Schoß und den unvermeidlichen Regenschirm locker am linken Arm.

Wie er so saß und wartete, mußte er das Mitgefühl der Köchin erweckt haben, denn die Gute kam noch vor Eintreffen der gewünschten Gesprächspartnerin mit einer Tasse heißen Tees zurück.

»Wie, sagten Sie, war Ihr Name, Mister?«

»Parker, Josuah Parker. Und man dankt Ihnen für einen Tee, der ein wahrhaft köstliches Aroma verströmt. Von wem, wenn meine Wenigkeit fragen darf, lassen Sie liefern?«

»Selbstverständlich von Fortnum & Mason, Mister Parker. Sie wollen doch nicht unterstellen, daß man irgendwo anders besser einkaufen kann?«

»Keineswegs und mitnichten«, beeilte sich Parker zu versichern. Dabei dachte er an zeitweilige Anwandlungen seiner Herrin, gerade an den kleinen Genüssen zu sparen, die den grauen Alltag aufwerteten.

Josuah Parker erhob sich, als Miß Wells erschien. Die junge Frau bot einen herzerfrischenden Anblick mit ihrem roten Haar und der kontrastierenden hellen Haut, häufiges Merkmal irischer Mädchen vom Land.

Parker trug sein Anliegen vor und schloß mit der Bitte, Miß Wells möge sich ernsthaft darauf besinnen, ob Alice Procter jemals Äußerungen des Inhalts getan habe, ihren Dienst bei der Familie Maxon zu kündigen.

Die Köchin, die dabeistand, schlug die Hände über dem Kopf zusammen angesichts der unerklärlichen Abwesenheit Miß Procters.

»Ich kann nur sagen«, begann Miß Wells zögernd, »daß Alice und ich verschiedentlich den gemeinsamen freien Tag genutzt haben, um an die See zu fahren. Von einem Besuch in Eastbourne weiß ich nichts. Brighton liegt näher, und man kann mit dem Schnellzug in fünfundvierzig Minuten dort sein.«