Parker jagt die Hundefänger - Günter Dönges - E-Book

Parker jagt die Hundefänger E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha befand sich in gehobener Stimmung. Sie hatte den Supermarkt im westlichen Stadtteil von London gerade verlassen und freute sich intensiv über ihren einmalig günstigen Kauf. Nach dem Studium einschlägiger Anzeigen in den Morgenblättern war sie zusammen mit Butler Parker hierhergefahren, um besonders günstige Angebote zu nutzen. Sie hatte Thunfischkonserven erstanden, dann einen ungewöhnlich preiswerten Sherry und fast holzfreies Schreibmaschinenpapier. Hinzu kamen noch sensationell günstige Haushaltszwiebeln, Quarkspeisen aller Art und Waschmittel. Der Einkaufswagen, der von Butler Parker in würdevoller Haltung geschoben wurde, war übervoll. »Hoffentlich haben Sie wieder mal dazugelernt, Mister Parker«, dozierte die große, majestätisch wirkende Dame, die das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte. »Im richtigen Einkauf liegt der wahre Segen.« »Mylady sind und bleiben stets ein Vorbild, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß«, lautete die Antwort des Butlers, den nichts zu erschüttern vermochte. »Ich habe eben wenigstens ein gutes Pfund gespart, Mister Parker«, redete sie munter weiter, »und das ist erst der Anfang.« »Mylady beabsichtigen, weitere Supermärkte aufzusuchen?« »Selbstverständlich, Mister Parker«, erwiderte die ältere, immens reiche, aber auch ungemein sparsame Dame. »Ich werde alle Vororte abfahren. Ich habe mir eine genaue Liste gemacht.« »Mylady sind an besonderen Spezialitäten interessiert?« Parkers Stimme paßte genau zu seinem Aussehen.

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Butler Parker – 233 –

Parker jagt die Hundefänger

Günter Dönges

Lady Agatha befand sich in gehobener Stimmung.

Sie hatte den Supermarkt im westlichen Stadtteil von London gerade verlassen und freute sich intensiv über ihren einmalig günstigen Kauf. Nach dem Studium einschlägiger Anzeigen in den Morgenblättern war sie zusammen mit Butler Parker hierhergefahren, um besonders günstige Angebote zu nutzen. Sie hatte Thunfischkonserven erstanden, dann einen ungewöhnlich preiswerten Sherry und fast holzfreies Schreibmaschinenpapier. Hinzu kamen noch sensationell günstige Haushaltszwiebeln, Quarkspeisen aller Art und Waschmittel. Der Einkaufswagen, der von Butler Parker in würdevoller Haltung geschoben wurde, war übervoll.

»Hoffentlich haben Sie wieder mal dazugelernt, Mister Parker«, dozierte die große, majestätisch wirkende Dame, die das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte. »Im richtigen Einkauf liegt der wahre Segen.«

»Mylady sind und bleiben stets ein Vorbild, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß«, lautete die Antwort des Butlers, den nichts zu erschüttern vermochte.

»Ich habe eben wenigstens ein gutes Pfund gespart, Mister Parker«, redete sie munter weiter, »und das ist erst der Anfang.«

»Mylady beabsichtigen, weitere Supermärkte aufzusuchen?«

»Selbstverständlich, Mister Parker«, erwiderte die ältere, immens reiche, aber auch ungemein sparsame Dame. »Ich werde alle Vororte abfahren. Ich habe mir eine genaue Liste gemacht.«

»Mylady sind an besonderen Spezialitäten interessiert?« Parkers Stimme paßte genau zu seinem Aussehen. Sie war würdevoll und gemessen. Er kannte die Kaufwut seiner Herrin, wenn es um Sonderangebote ging.

»Ich denke, ich werde japanische Farbfilme kaufen, Mister Parker.«

»Mylady haben die Absicht, in Zukunft zu fotografieren?«

»Das kann ich jetzt noch nicht sagen«, meinte sie unwirsch, »aber die Filme sind sehr preiswert, sie sind fast geschenkt. Wie das Hunde- und Katzenfutter.«

»Mylady halten momentan kein Haustier«, erinnerte der Butler diskret. Man näherte sich dem hochbeinigen Privatwagen Parkers, der auf dem Parkplatz stand.

»Was nicht ist, Mister Parker, kann durchaus noch werden«, deutete sie an. »Hat man erst mal das Futter, dann wird sich auch ein Hund oder eine Katze finden. Haben wir übrigens noch ausreichend Filterpapier für die Kaffeemaschine?«

»Mylady werden damit bis zum übernächsten Jahr reichen«, sagte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Mylady kauften Filtertüten erst in der vergangenen Woche.«

»Was man hat, das hat man«, machte sie klar, »und dabei denke ich besonders an Videokassetten. Sie werden einem heute förmlich nachgeschmissen und...«

Sie unterbrach sich. Man hatte Parkers Wagen erreicht, der neben einem kleinen Kastenlieferwagen stand. Mylady zog die buschigen Augenbrauen hoch und nahm den Kopf herum.

»Hören Sie das auch, Mister Parker, was ich höre?« fragte sie dann streng.

»Es dürfte sich um das Jaulen eines sicher nicht großen Hundes handeln, Mylady.«

»Dieses Jaulen kommt aus dem Kastenaufbau, nicht wahr?« Sie trat näher an den Lieferwagen heran.

»Das eingeschlossene Tier scheint sich zu langweilen, Mylady.«

»Wie auch immer, Mister Parker. Es ist eine Unverschämtheit, ein Tier derart einzusperren.«

»Meine bescheidene Wenigkeit möchte sich erlauben, Myladys Ansicht zu teilen.« Parker war das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Er trug zur gestreiften Hose einen schwarzen Zweireiher, einen Eckkragen und eine schwarze Krawatte. Auf seinem Kopf saß eine schwarze Melone.

»Wahrscheinlich erstickt das arme Tier bereits, Mister Parker. Ich werde sofort etwas dagegen unternehmen.«

»Wenn es erlaubt ist, wird man einen kurzen und prüfenden Blick ins Wageninnere werfen, Mylady.« Während Parker noch sprach, ging er nach vorn zum Fahrerhaus, doch es war unmöglich, in den kleinen Kastenaufbau zu sehen. Die Trennwand hinter den Vordersitzen war ohne Sichtfenster nach hinten.

»Nun, Mister Parker, was sehe ich?« wollte Mylady wissen. Sie stand inzwischen dicht hinter dem Butler.

»Mylady sind leider nicht in der Lage, Sichtkontakt aufnehmen zu können.«

Das klägliche Jaulen im Kastenaufbau war inzwischen nicht nur lauter, es war auch vielstimmiger geworden. Dazwischen war Bellen in mehreren Stimmlagen zu vernehmen.«

»Da scheint man ja eine ganze Managerie festzuhalten, Mister Parker«, entrüstete sich die ältere Dame. »Ich werde dagegen sofort etwas unternehmen.«

»Haben Mylady besondere Vorstellungen?« wollte der Butler wissen.

»Besorgen Sie mir eine Brechstange«, verlangte sie. »Ich werde dann sehen, ob die Tür verschlossen ist.«

»’nen Dreck werden Sie tun«, war umgehend eine heisere Stimme zu hören. Dann legte sich eine Hand auf die linke Schulter der Lady Agatha, ein Kontakt, den sie überhaupt nicht schätzte.

Mylady reagierte umgehend!

*

Der Mann, der sich leichtsinnigerweise plump-vertraulich gab, mochte etwa fünfunddreißig Jahre zählen. Er war mittelgroß, breitschultrig und machte einen handfesten Eindruck. Er hatte ein gedunsenes Gesicht und besaß den Charme einer zerbeulten Gießkanne.

Dieser wirklich bemerkenswerte Mann übertönte mit seinem Aufschrei das Jaulen und Bellen der Tiere im Kastenwagen. Agatha Simpson hatte nämlich kraftvoll und gezielt zugetreten und sein linkes Schienbein in Schwingungen versetzt. Der Mann riß das mißhandelte Bein hoch und tanzte auf dem vorerst noch gesunden.

»Wagen Sie es nicht noch mal, eine wehrlose Frau anzugreifen, Sie Lümmel«, donnerte Mylady. Da ihre Stimme baritonal gefärbt war, trug sie weit.

»Sie werden mit Sicherheit das Gleichgewicht verlieren«, prophezeite Butler Parker in seiner höflichen Art und ... benutzte den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes, um dem Stöhnenden das Standbein unter dem Körper wegzuziehen.

Der Asphaltbelag des Parkplatzes vibrierte deutlich, als der Untersetzte sich niederließ.

»Was soll denn das?« fragte die passionierte Detektivin in Richtung Mann und schüttelte den Kopf. »Wie können Sie es wagen, sich in Gegenwart einer Dame niederzulegen?«

»Darf man Ihnen eine hilfreiche Hand leihen?« Parker beugte sich über den Untersetzten, der sich eindeutig das Steißbein geprellt hatte. Der Mann blickte den Butler ausgesprochen tückisch an und schnappte nach der hilfreichen Hand, erreichte sie jedoch nicht. Parker hatte sie schnell wieder zurückgezogen und wartete auf den wirklichen Angriff, der nicht lange auf sich warten ließ.

Der Mann versuchte wütend, ihn mit dem rechten Bein zu erreichen. Er winkelte es seitlich ab und trat nach dem Butler. Lady Agatha mißverstand das gründlich und setzte ihren perlenbestickten Pompadour ein. In diesem zierlich zu nennenden Handbeutel, wie ihn die Damen um die Jahrhundertwende trugen, befand sich der sogenannte Glücksbringer der älteren Dame. Dabei handelte es sich um ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.

Dieser Glücksbringer setzte sich auf die rechte Schulter des Mannes. Man hörte das diskrete Knirschen gestauchter Knochenpartien. Der Untersetzte stieß einen gedehnten Seufzer aus und streckte sich dann flach auf dem Asphalt.

»Er hätte Sie umgebracht, Mister Parker«, übertrieb die Detektivin. »Ich mußte zu Ihrem Schutz eingreifen.«

»Meine Wenigkeit ist Mylady zu tiefstem Dank verpflichtet«, übertrieb der Butler seinerseits. Dann kümmerte er sich um den Schlafenden und beugte sich über ihn. Seine schwarz behandschuhten Hände glitten schnell und prüfend über den Jeansanzug des Mannes und entwickelten dabei die Fähigkeiten eines Taschendiebes. Innerhalb weniger Augenblicke befand sich Josuah Parker im Besitz der Wagenschlüssel.

»Ein kleines Unwohlsein«, sagte er dann zu einigen neugierigen Parkplatzbesuchern. »Herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme, meine Herrschaften. Falls Sie unbedingt darauf bestehen, wird man die angebotene Hilfe gern in Anspruch nehmen.«

Die Neugierigen hatten es plötzlich recht eilig, den Schauplatz des Geschehens zu verlassen. Sie eilten mehr oder weniger schnell zu ihren Wagen und kümmerten sich nicht weiter um den Untersetzten, den Parker ein wenig aufgerichtet und gegen das Vorderrad des Kastenwagens gesetzt hatte.

»Ein unsympathisches Subjekt«, stellte Lady Agatha fest. »Ich denke, ich hätte etwas fester zuschlagen sollen, Mister Parker.«

»Er dürfte sich an Mylady mit Sicherheit noch für längere Zeit erinnern«, meinte der Butler, der nun ungestört und unbeobachtet agieren konnte. Die neugierigen Zuschauer waren verschwunden. Parker benutzte den Schlüssel, um erst mal die Tür zum Kastenaufbau zu öffnen. Er blickte in die dunkle und fensterlose Ladefläche und gestattete sich dann den Luxus, sich ein wenig zu wundern. Er sah etwas, womit er auf keinen Fall gerechnet hatte.

*

An der Längsseite des Kastenaufbaus gab es einfache Stellagen, die mit kleinen Gitterkäfigen gefüllt waren. In diesen viel zu engen Käfigen befanden sich Hunde und Katzen, die sich verständlicherweise nicht sonderlich wohl fühlten. Die meist ein wenig zu großen Tiere waren in zu enge Käfige gedrückt und gequetscht worden.

Als das Tageslicht in den dunklen Kastenaufbau fiel, wurde es still, doch nur für einen Moment. Dann begann das gequält-ängstliche Jaulen und verzweifelte Bellen der Vierbeiner erneut.

»Unerhört, Mister Parker«, stellte die ältere Dame fest. Sie hatte sich neben ihrem Butler aufgebaut und musterte die eingesperrten Tiere.

»Dies hier gehört eindeutig in den Bereich der akuten Tierquälerei, Mylady«, urteilte Josuah Parker. »Der Fahrer des Wagens wird Mylady einige Fragen beantworten müssen.«

»Und zwar umgehend«, fügte sie hinzu. »Bei dieser Gelegenheit werde ich dem Tierquäler einige Ohrfeigen verabreichen.«

»Eine pädagogische Maßnahme, Mylady, die man voll und ganz billigen muß«, erklärte der Butler. Er wandte sich ab und ging zurück zu dem Fahrer des Kastenlieferwagens, der gerade wieder andeutungsweise zu sich kam. Der Untersetzte schielte den Butler an, der die Fahrertür aufschloß und das Handschuhfach öffnete.

Parker entdeckte Wagenpapiere, schon vergilbte Werbeprospekte und Briefe. Er ließ dies alles wie selbstverständlich in einer der Taschen seines schwarzen Zweireihers verschwinden.

»Sie ... Sie haben mich niedergeschlagen«, murmelte der Mann, der die Tatsache wohl noch nicht ganz begriffen hatte.

»Und zwar keineswegs grundlos, wie sich gerade zeigte«, antwortete der Butler. »Mylady erwartet eine Erklärung von Ihnen.«

»Was will die Alte?« fuhr der Mann hoch, der plötzlich wieder voll da war und sich vom Rad abdrückte.

»Ihre Beförderungsmethoden erfüllen den Tatbestand der Tierquälerei«, machte Parker deutlich. »Rechnen Sie mit einer Anzeige.«

»Und mit einigen Ohrfeigen«, schaltete die ältere Dame sich ein. Sie war nach vorn gekommen. »Wie kann man Tiere nur so behandeln?!«

»Ich hab’ damit nichts zu tun«, behauptete der Untersetzte. »Ich bin nur für einen Freund eingesprungen.«

»Und wie heißt dieser Freund?« wollte Agatha Simpson wissen. Sie maß den Fahrer des Kastenlieferwagens mit eisigem Blick.

»Andy... Mehr weiß ich nicht von ihm. Wir kennen uns aus ’nem Pub. Ich bin nur für ihn eingesprungen. Der war nämlich sturzbesoffen.«

»Sie werden sicher in der Lage sein, Mylady den Namen des Pub zu nennen«, sagte Josuah Parker.

»Äh... Warten Sie... Ja, ›Normans Drehscheibe‹. So heißt der Laden.«

»Die genaue Adresse«, verlangte Parker in ungewöhnlich knapper Form. Der Untersetzte überlegte noch einen Moment und nannte dann die Adresse.

»Kann ich jetzt abhauen?« fragte er anschließend.

»Wohin sollen Sie denn die Katzen und Hunde bringen?«

»Das is’ ja wohl meine Sache«, brauste der Mann auf.

»Sind Sie sicher, Sie Lümmel?« erkundigte sich Lady Agatha. Der Mann duckte sich unter dem Blick der energischen Dame und hüstelte befangen.

»Wird’s bald?« herrschte sie ihn an. »Wie lautet Ihr Auftrag?«

»Ein Jerry Bradlay wartet auf die Viecher«, kam schnell die Antwort des Mannes, »aber den kenn’ ich nicht.«

»Auch dieser Mister Jerry Bradlay dürfte eine Adresse haben«, vermutete der Butler. Der Untersetzte nannte auch sie und stand inzwischen auf seinen Beinen. Er war nervös geworden, zumal das Jaulen der Tiere immer lauter wurde.

»Zu diesem Mann werden wir jetzt fahren«, erklärte Lady Agatha mit Nachdruck. »Hoffentlich haben Sie mich nicht belogen, junger Mann, sonst wird da noch einiges auf Sie zukommen.«

»Verdammt, wer sind Sie eigentlich?« blaffte der Untersetzte. »Wieso kümmern Sie sich um Sachen, die Sie einen Dreck angehen?«

»Ich wurde doch hoffentlich gerade beleidigt, Mister Parker, wie?« fragte die ältere Dame bei ihrem Butler an.

»Vielleicht andeutungsweise, Mylady«, wiegelte Parker ab, um sich dann an den Mann zu wenden. »Sehen Sie in Mylady und in meiner Wenigkeit Anwälte der mißhandelten Kreaturen.«

»Die blöden Viecher«, maulte der Mann und ... wurde fast unmittelbar danach zurückgeschleudert. Mylady hatte ihm eine ihrer gefürchteten Ohrfeigen verabreicht. Der Mann absolvierte fast einen Salto rückwärts, kam wieder hoch und ergriff die Flucht. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er zwischen den abgestellten Wagen verschwunden war.

»Sie hätten dieses Subjekt nicht entkommen lassen dürfen, Mister Parker«, meinte Lady Agatha streng. »Daß Sie aber auch immer wieder zum Leichtsinn neigen! Wie soll ich denn so einen Fall aufklären?«

*

»Das sieht ja völlig verkommen aus«, konstatierte Lady Agatha nach einer halben Stunde, als man die Adresse des Jerry Bradlay erreicht hatte. Die ältere Dame stand in einer Toreinfahrt und blickte in einen Hinterhof, der mit Autowracks und Gerümpel vollgestopft war.

Es gab einen hinteren Querbau, vor dem sich Gitterpaletten stapelten, die völlig verrostet waren. Aus diesem Querbau kam eine Art Wetterleuchten, das wohl von einem Schweißgerät stammte, mit dem gearbeitet wurde.

Butler Parker übernahm die Führung und geleitete seine Herrin um einige Pfützen herum, in denen Unrat schwamm. Es roch penetrant nach faulen Kartoffeln und nach gekochter Kleie.

Parker hatte die geöffnete Brettertür zum hinteren Querbau erreicht und orientierte sich. Der Eindruck hatte nicht getäuscht.

Vor einem langen Arbeitstisch, der aus Bohlen bestand, die man über Böcke aus Stahlrohr gelegt hatte, stand ein mittelgroßer Mann, der ein Schweißgerät handhabte und damit beschäftigt war, eine große Gitterpalette zu zerschneiden. Er schien plötzlich gemerkt zu haben, daß er beobachtet wurde und wandte sich blitzschnell um. Dabei richtete er, ob absichtlich oder nicht, die Flamme des Schweißbrenners auf den Butler.

Parker lüftete überaus höflich die schwarze Melone.

»Was wollen denn Sie hier?« fragte der Mittelgroße verblüfft und drehte die Flamme des Schweißbrenners ab. Er schob sich die dunkle Brille auf die Stirn und zeigte jetzt ein gutmütig aussehendes Gesicht mit dunklen Augen.

»Man erlaubt sich, einen recht erfreulichen Vormittag zu wünschen«, antwortete Josuah Parker. »Wäre es möglich, daß man hier einen gewissen Andy treffen kann?«

»Andy? Andy? Wer soll das sein? Wer sind Sie überhaupt?«

»Mein Name ist Parker, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor. »Meine Wenigkeit hat den Vorzug, Lady Agatha Simpson dienen zu können.«

»Ich kenn’ keinen Andy«, gab der Mann zurück.

»Sie hingegen sind mit einiger Sicherheit Jerry Bradlay?«

»Und wenn? Was bringt das für Sie?«

»Sie erwarten möglicherweise eine Sendung von Katzen und Hunden?«

»Katzen und Hunde? Was soll ich damit? Ich hab’ hier ’ne Schlosserei. Das sehen Sie doch.«

»Sie sind also Jerry Bradlay, um diese Frage zu klären?«

Der Mann ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. Mit einem Gasanzünder setzte er den Brenner wieder in Betrieb und hatte dann die Absicht, Parker damit aus der Werkstatt zu vertreiben.

Parker war aber keineswegs geneigt, körperlicher Gewalt zu weichen. Er verwandelte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm in eine Art Kendo-Stock und schlug damit gezielt zu. Der Brenner flog aus der Hand des Schweißers und landete auf dem brandigen Betonboden der Werkstatt.

»Sollte meine Wenigkeit Ihre Geste mißverstanden haben, so bittet man in aller Form um Entschuldigung«, sagte der Butler. »Sie haben sich übrigens zu Ihrem Namen noch nicht näher geäußert, wenn man daran erinnern darf.«

Der Mann geriet in Wut.

Er langte nach einem Hammer von ansehnlicher Größe und wollte damit zuschlagen.

Es blieb allerdings bei dieser finsteren Absicht.

Parker drückte die Spitze seines Schirmes gegen den ein wenig schwammig wirkenden Bauch des Schweißers, der daraufhin eine tiefe Verbeugung machte. Bevor der Mann sich wieder aufrichtete, schleuderte Parker mit der Schirmspitze den Brenner hoch in die Luft und griff mit nachtwandlerischer Sicherheit zu, als der immer noch zischende und flammende Brenner sich senkte.