Parker räumt die "Robis" ab - Günter Dönges - E-Book

Parker räumt die "Robis" ab E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Butler Parker zeigte zurückhaltendes Wohlwollen. Er sah sich einem recht merkwürdigen Gebilde gegenüber, das ihn an eine Regentonne erinnerte, auf die man einen Wassereimer gesetzt hatte. Die Konstruktion lief auf Rollen und zeigte eine verblüffende Beweglichkeit. Es gab da ferner zwei Metallarme, die überlang wirkten und in Greiferklauen endeten. Einer dieser Arme ging hoch und schob sich Parker entgegen. Dabei öffneten sich die drei Finger der Metallhand. Parker gewann den Eindruck, daß das Gebilde mit ihm einen Händedruck tauschen wollte. »Willie möchte Sie begrüßen«, sagte Harold Peters und rückte seine randlose Brille zurecht, »Willie ist ein höflicher Roboter.« »Ich erlaube mir, die Absicht für die Tat zu nehmen«, erwiderte Josuah Parker, der keineswegs daran interessiert war, sich die Hand zerquetschen zu lassen. »Sie haben wirklich nichts zu befürchten«, versicherte Harold Peters eindringlich, »seine Klaue paßt sich Ihrem Händedruck genau an.« »Beeindruckend, wenn man so sagen darf.« Parker dachte nicht daran, dieses unnötige Risiko einzugehen. Die Klaue mit den drei Fingern machte einen sehr harten Eindruck. »Ich möchte ihnen nicht vorgreifen«, ließ Agatha Simpson sich vernehmen, als der Roboter sich ihr zuwandte. Er hatte registriert, daß Parker an einem Händedruck nicht weiter interessiert war. Das Gebilde kurvte nun auf die ältere Dame zu, die unwillkürlich einen halben Schritt zurückwich.

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Butler Parker – 156 –

Parker räumt die "Robis" ab

Günter Dönges

Butler Parker zeigte zurückhaltendes Wohlwollen.

Er sah sich einem recht merkwürdigen Gebilde gegenüber, das ihn an eine Regentonne erinnerte, auf die man einen Wassereimer gesetzt hatte. Die Konstruktion lief auf Rollen und zeigte eine verblüffende Beweglichkeit. Es gab da ferner zwei Metallarme, die überlang wirkten und in Greiferklauen endeten. Einer dieser Arme ging hoch und schob sich Parker entgegen. Dabei öffneten sich die drei Finger der Metallhand. Parker gewann den Eindruck, daß das Gebilde mit ihm einen Händedruck tauschen wollte.

»Willie möchte Sie begrüßen«, sagte Harold Peters und rückte seine randlose Brille zurecht, »Willie ist ein höflicher Roboter.«

»Ich erlaube mir, die Absicht für die Tat zu nehmen«, erwiderte Josuah Parker, der keineswegs daran interessiert war, sich die Hand zerquetschen zu lassen. »Sie haben wirklich nichts zu befürchten«, versicherte Harold Peters eindringlich, »seine Klaue paßt sich Ihrem Händedruck genau an.«

»Beeindruckend, wenn man so sagen darf.« Parker dachte nicht daran, dieses unnötige Risiko einzugehen. Die Klaue mit den drei Fingern machte einen sehr harten Eindruck.

»Ich möchte ihnen nicht vorgreifen«, ließ Agatha Simpson sich vernehmen, als der Roboter sich ihr zuwandte. Er hatte registriert, daß Parker an einem Händedruck nicht weiter interessiert war. Das Gebilde kurvte nun auf die ältere Dame zu, die unwillkürlich einen halben Schritt zurückwich. Sicherheitshalber brachte sie ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung.

»Ich werde Ihnen beweisen, wie ungefährlich Willie ist«, sagte Harold Peters und räusperte sich. Der Roboter reagierte erneut. Der Kopf, der an einen Wassereimer erinnerte, fuhr blitzschnell herum, die augenähnlichen Sensoren konzentrierten sich auf den Erfinder. Dann wieselte Willie auf Harold Peters zu und streckte erneut seine Klaue aus.

»Sie werden sehen, daß nichts passiert«, prophezeite der Erfinder und schob seine Hand vertrauensvoll in die Klaue.

Lady Agatha beugte sich hoffnungsfroh vor und wartete darauf, daß der Erfinder vor Schmerz aufschrie, doch nichts dergleichen geschah. Willie erwies sich als artiger Roboter, der genau wußte, was er zu tun hatte. Nachdem Harold Peters die Klaue ausgiebig geschüttelt hatte, zog Willie den Metallarm wieder zurück, gab einen quiekenden Ton von sich und surrte auf seinen bestens geschmierten Rollen zurück zur Ziegelwand der kleinen Werkshalle.

»Nun, Mylady, sind Sie überzeugt?« fragte Harold Peters.

»Überhaupt nicht«, gab die passionierte Detektivin offen und ungeniert zurück, »Kunststücke dieser Art, mein Bester, habe ich schon häufig gesehen. Sagen Sie, Mr. Parker, mußte ich mich auch schon mal mit Robotern herumschlagen, die außer Kontrolle geraten waren?«

»In der Tat, Mylady«, bestätigte Josuah Parker und deutete eine knappe Verbeugung an.

»Sagen Sie mir, Peters, warum ich mein knappes Geld ausgerechnet in Ihren Roboter stecken soll?« fragte Agatha Simpson weiter, »wozu haben Sie ihn überhaupt konstruiert? Wer soll dieses Stück Blech kaufen?«

»Firmen jeder Art«, erwiderte Harold Peters, »denken Sie an Lagerhallen, die bis jetzt aufwendig geschützt werden müssen, damit sich keine Diebe einschleichen, Mylady. Willie und seine Nachfolger werden Nachtwachen jeder Art überflüssig machen.«

»Das müssen Sie mir näher erklären«, verlangte die interessierte Dame. Sie warf noch einen skeptischen Blick auf Willie, bevor sie sich umwandte und dann die kleine Werkshalle verließ. Harold Peters folgte, während Josuah Parker noch einen Moment stehen blieb und den Roboter musterte.

Willies augenähnliche Sensoren glühten plötzlich und richteten sich auf den Butler. Dann löste Willie sich von der Ziegelwand und surrte schnell und lautlos dem Butler entgegen. Dabei hob Willie die Panzerarme und öffnete die Klauen. Man sah es dem Roboter deutlich an, daß er keineswegs daran dachte, nun auch Parker per Handschlag begrüßen zu wollen.

Während Lady Agatha und Harold Peters bereits die Tür passierten, umkreiste Willie den Butler und hinderte ihn daran, den beiden Vorausgehenden zu folgen. Willies Augen glühten immer wieder auf, eine Art Mund öffnete sich.

»Stehenbleiben, Hände hoch!« verlangte der Lautsprecher hinter dieser Mundöffnung. Die Stimme klang blechern, monoton und computerhaft.

»Stop«, antwortete Josuah Parker mit relativ scharfer Stimme.

»Hände hoch«, antwortete Willie und beendete seine Umkreisungen. Er baute sich vor Parker auf und ... streckte dann die Arme noch weiter aus. Sie wurden zu Teleskopen, und die beiden Klauen schlossen und öffneten sich in einer Art und Weise, die bedrohlich und unheimlich war.

Josuah Parker wich ein wenig zurück und hob dabei leicht seinen Universal-Regenschirm. Er wußte bereits jetzt, daß der Roboter unprogrammäßig arbeitete. Irgend etwas in seinem Inneren schien aus dem Kurs geraten zu sein.

Willies Klauen schnappten nach Parker und konzentrierten sich auf dessen Oberarme. Parker verzichtete darauf, den Roboter noch mal zur Ordnung zu rufen. Um Unheil zu vermeiden, stach der Butler mit der Spitze seines Schirmes auf ein drittes Auge oben auf der Stirn und löste mit diesem nachdrücklichen Stich einen Kurzschluß aus.

Willies Augen wurden matt, eine Art Husten und Röcheln kam aus seinem angedeuteten Mund. Dann sauste der Roboter zurück, fuhr in wilden Schlangenlinien durch die kleine Werkstatt und hielt im Hintergrund auf eine schmale Tür zu, die geschlossen war.

Sie blieb es nicht lange.

Willie, der wohl die Orientierung verloren hatte, brauste mit viel Fahrt gegen das Türblatt, zersplitterte es und schob die Trümmer mit der Unterkante seines tonnenförmigen Körpers zur Seite. Wenig später war der Roboter im Nebenraum verschwunden, doch er war noch laut und deutlich zu vernehmen.

Er schien mit Werkstoffen verschiedenster Art kollidiert zu sein. Parker hörte ein Scheppern und Krachen, als würden Blechtafeln Umstürzen. Dann gingen eindeutig Scheiben zu Bruch, anschließend wohl Kanister.

Willie machte akustisch deutlich, wie gut er war.

*

»Wo haben Sie denn gesteckt, Mr. Parker?« fragte Lady Simpson grollend. »Ich glaube, daß ich mich bereits langweile.«

Die ältere Dame, groß, stattlich und majestätisch wirkend, befand sich in einem Empfangsraum, der mit einfachen Möbeln und mit einer Sitzgruppe ausgestattet war.

»Mylady mögen entschuldigen«, antwortete Josuah Parker, das Urbild des hochherrschaftlichen englischen Butlers, »der Roboter mußte durch meine Wenigkeit erst zur Ordnung gerufen werden.«

»Was stelle ich mir darunter vor, Mr. Parker?« wollte Lady Agatha wissen.

»Der Roboter zeigte eine gewisse Neigung, meine Wenigkeit zu attackieren«, beantwortete Parker die Frage, »nach einem Intermezzo verließ er die Werkshalle, wobei er eine Tür in ihre Bestandteile zerlegte.«

»Sehr schön.« Sie nickte wohlwollend. »Was halten Sie eigentlich von diesem Roboter, Mr. Parker?«

»Geräte ähnlicher Bauart, Mylady, dürften sich bereits auf dem Markt befinden.«

»Eben.« Sie nickte nachdrücklich. »Ich denke, ich werde mein Geld zusammenhalten und in dieses Unternehmen auf keinen Fall einsteigen. Machen Sie das diesem Mr. Peters, oder wie immer er heißen mag, deutlich klar.«

»Mr. Harold Peters wird gleich zurückkehren, Mylady?«

»Das möchte ich ihm dringend raten«, gab sie zurück, »er stand plötzlich auf und stürmte hier aus dem Raum. Er hatte in seiner Rocktasche einen Piepser gehört.«

»Vermutlich ein Signalgeber, Mylady.«

»Das sagte ich ja gerade.« Sie räusperte sich. »Es ist eine Unverschämtheit, eine Lady Simpson warten zu lassen. Ich werde ...«

Sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden. Die Tür zum Empfangsraum öffnete sich. Der Erfinder taumelte herein und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sein Anzug war zerrissen, das Haar zerzaust. Harold Peters blutete aus einigen Rißwunden.

»Hilfe«, stöhnte er und fiel auf die Knie, »Willie spielt verrückt und ...«

Auch er kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden. Parker hörte ein hartes Rollen und dachte sofort an den Roboter, von dem er eben erst attackiert worden war. Und er sollte sich nicht getäuscht haben. Nach wenigen Sekunden tauchte Willie auf und machte einen äußerst aggressiven Eindruck. Der Roboter kurvte durch die Tür und stoppte kurz vor Peters, der sich verzweifelt mühte, aus der Reichweite der Arme und Klauen des Roboters zu kommen. Der Erfinder kroch auf Händen und Füßen zur Sitzgruppe, um sich hinter ihr in Sicherheit zu bringen.

Willie übersah Lady Simpson und den Butler. Aus dem dritten Auge auf der Stirn stiegen leichte Rauchwolken. Der Roboter öffnete und schloß seine dreifingrigen Klauen wie Scheren und ließ die Panzerarme noch weiter ausfahren.

»Warten Sie doch, Mr. Parker«, sagte die ältere Dame, als der Butler sich hilfreich einschalten wollte, »ich bin doch sehr gespannt, ob der Erfinder sich helfen kann.«

»Hilfe«, stöhnte Harold Peters erneut und steuerte eine Ecke an. Willie folgte schnell und hartnäckig. Er schien etwas gegen Peters zu haben und unterstrich deutlich, daß er mit seinen Klauen zuschnappen wollte.

»Nun haben Sie sich gefälligst nicht so«, grollte die Lady und beugte sich neugierig vor, »hat der Roboter Sie so zugerichtet?«

»Er... Er spielt verrückt«, hechelte Peters und streckte abwehrend die Arme aus, »er wird mich umbringen.«

»Unsinn, junger Mann«, sagte Lady Agatha, »schließlich bin ich ja auch noch da.«

Sie hatte inzwischen ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung versetzt und bewies, wie hilfreich sie war. Sie holte weit aus und setzte den Pompadour zielsicher auf Willies Hinterkopf.

Es gab ein dumpfes, hohles Geräusch, als der Glücksbringer im Handbeutel sein Ziel erreichte. Bei diesem sogenannten Glücksbringer handelte es sich um ein schlichtes Pferdehufeisen, das nun seine Wirkung tat. Willie geriet ins Stolpern und kippte nach vorn. Inzwischen aber hatte die kriegerische Dame erneut ausgeholt und setzte den Pompadour noch mal auf den wassereimerähnlichen Kopf.

Willie schien zu husten, fühlte sich endlich angegriffen und wandte sich zu Lady Agatha um, die sich völlig undamenhaft benahm und respektlos gegen den Bauch des Roboters trat. Da Agatha Simpson über eine erstaunlich große Schuhnummer verfügte, fiel dieser Tritt äußerst kräftig aus.

Willie produzierte einen Laut, in dem erstaunlicherweise so etwas wie Schmerz herauszuhören war. Dann fuhr der Roboter seinen rechten Arm teleskopartig aus und griff mit der Klaue nach der älteren Dame.

Josuah Parker machte sich bereit, seiner Herrin zu helfen, doch dazu kam es erst gar nicht. Lady Agatha fühlte sich angegriffen und reagierte entsprechend. Sie schlug mit dem Handbeutel noch mal zu und setzte den Glücksbringer auf den Kopf des Roboters, der förmlich in die Knie ging, den Arm wieder zurückfahren ließ und dann einen piepsenden Ton ausstieß.

Zu Parkers Überraschung wandte Willie sich ab und schnurrte auf seinen Rädern zurück zur Tür, wobei das dritte Auge auf der Stirn weiterhin kleine Rauchwölkchen produzierte. Mit klagendem ›Piep-Piep-Piep‹ rollte der Roboter davon und machte einen fast beleidigten Eindruck. Nach wenigen Augenblicken war Willie dann verschwunden.

»Das wird diesem Lümmel eine Lehre sein«, sagte die ältere Dame zufrieden, um sich dann an Harold Peters zu wenden, »sagen Sie, was haben Sie da eigentlich erfunden?«

»Ich verstehe das alles nicht«, wunderte sich Peters und stemmte sich hoch, »so etwas hat Willie noch nie getan.«

»Verschrotten Sie ihn«, empfahl Agatha Simpson dem Erfinder, »mit diesem Subjekt werden Sie keine Ehre einlegen können, junger Mann.«

»Er hätte mich umgebracht.« Peters schien erst jetzt so richtig zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte. Er ließ sich in einem Sessel nieder und wischte dicke Schweißtropfen von der Stirn.

»Was nicht ist, kann noch werden«, antwortete die Lady hoffnungsfroh und boshaft wie stets, »informieren Sie mich rechtzeitig, junger Mann. Ich möchte mir das nicht entgehen lassen.«

Während Peters sie noch zweifelnd ansah, war von weither ein Scheppern und Krachen zu vernehmen.

»Was war das?« fragte die Detektivin und blickte ihren Butler neugierig an.

»Der Roboter dürfte gerade seine Absetzbewegung abrupt beendet haben, Mylady«, lautete Parkers Antwort.

*

»Wer, zum Teufel, ist dieser Harold Peters?« fragte Mike Rander in seiner saloppen Art. Der Anwalt, um die vierzig, groß, schlank und sportlich, erinnerte an einen bekannten James-Bond-Darsteller, was sein Äußeres betraf. Er und Parker kannten sich seit vielen Jahren und hatten in früherer Zeit mal ausschließlich allein zusammengearbeitet. Später war Parker dann in die Dienste der Lady Simpson getreten, während Mike Rander für einige Jahre in den USA blieb. Nach seiner Rückkehr aus den Staaten verwaltete der Anwalt das immense Vermögen der älteren Dame und schlitterte wieder mal von einem Kriminalfall in den anderen.

Mike Rander hielt sich im altehrwürdigen Fachwerkhaus der Lady Agatha in Shepherd’s Market auf und befand sich zusammen mit Parker in der großen Wohnhalle.

»Mr. Harold Peters, Sir, gilt in einschlägigen Kreisen als eine Art Genie, was die Konstruktion von Industrie-Robotern betrifft«, beantwortete Josuah Parker die an ihn gestellte Frage, »die Zahl seiner Patente ist Legion.«

»Und wieso bastelt dieses Genie solch einen verrückten Roboter?« wollte der Anwalt weiter wissen.

»Mr. Peters sucht nach neuen Ufern, Sir, wenn man so sagen darf.«

»Aha. Er scheint sie aber noch nicht in Sichtweite zu haben, oder?«

»Sein jüngster Roboter dürfte in der Tat noch mit einigen Mängeln behaftet sein.«

»Hat ihn sein Genie verlassen, Parker?« Mike Rander rauchte eine Zigarette und nippte hin und wieder an dem Kognak, den der Butler ihm serviert hatte.

»Willie, um diesen jüngsten Roboter namentlich zu bezeichnen, Sir, dürfte ein Prototyp sein.«

»Der durchdrehte und seinem Schöpfer an den Kragen gehen wollte, wie?« Mike Rander lächelte mokant.

»Die Verhaltensmuster des Roboters, Sir, waren in der Tat recht merkwürdig. Mr. Harold versicherte jedoch Mylady, die Mängel könnten innerhalb kürzester Zeit behoben werden.«

»Und wozu sollen die fahrbaren Roboter gut sein, Parker?«

»Sie sollen ein lückenloses Überwachungssystem herstellen und sind für Gewerbe, Handel und Industrie gedacht. Es sollte jedoch nicht verschwiegen werden, daß das Militär sich bereits für diese Konstruktion interessiert, wie Mr. Peters glaubwürdig versicherte.«

»Weiß der Henker, Parker, wann die Roboter uns Menschen ersetzen werden«, seufzte Mike Rander, »Willie scheint damit bereits begonnen zu haben. Hätte er dieses Genie wirklich umgebracht?«

»Damit war durchaus zu rechnen, Sir. Mr. Willies handähnliche Klauen sind furchterregend.«

»Lady Simpson wird natürlich keinen Penny in dieses Unternehmen stecken, schätze ich.«

»Mylady äußerte die Absicht, einen zweiten Mr. Willie käuflich zu erwerben, Sir.«

»Guter Gott! Will sie solch ein Monstrum hier durch die Halle rollen lassen?«

»In der Tat, Sir!« Parker deutete eine zustimmende Verbeugung an.

»Wirklich?« Rander schüttelte den Kopf. »Soll er Sie ersetzen, Parker?«

»Mylady will einen zweiten Mr. Willie anläßlich einer geplanten Party vorführen.«

»Also, so etwas stelle ich mir allerdings anregend vor.« Rander stand auf und ging vor dem mächtigen Kamin auf und ab. »Wann soll die Party denn steigen?«

»Darüber meditiert Mylady noch, Sir.«

»Dieser Peters ist also wirklich kein Spinner, Parker?«

»Keineswegs und mitnichten, Sir. Wie meine Wenigkeit bereits andeutete, sind Mr. Peters’ Industrie-Roboter weltbekannt. Er verfügt allerdings nicht über eigene Fertigungsstätten, sondern begnügt sich damit, diese sogenannten Helfer der Menschheit in seiner relativ kleinen, privaten Werkstatt zu entwickeln.«

»Helfer der Menschheit, Parker? Darüber könnte man stundenlang diskutieren und sogar streiten«, meinte der Anwalt und machte ein skeptisches Gesicht.

Parker, der darauf antworten wollte, kam nicht mehr dazu. Die Türglocke hatte geläutet. Er verbeugte sich knapp und begab sich hinüber zum verglasten Vorflur. Rechts davon öffnete er einen Wandschrank und schaltete die Fernsehkamera ein, die unter dem Vordach der Tür draußen installiert war. Es dauerte nur eine Sekunde, bis auf einem kleinen Monitor im Wandschrank ein Bild zu sehen war.

Was der Butler sah, überraschte ihn zwar einigermaßen, doch seine Stimme klang höflich und neutral wie stets, als er Mike Rander den Besuch eines Roboters ankündigte, der Einlaß begehrte.

*

»Das also ist Willie«, sagte Mike Rander, der inzwischen neben dem Butler stand und sich den Roboter auf dem Monitor anschaute.

»In etwa, Sir«, gab Parker zurück, »diese Version dürfte ein wenig größer sein und bewegt sich auf Laufbändern, falls meine Sinne mich nicht trügen.«

Der Roboter vor der Haustür läutete erneut. Er fuhr seinen Arm teleskopartig aus und drückte dann mit der rechten Fingerklaue auf den Klingelknopf. Das Gebilde war nach Schätzung des Butlers etwa 1,50 m groß, sah ein wenig schlanker aus als Willie und besaß eine Art menschliches Gesicht. Aber auch in dieser Ausführung gab es drei Augen, einen menschlich geformten Mund und sogar so etwas wie eine Nase. Die beiden Augen rechts und links von der Nase zeigten ein wechselndes Farbspiel.

»Der Knabe scheint uns einen Höflichkeitsbesuch abstatten zu wollen«, meinte der Anwalt spöttisch, »er hat aber die Blumen für Mylady vergessen.«

»Möglicherweise, Sir, wurde diesem Gebilde aufgetragen, ein anderes Gastgeschenk als Blumen zu überbringen«, antwortete der Butler.

»Moment mal, Parker, haben Sie etwas entdeckt, was ich noch nicht mitbekommen habe?« erkundigte sich der Anwalt sofort.

»In der linken Handklaue, Sir, befindet sich ein Gegenstand, den meine Wenigkeit noch nicht einwandfrei zu identifizieren vermochte.«

»Können Sie mir mal ’ne Großaufnahme liefern, Parker?« bat Mike Rander. Parker deutete eine Verbeugung an und bewegte dann einen kleinen Steuerknüppel, der sich auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett des Wandschranks befand. Daraufhin bewegte sich die Kamera unter dem Vordach, kippte ein wenig nach unten und lieferte anschließend die von dem Anwalt gewünschte Großaufnahme.

»Das sieht nach einem Revolver aus«, sagte Mike Rander.

»Man kann in der Tat eine Art Lauf ausmachen«, erwiderte der Butler.

»Wer kann uns diesen Roboter auf den Hals geschickt haben? Dafür kommt doch nur dieses Genie in Betracht, wie?«

»Eine andere Deutung, Sir, bietet sich zur Zeit in der Tat nicht an«, meinte der Butler.

»Das muß ja ein recht ulkiger Zeitgenosse sein«, redete der Anwalt weiter und schüttelte den Kopf, »was machen wir jetzt, Parker? Von wo aus wird dieser Blechknabe gesteuert?«

»Wahrscheinlich drüben von der Durchgangsstraße aus, Sir. Sind Sie daran interessiert, das Gebilde näher kennenzulernen?«