Parker ruiniert die Dollar-Girls - Günter Dönges - E-Book

Parker ruiniert die Dollar-Girls E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker war äußerst angetan von diesem hochherrschaftlichen Sitz am Rande der Stadt. Er durchfuhr mit seinem hochbeinigen Monstrum das Parktor, passierte die gepflegten Rasenflächen und hielt hinter dem Landsitz, der ihn an altenglische Schlösser erinnerte, vor einem unscheinbaren Eingang. Ein Turm mit Wendeltreppe führte hinauf in das Dachgeschoß des Seitentraktes, wo die Angestellten des Hauses untergebracht waren. Parker kam nicht, um etwa eine neue Stelle anzutreten. Er wollte einem gewissen Aristide Lamelle einen Besuch abstatten, um den er gebeten worden war. Parker klingelte und hatte dabei das untrügliche Gefühl, daß er irgendwie beobachtet wurde. Beweise dafür hätte er im Zwielicht des späten Nachmittags nicht antreten können. So etwas fühlte man, oder man besaß eben nicht jenen speziellen Sinn für Ausnahmesituationen, auf den der Butler sich bisher hatte immer berufen können. "Mein Name ist Parker... Josuah Parker", stellte er sich vor und lüftete höflich seine schwarze Melone. Er sah die gedrungene, aber adrett aussehende Frau distanziert an. Sie trug eine weiße Küchenschürze und schien gerade vom Herd gekommen zu sein. Ihr Gesicht wirkte erhitzt. Sie verströmte dazu einen nach Parkers Geschmack etwas zu aufdringlichen Geruch nach gebratenen Schweinelendchen, die überwürzt worden waren. Knoblauch schien die Ursache zu sein. "Ich bin Emily Custner", sagte die Frau, die etwa fünfzig bis fünfundfünfzig Jahre alt sein mochte. Sie trocknete sich die Hände an einem Zipfel der Schürze ab. Sie sah ihn unsicher, nervös und irgendwie auch ein wenig abwartend-ängstlich an. "Ich möchte Mister Aristide Lamelle einen Besuch abstatten", erläuterte der Butler. Und wieder hatte er das fast sichere Gefühl, sehr aufmerksam beobachtet zu werden.

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Butler Parker – 170 –

Parker ruiniert die Dollar-Girls

Günter Dönges

Josuah Parker war äußerst angetan von diesem hochherrschaftlichen Sitz am Rande der Stadt.

Er durchfuhr mit seinem hochbeinigen Monstrum das Parktor, passierte die gepflegten Rasenflächen und hielt hinter dem Landsitz, der ihn an altenglische Schlösser erinnerte, vor einem unscheinbaren Eingang.

Ein Turm mit Wendeltreppe führte hinauf in das Dachgeschoß des Seitentraktes, wo die Angestellten des Hauses untergebracht waren. Parker kam nicht, um etwa eine neue Stelle anzutreten. Er wollte einem gewissen Aristide Lamelle einen Besuch abstatten, um den er gebeten worden war.

Parker klingelte und hatte dabei das untrügliche Gefühl, daß er irgendwie beobachtet wurde. Beweise dafür hätte er im Zwielicht des späten Nachmittags nicht antreten können. So etwas fühlte man, oder man besaß eben nicht jenen speziellen Sinn für Ausnahmesituationen, auf den der Butler sich bisher hatte immer berufen können.

„Mein Name ist Parker... Josuah Parker“, stellte er sich vor und lüftete höflich seine schwarze Melone. Er sah die gedrungene, aber adrett aussehende Frau distanziert an. Sie trug eine weiße Küchenschürze und schien gerade vom Herd gekommen zu sein. Ihr Gesicht wirkte erhitzt. Sie verströmte dazu einen nach Parkers Geschmack etwas zu aufdringlichen Geruch nach gebratenen Schweinelendchen, die überwürzt worden waren. Knoblauch schien die Ursache zu sein.

„Ich bin Emily Custner“, sagte die Frau, die etwa fünfzig bis fünfundfünfzig Jahre alt sein mochte. Sie trocknete sich die Hände an einem Zipfel der Schürze ab. Sie sah ihn unsicher, nervös und irgendwie auch ein wenig abwartend-ängstlich an.

„Ich möchte Mister Aristide Lamelle einen Besuch abstatten“, erläuterte der Butler. Und wieder hatte er das fast sichere Gefühl, sehr aufmerksam beobachtet zu werden. Er nahm sich vor, dieser Sache so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen.

„Mister Lamelle ist eben weggefahren“, sagte Emily Custner. „Vor etwa ’ner halben Stunde. Soll ich ihm was ausrichten?“

„Wann wird Mister Lamelle zurückkommen?“

„Das hat er nicht gesagt. Ich kann ihm aber was ausrichten, wenn Sie wollen „Ich werde mir erlauben, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorzusprechen“, gab Josuah Parker steif zurück. Er lüftete höflich seine schwarze Melone und ging zu seinem hochbeinigen Monstrum zurück, während Emily Custner ihm interessiert nachschaute.

Parker beobachtete unauffällig die Taxushecken und das Strauchwerk hinter dem Herrensitz. Die Lichtverhältnisse waren leider schlecht. Für einen Beobachter war es eine Kleinigkeit, dort in Deckung zu gehen. Eine Entdeckung brauchte er mit Sicherheit nicht zu befürchten.

Parker setzte sich ans Steuer seines skurrilen Privatwagens, der früher einmal ein Londoner Taxi gewesen war. Langsam fuhr er zurück zur Auffahrt und von dort aus hinunter zur Vorortsstraße, die schon um diese Zeit fast keinen Verkehr mehr zeigte. Der Herrensitz, in dem Aristide Lamelle arbeitete, lag selbstverständlich in einem Stadtteil, in dem sich nur geldschwere Bewohner niedergelassen hatten. Um diese Zeit pflegte man in den behäbigen, großen Häusern zu dinieren.

Parker hatte kaum die Straße erreicht, als er den Wagen anhielt und ausstieg.

Zu Fuß ging er noch einmal zurück zum Herrensitz. Diesmal verzichtete er darauf, die Auffahrt zu benutzen. Er wechselte sofort auf den gepflegten Rasen hinüber und benutzte das Strauchwerk und die vielen kleinen Taxushecken als Deckung. Er wollte herausfinden, wer ihn wohl beobachtet haben könnte.

Sein Versuch wurde belohnt.

Als er die Rückseite des Herrensitzes erreicht und den Turm mit der Wendeltreppe im Blickfeld hatte, wartete er einen kleinen Moment. Plötzlich erschien eine junge, langbeinige Dame an der Tür, wo er eben noch geklingelt hatte.

Sie mochte schätzungsweise fünfundzwanzig Jahre alt sein, trug einen sehr modernen Hosenanzug und bewegte sich mit der Selbstverständlichkeit einer Vertreterin. Sie trug eine Art Köfferchen in der modischen Form einer Handtasche bei sich.

Die Dame läutete und nickte dann Emily Custner zu, die die Tür geöffnet hatte und sie sofort einließ. Dies alles geschah mit einer Schnelligkeit, die auf gegenseitiges Kennen schließen ließ.

Parker hielt sich nicht länger auf.

Er ging zurück zur Straße und richtete sich auf eine gewisse Wartezeit ein. Sein Interesse war wieder einmal geweckt worden!

*

Aristide Lamelle sah angestrengt durch die Windschutzscheibe hinaus auf die Straße.

Er wartete auf das vereinbarte Zeichen und hatte gleichzeitig Angst vor dem Rendezvous, zu dem man ihn sehr eindringlich geladen hatte. Er hatte starke Bedenken vor gewissen jungen Damen, die sich bisher stets von ihrer charmanten Seite gezeigt hatten.

Er befand sich mit seinem alten Buick auf einer der westlichen Ausfallstraßen und wußte, daß er bald rechts abbiegen mußte. Er wartete nur auf das Auftauchen eines englischen Sportwagens, der rechts am Straßenrand angeblich mit Motorschaden hielt.

Da war der Wagen, ein kleiner, flacher Zweisitzer, bullig, vor Kraft strotzend! Die Motorhaube war hochgestellt. Zwei junge Damen, ungemein reizvoll anzusehen, standen ratlos herum und wußten wahrscheinlich nicht weiter.

Aristide Lamelle fuhr rechts heran und hielt. Er ging mit schnellen, nervösen Schritten auf die beiden Damen zu und zog in kontinentaler Manier seinen Hut.

Aristide Lamelle war knapp sechzig Jahre alt, untersetzt, wohlbeleibt und hatte ein glattes, gut ausgepolstertes Gesicht. Er trug dunkel gestreifte Hosen und darüber ein zweireihiges Jackett. Selbst ein Laie hätte in ihm einen Butler vermutet.

„Kann ich Ihnen helfen, meine Damen?“ Aristide Lamelles Stimme klang ein wenig schrill und gepreßt. Seine Augen irrten nervös von einer jungen Dame zur anderen und dann natürlich wieder zurück.

„Fahren Sie in die nächste rechte Querstraße“ sagte die junge Dame mit dem brandroten Haar. Ihre Stimme klang kalt und abweisend.

„Ich verstehe nicht, warum?“

„Sie haben gehört, was Sie tun sollen!“ Jetzt hatte die junge Dame mit dem pechschwarzen, glatten Haar gesprochen, eisig und ohne jede Verbindlichkeit. „Beeilen Sie sich, wir haben nicht viel Zeit!“

Sie ließ die Motorhaube zufallen und setzte sich zusammen mit ihrer brandroten Freundin in den Sportwagen. Aristide ging schnell zurück zu seinem Buick klemmte sich hinters Steuer und fuhr wieder los. Lamelle fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.

Weit war es nicht bis zur nächsten Abzweigung.

Er verließ die Ausfallstraße und sah vor sich eine relativ schmale Straße, die zu einem kleinen Waldstück führte. Der Buick fuhr langsam auf dieses Waldstück zu und befand sich allein auf weiter Flur.

Aristide Lamelle sah in den Rückspiegel und wartete auf das Auftauchen des englischen Sportwagens. Er hoffte, sich endlich mit den beiden Damen arrangieren und noch einmal eine Art Galgenfrist herausschinden zu können...

*

„Jetzt…“, sagte die brandrote Dame, die neben der Fahrerin saß. „Es ist soweit!“

Der englische Sportwagen stand dicht vor der Abzweigung auf der Ausfallstraße.

Die Brandrote beobachtete Lamelles Buick durch ein Fernglas und sah nun ganz kurz zur pechschwarzen Fahrerin hinüber, deren Hand hinauf zum Armaturenbrett glitt. Ein unscheinbarer Kippschalter, der für das Einschalten des Scheibenwischers gedacht sein mochte...

Die Pechschwarze legte den kleinen Kipphebel um und sah gleichzeitig hinüber zum Wäldchen.

Dort, wo sich eben noch der Buick befunden hatte, glomm ein orangeroter Glutball auf, der sich in Sekundenbruchteilen zu einer kleinen Sonne ausweitete. Eine Flammensäule schoß zum abendlichen Himmel hoch. Hinter ihr quollen dicke, schwarze, häßliche Rauchwolken empor.

Die Brandrote konnte durch ihr Glas Einzelheiten erkennen. Wrackteile des Buick wirbelten durcheinander, zerfetztes Blech flatterte hilflos durch die Luft. Ein Rad rotierte wie ein Diskus hinaus ins flache Feld. Brennendes Benzin ergoß sich über den Asphalt und setzte ihn streckenweise in Brand.

„So, dieser Herr wird bestimmt nicht reden“, sagte die Brandrote und schob das Fernglas zurück ins Handschuhfach. „Fahr’ los! Damit ist unsere Aufgabe erledigt.“

Der flache, englische Sportwagen schoß wie ein Pfeil los und verschwand mit satt brummendem Motor in einer weiten Senke der Ausfallstraße.

Zurück blieb eine schwarze Rauchwolke dicht vor dem Wäldchen, die nach Tod roch...

*

Die junge Dame im Hosenanzug brauchte etwa zehn Minuten, bis sie wieder aus dem Haus kam.

Sie trug einen dunklen Lederkoffer, der, wie Parker sofort erkannte, der Privatbesitz seines Butler-Kollegen Aristide Lamelle war. Aus diesem Koffer hatte Lamelle einmal während eines Besuches Erinnerungsfotos hervorgekramt und gezeigt.

Die junge Dame im Hosenanzug fühlte sich im Gegensatz zu Josuah Parker völlig unbeobachtet. Mit schnellen, energischen Schritten verließ sie das Grundstück. Josuah Parker blieb ihr ungesehen auf den Fersen, bis sie die Straße erreicht hatte. Hier steuerte sie auf einen unscheinbar aussehenden, durchschnittlichen Ford zu, verstaute den Koffer auf den Rücksitzen, setzte sich ans Steuer und fuhr los.

Der Butler merkte sich sicherheitshalber das Autokennzeichen, wartete, bis der Ford verschwunden war, und begab sich würdevoll hinüber zu seinem hochbeinigen Monstrum. Er spürte, daß ihn irgend etwas irritierte.

Warum hatte Lamelle, sonst die Zuverlässigkeit in Person, ihn nicht erwartet? Warum hatte er zeitlich nicht umdisponiert und ihn verständigt, wenn ihm etwas dazwischengekommen war? Warum hatte er keine Nachricht hinterlassen? Und wieso hatte diese junge, sehr modisch gekleidete Dame einen Koffer von Lamelle abgeholt?

Hatte es überhaupt noch einen Sinn, auf den Kollegen zu warten? Sollte er sich noch einmal bei dieser Emily Custner zeigen? Nun, Josuah Parker wollte nicht zu aufdringlich erscheinen. Er brachte sein hochbeiniges Monstrum in Bewegung und... merkte sehr schnell, daß man ihn beschattete.

Das war elektrisierend für ihn. War die junge Dame im Hosenanzug abgeschirmt worden? Oder war sie ihrerseits beobachtet worden? Fragen über Fragen, auf die der Butler so schnell wie möglich eine passende Antwort finden wollte.

Es galt erst einmal herauszufinden, wer die Beschatter waren. Er steuerte sein hochbeiniges Monstrum in eine passende Vorortstraße, schaltete ein geheimes Zusatzgerät ein und wartete auf das Ergebnis seines Tricks.

Dieser Trick war sehr einfach. Aus dem Auspuff quollen jetzt nämlich blauschwarze Rauchwolken, die auf einen bösen Motorschaden hindeuteten. Die Verfolger mußten den Eindruck gewinnen, daß dieser seltsam und altehrwürdige Wagen es sicher nicht mehr lange machte.

Und richtig, das hochbeinige Monstrum stuckerte und ruckte plötzlich, hielt am Straßenrand und schien, was den Motor anbetraf, den Geist ausgehaucht zu haben. Josuah Parker stieg aus und beschäftigte sich mit der schweren Motorhaube. Während er in den Motorraum hineinsah, beobachtete er vorsorglich den Chrysler, der jetzt heranglitt und dicht hinter seinem Monstrum anhielt.

Ein junger, geschmeidiger Mann stieg aus. Er mochte etwa dreißig Jahre alt sein, war schlank und trug tadellose Kleidung. Er lächelte breit und gewinnend, als er auf den Butler zuging.

„Panne...?“ fragte er.

„Die äußeren Anzeichen sprechen durchaus dafür“, sagte der Butler.

„Soll ich Sie mitnehmen?“ Der junge Mann kam näher und trug mit Sicherheit unter dem Jackett einen Revolver, wie Parker sofort fachmännisch feststellte.

„Das wäre überaus liebenswürdig“, bedankte Parker sich. Um einem plötzlichen Angriff begegnen zu können, hatte er einen seiner vielen Patentkugelschreiber in die Hand genommen, mit dem seine Finger scheinbar nervös herumspielten.

„Ich fahre in die City... Sie brauchen nur einzusteigen.“ Der junge Mann strahlte Vertrauen und Herzlichkeit aus. Dennoch blieb Josuah Parker vorsichtig. Nachlässigkeit war der sicherste und schnellste Weg zum Zentralfriedhof.

„Wenn Sie gestatten, werde ich vorher noch meinen Wagen abschließen.“ Parker wandte sich ab und zog dabei höflich die schwarze Melone. Nicht ohne Grund übrigens, denn in der Wölbung der Innenseite dieser Melone befand sich eine Art Panoramaspiegel, der eine ausgezeichnete Übersicht bot.

Dieser Blick in den Spiegel lohnte sich.

Der junge Mann war plötzlich gar nicht mehr sympathisch, freundlich und vertrauenerweckend. Er hatte blitzschnell in das Jackett gegriffen und war dabei, seine Waffe ans Tageslicht zu befördern...

„Sie werden durchaus begreifen und verstehen, daß ich Ihre Handlungsweise als einen unfreundlichen Akt betrachte“, sagte der Butler tadelnd, nachdem er dem jungen Mann die Waffe aus der Hand geschlagen hatte.

Der Universal-Regenschirm des Butlers war zu einer gefährlichen Waffe geworden. Dann sah der Mann hinunter auf seinen 38er, der auf dem Asphalt lag. Er konnte es einfach nicht begreifen, daß er nicht zum Zuge gekommen war.

„Würden Sie mir freundlicherweise erklären, warum Sie meine bescheidene Wenigkeit niederschießen wollten?“

„Reden Sie doch keinen Quatsch!“ Der junge Mann pumpte sich langsam auf. Es war zu berechnen, wann er versuchen würde, den Butler wütend anzuspringen.

„Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich bisher noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, Ihnen vorgestellt worden zu sein. Darf man also fragen, in wessen Auftrag Sie schießen wollten?“

Der junge Mann griff erwartungsgemäß an.

Er hatte die feste Absicht, seinen Kopf gegen Parkers Leib zu rammen.

Parker hingegen durchschaute dieses an sich primitive Manöver und trat rechtzeitig zur Seite.

Wie bei einem wütenden und blinden Stier zischte der Kopf des jungen Mannes an ihm vorbei und brachte sich in innige Berührung mit dem Blech des hochbeinigen Monstrums.

Ein dunkles Dröhnen, das an einen gut gestimmten Gong erinnerte!

Der junge Mann rutschte am Wagenaufbau hinunter und dekorierte sich gekonnt und malerisch auf dem Asphalt. Bevor er die Straße erreichte, war er natürlich längst ohnmächtig.

Parker hob den Oberkörper des Mannes an und untersuchte die Riß- und Schürfwunde an der Stirn, die übrigens nicht sonderlich gefährlich war. Dann zog er den jungen Mann hinüber zum parkenden Chrysler und setzte ihn ans Steuer. Nach einem kurzen Blick in das Handschuhfach des Wagens ging der Butler zurück zu seinem Monstrum.

Er entriegelte den Beifahrersitz, kippte den Sitz nach hinten und hatte vor sich einen fast quadratischen Behälter, der mit technischen Spielereien aller Art wohlgefüllt war.

Josuah Parker entschied sich für eine Art Zahnpastatube, die er mit hinüber zum Chrysler nahm. Aus dieser Tube drückte er einige wenige Tropfen einer zähflüssigen Paste auf die Reifen. Dann ging er zurück, verstaute die Tube und fuhr davon.

Die mit der Paste behandelten Reifen lösten sich inzwischen langsam auf. Dort, wo der Butler die Tröpfchen angebracht hatte, fraß sich eine Intensivsäure durch die Reifenwände und zerstörte gründlich die Pneus.

Wenn der junge Mann wieder zu sich kam, was bestimmt nicht lange dauerte, mußte er sich zumindest um ein Taxi kümmern.

*

„Sie sehen Gespenster“, sagte Mike Rander eine gute halbe Stunde später, nachdem der Butler seine Erlebnisse erzählt hatte. „Sind Sie überhaupt sicher, daß dieser junge Mann auf Sie hatte schießen wollen?“

„Dieser 38er, Sir, dürfte Beweis genug sein.“ Parker präsentierte die Waffe, die er natürlich mitgenommen hatte.

„Okay! — Irgendein Ganove, der sich an Ihnen rächen wollte, Parker. Leider passiert das ja immer wieder.“

„Immerhin wurde ich von besagtem Chrysler verfolgt, Sir, nachdem ich meinerseits die junge Dame beobachtet hatte.“

„Wie dem auch sei, Parker, vergessen Sie diesen Zwischenfall! An weiteren Kriminalfällen bin ich nun wirklich nicht mehr interessiert.“ Rander saß hinter seinem Arbeitstisch im Studio der geräumigen und komfortablen Dachgartenwohnung. „Und was Ihren Kollegen Lamelle angeht, so wird er sich schon melden. Habe ich nicht gerade gesagt, daß Sie Gespenster sehen?“

„Sehr wohl, Sir.“ Parkers Gesicht war womöglich noch ausdrucksloser als sonst.

„Nun seien Sie nicht gleich beleidigt“, meinte Rander lächelnd. „Weswegen wollte Lamelle Sie denn sprechen?“