Parker stößt den Boss vom Thron - Günter Dönges - E-Book

Parker stößt den Boss vom Thron E-Book

Günter Dönges

0,0

Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Tag zu wünschen«, sagte Parker, verneigte sich höflich und ließ die Besucher eintreten. Zielstrebig steuerten Anwalt Mike Rander und seine attraktive Begleiterin Kathy Porter die weitläufige Wohnhalle an, wo sie Lady Simpson beim Frühstück vermuteten. Doch unvermittelt blieben beide wie angewurzelt stehen. »Das klingt ja, als wollte jemand das ganze Obergeschoß abreißen«, meinte Rander und blickte besorgt zur Decke. »Haben Sie etwa Handwerker im Haus, Parker?« »Keineswegs und mitnichten, Sir«, entgegnete der Butler. »Die fraglichen Geräusche dürften in ursächlichem Zusammenhang mit Myladys Fitneßübungen stehen.« »Klingt ja fast beängstigend«, meinte Kathy Porter und zog instinktiv den Kopf ein. »Es handelt sich sozusagen um das Finale, Miß Porter«, teilte Parker mit. »Mylady lockert sich beim Seilhüpfen.« Wenig später zeigte sich, daß der Butler mit den Gewohnheiten seiner Herrin bestens vertraut war. Puterrot im Gesicht, aber bei strahlender Laune, erschien Agatha Simpson auf der Galerie und winkte dem jungen Paar huldvoll zu. Sie war eine majestätische Erscheinung von beeindruckender Körperfülle und mit ausgeprägtem Selbstbewußtsein. Die Sechzig hatte sie mit Sicherheit überschritten. Immens vermögend, konnte Lady Agatha sich jeden Luxus leisten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 107

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Butler Parker – 263 –

Parker stößt den Boss vom Thron

Unveröffentlichter Roman

Günter Dönges

»Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Tag zu wünschen«, sagte Parker, verneigte sich höflich und ließ die Besucher eintreten.

Zielstrebig steuerten Anwalt Mike Rander und seine attraktive Begleiterin Kathy Porter die weitläufige Wohnhalle an, wo sie Lady Simpson beim Frühstück vermuteten. Doch unvermittelt blieben beide wie angewurzelt stehen.

»Das klingt ja, als wollte jemand das ganze Obergeschoß abreißen«, meinte Rander und blickte besorgt zur Decke. »Haben Sie etwa Handwerker im Haus, Parker?«

»Keineswegs und mitnichten, Sir«, entgegnete der Butler. »Die fraglichen Geräusche dürften in ursächlichem Zusammenhang mit Myladys Fitneßübungen stehen.«

»Klingt ja fast beängstigend«, meinte Kathy Porter und zog instinktiv den Kopf ein. »Es handelt sich sozusagen um das Finale, Miß Porter«, teilte Parker mit. »Mylady lockert sich beim Seilhüpfen.«

Wenig später zeigte sich, daß der Butler mit den Gewohnheiten seiner Herrin bestens vertraut war. Puterrot im Gesicht, aber bei strahlender Laune, erschien Agatha Simpson auf der Galerie und winkte dem jungen Paar huldvoll zu.

Sie war eine majestätische Erscheinung von beeindruckender Körperfülle und mit ausgeprägtem Selbstbewußtsein. Die Sechzig hatte sie mit Sicherheit überschritten. Immens vermögend, konnte Lady Agatha sich jeden Luxus leisten.

Dennoch wurde sie ständig von der Furcht geplagt, eines Tages mit leeren Händen dazustehen. Daher kam es, daß ihre Sparsamkeit ebenso stadtbekannt war wie ihr Reichtum. Nur wenn es um ihre Leidenschaft, die Kriminalistik, ging, war der resoluten Dame nichts zu teuer.

Sich selbst hielt sie für die Detektivin des Jahrhunderts. Daß sie ihre Erfolge ihrem Butler verdankte, der diskret die Fäden zog und nur selten von ihrer Seite wich, überspielte Mylady glänzend. Vielleicht merkt sie es nicht mal...

Von ihrer Neigung, sich mit dem Pathos einer Bühnenheroine in Szene zu setzen, ließ Agatha Simpson auch nach dem schweißtreibenden Fitneßprogramm nicht ab. Ein Handtuch, dekorativ über die Schulter geworfen, kam sie in ihrem stahlblauen Trainingsanzug, einer Sonderanfertigung, die geschwungene Freitreppe herab.

»Vielleicht sollten Sie Ihre Übungen etwas vorsichtiger dosieren, Mylady«, bemerkte die attraktive Kathy. Die geröteten Gesichtszüge der älteren Dame schienen sie bedenklich zu stimmen.

»Unsinn, Kindchen«, gab die Detektivin zurück und ließ sich ächzend ins Sofa fallen. »Nur wer sich ständig Höchstleistungen abverlangt, bleibt auch in reiferen Jahren elastisch.«

»Aber bei Ihren ständigen Auseinandersetzungen mit der Unterwelt verschaffen Sie sich doch Bewegung genug, Mylady«, äußerte der Anwalt, während Parker die Kristallkaraffe mit dem Sherry holte.

»Das stimmt, mein lieber Junge«, räumte die Hausherrin zögernd ein. »Aber...«

»...im Moment ist die Szene auf Tauchstation gegangen«, vollendete Rander den Satz.

»So ist es«, gestand die passionierte Detektivin betrübt. »Hoffentlich habe ich die Unterwelt nicht derart eingeschüchtert, daß sie nichts mehr von sich hören läßt.«

»Das wäre nicht auszudenken!« rief die hübsche Kathy in gespieltem Entsetzen und tauschte mit ihrem Begleiter einen amüsierten Blick.

»Bis zum nächsten Einsatz halte ich mich mit Trockenübungen auf Trab, Kindchen«, verriet Agatha Simpson und leerte das Sherryglas.

»Möglicherweise können Sie ja bald wieder aktiv werden, Mylady«, meinte der Anwalt. »Allerdings bin ich nicht sicher, ob in der Sache, von der ich gehört habe, überhaupt etwas zu machen ist.«

»Bis jetzt habe ich noch jeden Fall gelöst, mein lieber Junge«, warf Mylady sich postwendend in die ohnehin ausladende Brust. »Der Gangster, der mir gewachsen ist, muß erst noch geboren werden.«

»Darin liegt nicht das Problem, Mylady«, erwiderte Rander. »Die Polizei ist ja auch schon tätig geworden. Aber sie hat die Ermittlungen wieder eingestellt und sich für unzuständig erklärt.«

»Unzuständig!« wiederholte die Detektivin in verächtlichem Ton. »Damit will sie doch nur verschleiern, daß sie unfähig sind.«

»Eine Feststellung, der man nicht unbedingt widersprechen möchte, Mylady«, schaltete Parker sich ein. »Dennoch dürfte es von gewissem Interesse sein zu hören, wo Mister Rander das Problem des Falles sieht.«

»Die Schwierigkeiten liegen auf juristischem Gebiet«, erläuterte der Anwalt. »Konkret gesagt geht es um eine Jugendsekte, die ihre Mitglieder vermutlich mit kriminellen Methoden unterdrückt und ausbeutet.«

»Wo soll denn da die Schwierigkeit sein, mein Junge?« fuhr die Detektivin ungeduldig dazwischen. »Ich werde die Lümmels schon überführen. Und die Polizei wird sich grün ärgern.«

»Leider sind die Mitglieder der Sekte zwar junge Leute, aber ausnahmslos volljährig«, gab Rander zu bedenken. »Und wenn die behaupten, freiwillig dort zu sein, kann man den Drahtziehern schwer am Fell flicken. Jedenfalls bewegt man sich ständig am Rand der Legalität.«

»Das ist meine Spezialität«, machte die resolute Dame umgehend deutlich. »Wenn ich mich mit den kleinlichen Bedenken herumschlagen würde, die die Polizei als Entschuldigung vorschiebt, müßte ich mich auch für unzuständig erklären.«

»Eine Feststellung, die man nur mit Nachdruck unterstreichen kann, Mylady«, bemerkte der Butler und wandte sich gleich darauf an den Anwalt. »Darf man im übrigen hoffen, von Ihnen Einzelheiten des erwähnten Falles zu erfahren, Sir?«

»Es geht um die Tochter meines Tennisfreundes Arthur Scott«, kam Rander dem höflich geäußerten Verlangen nach. »Jennifer ist neunzehn und seit etwa zwei Monaten in einem Heim der sogenannten Nirwana-Sekte. Mit ihren Eltern steht sie nur noch in brieflichem Kontakt und verlangt von Ihnen einen Scheck nach dem anderen.«

»Das Mädchen wird natürlich für Kost und Logis zahlen müssen«, wandte Lady Simpson ein. »Und wenn sie keine eigenen Einkünfte hat...«

»Die Summen, die Jennifer anfordert, würden für eine Suite im Luxushotel reichen, Mylady«, erwiderte der Anwalt. »In Wahrheit scheint die Unterbringung aber mehr als bescheiden zu sein.«

»Immer diese Störungen!« beklagte sich Mylady lautstark, als die Haustürglocke läutete.

»Man wird nachsehen, wer Einlaß begehrt«, bot Parker an, verneigte sich knapp und lenkte würdevoll seine Schritte in Richtung verglastem Vorflur.

*

Der Besucher, den Parker mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßte, war fünfundfünfzig Jahre alt und untersetzt. Sein Gesicht, das wegen der vorstehenden Basedow-Augen an eine gereizte Bulldogge denken ließ, war leicht gerötet, wirkte aber ungewöhnlich entspannt.

»Hoffentlich störe ich Mylady nicht beim Frühstück, Mister Parker?« vergewisserte sich Chief-Superintendent McWarden, während der Butler ihm Hut und Mantel abnahm.

»Mitnichten, Sir«, gab Parker Auskunft und wies dem Yard-Beamten den Weg in die Wohnhalle.

In Fachkreisen galt McWarden als außerordentlich fähiger Kriminalist. Er war direkt dem Innenminister verantwortlich und leitete eine Sondereinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens.

Dennoch wußte er das ausgewogene Urteil des Butlers zu schätzen, wenn seine Ermittlungen sich wieder mal festgefahren hatten. Dafür ertrug er mit mehr oder weniger Fassung die boshaften Sticheleien der Hausherrin, die in seiner Gegenwart erst recht nicht mit ihrer Meinung über die britische Polizei hinterm Berg hielt.

»Oh, Mister McWarden!« entfuhr es der älteren Dame, als sie den Gast eintreten sah. »Das ist aber eine Überraschung.«

»Hoffentlich keine unangenehme, Mylady«, erwiderte der Chief-Superintendent und beugte sich galant über die Rechte, die Agatha Simpson ihm zum Handkuß entgegenhielt.

»Nun, Sie wissen ja, daß meine Gastfreundschaft keine Grenzen kennt, mein Lieber«, gab Mylady ausweichend zur Antwort. »Fühlen sie sich wie zu Hause.«

Trotzdem bedachte sie den Butler mit einem giftigen Blick, als er dem häufigen Gast wieder von dem alten Sherry einschenkte.

»Keine Sorge, ich bin nicht im Dienst, Mylady«, sagte McWarden, der den Blick aufgefangen hatte. »Ich habe mir ein paar Tage freigenommen.«

»Schön für Sie, daß Sie sich so was leisten können, McWarden«, bemerkte Agatha Simpson spitz.

»Warum spannen Sie nicht auch mal aus, Mylady?« fragte der Besucher.

»Unmöglich,« erklärte die passionierte Detektivin.

»Soll das heißen, daß Sie schon wieder in Ermittlungen stecken, Mylady?« hakte der Mann vom Yard sofort nach.

»Ich? Wieso?« Agatha Simpson hatte sichtlich Mühe, unbefangen zu erscheinen.

»Ich dachte nur, Mylady«, antwortete McWarden und nippte an seinem Glas. »Wie Sie hier mit Miß Porter und Mister Rander sitzen, sieht es fast nach einer Einsatzbesprechung aus.«

»Papperlapapp«, widersprach Lady Agatha. »Sie wissen doch selbst, daß in der Szene augenblicklich Flaute herrscht.«

»Stimmt«, bestätigte der Gast. »Nur...«

»... nur ...?« schnappte Mylady sofort zu.

»Ich zerbreche mir den Kopf über eine Sache, in der wir die Ermittlungen allerdings schon eingestellt haben«, tat der Chief-Superintendent kund.

»Was sie nicht sagen«, reagierte Mylady mit spöttischem Unterton. »Der Fall war wohl etwas kompliziert?«

»So kann man es auch sehen«, gab der Beamte pikiert zurück. »Jedenfalls kommen wir nicht weiter, weil die mutmaßlichen Opfer alle volljährig sind und sich scheinbar nicht als Opfer fühlen.«

»Eine interessante Andeutung, die der näheren Erläuterung bedarf, falls der Hinweis genehm ist, Sir«, ließ Parker sich aus dem Hintergrund vernehmen.

»Natürlich spricht er von der Alabama-Sekte, Mister Parker«, rutschte es der Detektivin heraus. Am liebsten hätte sie den Satz wieder verschluckt, aber McWardens Aufmerksamkeit war schon geweckt.

»Sie kennen den Fall, Mylady?« erkundigte er sich überrascht. »Also ermitteln Sie doch?«

»Papperlapapp«, gab die Hausherrin unwirsch zurück. »Von der Alabama-Sekte habe ich in der Zeitung gelesen.«

»Sie heißt übrigens Nirwana-Sekte, aber mit Sicherheit meinen wir dasselbe, Mylady«, korrigierte der Gast.

»So wie ich es gesagt habe, stand es jedenfalls in der Zeitung, Mister McWarden«, beharrte Agatha Simpson. »Vielleicht war es ein Druckfehler.«

»Kann sein, Mylady«, antwortete der Chief-Superintendent, der sich vorgenommen hatte, jedem Zwist aus dem Weg zu gehen. »Aber wenn die Leute nicht wollen, daß wir ihnen helfen...«

»Wie sind Sie denn auf die Sekte aufmerksam geworden, Mister McWarden?« wollte Kathy Porter wissen.

»Verzweifelte Eltern haben uns angesprochen, Miß Porter«, teilte der Besucher mit. »Sie sind alle davon überzeugt, daß Ihre Kinder in diversen Heimen der Sekte gewaltsam festgehalten und zum Schreiben der Bettelbriefe gezwungen werden.«

»Hat man richtig vernommen, daß Sie von diversen Heimen zu sprechen geruhten, Sir?« schaltete Parker sich erneut ein.

»Stimmt, Mister Parker«, bestätigte McWarden. »Bisher wissen wir von fünf Heimen, die in ländlichen Gebieten im weiteren Umkreis von London liegen. Vermutlich werden sie zentral verwaltet, aber wo diese Zentrale liegt, haben wir nicht herausfinden können.«

»Das überrascht mich nicht im geringsten, mein lieber McWarden«, warf die Detektivin ein.

Wie soll ich das verstehen, Mylady?« Der Chief-Superintendent bemühte sich sichtlich um Gelassenheit, aber die gewundene Ader an seiner Schläfe pochte bereits.

»Oft habe ich schon erklärt, daß es die falsche Taktik ist, hinter dem Schreibtisch zu sitzen und staubige Akten zu lesen«, ließ die ältere Dame ihren Vorurteilen freien Lauf. »Wenn Sie sich an mir ein Beispiel nehmen würden, statt immer nur darauf zu warten, daß ich die Kastanien aus dem Feuer hole ...«

»Sie scheinen nur wenig Ahnung von den Arbeitsmethoden der Polizei zu haben, Mylady«, reagierte McWarden gereizt, »Es ist einfach nicht wahr, daß...«

»Und jetzt wollen Sie mich auch noch als Lügnerin hinstellen?« fiel ihm die Hausherrin ins Wort. »Ist das der Dank für meine Gastfreundschaft?«

»Aber Mylady«, versuchte der Yard-Beamte, sie zu besänftigen, obwohl er selbst kurz davor stand, die Fassung zu verlieren. »Ich wollte doch nur...«

»Ich weiß schon, was Sie wollten, mein Lieber«, unterbrach Lady Agatha. »Mich um Hilfe bitten, stimmt’s?«

»An dieser Sache dürften auch sie sich die Zähne ausbeißen, Mylady«, gab der Chief-Superintendent zurück. Sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer vollreifen Tomate angenommen. »Also lassen sie am besten die Finger davon.«

»Ich wünsche, keine Vorschriften über das, was ich zu tun und zu lassen habe«, erwiderte die resolute Dame. »Und ich werde die Alabama-Sekte als kriminelle Organisation entlarven. Wetten?«

»Ich wette nicht, Mylady«, meinte der Besucher und zerrte nervös an seiner Krawatte. Schließlich erhob er sich und verabschiedete sich kurz.

»Meine Wenigkeit entnahm Ihren Äußerungen, daß es bei der Nirwana-Sekte üblich ist, Bettelbriefe zu schreiben, Sir«, kam Parker noch mal auf den Fall zu sprechen, als er dem Chief-Superintendent in der Diele in den Mantel half.

»Stimmt, Mister Parker«, bestätigte der professionelle Ganovenjäger. »Das scheint zu den Pflichten der Sektenmitglieder zu gehören. Und die jungen Leute sind alles andere als bescheiden.«

»Darf man möglicherweise noch erfahren, wer die Empfänger der erwähnten Bettelbriefe sind, Sir?«

»Fast immer die Eltern oder nahe Verwandte, Mister Parker«, gab McWarden Auskunft. »Und es scheinen ganz anständige Summen zusammenzukommen, denn die Sekte rekrutiert sich ausschließlich aus Sprößlingen wohlhabender Familien.«

»Man dankt für die erhellende Auskunft und erlaubt sich, noch einen möglichst angenehmen Tag zu wünschen, Sir«, sagte der Butler, während er den Besucher hinausließ.

»Danke gleichfalls, Mister Parker«, erwiderte McWarden, dessen Pulsfrequenz sich allmählich wieder normalisierte. »Außerdem wünsche ich Ihnen, daß sie bei der Nirwana-Sekte mehr Erfolg als meine Leute haben.«

*

Parkers hochbeiniges Monstrum rollte mit gleichmäßig summender Maschine über die Autobahn 1. Sein Ziel war das Städtchen Walkern im Norden von London, wo die neunzehnjährige Jennifer Scott in einem Heim der Nirwana-Sekte lebte.

Mike Rander hatte am Tag vorher noch den Vater des Mädchens angerufen, um nähere Einzelheiten zu erfahren. Dabei hatte Arthur Scott, ein erfolgreicher Werbemanager, sofort zugestimmt, als der Anwalt ihm vorschlug, Lady Simpson mit den Ermittlungen zu beauftragen.

Insgesamt hatte Jennifer Scott in den zwei Monaten, seit sie ihr Elternhaus verlassen hatte, 5000 Pfund erbeten und auch erhalten. Angeblich brauchte sie das Geld, um ihren Unterhalt bestreiten und Kleidung kaufen zu können.

Einmal hatten Arthur Scott und seine Ehefrau Gladys auch das Heim in der Nähe von Walkern aufgesucht, um mit dem Mädchen zu sprechen. Allerdings waren sie schon am Tor barsch abgewiesen worden.