Parker und die grünen Witwen - Günter Dönges - E-Book

Parker und die grünen Witwen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lächelnd und freundlich begrüßte sie ihren Mörder. Sie bat ihn einzutreten und entschuldigte sich wegen ihrer etwas nachlässigen Kleidung. Maud Hellers trug einen leichten, durchknöpfbaren Nylonkittel, der über der Brust ungewollt weit geöffnet war. Als sie vor ihrem Mörder hinüber in die Küche ging, zeichneten ihre Beine sich wie Schattenrisse gegen den leichten Stoff ab. Sie bot ihm wie selbstverständlich eine Tasse Kaffee an und fragte dann ohne Ungeduld, was sie für ihn tun könnte. Sie ahnte nicht, daß sie bereits jeden Wunsch im vorhinein erfüllt hatte. Sie war da, und sie allein wollte der Mörder haben! »Nehmen Sie doch Platz«, meinte sie. »Und hier wäre der Kaffee. Er ist noch heiß.« Sie wandte sich ab und drehte ihrem Gast den Rücken zu. Der Mörder stand auf und trat hinter sie ... »Nun, Parker, Sie machen ja einen erstaunlich aufgeräumten Eindruck«, sagte Mike Rander und nickte seinem Butler zu, der das Frühstück servierte. »Sehr wohl, Sir«, gab Parker steif und würdevoll zurück. »Ich war so frei, mir bereits zur frühen Morgenstunde die Schönheiten der erwachenden Natur zu Gemüte zu führen.« »Hier in Chikago?« Rander verzog skeptisch den Mund.

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Butler Parker – 169 –

Parker und die grünen Witwen

Günter Dönges

Lächelnd und freundlich begrüßte sie ihren Mörder.

Sie bat ihn einzutreten und entschuldigte sich wegen ihrer etwas nachlässigen Kleidung. Maud Hellers trug einen leichten, durchknöpfbaren Nylonkittel, der über der Brust ungewollt weit geöffnet war. Als sie vor ihrem Mörder hinüber in die Küche ging, zeichneten ihre Beine sich wie Schattenrisse gegen den leichten Stoff ab.

Sie bot ihm wie selbstverständlich eine Tasse Kaffee an und fragte dann ohne Ungeduld, was sie für ihn tun könnte. Sie ahnte nicht, daß sie bereits jeden Wunsch im vorhinein erfüllt hatte. Sie war da, und sie allein wollte der Mörder haben!

»Nehmen Sie doch Platz«, meinte sie. »Und hier wäre der Kaffee. Er ist noch heiß.«

Sie wandte sich ab und drehte ihrem Gast den Rücken zu.

Der Mörder stand auf und trat hinter sie ...

*

»Nun, Parker, Sie machen ja einen erstaunlich aufgeräumten Eindruck«, sagte Mike Rander und nickte seinem Butler zu, der das Frühstück servierte.

»Sehr wohl, Sir«, gab Parker steif und würdevoll zurück. »Ich war so frei, mir bereits zur frühen Morgenstunde die Schönheiten der erwachenden Natur zu Gemüte zu führen.«

»Hier in Chikago?« Rander verzog skeptisch den Mund.

»Auch eine Millionenstadt wie Chikago hat durchaus Reize anzubieten, Sir.«

»Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Sie sich die Blumen im Lincoln-Park angesehen haben.«

»Eigentlich weniger, Sir. Mehr die Blumen auf Biergläsern.«

»Sie waren schon in einer Kneipe?« Rander grinste ironisch. »Ich muß schon sagen, Parker, Sie scheinen einen recht seltsamen Geschmack zu entwickeln. Blumen auf Biergläsern. Es ist doch nicht zu glauben!«

»Die gerade angesprochenen Blumen befanden sich auf Biergläsern, die ein gewisser Mister Mel Handerson zu füllen pflegt, Sir.«

»Lassen Sie schon die Katze aus dem Sack, Parker!« Rander nahm einen Schluck Kaffee zu sich und kümmerte sich um den frischen, knusprigen Toast, den Parker mit Landbutter, leicht gesalzen übrigens, serviert hatte.

»Besagter Mister Mel Handerson, Sir, hatte meine bescheidene Wenigkeit förmlich beschworen, ihm einen Besuch abzustatten.«

Rander schob den Teller samt dem Toast energisch zurück. Er sah seinen Butler fast strafend an.

»Wir wollen eines klarstellen«, sagte er dann kühl. »Es wird Ihnen diesmal nicht gelingen, mich für einen Kriminalfall zu interessieren. Ausgeschlossen! Versuchen Sie’s also erst gar nicht!«

»Wie Sie meinen, Sir.«

»Wer ist überhaupt Mel Handerson?« fragte Rander gegen seinen Willen, um sich sofort wegen dieser Frage zu ärgern. Er spürte, daß er sehr vorsichtig sein mußte, wenn er sich von seinem Butler nicht hereinlegen lassen wollte.

»Mister Mel Handerson, fünfundvierzig Jahre alt, insgesamt sechs Jahre Gefängnis, verteilt allerdings auf drei Zeitabschnitte, vorbestraft wegen Diebstahl, Unterschlagung und Körperverletzung. Zur Zeit verheiratet mit Joan, einer knapp dreißigjährigen, recht attraktiven Frau. Mister Mel Handerson betreibt eine Bierbar und scheint den sprichwörtlichen Pfad der Tugend auf keinen Fall mehr verlassen zu wollen.«

»Sehr erschöpfend. Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, daß Sie sehr eigenartige Bekannte und Freunde besitzen, Parker.«

»Mister Mel Handerson wurde von Ihnen, Sir, vor etwa anderthalb Jahren verteidigt. Es kam zu einem Freispruch wegen erwiesener Unschuld. Die Anklage hatte Mister Mel Handerson vorgeworfen, er habe sich an einem Bankraub beteiligt.«

»Richtig, jetzt erinnere ich mich. Und dieser Mister Mel Handerson, um bei Ihrer Umschreibung zu bleiben, hat jetzt Kummer ...?«

»Sehr wohl, Sir. Ehemalige Freunde versuchen Mister Handerson unter Druck zu setzen. Sie möchten ihn dazu bringen, ihnen seine Fähigkeiten zu leihen.«

»Wobei soll er denn mitmachen?«

»Dies, Sir, hängt mit seinen speziellen Kenntnissen zusammen, auf die die einschlägigen Behörden bisher noch nicht aufmerksam wurden.«

»Worin bestehen diese Fähigkeiten, Parker? Glauben Sie jetzt nur ja nicht, Sie hätten mich bereits für einen Fall interessiert! Ich frage nur rein rhetorisch.«

»Mister Mel Handerson soll ungewöhnlich geschickt sein, was Tresore und Safes angeht, Sir.«

»Warum wendet er sich nicht an die Polizei?«

»Dies, Sir, würde Mister Handerson zweifelsfrei tun, falls es da nicht gewisse Hindernisse gäbe.«

»Wie sehen die aus, Parker?«

»Es handelt sich um die recht attraktive Frau Mister Handersons, Sir. Man hat damit gedroht, sie umzubringen, falls Mister Handerson sich den unmoralischen Wünschen seiner früheren Freunde nicht geneigt zeigt.«

*

»Das ist der dritte Fall in anderthalb Wochen.«

Lieutenant Madford, klein, schmal, drahtig und cholerisch wie ein Südfranzose, blitzte seinen schrankgroßen Mitarbeiter gereizt an. Sergeant McLean, an einen freundlichen Grizzlybären erinnernd, beschränkte sich auf ein zustimmendes Kopfnicken.

»In allen drei Fällen Tod durch Erdrosseln«, redete Madford weiter.

»Und in allen drei Fällen ›grüne Witwen‹, Sir!« McLean sah auf die Tote hinunter, die vor dem Elektroherd in der gutausgestatteten Küche lag.

»Was soll das ›grüne Witwen‹?« Madford sah seinen engsten Mitarbeiter auffordernd an.

»So nennt man verheiratete Frauen in Randsiedlungen großer Städte, die tagsüber allein sind, weil ihre Männer irgendwo in der Stadt arbeiten und erst spät abends nach Hause kommen.«

»Natürlich ... Weiß ich doch! Glauben Sie etwa, ich würde keine Zeitungen lesen?«

Sergeant McLean hütete sich, darauf zu antworten. Er wollte seinen gereizten Chef nicht noch mehr herausfordern. Er beschränkte sich darauf, die Arbeit der übrigen Mitglieder der Mordkommission zu verfolgen.

»Keine Kampfspuren«, stellte Madford gereizt fest. »In allen drei Fällen scheinen die Opfer ihrem Mörder vertraut zu haben. Was haben Sie bisher in der Nachbarschaft herausgefunden, McLean?«

»Eine Nachbarin der Toten erinnert sich an einen grauen Ford, der hier vor dem Haus stand. Sie will auch einen mittelgroßen Mann gesehen haben, der einen kleinen Weidenkorb getragen hat!«

»Einen was?«

»Einen Korb aus Weidengeflecht, Sir!«

»Unsinn!« Madford wandte sich ab und zündete sich eine der schwarzen Zigaretten an, die er grundsätzlich nur zu rauchen pflegte. »Ein Korb aus Weidengeflecht... Können Sie sich daraus einen Vers machen?«

»Nein, Sir.«

»Natürlich, war ja auch nicht anders zu erwarten. Wann haben Sie sich schon mal einen Vers auf irgendeine Sache gemacht, McLean? Denken Sie überhaupt?«

McLean kannte die Anspielungen seines Vorgesetzten, mit dem er übrigens ausgezeichnet harmonierte. Er überhörte Anspielungen dieser Art. Sie prallten einfach an ihm ab, worüber Madford sich dann prompt ärgerte.

»Ich habe an Butler Parker gedacht«, sagte McLean harmlos. Er wußte aber im gleichen Moment, daß Madford wie eine Mittelstreckenrakete hochgehen würde. Der Name Parker allein war für Madford mehr als das rote Tuch für einen Stier.

»Parker?« Madford funkelte seinen Sergeanten cholerisch an. »Sie glauben wohl, daß wir ohne diesen Wunderknaben den Fall nicht lösen werden, wie?«

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Aber gedacht haben Sie’s ... Ich will Ihnen mal was sagen, von dieser Geschichte hier wird er nichts erfahren, ist das klar? Und ich reiße Ihnen den Kopf ab, wenn Sie mit ihm reden! Ist das auch klar?«

»Wie ich Mister Parker einschätze, Chef, wird er längst hellhörig geworden sein.«

»Selbst wenn! Falls er sich einmischen will, wird er mich endlich mal von einer anderen Seite kennenlernen!«.

»Klar, Chef!«

»Grinsen Sie nicht, McLean!« Madford drehte sich um und ging mit schnellen, nervösen Schritten aus der Küche. McLean sah seinem Chef feixend nach.

*

»Sie müssen sich irren, Mister Parker, ich habe mit Ihnen nie über irgendwelche Schwierigkeiten gesprochen.«

Mel Handerson schüttelte sehr nachdrücklich den Kopf und mimte erfolglos den Unwissenden.

»Hat man Sie inzwischen noch weiter unter Druck gesetzt?« fragte der Butler.

»Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie eigentlich reden.«

»Hören Sie, Handerson«, schaltete Mike Rander sich ein. »Ich kann verstehen, daß Sie vor Angst nicht wissen, was Sie tun sollen, aber ohne Offenheit oder ohne einen Tip können Parker und ich Ihnen nicht helfen.«

»Ihr Butler muß mich verwechseln.« Handerson zog ein unglückliches Gesicht und sah sich in seiner nett eingerichteten Bierbar verstohlen und ängstlich zugleich um.

Seine Bierbar war in der Art einer Scheunentenne eingerichtet. Wagenräder, Pferdegeschirr und Utensilien von alten Kutschen und Kaleschen schufen einen rustikal einfachen Eindruck. Selbst um diese Morgenstunde – es war gerade zehn Uhr – war seine Bierbar bereits gut besucht.

Sein Publikum bestand aus berufsmäßigen Trinkern, die ihren Alkoholpegel im Blut auffüllten, aus kleinen Geschäftsleuten, die sich schnell einmal mit Freunden unterhalten wollten, und schließlich aus Reisenden und Angestellten, die die Zeit zwischen zwei Terminen ausfüllen mußten.

»Wir brauchen nur einen einzigen Namen«, sagte Rander eindringlich. »Wer setzt Sie unter Druck, Handerson?«

»Wünschen Sie noch ein Bier?« wich Handerson aus. Er wirkte ungemein verlegen und ängstlich zugleich.

»Okay, Handerson, überlegen Sie sich den Fall!« Rander sah ein, daß hier im Augenblick nichts zu machen war. »Rufen Sie uns an, wenn Sie es sich anders überlegt haben. Aber manchen Sie nicht den Fehler, aus Angst bei einem krummen Ding mitzumachen. Das zahlt sich niemals aus!«

Rander wollte zusammen mit seinem Butler gehen, doch als er sich nach Parker umwandte, war der Butler nicht mehr zu sehen. Er hatte die Zwischenzeit genutzt, gewisse Dinge bereits in Angriff zu nehmen.

*

Der Mörder saß auf einer Bank im kleinen Park und genoß die Sonne.

Jetzt, nach der Tat, fühlte er sich entspannt. Der Gedanke an das Unrecht, das er getan hatte, war in ihm überhaupt nicht vorhanden. Genau das Gegenteil war der Fall. Der Mörder war sicher, etwas für die menschliche Gesellschaft geleistet zu haben ...

Er sah hinüber in die Straße, die zu beiden Seiten mit gleichförmig aussehenden Reihenhäusern bebaut war. Es handelte sich um Bungalows der mittleren Preisklasse. Vor vielen Garagenauffahrten und Häusern standen kleine Zweitwagen, VWs, italienische Autos und Limousinen amerikanischer Firmen.

Es war etwa 10.30 Uhr, als der Mörder aufstand, sich in seinen grauen Ford setzte, der in der Nähe parkte, und dann in diese Straße hineinfuhr.

Sein Ziel war ihm bekannt Er brauchte sich nur an die Hausnummern zu halten, die es überhaupt ermöglichten, ein Haus vom anderen zu unterscheiden.

Vor dem Bungalow Nr. 236 hielt er den Ford an, griff nach einem kleinen geschlossenen Weidenkorb auf dem Rücksitz und stieg aus.

Mrs. Link öffnete ihm die Tür.

Sie war etwas über mittelgroß, wirkte leicht mollig und hatte ein freundliches Gesicht. Sie trug Lockenwickler und öffnete die Tür nur spaltbreit.

Der Mörder lächelte freundlich und überzeugend.

Er öffnete den Deckel des Weidenkorbs und sagte dazu kein Wort.

Die mollige Mrs. Paula Link gab ihr Mißtrauen sofort auf. Sie lächelte den Mörder strahlend an und hakte die Sicherheitskette aus.

»Aber kommen Sie doch herein«, meinte sie zu dem Mann. »Ich dachte schon, Sie würden nicht mehr kommen.«

Der Mörder betrat die kleine Diele und folgte seinem Opfer, das ahnungslos vorausging und nur darauf zu warten schien, umgebracht zu werden ...

*

»Sie ahnen nicht, wie unendlich ich es bedaure, Ihnen Ungelegenheiten bereitet zu haben«, sagte Parker, lüftete höflich seine schwarze Melone und richtete den schlanken, mittelgroßen Mann auf, der aus der Telefonzelle kam.

»Schon gut«, sagte der Mann verlegen.

»Ihr Jackett, Sir!« Parker war der fleischgewordene Butler, als er die fast unsichtbaren Stäubchen von den Revers des Jacketts ab wedelte.

»Ja, danke ... schon gut. Wirklich!« Der schlanke Mann, der etwa dreißig Jahre alt sein mochte, löste sich hastig von Josuah Parker, ging zurück zum Tresen und widmete sich wieder seinem Bier.

Parker betrat nun die Telefonzelle und sah interessiert auf seine rechte Hand, in der sich jetzt zufälligerweise eine Brieftasche befand, die ihm offensichtlich nicht gehörte.

Als korrekter Finder prüfte er nach, wem diese Brieftasche wohl gehörte. Dazu sah er sich gezwungen, sie zu öffnen und den Inhalt kurz zu studieren. Diese Arbeit nahm etwa anderthalb Minuten in Anspruch. »Ihre Brieftasche, Sir?«

Parker stand hinter dem schlanken Mann, der zusammenzuckte, sich dann leicht umdrehte und schließlich fast bestürzt auf seine Brieftasche in Parkers Hand schaute.

»Sie müssen Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Telefonzelle verloren haben.«

Der Mann war nun das, was Parker im Ton des Volksmundes bedient genannt hätte. Er griff nach seiner Brieftasche, warf Handerson einen Geldschein zu und hatte es sehr eilig, hinaus auf die Straße zu kommen.

Handerson benahm sich übrigens recht eigenartig.

Er sah dem davoneilenden schlanken Mann seinerseits bestürzt nach, schenkte dem Butler einen mehr als unsicheren Blick und beschäftigte sich anschließend mit seinen Biergläsern, die er auf Hochglanz polierte.

»Sie hatten wohl mal wieder Leim an Ihren Fingern, wie?« Rander, der die Szene mitbekommen hatte, schüttelte mißbilligend den Kopf.

»Ich habe die Brieftasche an den rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben, Sir.«

»Nachdem Sie sie ihm vorher wegstibitzt hatten, wie?«

»So etwas, Sir, würde ich mir niemals erlauben. Sie muß dem betreffenden Herrn entfallen sein, als ich mir erlaubte, sein Jackett etwas zu richten.«

»Na schön!« Rander wechselte sicherheitshalber das Thema. »Mit wem hatten wir’s denn zu tun?«

»Der Inhaber der Brieftasche, Sir, ist ein gewisser Hale Portner, der seinen Lebensunterhalt in einer Autolackiererei zu verdienen scheint.«

»Sie haben sich Name und Adresse dieser Lackiererei natürlich gemerkt, nicht wahr?«

»In der Tat, Sir. Sie können sich – wie immer – fest auf meine bescheidene Wenigkeit verlassen.«

»Wie beruhigend! Hören Sie, Handerson, kannten Sie den Gast, der es gerade so eilig hatte?«

»Nie gesehen«, sagte Handerson etwas zu schnell.

»Und wo hält Ihre Frau sich zur Zeit auf?«

»Zu Hause natürlich. Sie kommt erst gegen Nachmittag hierher ins Geschäft.«

»Wäre es nicht vielleicht richtig und angebracht, Mister Handerson, Ihre Frau in einen unbefristeten Urlaub zu schicken?« Parker kam mit diesem Vorschlag.

»Unsinn! Ich wüßte nicht, warum ich sie in Urlaub schicken sollte«, erwiderte Handerson fast scharf. Es war ganz offensichtlich, daß er unter starkem Druck stand und nicht mehr frei handeln konnte.

»Wir zahlen, Parker!« Rander nickte Handerson zu und verließ den Tresen. Josuah Parker griff in die stets bereite Kriegskasse und beglich die gemeinsame Rechnung. Dann folgte er seinem jungen Herrn hinaus auf die Straße.

»Und jetzt?« Rander sah Parker interessiert und aufmunternd an.

»Darf ich freudig unterstellen, Sir, daß Sie sich an diesem Fall zu beteiligen gedenken?«

»Das wissen Sie doch längst, Parker!« Rander lächelte matt. »Sie haben es wieder einmal geschafft. Aber das ist der letzte Kriminalfall, in den ich mich einschalten werde, klar?«

»Sehr wohl, Sir«, gab der Butler unbewegten Gesichts zurück. »Ich werde mir erlauben, mich zu gegebener Zeit an Ihre Erklärung zu erinnern!«

*

»Normalerweise kostet das Lackieren pro Wagen einhundertzwanzig Dollar«, sagte Matt Levell, ein massiger Fünfziger mit breitem Gesicht und kleinen, schlauen Augen. »Der genaue Preis hängt natürlich vom Modell ab. Dazu gehört Grundieren und Zweilackschicht. Was Besseres bekommen Sie in der ganzen Stadt nicht. Sagen Sie, haben wir uns nicht schon mal gesehen?«

Parker überhörte die Frage. Er deutete zum Fenster des kleinen Büros hinaus.

»Dort befindet sich mein Privatwagen. Wenn Sie ihn bitte mal einstufen würden?«

Matt Levell erhob sich und trat neben seinen Schreibtisch. Er sah hinunter in den Hof. Sein breites Gesicht wurde fast doppelt so breit, als er jetzt grinste.