Parker und die weichen Killer - Günter Dönges - E-Book

Parker und die weichen Killer E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ich habe das untrügliche Gefühl, von Ihnen ausgesprochen provoziert zu werden.« Josuah Parker sah mißbilligend auf den Revolverlauf, dessen Mündung auf seinen schwarzen Zweireiher gerichtet war. Der Butler schüttelte verweisend den Kopf. Der Mann, der den Revolver auf ihn richtete, grinste jetzt etwas verlegen. Er hatte wohl Entsetzen, Angst und Panik erwartet, auf keinen Fall aber diese barocke Ausdrucksweise, die ihn unsicher werden ließ. »Flossen hoch ...!« kommandierte der etwa dreißigjährige kompakte Mann und beging den taktischen Fehler, sich noch näher an den Butler heranzuschieben. »Ich hoffe doch nicht, daß Sie meiner bescheidenen Wenigkeit turnerische Übungen dieser Art zumuten?« Parkers Stimme wurde eisig. »Würden Sie mir freundlicherweise erklären, was diese Bedrohung bedeuten soll?« »Wer ... wer sind Sie?« erkundigte sich der Mann, dessen breites, grobes Gesicht Kraft und Brutalität verriet. »Wie kommen Sie hierher?« »Ich war so frei, meinen Privatwagen zu benutzen.« »Wer sind Sie? Verdammt, antworten Sie schon!« »Mein Name ist Parker, Josuah Parker«, erklärte der Butler höflich, aber nach wie vor eisig. »Darf ich jetzt Ihren Namen erfahren?«

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Leseprobe: Parker Steuert schnelle Flitzer

»Ich werde Ihnen jetzt mal zeigen, was man aus diesem Wagen herausholen kann«, sagte Agatha Simpson und trat näher an den Flitzer heran. »Helfen Sie mir ins Cockpit, junger Mann, ich gedenke einen neuen Rundenrekord aufzustellen!« »Aber Mylady, ich bitte Sie!« Rupert Warner starrte die ältere Dame erschrocken an und sah hilfesuchend zu Parker, dessen glattes, ausdrucksloses Gesicht keinerlei Regung zeigte. Warner schüttelte den Kopf und breitete bedauernd die Arme aus. Seit einigen Jahren betrieb er mit beachtlichem Erfolg seinen eigenen Rennstall in der Nähe von London und konstruierte Formel-Eins-Rennwagen, die bereits eine Reihe von Siegen eingefahren hatten. »Wirklich, Mylady, ich fürchte, das ist nur möglich, wenn wir die Verkleidung abmontieren.« »Dann tun Sie es«, verlangte die Lady kurzerhand. Josuah Parker nickte Warner freundlich zu. »Möglicherweise sollte man Myladys Vorschlag befolgen, Sir.« Nach einer halben Stunde war das Werk getan und Warners Konstruktionsehre gerettet. Agatha Simpson fand die richtigen Schalter und Hebel, die Maschine des schlanken Renners röhrte wütend auf... Aus den armdicken Auspuffrohren schlugen die Flammen. Mylady gelang es, die Kupplung zu betätigen und einen Gang einzulegen. Der Renner machte einen gewaltigen Satz nach vorn, schoß auf die Piste und verschwand um die erste Kurve, nicht ohne die Seitenbegrenzung zu überfahren und einige zur Sicherheit dort gestapelte Strohballen durch die Luft zu wirbeln. Während in der Ferne allmählich das Brüllen des Motors leiser wurde und auch das Krachen der von Mylady mißhandelten Kupplung kaum noch zu hören war, starrte Rupert Warner kopfschüttelnd auf die dicken, schwarzen Streifen, die von den Reifen stammten, und konnte es nicht fassen. Vor wenigen Tagen hatte er Mike Rander angerufen und um Hilfe gebeten, da es immer wieder zu unerklärlichen Pannen kam, die eindeutig auf Sabotage zurückzuführen waren. Warner hatte zusammen mit Mike Rander, Myladys Anwalt und Vermögens Verwalter, ein Jurastudium begonnen, es aber sehr rasch als zu trocken empfunden und sich dem Ingenieurberuf zugewandt.

Butler Parker – 167 –

Parker und die weichen Killer

Günter Dönges

»Ich habe das untrügliche Gefühl, von Ihnen ausgesprochen provoziert zu werden.«

Josuah Parker sah mißbilligend auf den Revolverlauf, dessen Mündung auf seinen schwarzen Zweireiher gerichtet war. Der Butler schüttelte verweisend den Kopf. Der Mann, der den Revolver auf ihn richtete, grinste jetzt etwas verlegen. Er hatte wohl Entsetzen, Angst und Panik erwartet, auf keinen Fall aber diese barocke Ausdrucksweise, die ihn unsicher werden ließ.

»Flossen hoch ...!« kommandierte der etwa dreißigjährige kompakte Mann und beging den taktischen Fehler, sich noch näher an den Butler heranzuschieben.

»Ich hoffe doch nicht, daß Sie meiner bescheidenen Wenigkeit turnerische Übungen dieser Art zumuten?« Parkers Stimme wurde eisig. »Würden Sie mir freundlicherweise erklären, was diese Bedrohung bedeuten soll?«

»Wer ... wer sind Sie?« erkundigte sich der Mann, dessen breites, grobes Gesicht Kraft und Brutalität verriet. »Wie kommen Sie hierher?«

»Ich war so frei, meinen Privatwagen zu benutzen.«

»Wer sind Sie? Verdammt, antworten Sie schon!«

»Mein Name ist Parker, Josuah Parker«, erklärte der Butler höflich, aber nach wie vor eisig. »Darf ich jetzt Ihren Namen erfahren?«

»Benny Witney«, antwortete der Kompakte prompt, um sich Sekunden danach fürchterlich zu ärgern. Er hatte sich überlisten lassen und seinen wirklichen Namen verraten, wie sich später herausstellen sollte!

»Nun, Mister Witney, ich bin keineswegs erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben ... Wenn Sie mir jetzt, bitte, den Weg freimachen wollen. Ich werde drüben im Haus erwartet.«

»Bei Crestings ...?«

»Ihr Wissensdurst übersteigt das erträgliche Maß«, tadelte Josuah Parker und hob seinen altväterlich gebundenen Regenschirm blitzschnell an.

Die Spitze des Regenschirms kam dabei in unglücklichen Kontakt mit dem Handgelenk des Mannes. Darauf verlor er seinen Revolver, der auf dem Boden landete.

Benny Witney war völlig verdutzt. Mit dieser blitzschnellen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er starrte zuerst auf den Revolver, dann auf Parkers Gesicht und schließlich wieder auf den Revolver. Als er die Tatsachen erfaßt und innerlich verarbeitet hatte, entschloß er sich zu einem konzentrierten Angriff. Er warf sich auf den Butler und ... flog ins Leere. Dort, wo Parker gerade noch gewesen war, befand er sich nicht mehr.

Der Butler hatte es vorgezogen, sich ein wenig zur Seite zu begeben.

»Verdammter Gauner«, hechelte Witney, als er sich abgebremst hatte und zu einem neuen Anlauf ansetzte, »ich nehm dich auseinander ...!«

Parker war peinlich berührt. Er schätzte keineswegs die rüde Sprache des Angreifers. Schon gar nicht Auseinandersetzungen auf physischem Gebiet.

»Sie sollten sich einer etwas feineren Sprache befleißigen«, tadelte Parker und legte den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms auf die Stirn des Angreifers.

Witney blieb wie angewurzelt stehen. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Dann schloß er fast nachdenklich die Augen und faltete sich zusammen. Bruchteile von Sekunden später lag er zufrieden und entspannt auf dem Boden und hatte den Butler vergessen.

Parker legte sich den Griff seines Schirms korrekt über den linken Unterarm und schritt vondannen. Er hielt auf den Landsitz zu, der breit und behäbig weit hinter den hohen Sträuchern und Büschen zu erkennen war. Er kam keineswegs unangemeldet. Ein anonymer Telefonanruf vor knapp einer halben Stunde hatte ihn veranlaßt, Mister Crestings aufzusuchen.

Parker blieb nicht auf dem asphaltierten Weg, der zum Haus führte. Sein Kontakt mit dem eigenwilligen Mister Witney hatte ihn gewarnt. Er mußte damit rechnen, daß sich in dem Landhaus dort drüben Dinge abspielten, die erst einer vorsichtigen Prüfung bedurften. Der Butler betrat also den weichen, kurzgeschnittenen Rasen und erreichte die Rückseite des Hauses. Hier blieb er hinter einem mannshohen Strauch stehen, und orientierte sich.

Die dreiflügelige Terrassentür stand weit offen. Stimmen und Zurufe waren zu hören. Für wenige Sekunden erschien hinter der Tür ein Mann, der einen hellen Sommeranzug trug.

Hatte er es mit Mister Crestings zu tun? Handelte es sich um seine Gäste? Oder um Besucher, die dort im Haus nichts zu suchen hatten? Parker hatte sich gerade entschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen, als er den Motor eines schnell näher kommenden Wagens hörte. Wenig später quietschten Bremsen.

Aus der Terrassentür kamen zwei Männer, die es ungemein eilig hatten. Einer von ihnen trug den bewußten hellen Sommeranzug. Er mochte fünfundvierzig Jahre alt sein, war groß und schlank. Er trug eine Sonnenbrille, die ihm das Aussehen eines Filmstars verlieh. Sein Begleiter war wesentlich kleiner und schmaler und erinnerte in seinen ganzen Bewegungen an einen verschlagenen Marder. Diese beiden Männer rannten auf das nahe Buschwerk zu und verbargen sich hier. Ganz wie Parker, der sich selbstverständlich nicht zeigte, sondern weiter abwartete.

Drüben im Haus waren nun erneut Stimmen zu vernehmen. Ein zweiter Besucher- und Gästeschub schien das Haus besichtigen zu wollen. Parkers Verdacht, daß Crestings darauf schon keinen Einfluß mehr hatte, verstärkte sich verständlicherweise.

Um Ordnung in die Dinge zu bringen, entschloß der Butler sich zu einem etwas unfreundlichen Akt.

Er holte sein abgewetztes Etui aus der Innentasche seines Zweireihers und entnahm eine Zigarrenspitze, die er geschickt auf das Sechsfache der ursprünglichen Länge zog. Er besaß jetzt ein fast perfektes Blasrohr mit gleichbleibendem Durchmesser, denn die Zigarrenspitze war darauf abgestellt worden. In dieses Blasrohr führte er einen kleinen Pfeil von der Länge einer mittelgroßen Stopfnadel, richtete das Blasrohr auf den Mann im Sommeranzug und holte tief Luft.

*

Der Mann im Sommeranzug beugte sich etwas vor, um besser beobachten zu können.

»Das muß Hank Storm sein«, sagte er dann leise zu seinem Begleiter, der wie ein Marder aussah, »wir warten, lieber, bis sie sich verzogen haben!«

»Was ist denn?« fragte der Marder, als der Mann im Sommeranzug plötzlich zusammenzuckte und ihn entgeistert anschaute.

»Ich ... ich ... eh ... ich bin gestochen worden«, stöhnte der Mann im Sommeranzug und faßte nach seiner schmerzenden Kehrseite.

»Wird ne Wespe gewesen sein«, sagte der Marder und grinste schadenfroh, »das Zeug schwirrt ja überall ’rum.«

»Das ... das ist ... keine Wespe!« Der Mann im Sommeranzug hatte den Kleinstpfeil gefunden und hielt ihn entgeistert hoch.

»Was ... was’n das?« Der Marder schluckte und rieb sich anschließend die Augen.

»Das ... das is’n Pfeil«, stellte der Mann im Sommeranzug jetzt fest.

»Indianer!« stöhnte der Marder, »seit wann gibt’s hier Indianer? Das kann doch nicht wahr sein! Das muß ... Au ...!«

Er zuckte zusammen, sprang etwa einundzwanzig Zentimeter hoch und steil in die Luft und faßte ebenfalls nach seiner Kehrseite. Er fand einen Pfeil, der dem ersten zum Verwechseln ähnlich war.

Der Mann im Sommeranzug war nicht mehr in der Lage, diesen Fund zu begutachten. Er schwankte mit geschlossenen Augen wie ein Rohr im Wind, ringelte sich zusammen und legte sich auf dem weichen Rasen zu einem kurzen, erholsamen Schlaf nieder.

Der Marder verdrehte die Augen.

Ein seltsam schwaches, aber nicht unschönes Gefühl breitete sich in ihm aus. Er fühlte ein dringendes Schlafbedürfnis und beeilte sich, neben seinem Partner zu Boden zu gehen. Parker, der die Wirkung des von ihm entwickelten »Pfeilgiftes« kannte, war bereits näher getreten und sah auf die beiden Schlafenden hinunter.

Er stellte die Pfeile sicher, schob sein Blasrohr zur harmlos aussehenden Zigarrenspitze zusammen und barg alles im Etui. Dann kümmerte er sich um die beiden Männer, die nicht merkten, daß Parker sich für den Inhalt ihrer Taschen interessierte. Auf diese Art und Weise fand er heraus, daß der Mann im Sommeranzug Joe Halten und der Mann, der einem Marder glich, Mike Stirton hieß. Parker prägte sich weitere Details ein, was Adressen und Arbeitsverhältnisse anbetraf. Dann steckte er die Unterlagen zurück in die Taschen der beiden schlafenden Männer und widmete sich wieder dem Haus, in dem jetzt ein Abbruchkommando tätig zu sein schien.

Möbelteile krachten und splitterten, Glas ging zu Bruch, Bücher und Akten schienen mit größter Wucht auf den Boden gefeuert zu werden.

Vandalismus dieser Art schätzte der Butler überhaupt nicht. Er nahm sich vor, als Ordnungsfaktor aufzutreten.

Unter Ausnutzung aller taktischen Vorteile schob er sich vorsichtig an das Haus heran und betrat die Terrasse. Dann sah er durch die geöffnete Terrassentür in den großen Wohnraum, der wie eine gemütliche Bibliothek eingerichtet war. An den Wänden hohe Regale, dicht gefüllt mit Büchern. Dann gab es einige wahrscheinlich sehr bequeme Sitzgruppen, dicke, teure Teppiche und einen mächtigen Kamin, in dem niedergebranntes Buchenholz lag.

Zwei Männer, groß und stämmig, Schläger wie aus einem Horrorfilm, räumten die Regale gerade leer und hatten nicht das geringste Gefühl für die Bücher, die sie wahllos auf den Boden schmetterten. Offensichtlich suchten sie nach bestimmten Dingen, die sie bisher noch nicht gefunden hatten.

Und sie kümmerten sich schon gar nicht um den Toten, der in einem tiefen Sessel saß und aus starren, weit aufgerissenen Augen die Szene zu beobachten schien. Was aber wirklich nur so aussah, denn der Dolch in seiner Brust war bis ans Heft in den Körper hineingetrieben worden ...

*

Erstaunlicherweise verzichtete Parker diesmal auf sein Blasrohr. Er hätte die beiden stämmigen Schläger damit ohne weiteres außer Gefecht setzen können.

Parker betrat den großen Wohnraum und räusperte sich diskret. Die beiden Schläger fuhren blitzschnell und routiniert herum und zogen gleichzeitig ihre Schußwaffen.

»Aber ... aber, meine Herren!« Parker schüttelte verweisend den Kopf, »Sie irritieren einen alten, harmlosen Mann! Wenn mich nicht alles täuscht, richten Sie Schußwaffen auf meine bescheidene Wenigkeit!«

Die beiden Schläger sahen sich kurz an und kicherten dann wie harmlose Irre.

»Er is irritiert, Hank, hast du gehört?« sagte der Schläger, dessen Oberlippe einen schmalen Bart aufwies.

»Er glaubt, daß wir Kanonen haben. Nicht zu glauben, Walt, wie?«

Sie sahen sich erneut an und grinsten. Sie unterschätzten den Butler völlig.

»Wer sind Sie?« fragte Walt, der Mann mit dem schmalen Bärtchen auf der Oberlippe, »’raus mit der Sprache, Alterchen, sonst setzt es was ...!«

»Mein Name ist Parker, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor, »ich habe die Ehre und den Vorzug, als Butler …«

Sie ließen ihn nicht ausreden.

»Crestings hat einen Butler ... Nicht zu glauben Hank lachte ironisch auf, »hören Sie, Parker, Sie werden sich ’nen neuen Job suchen müssen.«

»Mir scheint, daß Mister Crestings tot ist.«

»Er hat’s begriffen«, jubelte Walt auf. Er wandte sich zu dem Toten um, der verständlicherweise unbeteiligt im Sessel saß.

»Wo hat Ihr Chef seine Geheimpapiere versteckt?« wollte Hank wissen. Er lächelte schon nicht mehr, er wollte zur Sache kommen. »Los, Parker, ’raus mit der Sprache, Sie ersparen sich dann viel Ärger!«

»Von welchen Papieren sprechen Sie, wenn ich fragen darf?«

»Von Crestings Privatpapieren ... Wir wissen genau, daß er welche hatte. Wo hat er sie eingeschlossen?«

»Da bin ich, fürchte ich, leider überfragt.«

»Wollen Sie Mätzchen machen, Parker?« Walts Stimme klang ungnädig. »Sie als Butler müssen doch wissen, wo er seine Privatpapiere einschloß.«

Der Irrtum war offensichtlich. Hank und Walt, die beiden Schläger, hielten ihn für Crestings Butler. Josuah Parker hütete sich, diesen Irrtum richtigzustellen. Immerhin hatte er bereits erfahren, daß man die Privatkorrespondenz Mister Crestings suchte.

»Ich glaube, wir drehen ihn mal kurz durch die Mangel«, schlug Hank vor und ging drohend auf den Butler zu. »Reden Sie schnell, Parker, bevor ich ärgerlich werde!«

»Nun denn ... vielleicht sollten Sie einmal dort unter jener Teppichbrücke nachsehen«, schlug der Butler vor. Hank und Walt stutzten, sahen sich wieder einmal betont an und gingen dann sehr schnell auf besagte Teppichbrücke zu ohne sich weiter um den Butler zu kümmern.

Wahrscheinlich vermuteten sie unter dieser Teppichbrücke ein in den Boden eingelassenes Geheimfach, das sie jetzt so schnell wie möglich aufspüren und öffnen wollten. Sie rissen den schweren und sicher kostbaren Teppich zur Seite und sahen sich dann verdutzt an, da der Boden völlig heil und unversehrt war.

»Hier ... hier ist ja überhaupt kein Geheimfach«, stellte Walt völlig überflüssigerweise fest.

»Ich kann mich deutlich erinnern, derartiges auch nicht gesagt zu haben«, erwiderte der Butler wahrheitsgemäß.

»Sollte wohl’n kleiner Scherz sein, wie?« Hank kam langsam auf den Butler zu und rieb sich in gewisser Vorfreude die Hände, die an mittelgroße Kohlenschaufeln erinnerten.

»Oder war’s vielleicht doch kein Scherzchen?« fragte er und kniff prüfend die Augen zusammen.

»Ganz gewiß nicht«, stellte Parker fest, »es handelte sich, wenn ich mich so ausdrücken darf, um einen kleinen Privattest.«

»Wie, bitte?« Hank staunte nur noch und vergaß die Kohlenschaufeln an seinen Handgelenken.

»Um einen Privattest, wenn ich das noch einmal wiederholen darf.« Parker nickte fast beifällig. »Sie scheinen demnach nach Dingen zu suchen, die für Sie und Ihre Auftraggeber von allergrößer Wichtigkeit sein müssen!«

»Jetzt reichts mir aber!« Hank erinnerte sich seiner Kohlenschaufeln und langte damit zu. Das heißt, er hatte die Absicht, doch als plötzlich eine lange, federnde Degenspitze auf seinem ausgeprägten Adamsapfel lag, nahm er davon Abstand und schwitzte nur noch Blut und Wasser, wozu er ausgiebig und unterstreichend schielte.

»Tun Sie das verdammte Ding weg!« sagte er leise und heiser zugleich. Sein Schielen nahm schon abenteuerliche Formen an. Er begriff nicht, woher dieser Degen so schnell gekommen war, obschon er ja deutlich sah, daß er sich im Schirmstock verborgen hatte.

»’runter mit dem Ding!« rief Walt scharf. Er hielt seine Schußwaffe in der Hand und richtete den Lauf auf den Butler. »Ich schieße, wenn Sie nicht sofort spuren, Alterchen!«

»Falls Sie schießen, kann ich kaum die Gewähr dafür übernehmen, daß Ihrem Partner nichts geschieht«, erwiderte der Butler höflich, aber ohne jede Unruhe. »Stellen Sie sich einmal vor, meine bescheidene Person stürzt unglücklicherweise in die falsche Richtung. Wie leicht könnte die Spitze meines Stockdegens sich dann in den Hals Ihres Freundes bohren! Ich möchte doch nicht hoffen, daß Sie dieses Risiko unnötigerweise und dazu noch freiwillig eingehen.«

»Steck die Kanone weg, Walt!« Hanks Stimme war in ein unschönes Röcheln übergegangen, »steck die Kanone weg!«

»Ein Rat, den ich begrüße«, pflichtete Parker dem schwitzenden Schläger bei, »ein Rat, der sich durch Logik und Einsicht auszeichnet.«

Walt gab sich geschlagen. Zögernd steckte er seine Schußwaffe weg, womit der Butler aber noch nicht zufrieden war.