Parker völlig sprachlos - Günter Dönges - E-Book

Parker völlig sprachlos E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Der junge Mann im Tower des kleinen Sportflugplatzes zuckte plötzlich wie unter einem Hornissenstich zusammen, als er die einschwebende Maschine ausmachte. Seine Augen weiteten sich. Er griff sich unwillkürlich an den Hals, als sei die Luft ihm knapp geworden. Dann sprang er auf und griff hastig nach dem Fernglas. »Nein, nein«, keuchte er und korrigierte die Feineinstellung, um noch besser sehen zu können, »nein, das darf doch nicht wahr sein!« »Was ist denn?« fragte der Flugschreiber, der neben ihm saß, ein ebenfalls noch junger, sportlich aussehender Mann, »was hast du denn?« »Da ... da ...! Sieh' doch mal!« Der junge Mann reichte sein Fernglas an seinen Freund weiter und lief dann um den Tisch herum, um vorn an der Glasscheibe noch besser sehen zu können, »das kann doch niemals hinhauen!« Der Flugschreiber brauchte das Fernglas nicht mehr. Er sah die Maschine mit bloßen Augen. Sie donnerte dicht über die Landebahn hinweg, wobei der klotzige Sternmotor eigenartig hustende und spuckende Geräusche von sich gab. Der Doppeldecker, der an diesem Sternmotor hing, stammte mit Sicherheit aus einem Museum für Veteranen des Luftsports. Und schien dazu inmitten einer dringend notwendigen Überholung vergessen worden zu sein. Die beiden Tragflächen waren mit Sicherheit verspannt und warteten nur darauf, sich in ihre Einzelbestandteile aufzulösen. Vom Höhen- und Seitenruder flatterten Fetzen der Stoffbespannung. Das Fahrgestell schien nur notdürftig mit rostigem Draht zusammengeflickt worden zu sein.

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Butler Parker – 165 –

Parker völlig sprachlos

Günter Dönges

Der junge Mann im Tower des kleinen Sportflugplatzes zuckte plötzlich wie unter einem Hornissenstich zusammen, als er die einschwebende Maschine ausmachte.

Seine Augen weiteten sich. Er griff sich unwillkürlich an den Hals, als sei die Luft ihm knapp geworden. Dann sprang er auf und griff hastig nach dem Fernglas.

»Nein, nein«, keuchte er und korrigierte die Feineinstellung, um noch besser sehen zu können, »nein, das darf doch nicht wahr sein!«

»Was ist denn?« fragte der Flugschreiber, der neben ihm saß, ein ebenfalls noch junger, sportlich aussehender Mann, »was hast du denn?«

»Da ... da ...! Sieh’ doch mal!« Der junge Mann reichte sein Fernglas an seinen Freund weiter und lief dann um den Tisch herum, um vorn an der Glasscheibe noch besser sehen zu können, »das kann doch niemals hinhauen!«

Der Flugschreiber brauchte das Fernglas nicht mehr. Er sah die Maschine mit bloßen Augen. Sie donnerte dicht über die Landebahn hinweg, wobei der klotzige Sternmotor eigenartig hustende und spuckende Geräusche von sich gab.

Der Doppeldecker, der an diesem Sternmotor hing, stammte mit Sicherheit aus einem Museum für Veteranen des Luftsports. Und schien dazu inmitten einer dringend notwendigen Überholung vergessen worden zu sein.

Die beiden Tragflächen waren mit Sicherheit verspannt und warteten nur darauf, sich in ihre Einzelbestandteile aufzulösen. Vom Höhen- und Seitenruder flatterten Fetzen der Stoffbespannung. Das Fahrgestell schien nur notdürftig mit rostigem Draht zusammengeflickt worden zu sein. In der Rumpfbespannung waren deutlich große Risse und Löcher zu sehen.

»Das Ding fliegt!« stellte der Flugschreiber andächtig fest.

»Aber nicht mehr lange«, sagte der Flugleiter mit unwillkürlich leiser Stimme, »der Motor muß doch jeden Moment auseinanderplatzen.«

Seine Ferndiagnose war nicht ganz richtig.

Gewiß, aus den kurzen Auspuffrohren quollen pechschwarze Wolken. Und das Husten und Spucken war vielleicht noch lauter und erbarmungswürdiger geworden. Die Maschine lag schräg in der Luft, aber sie flog und dachte nicht im Traum daran, abzuschmieren. Genau das Gegenteil war der Fall. Sie wurde hochgezogen und donnerte, begleitet von einigen akustisch sehr interessanten Aussetzern und hoch in die Luft ...

*

Vor dem Hangar war man ebenfalls auf den Doppeldecker aufmerksam geworden.

Einige Sportflieger verschiedenen Alters, in mehr oder weniger ölverschmierten Overalls und mit angeschnallten Fallschirmen, starrten der Maschine nach, die jetzt hinter einem kleinen Waldstück verschwand.

Mel Hanson rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf.

»Ich muß geträumt haben«, stellte er dann fest, »so was gibt es doch überhaupt nicht.«

»Diese Kiste gibt’s!« antwortete Rieh Gardman und grinste, »ich zumindest kann sie noch verdammt deutlich hören.«

»Da ist sie wieder!« rief Les Pantry und deutete aufgeregt nach rechts, »da kommt sie wieder angedonnert!«

Die drei Männer, die etwas abseits von den übrigen standen, schwiegen wie auf ein geheimes Kommando. Sie verfolgten den Anflug der Maschine, die dicht über einem anderen Waldstück aufgetaucht war und mit dem Fahrwerk fast die Wipfel der Tannen berührte. Der Sternmotor hustete und rülpste wie ein menschliches Wesen, schien sich dabei aber recht wohl zu fühlen.

»Achtung! er hält direkt auf uns zu!« brüllte Rich Gardman und sah sich nach einer geeigneten Deckung um. Er war immerhin schon fünfundvierzig Jahre alt und schätzte die Sicherheit. Dann vergaß er jedoch sein Vorhaben. Er stierte wie hypnotisiert auf den Doppeldecker, der genau auf die beiden großen Schiebetore des Hangars zuhielt.

Mel Hanson, dreißig Jahre alt, mittelgroß, schlank, zog den Kopf ein. Sein Verstand sagte ihm, daß es höchste Zeit wurde, sich in Deckung zu werfen, doch seine Muskeln verweigerten den Befehlsempfang. Sie waren wie gelähmt.

Les Pantry, fünfundzwanzig Jahre alt, untersetzt, stämmig, mit rundlichem Gesicht, schob seinen Oberkörper vor. Er hechelte wie ein abgehetzter Jagdhund, der seine Beute verfehlt hat und war ebenfalls nicht in der Lage, sich in Deckung zu begeben. Dafür schloß er aber unwillkürlich die Augen, als der alte Doppeldecker groß wie ein Scheunentor wurde und in der nächsten Sekunde in den Hangar hineinkrachen mußte.

Als der erwartete Zusammenstoß akustisch ausblieb, riskierte Les Pantry ein Auge und vermißte die Maschine, Sie war nicht mehr vorhanden, nicht mehr zu sehen. Nur noch zu hören.

»Da ... da ...!« stieß er überrascht hervor und deutete steil in die Luft.

Der Doppeldecker hing inzwischen an der Luftschraube und bohrte sich senkrecht in den Himmel. Der Sternmotor röhrte wie ein uriger Hirsch oder Elch. Er gab alles, was seine Zylinder noch zu bieten hatten.

»Sagenhaft«, stotterte Hanson, der alles sehr deutlich sah, »ssa-ssa-genhaft!«

»Toll!« konstatierte Gardman.

»Das darf und kann nicht wahr sein«, verkündete Pantry mit ersterbender Stimme und fühlte sich einer mittleren Ohnmacht nahe. »So was gibt es doch überhaupt nicht!«

*

»Ich bitte ungemein um Entschuldigung, Sir, falls Ihnen meine bescheidenen Flugkünste nicht zugesagt haben sollten«, sagte Josuah Parker etwa zehn Minuten später, nachdem der alte Doppeldecker ausgerollt war, »ich möchte mir erlauben zu gestehen, daß meine Kenntnisse einer Auffrischung bedürfen. Ich glaube nicht, daß sie dem momentanen Stand entsprechen.«

Mike Rander, der junge und gutaussehende Strafverteidiger aus Chikago, lehnte auf schwachen Knien und mit dem Rücken gegen den Rumpf des Doppeldeckers und rang nach Luft. Ihm war noch relativ schwarz vor Augen. Er litt unter akuten Gleichgewichtsstörungen.

»Warum ... warum treten Sie nicht im Luftzirkus auf?« fragte Rander endlich, nachdem er seine Stimmbänder wieder halbwegs unter Kontrolle hatte.

»Ich fürchte, Sir, daß man dort einen müden, alten und relativ verbrauchten Mann kaum akzeptieren würde.« Parker hielt viel von Selbstkritik, »ich würde meinen, daß es für den bescheidenen Hausgebrauch gerade noch reichen wird.«

Mike Rander war noch nicht fähig und willens, sich an einer ausgiebigen Diskussion zu beteiligen. Dankbar blickte er dem Jeep entgegen, der auf den Doppeldecker zugerast kam. Wenig später sprangen Hanson, Gardman und Pantry aus dem Wagen und liefen auf Rander und Parker zu.

»Sagenhaft, wie Sie die Kiste beherrschen«, rief Hanson anerkennend aus und schüttelte Rander die Hand.

»Einmalig … Ganz große Klasse«, verkündete Gardman und klopfte Mike Rander auf die Schulter.

»Da kann man vor Neid nur noch blaß werden«, gestand Pantry und griff nach Mike Randers Hand, »wo haben Sie das gelernt?«

»Fragen Sie meinen Butler«, erwiderte Rander.

Hanson, Gardman und Pantry wandten sich dem Butler zu und sahen sich damit einem Mann undefinierbaren Alters gegenüber, der tiefschwarze Kleidung samt gleichfarbigen Zwirnshandschuhen trug. Über dem linken Unterarm des Mannes hing der massig-massive Bambusgriff eines altväterlich gebundenen Regenschirms.

»Er flog nämlich den Doppeldecker! Nicht ich!« stellte der junge Anwalt richtig und grinste, »ich hoffe, Sie sind nicht zu sehr enttäuscht.«

Hanson, Gardman und Pantry brauchten einige Zeit, bis sie begriffen. Als sie endlich glaubten, bestürmten sie den Butler mit Fragen. Parker antwortete gemessen und würdevoll. Und verschnörkelt dazu.

»Ich habe nicht die Ehre, einem der vielen Luftsportclubs der Vereinigten Staaten von Amerika anzugehören«, erläuterte er ausführlich. »Vor vielen Jahren erlernte ich das Fliegen bei dem Grafen von Exeter, dessen Butler zu sein ich die große Ehre hatte. Besagter Graf bestand darauf, daß meine bescheidene Wenigkeit sich in den Lüften tummelte. Ich hoffe, ich habe mir einige Kenntnisse erhalten können.«

Bevor man Parker versichern konnte, daß dem so war, erschien neben dem Doppeldecker ein Cadillac, der sanft und weich anhielt. Diesem Wagen entstieg ein sportlich und offensichtlich teuer gekleideter Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren. Diese teure und gutsitzende Kleidung täuschte nicht darüber hinweg, daß der Mann einen leichten Bauchansatz besaß, einen Stiernacken hatte und auf kurzen und stämmigen Beinen einherwandelte. Dieser Mann, das war klar zu ersehen, war es gewohnt, auftauchende Schwierigkeiten energisch anzugehen. Und in der Wahl seiner Mittel war er dabei sicher nicht wählerisch, worauf sein ausgeprägter und eckiger Unterkiefer eindeutig hinwies. Er stellte sich als Präsident des »Chikago Airsport Club« vor und hieß Paul Belmont.

»Fein, Sie zu sehen«, sagte Mike Rander nach der gegenseitigen Vorstellung, »mein Butler und ich möchten gern Ihrem Club beitreten, Mister Belmont. Hoffentlich gibt es da keine Schwierigkeiten?«

»Kommen Sie mit ins Sekretariat!« gab Belmont zurück und musterte Rander und Parker ungeniert und prüfend, »wenn Sie Referenzen und Bürgen bieten können, wird es kaum Schwierigkeiten geben. Die Frage ist nur, ob Sie überhaupt unserem Club beitreten wollen.«

»Natürlich, das sagte ich doch bereits.«

»Dann wissen Sie also noch gar nicht Bescheid.«

»Bescheid? Worüber?«

Präsident Belmont warf den drei Clubmitgliedern Hanson, Gardman und Pantry einen schnellen Blick zu. Sie sahen daraufhin leicht betreten zu Boden, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.

»Stimmt irgend etwas nicht?« wollte Mike Rander wissen.

»Sie scheinen in letzter Zeit kaum die Zeitungen gelesen zu haben.« Belmont wandte sich ab und ging zurück zu seinem Wagen. Rander und Parker folgten ihm, während die drei Clubmitglieder sich um den lädiert aussehenden Doppeldecker kümmerten.

»Hätte ich sie lesen müssen?« fragte Rander interessiert. »Mein Butler und ich sind erst vor einigen Tagen zurück aus dem Süden gekommen.«

»Daher also.« Belmont nickte. »Unser Club hat in den letzten Wochen viel Pech gehabt. Sehr viel Pech sogar. Eine Menge Mitglieder sind ausgetreten. Wir hatten und haben eine sehr schlechte Presse.«

»Ich verstehe immer noch kein Wort.« Statt zu antworten, nahm Belmont plötzlich ruckartig den Kopf in den kräftigen Stiernacken und sah zum Himmel. Das Geräusch eines Flugzeugmotors war jetzt deutlich zu hören. Und dieser Motor klang nicht gerade gesund und kernig. Er schien Vergaserschwierigkeiten zu haben.

Parker beobachtet Belmont, dessen Backenmuskeln wie dicke Stränge hervortraten. Der Mund des stiernackigen Mannes war nur noch ein schmaler Strich.

»Da ... da ...!« stieß Belmont dann hervor, »was ich mir gedacht habe. Sehen Sie doch!«

Rander beobachtete, wie die einmotorige Maschine plötzlich über die linke Tragfläche abschmierte, während der Motor zusammen damit seinen Geist aufgab.

»Da ... schon wieder!« Belmont, stöhnte leise auf, »ich wette, sie kracht gleich ...«

Er brauchte seinen Satz nicht zu beenden.

Das, was er hatte sagen wollen, spielte sich vor den Augen der Zuschauer ab. Aus dem Rumpf der Maschine schoß eine Stichflamme hervor. Bruchteile von Sekunden später war eine schwache Explosion zu hören. Die trudelnde und abschmierende Maschine verschwand in einer schwarzen Rauchwolke. Und aus dieser Rauchwolke fielen dann die Einzelteile nach unten.

»Wo bleibt Hastings? Hastings!« murmelte Belmont mit heiserer Stimme. »O Gott, ihn hat es jetzt auch erwischt! Da, sehen Sie doch!«

Es war kein schöner Anblick.

Hastings, offensichtlich der Pilot der Maschine, war plötzlich deutlich zu sehen. Leider hing er aber nicht an einem Fallschirm. Entsprechend schnell war daher auch sein Sturz zur Erde.

Josuah Parker nahm den Kopf diskret zur Seite. Er konnte auf Einzelheiten verzichten. Er wußte auch so, was sich in den nächsten Sekunden abspielte!

»Der vierte Tote«, sagte Lieutenant Madford melancholisch und sah dem davonfahrenden Krankenwagen nach, der die sterblichen Überreste des Piloten Hastings wegschaffte. »Von Zufall kann keine Rede mehr sein.«

»Sieht so aus«, pflichtete Rander dem Lieutenant der Mordabteilung Chikago bei. »Wurden die Maschinen in allen vier Fällen in der Luft zerfetzt?«

Madford, ein kleiner drahtiger, cholerisch aussehender Mann, nickte und zündete sich eine Zigarette an. Als er das Streichholz wegwarf, befaßte er sich mit Rander.

»Was suchen Sie hier, Rander? Ihre Anwesenheit kann ebenfalls kein Zufall sein, oder?«

»Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Lieutenant.« Rander nickte lächelnd. »Man hat uns um Hilfe gebeten.«

»Wer?«

»Das sage ich Ihnen, wenn mein Klient mir die Erlaubnis gegeben hat, seinen Namen zu nennen.«

»Kommen Sie mir bloß nicht mir juristischen Tricks und Ausflüchten«, grollte Madford ärgerlich, »ich ermittle in einer Mordsache. Sie wissen verdammt genau, daß Sie mir zweckdienliche Angaben nicht vorenthalten dürfen.«

»Mord?« fragte Rander nur lächelnd. »Haben Sie bereits Beweise?«

»Natürlich nicht«, räumte Madford wesentlich friedlicher ein, »warum wollen wir nicht mal wieder Zusammenarbeiten?«

»Gute Idee. Ich werde Sie bei Gelegenheit an das Wort Zusammenarbeit erinnern.«

»Ich werde mit offenen Karten spielen.«

»Parker und ich ebenfalls, Madford. Sie können übrigens gleich Ihre Karten auf den Tisch legen. Was hat sich bisher getan?«

Madford paßte es überhaupt nicht, das Spiel eröffnen zu müssen. Er zwang jedoch seinen Groll hinunter und faßte kurz zusammen, was sich bisher auf dem Gelände des Clubs zugetragen hatte.

»Vier Explosionen in der Luft, vier Tote«, zählte er auf, »in allen Fällen ganz offensichtlich eine kleine, aber wirkungsvolle Sprengladung an Bord der betreffenden Maschinen.«

»Das Motiv?«

»Wenn wir das nur wüßten.« Madford hob mutlos die Schultern, »es wirkt alles so sinnlos.«

»Welche Sportpiloten wurden umgebracht?«

»Von der Seite her haben wir die Sache natürlich auch schon angefaßt«, meinte Madford etwas aufgebracht, »wir sind ja schließlich keine Anfänger!« »Womit ich immer noch nicht weiß, wer die Piloten waren?«

»Einfache, nette Durchschnittsbürger. Ein Kaufmann, ein Bankbeamter, ein Handelsvertreter und jetzt Hastings, der Techniker war!«

»Klingt nicht besonders aufschlußreich, Madford.«

»Eben, das bringt uns nicht weiter. Wir haben uns mit dem Vorleben der drei bisherigen Flieger befaßt. Nichts Greifbares. Guter Leumund, beliebte Clubkameraden.«

»Nach Versicherungen brauche ich wohl erst gar nicht zu fragen, wie?«

»Auch in der Richtung läuft nichts«, bestätigte Madford. »Es gab die üblichen kleinen Lebensversicherungen. Die Angehörigen der drei bisherigen Toten sind über jeden Zweifel erhaben. Wegen der Versicherungsabschlüsse sind die Sportflieger ganz sicher nicht umgebracht worden.«

»Klingt alles sehr rätselhaft, Madford.«

»Richtig, Rander. Aber jetzt möchte ich wissen, wieso Parker und Sie hier auf dem Flugplatz auftauchten? Machen Sie mir nichts vor, sonst ist die Zusammenarbeit schon beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat!«

»Der Präsident des Clubs, Paul Belmont, hat sich an uns gewandt.«

»Das läßt sich nachprüfen«, meinte Lieutenant Madford mißtrauisch, »kennen Sie Belmont näher?«

»Noch nie vorher gesehen oder von ihm gehört. Ist was mit ihm?«

»Wie man’s nimmt! Belmont ist Anwalt. Er soll früher einmal für die Unterwelt gearbeitet haben, nachzuweisen ist und war ihm aber nie etwas Ungesetzliches. Ich wette, er hat noch heute Kontakt zu gewissen Gangsterkreisen. Vielleicht machen Sie sich darauf einen Vers, Rander?«

»Ich werde es versuchen«, erwiderte Rander lächelnd, »ich werde vor allen Dingen meinen Butler informieren müssen.«

»Wo steckt dieser Musterknabe überhaupt?« erkundigte Madford sich mißtrauisch, »als ich auftauchte, hatte er es verdammt eilig, sich zu empfehlen.«

»Sie kennen doch Parker!«

»Leider«, seufzte Madford und verdrehte die Augen. »Ich ahne schon jetzt, daß mir wieder einiger Wirbel bevorsteht. Mit Ihrem Butler habe ich so meine Erfahrungen gemacht!«

*

»Reden wir nicht um den heißen Brei herum«, sagte Paul Belmont eine knappe Stunde später. Er saß zusammen mit Rander und Josuah Parker in der Kantine des Flugplatzes und hatte Drinks bringen lassen. Belmont wirkte etwas bedrückt und niedergeschlagen, doch er erholte sich von Minute zu Minute.

»Okay, reden wir nicht um den heißen Brei herum«, erwiderte Mike Rander, »die Frage ist nur, welchen heißen Brei Sie meinen, Belmont.«

»Meine Vergangenheit«, erklärte Belmont, »Lieutenant Madford wird ja wohl schon zur Sache gekommen sein, wie?«

»In der Tat«, sagte Parker würdevoll, »Mister Madford drückte sich allerdings, was die Tatsachen anbetrifft, ungemein diskret und vorsichtig aus.«

»Was ich ihm auch geraten haben möchte.« Paul Belmont schnaubte grimmig wie ein leicht gereizter Stier. »Ich weiß genau, daß man hinter meinem Rücken tuschelt. Bisher hat’s noch kein Mensch gewagt, mir gewisse Behauptungen offen ins Gesicht zu sagen.«

»Wenn Sie erlauben, werde ich Sie nun angenehm enttäuschen.« Parker saß stocksteif auf der Kante des Kantinensessels und kam zur Sache. »Sie, Mister Belmont, sollen Kontakte zur Unterwelt von Chikago und anderen großen Städten in den USA pflegen. Mit anderen Worten, gewisse Kreise, die hinter Ihrem Rücken tuscheln, vermuten, daß Sie so etwas wie ein Staranwalt der Unterwelt sind.« Paul Belmont starrte Parker drohend an. Seine Kiefer mahlten. Innerlich kam dieser Mann offensichtlich in Schwung. Aber noch hielt er sich zurück.

»Unsinn«, sagte er schließlich und lachte polternd.

»Wenn diese Vermutungen zutreffen, Mister Belmont, so kann man Ihnen selbstverständlich nichts anhaben.«

»Wem sagen Sie das? Schließlich bin ich Anwalt und kenne die Gesetze.«

»Man tuschelt aber auch noch andere Dinge.«

»Ach nee!« Belmont war ehrlich überrascht. »Was denn?«

»Man hegt die Vermutung, daß Sie einer Fluchtorganisation vorstehen.«

»Ach nee!« sagte nun Mike Rander, der davon noch nichts gehört hatte. Er sah jetzt genauso verblüfft aus wie Belmont, der sich vorschob, als wollte er Parker mit seiner stämmigen Brust gegen die Wand drücken.