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Gott aus philosophischer Sicht: Rationale Argumente von Philosophen bezwecken die Existenz einer höheren Vernunft zu denken und, soweit dies überhaupt möglich ist, zu begründen. Es geht dabei hauptsächlich um den Gott aller Menschen, nicht um ein spezielles Gottesbild einer bestimmten Religion. Philosophen versuchten in der Geschichte der Philosophie schon immer ihre Argumente und Meinungen zu diesem Thema darzulegen. Der Autor analysiert die Argumente und versucht die logischen und metaphysischen Prinzipien herauszuarbeiten, die diese Argumente tragen. Außerdem werden die von den Philosophen vorgebrachten Analogien näher betrachtet und analysiert. Wer selber kritisch mitdenken möchte und sich für die Argumente und Begründungen näher interessiert, für denjenigen ist das vorliegende Buch zu empfehlen. Aber auch Lesern die zu diesem Thema überhaupt Argumente kennenlernen möchten, ist dieses Buch als Übersicht und Einführung zu empfehlen. Die Analogien und Argumente der einzelnen Philosophen sind im Text voll integriert und mit genauen Hinweisen zu den entsprechenden Stellen in der Primärliteratur versehen.
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Seitenzahl: 407
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Meiner lieben Frau Dorothea
Einführung
Übersicht
1. Wie kann man Gott definieren?
1.1 Ist Gott immerseiend (Gott als Ewigkeit)?
1.2 Ist Gott die Unendlichkeit?
1.3 Ist Gott der unbewegte Beweger?
1.4 Ist Gott eine Vorstellung?
1.5 Ist Gott das Unbedingte (Absolute)?
1.6 Was können wir von Gott wissen?
1.7 In welcher Weise können wir von Gott reden?
2. Ist Gott die Ursache von allem?
2.1 Wenn alles eine Ursache hat, muss dann
Gott nicht auch eine Ursache haben?
2.2 Ist Gott Ursache seiner selbst?
2.3 Bewegt sich das Ursachen-Denken im Kreis?
2.4 Gibt es ein erstes Element in der Kausalitätenkette und der Kette von Wahrheiten?
3. Existiert Gott?
3.1 Bedarf Gott der Existenz?
3.2 Bedarf Gott des Seins?
3.3 Kann man die Existenz Gottes postulieren?
4. Von welchem Wesen ist Gott?
4.1 Bedarf Gott der Erkenntnis und des Wissens?
4.2 Ist Gott vollkommen?
4.3 Ist Gott die Wirklichkeit aller Möglichkeit?
4.4 Ist Gott die Liebe?
5. Macht Gott glücklich?
6. Kann es mehrere Götter geben?
7. Ist Gott beweisbar?
7.1 Ist Gott schlechterdings notwendig?
7.2 Muss Gott gedacht werden?
8. Ist Gott allmächtig?
8.1 Verkörpert Gott das Können an sich?
8.2 Was ist erbaulich an dem Gedanken, dass wir gegen
Gott immer unrecht haben?
9. Ist Gott berechenbar?
9.1 Kann Gott Wunder vollbringen?
9.2 Könnte Gott etwas notwendig Falsches wahr machen?
9.3 Könnte Gott etwas Geschehenes ungeschehen machen?
9.4 Könnte Gott etwas ohne Grund tun?
9.5 Könnte Gott etwas Unvernünftiges tun?
10. Will Gott das Gute?
11. Ist Gott erkennbar?
11.1 Ist Gott in dieser Welt?
11.2 Ist Gott verborgen?
11.3 Auf welche Weise ist Gott mit unserer Welt
verbunden?
11.4 Kann man Gott mit den Augen erkennen?
12. Kann man Gott suchen?
12.1 Was zeigt den Weg zu Gott?
12.2 Kann man Gott erfahren?
12.3 Kann man Gott berühren?
13. Gibt es einen Unterschied zwischen Gott und Geist?
13.1 Wie ist der Zusammenhang zwischen Geist und Materie?
14. Ist Gott ein Betrüger?
14.1 Macht Gott Fehler?
15. Handelt Gott ökonomisch?
16. Wie sieht der Gottesbegriff nach Auschwitz aus?
16.1 Wenn es keinen Ausweg mehr gibt, hilft dann Gott?
17. Hätte Gott eine Existenzberechtigung, wenn es die Welt nicht gäbe?
17.1 Bedarf Gott eines anderen Lebewesens?
18. Wo kommen die Übel her?
18.1 Haben Übel einen Sinn?
18.2 Übernimmt Gott eine Verantwortung für Krankheit und Übel?
18.3 Warum gibt es Übel in der Welt?
19. Was liebt Gott an uns?
20. Welche Unterschiede bestehen zwischen Gott und Mensch?
20.1 Gibt es einen Unterschied zwischen menschlichem und göttlichem Geist?
20.2 Gibt es einen Unterschied zwischen menschlicher und göttlicher Vernunft?
20.3 Gibt es einen Unterschied zwischen menschlichem und göttlichem Erkennen?
20.4 Ist ein Lebewesen (eine Substanz) ein Spiegel Gottes?
20.5 Gibt es Unterschiede in der Verursachungsfähigkeit?
20.6 Generelle Tabelle der Unterschiede (Mensch - Gott)
21. Könnte Gott in unserem Geist tätig sein?
21.1 Ist die Idee Gottes angeboren?
21.2 Wirkt Gott in uns?
21.3 Besteht zwischen Gott und Welt eine Seinsgemeinschaft?
22. Was bedeutet und was nützt das Beten?
23. Wie offenbart sich Gott?
23.1 Was spielen Symbole für eine Rolle?
23.2 Offenbarung durch die Natur oder gar in der Mathematik?
24. Welche Verantwortung hat Gott?
24.1 Erhält Gott unsere Existenz?
24.2 Schuldet uns Gott etwas?
24.3 Was schuldet der Mensch Gott?
Quellen (Belegstellen – Zitate)
Quellen (Literatur)
Liste der Analogien und Argumente
Liste der verwendeten Prinzipien
Die Frage: 'Ist Gott erkennbar?' steht einerseits stellvertretend für eine ganze Reihe von philosophischen Fragen, die in diesem Buch behandelt werden sollen, samt den Versuchen zu diesen Fragen die jeweiligen zugehörigen Antworten zu finden. Andererseits zieht sich diese Frage inhaltlich durch das gesamte Buch. Es spielt dabei keine Rolle, ob ich nach einem unbewegten Beweger frage, ob ich nach einer Ursache für die Welt frage, ob ich nach dem Unbedingten, dem Absoluten, oder ob ich nach einer höheren Vernunft frage, die sich in der Natur zeigt. Bei allen unterschiedlichen Sichtweisen spielt immer das Erkennen Gottes die zentrale Rolle. Wie kann ich Gott erkennen? Durch Ursachendenken? Durch Reflexion der beobachteten Natur?
Das folgende Buch behandelt über 70 philosophische Fragen zum Thema Gott:
Existiert Gott?
Ist Gott immerseiend?
Ist Gott beweisbar?
Ist Gott allmächtig?
Ist Gott erkennbar?
...
Die philosophischen Antworten hierzu stammen von über 40 unterschiedlichen Philosophen, mit unterschiedlichen Meinungen. Die Antworten sind also relativ zu verstehen, 'die eindeutige' Antwort zu einer Frage gibt es nicht.
Zu einzelnen Antworten sind Begründungen angeführt, die auf logische aber auch auf metaphysische oder erkenntnistheoretische Prinzipien zurückgehen. Da die Begründungen in den Details den Rahmen dieses Buches überdehnen würden, sind zu diesen Prinzipien Nummern und Referenzen angegeben, wo der interessierte Leser diese Prinzipien nachlesen kann. Als Übersicht gibt es am Ende dieses Buches eine Gesamtliste der verwendeten Prinzipien. Des Weiteren findet man am Ende des Buches auch eine Liste der verwendeten Analogien und Argumente.
Viele Antworten in diesem Buch sind in sich widerspruchsfrei, schlüssig und überzeugend. Einige Antworten davon sind darüber hinaus auch noch sehr ansprechend und wunderschön. Trotz aller Überzeugung halten wir es mit dem griechischen Philosophen Xenophanes (570 - 470 v. Chr.) und bleiben selbst bei aller Schönheit, Widerspruchsfreiheit und Schlüssigkeit von Argumenten kritisch. Die Überlegungen und Äußerungen des Xenophanes sind auch heute noch hochaktuell.
"Stumpfe Nasen und schwarz: so sind Äthiopias Götter,
Blauäugig aber und blond: so sehn ihre Götter die Thraker.
Aber die Rinder und Rosse und Löwen, hätten sie Hände,
Hände wie Menschen zum Zeichnen, zum Malen,
ein Bildwerk zu formen,
Dann würden die Rosse die Götter gleich Rossen,
die Rinder gleich Rindern
Malen, und deren Gestalten, die Formen der
göttlichen Körper,
Nach ihrem eigenen Bilde erschaffen: ein jedes
nach seinem."
(Xenophanes: Fragmente B16, B15 übersetzt von Karl R. Popper in: Die Welt des Parmenides)
"Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird keiner erkennen
Über die Götter und alle die Dinge, von denen ich spreche.
Selbst wenn es einem auch glückt, die vollkommenste Wahrheit
zu künden,
Wissen kann er sie nie: Es ist alles durchwebt von Vermutung."
(Xenophanes: Fragment B34 übersetzt von Karl R. Popper in: Die Welt des Parmenides)
Diese Äußerungen des Xenophanes, ca. 2500 Jahre alt, sind kritisch und selbstkritisch. Das zweite Fragment zeigt auch, dass die Wahrheit, die immer objektiv ist, der Fall sein kann, aber trotzdem nicht nachweisbar, nicht überprüfbar sein muss. Das Fragment gibt auch einen Hinweis auf den Unterschied zwischen objektiver Wahrheit und subjektiver Gewissheit.
Weitere Fragmente des Xenophanes, die nun zitiert werden, sprechen schon damals für eine monotheistische Sichtweise, was die Gottesfrage betrifft.
"Ein Gott nur ist der größte, allein unter Göttern und Menschen. Nicht an Gestalt den Sterblichen gleich, noch in seinen Gedanken. Stets am selbigen Ort verharrt er, ohne Bewegung, Und es geziemt ihm auch nicht, bald hierhin, bald dorthin zu wandern. Müh'los regiert er das All allein durch sein Wissen und Wollen. Ganz ist er Sehen; ganz Denken und Planen; und ganz ist er Hören."
(Xenophanes: Fragmente B23, B26, B25, B24 übersetzt von Karl R. Popper in: Die Welt des Parmenides)
Das Ziel soll und muss sein, kritisch und selbstkritisch zu bleiben, und argumentativ offenzubleiben für jede Weltanschauung, wo sie vernünftig ist, ohne eine bestimmte Weltanschauung zu favorisieren. Es geht in diesem Buch also in erster Linie um die logische Schlüssigkeit, selbst wenn man in den transzendenten Bereich der Mutmaßung und Spekulation gelangt. Logische Widersprüche können keinesfalls akzeptiert werden. Da eine sinnvolle Logik auch immer ein Abbild bzw. ein Teil der Realität ist, folgt umgekehrt gerade aus dem Unlogischen das Unrealistische. Das im logischen Sinne Unrealistische, was nicht möglich sein kann, sollte auch nicht Teil einer möglichen transzendenten Betrachtung sein. Sich mit dem Unmöglichen zu beschäftigen ist reine Zeitverschwendung und macht keinen Sinn. Man sollte außerdem bedenken, dass in der Natur auch nicht das Unmögliche geschieht, das bedachte bereits Aristoteles.
Gegenstand des Buches soll der rationale Gott sein, der Gott aus philosophischer und vernünftiger Sicht, das ist der Gott aller Menschen und nicht der Gott einer bestimmten Religion. Der Gott, der sich mithilfe der Vernunft erfassen lässt, der sich in der Welt offenbart, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass er für alle Menschen chancengleich zugänglich ist. Damit verfolgen wir in diesem Buch eine rationale Gotteslehre.
In diesem Zusammenhang möchte ich, für diese Einführung, noch einen Beitrag von Albert Einstein [Ein1] zu der Problematik eines wissenschaftlichen Wahrheitsbegriffes zitieren. Auf die Problematik eines Wahrheitsbegriffes, der von einer Wahrheitstheorie abhängt und aus Wahrheitsdefinition und Wahrheitskriterium zusammengesetzt werden kann, werden wir in Kapitel 7 näher eingehen, wo es um die Beweisbarkeit Gottes geht.
Im gleichen Zitat sagt Einstein [Ein1] auch, dass er sich unter religiöser Wahrheit etwas Klares überhaupt nicht denken kann.
Einstein [Ein1] (wissenschaftliche und religiöse Wahrheit)
"Es ist schon nicht leicht, mit dem Wort >>Wissenschaftliche Wahrheit<< einen klaren Sinn zu verbinden. So ist der Sinn des Wortes >>Wahrheit<< verschieden, je nachdem es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen Satz oder eine naturwissenschaftliche Theorie handelt. Unter >>religiöser Wahrheit<< kann ich mir etwas Klares überhaupt nicht denken."
Werfen wir noch einen Blick auf die Sichtweise des indischen Philosophen Krishnamurti. Er ist gegenüber Symbolen für Gott sehr kritisch und bezeichnet diese auch als Schatten. Näheres zu Symbolen werden wir noch in Abschnitt 23.1 kennenlernen.
Krishnamurti [Kri1] (Symbole Gottes)
"Was ist der Tempel? Es ist ein Ort der Anbetung, in dem es ein Symbol Gottes gibt, ein nach der menschlichen Vorstellung geschaffenes Symbol, das mit der Hand aus einem Stein gemeißelt wurde. Dieser Stein, dieses Bildnis ist nicht Gott, oder? Es ist nur ein Symbol, und ein Symbol ist wie Ihr Schatten, wenn Sie in der Sonne spazieren gehen. Sie sind nicht der Schatten, und diese Bilder, diese Symbole im Tempel sind nicht Gott, nicht Wahrheit. [...]"
Da Gott als notwendiges Wesen gedacht werden muss, wie wir noch sehen werden, durch sinnliche Anschauung aber nicht erkannt werden kann, bleibt Gott für uns letztlich teilweise nur ein Schatten, wie Krishnamurti sagt, er bleibt teilweise ein Bild. Wenn wir von Gott reden, meinen wir manchmal exakterweise das Bild, das wir von Gott haben. Bestenfalls kann Gott möglicherweise als das Absolute, das Unbedingte im Sein und in der Wahrheit mit der Vernunft erkannt werden und außerdem möglicherweise noch über die Absolutheit des Wertes (des Gewissens), dass uns mahnt, wenn wir etwas Falsches oder Schlechtes wollen. Nach dem Philosophen Proklos sind Götter überwesentlich und für alles Spätere nach ihnen unerkennbar. Strenggenommen kann es daher von den Göttern keine Denkung, keine Verstandeseinsicht und kein Wissen im eigentlichen Sinne geben. Alles Wissen über Gott ist also in erster Linie metaphysisch. Alles Wissen über Gott ist spekulative Vernunft. Wir mutmaßen aufgrund der sichtbaren Welt und der Werke der Natur und schließen dadurch spekulativ auf eine höhere Vernunft. Manchmal fordern wir aber auch und postulieren etwas über Gott, z. B. seine Existenz, da er in bestimmter Hinsicht gedacht werden muss.
Trotz aller Metaphysik soll aber eine Art wissenschaftliche Vorgehensweise durchgeführt werden, die jedoch keinesfalls eine Einschränkung bedeuten soll. Wir wollen Vernünftiges und Rationales zulassen, aber keine vernünftigen Möglichkeiten von vornherein ausschließen. Wir wollen und können jedoch auch keine logischen Widersprüche akzeptieren, auch nicht im spekulativen Vernunftbereich.
Dieses Buch
In diesem Buch findet man Meinungen von folgenden Philosophen und Wissenschaftlern:
al-Ghazali - Aristoteles - Albertus Magnus - Anselm von Canterbury - Augustinus - Averroes - Bloch - Bolzano - Bonaventura - Carnap - Cicero - Descartes - Duns Scotus - Einstein - Epikur - Feuerbach - Fibonacci - Frege - Giordano Bruno - Hume - Hegel - Heidegger - Jaspers - Jonas - Kant - Kierkegaard - Krishnamurti - Leibniz - Locke - Mackie - Malebranche - Mandelbrot - Nietzsche - Nikolaus von Kues - Ockham - Planck - Platon - Pascal - Peirce - Plotin – Proklos - Russell - Seneca - Spinoza - Schopenhauer - Swinburne - Thomas von Aquin - Weissmahr - von Weizsäcker - Whitehead - Wittgenstein - Xenophanes - u. a.
Xenophanes
570-475 v. Chr.
Sokrates
469-399 v. Chr.
Platon
427-347 v. Chr.
Aristoteles
384-322 v. Chr.
Epikur
341-271 v. Chr.
Cicero
107- 43 v. Chr.
Seneca
4 v. Chr.- 65 n. Chr.
Plotin
204-270 n. Chr.
Augustinus, Aurelius
354-430 n. Chr.
Proklos
412-485 n. Chr.
Anselm von Canterbury
1034-1109
al-Ghazali
1058-1111
Averroes
1126-1198
Fibonacci, Leonardo
1170-1240
Albertus Magnus
1200-1280
Bonaventura
1221-1274
Thomas von Aquin
1224-1274
Duns Scotus, Johannes
1265-1308
Ockham, Wilhelm von
1285-1349
Nikolaus von Kues
1401-1464
Bruno (Giordano), Filippo
1548-1600
Descartes, René
1596-1650
Pascal, Blaise
1623-1662
Spinoza, Baruch de
1632-1677
Locke, John
1632-1704
Malebranche, Nicolas de
1638-1715
Leibniz, Gottfried Wilhelm
1646-1716
Hume, David
1711-1776
Kant, Immanuel
1724-1804
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich
1770-1831
Bolzano, Bernard
1781-1848
Schopenhauer, Arthur
1788-1860
Feuerbach, Ludwig
1804-1872
Kierkegaard, Sören
1813-1855
Pierce, Charles Sanders
1839-1914
Nietzsche, Friedrich Wilhelm
1844-1900
Frege, Gottlob
1848-1925
Planck, Max
1858-1947
Whitehead, Alfred North
1861-1947
Russell, Bertrand
1872-1970
Einstein, Albert
1879-1955
Jaspers, Karl
1883-1969
Bloch, Ernst
1885-1977
Heidegger, Martin
1889-1976
Wittgenstein, Ludwig
1889-1951
Carnap, Rudolf
1891-1970
Krishnamurti, Jiddu
1895-1986
Popper, Karl Raimund
1902-1994
Jonas, Hans
1903-1993
Carl Friedrich von Weizsäcker
1912-2007
Mackie, John Leslie
1917-1981
Mandelbrot, Benoit
1924-2010
Weissmahr, Bela
1929-2005
Swinburne, Richard
1934
Die folgende Tabellenübersicht soll in kompakter Form, die verschiedenen Sichtweisen der einzelnen Philosophen und Wissenschaftler bezüglich Gottes verdeutlichen. Verschiedene Philosophen schreiben dem Begriff 'Gott' durchaus unterschiedliche Wesensmerkmale zu. Nicht alle Sichtweisen sind ausschließlich positiv, es gibt ebenso interessante kritische Sichtweisen.
In dieser Tabellenübersicht sind einerseits Kapitel und Abschnitte angegeben, wo man die im Text integrierten, direkten Belegstellen der Philosophen finden kann. Andererseits wurden von den einzelnen Philosophen und Wissenschaftlern Kernpunkte ihrer Denkweisen und Äußerungen, als Beschreibung in der Tabelle, in komprimierter Weise angegeben.
Die Tabelle ist als Übersicht gedacht. Sie ist keineswegs vollständig. Der Leser mag sich die Tabelle nach seinen Wünschen beliebig erweitern. Aufgrund dieser Tabelle kann man zu bestimmten Gesichtspunkten und bestimmten Philosophen auch gezielt in das Buch einsteigen, ohne dieses sequenziell zu lesen.
Insgesamt liefert die Tabellenübersicht Sichtweisen in kompakter Form von über 40 verschiedenen Philosophen, rund um das Thema Gott. Während der Text des Buches aufgrund von Fragen strukturiert und geordnet ist, macht die Tabellenübersicht auch eine personale Ordnung und Zuordnung zu den einzelnen Philosophen, auf historische Weise, möglich.
Kapitel
Beschreibung
Referenz
Albertus Magnus
1
Gott ist das notwendige Sein. Sein Sein und sein Wesen sind identisch. Gott ist selbst nicht definierbar.
[AM10]
2.2
Gott ist Sein durch sich selbst.
[AM8]
4
Gott wird von keinem verursacht. Das Erste ist materielos und bedarf selbst nichts. Das Erste hat den würdigsten Willen.
[AM9] [AM10] [AM18]
8
Wenn das Erste etwas vermag, muss es nicht in Wirklichkeit geschehen.
[AM19]
al-Ghazali
11.2
Durch die Erleuchtung des Lichts der Weisheit wird die Vernunft eine schauende.
[Gh9]
Der Schleier der Vernunft, der sie verhüllt, wird von ihr selbst und für sich selbst geschaffen.
[Gh10]
Es ist doch nicht unmöglich, dass es hinter der Sphäre der Vernunft noch eine andere Sphäre gibt, in der sich das offenbart, was nicht in der Sphäre der Vernunft erscheint.
[Gh7]
Wer dem Toren Wissen schenkt, verwendet es schlecht.
[Gh3]
23.1
Wisse, die Welt besteht aus zwei Welten: einer geistigen und einer materiellen.
[Gh4]
Es gibt nichts in dieser Welt (Erscheinung), das nicht Symbol für Etwas wäre, was in jener Welt (Himmelreich) existiert.
[Gh6]
Anselm von Canterbury
1
Gott ist etwas, über dem nichts Größeres gedacht werden kann.
[Ans9]
3
Es gibt etwas, das das Beste und Größte und das Höchste von allem ist.
[Ans3]
Es gibt mit Notwendigkeit eine Na- tur, die keiner anderen Natur untergeordnet wäre (höchste Rangstufe).
[Ans4]
9.2
Gott kann nichts Wahres falsch ma- chen. Gott kann nichts, was geschehen ist, ungeschehen machen.
[Ans1]
24.1
Alles, was geschaffen wurde, hat durch die erhaltende Kraft eben desselben Bestand.
[Ans8]
Aristoteles
1.1
Gott ist das Immerseiende. Gibt es aber nichts Ewiges, so ist es auch nicht möglich, dass ein Werden stattfinden kann.
[A99] [A147]
1.3
Gott ist unbewegter Beweger (erstes Bewegendes).
[A91]
3
Gott existiert in wirklicher Tätigkeit, ist immerwährend, notwendig seiend und materielos.
[A14]
19
Wer die Vernunft in sich pflegt, mag von der Gottheit am meisten geliebt werden. Mithin wird der Weise von der Gottheit am meisten geliebt und muss daher der Glückseligste sein.
[A135]
Augustinus
4
Gott ist einfach und unwandelbar, alles andere ist von ihm geschaffen und nicht einfach und darum auch wandelbar.
[Aug9]
4.4
Die Liebe stammt aus Gott.
[Aug11]
Averros
2
Die Welt ist erschaffen und hervorgebracht von Gott, sie weder durch Zufall noch durch sich selbst vorhanden.
[Ave1]
24.2
Bloch
Wir schulden Gott unsere Reinheit, wie er uns die Erlösung schuldet.
[Blo1]
Bolzano
1.2
Wir nennen Gott unendlich, weil wir ihm Kräfte von mehr als einer Art zugestehen müssen, die eine unendliche Größe besitzen. So müssen wir ihm eine Erkenntniskraft beilegen, die wahre Allwissenheit ist, also eine unendliche Menge von Wahrheiten.
[Bol5]
Bonaventura
2.4
Nichts kann erkannt werden, wenn nicht Gott selbst durch seine ewige Wahrheit unmittelbar den Erkennenden erleuchtet. Es erkennt ein unvollkommenes Seiendes für sich betrachtet nur durch ein vollkommenes Seiendes.
[Bona1] [Bona2]
Carnap
1
Wir verlangen die Zurückführung auf Sinneseindrücke, also die Angabe einer Definition des Wortes >Gott<, in der wahrnehmbare Kennzeichen genannt werden.
[Car6]
Cicero
7.2
Wenn wir Gott nicht erkennen können, so können wir doch gewiss Gott selbst mit dem Denken erfassen.
[Cic10]
13
Dass der Geist nicht geteilt werden kann, dass er auch nicht untergehen kann.
[Cic7]
So bewegt den zerbrechlichen Körper der alle Zeit überdauernde Geist. Denn was sich immer bewegt, ist ewig.
[Cic9]
Descartes
2.2
Gott existiert aus eigener Kraft und ist letzte Ursache, die mich erzeugt
[D12] [D13]
hat, aber auch die welche mich gegenwärtig erhält.
3
Gott ist das Wesen der höchsten Vollkommenheiten.
[D6]
8
Gott ist ewig, unendlich, allwissend, allmächtig und der Schöpfer aller Dinge.
[D15]
9.3
Es ist unmöglich, dass dasselbe zugleich ist und nicht. Das Geschehene kann nicht ungeschehen werden.
[D10]
11
Gott existiert notwendig. Unter dem Namen Gott verstehe ich eine Substanz, von der ich selbst geschaffen bin, ebenso wie alles andere Existierende.
[D17]
14
Das erste Attribut Gottes ist, dass er im höchsten Grade wahrhaft und Geber allen Lichtes ist. Er kann uns deshalb nicht betrügen.
[D8]
20
Der Name der Substanz gebührt Gott und den übrigen Dingen nicht im gleichen Sinne, denn Gott bedarf zu seiner Existenz keines anderen Dinges, während alle Dinge nur mit Gottes Beistand existieren.
[D37]
21.1
Die Vorstellung, die ich von Gott habe, ist mir angeboren.
[D27]
24.1
Diese uns erhaltende Kraft kann nicht in uns selbst sein.
[D7]
24.3
Der Mensch hat nichts, das ihm wahrhaftig angehört außer allein der freien Verfügung über sein Wollen. Dafür kann er gelobt oder getadelt werden, je nachdem, ob er sie gut oder schlecht benutzt.
[D36]
Duns Scotus
11
Gott wird nicht auf natürliche Weise vom Menschen erkannt.
[DuS1]
Einstein
Einf.
Der Sinn des Wortes >Wahrheit< ist verschieden, je nachdem ob es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen Satz oder eine naturwissenschaftliche Theorie handelt.
[Ein1]
23
Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff.
[Ein2]
Epikur
18
Wenn Gott die Übel abschaffen will und kann, was allein dem Gott zukommt, woher stammen dann die Übel und warum schafft er sie nicht ab?
[Epi1]
19
Der Weise bewundert Wesen und Verfassung der Götter und versucht dieser nahezukommen.
[Epi5]
22
Sinnlos ist es, von den Göttern zu erbitten, was einer sich selbst zu verschaffen imstande ist.
[Epi4]
Feuerbach
1.4
Gott ist, was der Verstand als das Höchste denkt.
[Feu2]
4
Eine Qualität (Gerechtigkeit, Weis- heit, Güte) ist nicht dadurch göttlich, dass sie Gott hat, sondern Gott hat sie, weil Gott ohne sie ein mangelhaftes Wesen ist.
[Feu3]
7.1
Der Verstand oder die Vernunft ist endlich das notwendige Wesen.
[Feu2]
7.2
Was der Vernunft widerspricht, widerspricht Gott. Gott ist, was der Verstand als das Höchste denkt.
[Feu2]
8
Unvernünftiges kann auch die Allmacht nicht tun.
[Feu2]
21
Vernunft, Wille, Liebe sind keine Kräfte, welche der Mensch hat -
[Feu1]
denn er ist nichts ohne sie - sie sind die ihn beseelenden, bestimmenden Mächtegöttliche absolute Mächte.
Frege
1
Ebenso wenig wie die Existenz ist aber die Einzigkeit Merkmal des Begriffes >Gott<.
[F1]
Giordano Bruno
11
Die höchste Erkenntnis des obersten Prinzips und der obersten Ursache ist immer noch weniger als eine bloße Spur. (Wer die Statue sieht, sieht nicht den Bildhauer).
[GBru1]
Hegel
1
Gottes Definition ist, dass sein Begriff und sein Sein untrennbar sind.
[Heg9]
7.1
Wenn wir den besonderen Dingen ein Sein zuschreiben, so ist das nur ein geliehenes Sein, nur der Schein eines Seins, nicht das absolut selbstständige Sein, das Gott ist.
[Heg10]
18
Beim Unterschied Gottes von der Welt, insbesondere vom Menschen, da tritt der Unterschied von Gutem und Bösem ein.
[Heg10]
Heidegger
2.3
Die erste Ursache aber ist Gott. Also gilt der Satz vom Grund nur, insofern Gott existiert. Allein Gott existiert nur, insofern der Satz vom Grund gilt. Solches Denken bewegt sich im Kreis.
[Hei6]
Hume
1.4
Die Vorstellung Gottes entsteht in unserem eigenen Geiste.
[H12]
Jaspers
1
Gott ist ein Name und Zeichen schlechthin, dem jede Anschauung mangelt.
[Jas5]
4.4
Wenn absolute Wahrheit ist, so kann nur Gott die Wahrheit sein.
[Jas8]
11.2
Gott ist verborgen.
[Jas4]
14
Gott muss als täuschender Gott erscheinen, damit menschliche Freiheit und Ursprünglichkeit sich verwirklichen können.
[Jas6]
20.3
Gott schafft im Erkennen seinen Gegenstand selbst. Das Erkennen des Menschen ist mehr als Verstand, weniger als göttliches Denken. Es ist Teilhaben am Sein.
[Jas3]
Jonas
16
Durch die Jahre des Auschwitz-Wütens schwieg Gott. Im bloßen Zulassen menschlicher Freiheit liegt ein Verzicht der göttlichen Macht.
[Jon2] [Jon3]
Die Schöpfung war der Akt nicht länger absolut zu sein - ein Akt der göttlichen Selbstentäußerung.
[Jon4]
Der Mensch kann geben, indem er in den Wegen seines Lebens darauf sieht, dass es nicht seinetwegen geschehe, dass es Gott gereuen muss.
[Jon5]
Kant
3.3
Es ist moralisch notwendig, das Dasein Gottes anzunehmen.
[K108]
4
Das notwendige Wesen ist einfach.
[K94]
Das notwendige Wesen ist unveränderlich.
[K95]
Das notwendige Wesen ist ein Geist.
[K96]
6
Es können nicht mehrere Dinge absolut notwendig sein.
[K93]
Es ist ein Gott.
[K97]
7.1
Dasjenige, dessen Aufhebung oder Verneinung alle Möglichkeit vertilgt, ist schlechterdings notwendig.
[K92]
11
Dass für das Dasein des Urwesens als einer Gottheit kein Beweis in theoretischer Absicht, für den menschlichen Verstand möglich sei. Wir sind genötigt, die Welt so anzu- sehen, als ob sie das Werk eines höchsten Verstandes und Willens sei (Erkenntnis nach der Analogie).
[K51] [K100]
11.2
Glauben ist Überzeugung, Wissen ist Gewissheit.
[K44]
14
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.
[K109]
18.3
Hauptursachen für den Hang zum Bösen in der menschlichen Natur sind Gebrechlichkeit, Unlauterkeit und Bösartigkeit.
[K110]
22
Das Beten als Gottesdienst ist ein bloß erklärtes Wünschen, womit Gott wirklich nicht gedient wird.
[K111]
Kierkegaard
7
Wohl spricht der Tor in seinem Herzen, es ist kein Gott; wer aber in seinem Herzen oder zu den Menschen sagt: Wart nun bloß noch ein Weilchen, so werde ich es beweisen, o, was für ein seltsamer Weiser ist er.
[Kier1]
8.2
So ist es denn schmerzlich, unrecht zu haben, und schmerzlicher, je öfter man es hat, erbaulich, unrecht zu haben, und erbaulicher, je öfter man es hat.
[Kier2]
Könntest du wünschen, dass jenes Gesetz zerbräche, das seit Jahrtausenden das Geschlecht und jedes
[Kier3]
Glied des Geschlechtes durchs Leben getragen hat? .
Krishnamurti
Einf.
Diese Bilder, diese Symbole im Tempel sind nicht Gott, nicht Wahrheit.
[Kri1]
23.1
Wenn ein Mensch Gott sucht, meidet er Tempel.
[Kri1]
Leibniz
2
Gott ist der letzte Grund der Dinge, eine notwendige Substanz.
[L6]
4.2
Gott handelt in der vollkommensten Weise.
[L28]
7.1
Nur ein einziges Seiendes ist notwendig. In Gott unterscheidet sich die Existenz nicht vom Wesen - Gott ist das notwendige Wesen.
[L34] [L36]
9
Gott macht nichts außerhalb der Ordnung.
[L31]
9.1
Wunder sind innerhalb der Ordnung.
[L32]
9.4
Gott tut nichts ohne Grund.
[L10]
10
Dass etwas nicht deshalb gut ist, weil Gott es will, sondern dass Gott etwas will, weil es gut ist. Gott erwählt immer das Beste.
[L10] [L19]
11
Die Erkenntnis der notwendigen und ewigen Wahrheiten erhebt uns zur Erkenntnis Gottes. Es muss, wenn es eine Realität in den ewigen Wahrheiten gibt, diese Realität auf etwas Existierendem und Wirklichen gründen, in der Existenz des notwendigen Seins, worin das Wesen die Existenz einschließt, oder worin es genügt, möglich zu sein, um wirklich zu sein.
[L20] [L21]
20
Menschliche und göttliche Vernunft unterscheiden sich nur graduell, nicht aber prinzipiell.
[L10]
20.4
Jede Substanz ahmt Gott nach, soweit sie es vermag.
[L14]
21
Es gibt keinen anderen äußeren Gegenstand, der unsere Seele berührt, keine äußere, im strengen Sinne auf uns einwirkende Ursache, Gott allein ausgenommen.
[L22]
21.1
Ich halte die Idee Gottes für eine eingeborene Idee, da sie nicht von den Sinnen stammen kann.
[L38]
24.1
Die erschaffenen Substanzen hängen von Gott ab, der sie erhält.
[L13]
Locke
3
Unsere Vernunft führt uns zu der offenkundigen Wahrheit, dass es ein ewiges, allmächtiges und allwissendes Wesen gibt.
[Loc23]
7
Die Kenntnis von der Existenz Gottes erlangen wir durch Beweis.
[Loc22]
Mackie
18
Nach der Lehre des traditionellen Theismus gibt es einen Gott, der sowohl allmächtig als auch vollkommen gut ist; dennoch gibt es Übel in der Welt. Wie ist das möglich?
[Mack1]
Wer an der Existenz eines Gottes in irgendeinem Sinn festhält, nicht aber behauptet, er sei vollkommen gut oder allmächtig, entgeht der Schwierigkeit des Problems des Übels.
[Mack1]
Malebranche
11
Gott sehen wir auf eine unmittelbare und direkte Weise. Nur er kann den Geist erleuchten.
[Mal2]
15
Dass Gott niemals durch höchst schwierige Mittel macht, was sich durch sehr einfache und sehr leichte Mittel erreichen lässt. Gott tut nichts
[Mal8]
Unnützes und nichts Unvernünftiges.
21
Nichts kann unmittelbar in unserem Geist tätig sein, wenn es ihm nicht überlegen ist; nichts kann es als Gott allein. Denn nur der Urheber unseres Seins kann dessen Modifikationen ändern.
[Mal7]
22
Nietzsche
Das Gebet ist für solche Menschen erfunden, welche eigentlich nie von sich aus Gedanken haben und denen eine Erhebung der Seele unbekannt ist oder unbemerkt verläuft.
[N8]
Nikolaus von Kues
1
Gott ist aller Dinge Ursprung und ist unkündbar.
[NK32]
2
Gott ist das schlechthin Größte, ohne das nichts zu sein vermag.
[NK5]
4.3
Gott ist die Wirklichkeit aller Möglichkeit.
[NK28]
6
Mehrere Ewige kann es nicht geben.
[NK6]
8.1
Gott ist das Können selbst.
[NK21]
11
Geistige, unzugängliche Dinge können im Symbol (Gleichnis) erforscht werden.
[NK7]
Gott ist nicht wissbar. Die Vernunft ist lebendige Ähnlichkeit Gottes.
[NK31] [NK35]
12
Gott suchen. Es muss also diese Welt dem Suchenden ein Hilfsmittel bieten.
[NK24]
Gott steht über allem, was begriffen und eingesehen wird. Auch ist sein Name nicht einsichtig, ist er auch der Name, der allem Einsichtigen Namen und Unterschiedenheit verleiht.
[NK25]
So ist es der göttliche Geist, der die einsehende Vernunft erleuchtet.
[NK26]
Gott will gesucht und will erfasst werden.
[NK27]
20.1
Wenn du den göttlichen Geist das Gesamt der Wahrheit der Dinge nennst, wirst du den unseren das Gesamt der Angleichung der Dinge nennen, sodass er die Gesamtheit der Begriffe ist. Das Begreifen des göttlichen Geistes ist Hervorbringen der Dinge; das Begreifen unseres Geistes ist begriffliches Erkennen der Dinge.
[NK36]
20.2
Denn wie Gott Schöpfer der realen Seienden und der natürlichen Formen ist, so ist der Mensch Schöpfer der Verstandesseienden und der künstlichen Formen.
[NK39]
23
Die sinnenfälligen Dinge nämlich sind die Bücher der Sinne, in denen die Absicht der göttlichen Vernunft in sinnenfälligen Gestalten beschrieben ist, und die Absicht ist die Selbstoffenbarung des Schöpfergottes. Wenn man das, was geworden ist, erkennt, erblickt man das Unsichtbare an Gott, also seine Ewigkeit, Kraft und Göttlichkeit.
[NK38] [NK40]
Ockham
8
Gott erkennt die Dinge, bevor er sie erschafft, er ist ein rational Handelnder.
[O2]
Gott ist niemandes Schuldner. Das Prinzip der göttlichen Allmacht wird durch das Widerspruchsprinzip vor Willkür bewahrt.
[O3]
9
Gott kann vieles machen, was er jedoch nicht machen will. Gott kann nichts nicht-anordnungsgemäß machen.
[O5]
9.5
Gott vermag nichts zu tun, was einen Widerspruch in sich enthielte.
[O2]
Pascal
3
In der Natur gibt es ein notwendiges, ewiges und unendliches Wesen.
[Pas6]
5
Gott allein ist das wahre Glück des Menschen.
[Pas14]
11
Wir erkennen weder die Existenz noch das Wesen Gottes.
[Pas7]
Peirce
11
Das Universum ist ein großes Symbol für Gottes Absicht.
[Peir7]
Planck
13.1
Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche, denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht. Der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.
[Pla1]
Platon
3
Gott ist Ursprung der Dinge.
[P64]
4.2
Das Weltall ist ein beseeltes und in Wahrheit vernünftiges Geschöpf, wozu es durch die Vorsehung Gottes geworden.
[P15]
5
Der Besonnene wird tun, was recht ist gegenüber Göttern wie Menschen.
[P61]
10
Gott wollte, dass alles möglichst gut sei.
[P1]
18
Für das Übel muss man andere Ursachen suchen, aber nicht die Gottheit.
[P71]
19
Gott ähnlich werden heißt aber gerecht und fromm werden auf dem Grunde richtiger Einsicht.
[P65]
Dem Göttlichen und Makellosen nachhängend wird er selbst makellos und göttlich, soweit dies einem Menschen möglich ist.
[P66]
Plotin
1
Gott ist jenseits von allen Dingen und jenseits des erhabenen Geistes.
[Plo73]
1.1
Gott ist die Ewigkeit (das Immerwährende).
[Plo61]
2.2
Gott ist erste Ursache seiner selbst.
[Plo1]
3.1
Gott liegt vor der Existenz und ist gar nicht in die Existenz getreten.
[Plo33]
3.2
Gott ist jenseits des Seins.
[Plo14]
4
Das Erste ist einfach. Von ihm gibt es keinen Begriff und keine Wissenschaft.
[Plo13]
Das Eine ist weder Geist noch Seele, es ist vor dem Geiste, es ist ohne Form und ohne geistige Geformtheit.
[Plo46]
4.1
Das Erste bedarf nicht der Erkenntnis.
[Plo25]
4.2
Das Erste ist vollkommen.
[Plo5]
4.3
Das Erste ist die Möglichkeit aller Dinge.
[Plo74]
11.4
Da der Gott nicht mit Augen gesehen wird, erweckt er Zweifel an seinem Vorhandensein.
[Plo95]
12.1
In Wahrheit zeigt den Weg zu Gott die Tugend, die in der Seele sich fortschreitend entwickelt im Bunde mit der Einsicht.
[Plo67]
12.2
Es werde einer zuerst ganz gottähnlich und ganz schön, wer Gott und das Schöne schauen will.
[Plo36]
12.3
Man muss aber annehmen, dass man Jenen in dem Augenblick gesehen hat, wo die Seele mit eins von einem Licht erfüllt wird, denn das kommt von Ihm, das ist Er selbst.
[Plo75]
13
Dass das jenseits über dem Seien- den Liegende das Eine ist und dann der Geist folgt und das Dritte die Wesenheit der Seele ist.
[Plo20]
22
Die Scheuer bekommt voll, nicht wer betet, sondern wer das Land beackert.
[Plo72]
23.1
Das vollkommenste Schöne, das es im Bereich des Sinnlichen gibt (der Kosmos) ist eine Offenbarung des vollendeten Guten im geistigen Reich.
[Plo6]
24.1
Alles, was Nichteines ist, wird durch das Eine erhalten.
[Plo65]
Proklos
Einf.
Götter sind überwesentlich und bestehen vor den Seienden, damit gibt es von ihnen weder Meinung noch Wissen noch Verstandeseinsicht, noch Denkung. Trotzdem lässt sich aufgrund desjenigen, das von den Göttern abhängt, etwas über sie erkennen.
[Pro1]
Russell
20
Der freie Intellekt will die Dinge sehen, wie Gott sie sehen würde, ruhig, leidenschaftslos, nur von dem Wunsch nach Erkenntnis beseelt, nach einer Erkenntnis, wie das für Menschen möglich ist.
[R21]
Schopenhauer
2
Zum Begriff von Gott gelangt man am Leitfaden der Kausalität.
Seneca
[Scho5]
19
Das wahre Glück besteht in der Tugend.
Spinoza
[Sen5]
1.2
Gott ist unendliches Seiendes.
[S13]
2.2
Gott ist Ursache durch sich.
[S9]
24.1
Es bedarf zur Erhaltung eines Dinges keiner geringeren Ursache, als zur ersten Hervorbringung desselben.
[S6]
Swinburne
2.3
Folglich muss Gott ein notwendiges Seiendes in dem hier definierten Sinn sein, dass alle Dinge und ihr Wirken von ihm abhängen, er aber von nichts. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß ein Universum unverursacht existiert; dagegen ist es um einiges wahrscheinlicher, daß Gott unverursacht existiert.
[Swi1] [Swi2]
18.1
Es gäbe keinen ausschlaggebenden Grund, das Falsche zu unterlassen, wenn man immer vor den schlimmen Folgen seines Tuns bewahrt würde.
[Swi3]
Thomas von Aquin
2
Gott ist erste Ursache für alle Dinge.
[Th5]
3
Gott ist in der Vernunft.
[Th2]
11
Wir gelangen zur Erkenntnis von Gottes Sein nicht aufgrund seiner selbst, sondern aufgrund seiner Wirkungen.
[Th2]
Weissmahr
1.5
Weil das Letzte bedingungslos ist, nennen wir es auch das Absolute.
[Wei2]
Es steht uns nicht zu, die Existenz des Absoluten zu bezweifeln, weil wir Schwierigkeiten haben, seine Existenzweise zu denken.
[Wei14]
Das Unbedingte (Absolute) wird miterkannt.
[Wei21]
Wir wissen um eine gewisse Unbedingtheit in unserer Erkenntnis. Unbedingtheit der Wahrheit. Unbedingtheit des sittlichen Wertes.
[Wei22] [Wei24] [Wei26]
1.6
Wir wissen von Gott als von dem letzten Grund und von der letzten Möglichkeitsbedingung.
[Wei32]
1.7
Schlechthin oder unbedingt notwendig ist nur jenes Seiende, dessen
[Wei7]
Sein von überhaupt keiner Bedingung abhängt. Da die Wirklichkeit nicht absurd ist, muss es absolutes, den Grund seiner eigenen Existenz in sich habendes Seiendes geben. Über Gott können wir in analoger Weise reden.
[Wei29] [Wei31]
4
Das schlechthin Unbedingte ist unendlich, einfach, einzig und unveränderlich.
[Wei12]
7
Der Gottesbeweis ist die begriffliche Artikulierung der impliziten Gotteserfahrung.
[Wei20]
8
Gottes Schöpfungswille kann sich selbst nicht widersprechen.
[Wei34]
18.1
Gott will das physische Übel. Das moralische Übel (das Böse) will Gott nicht.
[Wei35]
18.3
Der Grund für das moralische Übel (das Böse) liegt in der Freiheit.
[Wei36]
20.4
Geschaffensein ist ein Teilhaben am Sein Gottes auf geschöpflich eigenständige Weise.
[Wei15]
21.2
Gott beteiligt sich an jedem Wirken des Geschöpfs durch seine Mitwirkung.
[Wei37]
Die Bedingung dafür, dass es Selbstüberbietung gibt, nennen wir Gott. Gott verleiht dem Geschöpf die Methode der Selbstvervollkommnung.
[Wei11]
21.3
Zwischen Gott und dem Menschen gibt es eine allerinnigste Seinsgemeinschaft.
[Wei38]
24.1
Das Weiterbestehen des Geschöpfs kommt von Gott (fortgesetzte Schöpfung).
[Wei1]
24.3
Das Unbedingte ist die Instanz, der der Mensch letztlich verantwortlich ist.
[Wei12]
Die sittliche Verpflichtung ist eine an
[Wei5]
die Freiheit gerichtete unbedingte Forderung.
von Weizsäcker
23.2
Der Geist, der in der objektiven Ord- nung der Natur dem Geheimnis seines eigenen Ursprungs begegnet, erlebt, wie das reine Sein gleichsam durchscheinend wird, als Träger einer nicht mehr aussprechbaren Bedeutung.
[Wz1]
Wenn uns das Wirkliche, das wir nicht gemacht haben, mit einem Male unwidersprechlich gegenübersteht.
[Wz1]
Whitehead
11.3
Gottes begriffliche Natur ist aufgrund ihrer endgültigen Vollständigkeit unveränderlich. Aber seine abgeleitete Natur folgt konsequent aus dem kreativen Fortschreiten der Welt.
[Whi1]
Es ist genauso wahr zu sagen, dass Gott eins ist und die Welt vieles, wie zu behaupten, daß die Welt eins ist und Gott vieles.
[Whi2]
Wittgenstein
23
Gott offenbart sich nicht in der Welt.
[Wit13]
Xenophanes
Einf.
Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird keiner erkennen über die Götter. Ein Gott nur ist der größte, allein unter Göttern und Menschen.
Für Gott gibt es viele Namen: das Absolute, das Eine, das Erste, das Ewige, das Größte, das Höchste von allen, das Höchste was der Verstand denkt, das notwendige Sein, die notwendige Substanz, dasjenige was durch sich ist, das notwendige Wesen, das unendliche Wesen, das Ranghöchste in der Natur, der Schöpfer, der unbewegte Beweger, das Unbedingte, die erste Ursache, die letzte Ursache, das Urwesen, der Urgrund, das allwissende Wesen. Viele solcher Namen hat Gott von den Philosophen bekommen.
Was bedeutet definieren? Platon spricht im zehnten Buch seiner Gesetze von dreierlei, was für die Kenntnis eines jeden Dings erforderlich ist:
(1) das Ding selbst, seinem Sein nach
(2) eine Wesenserklärung desselben und
(3) sein Name.
Ein Name (ein Begriff) könnte auch mehrere Gegenstände referenzieren. Ist Gott ein Begriff? Referenziert Gott auf einen Gegenstand? Ist nicht wegen der fehlenden Anschauung eine Referenz auf einen Gegenstand überhaupt gar nicht gegeben? Ist der Begriff >Gott< etwa leer, eine Chimäre? Wenn der Name >Gott< aber auf die erste Ursache aller Dinge referenziert, ist dann nicht dieser Begriff, ein Begriff zweiter Stufe? Das Thema Definitionen und Begriffe ist in der Philosophie ein komplexes Thema. Kernsätze (Prinzipien) hierzu findet man z. B. die folgenden in [Gob1]: Prinzip der Definitionen (Nr. 30) und Prinzip der Begriffsarten (Nr. 56).
An dieser Stelle kann man sagen, dass Gott kein gewöhnliches empirisches, aber auch kein geistiges Ding, wie etwa die konkrete Primzahl 3 ist, und daher eine Wesenserklärung von Gott nur aufgrund von Vermutung oder Analogieschluss möglich ist. Einige Philosophen haben versucht, eine Art Definition bzw. Begriffserklärung für Gott zu geben.
Plotin [Plo73] wählt z. B. als Wesenserklärung oder Bezeichnung für Gott 'jenseits von allen Dingen und jenseits des erhabenen Geistes' und er sagt, dass es auch 'keinen Namen für Es' gibt, weil wir nichts von ihm aussagen können.
Plotin [Plo73] ('jenseits von allen Dingen und jenseits des erhabenen Geistes')
"Jenes dagegen, wie es jenseits des Geistes ist, so auch jenseits der Erkenntnis; und wie es in keinem Stücke irgend eines Dinges bedarf, so auch nicht des Erkennens. Sondern das Erkennen wohnt erst der Zweiten Wesenheit inne. [...] Vielmehr ist allein unter allen andern die Bezeichnung 'jenseits von allen Dingen und jenseits des erhabenen Geistes' zutreffend, denn sie ist kein Name, sondern besagt, daß es keines von allen Dingen ist, daß es auch 'keinen Namen für Es' gibt, weil wir nichts von Ihm aussagen können; sondern wir versuchen nur nach Möglichkeit, uns untereinander einen Hinweis über Es zu geben."
Als Mensch muss ich selbst eine Ursache in einem anderen haben, da meine Existenzgründe nicht in mir selbst liegen. Ich wurde z. B. geschaffen von einer ranghöchsten Vernunft in der Natur. Wenn das so ist, kann man fragen: Warum wurde ich geschaffen? Um Gott zu sehen, um Gott zu erkennen?
Auf diese Weise fragt Anselm von Canterbury im 'Proslogion' und sagt: Noch habe ich nicht gesehen, weswegen ich geschaffen. Proslogion heißt >Anrede<, und deswegen findet man hier auch folgende Formulierungen Anselms:
Herr, wenn Du hier nicht bist, wo soll ich suchen Dich Abwesenden?
Wann wirst Du Dich uns wiedergeben?
Vergönne mir Dein Licht zu schauen wenigstens von ferne.
Lass mich Dich verlangend suchen.
...
Anselms [Ans9] Wesenserklärung für Gott aus dem 'Proslogion' ist aufgrund des ontologischen Gottesbeweises sehr berühmt, für ihn ist Gott das Ranghöchste, was gedacht werden kann. Information zum ontologischen Gottesbeweis und nicht nur zu diesem findet man z. B. in [Br/Kr1].
Anselm von Canterbury [Ans9] (über dem nichts Größeres gedacht werden kann)
"Und zwar glauben wir, daß Du etwas bist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann."
Ähnlich zu Plotin betrachtet Albertus Magnus [AM10] Gott als das Erste. Das Zweite ist dann der Geist, das Dritte die Seele. Für ihn ist Gott das 'notwendige Sein' und ist weder Stoff noch Form. Für ihn ist Gott nicht definierbar.
Albertus Magnus [AM10] (Undefinierbarkeit des notwendigen Seins)
“Es ist aber schon bewiesen, dass im Ersten, das notwendiges Sein ist, Sein und ‘was [es] ist‘ dasselbe ist. Also ist es weder in der Gattung noch in der Wesensart noch im Einzelnen des obersten Gattungsbegriffs der Substanz und es kann nicht auf die Gattung zurückgeführt werden wie das Prinzip der Gattung, weil es weder Stoff noch Form ist, wie schon bewiesen wurde. Auf keine Weise ist es also in der Gattung. Und daraus folgt darüber hinaus, dass es selbst nicht definierbar ist. Denn jede Definition ist aus Gattung und Differenz oder aus Akt und Potenz.“
Nikolaus von Kues ([NK32] und [NK33]) beschreibt in seinen Schriften 'Vom verborgenen Gott', Gott als aller Dinge Ursprung. Gott bleibt für Nikolaus von Kues unaussprechbar und unkündbar. Trotzdem tut jedes Reden über ihn das als solches Unkündbare kund. Der unnennbare Gott wird lediglich in verschiedenen vernunfthaften Einsichtsweisen ausgedrückt.
Nikolaus von Kues [NK32] (das Unkündbare)
"So wird dich deine Erwägung notwendig dahin führen, daß jenes eine Eine, aller Dinge Ursprung, unaussprechlich sei, indes es selbst doch alles Aussprechbaren Urgrund ist. Alles, was daher nur immer jemand künden kann, bringt nicht das Unkündbare zum Ausdruck; und doch tut jedes Reden das als solches Unkündbare kund."
Ein Lehrer möchte seine Weisheiten dem Schüler möglichst einhauchen. Ein Lehrer möchte möglichst eine direkte Verbindung zum Geist des Schülers herstellen. Er kann jedoch nur vermittels sinnlicher Zeichen in den Geist des Schülers eindringen, etwa dadurch, dass er zuerst den stimmhaften Laut bildet und diesen geeignet formt, um den denkenden Geist des Schülers zu erreichen und zu motivieren. Alle Worte des Lehrenden sind aber nur ein Abbild seiner Vernunft und bleiben daher nur (subjektive) Namen. Ein Name für Gott drückt den unnennbaren Gott aus der Sichtweise des Sprechers aus.
Nikolaus von Kues [NK33] (das Unaussprechbare)
"Das Unaussprechbare selbst kann also in gar keiner Weise genannt oder erreicht werden. Ein so gänzlich vom Bedingten gelöster Name wie Seinsheit oder Gottheit oder Gutheit oder Wahrheit oder auch Urkraft oder was für einer immer, er nennt doch ganz und gar nicht den unnennbaren Gott; sondern er drückt den in seinem Selbst unnennbaren Gott in verschiedenen vernunfthaften Einsichtsweisen aus."
Hegels [Heg9] Definition, in Analogie zur Definition endlicher Dinge, wo Begriff und Sein stets verschieden sind, beschreibt Gott jedoch so, dass in Gott Begriff und Sein untrennbar miteinander verbunden sind.
Hegel [Heg9] (abstrakte Definition Gottes - sein Begriff und sein Sein sind untrennbar)
"Es ist die Definition der endlichen Dinge, daß in ihnen Begriff und Sein verschieden, Begriff und Realität, Seele und Leib trennbar, sie damit vergänglich und sterblich sind; die abstrakte Definition Gottes ist dagegen eben dies, daß sein Begriff und sein Sein ungetrennt und untrennbar sind."
Eine sehr interessante Betrachtung zur Definition des Begriffes >Gott< stammt von Gottlob Frege [F1], der im nachfolgenden Zitat eine strenge Unterscheidung vornimmt zwischen den Eigenschaften und den Merkmalen eines Begriffes. Dabei bezieht Frege sich auf die beiden Eigenschaften Existenz und Einzigkeit des Begriffes >Gott<, die keine Merkmale des Begriffes >Gott< sind. Merkmale eines Begriffs setzen einen Begriff zusammen, d. h., sie sind Eigenschaften der Dinge, die unter den Begriff fallen. So ist z. B. vernunftbegabtes Lebewesen ein Merkmal des Begriffs Mensch. Vernunftbegabte Lebewesen können somit unter den Begriff Mensch fallen. Existenz ist aber kein Prädikat von Mensch, sondern eine Eigenschaft des Begriffes Mensch. Nähere Informationen hierzu findet man unter Prinzip 61 und 62 (Extension und Intension von Begriffen) in [Gob1].
Frege [F1] (Merkmale - Eigenschaften - der Begriff Gott)
"Unter Eigenschaften, die von einem Begriffe ausgesagt werden, verstehe ich natürlich nicht die Merkmale, die den Begriff zusammensetzen. Diese sind Eigenschaften der Dinge, die unter den Begriff fallen, nicht des Begriffes. [...] Ebensowenig wie die Existenz ist aber die Einzigkeit Merkmal des Begriffes >Gott<. Die Einzigkeit kann nicht zur Definition dieses Begriffes gebraucht werden, wie man auch die Festigkeit, Geräumigkeit, Wohnlichkeit eines Hauses nicht mit Steinen, Mörtel und Balken zusammen bei seinem Baue verwenden kann. [...]"
Eine scharfe vollständige logische Definition eines Begriffes muss für jeden Gegenstand eindeutig bestimmen, ob dieser unter den Begriff fällt oder nicht, d. h., nach dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten gibt es genau zwei Möglichkeiten: Ein Gegenstand fällt oder fällt nicht unter einen Begriff. Hierfür würde man Begriffsmerkmale benötigen. Eine Untersuchung hierüber wurde von Gottlob Frege in seinem Buch 'Grundgesetze der Arithmetik' durchgeführt. Für eine weiterführende Information vgl. z. B. Prinzip 58-59 [Gob1].
Carnap [Car6], der jegliche Metaphysik ablehnt, verlangt sogar wahrnehmbare Kennzeichen für eine Definition des Wortes >Gott<. Damit legt er Kriterien der Naturwissenschaft an und Philosophie wäre nur im engen Rahmen mit wahrnehmbaren und messbaren Größen möglich. Damit ist die Aufstellung kühner metaphysischer Thesen nicht mehr möglich. Ein Analogieschluss z. B. von einem Künstler (Mensch) eines künstlichen Dinges, zum Künstler (höhere Vernunft in der Natur) der natürlichen Dinge, wird dadurch unmöglich gemacht.
Carnap [Car6] (wahrnehmbare Kennzeichen)
"Wenn jemand Aussagen macht, in denen das Wort >>Gott<< vorkommt, also insbesondere, wenn ein Metaphysiker oder ein Theologe die Existenz Gottes behauptet, so verlangen wir die Zurückführung auf Sinneseindrücke, also die Angabe einer Definition des Wortes >>Gott<<, in der wahrnehmbare Kennzeichen genannt werden."
In seinem Buch 'Von der Wahrheit', betrachtet Karl Jaspers [Jas5] den Begriff >Gott< als Namen und Zeichen schlechthin, dem jede Anschauung fern ist.
Jaspers [Jas5] (dem jede Anschauung fehlt)
" [...] und 'Gott' als dem Namen und Zeichen schlechthin, dem jede Anschauung mangelt."
Soweit erst einmal ganz allgemein zum Problem einer Definition, eines Namens bzw. einer Wesenserklärung Gottes. Dieses zeigt, dass eine einfache Bestimmung des Begriffes >Gott< durch Benennung von Merkmalen eher unmöglich ist. Definitionen, die häufig die formale Gestalt einer logischen Äquivalenz oder Identität annehmen, sind für den Begriff >Gott< nicht konkretisierbar, und es bleibt meiner Meinung nach die von Plotin oben angegebene Bezeichnung für Gott am ehesten zutreffend: 'Jenseits von allen Dingen und jenseits des erhabenen Geistes'.
Wir können uns das Nichts vorstellen, zumindest logisch. Stellen wir uns zunächst ein partielles Nichts vor, einen Raum, in dem es gar nichts gibt, bis auf ein leeres Glas. Das Glas könnte, wenn man auf diesen Raum beschränkt bleibt, niemals mit etwas gefüllt werden. Wenn wir es füllen wollten, müssten wir von außen, von außerhalb dieses Raumes, von außerhalb dieses partiellen Nichts, z. B. Wasser besorgen. Wenn wir uns das Glas nun auch noch wegdenken, haben wir ein partielles Nichts.
Stellen wir uns nun logisch ein globales Nichts vor, keine Angst in unserer Vorstellung ist alles möglich. Wir denken uns zuerst das Universum, dann denken wir, dass alle Planeten, Sterne und Galaxien vertilgt sind, auch die Erde. Es gibt nur noch unsere Vorstellung. In unserer Vorstellung gibt es logisch nun das Nichts. Wie soll nun aber etwas werden können aus diesem Nichts? Wie sollte jetzt z. B. ein Glas gefüllt werden, wenn alles vertilgt ist und nichts mehr da ist. Kein Wasser ist da, geschweige denn das Glas. Nichts ist mehr da, keine Materie, nur unsere Vorstellung ist da, sonst absolut nichts.
Was würde das in der Realität für Auswirkungen haben, wenn es wirklich den Zustand von einem Nichts geben würde, oder irgendwann bereits gegeben hätte? Logisch gesehen, aber auch realistisch gesehen, kann dann kein Werden mehr stattfinden, weil jedes Werden auch ein >Woraus< braucht, ein >Woraus< aber, aufgrund des Nichts nicht vorhanden ist. Der Prozess des Werdens benötigt also mindestens ein >Woraus<. Dieses >Woraus< muss es dann aber bereits immer gegeben haben, sonst hätten wir eine Lücke, ab der nichts mehr stattgefunden haben könnte. D. h. das letzte >Woraus< in einer vorgestellten Gedankenkette muss etwas Immerseiendes, etwas Ewiges sein.
Es gibt ein sehr schönes Argument von Aristoteles, aus der 'Metaphysik' bzgl. des Werdens. Wenn man das Ewige leugnet, entsteht ein Widerspruch; man kommt einerseits zu dem Ergebnis, wenn es kein Ewiges gibt, dass dann auch kein Werden stattfinden kann, andererseits findet aber in der Realität Werden statt. Somit muss es etwas Ewiges, etwas Unentstandenes geben. Aristoteles argumentiert folgendermaßen, vgl. [A147].
Aristoteles [A147] (das Letzte muss unentstanden sein)
"Gibt es aber nichts Ewiges, so ist es auch nicht möglich, daß ein Werden stattfinde. Denn hierbei muß es notwendig etwas geben, was wird, und das, woraus es wird, und von diesen muß das Letzte unentstanden sein, sofern ja nicht ein Fortschritt ins Unendliche stattfindet, und nichts aus Nichtseiendem werden kann."