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Die Berge begreifen: Fundstücke aus der Geschichte des alpinen Bergsteigens Reinhold Messner, der wie kaum ein anderer für den traditionellen Alpinismus steht und als Bergsteiger beispiellose Erfolge feierte, hat mittlerweile sechs Museen in den Südtiroler Bergen gegründet. In seinen Messner Mountain Museums möchte er die Begeisterung für die Berge an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Sein Ziel ist es, das Ideal des Bergsteigers "alter Schule" zu bewahren, dem es wie ihm vor allem um das Naturerlebnis und die persönliche Herausforderung ging. - Bergsteigerbuch: Die Geschichte des Alpinismus in historischen Objekten - Bergpassion: Berühmte Bergsteiger, ihre Ausrüstung, ihr Schicksal - Messner Mountain Museum: Von Schuh und Seil, Yak und Yogi - Messner Philosophikum – Erinnerungsstücke und wofür sie stehen: der Hammer von Paul Preuss, das Seil von Hermann Buhl oder Toni Eggers Eispickel vom Cerro Torre - Im handlichen Format auch für die Lektüre unterwegs geeignet Geschenk für Bergliebhaber: Alpine Kletterausrüstungen und die Bergsteiger-Geschichten dahinter Anhand von historischen Objekten aus der Geschichte des Alpinismus, die der berühmte Alpinist im Laufe der Jahre gesammelt hat, erfahren die Besucher:innen seiner Museen die besondere Geschichte hinter jedem dieser Exponate. Eine exklusive Auswahl davon hat Reinhold Messner nun in seinem Buch zusammengestellt: Die Erinnerungsstücke erzählen auf anschauliche Weise von der Entwicklung des traditionellen Alpinismus. Darunter sind auch Kunstwerke, die Emotionen wecken und oft einen spirituellen Hintergrund haben. Von Messner persönlich: Wissenswertes über die Leidenschaft Bergsteigen und die Entwicklung des Bergsports von den Anfängen bis zum Alpintourismus unserer Zeit. Ein schönes Geschenk für alle Bergliebhaber:innen!
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Seitenzahl: 115
Reinhold Messner
33 Objekte, die den Alpinismus geprägt haben
Die Texte dieses Bandes sind, abgesehen vom Vorwort, in der Kolumnenreihe »Messners Philosophikum« im Magazin Bergwelten erschienen. Die Rechte für die Fotos im Innenteil liegen bei Bergwelten-Magazin / Elias Holzknecht, mit Ausnahme von: Archiv Reinhold Messner (S. 30, 72, 100, 174) und Kurt Keinrath, Wien (S. 126).
Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw.
Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.
1. Auflage
© 2023 Bergwelten Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg.
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Gesetzt aus der Palatino, Madera, Mrs. Eaves
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Red Bull Media House GmbH
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15
5071 Wals bei Salzburg, Österreich
Umschlaggestaltung, Innenlayout und Satz: b3K design, Andrea Schneider, diceindustries
Coverabbildungen: Istry Istry/ shutterstock.com
Autorenillustration: Claudia Meitert / www.carolineseidler.com
ISBN 978-3-7112-0040-2
eISBN 978-3-7112-5026-1
Das Bergsteigen begreifen – ein Vorwort
Inspiration
Fünf Quadratmeter voller Details
Der Unbezwingbare
Im wilden Hindukusch
Der große Schnabel
Zsigmondys Mauerhaken
Eispickel – oder doch Bergstock?
Der Preuss-Hammer
Korkenzieher fürs Eis
Sieg und Niederlage
Die Schuhe vom Nanga
Das Zelt als Sehnsuchtsort
Ettores Erbe
Per Rad, aber mit Seil
Sechs Tage in der Wand
Das Seil von Lionel Terray
Hupfauers Eiger-Steigeisen
Der Felshaken vom Dorfschmied
Der Eispickel vom Cerro Torre
Der Steilwandfahrer
Der Freund der Freikletterer
Der letzte Schritt
In Plastikschuhen am Everest
Atmen & filmen
Allein mit dem Eisbeil
Das Zelt in der Wand
Hörner der Demut
Mein Lieblingstier, der Yak
Das Geheimnis des Verzichts
Der sagenhafte Gesar
Ein Krieger aus den Bergen
Von Menschennatur und Bergnatur
Die Fundamente meines Tuns
Eingeweckte Geschichte – ein Nachwort
Zum Autor
ein Vorwort
Um den traditionellen Alpinismus zu verstehen und seine Entwicklung begreifen zu können, müssen wir die Haltung der Bergsteiger aus den verschiedenen Epochen nachvollziehen können. Nun, diese Haltung der Bergsteiger ist in vielen Schriften festgehalten: von Eroberungs-, Schwierigkeits-, Verzichts- bis hin zum Pisten- beziehungsweise Ankündigungsalpinismus heute.
Das Bergsteigen beginnt mit der Aufklärung – vorher hielten Ungeheuer aller Art die Menschen von den Gebirgen fern – und der Industrialisierung, die erst die Mittel für Reisen in die Alpen freimachte. Inzwischen ist der Alpinismus – einst das Immer-tiefer-ins-Gebirge-Hineingehen, sommers wie winters – in viele Disziplinen zerfallen: vom Bouldern bis zum Höhenbergsteigen. Geklettert wird heute vornehmlich in der Halle, der Anmarsch ins Basislager erfolgt per Hubschrauber. Das alles will ich nicht kritisieren, im Gegenteil, Schäden am eigenen Leib und an der Natur bleiben so großteils aus. Nur, jede Art von Wettbewerb, Rekord, Technologie verbietet sich beim traditionellen Bergsteigen, das mir am Herzen liegt.
Ich hatte das Glück, zwischen Antike – Hanfseil und Mauerhaken – und Moderne hineingeboren worden zu sein. Das Glück auch, Pioniere aus dem 19. Jahrhundert und heutige Spitzenbergsteiger kennenlernen zu dürfen. Sie haben mir ihre Geschichten erzählt, und ich konnte das Narrativ weitergeben, vor allem mit jener Museumsstruktur, die ich in den Bergen Südtirols aufgebaut habe.
Ohne die vielen Erinnerungsstücke, von der Postkarte bis zum Gipfelkreuz, die ich in einem Menschenleben zusammengetragen habe, hätte ich das Messner Mountain Museum nicht gestalten können. Diese Fundstücke – wir nennen sie Reliquien – ist eine wesentliche Erzählhilfe in allen sechs Häusern des MMM.
Meine Erzählform im Museum nutzt eben diese Reliquien, Kunst und kurze mehrsprachige Texte. Die vielen Ausrüstungsstücke berühmter Alpinisten aus den verschiedenen Epochen des traditionellen Bergsteigens lösen bei den Besuchern jene Emotionen aus, die unter die Haut gehen. Wie auch Kunst – Plastiken, Malerei, Filme – stärker ist als die Fotografie, die als eingefrorene Wirklichkeit weniger berührt.
Ich habe auf der Bühne, im Film, beim Gespräch am Feuer und im Museum von den Bergen und vom Bergsteigen erzählt. Ich habe meine Geschichten und die Geschichten anderer Bergsteiger nacherzählt und dabei immer wieder die jeweiligen Reliquien dazu in den Mittelpunkt gestellt. Nun stelle ich sie in Buchform vor, für alle, die sich hintergründig fürs Bergsteigen interessieren.
Nur wenn ich weiß, dass Hans Ertl 1931 mit zehnzackigen Steigeisen durch die Ortler-Nordwand geklettert ist, dass Paul Preuss immer sein Hämmerchen dabei hatte und wie sich der Griffhaken aus dem Kaukasus anfühlt, kann ich begreifen, um wie viel schwieriger es 1924 – vor 100 Jahren! – war, den »Second Step« am Nordostgrat des Mount Everest ohne Aluleiter zu überklettern.
Der traditionelle Alpinismus ist mein Thema, seine Wiederbelebung mein Anliegen. Deshalb das Museum, das Start-up MMH (Messner Mountain Heritage), das Sherpa-Himal Museum in Namche Bazaar, heute deshalb dieses Buch.
Ich kann mir vorstellen, dass auf den Dachböden in Österreich oder Deutschland, auch in der Schweiz oder Luxemburg – wo auch immer –, Kletterausrüstung aus dem letzten Jahrhundert herumliegt, die niemand mehr braucht. Es wäre schade, wenn sie auf dem Müll landet. In einem der Museen könnten wir sie brauchen. Besonders, wenn sie Bergsteigern mit Namen und Daten – wo, wann, wofür benutzt – zugeordnet werden kann.
Es geht mir in diesem Zusammenhang nicht um die Menge, mehr um die Qualität. Viele Alpinisten haben mir Reliquien angeboten, einiges ist mir geschenkt worden. Ich habe Geduld und Verständnis, wenn sich jemand nicht ad hoc von einem rostigen Haken, der an einen Sturz erinnert, trennen kann. Peter Aschenbrenner hat mir den Meißel versprochen, den er am zweiten Biwakplatz Comicis in der Nordwand der Großen Zinne gefunden hat. Wenige Jahre vor seinem Tod hat er ihn mir geschenkt. Nun erinnert er im Museum an die beiden ersten Begehungen der berühmten Zinnen-Wand, die Comici und die beiden Dimai und dann die Brüder Aschenbrenner gemeistert haben. 1933! Auch daran, dass Comici bereit gewesen wäre, Bohrhaken zu schlagen, wenn er ohne nicht weitergekommen wäre. Das alles ist für die Weltgeschichte ohne Bedeutung, das Bergsteigen bleibt ein nutzloses Tun. Aber gerade weil es nutzlos und gefährlich ist, legen wir mit unserer Hingabe selbst unseren Sinn hinein.
Wir traditionellen Bergsteiger legen vor allem Wert auf Stil beim Höherkommen und hinterlassen die Berge möglichst heil. Sie sollen auch den nächsten Generationen Herausforderung sein.
Reinhold Messner im Frühsommer 2023
Everest, Lhotse und Makalu im Wolkenmeer: Das 1,5 × 1,5 Meter große Bild des nepalesischen Malers Bangdel hängt heute im Wehrturm von Schloss Juval.
Wie mich Zufälle und Freunde, vor allem aber die Berge auf Ideen gebracht haben
1986 wusste ich, dass jenes »Glück«, das ich 16 Jahre lang ganz oben gesucht hatte, mit gelingendem Leben zu tun hat.
Auf den Gipfeln war keine Zeit für Nebensächliches gewesen. Die Sorge, nicht heimzukommen, blockierte den Weitblick. Wie beim Aufstieg musste ich mich ja voll konzentrieren. Erst in den Wochen danach kam wieder Lebensfreude auf. Nicht in der Art: »Hurra, ich lebe noch!«, vielmehr als Dank und Freude, überhaupt am Leben zu sein. Das Gefühl auch, wiedergeboren und damit frei zu sein für neue Abenteuer.
Am Lhotse, nach dem Abstieg in einem Sturm, wie ich ihn nur selten erlebt hatte, fühlte ich mich befreit, endgültig bereit, die großen Berge loszulassen und mein Glück anderswo zu finden.
In diesem Zustand des Tagträumens stellte mir Liz Hawley, die große Chronistin des Himalaya-Bergsteigens, in Kathmandu einen Künstler vor. Sein Name: Bangdel. Ich sollte ihn, so bat er mich, in seinem Atelier besuchen.
Meine angeborene Neugierde lockte mich schließlich dorthin. Der alte Mann war feingliedrig und mit einem friedlichen Wesen gesegnet – ganz der Weise aus Shangri-La, dem sagenhaften Ort Tibets. Er zeigte mir Bilder, die an den Wänden lehnten, führte mich um seine Staffelei herum: lauter Landschaften aus dem nahen Himalaya. Auf einem der großflächigen Werke blieb mein Blick hängen. Drei Gipfel waren darauf zu sehen, die aus einer wabernden Nebelmasse ragten: Mount Everest, Lhotse, Makalu, drei der fünf höchsten Berge der Welt. Lhotse und Makalu hatte ich gerade bestiegen – beide im vierten Anlauf.
»Ich kann nur dann Neues machen, wenn ich weiß, was vor mir gemacht worden ist.«
Im Herbst 1986, nach den »14 Achttausendern«, kam ich mir weder wie ein Sieger noch wie ein Held vor. Ich hatte die Genugtuung, eine komplexe Idee, ein Ziel, das ich mir 1982 erstmals gesetzt hatte, realisiert zu haben.
Den Anspruch, alle Achttausender ohne Maske und in einem möglichst fairen Stil zu besteigen, hatte ich nur an mich gestellt. Niemand hatte mir Regeln vorgegeben, ausgenommen die Natur.
Spontan entschloss ich mich, das Bild zu erwerben. Ohne zu hinterfragen, wie ich es nach Hause bringen und wo es hängen sollte. Ich machte mir damals keine Sorgen um meine Zukunft, war voller Ideen – ein Museum zum Thema Berg gehörte noch nicht dazu. Das kam erst viel später. Ich wollte, nachdem ich auf den höchsten Gipfeln der Welt gestanden war, wieder von vorne anfangen. Ich musste lernen, auf anderen Gebieten einen Schritt weiterzugehen, und meinem Weg eine neue Richtung geben.
Das Gemälde hängt heute im ehemaligen Wehrturm, dem Bergfried von Schloss Juval, wo ich über die heiligen Berge erzähle. Der Künstler Bangdel hat es 1986 geschaffen, ohne Hintergedanken. Mittlerweile ist er längst tot. Die drei Gipfel aber, die alles Irdische durchbrechen, erzählen heute bergaffinen Museumsbesuchern vom Jenseitigen, das sie zu berühren scheinen.
Meinen Lebensweg habe ich Zufällen, Freunden, Vorgängern zu verdanken, weniger der Inspiration. So wie ich viele bergsteigerische Ziele aus der Geschichte heraus entwickelt habe, wusste ich immer, dass ich nur dann Neues machen kann, wenn ich weiß, was vor mir alles gemacht worden ist. Die Inspiration zum Bergmuseum verdanke ich Künstlern wie Bangdel und Bergsteigern wie Paul Preuss, Walter Bonatti und Lionel Terray. Und auch der Tatsache, dass Berge unendlich viel größer sind als wir Menschen.
Der »Atlas Tyrolensis« aus dem Jahr 1774, auch »Anich-Karte« genannt, ist heute in der Bibliothek von Schloss Juval ausgestellt.
Der »Atlas Tyrolensis« liefert auch 250 Jahre später bemerkenswerte Einblicke
In der Bibliothek von Schloss Juval – es geht dort ausschließlich um Geschichten von Bergen, Wüsten und den Polen – hängt der »Atlas Tyrolensis« aus dem Jahr 1774, auch »Anich-Karte« genannt. Ich hatte das Werk vor Jahrzehnten erworben, weil ich begeistert war von seiner Detailgenauigkeit und damit der Möglichkeit, mich in meine Heimat zu vertiefen, ohne auf Gipfel zu steigen oder Täler zu durchwandern. Jede Burg ist verzeichnet, auch die, in der der Atlas hängt; jeder Gletscher ist in seiner damaligen Mächtigkeit dargestellt.
Diese Karte des Landes Tirol basiert auf geodätischen Vermessungen und war bis dahin ohne Vergleich. Sie wurde im Jahrzehnt zwischen 1760 und 1770 aufgenommen und gezeichnet. Auf Initiative des Jesuitenpaters Ignaz Weinhart hatten Peter Anich aus Oberperfuss und sein Schüler Blasius Hueber, beide bäuerlicher Herkunft – deshalb auch »Bauernkartografen« genannt –, das Land Tirol aufgenommen.
1774 legte Johann Ernst Mansfeld den Atlas als Kupferstich vor. Maßstab: 1:104.000. Also maximale Präzision in der kartografischen Wiedergabe und somit zu ihrer Zeit die bedeutendste österreichische Karte. Mir ist sie bis heute eine wichtige Quelle für Geografie, Glaziologie und Orientierung.
Jahrzehntelang standen uns im Himalaya und im Karakorum dafür nur Kammverlaufskizzen zur Verfügung. Die Anich-Karte dagegen bot einen dreidimensionalen Einblick in den zentralen Teil der Ostalpen und war damit eine frühe Orientierungshilfe für die ersten ostalpinen Bergsteiger.
Die fünf Quadratmeter große Karte (217,5 × 226 cm) ist in zwanzig Blätter aufgeteilt und in zwei Teile gegliedert: »Tirol gegen Norden«, also das heutige Nord- und Osttirol sowie das nördliche Südtirol, und »Tirol gegen Süden«, also das südliche Südtirol und das Trentino. Die beiden Teile gehen nahtlos ineinander über. Berge und Wälder, Almen und Kare, Flüsse und Seen sind auszumachen. Fast 600 Berggipfel sind namentlich verzeichnet und Geländeformen schematisch dargestellt. Vor allem sind vergletscherte Regionen genau umrissen. An die 1000 Almen sind akribisch verzeichnet, da sie für Anich und Hueber und alle Bauern damals von größter Bedeutung waren. Auch Siedlungen, Märkte, Dörfer, einzelne Höfe und Wirtshäuser sind vermerkt.
»In die veränderten Landschaftsbilder, vor allem die Gletscher, kann ich mich stundenlang vertiefen.«
In die inzwischen veränderten Landschaftsbilder – vor allem die schwindenden Gletscher – kann ich mich stundenlang vertiefen.
Gewerbe und Handel sind aus dem Atlas abzulesen ebenso wie Verkehrsstraßen und Almwege. Adelssitze, Kirchen, Kapellen, ja, verfallene Burgruinen erscheinen wichtig, wie auch der Bergbau, Poststationen und Heilquellen. Der Obstbau spielte noch keine Rolle.
Wir orientieren uns heute mithilfe von GPS und erkennen dank Anich viele Veränderungen im Land. Eines hat sich seitdem nicht geändert: Der Ortler, »Ortles Spiz«, bleibt der »Höchste im ganzen Tyrol«.
Dieser Pickel soll bei der Ortler-Erstbesteigung im Jahr 1804 verwendet worden sein – auch wenn der Stil darauf hindeutet, dass er jüngeren Datums ist.
Wie ein Pickel aus der Landwirtschaft und die Fährten des Wildes im Jahr 1804 die Erstbesteigung des Ortlers ermöglichten
Die erste Besteigung des Mont Blanc 1786, durch Paccard und Balmat, spornte zur Nachahmung an. Im Jahr 1800 wurde der Großglockner bestiegen. Dann gab Erzherzog Johann von Österreich den Anstoß zur Eroberung des Ortlers, den er vom Reschenscheideck aus gesehen hatte. Dieser Berg würde den höchsten Gipfeln von Savoyen und der Schweiz nicht nachstehen, war er überzeugt.
Erzherzog Johann beschloss, den Bergoffizier Dr. Johannes Gebhard in den Vinschgau zu schicken. Seine Aufgabe: die Besteigung zu organisieren. Die Vermessung und Besteigung des Ortlers war also sein Ziel.
Am 28. August 1804 traf Dr. Gebhard über Meran und Schlanders in Sulden ein. Er hatte zwei Männer aus Zell im Zillertal, Johann Leitner und Johann Klausner, gute Berggeher, mitgebracht, die mit den Einheimischen aufsteigen sollten.
Alle Versuche, es waren regelrechte Expeditionen, scheiterten allerdings. Inzwischen war eine Prämie ausgesetzt worden, für den oder die Erstbesteiger. Der Ortler galt jedoch als unmöglich! Schon wollte Dr. Gebhard, der in der Gemeinde Mals im Vinschgau den Berg durch sein Fenster sehen konnte, zurückreisen, als am 26. September gegen Mittag ein Anwärter für die Besteigung gemeldet wurde.