Poppy 2 - Wilma Müller - E-Book

Poppy 2 E-Book

Wilma Müller

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Beschreibung

Poppy hat Geburtstag und er hätte sich nie erträumen lassen, dass dieser Tag so unglaublich werden würde, denn auf einmal tauchen Giesbert und Knallepeng aus der Welt der Wünsche auf. Und mit wem könnte man besser das aufregend-gefährliche Nest der Menschen erkunden? Doch es gibt ein großes Problem: Sie haben ihre Hüte nicht mehr und niemand weiß sicher, wie sie zurück nach Hause können.

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Wilma Müller, geboren 2003, hat gerade ihr duales Studium im Bereich Physiotherapie begonnen. Mit 13 Jahren fing sie an ihre Ideen zu Papier zu bringen und das Schreiben ist aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Poppy – und ein verwünschter Geburtstag“ gehört wie die Bougoslavien-Reihe zu ihren Kinderbüchern.

Für Mama,

die mir schon

bei vielen Wünschen

geholfen hat.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Ich lag auf dem gleichen Stein wie damals, als ich in das magische Wunschland gereist war. Nur war es jetzt viel kälter, obwohl es mitten am Tag war. War ja auch logisch, immerhin war es November und der Winter noch näher gerückt.

Vielleicht war es auch ein bisschen übertrieben von „damals“ zu reden. Es war erst ein paar Wochen her, aber ich vermisste meine besonderen Freunde schon wie verrückt. Und ich vermisste es zu fliegen und etwas Wichtiges zu tun.

Unser Abenteuer war so aufregend und überwältigend gewesen! Und all die unglaublichen Personen, die ich kennengelernt hatte! Knallepeng, Giesbert, Gruselda, Schrecknelda, Fürchtel… Natürlich auch die Skelette.

Der Geisterkleister-Sumpf war einfach fantastisch verrückt gewesen! Aber jetzt war ich wieder hier und statt einem Drachen war ich nur eine Blindschleiche.

„Zum Geburtstag viel Glück! Zum Geburtstag viel Glück!“, fingen meine Freunde aus dem Nichts an zu singen. Gerührt drehte ich mich zu ihnen um. Dort standen sie alle: Eidechse Dexter, Kröte Gretel und Sammie Salamander. Und sie hatten für mich sogar einen Geburtstagskuchen vorbereitet! Eine süß-salzige Zimtschnecke mit einer kleinen Geburtstagskerze! Das war so eine tolle Geburtstagsüberraschung! Ich war richtig sprachlos!

„Zum Geburtstag lieber Poppy, zum Geburtstag viel Glück!“, vollendeten sie gemeinsam mein wundervolles Geburtstagsständchen.

„Danke!“, unendlich glücklich strahlte ich. Vielleicht hatte ich nicht mehr meine Freunde aus dem Wunschland, aber meine Freunde hier waren auch einfach wunschlos toll und ich war so froh sie zu haben! Mit ihnen war es gar nicht schlimm, keine Flügel mehr zu haben.

„Herzlichen Glückwunsch!“, fröhlich umarmte Gretel mich mit ihren warzigen Armen.

„Herzlichen Glückwunsch!“, schloss sich Sammie ihr augenblicklich an und Dexter musste natürlich einen anderen Geburtstagswunsch bringen: „Alles Gute! Zieh keine Schnute, heute ist Spaß angesagt und Traurigkeit ist nicht gefragt.“

„Ihr seid toll!“, überglücklich umarmte ich sie zurück, so gut wie es ohne Arme eben ging.

Wärmend schien die Herbstsonne auf uns herab und ließ das dunkelgrüne Gras nicht mehr so düster wirken, auch die Nadelbäume waren gleich viel freundlicher und nicht so drohend. Der Herbst war schon eine unheimliche Jahreszeit, aber mit den richtigen Freunden konnte es trotzdem unheimlich toll werden!

„Jetzt musst du dir etwas wünschen!“, Gretel sagte das fast wie ein Befehl. „Beeil dich, sonst geht die Kerze noch vorher aus!“, drängte auch Dexter mich. „Dräng ihn doch nicht so! Das ist Poppys Tag! Er kann sich so viel Zeit nehmen, wie er will!“, verteidigte mich die (meistens) liebe Kröte sofort.

„Aber wenn er sich zu viel Zeit lässt, gibt es keine Kerze mehr zum wünschen“, beharrte Dexter natürlich auf seiner Meinung. Sammie grinste einfach nur auf seine extra breite Art und ignorierte diesen kleinen, typischen Streit.

Kurz schloss ich meine Augen. Was wünschte ich mir? Es sollte ein Wunsch sein, der gut war und niemandem schadete. Im Wunschland hatte ich ja gesehen, was dann passieren konnte… Und eigentlich war ich doch auch schon echt glücklich! Hmm…

„Ich wünsche mir, dass meine Freunde und ich immer glücklich dachte zusammenbleiben“, ich entschlossen und als ich meine Augen öffnete, pustete ich die Kerze aus.

Ich war richtig stolz auf meinen Geburtstagswunsch. Er war sogar total selbstlos! Ein Wunsch für uns alle! Ich fühlte mich wie ein Wünschemeister!

„Und was hast du dir gewünscht?“, fragte mich Sammie fröhlich. „Das darf man doch nicht sagen, sonst wird es nicht wahr!“, erinnerte Gretel ihn und knuffte ihn in die Seite.

„Stimmt“, entschuldigend lächelte der Salamander: „Dann sag es lieber nicht.“

„Es ist ein schöner Wunsch“, verriet ich meinen Freunden stolz.

„Das will ich aber auch hoffen! Ein Geburtstagswunsch muss schön sein“, meinte Dexter mit seinem manchmal etwas ruppigen Humor.

„Essen wir jetzt den Kuchen?“, fragte Gretel mit einem kleinen Schmatzen. „Oh ja! Schneckenkuchen!“, jubelte Sammie vorfreudig. „Nicht so gierig. Poppy ist zuerst dran. Es ist seine Geburtstagsleckerei“, ermahnte die Eidechse die anderen beiden.

„Ich bin nicht gierig! Du hast ihn doch eben mit der Kerze gedrängelt. Ich habe nur einen freundlichen Anstoß gegeben“, rechtfertigte sich die Amphibie sofort.

„Das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun!“, entgegnete Dexter entschieden.

Auf meinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Mit meinen Freunden war es genauso verrückt wie im Wunschland.

„Ihr seid meine Freunde, natürlich teilen wir uns die Schnecke“, unterbrach ich glücklich ihre Diskussion.

Kurz stritten Dexter und Gretel noch, wer welches Ende bekommen sollte, dann machten wir uns alle absolut zufrieden über diese leckeren Häppchen her.

Freunde, gutes Essen, wärmende Sonnenstrahlen… Es könnte gar nicht besser sein. Mein Wunsch nach Freundschaftsglück war schon in Erfüllung gegangen.

„Was ist hier los?! Wo?! Was?! Wie?! Häh?! Häh?! HÄH?!“, rief plötzlich eine Stimme über unseren Köpfen, von der ich nicht geglaubt hatte, sie je wieder zu hören. Völlig überrumpelt blickte ich nach oben.

„Geht in Deckung!“, schrie Dexter panisch.

„Poppy!“, Sammie hastete zu mir und versuchte mich schnell wegzuzerren. Schwungvoll flogen die beiden Eulen am Himmel gegeneinander und stürzten voll ab. Fast wären sie dabei direkt auf uns drauf gefallen.

Mit großen Augen starrte ich die beiden an.

Das war unmöglich! doch

„Poppy!“, zischte Sammie panisch und versuchte unauffällig mit mir zu verschwinden, doch ich rührte mich nicht vom Fleck. „Knallepeng? Giesbert?“, fragte ich unsicher. „Poppy?!“, sofort schnellte Knallepengs Kopf in die Höhe.

Er war es wirklich! Meine Freunde waren da! Ich wollte vor Freude laut jubeln, doch etwas ließ mich stocken. Dieses unbestimmte Gefühl… Etwas stimmte nicht.

„Poppy?“, auch Giesbert hob den Kopf und blickte mich aus seinen immer halbgeschlossenen Augen an.

„Das ist der absolute mega Knaller! Ich wusste doch, dass das nicht das Ende war! Wir sind ein granatenstarkes Heldenteam!

Welche Wünscheherausforderung kommt jetzt? Ich bin bereit alles platt zu machen!“, startete Knallepeng mit seiner Energie wieder voll durch: „Das verlangt nach einem Wiedersehens-Party-Feuerwerk!“

Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie hatten ihre eindrucksvollen Zylinder nicht auf!

Wie konnte ich das erst jetzt bemerken?! Ihre Hüte waren doch so wie bei einer Schnecke das Schneckenhaus! Sie gehörten einfach dazu, sie mussten einfach da sein!

Schlagartig bemerkte es auch Knallepeng.

„WAS?! NEIN! NEEIIN! Das kann nicht sein! Nein, nein, nein! Ist er runtergefallen? Er kann nicht runterfallen! Er kann nicht weg sein! Er gehört zu mir! Wo ist er? WO IST ER?!“, rastete die explosive Eule vollkommen aus und schlug sich mit den Flügeln auf den Kopf.

Giesbert reagierte völlig anders.

Komplett leer starrte er vor sich hin und wirkte wie eine düstere Statue.

„Knallepeng! Beruhig dich! Und Giesbert! Du bist zu ruhig! Komm wieder zu dir!“, ermahnte ich meine Freunde streng, damit sie nicht mehr ganz so extrem neben der Spur waren.

Es funktionierte sogar, zumindest ein bisschen.

Total verzweifelt schauten mich die beiden mit ihren Riesenaugen an. Jetzt stand ich da und ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich wusste ich doch auch nicht mehr als sie.

Keine Ahnung, wo ihre magischen Zylinder waren! Keine Ahnung, warum sie überhaupt hier waren! Oh! Moment mal!

„Ich hab Geburtstag und als ich die Kerze ausgeblasen habe, habe ich mir gewünscht, dass ich für immer mit meinen Freunden zusammen glücklich sein will! Bestimmt hat mein Wunsch euch hergebracht. Jetzt seid ihr in meiner Welt, also umgekehrt wie letztes Mal. Ihr seid quasi ganz normale Eulen“, teilte ich meine Erkenntnisse über die Umstände mit ihnen.

„Warte. Sind das der Knallepeng und Giesbert aus deiner Geschichte?“, wollte Dexter noch eine Spur zurückhaltend wissen.

„Ja, genau“, bestätigte ich eifrig und übernahm die Vorstellungsrunde:

„Knallepeng, Giesbert. Das sind Dexter, Sammie und Gretel, meine Freunde.“

Allerdings gab es keine herzliche Begrüßung. Alle starrten sich nur vollkommen überfordert an.

So hatte ich mir die Begegnung meiner Freunde nicht vorgestellt. Generell war dieses Treffen immer nur ein Traum gewesen, von dem ich ganz genau gewusst hatte, dass er nie wahr werden würde. Aber jetzt war es doch wahr.

„Ich kann nicht ohne meinen Hut sein! Wie soll ich dann Feuerwerk machen oder mich verstecken oder… Darin ist mein ganzes Leben!“, fing Knallepeng wieder an sich rein zu steigern und ich konnte ihn ja auch verstehen, aber seine Panik half nicht!

„Wir finden bestimmt eine Lösung. Wir haben es doch auch geschafft, die Nacht wieder zu finden und das Fest der Sterne zu retten“, versuchte ich meinem feurigen Freund Mut zu machen.

„All meine Bücher… Was, wenn ich etwas Falsches sage? Ich kann nicht nachlesen…“, murmelte Giesbert genauso am Ende. Das hatte ich nicht gewollt!

„Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich mit hängendem Kopf.

Ich hatte ihnen wirklich nicht ihre wertvollen Hüte wegnehmen wollen.

Genauso war es ja auch den Skeletten im Geisterkleister-Sumpf gegangen, nur würde es dieses Mal sicher nicht die Lösung sein, neue Hüte zu basteln.

Ich konnte meinen Freunden nicht helfen.

„Was ist daran denn so schlimm? Wenn ihr wieder zurück ins Wunschland kommt, sind eure Zylinder sicher wieder da und bis dahin können wir euch diese Welt zeigen“, sah Gretel es positiv, wenn auch ein wenig zögerlich.

„Oh ja! Super! Ich bekomme meinen Zylinder wieder!“, jubelte Knallepeng augenblicklich auf und strahlte übers ganze Gesicht. Doch wie so oft holte Giesbert ihn gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: „Und wie sollen wir zurückkommen?“

Überraschend wusste ich darauf sogar eine Antwort: „Ich nehme meinen Wunsch einfach zurück, wie letztes Mal.“

Nachdenklich starrte Giesbert einen Moment einfach nur vor sich hin. Schließlich teilte er das Ergebnis seiner Überlegungen mit uns: „Das könnte funktionieren.“

„JAA! Juhu! Der Knaller! Alles wird wieder gut! Super gut!“, jubelte Knallepeng begeistert auf und auch Giesbert wirkte richtig erleichtert.

Es war schön, dass sie jetzt wieder normal waren oder zumindest so normal wie sie sonst waren, wirklich normal konnte man das ja eigentlich nicht nennen.

„Und dein Wunsch hat sie einfach so hierhergebracht?“, wiederholte Sammie ungläubig.

„Wünsche können sehr große Kraft haben. Du lebst wohl nicht nach deinen Wünschen und lässt dich einfach nur faul vom Leben treiben“, und da war auch schon wieder die griesgrämige-gemeine Seite von Giesbert.

Den Teil hatte ich nicht vermisst.

„Giesbert! Bei euch ist es vielleicht so, dass Wünsche auf magische Weise in Erfüllung gehen, aber bei uns nicht. Es ist doch normal, dass man da überrascht ist“, verteidigte ich meinen Freund. „Jeder hat es in der Hand, ob seine Wünsche in Erfüllung gehen“, erwiderte Giesbert und schaffte es, diese Weisheit auf seine grummelige Art überhaupt nicht mehr poetisch klingen zu lassen.

„Manche Wünsche sind ohne Magie aber auch völlig unmöglich, zum Beispiel meine Flügel“, konterte ich selbstbewusst.

„Willst du nochmal fliegen?“, fragte die aufgedrehte Eule und schlug demonstrativ mit den Flügeln: „Ich könnte dich tragen.“

„Fliegen…“, Gretels Augen leuchteten auf.

„Gurgel, das wird der Flug deines Lebens!“, ohne Vorwarnung griff Knallepeng die Kröte und zischte mit einem kräftigen Flügelschlag in die Luft.

Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.

Gurgel. Er konnte sich Namen immer noch so grottenschlecht merken, aber ich war jetzt Poppy.

Es war echt schön, dass er sich meinen Namen gemerkt hatte.

„Du hast heute Geburtstag“, ich war mir nicht ganz sicher, ob die Grummeleule das als Feststellung oder als Frage meinte. Egal was es war, ich sagte einfach mal „Ja“.

„Herzlichen Glückwunsch!“, richtig freundschaftlich legte mir Giesbert den Flügel auf den Rücken. „Danke“, ehrlich lächelte ich ihn an.

Ohne seinen blauen, schlichten Zylinder wirkte er nicht ganz vollständig, aber trotzdem war ich so froh, dass er und Knallepeng hier waren.

Der Gedanke, sie bald wieder gehen zu lassen, gefiel mir gar nicht. Konnte ich sie an meinem nächsten Geburtstag nochmal zurückwünschen?

Aber selbst wenn, würde das ja noch ein ganzes Jahr dauern! Das wollte ich nicht! Es war doch so viel schöner, wenn man bei seinen Freunden sein konnte. Aber wenigstens konnten wir den Rest des Tages noch gemeinsam Spaß haben, oder?

Sie konnten einfach nicht gekommen sein, um gleich wieder zu verschwinden!