Power für die Schilddrüse - Michaela Axt-Gadermann - E-Book
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Power für die Schilddrüse E-Book

Michaela Axt-Gadermann

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Beschreibung

Das Buch der Bestseller-Autorin zur neuen Volkskrankheit

Fühlen Sie sich oft müde und schlapp, leiden unter Stimmungsschwankungen oder nehmen zu leicht zu? Schuld daran kann die Schilddrüse sein. Sie ist unser wichtigster Hormonproduzent. Wenn bei ihr nicht alles rund läuft, hat das Auswirkungen auf den gesamten Körper. Wollen wir unsere Schilddrüse wieder auf Vordermann bringen, ist jedoch nicht nur die Schulmedizin gefragt. Lebensstil, Ernährung und mentale Einstellung spielen eine ebenso wichtige Rolle. Das Ziel: eine gesunde Schilddrüse und damit ein gesunder Körper. Das Schilddrüsenprogramm in diesem Buch gibt Ihrer Schilddrüse die volle Power!

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Ähnliche


Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann

mit Regina Rautenberg

POWER FÜR DIE SCHILDDRÜSE

Alles für einen gesunden Hormonhaushalt

INHALT

Einleitung

Kapitel 1Unsere fantastische Schmetterlingsdrüse

Klein, aber oho!

Ich hab Schilddrüse

Ohne Hormone läuft nichts

Auf das Feintuning kommt es an

Wichtige Entwicklungsförderer

Unser VIP-Organ

Kapitel 2Zu Besuch bei der Schilddrüse

Die Hormonfabrik

Die Schilddrüsen-Wirkstoffe

So kommen die Hormone ans Ziel

Ein Placebo-Hormon als Bremse

Der Boss der Schilddrüse

Indirekte Regelung über die Hypophyse

Das Who‘s who der Schilddrüse

Kapitel 3Schilddrüse, was fehlt dir?

Die Stecknadel im Heuhaufen finden

Das »Gaspedal« unseres Stoffwechsels

Die Schilddrüse produziert zu wenig Hormone

Die Schilddrüse produziert zu viel Hormone

Struma – überflüssig wie ein Kropf

Der Klassiker Jodmangel

Heiße und kalte Knoten

Inaktives Gewebe

Aktive autonome Adenome

Autoimmunerkrankungen – die Schilddrüse im Fadenkreuz

Hashimoto-Thyreoiditis

Wenn das Immunsystem den Überblick verliert

Hashimoto kommt selten allein

Wie stellt man eine Hashimoto-Thyreoiditis fest?

Und wie geht’s weiter?

Morbus Basedow

Was verbirgt Heino hinter seiner Brille?

Und wie geht’s weiter?

Kapitel 4Autoimmunerkrankungen – wie Sie der Selbstzerstörung Paroli bieten

Friendly Fire

Erbanlagen und Pech

So clever ist unser Immunsystem

Die Arbeit der Abwehrzellen

Lebensstil und Immunangriff

Vitamin D sorgt für Zellbalance

Kranker Darm, kranke Schilddrüse

Salz macht das Immunsystem sauer

Vorsicht mit Jod!

Schmutz schützt

Mach keinen Stress!

Sind weibliche Hormone schuld?

Kapitel 5Schilddrüse und Darm

Wenn Bakterien die Abwehrzellen coachen

Das hochproduktive Mikrobiom

Schilddrüsenprobleme – alle Wege führen in den Darm

Eine Störung, viele Auswirkungen

Wechelseitige Beeinflussung

Der löchrige Darm

Den Darm auf die Probe stellen

Die Darmflora in die richtigen Bahnen lenken

Das richtige Futter für die Darmbakterien

Die richtigen Keime zuführen

Probiotische Therapie bei Morbus Basedow

Probiotische Therapie bei Hashimoto-Schilddrüsenentzündung

Kapitel 6Schilddrüse und Ernährung

Was Ihre Schilddrüse braucht

Jod – Bausteine für Hormone

Haben es Küstenbewohner besser?

Zu viel des Guten?

Wie steht es mit meiner Jodversorgung?

Vorsicht, Alge!

Der Jod-Check

Tipps für eine jodreiche Ernährung

Tipps für eine jodarme Ernährung

Allgemeine Hinweise

Selen oder nicht Selen?

Selen hilft gegen aggressive Angreifer

Jod- und Selenmangel – ein Unglück kommt selten allein

So viel Selen braucht die gesunde Schilddrüse

Selenzufuhr bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

Habe ich einen Selenmangel?

Eisenversorgung – ein heißes Eisen

Wie steht es mit meiner Eisenversorgung?

Habe ich einen Eisenmangel?

Zink lädt die Körperbatterie auf

Habe ich einen Zinkmangel?

Sonnenvitamin D

Steuermann des Immunsystems

Vitamin D runter, Schilddrüsenprobleme hoch

Wie viel Vitamin D benötige ich?

Antioxidantien

So wappnen Sie sich gegen freie Radikale

Omega-3-Fettsäuren

Auf die Balance der Fettsäuren achten

Schilddrüse und Omega-3-Fettsäuren

Machen Sie einen Ölwechsel

Goitrogene? Da schwillt mir der Hals!

Eine Gefahr, die nur wenige betrifft

Gluten – schädlich oder harmlos?

Mögliche Besserung bei Glutenverzicht

Prost, Schilddrüse!

Kapitel 7Die Schilddrüse – genauer betrachtet

Der Schilddrüsen-TÜV

Tastuntersuchung

Laboruntersuchung

Ultraschall

Szintigrafie

Schilddrüsenpunktion

Schilddrüsenhormone richtig einnehmen

Östrogene – wenn Hormone Hormone behindern

Was bedeuten meine Befunde?

Kapitel 8Ihr Schilddrüsenprogramm

Checkliste für die gesunde Schilddrüse

Checkliste bei Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow

Kapitel 9Rezepte

Jodreiche und jodarme Gerichte

Jodreiches Frühstück

Jodreiche Hauptgerichte

Jodarmes Frühstück

Jodarme Hauptgerichte

Anhang

Literatur

Register

Impressum

EINLEITUNG

Wer beschäftigt sich schon mit seiner Schilddrüse, wenn diese – tagaus, tagein – unermüdliche ihre Arbeit tut und unser Stoffwechsel wie am Schnürchen läuft? Richtig: niemand! Doch die kleine Drüse am Hals wird für immer mehr Menschen zum Thema, denn aktuelle Studien präsentieren alarmierende Zahlen: Jeder Fünfte hierzulande leidet unter einer Schilddrüsenvergrößerung. 10 Prozent haben mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu kämpfen und bei jedem Vierten lassen sich (meist harmlose) Knoten nachweisen. Die Zahl der Betroffenen steigt in den industrialisierten Staaten von Jahr zu Jahr an. Das lässt den Schluss zu, dass unser moderner Lebensstil an dieser Entwicklung beteiligt sein könnte. Schulmedizinische Therapiekonzepte sehen die Gabe von Schilddrüsenhormonen und Jod vor oder setzen auf Operationen – das ist oft sinnvoll und in vielen Fällen auch notwendig. Doch andere Faktoren, die Schilddrüsenerkrankungen nachweislich auslösen und verschlechtern, wie ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, Ernährungsfaktoren oder eine Störung der Darmflora, werden weder in der Prävention berücksichtigt noch in die Behandlung mit einbezogen.

Ich möchte Ihnen in diesem Buch gerne zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, die Schilddrüse gesund zu erhalten, und Sie darüber informieren, was Sie – ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung – noch tun können, um dieses kleine Organ in jeder Lebenslage zu unterstützen. Denn ein zentrales Prinzip der ganzheitlichen Medizin ist es, sich nicht nur auf die Behandlung der Symptome zu fixieren, sondern auch einen Blick über den Tellerrand zu werfen und zu versuchen, die zugrunde liegenden Krankheitsursachen herauszufinden und – wann immer möglich – zu beseitigen.

Ihre

· KAPITEL 1

UNSERE FANTASTISCHE SCHMETTERLINGSDRÜSE

Erstaunlich, was dieses unscheinbare Organ alles leistet. Nach Bedarf reguliert es die Leistungsfähigkeit des ganzen Körpers. Und sorgt nicht zuletzt für die Intelligenzentwicklung bei Kindern.

Klein, aber oho!

Thyreoidea sieht aus wie ein winziger Schmetterling und ist federleicht. Aber sie ist mächtig. Sie hat es in der Hand, uns Energie, Lebensfreude und Zuversicht zu geben oder uns müde, schwach und antriebslos zu machen. So oder ähnlich könnte ein Fantasyroman oder ein Märchenbuch anfangen. In diesem Fall ist es aber der Beginn eines Sachbuchs, dessen Hauptprotagonist die nur etwa walnussgroße und rund 20 Gramm leichte Schilddrüse ist, die am Hals unterhalb des Kehlkopfs sitzt. Sie wird von Experten auch Glandula thyreoidea oder einfach »Thyreoidea« genannt. Um sie dreht sich in diesem Buch alles, denn die Schilddrüse ist ein enorm wichtiges – und zugleich das vielleicht am häufigsten unterschätzte – Organ in unserem Körper.

Diese kleine Drüse bemerkt wohl niemand, solange sie gut funktioniert. Sie produziert jodhaltige Hormone und – das ist weit weniger bekannt – das Hormon Calcitonin, das für die Regulation des Kalziumspiegels im Blut sorgt. Trotz ihrer Winzigkeit hat die Schilddrüse Auswirkungen auf den gesamten Organismus und kann für ganz unterschiedliche Probleme verantwortlich sein, die uns das Leben schwer machen: Unter- oder Überfunktion, Knoten und Entzündungen betreffen nämlich nicht nur die unmittelbare Umgebung am Hals, sondern das ganze System Mensch. Nahezu jede Körperfunktion wird von Thyreoidea mitgesteuert, denn die dort produzierten Hormone wirken von der kleinen Zehe bis zur Haarwurzel auf alle Zellen des Körpers. Sie nehmen Einfluss auf Wachstum und Gehirnentwicklung, regulieren Stoffwechsel und Kreislauf und drehen auch in Bezug auf unsere psychische Verfassung an einigen Stellschrauben. Kurzum: Die Schilddrüse ist das Energiezentrum des Organismus und sie gibt jeder einzelnen Zelle unseres Körpers Power.

Ob unsere Schilddrüse exakt wie ein Chemielaborant immer genau die notwendige Dosis Hormone produziert und ins Blut abgibt oder eher schlampig und ungenau arbeitet und uns damit in gesundheitliche Schwierigkeiten bringt, hängt von vielen Faktoren ab. Da gibt es solche, die wir nicht beeinflussen können, wie Alter oder Erbanlagen. Bei anderen wie Lebensstil, Ernährung, der Verwendung von Genussmitteln, Medikamenten, Stress oder auch der Gesundheit unserer Darmflora haben wir sehr wohl ein Wörtchen mitzureden. Möglicherweise ist gerade unser moderner Lebensstil schuld an der zunehmenden Häufigkeit von Schilddrüsenerkrankungen.

Ich hab Schilddrüse

Wenn Sie an einer Schilddrüsenerkrankung leiden, befinden Sie sich »in guter Gesellschaft«, denn Schilddrüsenstörungen sind weitverbreitet und nehmen in den westlichen Ländern kontinuierlich zu. Manche Experten bezeichnen Probleme mit der Drüse schon als neue Zivilisationskrankheit. Nicht zu Unrecht, denn fast jeder dritte Mitteleuropäer kann – frei nach dem kultigen Reporter Horst Schlämmer – von sich behaupten: »Ich hab Schilddrüse!« Eine weltweite Erhebung mit mehr als 96 000 Teilnehmern, in Deutschland durchgeführt von der Schilddrüsen-Initiative »Papillon« (franz. »Schmetterling«), hat ergeben, dass sich bei einem Drittel der erwachsenen Bundesbürger krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse nachweisen lassen, von denen sie bisher nichts wussten. Bei den über 45-Jährigen betrifft das sogar jeden Zweiten. In 25 Prozent der Fälle fanden die Mediziner gutartige Knoten in der Schilddrüse. Befragungen in Hausarztpraxen oder durch die Kassenärztliche Vereinigung ergaben, dass Schilddrüsenerkrankungen an fünfter Stelle der häufigsten Diagnosen stehen und damit ähnlich häufig sind wie die viel bekanntere und weitaus öfter thematisierte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Und das weibliche Geschlecht ist bei fast allen Malaisen, die die kleine Drüse betreffen, deutlich überrepräsentiert.

Wie ein wichtiges Hilfsprogramm greift die Schilddrüse ins große Ganze ein und steuert im Hintergrund das Geschehen.

Wenn man viel macht, kann auch eine Menge schiefgehen. Das kennen wir aus dem Alltag und das betrifft auch unsere Schilddrüse. Im Großen und Ganzen gibt es fünf Hauptprobleme, die die kleine Drüse am Hals hat.

1.Die Schilddrüse produziert zu wenige Schilddrüsenhormone.

2.Die Schilddrüse produziert zu viele Schilddrüsenhormone.

3.Das Immunsystem erkennt die Schilddrüse nicht als wichtiges körpereigenes Organ und versucht, sie zu zerstören. Die Folgen dieser Autoimmunreaktion können dann zu einer Unterfunktion (Punkt 1) oder einer Überfunktion (Punkt 2) führen.

4.Die Schilddrüse vergrößert sich unnatürlich und wird zu einem Kropf (Struma) – dieser kann mit einer normalen Schilddrüsenfunktion einhergehen oder auch mit einer Über- oder Unterproduktion von Schilddrüsenhormonen.

5.Die Schilddrüse entwickelt Knoten. Diese werden oft zufällig bei einer Untersuchung entdeckt und sie sind meistens harmlos. Sie können aber auch Beschwerden verursachen. Nur selten stecken entartete Schilddrüsenzellen hinter einem Knoten.

Ohne Hormone läuft nichts

Hormone sind wichtige Botenstoffe, ohne die in unserem Körper gar nichts geht. Abends gut einschlafen, sich fortpflanzen, gut gelaunt ins Büro gehen oder einen Zehn-Kilometer-Lauf absolvieren – ohne Hormone wäre das alles nicht möglich. Jeder Botenstoff macht einen anderen Job und kann nicht durch andere ersetzt werden.

Eine gesunde Schilddrüse gibt uns Energie und hält das System Mensch am Laufen.

Schilddrüsenprobleme in Zahlen

•15 bis 20 Prozent der Deutschen haben eine Schilddrüsenvergrößerung infolge eines Jodmangels. Schweizer und Österreicher sind dank flächendeckender Jodversorgung hier in einer besseren Situation.

•Rund 2 bis 3 Prozent leiden unter einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion, meist bedingt durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis (siehe hier–54). Bei 6 bis 8 Prozent findet man eine sogenannte subklinische Schilddrüsenunterfunktion mit nur geringen Krankheitsanzeichen.

•Bei bis zu 10 Prozent lassen sich im Blut Antikörper gegen Schilddrüsenenzyme nachweisen, die zu einer Hashimoto-Thyreoiditis führen können.

•Seltener ist die Schilddrüsenüberfunktion. Sie betrifft 2 von 1000 Männern (0,2 Prozent) und 20 bis 30 von 1000 Frauen. Das entspricht etwa 2 bis 3 Prozent der weiblichen Bevölkerung.

•Jeder Vierte hat aktuellen Studien zufolge Knoten in der Schilddrüse – oft aber ohne Krankheitswert. Die gute Nachricht: Alle »heißen« und mehr als 95 Prozent aller »kalten« Knoten sind gutartig.

•Sogenannte heiße Knoten (autonome Adenome) sind für 50 Prozent aller Schilddrüsenüberfunktionen verantwortlich.

•Eines von 3500 Neugeborenen leidet unter einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion. Diese ist die häufigste angeborene Hormonstörung. Eine routinemäßige Blutuntersuchung kurz nach der Geburt gibt darüber Auskunft.

•90 Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen betreffen Frauen.

Der Begriff »Hormon« stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie »Antreiber«. In Bezug auf die Schilddrüsenhormone passt diese Übersetzung ganz besonders, denn die kleine Drüse ist im Prinzip das Gaspedal, das unseren Organismus am Laufen hält. Sie sorgt dafür, dass uns im Alltag immer eine ausreichende Menge Energie zur Verfügung steht – exakt abgestimmt auf unsere aktuellen Lebensbedingungen oder – wenn man sie mit einem Fahrzeug vergleicht – auf das Streckenprofil unseres Lebens. Geht es »bergauf«, müssen wir uns also körperlich anstrengen, weil wir gerade für einen Langstreckenlauf trainieren, Stress im Beruf haben, die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen oder ein Infekt im Anmarsch ist, dann muss sich auch die Schilddrüse so richtig ins Zeug legen. Läuft das Leben in geraden Bahnen, dann benötigen wir nur wenig Kraft, um voranzukommen, und die Schilddrüse kann einen Gang zurückschalten. In Phasen dauerhafter Entspannung, zum Beispiel im Urlaub, kann sich auch die Schilddrüse zurücklehnen und es einfach mal kraftsparend rollen lassen. Im Alltag ist sie hingegen ziemlich gefordert. Sport, Stress oder Schlafmangel erhöhen den Bedarf an Energiehormonen ebenso wie Phasen der hormonellen Umstellung und körperlichen Entwicklung etwa während der Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre.

Auf das Feintuning kommt es an

Doch wie kann es sein, dass dieser winzige Klumpen Drüsengewebe an der Vorderseite des Halses unser Leben so umfassend beeinflusst und steuert? Dass er uns so schwächen kann, dass wir kaum noch arbeitsfähig sind, oder er uns so unter Strom setzt, dass wir keine Ruhe mehr finden?

Schilddrüsenhormone sind in unserem Körper Tausendsassas. Sie spielen eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und sind notwendig für die Verarbeitung von Nährstoffen, etwa von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen. Sie steigern den Kalorienverbrauch und den Sauerstoffbedarf und bauen Fettgewebe ab. Sie arbeiten bei Hetze und Zeitdruck eng mit den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin zusammen und sorgen dafür, dass in solchen Situationen das Herz schneller schlägt und der Blutdruck steigt. Die Schilddrüse ist im Kraftwerk Körper sozusagen der hemdsärmelige Maschinist, der Kohle ins Feuer schaufelt und damit den gesamten Organismus am Laufen hält und mit Energie versorgt. Und dieser aktive Stoffwechsel produziert ordentlich Wärme und hält unsere Körpertemperatur im Normbereich. Doch gerät das genau abgestimmte Gleichgewicht in der Hormonfabrik nur ein wenig durcheinander, fühlen wir uns schlecht und je nach Art der Störung müde, fröstelnd und antriebslos oder nervös, überhitzt und gehetzt. Denn ist dieses kleine Organ nicht mehr in der Lage, uns immer das richtige Quäntchen Power zur Verfügung zu stellen, dann fällt schon der morgendliche Gang zum Bäcker schwer und der ganz normale Alltag fühlt sich an wie die Besteigung des Mount Everest.

Eine gesunde Schilddrüse ist für die körperliche und vor allem geistige Entwicklung kleiner Kinder eine unabdingbare Voraussetzung.

Wichtige Entwicklungsförderer

Für kleine Kinder sind solche Störungen noch viel fataler, denn sie können sich nur dann zu cleveren Köpfen entwickeln, wenn ihrem Gehirn von Anfang an ausreichend Schilddrüsenhormone zur Verfügung stehen. Wird eine solche Störung nicht bemerkt und umgehend behandelt, verlieren die Kinder pro Woche einen IQ-Punkt. Dank des generellen Schilddrüsenscreenings bei Neugeborenen wird eine Schilddrüsenunterfunktion aber inzwischen fast immer rechtzeitig erkannt und die fehlenden Hormone können dann zugeführt werden.

Unser VIP-Organ

Wie wichtig unsere Schilddrüse ist, zeigt sich auch daran, welche Sonderbehandlung ihr zuteilwird: Der Organismus versorgt sie besonders großzügig mit Blut und Nährstoffen und ihre Hormone bekommen Zugang selbst für »gesperrte« Bereiche. Das macht den kleinen Gewebelappen zu einem VIP-Organ. Pro Minute fließen 5 Milliliter Blut durch 1 Gramm Schilddrüsengewebe. Die Durchblutung ist damit doppelt so stark wie die der Niere. Selbst unter Belastung erhält unser Herz nur etwa 4 Milliliter Blut pro Gramm Gewebe; Muskeln und Gehirn werden sogar mit lediglich 0,6 Milliliter Blut abgespeist. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion steigt der Blut- und Energiebedarf des Gewebes sogar auf ein Vielfaches an.

Die Schilddrüsenhormone werden im gesamten Körper besonders hofiert. Den meisten Hormonen wie Adrenalin oder Insulin wird der Zutritt ins Innere der Zelle verwehrt. Sie docken außen an Rezeptoren der Zellmembran an und übermitteln ihre Informationen dann ins Zellinnere – ähnlich einem Briefboten, der einen Brief durch den Türschlitz ins Haus befördert, aber selber nicht eintritt. Die Schilddrüsenhormone hingegen werden wie gute Freunde sogleich hereingelassen. Problemlos gelangen sie durch die Membranen aller Zellen und können direkt im Inneren aktiv werden. Dazu docken die Schilddrüsenhormone an Rezeptoren an, über die alle unsere Zellen verfügen. Allein das zeigt schon, wie wichtig es ist, dass wir diesem besonderen Organ mit Wohlwollen begegnen und ihm zukünftig etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.

Besonders in stressigen Phasen und in der Hektik des Alltags ist es wichtig, der kleinen Schmetterlingsdrüse unter die Arme zu greifen. Deshalb möchte ich Ihnen ein Verständnis für die Arbeit der Schilddrüse vermitteln und Ihnen erklären, wie Sie das Organ bei seiner anspruchsvollen Aufgabe durch Ernährung, Lebensstil und – wenn notwendig – Medikamente unterstützen können. Im nächsten Kapitel erfahren Sie etwas über die komplexe Steuerung der Schilddrüse, durch die die Hormonproduktion den jeweiligen Umständen exakt angepasst wird.

· KAPITEL 2

ZU BESUCH BEI DER SCHILDDRÜSE

Wie genau funktioniert es, das Steuerungsorgan, und welche Stoffe benötigt es? Ein ausgefeiltes Überwachungs- und Regelsystem soll dafür sorgen, dass die Schilddrüse ihre Wirkstoffe immer bedarfsgerecht abgibt.

Die Hormonfabrik

Einfach kann jeder! Doch die Schilddrüse leistet sich den Luxus eines recht komplexen Steuerungssystems. Die Arbeitsabläufe der Schilddrüse werden durch einen fein abgestimmten Regelkreis bestimmt, bei dem Impulse von Zentren im Gehirn, der aktuelle Hormonspiegel im Blut sowie die Arbeit mehrerer Enzyme berücksichtigt werden müssen. Ein Verständnis dieser Vorgänge erleichtert es, sich schilddrüsenfreundlich zu verhalten und die weiter hinten im Buch gegebenen Empfehlungen besser zu verstehen.

Deshalb begeben wir uns jetzt auf einen Rundgang durch die kleine, aber feine »Hormonfabrik« Schilddrüse. Diese hat in ihrem Sortiment vor allem zwei verschiedene Wirkstoffe: T3 und T4. Der Mediziner wählt dafür gerne die schwer auszusprechenden Begriffe Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4).

Die Schilddrüsen-Wirkstoffe

Jedes produzierende Unternehmen benötigt Rohstoffe, aus denen die Endprodukte gefertigt werden. Die Schilddrüse braucht vor allem das Spurenelement Jod sowie das Eiweiß Thyreoglobulin. Jod nehmen wir mit der Nahrung auf und es gelangt mit dem Blutstrom zur Schilddrüse. Thyreoglobulin setzt die Schilddrüse aus Eiweißbausteinen zusammen, die wir ebenfalls mit dem Essen zu uns nehmen. In der Schilddrüsenfabrik gibt es dann »Arbeitsenzyme« (Thyreoperoxidase), die Jod und Eiweiß zu Schilddrüsenhormonen zusammensetzen. An T3 lagern sich dabei drei Jodatome an, an T4 vier Jodatome. Beide Hormone werden dann ins Blut abgegeben.

Das eigentlich wirksame Hormon ist T3. Nachdem es von der Schilddrüse gebildet wurde, ist es zwischen zehn und 20 Stunden im Blut nachweisbar und wird dann abgebaut. Doch in unserem Blut kreist deutlich mehr T4 als T3. T4 stellt eine noch unwirksame Vorstufe von T3 dar. Man könnte T4 deshalb mit einem mobilen Lager für Schilddrüsenhormone vergleichen. Diese Hormonform liefert sozusagen eine schnelle Reserve bei Engpässen und kann in den Zellen bei Bedarf jederzeit in aktives T3 umgewandelt werden. Dazu entfernen wiederum andere »Arbeitsenzyme« (Dejodasen) einfach ein Jodatom aus dem T4-Hormon und – Hokuspokus! – schon steht wirksames T3 zur Verfügung. So kann sich unser Organismus einen passgenauen Hormonspiegel maßschneidern und ist dadurch für alle Eventualitäten gewappnet.

Hier kommt – neben dem Jod – noch ein weiteres Spurenelement ins Spiel, nämlich das Selen. Während sich die Situation bei der Jodversorgung in den vergangenen Jahren in Mitteleuropa entspannt hat (dazu später mehr), ist Selen weiterhin Mangelware zumindest in Mittel- und Süddeutschland sowie in der Alpenregion. Ohne Selen kann das Arbeitsenzym Dejodase das Hormon T4 nicht in das stoffwechselaktive T3 umwandeln. Bei Selenmangel bleibt deshalb die Aktivierung der Energiehormone aus. Im Blut findet man dann häufig zu hohe T4-Spiegel und eher niedrige T3-Werte.

So kommen die Hormone ans Ziel

Aber genau wie im richtigen Leben werden die wenigsten Waren direkt ab Fabrik verkauft, sondern müssen erst mal zum Verbraucher gebracht werden. Solange die Mango noch im Flugzeugrumpf liegt und der Pulli noch in der Kiste auf dem Lastwagen, helfen sie uns wenig. Wir müssen die gewünschten Einkäufe erst auspacken, um sie nutzen zu können. Ähnlich funktioniert auch die Lieferung der »Ware« Schilddrüsenhormon zu den Kunden, den Zellen.

Schilddrüsenhormone werden vor dem Transport zu den Zellen »verpackt«.

Ein Placebo-Hormon als Bremse

Wie um alles noch etwas komplizierter zu machen, gibt es auch noch eine Bremsvorrichtung in der Zelle, das reverse T3 (rT3). »Revers« ist ein im Deutschen wenig gebrauchtes Wort, das so viel bedeutet wie »rückgängig machen«, »umkehren« oder »aufheben«, und genau das macht das rT3: Es kehrt die Wirkung des Hormons T3 bzw. fT3 um und hebt dessen Wirkung in der Zelle auf. Das Interessante an diesem Stoff: Er ist ein eineiiger Zwilling des T3. Für unsere Zelle sehen T3 und rT3 deshalb völlig gleich aus. Der eigentliche Unterschied, nämlich die etwas andere Verteilung der Jodatome im Inneren des Hormonmoleküls, bleibt der Zelle verborgen, weshalb sie auch dem rT3 erlaubt, sich an ihre Rezeptoren zu binden. Doch dann passiert … NICHTS. Während das »richtige« T3 nun die Zelle zu Höchstleistungen motivieren und die Energieproduktion ankurbeln würde, blockiert der »reverse Zwilling« einfach nur die Bindungsstellen und verhindert das Andocken des Original-T3. Obwohl dieser Mechanismus auf den ersten Blick völlig unsinnig erscheinen mag, leistet er doch einen wichtigen Beitrag für die exakte Dosierung der Hormonwirkung. In Hungersnöten oder bei einer kritischen Schwächung des Organismus verhindert rT3, dass unnötig Energiereserven verschwendet werden, und sichert so das Überleben. Auch wenn wir extrem viel Sport treiben oder eine strenge Diät machen, bildet der Körper vermehrt rT3, denn er kann nicht unterscheiden, ob die Extremsituation von einem Radmarathon oder einer Heilfastenkur ausgelöst wird oder ob es sich hier um einen Kampf ums nackte Überleben handelt, dem sich unsere Vorfahren immer wieder ausgesetzt sahen.

Der Boss der Schilddrüse

Das kleine Organ am Hals ist nur die Produktionsstätte, die Befehle ausführt, Hormone herstellt und ins Blut abgibt. Die Anweisungen dazu kommen aus dem Gehirn, denn hier sitzt der »Boss« der Schilddrüse: der Hypothalamus. Er verbindet zwei wichtige Informationssysteme, nämlich das Nervensystem und das Hormonsystem, miteinander. Wie ein Konzernchef koordiniert der Hypothalamus das Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Körperfunktionen: Er achtet darauf, dass die Körpertemperatur richtig eingestellt wird und der Kreislauf stabil bleibt. Er entscheidet, ob wir uns hungrig oder satt fühlen und er nimmt sogar Einfluss auf unsere innere Uhr, macht uns wach und konzentriert oder müde und schläfrig. Und dabei behält der Hypothalamus den Überblick und stimmt die Arbeit der einzelnen Abteilungen in unserer Körperfabrik miteinander ab: Bei Stress reguliert er die Menge des benötigten Cortisols, sinkt die Körpertemperatur, müssen mehr Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden, und fällt der Blutdruck ab oder verliert der Körper zu viel Flüssigkeit, kann er auch da eingreifen. Der Hypothalamus überprüft also ständig, wie viele Hormone benötigt werden (Sollwert), und vergleicht das Ergebnis mit den tatsächlich im Körper kreisenden Hormonen (Istwert). Über sogenannte releasing Hormone (Freisetzungshormone) gibt er dann entweder den Befehl, die Produktion der einzelnen Botenstoffe anzukurbeln, oder er fährt mithilfe von inhibiting Hormonen (hemmenden Hormone) die Fabrikation zurück und bremst die Abgabe von Transmittern.

Zur Regulierung des Schilddrüsenhormonspiegels müssen verschiedene Steuerzentren in unserem Körper eng zusammenarbeiten.

Indirekte Regelung über die Hypophyse

Doch der Konzernchef kann sich nicht um jedes Detail kümmern und nicht jeden Mitarbeiter persönlich ansprechen. Sind zu wenige Schilddrüsenhormone im Umlauf, gibt er deshalb zunächst das Freisetzungshormon TRH ab. Doch diese Info geht nicht sofort zur Schilddrüse, sondern an einen Abteilungsleiter, die Hirnanhangsdrüse. Auch sie sitzt, wie der Name vermuten lässt, im Kopf. Die Hypophyse, das ist eine andere Bezeichnung für die Hirnanhangsdrüse, ist sehr gewissenhaft und checkt selber noch mal den Bedarf nach Botenstoffen im Körper. Anhand dieser Analysen gibt sie nun endlich der Schilddrüse den Auftrag, die Produktion vorübergehend hochzufahren oder für eine Zeit lang Kurzarbeit zu machen.

Allerdings hat die Hypophyse keinen direkten »Draht« – etwa über eine Nervenverbindung – zur Schilddrüse. Deshalb schickt sie noch einen weiteren »Boten«(stoff) zur Drüse, um die Information zu übermitteln. Dieser Transmitter wird als Thyreotropin oder Thyreoidea-stimulierendes Hormon bezeichnet und mit »TSH« abgekürzt. TSH ist ein wichtiger Wert, der im Rahmen der Schilddrüsendiagnostik bestimmt wird und von dem Sie, wenn Sie Probleme mit der Schilddrüse haben, sicher schon öfters gehört haben. Mit dem Blutstrom gelangt TSH zu seinem Ziel und sorgt dafür, dass die Schilddrüse ausreichend Jod aufnehmen kann und ihr somit genügend Produktionsmaterial zur Verfügung steht. TSH ist der Antreiber, der die Schilddrüsenfollikel dazu bringt, ihr Bestes zu geben. Arbeitet die Schilddrüse normal, braucht es auch nur eine normale Menge TSH zur Motivation der Zellen. Produziert die Halsdrüse zu wenig, dann setzt die Hypophyse mehr anspornendes TSH frei. Läuft die Hormonproduktion aber auf Hochtouren und werden mehr Botenstoffe gebildet als benötigt, dann muss die Hypophyse nicht noch weiter Gas geben, sondern versucht, die Produktion zurückzufahren. Deshalb sinkt der TSH-Spiegel ab.

Schlalos? Manchmal stört eine kranke Schilddrüse den erholsamen Schlaf.

Dieser hormonelle Regelkreis funktioniert bei einer gesunden Schilddrüse hervorragend und ermöglicht so eine ganz exakte Feinabstimmung zwischen dem Hormonbedarf des Körpers und der Menge an T3 bzw. T4, die im Umlauf ist. Aus diesen Zusammenhängen lässt sich auch erklären, warum bei einer Schilddrüsenunterfunktion der TSH-Spiegel hoch ist – die Hypophyse versucht dadurch, die »lahme« Schilddrüse zu einer besseren Arbeitsleistung anzutreiben. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion findet man hingegen niedrige TSH-Werte.