Priesterin, Seherin, Zauberin und Hexe - Harry Eilenstein - E-Book

Priesterin, Seherin, Zauberin und Hexe E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Über die Priesterinnen der Germanen kann man ein erstaunlich detailliertes Bild zeichnen - und ebenso über die Seherinnen und die Zauberinnen, die letztlich "Priesterinnen mit einer speziellen Aufgabe" sind. Die Hexen sind hingegen vor allem eine Umdeutung dieser für den Kult zuständigen Frauen aus christlicher Sicht. Der Stand der Priesterinnen lässt sich bis zu seiner Entstehung bei den frühen Indogermanen zurückverfolgen. Die Hohepriesterinnen in Sumer, Babylonien, Ugarit, Ägypten und Kreta haben hingegen eine andere Entstehungsgeschichte. Die einzige Kombination beider Formen der Priesterschaft findet sich bei den Hethitern, von denen die älteste indogermanische schriftliche Überlieferung erhalten geblieben ist.

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Bücher von Harry Eilenstein:

Astrologie (496 S.)

Photo-Astrologie (64 S.)

Tarot (104 S.)

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)

Physik und Magie (184 S.)

Der Lebenskraftkörper (230 S.)

Die Chakren (100 S.)

Meditation (140 S.)

Drachenfeuer (124 S.)

Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)

Schwitzhütten (524 S.)

Totempfähle (440 S.)

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)

Göbekli Tepe (472 S.)

Hathor und Re:

Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)

Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)

Isis (508 S.)

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)

Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Der Kessel von Gundestrup (220 S.)

Cernunnos (690 S.)

Christus (60 S.)

Odin (300 S.)

Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)

Dakini (80 S.)

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)

Eltern der Erde (450 S.)

Blüten des Lebensbaumes:

Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)

Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)

Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Über die Freude (100 S.)

Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)

Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)

Das Beziehungsmandala (52 S.)

Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Fachbegriffe für die Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen

I 1. Die Bezeichnungen für die Priesterinnen

I 1. a) „gode/gydja“

I 1. b) „diar“

I 1. c) „ve“

I 1. d) „blot-kona“

I 1. e) „kennimadr“

I 1. f) „gisl“

I 1. g) „drottningar“

I 2. Die Bezeichnungen für die Seherinnen und die weisen Frauen

I 2. a) „visinda-kona“

I 2. b) Völva / Wala

I 2. c) „spa-kona“, „spa-dis“

I 2. d) Saga

I 3. Die Bezeichnungen für die Zauberinnen und Hexen

I 3. a) „fjölkyngis-kona“

I 3. b) „görninga-vättr“

I 3. c) „for-däda“

I 3. d) „galdra-kona“, „galdra-kind“

I 3. e) „myrk-rida“

I 3. f) „kvel-rida“

I 3. g) „tunn-rida“

I 3. h) „mar-lidendr“

I 3. i) „seid-kona“

I 3. j) „fala“

I 3. k) „haga-zussa“

I 3. l) „simul“

I 3. m) „bjarg-rygr“, „bjarg-rygjar“, „bjarg-rygir“

I 3. n) Flagd

I 4. Die Fachbegriffe

I 4. a) „völr“, „gandr“

I 4. b) „gjarda“, „gyrdill“

I 4. c) „ulf-hanzki“

I 4. d) „gand-reid“

I 4. e) „galdr“

I 4. f) „seidr“

I 4. g) „anda“

I 4. h) „anda-liga“

I 4. h) „anda-gift“

I 4. i) „andar-auga“

I 4. j) „fugl-heill“

I 4. k) „önd-vegi“

I 4. l) „vard-lokkur“

I 5. Zusammenfassung der Fachbegriffe

I 6. Kenningar

I 7. Frauennamen

Priesterinnen in der germanischen Überlieferung

II 1. Berichte der Germanen

II 1. a) Die Geschichte über die Gotland-Leute

II 1. b) Hyndla-Lied

II 1. c) Die jüngere Version der Huldar-Saga

II 1. d) Loddfafnir-Lied

II 1. e) Gesta danorum

II 1. f) Gylfis Vision

II 1. g) Gesta danorum

II 1. h) Zweites Gudrun-Lied

II 1. i) Landnahme-Buch

II 1. j) Landnahme-Buch

II 1. k) Edda-Prolog

II 1. l) Fiölswin-Lied

II 1. m) Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

II 1. n) Gylfis Vision

II 1. o) Sigdrifa-Lied

II 1. p) Oddruns Klage

II 1. q) Völsungen-Saga

II 1. r) Beowulf

II 1. s) Das kleinere der beiden Goldhörner von Gallehus

II 1. t) Die Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen

II 1. u) Saga über Bosi und Herraud

II 1. v) Ibn Fadlans Reisebericht

II 2. Berichte von Außenstehenden

II 2. a) Die „Geographie“ des Strabon

II 2. b) Indiculus superstitionum et paganiarum

II 3. archäologische Funde

II 3. a) Das Runenkästchen von Auzon

II 3. b) Das Frauen-Grab von Köpingsvid

II 3. c) Das Frauen-Grab von Gävle

II 3. d) Das Frauen-Grab von Fuldby

II 3. e) Das Frauen-Grab von Romsdal

II 3. f) Das Frauen-Grab von Björko

II 3. g) Das Frauen-Grab von Furkat

II 3. h) Das Grab von Hegebyhöga

II 3. i) Das Grab von Birka

II 3. j) Stäbe in Frauen-Gräbern

II 3. k) Das Frauen-Grab von Fyrkat

II 3. l) Oseberg-Schiff

II 3. m) Funde von Broschen in Kessel-Form

II 4. Frauennamen

II 5. Zusammenfassung

Seherinnen

III 1. Die Seherinnen in den Schriften der Germanen

III 1. a) Die Saga über Erik den Roten

III 1. b) Haus-Reiter

III 1. c) Saga über König Olaf den Ruhmreichen Tryggva-Sohn

III 1. d) Saga über Pfeile-Odd

III 1. e) Saga über die Leute aus dem Vatnsdal

III 1. f) Saga über König Olaf den Ruhmreichen Tryggva-Sohn

III 1. g) Der Seherin Ausspruch

III 1. h) Der Seherin Ausspruch

III 1. i) Der Seherin Ausspruch

III 1. j) Inschrift von Elephantine

III 1. k) Ardeatinische Inschrift

III 1. l) Inschrift aus Hippo Regius

III 1. m) Landnahme-Buch

III 1. n) Landnahme-Buch

III 1. o) Lachstal-Saga

III 1. p) Heidarviga-Saga

III 1. q) Njal-Saga

III 1. r) Saga über Kampf-Glum

III 1. s) Hrolf Kraki und seine Recken

III 1. t) Gesta danorum

III 1. u) Sonnenlied

III 1. v) Völsungen-Saga

III 1. w) Völsungen-Saga

III 1. x) Völsungen-Saga

III 1. y) Völsungen-Saga

III 1. z) Orkneyinga-Saga

III 1. aa) Hyndla-Lied

III 1. ab) Landnahme-Buch

III 1. ac) Der Name „Heid“

III 2. Lied einer Seherin

III 2. a) Der Seherin Ausspruch

III 3. Göttinnen als Seherinnen

III 3. a) Gylfis Vision

III 3. b) Grimnir-Lied

III 3. c) Lokasenna

III 3. d) Lokasenna

III 3. e) Gylfis Vision

III 3. f) Skaldskaparmal

III 3. g) Edda-Prolog

III 3. h) Odins Rabenzauber

III 4. Riesinnen als Seherinnen

III 4. a) Saga über Halfdan Brana-Ziehsohn

III 4. b) Illugi-Saga

III 4. c) Saga über Halfdan Brana-Ziehsohn

III 5. Nornen als Seherinnen

III 5. a) Saga über Norna-Gest

III 5. b) Völsungen-Saga

III 5. c) Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

III 5. d) Wegtam-Lied

III 5. e) Der Seherin Ausspruch

III 6. Walküren als Seherinnen

III 6. a) Ragnar Lodbrök

III 6. b) Göndul

III 7. Geister als Seherinnen

III 7. a) Thorstein-Saga

III 8. Berichte von Außenstehenden

III 8. a) Commentarii de Bello Gallico

III 8. b) Tacitus

III 8. c) Tacitus

III 8. d) Silvae

III 8. e) Cassius Dio

III 8. f) Getica

III 8. g) Historia Langobardorum

III 8. h) Origo gentis langobardorum

III 8. i) Annalen von Fulda

III 8. j) Gesta danorum

III 8. k) Hamburgische Kirchengeschichte

III 9. Vorahnungen

III 9. a) Saga über Haken-Ref

III 9. b) Saga über Kampf-Glum

III 9. c) Völsungen-Saga

III 9. d) Saga über Grettir den Starken

III 10. Sollte man die Zukunft kennen?

III 10. a) Frischwassertal-Saga

III 10. b) Havamal

III 11. Mißtrauen gegen Seherinnen

III 11. a) Havamal

III 12. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie

III 13. Zusammenfassung

Zauberinnen

IV 1. Zauberinnen allgemein

IV 1. a) Völsungen-Saga

IV 1. b) Egil-Saga

IV 1. c) Egil-Saga

IV 1. d) Egil-Saga

IV 1. e) Heimskringla

IV 1. f) Heimskringla

IV 1. g) Die Geschichte über Hromund Greipsson

IV 1. h) Die Huldar-Saga

IV 1. i) Die ältere Version der Huldar-Saga

IV 1. j) Die jüngere Version der Huldar-Saga

IV 1. k) Saga über König Hrolf Kraki

IV 1. l) Gylfis Vision

IV 2. Der Flug der Zauberinnen

IV 2. a) Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen

IV 2. b) Illugi-Saga

IV 2. c) Gylfis Vision

IV 3. Gestaltwandel: Tier

IV 3. a) Egil-Saga

IV 3. b) Thidrek-Saga

IV 3. c) Landnahme-Buch

IV 3. d) Gesta danorum

IV 3. e) Saga über Bosi und Herraud

IV 4. Gestaltwandel: die häßliche Frau und die schöne Frau

IV 4. a) Illugi-Saga

IV 4. b) Saga über Grim Struppig-Wange

IV 4. c) Wolfdietrich-Lied

IV 4. d) Völsungen-Saga

IV 4. e) Hrolf Kraki und seine Recken

IV 5. Zaubertränke und Zauberspeisen

IV 5. a) Völsungen-Saga

IV 5. b) Das andere Gudrun-Lied

IV 5. c) Gesta danorum

IV 6. Die Zaubermühle

IV 6. a) Skaldskaparmal

IV 7. Heilerin

IV 7. a) Skaldskaparmal

IV 7. b) Haustlöng

IV 8. Fisch-Zauber

IV 8. a) Landnahme-Buch

IV 9. Totenbeschwörung

IV 9. a) Die Beschwörung der Groa

IV 9. b) Gesta danorum

IV 9. c) Hervor-Saga

IV 10. Tote wiederbeleben

IV 10. a) Skaldskaparmal

IV 10. b) Ragnarsdrapa

IV 11. Wetterzauber

IV 11. a) Saga über Viglund den Blonden

IV 11. b) Fridthjof der Kühne

IV 12. Kampfmagie

IV 12. a) Die Geschichte über Hromund Greipsson

IV 13. Unverwundbarkeit

IV 13. a) Huldar-Saga

IV 13. b) Saga über Ragnar Lodenhose

IV 14. Waffen stumpf machen

IV 14. a) Cormac-Saga

IV 15. Flüche

IV 15. a) Völsungen-Saga

IV 15. b) Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen

IV 15. c) Hrolf Kraki und seine Berserker

IV 15. d) Saga über Bosi und Herraud

IV 15. e) Saga über Grettir den Starken

IV 16. Herbeiholen / Mord

IV 16. a) Heimskringla

IV 17. jemanden „reiten“

IV 17. a) Saga über die Siedler von Eyre

IV 18. Sex mit Zauberinnen

IV 18. a) Loddfafnir-Lied

IV 19. Magie und Sex

IV 19. a) Runenstein von Saleby

IV 19. b) Lokasenna

IV 19. c) Das erste Lied über Helgi Hundingstöter

IV 19. d) Völsungen-Saga

IV 20. Zusammenfassung

Hexen

V 1. Hexen in den germanischen Texten

V 1. a) Ragnarsdrapa

V 1. b) Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

V 1. c) Havamal

V 1. d) Die Saga über Yngvar den Weit-Fahrenden

V 1. e) Heimskringla

V 1. f) Runenstein von Vetteland

V 1. g) Heimskringla

V 1. h) Heimskringla

V 1. i) Forad in der germanischen Überlieferung

V 1. j) Odins Runenlied

V 1. k) Harbard-Lied

V 1. l) Harbard-Lied

V 1. m) Harbard-Lied

V 1. n) Wegtam

V 1. o) Eyrbyggja-Saga

V 1. p) Heimskringla

V 1. q) With Färstice

V 1. r) Heimskringla

V 1. s) Heimskringla

V 1. t) Heimskringla

V 1. u) Lied über Helgi Hjorvard-Sohn

V 1. v) Thor-Lied

V 1. w) Zaunreiterinnen

V 1. x) Heimskringla

V 1. y) Heimskringla

V 1. z) Heimskringla

V 1. aa) Heimskringla

V 1. ab) Heimskringla

V 1. ac) Heimskringla

V 1. ad) Skaldskaparmal

V 1. ae) Landnahme-Buch

V 1. af) Amulett von Högstena

V 2. Hexen in den Texten von Außenstehenden

V 2. a) Angelsächsisches Canon-Gesetz

V 2. b) Lex Salica

V 2. c) Malleus maleficarum

V 3. Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

V 4. Zusammenfassung

Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen in der indogermansichen Überlieferung

VI 1. West-Indogermanen

VI 1. a) Priesterinnen bei den Kelten

VI 1. b) Priesterinnen bei den Römern

VI 1. c) Priesterinnen bei den Kelto-Romanen

VI 1. d) Priesterinnen bei den Germanen

VI 1. e) Priesterinnen bei den Germano-Romanen

VI 1. f) Priesterinnen bei den Slawen

VI 1. g) Priesterinnen bei den West-Indogermanen

VI 2. Süd-Indogermanen

VI 2. a) Priesterinnen bei den Hethitern

VI 2. b) Priesterinnen bei den Süd-Indpgermanen

VI 3. Ost-Indogermanen

VI 3. a) Priesterinnen bei den Griechen

VI 3. b) Priesterinnen bei den Ost-Indogermanen

VI 4. Priesterinnen bei den Indogermanen

Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen in der jungsteinzeitlichen Überlieferung

VII 1. Kulturen des frühen Königtums

VII 1. a) Priesterinnen bei den Sumerern

VII 1. b) Priesterinnen bei den Ägyptern

VII 1. c) Priesterinnen bei den Kretern

VII 2. Kulturen des frühen Königtums

Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen in der altsteinzeitlichen Überlieferung

Die Biographie der Priesterinnen

VII Das Aussehen der germanischen Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen

Themenverzeichnis

I Fachbegriffe für die Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen

Die grundlegenden Ansichten der Germanen über ihre Priesterinnen lassen sich bereits aus den mit ihnen assoziierten Fachbegriffen erkennen.

I 1. Die Bezeichnungen für die Priesterinnen

Es gab im Altnordischen und auch in den anderen germanischen Sprachen eine ganze Reihe von verschiedenen Bezeichnungen für die Priester und die Priesterinnen.

I 1. a) „gode/gydja“

Die wichtigste Bezeichnung für die Priester war „gode“ und für die Priesterinnen die entsprechende weibliche Form „gydja“.

Die dem zugrundeliegende germanische Form lautet „gudo, gudjon“. Dies ist eine Bildung zu „guda“ für „Angerufener, Gott“. Ein „gudo“ ist somit ein Anrufungspriester, wobei dieselben Worte auch für die Priesterinnen benutzt wurden. Mit „gudo“ ist das Adjektiv „gud“, das der Vorläufer des heutigen deutschen „gut“ ist, eng verwandt. Allerdings hat sich nicht das Wort „Gott“ aus „gut“ heraus entwickelt, sondern umgekehrt.

Der indogermanische Ursprung dieses Wortes lautete „ghuto“ für „angerufen“, was eine Bildung zu „ghau“ für „rufen“ ist.

Das wesentliche Motiv in den germanischen Bezeichnungen für die Priester und Priesterinnen ist also deren Tätigkeit der Anrufung der Götter.

Das altnordische Worte „gydja“ für „Priesterin“ findet sich auch in den Zusammensetzungen „hof-gydja“ für „Tempel-Priesterin“ und „blot-gydja“ für „Blutopfer-Priesterin“.

Auch die Bezeichnung für das Priesteramt selber leitete sich von dieser Wortwurzel ab und lautete im Altnordischen „godord“.

I. 1. b) „diar“

Das Substantiv „diar“ („Priester“) ist eng mit dem lateinischen „deus“ („Gott“) und mit dem Namen „Tyr“ des ehemaligen germanischen Göttervaters verwandt (indogermanisch: „dhyaus“, griechisch: „Zeus“, indisch: „deva“ usw.).

Dieser Begriff bedeutet demnach „der zu Tyr gehörige“ im Sinne von „Tyr-Priester“.

Die dazugehörige weibliche Form lautet „Dise“. Sie wird jedoch nur selten für die Priesterin, sondern fast immer für eine Göttin verwendet.

I 1. c) „ve“

Die Bezeichnung „ve“ für „Priester, Priesterin“ bedeutet wörtlich „Geweihte(r/s)“. Da sich diese Bezeichnung vor allem in Personen- und Ortsnamen finden, scheint sie zur Zeit der schriftlichen Überlieferung der Nordgermanen bereits unüblich geworden zu sein. Im Angelsächsischen hat sich diese Bezeichnung jedoch in dem Substantiv „wicca“ erhalten können, aus dem dann das englische „witch“ („Hexe“) wurde.

Dieses Wort findet sich auch schon im Germanischen als „wiho“ für „Geweihte(r), Priester(in)“. Nah damit verwandt ist das Substantiv „weitago(n)“ für „Seher(in)“.

Die Wurzel dieser Priester-Bezeichnungen ist das indogermanische Verb „ueik“ für „aussondern, weihen“.

I 1. d) „blot-kona“

Diese Priesterinnen-Bezeichnung ist ein Variante der „blot-gydja“ („Blutopfer-Priesterin“) und bedeutet „Blutopfer-Frau“.

I 1. e) „kennimadr“

Ein „kenni-madr“ ist ein „kundiger Mann“. Dieser Begriff wurde für Priester und Zauberer verwendet.

Es wäre denkbar, daß es auch eine weibliche Version dieser Bezeichnung gegeben hat, die dann in etwa „kenni-kona“ hätte lauten müssen.

I 1. f) „gisl“

Die sehr häufige Verwendung des Wortes „gisl“ in den germanischen Personennamen läßt vermuten, daß damit nicht nur „Geisel“ gemeint sein kann. „Gisl“ hatte auch die Bedeutung „Nachkomme“, aber es wäre auch denkbar, daß ein „gisl“ die „Geisel einer Gottheit“, also eine dieser Gottheit geweihte Person gewesen ist.

Diese Deutung der mit „gisl“ gebildeten Personennamen ist jedoch unsicher.

I 1. g) „drottningar“

Ein „drott“ ist ein Hausmitbewohner, ein Sippenmitglied, das Heer, ein Anführer, der Herr, der Meister, der König und Gott. Diese Bezeichnung eines Priesters ist also vor allem eine ehrerbietige Anrede – so ähnlich wie das christliche „Hochwürden“.

Eine „drottningar“ ist eine Herrin, Königstochter oder Königin – möglicherweise wurden auch Priesterinnen so angeredet, auch wenn dies nicht überliefert ist.

I 2. Die Bezeichnungen für die Seherinnen und die weisen Frauen

Die Seherin läßt sich meistens nicht von der weisen Frau unterscheiden – auch die Abgrenzung zur Priesterin und zur Zauberin ist schwierig, da es sich letztlich um dieselben Personen handelt, die lediglich einen verschiedenen Aspekt ihres Berufes ausüben – oder aus einer unterschiedlichen Perspektive gesehen werden.

I 2. a) „visinda-kona“

Dieser Name bedeutet „Weisheits-Frau“, also „weise Frau“, womit in der Regel Seherinnen bezeichnet werden.

I 2. b) Völva / Wala

Diese beiden Namen sind sprachliche Varianten desselben Substantives, der „Stab-Frau“, d.h. „Stab-Trägerin“ bedeutet. Der Stab als Symbol des Weltenbaumes, der Diesseits und Jenseits verbindet, war eines der Abzeichen der Seherinnen.

Diese Bezeichnung ist inhaltlich mit dem Begriff „Druide“ verwandt, das sich aus „dru-vid“ zusammensetzt und „Eichen-Seher“ bedeutet. Im Keltischen, aus dem der Begriff „Druide“ stammt, gab es es auch die genaue Entsprechung zu „Wala“, die „Veled“ lautete: „Stab-Träger(in)“, d.h. „Seher(in)“.

I 2. c) „spa-kona“, „spa-dis“

Das altnordische Verb „spa“ bedeutet „spähen“ und wurde vor allem im Sinne von „in die Zukunft blicken“ gebraucht. Diese „Späher-Frau“ ist also eine „Zukunfts-Schauerin“, d.h. eine Seherin.

Von diesem Begriff gab es auch die Variante „spa-dis“, was „Seher-Göttin“ bedeutet – die Seherinnen wurden des öfteren übernatürlichen Wesen verglichen.

I 2. d) Saga

Der Name dieser Göttin bedeutet „Seherin“. Sie wird durch die Verselbständigung eines Beinamens der Freya entstanden sein.

I 3. Die Bezeichnungen für die Zauberinnen und Hexen

Zu den Zauberinnen gibt es eine ganze Reihe von verschiedenen Bezeichnungen, die sich vor allem auf ihre Tätigkeit beziehen.

Dieselben Bezeichnungen können wertschätzend-furchtsam „Zauberin“, aber auch ängstlich-verdammend „Hexe“ bedeutet – dies hing lediglich von der Perspektive des Sprechers ab.

I 3. a) „fjölkyngis-kona“

Dieser Name bedeutet „vielwissende Frau“, wobei dieses Wissen eine klare Assoziation zur Magie hat. Daher kann man diesen Namen sinngemäß mit „Magiekundige Frau“ übersetzen.

Als „Weisheits-Frau“ wird u.a die zauberkundige Grimhild bezeichnet. In manchen Sagen wird dieser Begriff auch nicht ganz treffend mit „eine Frau, die zuviel wußte“ übersetzt.

I 3. b) „görninga-vättr“

Ein „görning“ ist eine Tat, insbesondere eine mithilfe von Magie vollbrachte Tat. Dieses Substantiv leitet sich von dem Verb „gör“ für „erbitten, erflehen“ ab, das sich in diesem Zusammenhang offensichtlich auf eine Anrufung der Götter bezieht.

Eine „vättr“ ist ein „Wesen, Wicht, Geist, übernatürliches Wesen“.

Die Bezeichnung einer Zauberin als „görninga-vättr“ sieht sie somit als ein durch ihre Anrufungen fast übernatürliches Wesen an, das durch ihre von den Göttern unterstützte Magie Dinge vollbringen kann, die ansonsten unmöglich sind.

Der Ursprung dieses Namens liegt offenkundig in den Anrufungen der Götter im Kult durch die Priester und Priesterinnen.

I 3. c) „for-däda“

Diese Bezeichnung ist recht neutral und bedeutet wörtlich „förderliche Tat“, womit ein Zauber gemeint ist, der das Vorhaben einer Person unterstützt. „for-däda“ ist somit ein recht technisch-neutraler Begriff für „Zauberin“ – sozusagen eine „Förderin“.

I 3. d) „galdra-kona“, „galdra-kind“

Der „galdr“ ist der rituelle Gesang. Eine „galdr-kona“ ist daher eine Kultsängerin oder eine Zauberin, die Zauberlieder singt.

„Galdr-kind“ ist eine unspezifischere Variante dieser Bezeichnung und bedeutet in etwa „Galdr-Kundige“ oder „eine, die Zauberlieder singt“. Das Substantiv „kind“ bedeutet „Sippe, Kind“, aber auch „vertraut, vertraut mit, kundig“ und ist eng mit dem englischen „kind“ für „Sippe, Art, Weise“ verwandt.

I 3. e) „myrk-rida“

Die Zauberinnen wurden auch als „Düsternis-Reiterinnen“ bezeichnet. Dieses düstere „myrk“, mit dem man auch die Nacht bezeichnete, ist eng mit „myrk-vid“, dem „Düsterwald“ assoziiert worden, der zwischen dem Diesseits und dem Jenseits lag.

Die „myrk-rida“ sind daher wie die „mar-lidendr“ Jenseitsreisende – die einen „reiten“ durch oder über den Düsterwald und die anderen über die Meeres-Jenseitswasser.

I 3. f) „kvel-rida“

Diese „Nacht-Reiterin“ ist eine Variante der „myrk-rida“ – auch die Nacht war ein Symbol für das Jenseits.

I 3. g) „tunn-rida“

Das „Reiten“ der Zauberinnen bezieht sich auf die Astralreise, die auch Trance-Reise oder Jenseitsreise genannt werden kann. Bei dieser Reise bzw. diesem „Ritt“ verläßt sie mit ihrer Seele (Astralkörper) ihren materiellen Leib und fliegt bzw. „reitet“ dann nach Belieben umher, so wie dies anschaulich für Odin geschildert wird. Das „Roß“ bei diesem „Ritt“ ist oft der „Zauberstab“, der später dann als „Hexenbesen“ in den Untergrund ging.

Der Grund für dies Motiv ist, daß es auf diesen Astralreise manchmal eine Erleichterung ist, wenn man das Erlebnis des Schwebens bzw. Fliegens durch das Sitzen auf einem Stab, Besen, Teppich o.ä. rationalisieren kann – schließlich stellt das Erlebnis des Verlassens des eigenen materiellen Körpers und das Erlebnis des Schwebens in der Luft (im Astralkörper) einen heftigen Bruch mit der normalen Selbstwahrnehmung dar …

Ein „tun“ ist ein eingezäunter Bereich oder ein Hof. Auch eine Stadt konnte so bezeichnet werden – wie z.B. „Sigtuna“ oder „Noatun“.

Eine „tunn-rida“ ist somit eine „Haus-Reiterin“. Vor ihnen warnt Odin im Havamal: „Eine zehnte Rune kenne ich, wenn Haus-Reiterinnen durch die Lüfte fliegen …“

Das „Haus-Reiten“ könnte sich auf das Sitzen der Priesterin-Seherin-Zauberin auf einem Hochsitz bei der Ausübung ihres Berufes beziehen, der manchmal durch ein „Gestell“ für mehrere Zauberer oder Zauberinnen oder sogar durch ein Hausdach ersetzt wurde. Diese letzte Variante des „erhabenen Sitzes“ wird der Ursprung der Bezeichnung „Haus-Reiterinnen“ sein.

I 3. h) „mar-lidendr“

Der Name „Meer-Überquererin“ bezieht sich auf die Jenseitsreisen, die das wesentliche Element in den Tätigkeiten und Fähigkeiten der Priesterinnen, Sehrinnen und Zauberinnen ist. Das benutzte Bild ist hier dasselbe wie bei der Schiffsbestattung des Baldur: die Reise in das Jenseits ist eine Fahrt über die Jenseitswasser. Einer der Ursprünge dieses Motivs ist vermutlich die Reise der Sonne über den Himmel, die am Abend im Westen im Meer versinkt und in die Unterwelt eingeht.

I 3. i) „seid-kona“

Manchmal wurden die Seherinnen auch „Seidkona“, d.h. „Seidr-Frau“ im Sinne von „zauberkundige Frau“ genannt.

I 3. j) Fala

Diese Bezeichnung für „Trollfrau, Hexe“ bedeutet „Feuchte“ – vermutlich im Sinne von „die in der Wasserunterwelt“. Dieser Name könnte daher ursprünglich ein Beiname der Göttin-Riesin Ran gewesen sein, die auch als todbringende Zauberin angesehen wurde. Thematisch entspricht diese Bezeichnung der „Meeres-Überquererin“.

Dieser Name ist auch mit dem germanischen Adjektiv „fela(z)“ für „erschreckend“ verwandt.

I 3. k) „haga-zussa“

Dieses Wort ist die Wurzel des deutschen „Hexe“. „Hagazussa“ setzt sich aus „hag“ für „umhegter Bereich, Weide, Garten“ und „tusja“ für „Elfe, Geist“ zusammen. Die „hagtusja“ ist daher zunächst wohl einfach ein „Puki“, also ein „Landwächter-Geist“ gewesen, der nach und nach zu einem gefürchteten Geist und schließlich zu der Bezeichnung für die gefürchteten zauberkundigen Frauen geworden ist.

Der Kobold hat ein ganz ähnliches Schicksal gehabt: Zunächst war er ein „kobwalt“, d.h. „Haus-Schützer“, womit vermutlich der hilfreiche Geist des Ahns, der das Haus errichtet hat, gemeint war. Erst nach der Christianisierung wurde er wie der gesamte Ahnenkult in den mehr oder weniger stark dämonisierten religiösen Untergrund verdrängt.

Kobold und Hagtusja könnten ursprünglich das Paar, daß den Hof errichtet hat, gewesen sein, wobei der Ahnherr das Haus (Kobold) und die Ahnfrau den Garten (Hagtusja) beschützt hat – aber diese Interpretation ist nicht durch Texte belegt und daher recht spekulativ.

I 3. l) „simul“

Ein „simul“ ist ein weibliches Rentier und im übertragenden Sinne auch ein Trollweib. Es wäre denkbar, daß dieser Name einen Zusammenhang mit den Wiederzeugungs-Vorstellungen hat, in denen die Göttin ein weibliches Herdentier ist.

Auf jeden Fall ist diese Bezeichnung alles andere als respektvoll.

I 3. m) „bjarg-rygr“, „bjarg-rygjar“, „bjarg-rygir“

Eine „rygr“ ist eine Frau, Hausfrau oder eine Riesin. Dieser Begriff wird meist als „Frau aus Rogaland“ erläutert, aber es ist auch eine Herleitung von „rig“ für „Herrscher, König“ denkbar, was die Bedeutung „Hausherrin“ auf eine allgemeinere Weise erklären würde. Das Substantiv „bjarg“ bezeichnet die Geburt. Eine „bjargrygr“ ist somit eine „Geburts-Frau“, d.h. eine Hebamme.

Die Tätigkeit der Hebamme war bei den Nordgermanen wie bei den meisten anderen Völkern auch eng mit dem Geburtsorakel und der Schicksalsverkündung verknüpft. Daher stehen die Hebammen eng mit den Nornen und auch mit den Priesterinnen-Seherinnen in Verbindung.

Es ist unbekannt, ob die Priesterinnen stets zugleich Hebammen gewesen bzw. alle Hebammen auch Priesterinnen waren, aber dies wird sehr wahrscheinlich des öfteren der Fall gewesen sein. Im Oddrun-Lied zeigt sich jedenfalls deutlich, daß die Hebamme auch Zauberlieder kannte und eine Verbindung zu den Göttinnen hatte.

I 3. n) „flagd“

Ein „flaga“ ist ein Schlag, ein plötzlicher Anfall u.ä. Dinge. Dieses Wort ist mit lateinisch „flagellum“ für „Peitsche, Geißel, Dreschfelgel“ verwandt. Auch in dem deutschen Wort „Dreschflegel“ steckt noch der „flaga“ und ein „Flegel“ selber ist ursprünglich ein „Schläger“ gewesen.

Eine „Flagd“ ist also eine Frau, die schlägt und dadurch Schaden verursacht – damit kann durchaus auch der „Hexenschuß“, also der plötzliche Schmerz im Rücken gemeint sein. Als „Flagd“ konnte sowohl eine Hexe als auch eine Trollfrau bezeichnet werden – beides wurde spätestens in der Epoche der fortgeschrittenen Christianisierung weitestgehend gleichgesetzt.

I 4. Die Fachbegriffe

Im Kult gab es eine große Anzahl von Fachbegriffe, von denen im folgenden jedoch nur diejenigen aufgeführt sind, die besonders eng mit den Priesterinnen verbunden sind. Die übrigen finden sich in den betreffenden Kapiteln, u.a. in Band 56 über den Tempel.

I 4. a) „völr“, „gandr“

Der Stab in der Hand der Priesterin-Seherin-Zauberin symbolisiert den Weltenbaum und somit die Verbindung zu dem Jenseits, in dem sich die Götter und die Ahnen befinden. Aus ihm wurde später der Zauberstab und der Hexenbesen, also der als unauffälliges Haushaltsutensil getarnte Seherinnenstab.

Sowohl „völr“ als auch „gandr“ bedeuten „Stab“. „Völr“ ist mit dem deutschen „Wall“ für „Erdanhäufung mit Palisadenzaun“ verwandt.

I 4. b) „gjarda“, „gyrdill“

Der Gürtel war neben dem Stab und den Handschuhen eines der drei Berufs-Abzeichen der Priester und Priesterinnen.

I 4. c) „ulf-hanzki“

Der „Wolfs-Handschuh“ wurde von Zauberinnen getragen. Die Handschuhe waren eines der drei Kennzeichen einer Priesterin-Seherin-Zauberin: Stab, Gürtel und Handschuh.

I 4. d) „gand-reid“

Der „gand-reid“, also der „Ritt auf dem Zauberstab“ ist die technische Bezeichnung der Nordgermanen für die Astralreise. Die Ähnlichkeit mit dem späteren Flug der Hexen auf ihren Besen ist nicht zu übersehen.

I 4. e) „galdr“

Der „galdr“ ist der Kultgesang bzw. Zaubergesang.

I 4. f) „seidr“

Der „seidr“ ist die Braukunst oder Sudkunst (Sieden), die sich auf das Kochen des Fleisches der Opfertiere und auf das Herstellen des Ritual-Mets und der Zaubertränken bezieht.

Dieser Begriff wurde mit der Zeit zu einer allgemeinen Bezeichnung für „Magie“, was zeigt, daß der „seidr“ ursprünglich eine der wichtigsten Tätigkeiten im Kult gewesen sein muß.

Das altnordische „seidr“ ist jedoch nicht mit dem deutschen Verb „sieden“ verwandt, das wie das altnordische Verb „sjoda“ für „kochen, sieden“ von dem germanischen Verb „seuthan“ für „kochen, sieden“ abstammt. Die Wurzel dieses Wortes ist wiederum das indogermanische Verb „seut“ für „bewegen“. Das Kochen ist also nach dem aufwallenden Wasser im Kessel benannt worden.

Von dem altnordischen Verb „sjoda“ für „kochen, sieden“ ist das Substantiv „sjodr“ für „Koch“ abgeleitet worden.

Der Ursprung des altnordischen „seidr“ für „Zauber, Strick, Band, Gürtel“ ist das germanische „seithaz“ für „Zauber, Strick“. Der Ursprung dieses Wortes ist das indogermanische „sei“ für „binden, Strick“.

Es stellt sich jetzt natürlich die Frage, um welchen Strick es sich hier wohl handeln mag, der zu der Bedeutung „Zauberei“ geführt hat.

Es wäre der Gürtel der Priester und Priesterinnen denkbar – aber dieser Gürtel ist nirgendwo in der Überlieferung derartig wichtig, daß er plausiblerweise zu der Bedeutung „Zauberei“ hätte führen können.

Ein zweites Substantiv mit der Bedeutung „Band, Schnur, Fessel“ hat jedoch eine zentrale Bedeutung in der germanischen Religion: „bönd“. Nach diesem Band konnten die Götter als „Bönd“ bezeichnet werden. Damit sind die Götter als diejenigen, mit denen die Menschen verbunden sind, gemeint. Das Urbild für dieses Band, das einen Bund bildet, ist die Nabelschnur.

Das Wort „Religion“ hat genau dieselbe Bedeutung wie „bönd“, da es „Wieder-Anbindung“ bedeutet. Das Bönd und die Religion binden die Menschen wie mit einer Nabelschnur an die Götter an und geben ihnen auf diese Weise Schutz und Geborgenheit.

Der Begriff „bönd“ stammt somit aus dem Kult. Er hat vermutlich einst wie das ägyptische „nefer“ oder das chinesische „Wu wei“ das sinnvolle Verhalten bezeichent. Er wird zudem wie das ägyptische „hotep“ oder das chinesische „Tê“ den guten Zustand beschrieben haben, der erreicht wird, wenn man im Einklang mit der eigenen Seele und mit den Göttern lebt.

I 4. g) „anda“

Dieses Substantiv bedeutet „Atem, Lebenskraft, Seele“. Die Gleichsetzung dieser drei Dinge findet sich in vielen Religionen. So wird z.B. sowohl der Wind als auch der Geist Gottes, „der über den Wassern schwebte“, am Anfang der Genesis der Bibel „ruach“ genannt. Dieses Bild der Wind-Seele findet sich auch bei den Germanen, die die Seele und das Bewußtsein „Wind der Riesin“ nennen konnten – wobei diese „Riesin“ die Göttin im Jenseits ist, die die Seelen nach dem Tod der Menschen wiedergebiert.

I 4. h) „anda-liga“

Dieses Adjektiv, das man wörtlich mit „Seelen-gleich“ bzw. „zur Seele gehörend“ übersetzen kann, bedeutet „spirituell, religiös, magisch“.

I 4. i) „anda-gift“

Das „Seelen-Geschenk“ ist die „Inspiration.

I 4. j) „andar-auga“

Dieses „Seelen-Auge“ ist das „spirituelle Auge“, d.h. das „Dritte Auge“ aus dem Yoga, mit dessen Hilfe man Visionen sehen (innere Bilder) und auch hellsehen kann (Lebenskraft wahrnehmen).

Dieses „Dritte Auge“ wurde auch als „hugsanar-augu“, d.h. als „Geist-Augen“ bezeichnet.

I 4. j) „fugl-heill“

Das zusammengesetzte Substantiv „fugl-heill“ bedeutet wörtlich „Vogel-Klang“ im Sinne von „Vogel-Omen“.

Dies ist eine weit verbreitete Orakel-Variante, da die Vögel mit den Seelenvögel der Ahnen, von denen man Rat und Hilfe erhoffte, assoziiert wurden.

I 4. k) „önd-vegi“

„Önd“ ist eine Variante von „and“.

Dieser „Seelen-Weg“ ist eine Bezeichnung für die beiden Säulen, die hinter dem Hochsitz und innen vor dem Tempeltor standen. Sie sind oben durch einen Bogen verbunden gewesen und stellten das Tor zum Jenseits dar. Hinter dem Hochsitz verbanden sie den Herrscher auf seinem Sitz mit dessen Ahnen und innen hinter dem Tempeleingang ermöglichten sie den eintretenden Kult-Teilnehmern den Kontakt mit den Göttern. Auf Schnitzereien, Wandteppichen u.ä. wurden Tempel oft nur durch diese beiden Säulen und den sie verbindenden Bogen dargestellt, unter dem dann in der Regel eine Seherin oder ein Herrscher sitzt.

Diese beiden Säulen wurden „öndvegi-sula“, also „Jenseitsweg-Säulen“ genannt.

I 4. l) „vard-lokkur“

Diese „Wächter-Anrufungen“ sind die Lieder, die gesungen wurden, wenn die Seherin innerlich ins Jenseits reiste, um die Götter und Ahnen zu befragen.

I 5. Zusammenfassung der Fachbegriffe

Die Existenz der in Klammern gesetzten Begriffe wird nur vermutet, aber ist nicht nachgewiesen.

Die Priester und die Priesterinnen wurden vor dem Antritt ihrer Tätigkeit geweiht, bzw. sind durch ihre „Ausbildung“ zu einem bzw. zu einer Geweihten geworden.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungveGeweihte(r)Priester(in)gislGott-Geweihte(r) (?)Priester(in)diar (dise)(der/die zu Tyr Gehörige) 

Um diese Weihung zu erlangen, mußten sie jedoch in der Lage sein, ins Jenseits zu reisen (Astralreise) und dort Kontakt mit den Göttern und Ahnen aufzunehmen, da von ihnen aller Rat und alle Hilfe kommt.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutunggand-reidStab-RittAstralreise („Ritt auf dem Hexenbesen“)myrk-ridaDüsternis-ReiterinJenseitsreisende (über den Düsterwald)kval-ridaNacht-ReiterinJenseitsreisende (durch die Nacht)tunn-ridaHaus-ReiterinJenseitsreisende (auf dem Dach statt auf dem Hochsitz)mar-lidendrMeer-ÜberquererinJenseitsreisende (über die Meeres-Jenseitswasser)FalaFeuchtemit dem Jenseitswasser verbundene Frau; Riesin-Name

Nach dem Erlernen dieser Jenseitsreise und den dadurch begründeten Kontakt zu den Göttern und den Ahnen waren sie in der Lage, effektiv durch das Jenseits-Tor zu gehen, die Götter und Ahnen zu sehen sie mit Worten und Liedern um Rat und Hilfe zu bitten.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungand, öndAtemAtem, Lebenskraft, Bewußtsein, Seeleönd-vegisSeelen-WegJenseitswegönd-vegis-sulaSeelenweg-SäulenJenseitsweg-Tor, JenseitstorgydjaAnrufendeAnrufungs-Priesteringörninga-vättranrufende „Göttin“Anrufungs-Priesterin, ZauberingaldrGesangKultgesang, Zaubergesang; Magievard-lokkurWächter-AnrufungKultgesang (bei der Jenseitsreise der Seherin)galdra-konaZaubergesang-FrauZauberingaldr-kindZaubergesangs-Kundige(r)Zauberinanda-liga/ligrSeelen-gleichspirituell, religiös, magischanda-giftSeelen-GeschenkInspirationandar-augaSeelen-Auge„Drittes Auge“ (Visionen, Hellsehen)hugsanar-auguGeist-Auge„Drittes Auge“ (Visionen, Hellsehen)

Wenn eine Frau auf diesem Weg nun eine Priesterin geworden war, durfte sie die drei Abzeichen der Priesterin-Seherin-Zauberin tragen: Stab, Gürtel und Handschuhe.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungvölrStabPriesterinnen-Stab, ZauberstabgandrStabPriesterinnen-Stab, Zauberstabvölva, walaStab(-Frau)Stabträgerin (Priesterin, Seherin, Zauberin)gjardaGürtelGürtel (Abzeichen der Priesterin)gyrdillGürtelGürtel (Abzeichen der Priesterin)ulf-hanzkiHandschuhe aus WolfsfellHandschuhe (Abzeichen der Priesterin)

Nun konnte die Priesterin auch die Rituale durchführen, die zu einem wesentlichen Teil aus den Opferungen bestanden.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungblot-konaOpfer-FrauPriesterinblot-gydjaOpfer-AnrufendePriesterinseidrBand, Verbindung, BundReligion, Kult, Zauberei

Ein zweiter wichtiger Teil der Tätigkeiten der Priesterinnen war das „Sehen“, also das Erkennen der Zukunft und manchmal auch der Dinge, die weit fort waren. Dadurch wurde sie zu einer „Frau, die viel weiß“ und die weise ist.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungspa-konaSpäher-FrauSeherinspa-disSpäher-GöttinSeherinSagaSagende, SprechendeSeherin, Verkünderin (Göttin-Name)visindi-konaWeisheits-Frauweise Frau, Zauberinfjölkyngis-konavielwissende Frauweise Frau, Zauberin(kenni-kona)(Kundige)(Priesterin)fugl-heillVogel-KlangDeutung von Vogel-Omen

Die dritte Aufgabe der Priesterinnen war die magische Unterstützung der Menschen, die bei ihr Rat und Hilfe suchten.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungfor-dädaTat-FörderndeZauberin

Eine vierte, in der Überlieferung meist im Hintergrund stehende, jedoch sehr wichtige Funktion der Priesterin war die der Hebamme.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungbjarg-rygrGeburts-FrauHebamme (oft eine Priesterin)

Es wird auch einige ehrfurchtsvolle Anreden für die Priesterinnen gegeben haben.

altnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutungdisezu Tyr Gehörende„Geehrte“drottningarHerrin„Hochwürden“

Aus einigen der Bezeichnungen für die Priesterin sind nach der Christianisierung Schimpfworte geworden.

Fachbegriffealtnordischer Begriffwörtliche ÜbersetzungBedeutunghag-tusjaGarten-GeistGarten-Schutzgeist; später dann: HexesimulRentier-WeibchenTrollfrau, ZauberinflagdSchlägerinTrollfrau, Hexe; Name einer Riesin

Aus diesen Begriffen ergibt sich, daß die Priesterin eine geweihte Frau ist, die in der Lage ist, durch das Jenseitstor zu den Göttern und Ahnen zu reisen und von ihnen mithilfe von Anrufungen und Gesängen Rat und Hilfe zu erhalten, die die Priesterin dann den Hilfesuchenden in der Form von dem Erkennen der Zukunft und magischer Unterstützung weitergibt. Sie leitet auch die Opferungen für die Götter, sie ist die weise Frau und sie ist auch die Hebamme. Ihre Kennzeichen sind Stab, Gürtel und Handschuhe.

Aus dem Althochdeutschen sind noch einige weitere Bezeichnungen für den Priester und die Priesterin bekannt, die die damaligen Vorstellungen über das Wesen und die Aufgaben der heidnischen Priesterschaft veranschaulichen:

Die zusätzliche Information, die sich in diesem Namen findet, ist die Aufgabe des „Gesetzeshalters“, d.h. vermutlich des Bewahrers der von der Gemeinschaft festgelegten Regeln, wie dies z.B. für Island bezeugt ist, wo zu Beginn eines größeren Thing der Zuständige die Gesetze vortrug. Dies wird ursprünglich eine Aufgabe der Priester gewesen sein, die zugleich auch die Skalden waren, die die gesamte Überlieferung auswendig lernten.

Die Astrologie als eine Form des Orakels ist aus dem Mittelmeerraum in die althochdeutschen Vorstellung über die heidnischen Priester gelangt.

I 6. Kenningar

Diese Schilderung der Priesterinnen wird durch die Kenningar bestätigt und durch einige kleine Details ergänzt.

Zur Ausübung ihrer Tätigkeit brauchten die Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen den Kontakt zu den Wesen des Jenseits:

Diesen Kontakt zu den Gottheiten und Ahnen erlangen sie durch ihre Jenseitsreisen:

TrollfrauSonnen-Abendreiterinwohl eine Assoziation zu der Wiedergeburtsgöttin, zu der Tyr, d.h. die Sonne nach ihrem abendlichen Tod gelangtThorvaldr HjaltsonLausavisur

Die Priesterinnen-Zauberinnen singen die Kultgesänge bzw. die Zauberlieder:

Die Priesterinnen-Zauberinnen tragen einen Stab und einen Ring – ob dieser Ring zu ihrer Insignien gehört, ist unsicher, da er ansonsten nur bei den Priestern und den Thing-Leitern (was in der Regel dasselbe ist) erwähnt wird.

I 7. Frauennamen

Viele Frauen- und Walkürennamen scheinen darauf hinzuweisen, daß es einst auch Sonnenpriesterinnen gegeben zu haben scheint. Diese würden dann als „Dise“ den männlichen „Diar“ entsprechen, die bis zur Völkerwanderungszeit die Priester des Sonnengott-Göttervaters Tyr gewesen sind.

Dem entspricht die bereits genannte Trollfrau-Kenning „Sonnen-Abendreiterin“.

II Priesterinnen in der germanischen Überlieferung

Zu die Priesterinnen bei den Germanen gibt es recht verschiedenartige Beschreibungen und Hinweise.

Der Übergang zwischen Priesterinnen, Seherinnen und Zauberinnen ist sehr fließend – letztlich sind sie dieselbe Frauen, nur in verschiedenen Funktionen und z.T. in verschiedener Bewertung durch die Gemeinschaft.

Die Auffassung der Germanen über die Priesterinnen und die Priester ist sich naturgemäß sehr ähnlich, weshalb es sinnvoll ist, zum Verständnis des Charakters und der Stellung der Priesterinnen auch den Band 59 Kapitel über die Priester und evtl. noch die Bände über die rituelle Kleidung und den Schmuck (Band 60), den Tempel (Band 56), die Einrichtung des Tempels (Band 57) sowie das Kapitel über den Kult und das Kapitel über die Opferungen, die sich beide in Band 64 befinden, hinzuzuziehen.

II 1. Berichte der Germanen

II 1. a) Die Geschichte über die Gotland-Leute

Der folgende Bericht ist ein indirekter Hinweis auf eine Priesterschaft:

In jenen Tagen und noch lange danach glaubten die Menschen an den Heiligen Hain und das Hügelgrab, an Tempel und geweihte Bereiche und an die heidnischen Götter.

Sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter und ihr Vieh während sie Feste feierten und tranken. Das taten sie in ihrem Irrglauben.

Das Hauptopfer bei diesen Leuten war das für das ganze Land, aber jedes Drittel hatte seine eigenen, kleineren Versammlungen mit kleineren Opfern aus Vieh, Nahrung und Bier.

Sie wurden „suth-nautar“, also „Brüder des Brühens“ genannt, denn sie kochten gemeinsam bei dem Opfer-Fest.

Die Formulierung „an 'holt' und 'howe' glauben“, also an „Hain und Hügel“, klingt wie eine feststehende Redewendung.

Hier ist das gotländische „suth“, das dem altnordischen „seidr“ entspricht, als „sieden“ aufgefaßt worden.

II 1. b) Hyndla-Lied

In diesem Lied zählt Hyndla (Hel) in einer ihrer Namens-Listen u.a. eine Priesterin mit dem Namen Hledis auf. Ob deren Name, der „Meeres-Dise“ bedeutet, einen Bezug zu ihrem Beruf hat, ist unklar, aber gut denkbar.

Hyndla:

„Du bist Ottar, der Sohn des Instein,

und Instein ist der Sohn von Alf dem Alten,

Alf der des Ulf, Ulf der des Säfari,

und Säfaris Vater war Svan der Rote.

Deine Mutter strahlend mit schönen Armreifen,

wurde, denke ich, Hledis die Priesterin genannt;

Frothi war ihr Vater und Friaut ihre Mutter –

Übermenschlich schien diese ganze Sippe.“

II 1. c) Die jüngere Version der Huldar-Saga

In dieser Saga wird die Göttin Thorgerdr Holgabraut als eine Seherin, Priesterin und Zauberin aufgefaßt. Sie hatte die Funktion der Anrufungs-Priesterin.

Als Vedrhallr sein zwölftes Jahr vollendet hatte, zog er westwärts auf Heerfahrt. In einem Kampf mit dem Wikinger Sotrudr, einem Neffen des Riesen Helreginn, gerät er in schwere Gefahr, wird aber nach Anrufen der Thorgerdr durch deren Hilfe errettet.

Sie aber wurde Holga-Braut genannt oder auch Horga-Braut und ihr Tempel hieß „Steinaltar“. Der Tempel der Göttin hieß deshalb „Steinaltar“, weil dort die Anrufungs-Priesterin die Göttin herbeirief. Einige aber nannten sie auch Holgatröll.

II 1. d) Loddfafnir-Lied

Offenbar saßen die Seherinnen und Seher wie Odin auf einem Hochsitz („Rednerstuhl“), wenn sie ihre Visionen oder ihre Weisheiten verkündeten:

Zeit ist's zu reden vom Rednerstuhl.

An dem Brunnen Urdas

Saß ich und schwieg, saß ich und dachte

Und merkte der Männer Reden.

Von Runen hört ich reden und vom Ritzen der Schrift

Und vernahm auch nütze Lehren.

Bei des Hohen Halle, in des Hohen Halle

Hört ich sagen so:

Anschließend folgen die Ratschläge.

II 1. e) Gesta danorum

In dieser „Geschichte der Dänen“ tritt der Gott Hödur als der Held „Hother“ auf. Er gelangt, nachdem er sich auf einer Jagd in einem Nebel verlaufen hat, in einem Wald zu der Hütte von drei Walküren.

Dies ist eine der „klassischen Sagen-Szenerien“ für die Umdeutung der Jenseitsreise. Auch das Begrüßtwerden mit dem eigenen Namen durch Unbekannte ist ein typisches Motiv für die Ankunft im Jenseits – die Bewohner des Jenseits wissen, wer zu ihnen kommt, da sie auch auf magische Weise sehen können.

Zu dieser Zeit geschah es Hother, während er jagte, daß er sich in einem Nebel verirrte und zu einer Hütte kam, in der Waldfrauen wohnten. Als sie ihn mit seinem Namen grüßten, frug er sie, wer sie seien. Sie erklärten, daß es ihre Führung und ihre Lenkung sei, die im Wesentlichen den Verlauf der Kriege entscheiden würden.

II 1. f) Gylfis Vision

Über Röskwa, die Dienerin-Priesterin des Thor, wird nur ein einziges mal etwas ausführlicher berichtet:

Da sprach Thridi: „Der Anfang dieser Erzählung ist nun, daß Ökuthor („Wagen-Thor“) ausfuhr mit seinem Wagen und seinen Böcken und mit ihm der Ase, der Loki heißt.

Da kamen sie am Abend zu einem Bauern und fanden da Herberge. Zur Nacht nahm Thor seine Böcke und schlachtete sie; darauf wurden sie abgezogen und in den Kessel getragen. Und als sie gesotten waren, setzte sich Thor mit seinem Gefährten zum Nachtmahl.

Thor bat auch den Bauern, seine Frau und beide Kinder, mit ihm zu speisen. Des Bauern Sohn hieß Thialfi und die Tochter Röskwa. Da legte Thor die Bocksfelle neben den Herd, und sagte, der Bauer und seine Hausleute möchten die Knochen auf die Felle werfen.

Thialfi und Röskva sind zu Beginn der Geschichte einfache Bauernkinder.

Thialfi, des Bauern Sohn, hatte das Schenkelbein des einen Bocks, das schlug er mit seinem Messer entzwei, um zum Mark zu kommen.

Hier geht Thialfi mit einem der Knochen der Ziegenböcke auf eine Weise um, die ihm nicht erlaubt gewesen ist.

Thor blieb die Nacht da und am Morgen stand er vor Tag auf, kleidete sich, nahm den Hammer Miölnir und erhob ihn, die Bocksfelle zu weihen. Da standen die Böcke auf; aber dem einen lahmte das Hinterbein. Thor sah es und sagte, der Bauer oder seine Hausgenossen müßten unvorsichtig mit den Knochen des Bocks umgegangen sein, denn er sehe, das eine Schenkelbein wäre zerbrochen.

Das Nicht-Beschädigen der Knochen von Thors beiden Ziegenböcken ist offenbar ein sinnvolles Tabu gewesen, da die Böcke nur aus den heilen Knochen wieder gesund neu entstehen können.

Es braucht nicht weitläufig erzählt zu werden, da es ein jeder begreifen kann, wie der Bauer erschrecken mochte, als er sah, daß da Thor die Brauen über die Augen sinken ließ, und wie wenig er auch von den Augen noch sah, so meinte er doch, vor der Schärfe des Blicks zu Boden zu fallen.

Thor faßte den Hammerschaft so hart mit den Fingern an, daß die Knöchel davon weiß wurden.

Der Bauer gebärdete sich, wie man denken mag, so, daß alle seine Hausgenossen entsetzlich schrien und alles, was sie hatten, zum Ersatz boten.

Als Thor ihren Schrecken sah, ließ er von seinem Zorn, beruhigte sich und nahm ihre Kinder Thialfi und Röskwa zum Vergleich an: die wurden nun Thors Dienstleute und folgen ihm seitdem überall.

Symbolisch und magisch gesehen besteht die Verbindung zwischen Thor und Thialfi sowie Röskva in den geopferten Ziegenböcken. Sie werden Opfertiere sein (siehe „Ziegen“ in Band 42), was wiederum Thialfi und Röskwa in die Nähe der Priester und Priesterinnen rückt.

Thialfis Name bedeutet „Diener-Alf“. Die Bezeichnung „Diener eines Gottes bzw. der Ahnen“ ist eine weltweit verbreitete Umschreibung für „Priester“. Diese Geschichte ist somit eine Ursprungs-Mythe der Thor-Priester. Röskwa ist demnach entweder eine Thorpriesterin oder vielleicht auch die Priesterin der Sif, die Thors Frau ist.

Der Bischof Adam von Bremen berichtet um 1075 in seiner „Hamburgischen Kirchengeschichte“, daß in dem schwedischen Haupttempel in Uppsala drei Götter verehrt wurden: als Hauptgott Thor und neben ihm Odin und Freyr. Zusätzlich zu Thor könnte dort auch noch dessen Frau Sif verehrt worden sein.

Für die Annahme, daß auch Sif in Uppsala verehrt worden ist, spricht, daß in der Mythe über Sif und Loki die vier Gottheiten Thor, Sif, Odin und Freyr ihre magischen Gegenstände erhalten:

Die drei Götter von UppsalaGott (und Göttin)Geschenk des BrockGeschenk des SindriPriester(-in)Thor und SifThor Hammer MjöllnirThialfiSif Getreide: goldenes HaarRöskwaOdinSpeer GungnirRing DraupnirHermodrFreyrSchiff SkidbladnirEber GullinborstiSkirnir

Diese vier Gottheiten und ihre Diener-Priester kann man noch durch die beiden Zauberer-Priester aus dem „Lied über Helgi Hiörvard-Sohn“, die sich Tyr und Loki zuordnen lassen, sowie durch die Dienerin der Frigg, über die Snorri Sturluson berichtet, ergänzen:

Die Priester der Götter in den germanischen MythenGottPriesterBeschreibung seiner StellungOdinHermodrSohn, SchamaneFreyrSkirnirBote, Diener, SchamaneThorThialfiDiener, Helfer, Krieger, SchamaneSifRöskwaDienerinTyrAtliPriester-MagierLokiFranmarPriester-MagierFriggGnaSchamanin

II 1. g) Gesta danorum

In der „Geschichte der Dänen“ des Mönches Saxo des Schriftkundigen findet sich eine Szene, in der die Jenseitsgrenze als eine Mauer beschrieben wird.

Die „Ich“-Person in dem folgenden Text ist der Mönch Saxo grammaticus, der manchmal seine Meinung zu den von ihm berichteten Ereignissen kundtut.

Während König Hadding beim Abendessen saß, sah er, wie eine Frau, die Wasserfenchel trug, neben dem Kohlenbecken ihren Kopf erhob und die Schürze ihrer Robe ausstreckte, als ob sie fragen würde: „In welchem Teil der Welt wachsen solche frischen Gewürze im Winter?“

Der König wollte es erfahren. Da hüllte sie ihren Mantel um ihn und zog ihn mit sich unter die Erde und verschwand.

Ich vermute, daß die Götter der Unterwelt wollten, daß er mit seinem lebendigen Leib auf einen Besuch in das Reich ging, in das er gehen muß, wenn er stirbt.

Da drangen sie zunächst durch eine dunkle, neblige Wolke und folgten dann einem Weg, der von seiner langen Benutzung ganz ausgetreten war.

Diese „Nebelwolke“ findet sich auch in der schon berichteten Szene über den Gott Hödur und auch noch an einigen anderen Stellen wie z.B. in der Saga von Thorsteinn Hausmacht. Sie wird manchmal auch als Nebel, Dampf u.ä. beschrieben. Diese Wahrnehmung tritt des öfteren zu Beginn einer hellsichtigen Wahrnehmung oder einer Vision auf – insbesondere wenn dabei eine Kristallkugel, ein Spiegel oder etwas ähnliches benutzt wird.

Dort sahen sie einige Männer, die reiche Roben trugen, und Edle, die in Purpur gekleidet waren – an diesen gingen sie vorüber und erreichten schließlich die sonnigen Gegenden, in denen die Kräuter, die die Frau mitgebracht hatte, wuchsen.

Als sie weitergingen, kamen sie zu einem rauschenden und tosenden Fluß von bleischwarzem Wasser, das mit seiner schnellen Strömung um verschiedene Speere herumwirbelte, und durch eine Brücke passierbar gemacht wurde.

Dies ist der Jenseitsfluß „Gjallar“ („Tosender“), über den die Gjallarbrücke führt. Der Name „Pfeil-Fluß“ („Örmt“) für den Jenseitsfluß ist auch von Snorri bekannt, der berichtet, daß Thor jeden Tag diesen „Fluß voller Pfeile“ überquert.

Die Frau mit dem frischen Wasserfenchel hat hier die Funktion einer Walküre.

Nachdem sie den Fluß überquert hatten, sahen sie zwei Heere, die einander mit aller Kraft und Macht bekämpften.

Und als Hadding die Frau nach diesem Geschehen befrug, antwortete sie: „Dies sind diejenigen, die, nachdem sie in der Welt durch das Schwert getötet worden sind, ihren Tod durch eine endlose Wiederholung vorführen und die Taten ihres vergangenen Lebens in einem lebendigen Schauspiel zeigen.“

Man könnte auch sagen, daß diese Menschen in den Traumata ihres vergangen Lebens gefangen sind und diese heftigen Erlebnisse deshalb ständig neu inszenieren. Dies ist eine Beobachtung, die sich in vielen Visionen über das Jenseits und auch in den Erfahrungen von Menschen findet, die sich um die Geister in Spukhäusern u.ä. kümmern. Es entspricht auch recht gut dem indischen Karma-Konzept.

Dann kamen sie zu einer Wand, die sehr schwer zu erreichen und zu erklettern war. Die Frau versuchte sie zu überspringen, aber es gelang ihr nicht – sie konnte nicht einmal mit ihrem schlanken, dünnen Körper hinübergelangen.

Da drehte sie einem Hahn, den sie mit sich herabgenommen hatte, den Kopf ab und warf ihn über die den Weg versperrende Mauer hinüber. Auf der anderen Seite kam der Vogel sofort wieder ins Leben zurück und bekundete seine Rückkehr zum Atem durch ein lautes Krähen.

Dann wandte sich Hadding zurück und begann seinen Heimweg.

Diese Mauer ist die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits: Das, was im Diesseits gestorben ist, erwacht im Jenseits wieder zum Leben.

Das Huhn wurde im Jenseits wieder lebendig, weil die Toten im Totenreich „lebendig“ sind – aus demselben Grund kann Odin vermutlich auch mit seinem blinden, d.h. „toten“ Auge im Jenseits sehen. Das Huhn ist vermutlich ein Seelenvogel – es erinnert an den Priestergott „Hönir“, dessen Name „Huhn“ bedeutet.

II 1. h) Zweites Gudrun-Lied

In diesem Lied erscheint die Kenning „Land der Haddinge“ für „Jenseits“. Sie bezieht sich auf die eben berichtete Geschichte.

In das Horn hatten sie allerhand Stäbe

Rötlich geritzt; ich erriet sie nicht.

Den langen Lindwurm des Landes der Haddinge,

Ungeschnittne Ähre und Eingang von Tieren.

Die beiden letzten Zeilen beziehen sich auf die Zutaten zu einem Zaubertrank.

II 1. i) Landnahme-Buch

In einigen Texten wird nur eine Priesterin kurz erwähnt, ohne daß man Näheres über ihre Tätigkeit erfährt:

Hrolf der Jüngere gab seine Tochter Thorlaug die Priesterin dem Odd Yr-Sohn zur Frau.

II 1. j) Landnahme-Buch

Thorstein heiratete Thurid die Tempel-Priesterin.

II 1. k) Edda-Prolog

In der Zeit, in der Snorri Sturluson lebte, war es allgemein üblich, die Götter der Heiden als Könige der Vorzeit zu deuten – und den christlichen Gott Vater als den einzigen wirklichen Gott. Aus diesem Grund erscheinen auch die Götter Njörd und Freyr sowie die Göttin Freya im Folgenden als Priesterin – was jedoch recht sicher zeigt, daß es Priester des Njörd und des Freyr sowie Priesterinnen der Freya gegeben hat, und daß die Freya-Priesterinnen die wichtigsten Priesterinnen und Zauberinnen gewesen sind.

Es ist auffällig, daß hier nur die Priesterschaft der Wanen und nicht die der Asen erwähnt wird.

Odin bestimmte Njörd und Freyr zu Opferpriestern und sie wurden die Diar der Asenland-Leute. Njörds Tochter Freya wurde die Opferpriesterin und sie lehrt die Asenland-Leute die magischen Künste, so wie sie bei den Wanenland-Leuten üblicherweise benutzt wurden.

II 1. l) Fiölswin-Lied

Die folgende Szene könnte durch eine Hohepriesterin und ihre Helferinnen, die u.a. ihr Chor sind, inspiriert worden sein. Das Motiv der Göttin Menglöd (Freya) und ihrer neun Mädchen ähnelt der Darstellung der Hohepriesterin und ihres Chors in der Sturlaug-Saga.

Da hier eine Göttin und ihre Begleiterinnen dargestellt wird, sind es nicht sie selber, die wie die Priesterinnen opfern, sondern es wird ihnen geopfert.

Der Wechsel von Fragen und antworten zwischen Svipdag, der sich in dem Lied anfangs „Windkald“ nennt, und Fiölswinn ist eine der vielen Varianten des Rätsel-Wettstreits zwischen Odin und Tyr, durch den der neue Göttervater Odin seine Überlegenheit über den alten Göttervater Tyr demonstrieren will.

Windkald (Tyr):

„Sage mir, Fiölswinn, was ich Dich fragen will

Und zu wissen wünsche:

Wie heißen die Mädchen, die vor Mengladas Knien

Einig beisammen sitzen?“

Fiölswinn (Odin):

„Hlif heißt eine, die andere Hlifthursa,

Die dritte Dietwarta,

Biört und Blid, Blidur und Frid,

Eir und Örboda.“

Windkald (Tyr):

„Sage mir, Fiölswinn, was ich Dich fragen will

Und zu wissen wünsche:

Schirmen sie alle, die ihnen opfern,

Wenn sie des bedürfen?“

Fiölswinn (Odin):

„Jeglichen Sommer, so ihnen geschlachtet

Wird an geweihtem Orte,

Welche Krankheit überkommt die Menschenkinder,

Jeden nehmen sie aus Nöten.“

Die neun Dienerinnen-Priesterinnen der Menglöd-Freya sind hier vor allem Heilerinnen.

II 1. m) Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

In dieser Saga wird gesagt, daß es die Opfer in den Tempel auch Nachts stattfanden – und es klingt so, als ob dies recht üblich gewesen sei.

Alf war der König, der über Alfheim herrschte. Alfhild war seine Tochter. Alfheim lag zwischen dem Goten-Fluß und dem Raum-Fluß.

An einem Herbsttag veranstaltete König Alf ein großes Disen-Opfer und Alfhild ging zu den Opferungen. Sie war schöner als alle Frauen und auch alle anderen Leute in Alfheim waren schöner anzusehen als andere Menschen zu jener Zeit. Aber in der Nacht, als sie den Altar rötete, raubte Starkad Ala-Krieger die Alfhild und nahm sie mit zu sich heim.

Alfhild „rötet den Altar“, was vermutlich bedeutet, daß diese Königstochter eine Disen-Priesterin gewesen ist.

II 1. n) Gylfis Vision

Da frug Gangleri: „ Welches sind die Asinnen?“

Har antwortete: „… … … Die neunte ist Wara; sie hört die Eide und Verträge, welche Männer und Frauen zusammen schließen und straft diejenigen, welche sie brechen. Wara ist weise und erforscht alles, so daß ihr nichts verborgen bleibt; daher kommt die Redensart, daß man eines Dinges gewahr werde, wenn man es in Erfahrung bringt. … … …“

Wara verkörpert die Aufgabe der Priester und Priesterinnen, „die Gesetze zu wahren“, was der althochdeutschen Bezeichnung „ewahalto” für „Gesetzeshalter, Hohepriester“ entspricht.

„… … … Die dreizehnte ist Gna, welche Frigg in ihren Geschäften nach allen Weltteilen schickt. Sie hat ein Pferd, das durch Luft und Flut rennt und Hofhwarfnir heißt. Einst geschah es, daß sie von etlichen Wanen gesehen ward, als sie durch die Luft ritt. Da sprach einer:

'Was fliegt da, was fährt da,

Was lenkt durch die Luft?'

Sie antwortete:

'Ich fliege nicht, ich fahre nicht,

Ich lenke durch die Luft

Auf Hofhwarfnir, den Hamskerpir

Zeugte mit Gardrowa.'“

Gna als „fliegende Göttin“ entspricht den „fliegenden Zauberinnen“ – der „Ritt“ der beiden durch Luft ist ein Bild für die Astralreise. Gna ist offenbar eine Schamanin.

II 1. o) Sigdrifa-Lied

Die Walküre Sigdrifa tritt in den folgenden Strophen entweder nur „nebenberuflich“ in der Funktion einer Priesterin auf oder sie wurde als „hauptberufliche“ Priesterin angesehen. Vermutlich faßte man die Walküren, da sie in engem Kontakt zu Odin standen, jedoch als Wesen auf, die aufgrund ihres Charakters als Priesterinnen handeln konnten.

„Heil Dir Tag, Heil euch Tagessöhnen,

Heil Dir Nacht und nährende Erde:

Mit unzorngen Augen schaut auf uns

Und gebt uns Sitzenden Sieg.

Heil euch Asen, Heil euch Asinnen,

Heil Dir, fruchtbares Feld!

Wort und Weisheit gewährt uns edlen zwein

Und immer heilende Hände!“

Diese acht Verse sind offensichtlich ein Gebet an die Götter, das vermutlich beim Reichen des Met-Tranks gesprochen wurde.

Die „Tagessöhne“ könnten zunächst sowohl die Götter als auch die Menschen sein. Das Ende des Satzes zeigt jedoch, daß die Asen gemeint sein müssen, da der Satz eine Bitte um einen Segen ist. Direkt angesprochen ist die „Nacht“, d.h. das Jenseits und somit die Göttin im Jenseits, womit Freya gemeint sein wird, sowie die „nährende Erde“, die die Riesin Jörd sein wird. In der ersten Zeile werden somit die Asen und in der zweiten Zeile die Asinnen angerufen und gebeten, den Versammelten freundlich gesonnen zu sein und ihnen Sieg zu geben.

Diese explizite Erwähnung des Sieges könnte auf eine frühere Version dieses Segensspruches hinweisen, in der der Göttervater selber angerufen wurde, da der „Sieg“ eng mit dem Göttervater verbunden gewesen ist. Möglicherweise stand er einst an der Stelle der „Tagessöhne“, die als Plural zu dem wiedergeborenen Sonnengott-Göttervater entstanden sein könnten.

Die Muttergöttin ist anscheinend vor allem mit der Nacht und dem Jenseits assoziiert worden, während der Göttervater vorwiegend als mit dem Tag und dem Diesseits verbunden angesehen worden ist.

II 1. p) Oddruns Klage

Oddrun ist u.a. eine Hebamme und kennt auch Zauberlieder.

Heidrek hieß ein König, seine Tochter hieß Borgny und Wilmund ihr Geliebter. Sie konnte nicht gebären bis Oddrun hinzu kam, Atlis Schwester. Die war Gunnars Geliebte gewesen, des Sohnes Giukis. Von dieser Sage ist hier die Rede.

„Heidrek“ bedeutet „Lichtkönig“ und ist ein Beiname des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr gewesen.

Ich hörte sagen in alten Geschichten,

Daß eine Maid kam gen Morgenland.

Niemand wußte auf weiter Erde

Der Tochter Heidreks Hilfe zu leisten.

Das hörte Oddrun, Atlis Schwester,

In schweren Wehen winde die Jungfrau sich.

Sie zog aus dem Stalle den scharfgezäumten

Und schwang dem Schwarzgaul den Sattel auf.

Sie spornte den schnellen den ebnen Sandweg

Bis sie die hohe Halle stehn sah.

Von des Rosses Rücken riß sie den Sattel,

Trat ein und schritt den Saal entlang.

Dies war das erste Wort, das sie sprach:

„In diesen Gauen gibt es was neues?

Was hört man Gutes in Hunnenland?“

Eine Magd:

„Borgny liegt hier überbürdet mit Schmerzen,

Deine Freundin, Oddrun: eil ihr zur Hilfe.“

Oddrun:

„Welcher der Fürsten fügte den Schimpf Dir?

Warum ist so bitter Borgnys Qual?“

Die Magd:

„Wilmund heißt des Herrschers Vertrauter:

Er wand die Maid in warme Decken

Fünf volle Winter ohne des Vaters Wissen.“

Sie sprachen, dünkt mich, dies und nicht mehr.

Mildreich saß sie der Maid vor die Knie.

Kräftig sang Oddrun, mächtig sang Oddrun

Zauberlieder der Borgny zu.

Da konnte den Kiesweg Knab und Mädchen treten,

Holde Sprößlinge des Högnitöters.

Zu sprechen säumte nicht die sieche Maid;

Dies war das erste Wort, das sie sprach:

„ So mögen milde Mächte Dir helfen,

Frigg und Freyja und viel der Götter,

Weil Du mich befreitest aus gefährlicher Not.“