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Zamorra wusste, dass es vorbei war. Das war eine verdammte Falle, und wer auch immer dafür verantwortlich war, hatte nichts dem Zufall überlassen.
Auf der Treppe stand ein einzelner Mann, hinter dem vier weitere Männer mit erhobenen Gewehrläufen bereit standen. Sie trugen Cowboyhüte, Staubmäntel, grobe Stoffhosen und teilweise Sporen an ihren Stiefeln. Bewaffnet waren sie mit grobschlächtigen Revolvern und großkalibrigen Büchsen, die ebenso antiquiert wie tödlich waren ...
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Seitenzahl: 134
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Der knöcherne Tomahawk
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Impressum
Der knöcherne Tomahawk
von Stefan Hensch
Der Nekroindianer trug die monströse Waffe in beiden Händen. Sie hatte die Länge eines ausgewachsenen Mannes. Auf den ersten Blick hielt Zamorra sie für eine überdimensionierte Sense. Beim Näherkommen erkannte er jedoch einen großen Tomahawk mit einer milchig weißen Schneide. Es war eine Streitaxt, gefertigt aus einem riesigen Knochen. Dies war also der knöcherne Tomahawk – das Ziel ihrer Mission ...
Transferdimension
Die fünf Reiter trugen dunkle Mäntel, hatten die Hüte tief ins Gesicht gezogen und galoppierten im schnellen Tempo durch die Nacht. Die Tage nutzten sie, um zu rasten, und die Dunkelheit zum Reiten. Auf ihrer Reise waren sie zuletzt immer weniger Menschen begegnet, und bei den seltenen Begegnungen waren die anderen Reisenden ausgewichen und hatten den Blick gesenkt. Denn auch wenn sie keine Uniformen trugen, sprachen Auftreten und Ausrüstung eine mehr als eindeutige Sprache. Diese Männer waren absolute Profis, kampferprobt und saßen auf gesunden, kräftigen Pferden.
Gegen Mitternacht hatten die Reiter die Grenze zum Territorium der Nekroindianer überquert. Jetzt waren sie im Feindesland und folgten dem ausgetrockneten Flussbett des Orange Creek. Jim Horner hob die Rechte, und seine Männer gehorchten umgehend, indem sie langsamer wurden. »Am Horizont kündigt sich die Morgendämmerung an. Wir schlagen unser Lager in dem Pinienhain auf.«
Wie ein einziger Reiter schwenkte die Gruppe nach rechts. Jeder wusste, was er zu tun hatte, niemand verlor Zeit durch überflüssiges Geplappere.
Nachdem alles Nötige erledigt war, gestattete sich Horner eine Zigarette und sog den aromatischen Dunst tief in seine Lungen.
»Wie lange werden wir bis zum Talkessel brachen, Major?«
Horner sah die dunkle Gestalt Pete Draxlers neben sich aufrauschen.
»Auf dieser Mission gibt es keine Dienstränge, Pete«, sagte der Anführer und stieß den Zigarettenrauch aus der Nase aus. »Noch drei Tagesritte, wenn alles gut geht.«
Draxler blickte zum Horizont, wo gerade die Morgendämmerung einsetzte und sich die erste Sonne erhob. Er hatte diesem Schauspiel schon unzählige Male beigewohnt, trotzdem verlor es nichts an seinem Reiz für ihn. »Du zweifelst daran?«
»Wir haben es hier mit Nekroindianern zu tun, nicht mit Strauchdieben oder den verfluchten Rebellen. Vergiss das niemals!«
Horner legte sich auf seine Decke und nutzte den Sattel als Kopfkissen. Turner übernahm die ersten zwei Stunden der Wache. Danach war Coleman an der Reihe, schließlich Horner selbst. Bis dahin konnte er sich noch etwas Ruhe gönnen und starrte den Himmel an. Die zahlreichen Sterne begannen bereits zu verblassen, und die undurchdringliche Schwärze verfärbte sich in einen heller werdenden Blauton.
Der Auftrag war ein verdammtes Selbstmordkommando, daran gab es nichts zu deuteln. Leider hatte es sich um eines der Angebote gehandelt, die man nicht ablehnen konnte. Der Governor hatte diesbezüglich eine sehr gewinnende Art.
Zu gerne hätte Horner seinen obersten Dienstherren für diese Mission gehasst. Leider gab es einen handfesten Grund, denn die vermaledeiten Nekroindianer überschritten immer häufiger die Grenze und überfielen Farmen und Reisende im Grenzland. Als Armeeoffizier besaß Horner genug Informationen aus erster Hand, um die Wichtigkeit des Unternehmens zu begreifen. Die Nekroindianer waren zu einer Gefahr geworden, die alle Menschen bedrohte.
Er nahm den Hut ab und legte ihn sich aufs Gesicht, um die Augen vor dem Tageslicht zu schützen und leichter in den Schlaf zu finden. Um den Effekt noch zu verstärken, schloss er die Augen. Das schärfte sofort sein Hörvermögen. Ein Schnarchen verriet ihm, dass einer seiner Männer bereits eingeschlafen war. Vermutlich war es Jackson, der immer besonders schnell zur Ruhe fand. Letztlich war es egal. Er gönnte es den Soldaten. Es waren zähe Hunde, aber gute Männer. Ihre Frauen und Kinder warteten auf sie, obwohl nicht jeder zurückkehren würde.
Trotzdem sie keine Wahl gehabt hatten, war der Auftrag mit einer hohen Belohnung verbunden. Wenn sie Catos Tomahawk erbeuteten und zurückbrachten, würde jeder von ihnen mit einer stattlichen Summe und einem Stück Land ausgestattet werden. Das galt auch für die Familien der Gefallenen. Auf diese Weise wurden alle zu Höchstleistungen motiviert.
Die Gedanken des Majors zerfaserten, und er entspannte sich. Hoch über ihnen hörte er vereinzeltes Flügelschlagen, dann das Krächzen eines Raben. Horner glitt in den Halbschlaf, aus dem er immer wieder herausschreckte. Einmal hustete jemand. Ein anderes Mal war es das dumpfe Klirren eines Topfes, in dem Kaffee zubereitet wurde. Dann eine Art leises Stöhnen.
Das Unterbewusstsein des erfahrenen Offiziers riss ihn aus dem Schlaf. Blitzschnell schlug er sich den Hut von Kopf und zog mit der anderen seinen Revolver. In einer automatischen Bewegung spannte er den Hahn, noch bevor sein Gehirn die Situation verstanden hatte.
Jackson musste während seiner Wache eingeschlafen sein. Zwei Nekroindianer hatten sich unbemerkt ihrem Lager im Pinienhain genähert und waren eingedrungen. Ein Knochenkrieger kniete über Coleman, hielt ihm den Mund zu und stach mit dem Dolch auf ihn ein, während der andere sich an ihren Pferden zu schaffen machte.
Horner zielte auf den Feind, der nach Colemans Leben trachtete. Er drückte ab. Einmal, zweimal. Die Zeit verlangsamte sich, und der Major sah die Widernatürlichkeit der Feinde in aller Deutlichkeit. Es war tatsächlich kein Mensch mehr. Anders als viele andere Nekros bestand diese Kreatur jedoch noch aus Fleisch, auch wenn an vielen Stellen bereits die Knochen zu sehen waren. Erst jetzt nahm er den widerlichen Gestank nach Fäulnis und Verderben wahr. Doch das war nicht das Schlimmste. Es waren die Augen, oder besser das, was einmal die Augen gewesen waren. Polierte Kugeln, dachte Horner. Scheinbar schwerelos schwebten sie in den Augenhöhlen. Kälte schlug ihm entgegen und ... Mordlust!
Dann war der Spuk vorbei, und die Zeit lief wieder in normaler Geschwindigkeit. Noch bevor der Nekroindianer ein zweites Mal zustechen konnte, wurde er getroffen. Beide Kugeln waren außerordentlich gut gezielt und hieben kurz hintereinander in den Schädel der Kreatur. Einen Wimpernschlag später wurde der Kopf des Nekroindianers von innen heraus zerrissen. Knochensplitter, verfaultes Fleisch und eine gelbliche Substanz spritzen in alle Richtungen. Horner wurde von einem großen knöchernen Fragment an der Schulter getroffen, dann kippte der Torso des Nekroindianers rücklings von Coleman hinunter und blieb regungslos liegen. In einer lautlosen Reaktion verwandelten sich die Überreste des Kriegers in Asche. Das Silber der Geschosse hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
Geweckt vom Kampflärm eröffneten die übrigen Männer das Feuer auf den anderen Knochenkrieger. Die Projektile schüttelten den Untoten Körper des Angreifers regelrecht durch, und auch wenn es ein Wunder war, wurde keines der Pferde dabei getroffen. Die Reaktion auf das Silber ließ nicht lange auf sich warten. Wie zuvor kam es zu einer Explosion, die auch den zweiten Nekroindianer in Stücke riss.
Horner erhob sich von seinem Lager, streckte den Arm aus und gab einen einzelnen Schuss ab. Die Kugel klatschte dem am Boden Liegenden in die Stirn und zerfetzte dessen Schädel. Wie von Geisterhand verwandelte auch er sich in Asche.
Der Major wandte sich zu dem verletzten Coleman und blieb betroffen stehen. Der Soldat lag mit offenen Augen auf seinem Lager und starrte in die Richtung des Majors, doch sein Blick war gebrochen. Coleman lebte nicht mehr.
Draxlers Gesicht hatte sämtliche Farbe verloren.
»Sie hatten noch nie mit den Knochenmännern zu tun?«, wollte Horner wissen.
Der jüngere Mann nickte. »Im Süden kämpfen wir ständig mit Rebellen, die uns ganz schön zusetzen. Gegen diese Kameraden hier sind die aber fast handzahm.«
Jackson trat zu ihnen und holte einen grünen Stein hervor, den er an einem Lederband um den Hals trug. »Ich frage mich, ob die Dinger hier überhaupt was taugen.«
Bei diesen Worten spürte Horner den Stein, der auf seiner Brust lag. »Nach dem, was wir wissen, funktionieren die Edelsteine. Die Nekroindianer konnten uns nicht wittern. Sie müssen uns zufällig entdeckt haben.«
Jacksons ohnehin nicht fröhliches Gesicht wurde noch finsterer. »Ich hätte nicht einschlafen dürfen.«
Horner sah den Mann erst an. »Davon hat Coleman jetzt auch nichts mehr.«
Der Soldat fuhr unter dem ruhig gesprochenen Satz wie unter einem Peitschenhieb zusammen, hielt aber dem Blick seines Vorgesetzten stand.
»Wir sind nicht erst seit gestern unterwegs, Soldat. Wir alle machen Fehler. Sehen Sie zu, dass es zu keinem weiteren kommt!«
Die Reise des Kommandos wurde nach dem ersten Zusammentreffen mit den Nekroindianern nicht einfacher. Am nächsten Tag mussten sie einer großen Anzahl von Kriegern ausweichen, was ihnen nur um Haaresbreite gelang. Erst am Tag darauf kam es zum nächsten Konflikt.
Kurz vor Tagesanbruch stießen die Männer auf ein kleines Lager. Diesmal ergriffen sie die Initiative. Vier Nekroindianer wurden von ihrem erbärmlichen Dasein erlöst, während die Soldaten keine Verluste zu beklagen hatten.
Einige Meilen weiter mussten sie ihre Pferde in einem kleinen Waldstück anbinden, da der Eingang in den Talkessel mit dem Lager der Nekroindianer nicht mehr weit war und die Tiere ihnen dort nicht mehr nutzen würden.
Für Horner trat jetzt die nächste Phase des Kommandounternehmens in Kraft. Um keinen Preis durften sie von einer Patrouille entdeckt werden. Der große Verband an Nekros hatte die Richtigkeit der Informationen bestätigt, die sie von ihren Spähern vor Beginn der Mission erhalten hatten. Aus irgendeinem Grund verlegte Cato seinen Stamm regelmäßig. So wie es aussah, befanden sich jetzt nur sehr wenige Nekroindianer im Talkessel.
Immerhin wurde Cato jedoch ständig von jenen Kriegern bewacht, die der Geheimdienst als seine Leibgarde bezeichnete. Aus dem Grund hoffte der Major, einer direkten Konfrontation aus dem Weg gehen zu können. Ihr Tod würde nichts ändern, der Verlust des knöchernen Tomahawks und seiner Kraft dagegen sehr wohl.
Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages erreichten sie den Eingang zum Talkessel, da sie äußerst vorsichtig sein mussten und ihr Menschtempo entsprechend niedrig war. Die Männer lagen geschützt von Büschen flach auf der Erde und beobachteten ihr Ziel durch Fernrohre. Weit und breit war kein Nekroindianer zu sehen.
»Das sieht fast zu einfach aus«, murmelte Draxler und sprach damit das Offensichtliche aus.
Horner empfand genauso. Der von rohen Felsen gesäumte Eingang ins Herz des Nekroindianerreiches lag in greifbarer Nähe vor ihnen. Von ihrer jetzigen Position waren auch keine abgestellten Wachtposten zu sehen, trotzdem mussten sie dort sein. Alles andere wäre töricht von Cato gewesen.
Der Häuptling der Nekroindianer war zwar untot, jedoch nicht blöd.
»Wir gehen nach Einbruch der Dunkelheit rein«, ordnete der Major an.
Die Männer hatten den Befehl gehört und nahmen ihn stoisch an.
»Was machen die Nekros eigentlich da drin? Ich meine, schlafen und essen die auch?«
Horner sah zu Turner und grinste. »Wenn du nicht aufpasst, setzen sie dich ganz oben auf ihren Speiseplan.«
Die Männer lachten, wurden aber schnell wieder ernst. Die Frage war durchaus berechtigt, denn es war nicht viel über das Leben der Nekroindianer bekannt. Das lag hauptsächlich daran, dass die meisten Menschen den Kontakt mit den Knochenkriegern nicht lange überlebten. Zumindest nicht lange genug, um Informationen zu sammeln und weitergeben zu können.
Der Governor hatte dem Major jedoch ein Dossier mit Fakten über die Spezies ausgehändigt. Nach langem Überlegen hatte er entschieden, das Gros dieses Wissens für sich zu behalten. Einige Details aus dem Dossier hätten seine Männer durchaus demoralisieren können. Das traf allerdings nicht auf alle Informationen zu.
»Cato ist definitiv ein Untoter und besitzt keine menschlichen Bedürfnisse mehr. Das gilt insgesamt aber nur für sehr wenige seiner Indianer. Momentan müssen wir davon ausgehen, dass die Nekroindianer sich durch unterschiedliche Stadien des Verfalls bis zu den Skelettkriegern entwickeln.«
»Einige von ihnen sind also noch Menschen?«, fragte Draxler mit großen Augen.
»Mehr oder weniger. Sie müssen essen und trinken, schlafen und können sich sogar fortpflanzen.«
Diese Perspektive drückte wie Blei auf die Stimmung. Niemand sagte etwas dazu.
»Ich bin bislang davon ausgegangen, dass es sich ausschließlich um Untote handelt. Ihre Gesellschaft scheint dabei streng hierarchisch gegliedert sein. Wie man am Beispiel des Häuptlings sehen kann, haben die Untoten das Sagen«, fügte der Major hinzu. Dann schob er sein Fernrohr zusammen.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Jackson.
»Ausruhen, Jackson. Vielleicht ist es das letzte Mal in unserem Leben.«
Der Tag ging ohne besondere Vorkommnisse zu Ende. Keiner der Männer wagte auch nur eine einzige überflüssige Bewegung. Während sie sich ausruhten, hielten sie die direkte Umgebung im Auge und lauschten. Außer dem gelegentlichen Rauschen des Windes war nichts zu vernehmen. Horner setzte sein Fernrohr in regelmäßigen Abständen ans Auge und suchte das Areal zwischen ihrer Position und dem Eingang ins feindliche Lager ab.
Nichts. Niemand befand sich auf dem Weg zu ihnen oder lauerte ihnen auf.
Nachdem beide Sonnen untergegangen waren, breitete sich Anspannung unter den Männern aus. Alle wussten, dass sie in Kürze zuschlagen würden. Horner hatte jedoch nicht gesagt, wann er den Befehl dazu geben wollte. Er selbst war sich unschlüssig darüber. Sekunden verrannen und die Sterne zeigten sich am Firmament. Der Mond war noch nicht zu sehen, was ihrem Unternehmen zuträglich war. Ohnehin war gestern Neumond gewesen.
Aus einem Impuls heraus erhob sich der Major. »Also gut, Männer. Wir haben einen Job zu erledigen.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schnallten sie sich ihre Säbel um und machten die Repetierarmbrüste bereit. Die Säbel waren extra für diese Mission angefertigt worden und bestanden aus einer Legierung, die zu unterschiedlichen Teilen Silber und Stahl beinhaltete.
Gleiches traf auch auf die Armbrustbolzen zu. Die Waffen sollten vor allem eine lautlose Infiltration des feindlichen Lagers ermöglichen. Ein einziger Schuss aus einem Gewehr oder einem Revolver würde sie verraten, und ihre Überlebenschancen stürzten Richtung Null.
Geduckt und mit der Armbrust im Anschlag führte Horner seine Leute zum Eingang des Talkessels. Immer noch rechnete der Offizier mit einem Angriff. Den anderen Männern ging es ebenso. Das fahle Licht des Sternenhimmels produzierte unzählige Schattenwürfe, die jeder für sich ein tödlicher Gegner sein konnte. Wachsam und angriffsbereit legten sie Meter um Meter auf ihr Ziel zurück.
Auf der Hälfte des Weges befanden sie sich ohne Deckung wie auf einem Präsentierteller. Wenige Bogenschützen hätten ausgereicht, um das Kommando auszuschalten. Es geschah jedoch nichts dergleichen, und sie erreichten den Eingang.
Horners Herz hämmerte in seiner Brust und die Kleidung war schweißdurchtränkt.
»Ab jetzt müssen wir jederzeit mit einem Wachposten rechnen«, raunte er den Männern zu. Dann betrat er die Felsenenge.
Wie zuvor bewegten sie sich langsam und sicherten sich in alle Richtungen ab. Kein Feind war so dumm, sich ihnen offen in den Weg zu stellen. Cato verfolgte eine andere Strategie.
»Wieso ist hier niemand?«, presste Jackson zwischen den Lippen hervor, und sein Flüstern klang wie ein Schreien.
Horner kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, als ihn ein hochfrequentes Zischen sich instinktiv ducken ließ. Der Pfeil traf, und ein Körper fiel mit dumpfen Poltern zu Boden.
»Draxler hat einen Pfeil in die Schulter bekommen«, meldete Jackson. Ein leises Ploppen, gefolgt von einem Zischen war zu hören. Dann ertönte ein erstickter Schrei, und es kehrte wieder Ruhe ein.
»Ich habe den Bastard ausgeschaltet«, erklärte Turner.
Horner drehte sich zu dem Verletzten um. Jackson machte sich an der Schulter des Mannes zu schaffen und riss den Pfeil mit aller Gewalt heraus. Draxler hatte sich meisterhaft unter Kontrolle und gab nur ein gedämpftes Stöhnen von sich.
Horner hoffte, dass der Pfeil nicht mit Widerhaken bestückt gewesen war. Dann hätte Jackson die Verwundung nur noch schlimmer gemacht.
»Kannst du kämpfen, Soldat?«
Draxler sah seinen Major an, In seinen Augen wurde das Sternenlicht reflektiert. »Ist der linke Arm, Sir. ich bin Rechtshänder.«
Der Verletzte bekam einen provisorischen Verband verpasst, dann setzten sie ihren Weg fort. Noch vorsichtiger und noch mehr darauf bedacht, mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Nach wenigen Metern hob Horner ruckartig die Linke. Mit Gesten gab er seinen Leuten zu verstehen, dass sich zwei Feinde keine fünfzehn Meter vor ihnen befanden. Wenn der Wind anders gestanden hätte, hätten die Krieger sie vermutlich riechen können.
Zusammen mit Turner nahm Horner die beiden Nekroindianer aufs Korn, während Jackson mit den Fingern von drei herunter zählte. Als er bei null angekommen war, drückten sie gleichzeitig ab, Zwei Silberbolzen rasten durch die Dunkelheit. Beide waren auf den Schädel der Wachen gezielt. Alles oder nichts. Sie schlugen ein, schleuderten die Köpfe zurück, dann explodierten sie in einem Hagel voller Knochensplitter.
Die Getroffenen klappten zusammen, und Sekunden darauf war nur noch Asche von den Kriegern vorhanden. Der Weg war frei.
»Weiter, Leute. Vorsichtig bleiben!«