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Kommen Sie mit Kommissarin Marlene Kemper dem Täter auf die Spur! Kombinationsgabe und logisches Denken sind gefragt, wenn es heißt: Kombinieren Sie mit. Gemeinsam mit der sympathischen Kommissarin Marlene Kemper können alle Freunde spannender Tüftelkrimis jetzt Ihre eigenen kriminalistischen Fähigkeiten erproben. In den 40 Ratekrimis des Bandes verbindet Autor H.P. Karr Krimi-Unterhaltung mit Ratespaß. In jeder Geschichte sind genügend Hinweise versteckt, durch die der Leser gemeinsam mit Kommissarin Marlene Kemper den Mördern, Betrügern oder falschen Alibizeugen auf die Spur kommen kann. Ob man als Hobby-Kriminalist allein oder gemeinsam mit seinen Freunden zum richtigen Ermittlungsergebnis gekommen ist, erfährt man in der Lösung am Ende jeder Story. Außer Ratekrimis schrieb H.P. Karr zahlreiche Kriminalstorys für Zeitschriften und den Rundfunk, sowie erfolgreiche Kriminalromane. Zuletzt erschienen von ihm das Story-Serial "KOEHLER" und der Krimi "Der Mord macht die Musik".
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Seitenzahl: 157
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H.P. Karr
Ratekrimis zum Selberlösen
40 x dem Täter auf der Spur
Kommen Sie mit Kommissarin Marlene Kemper dem Täter auf die Spur!
Kombinationsgabe und logisches Denken sind gefragt, wenn es heißt: Kombinieren Sie mit. Gemeinsam mit der sympathischen Kommissarin Marlene Kemper können alle Freunde spannender Tüftelkrimis jetzt Ihre eigenen kriminalistischen Fähigkeiten erproben.
In den 40 Ratekrimis des Bandes verbindet Autor H.P. Karr Krimi-Unterhaltung mit Ratespaß. In jeder Geschichte sind genügend Hinweise versteckt, durch die der Leser gemeinsam mit Kommissarin Marlene Kemper den Mördern, Betrügern oder falschen Alibizeugen auf die Spur kommen kann.
Ob man als Hobbykriminalist allein oder gemeinsam mit seinen Freunden zum richtigen Ermittlungsergebnis gekommen ist, erfährt man in der Lösung am Ende jeder Story.
Table Of Contents
01. Sein letzter Brief
02. Überfall vor Ladenschluss
03. Trip nach San Francisco
04. Falle für den Sündenbock
05. Tödliche Überstunden
06. Abschied eines Frauenhelden
07. Hass ist auch ein Gift
08. Ein Detektiv weiß zu viel
09. Marlene macht sich Gedanken
10. Die Tote im Bad
11. Nachteinsatz für Marlene
12. Erben will gelernt sein
13. Marlene und das schwarze Schaf
14. Eine feine Familie
15. Nasse Beute
16. Das Geheimnis der Totentafel
17. Mörder trauern nicht
18. Besuch nach Dienstschluss
19. Eine mörderische Affäre
20. Schnüffler fallen tief
21. Marlene macht Überstunden
22. Attentat auf einen Teddybären
23. Ermittlung im Morgengrauen
24. Zwei Frauen sind zu viel
25. Der steinerne Zeuge
26. Ein Zufall zu viel
27. Der letzte Besucher
28. Der Mörder war pünktlich
29. Mord beim Spätprogramm
30. Liebe ist kein Alibi
31. Der Spur der Katzen
32. Dem Täter auf der Spur
33. Der Tod wohnt nebenan
34. Überfall in der 14. Etage
35. Vergangenheit kann tödlich sein
36. Ein Star unter Verdacht
37. Lösegeld für eine Liebe
38. Das Geheimnis einer Nacht
39. Der Tod spielt mit
40. Sein letzter Ratekrimi
Leseprobe H. P. Karr präsentiert Geister, Gräber, Gänsehaut – 13 Gruselstorys
Die Credits
In dem Studierzimmer herrscht eine ruhige, weltentrückte Atmosphäre, die nicht ohne Wirkung auf die Beamten der Mordkommission bleibt. Jedenfalls registriert Kommissarin Marlene Kemper, dass die Spurensicherer und die Angestellten der Rechtsmedizin schweigsamer als üblich ihre Arbeit verrichten. Für einen Moment lässt Marlene ihren Blick über die deckenhohen Bücherregale und die historischen Kupferstiche gleiten, mit denen Lothar Brandt die Wände seines Arbeitszimmers verziert hat. Es ist ein Zimmer, wie Marlene es von ihrem Onkel kennt, bei dem sie aufgewachsen ist. Er ist einer der bekanntesten Anwälte in der Stadt, und Marlene ist ihm heute immer noch dankbar dafür, dass er es ihr damals nach der Schule ermöglicht hat, zur Kriminalpolizei zu gehen. Das ist jetzt mehr als zehn Jahre her. Inzwischen hat Marlene es bis zur Leiterin der Mordkommission gebracht. Sie schiebt sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund und widmet sich wieder dem Fall, den sie zu lösen hat.
Der Tote liegt mit dem Oberkörper auf der Platte seines wertvollen viktorianischen Schreibtisches. Lothar Brandt ist seit mehr als vier Stunden tot, wie der Rechtsmediziner eben festgestellt hat. Auf einem Beistelltisch links von dem Toten steht eine geschliffene Wasserkaraffe und ein leeres, benutztes Glas. Neben dem Glas liegt ein leeres Medizinfläschchen mit einem Giftsymbol auf dem Etikett.
»Blausäure«, diagnostiziert der Rechtsmediziner. »Er muss den Inhalt des ganzen Fläschchens auf einmal eingenommen haben. Danach ist sofort der Tod eingetreten.«
Selbstmord, so scheint es. Lothar Brandt, der bekannte Historiker, dessen Bücher Millionenauflagen erzielten, hat sich das Leben genommen.
Marlene mustert die gediegene, mit viel Sorgfalt zusammengestellte Einrichtung des Studierzimmers und fragt sich, warum ein Mann, der so viel Zeit und Mühe in die Gestaltung dieses Zimmers und seines ganzen Hauses gesteckt hat, seinem Leben jetzt einfach selbst ein Ende gesetzt haben soll?
Lothar Brandt ist vor einem Stunde von seinem Neffen Werner gefunden worden. Werner hat seinen Onkel besuchen wollen und ist, als dieser nicht öffnete, ums Haus herumgegangen. Durch das Fenster des Arbeitszimmers hat er Lothar Brandt zusammengesunken am Schreibtisch entdeckt und dann die Scheibe der Terrassentür eingeschlagen, um ins Haus zu kommen. Dann hat er sofort einen Notarzt angerufen. Der ist zehn Minuten darauf eingetroffen und hat, wie bei Selbstmorden üblich, die Polizei verständigt.
»Vorsicht bitte!« Beamte der Spurensicherung richten den Toten auf. Dabei kommt ein angefangener Brief zum Vorschein, den Brandt mit seinem Oberkörper verdeckt hat. Auch ein Kolbenfüllfederhalter wird sichtbar, der links neben dem Brief in der Nähe von Brandts Hand liegt. Der Tatortfotograf macht rasch ein paar Aufnahmen, ehe Marlene Kemper sich über den Brief beugt.
Der Brief ist mit roter Tinte geschrieben: »Den Tod selbst zu wählen scheint mir die einzige Mögli...« liest die Kommissarin. Die Schrift bricht mitten im Wort ab und verfließt zu einer unsicheren Wellenlinie. Marlene Kemper wartet, bis ein Spurensicherer die Fingerabdrücke von dem Füllfederhalter abgenommen hat. Dann streift sie sich ihre dünnen Gummihandschuhe über, schraubt den Füller auf und schreibt damit ein paar Worte in ihr Notizbuch. Die rote Tinte ist identisch mit der des Briefes. Auch Federform und Strichstärke stimmen überein.
»Er scheint Linkshänder gewesen zu sein!«, bemerkt einer der Spurensicherer und deutet auf die Armbanduhr, die Brandt am rechten Handgelenk trug.
»Chefin?« Marlene Kempers Kollege Nils Krüger kommt von der Befragung der Nachbarn zurück. Er klappt sein Notizbuch auf. »Interessante Neuigkeiten. Brandts Neffe Werner wurde heute schon einmal gegen 13 Uhr hier gesehen, also zu dem Zeitpunkt, als Brandt starb. Gegen 16 Uhr tauchte er ja wieder auf, wie wir wissen. Die Nachbarn sahen jedes Mal Werners Wagen in der Einfahrt zum Grundstück stehen. Werner profitiert übrigens vom Tod seines Onkels - Brandt hat keine leiblichen Kinder und machte deshalb Werner zu seinem Erben.«
»Gute Arbeit!« Marlene Kemper geht hinaus in den Vorraum, wo Werner Brandt darauf wartet, seine Aussage zu Protokoll zu geben. »Sie waren also gegen 13 Uhr schon einmal hier?«
Werner bleibt ruhig. »Ja«, sagt er zögernd. »Ich habe geklingelt, aber niemand machte auf. Also ging ich wieder.«
»Zu dieser Zeit starb Ihr Onkel«, wirft Krüger ein.
Werner schluckt. »War es Selbstmord?«, fragt er. »Ich habe mir in letzter Zeit Sorgen um Onkel Lothar gemacht. Er wirkte depressiv, hatte kaum noch Freude am Leben. Ich hatte mir vorgenommen, mich etwas mehr um ihn zu kümmern. Doch dass er so labil war, dass er sich das Leben nehmen wollte, das habe ich nicht geahnt.«
»Ihr Onkel hat sich nicht das Leben genommen«, meint Kommissarin Marlene Kemper. »Der Selbstmord ist vorgetäuscht, Werner. Lothar Brandt wurde vergiftet. Dann hat der Täter den Abschiedsbrief gefälscht, damit es so aussah, als sei er beim Schreiben gestorben. Nur hat der Mörder dabei einen gravierenden Fehler gemacht.«
Werner Brandt starrt Marlene an. Er wird blass.
»Ich glaubte, es wird Zeit, dass Sie ein Geständnis ablegen, Werner«, meint Marlene.
Werners Lippen bewegen sich tonlos, bis er die Stimme wieder findet. »Ja«, flüstert er. »Ich habe das Wasser in Onkel Lothars Glas vergiftet, als ich ihn heute Mittag besuchte. Das Gift… habe ich mir von einem dubiosen Apotheker gegen Geld besorgt. Nachdem Onkel Lothar gestorben war, habe ich alles wie bei einem Selbstmord arrangiert.« Er sieht Marlene Kemper an. »Was habe ich falsch gemacht?«
Woran konnte Kommissarin Marlene Kemper erkennen, dass der Selbstmord vorgetäuscht war?
Lösung:
Obwohl alles in dem Juwelierladen auf einen Überfall hindeutet, hat Kommissarin Marlene Kemper ein ungutes Gefühl. Der Tatortfotograf lichtet die feuchte Fußspur ab, die vom Eingang über den hellen Teppichboden zur Verkaufsvitrine führt, hinter der aufgeregt und immer noch scheinbar ganz unter dem Schock des Überfalls stehend, der Juwelier Horst Mack auf und ab geht. Die Fußspur führt um die Theke herum bis ins Büro des Ladens.
»Ich wollte gerade abschließen, als der Mann auftauchte!«, gibt der Juwelier gerade bei Marlenes Kollegen Krüger zu Protokoll. »Er bedrohte mich mit einer Pistole...«
»Und dann?« Marlene Kemper übernimmt die Befragung. Der Juwelier drückt eine Kompresse auf die Platzwunde an seiner Stirn. »Der Gangster zwang mich, ins Büro zu gehen. Er schlug mich mit der Waffe nieder. Ich war wohl einige Minuten bewusstlos. Als ich wieder aufwachte, taumelte ich nach vorn und sah, was er im Laden angerichtet hatte.«
Hilflos deutet er auf die leeren Vitrinen. Da sieht alles nach Profiarbeit aus: Modeschmuck und wertlose Stücke liegen noch zwischen den verwaisten Preisschildern auf den Samttabletts. Die wertvollen Stücke sind verschwunden.
»Wie viel fehlt?«, fragt Marlene Kemper.
Der Juwelier rauft sich die spärlichen Haare. »Brillantschmuck, Perlenketten. Der Schaden beträgt wohl eine halbe Million.«
»Sie haben hoffentlich Beschreibungen der Stücke?«
»Natürlich.« Der Juwelier führt Marlene in sein Büro. Marlene Kemper sieht, dass die feuchte Fußspur auf dem hellen Teppich dort direkt vor dem Schreibtisch abbricht.
»Hier, die Versicherungsunterlagen!« Der Juwelier drückt Marlene Kemper einen Aktenordner in die Hand. »Zum Glück habe ich die aktuelle Kollektion zusätzlich versichern lassen.«
»Wirklich - ein Glück!«, murmelt Marlene Kemper. Auf dem Schreibtisch des Juweliers entdeckt sie einen Stapel Rechnungen. Scheinbar desinteressiert blättert sie darin herum und sieht darunter auch ein paar dringende Mahnungen und gerichtliche Mahnbescheide. »Die Geschäfte gehen nicht gut?«, fragt sie den Juwelier und bietet ihm ein Pfefferminzbonbon an.
Mack lehnt dankend ab. »Das hat doch nichts mit dem Überfall zu tun, oder?«
»Wer weiß?«, sagt Marlene Kemper.
Eine halbe Stunde später kann der Leiter der Spurensicherung Marlene Kemper einen ersten Bericht geben: »Interessant sind die Fußspuren auf dem Teppich«, sagt er. »Feuchtigkeit und Sand. Der Sand scheint vom Spielplatz im Stadtpark auf der anderen Straßenseite zu stammen. Wir haben dort schon Vergleichsproben genommen.«
Kommissarin Marlene Kemper lässt den Juwelier in Krügers Obhut und verlässt das Geschäft, um sich drüben im Stadtpark auf der anderen Seite des Straße etwas umzusehen. Draußen herrscht seit Mittag ein düsteres Schauerwetter. Feiner Nieselregen schlägt Marlene ins Gesicht. In dem kleinen Pavillon am Kinderspielplatz sitzt eine traurige Gestalt auf der Plastikbank. Marlene geht zu dem Mann. »Hallo Berber-Kurt!«, sagt sie. »Immer noch kein Zuhause gefunden?«
»Ich kann sitzen, wo ich will!«, brummt der Mann in der schmutzigen Jacke. »Solange ich niemandem was tue.«
»Eben!«, meint Marlene Kemper. »Wie lange sitzt du schon hier? Hast du etwas von dem Überfall beim Juwelier gegenüber bemerkt?«
»Überfall?«, stottert Kurt. »Sie werden mir das doch jetzt nicht in die Schuhe schieben wollen?«
Marlene Kemper sieht an Kurt herunter. Er trägt verwaschene Jeans und dicke, unförmige Arbeitsschuhe mit hellen Sandstreifen an den Rändern der Sohle.
»Komm mal mit!«, fordert Marlene Kemper ihn auf.
Juwelier Mack starrt Berber-Kurt an wie einen Geist aus einer anderen Welt. Die Kommissarin hat den Obdachlosen in den Laden gebracht.
»Nein«, sagt Mack dann. »Das war nicht der Räuber!«
»Sehn Sie!«, verkündet Kurt und will sich umdrehen, doch Kommissarin Marlene Kemper hält ihn zurück.
»Wenn du schon hier bist, können wir auch ein kleines Experiment machen!«, meint sie. »Du spielst jetzt mal den Gangster, Kurt!«
Sie schiebt den protestierenden Mann zur Ladentür und winkt Mack heran. »Sie wollten also den Laden gerade abschließen...«
Widerstrebend folgt Mack den Anweisungen der Kommissarin. Kurt reagiert auf Marlenes Regieanweisungen wesentlich enthusiastischer. Er bedroht Mack mit dem ausgestreckten Zeigefinger, der eine Waffe darstellen soll und treibt den Juwelier durch den Laden ins Büro. Er hinterlässt dabei eine deutliche, feuchte Fußspur auf dem Teppich.
»Im Büro hat der Täter Sie also niedergeschlagen!«, sagt Marlene Kemper und drückt Mack in seinen Schreibtischsessel. »Um anschließend den Schmuck auszuräumen und zu fliehen.«
Mack nickt. Kurt geht aus dem Büro, wandert im Laden von Vitrine zu Vitrine und wendet sich dann zur Ladentür.
»Sehen Sie, was ich sehe?«, fragt Marlene Kemper den Juwelier? »Es ist der Beweis, dass Sie den ganzen Überfall von vorn bis hinten erfunden haben.«
Was meint Marlene?
Lösung:
Vom Fenster ihrer Wohnung sieht Marlene Kemper nun schon eine Viertelstunde lang zu, wie Markus unten auf dem Parkplatz unschlüssig auf und ab geht. Die Kommissarin schaut auf die Uhr. Gleich fünf. Für fünf hat Markus sich mit ihr verabredet. Am Telefon hat seine Stimme ganz anders geklungen als früher. »Ich brauche einmal deinen Rat, Marlene«, hat er gesagt. »Darf ich bei dir vorbeikommen?«
Markus Holland ist groß, schwarzhaarig, von südländischer Schönheit mit dunklen Augen und einem vollen, sinnlichen Mund. Drei Jahre lang hat Marlene mit ihm zusammengelebt, dann haben sich ihre Wege getrennt.
Als Markus dann endlich Punkt fünf Uhr klingelt, kann sich die Kommissarin ein Lächeln nicht verkneifen. Pünktlichkeit ist schon immer eine von seinen Marotten gewesen.
»Ich hoffe, dir geht es gut«, sagt er, als sie dann beim Kaffee zusammensitzen. Markus Holland nippt an seiner Tasse. »Es ist lange her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Ich muss noch oft daran denken.«
»Ich hoffe doch, dass deine Ehe glücklich ist«, meint Marlene, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen. Ein Jahr nach ihrer Trennung hat Markus nämlich geheiratet. Das hat Marlene von gemeinsamen Freunden erfahren.
»Ich glaube, meine Frau belügt mich«, sagt Markus. »Ich habe leider keine Beweise. Nur eine Ahnung. Vera ist Werbeleiterin in der Firma ihres Vaters. Wegen ihres Jobs ist sie viel unterwegs. Eine Geschäftsreise pro Monat - mindestens. Nach München, Frankfurt, Hamburg, London und so weiter...«
Er sieht Marlene unruhig an. Marlene lehnt sich zurück und wickelt ein Pfefferminzbonbon aus. Eifersucht ist das Letzte, was sie bei Markus erwartet hat. Schließlich hat er es damals mit anderen Frauen nie so genau genommen.
»Bisher haben wir jeden Abend miteinander telefoniert, wenn Vera auf Reisen war«, erzählt Markus. »Jetzt allerdings ist sie ziemlich überstürzt nach San Francisco geflogen, ohne mir zu sagen, in welchem Hotel sie wohnen wird.«
»Hat sie dich aus San Francisco angerufen?«, fragt Marlene.
Er schüttelt den Kopf. »Bevor sie abreiste, sagte sie, sie werde sehr viel zu tun haben und wohl kaum Zeit finden, sich zu melden. Ich glaube, sie ist gar nicht nach San Francisco geflogen«, fährt er fort. »Ich habe heute Vormittag im ihrem Sekretariat bei der Firma angerufen und gefragt, in welchem Hotel sie wohnt. Doch anstatt mir die Auskunft zu geben, hat man mir nur ausgerichtet, man habe mit Vera Kontakt aufgenommen und sie werde mich heute Abend anrufen. In etwa drei Stunden, gegen 20 Uhr.«
Marlene sieht Markus an. »Was erwartest du von mir?«, fragt sie.
»Komm mit und höre dir an, was Vera mir zu sagen hat«, erwidert er. »Und ich möchte, dass du dich mit Vera unterhältst. Finde heraus, ob sie wirklich in San Francisco ist.«
Die Villa ist elegant, der Garten riesig und die Einrichtung des Wohnraumes erlesen. Marlene nippt an ihrem Kir Royal, während Markus nervös auf und ab geht. Das Telefon steht auf dem Sekretär am Fenster. Draußen geht die Sonne unter. Punkt 20 Uhr klingelt der Apparat. Markus nimmt ab und schaltet den Mithörlautsprecher ein. Die Stimme seiner Frau klingt durch den Raum. Vera Holland wirkt ein wenig abgespannt.
»Tut mir leid, dass ich mich bis jetzt nicht gemeldet habe«, sagt sie. »Aber es ging um eine komplizierte Geschäftsangelegenheit, die ich zu regeln hatte. Ich wusste in den letzten Tagen oft nicht, wo mir der Kopf stand.« Sie erzählt von den Konferenzen mit amerikanischen Geschäftspartnern, die sie geführt hat. »Und du?«, fragt sie schließlich. »Wie geht es dir?«
»Ich habe eine alte Freundin zu Gast«, erwidert Markus beiläufig. »Marlene Kemper.«
»Ach!« Sofort klingt Veras Stimme etwas reservierter.
Marlene nimmt den Telefonhörer. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagt sie. »Ich leiste Markus nur ein wenig Gesellschaft.«
»Ich wäre jetzt auch lieber bei ihm«, sagt Vera kühl. »Aber leider werde ich noch ein paar Tage hier in San Francisco bleiben müssen, bis alle Verträge unterschrieben sind.«
»Versäumen Sie nicht, die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen«, rät Marlene.
»Sie meinen die Golden Gate Bridge?«, fragt Vera. »Ja, ich fürchte, das steht mir noch bevor. Meine Geschäftspartner bestehen auf einer Stadtrundfahrt. Morgen haben sie mich zu einer Fahrt mit der berühmten Cable Car-Straßenbahn eingeladen.«
»Manchmal muss man Einladungen annehmen, wenn es den Geschäften dient«, meint Marlene. Markus steht neben ihr und sieht sie gespannt an.
»Sie haben Recht«, sagt Vera. »Ich muss jetzt auch gleich zu einem Dinner zu dem meine Geschäftspartner eingeladen haben. Das Essen beginnt um halb neun, und ich bin noch nicht einmal umgezogen.«
Markus nimmt Marlene den Hörer aus der Hand. »Kann ich dich anrufen, wenn du zurück bist?«
Doch statt einer Antwort kommt nur noch ein Knistern aus dem Hörer, dann ist die Leitung tot.
Markus sieht Marlene hilflos an. »Was meinst du? Hat sie mich eben belogen?«
»Tja«, sagt Marlene. »Ich fürchte, du hast Grund zur Eifersucht, mein Lieber. »Denn deine Vera ist ganz bestimmt nicht in San Francisco!«
Was ist Marlene aufgefallen?
Lösung:
Kommissarin Marlene Kemper sieht deutlich, wie viel Überwindung es Andrea Uhlen kostet, in den Gegenüberstellungsraum zu treten. »Sehen Sie sich die Männer genau an«, sagt Marlene und deutet auf die sieben Männer, die durch den Einwegspiegel zu sehen. Andrea Uhlen nagt nervös an ihrer Unterlippe und lehnt das Pfefferminzbonbon ab, das Marlene ihr anbietet.
Die Männer stehen in einer Reihe drüben im Vorführraum. Sie sind alle um die 1,70 Meter groß, blond bis brünett, tragen Jeans, schäbige Lederjacken und Lederhandschuhe. Genauso hat Andrea Uhlen vor zwei Tagen den Mörder ihres Mannes beschrieben.
Jetzt steht Andrea stumm an der Glasscheibe. Ihre Hände zittern. Kommissarin Marlene Kemper sieht, wie ihr Kollege Nils Krüger, der sich drüben mit der Nummer 3 als »Verdächtiger« eingereiht hat, unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt.
»Nummer 4«, sagt Andrea Uhlen plötzlich. »Das ist der Mann, der Gerhard erschossen hat. Ich werde diese stechenden Augen nie vergessen. Und die Form seiner Lippen und die Tätowierung auf dem Handrücken.«
Marlene nickt der Protokollführerin zu, die Andreas Angaben notiert und sagt: »Danke Frau Uhlen. Eine Beamtin wird Sie heimbringen.«