Räuber - Hexe - Monster - Teufel - Dietmar Beetz - E-Book

Räuber - Hexe - Monster - Teufel E-Book

Dietmar Beetz

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Beschreibung

Am Waldrand nördlich von Neu-Cehheim hausen vier suspekte Gestalten, für die sich die Polizei interessiert - und am Rande eines Städtchens namens Mecka lebt eine erstaunlich unspektakuläre Familie, die gleichfalls Besuch erhält. So der Auftakt zu zwei Geschichten, die unterschiedlicher kaum denkbar sind und doch verwandt erscheinen; und auch die Reimerei dazwischen ("Fünfmal Vers-Salat") ist programmgemäß sowohl "schrecklich lustig" wie "furchtbar spannend".

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

RÄUBER - HEXE - MONSTER - TEUFEL

FÜNFMAL VERS-SALAT

HEXEN-LEHRLING HILLE

TATORT SPIELPLATZ

VOM WASCHEN UND VOM WASSER

BÜRGERMEISTERS MAUS

SPASSBALL-SPIEL

PAULINE & GEORG + MINI & MAXI

Dietmar Beetz

E-Books von Dietmar Beetz

Impressum

Dietmar Beetz

Räuber - Hexe - Monster - Teufel

Geschichten für alt und jung

ISBN 978-3-95655-920-4 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Sabine Beck

Das Buch erschien erstmals 2003 im Verlag Edition D. B., Erfurt.

2018 EDITION digital

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E-Mail: [email protected]

http://www.edition-digital.de

Für Carla, Oscar, Anton und für Gregor, dem ich diese Geschichten zum Großteil verdanke.

RÄUBER - HEXE - MONSTER - TEUFEL

Eine Geschichte erzählen? Hm ... Und was für eine, bitte? - Eine schreckliche, die auch ein bisschen lustig ist, außerdem natürlich furchtbar spannend? Gut, warum nicht? Erzählen wir einander also eine schrecklich lustige, furchtbar spannende Geschichte!

Zunächst die handelnden Personen! Wer soll in unserer Geschichte eine Rolle spielen?

Eine Hexe, einverstanden. Keine moderne Geschichte oder Story kommt ohne Hexe, ohne Zauberei aus. Was noch?

Ein Räuber, richtig! Raubritter, Schnapphähne, Freibeuter - die gehören einfach dazu; das sind schließlich die Helden unserer Zeit.

Ein Monster? Hm ... Stimmt schon; wo man hinguckt oder hinhört - nichts oder fast nichts, das nicht gewaltig und missgestaltet, eben monströs wirkt. Autoschlangen und Müll, Hunger dort, Verschwendung hier ... Das ist schrecklich, klar, und wird, wie's aussieht, immer schlimmer; aber sollte unsere Story nicht auch - wenigstens ein bisschen - lustig sein?

Ein liebes, ein gutmütiges Monster, das könnte passen. Wie wär's mit einer Kreuzung aus Katze und Hund, einem Katzenhund, der - sagen wir mal: Mia Wau heißt, dreieinhalb Zentner wiegt, schon alt und hinfällig ist und nur, wenn's ihm in den Kram passt, schnurrt oder grimmig knurrt?

Schön, da hätten wir also zu Räuber und Hexe ein Monster, ein schrecklich liebes Ungeheuer.

Ein paar Gute? Natürlich gehören auch die mit rein in die Geschichte. - Prima, nehmen wir Polizisten! Beziehungsweise, weil sich das schöner anhört, „Schandar- me“, am besten zwei. Oder, weil die Bullen - Pardon! -, weil die Gendarmerie, Polizei oder Polente so ergreifend mutig ist, sicherheitshalber drei. - Genug Figuren fürs Erste?

Wozu denn einen Teufel? - Ach so: als Schurken, als Bösewicht, bei dem jedermann/frau auf Anhieb weiß:

Das ist der - nein: das wirklich-echt-total-und-gänzlich Schlechte. Hm ... Hat wohl zu sein, so ein Böser, damit die Guten besser weg und zur Wirkung kommen; ob's aber unbedingt ein waschechter Teufel sein muss ...

Okay, okay; der Teufel ist ja gebongt! Aber vielleicht taucht zusätzlich zu gegebener Zeit ein Lump auf, ein übler, schuftiger Erz-Malefiz-Halunke, dem niemand sofort die kohlpechrabenschwarze Schurkenseele ansieht. Oder einer, den alle Welt (und der sich selber) für supergut hält. Ja, und was unseren Teufel betrifft: Wenn wir den gleich am Anfang mit auftreten lassen, als Fremdling, dem noch der Durchblick fehlt, als eine Art Gast der Hexen-Räuber-Monster-Gang ...

Nichts ist. Hab nur überlegt, wie's losgehn soll. Also, hör zu und stell dir vor:

Dort ist ein Wald, einer wie der hinter der Stadt, draußen bei den Dörfern, die Achleben, Bähstädt oder Cehheim heißen. - Bei so 'ner Eigenheimsiedlung, genau. Oder - noch genauer - in Sichtweite einer dieser Grundstückskolonien, wo sich Füchse und Marder gute Nacht sagen (oder doch vormals gesagt haben) und wo seit eh und je auch Räuber und Hexen, Monster und Teufel ihren traditionellen, neuerdings zunehmend unzeitgemäßen Unterschlupf haben.

Wenn die hier vorbeikommen, die Vier unserer Gang, und wir als ihre unsichtbaren Begleiter, egal, ob am Morgen, tagsüber oder, wie jetzt, gegen Abend, dann wirkt Neu-Cehheim auf uns, ähnlich wie Bähstädt-Wald oder Achleben-West, immer merkwürdiger, von Mal zu Mal gespenstischer. Keine Kipper mehr, die knurren oder rumoren, kein großmäuliger Bagger, der knirschend ins Erdreich beißt; nicht mal mehr das beglückende Kreischen einer Schlag-Bohrmaschine - beglückend, weil es dich an den Zahnarzt erinnert, du aber hier vorbeigehst oder verharrst und nicht irgendwo dort drüben auf einem Zahnarzt-Bohrstuhl hockst.

All die herrlichen Baugeräusche - passé. Verstummt auch das gebändigte Grummeln der Möbeltransporter. Nur ab und an das Räuspern eines Rasenmähers, das Klacken einer Autotür, das Rasseln einer Jalousie.

Merkwürdig aber, ja, beinah gespenstisch erscheint dir, dass selbst zu diesen seltenen Lauten kaum mal jemand zu sehen ist. Kann sein, du erspähst, wenn du vorbeischlurfst auf dem unlängst asphaltierten, einstigen Feld-Hain-und-Wiesen-Weg, eine Gestalt oder einen Schatten an einem der Doppelfenster, hinter einem der stachelgekrönten Maschendrahtzäune oder zwischen dem frisch angepflanzten, schütteren Ziergehölz, doch falls irgendwer dort rumsteht oder rumwerkelt, scheint er taub zu sein oder Grüße zu ignorieren.

Plötzlich fängt Mia Wau zu knurren an, und nicht nur das. Der Katzenhund ist mitten in seinem Watschelschritt erstarrt, und nun sträubt sich das wolfsgraue Fell.

Auch die anderen Mitglieder der Gang sind stehengeblieben, wir gleichfalls. Alle gucken wir, spähen, suchen, und da entdecken wir zwei grünliche Augen mit schlitzschmalen Pupillen. Aus dem schütteren Gestrüpp einer schuppenblättrigen Tamariske starren sie her, reglos, drohend, unheimlich.

Katzenaugen, die Mia Wau, unseren Katzenhund, wie's aussieht, in Angst versetzt haben, ja in Panik treiben.

Und das will ein Monster sein? denkst du noch; da bemerkst du, wie sich die Hexe einen Ruck gibt, wie sie die linke Hand hebt und mit Daumen und Mittelfinger schnippt.

Waren das Funken eben, vorn an den Fingerspitzen, Funken wie von einem Feuerzeug? Und die Lippen - haben sich die bewegt? Hat die Hexe was gemurmelt?

Wie auch immer - im nächsten Moment sind die grünlichen Augen verschwunden. Weg, fortgehext oder - was weiß ich? - verschluckt von der Dämmerung, die sich auf dem Mulch unter der Tamariske breitmacht.

Gleich darauf bricht das Geknurre ab, verstummt das Monster. Räuber und Hexe wechseln einen Blick und seufzen, als hätten sie so was schon mehrfach erlebt, und eigentlich ist die Sache damit erledigt.

Was denn nun noch? - Ach so: der Krauter dort neben den Koniferen, der Alte, der vorhin rumgeharkt und die Grüße der Gang ignoriert hat. - Stimmt, gefällt auch mir nicht, wie er dasteht und herguckt. Und sich jetzt wieder an seinem Mistbeet - oder was er da unterm Karst hat - zu schaffen macht.

Komm schon; lass diesen Stiesel, wenigstens vorerst! Trotten wir weiter mit, brav hinter den anderen her, zunächst mal bis zu dem Grenzstein dort, wo der Asphalt aufhört und der Feld-Hain-und-Wiesen-Weg für Fortsetzung sorgt. - So, und jetzt fix einen Blick über die Schulter!

Hast du gesehn? Dieses Gesicht mit vier Augen, die beiden oberen feuerrot!

Nein, nicht bei unserm Stiesel neben seinen Koniferen, auch nicht bei dem Scherengitter-Zaun mit der Überwachungskamera, die aussieht wie ein Mini-Container an einer Fahnenstange; rechts davon, schräg über dem weißlichen, monströsen Propangasbehälter-Buckel, an diesem angekippten Fester neben der halb aufgezogenen Gardine, die sich - das musst du doch sehn! - noch ein bisschen bewegt.

Brillengläser, in die Stirn geschoben, rot vom Widerschein der Abendsonne? - Möglich. Trotzdem könnte ich schwören: Der dort hat echt, wahrhaftig und tatsächlich zwei Paar Glotzaugen, also vier Stück, und die beiden oberen sind rund und rot wie glühenden Kohlen.

Und dann haben wir, in Begleitung unserer Gang, den Wald erreicht und stehen vor der Frage: Wie soll er aussehn, der Wald, hier an seinem Rand?

Na, was meinst du? - Ganz normal, sagst du? Demnach wie die meisten mitteleuropäischen, stadtnahen Waldsäume zu Beginn unseres zauberhaften, marktregulierten dritten Jahrtausends: garniert mit Autoreifen, Nachttischlampen, entsorgten Katzenleichen, mit zusammengeknüllten oder weggekickten Kaufhaustüten oder Cola-Büchsen, mit wurstpellenbleichen Kondomen - etwa so?

Lieber nicht? Dann wohl wie ein unzivilisierter, altdeutscher Hänsel-und-Gretel-Wald, wo jeden Moment das Rotkäppchen daherkommen und am nächstbesten Baum der Wolf ein Bein heben könnte?

Nein, tut mir nicht leid, nicht die Bohne, obgleich ich niemand und nichts beleidigen oder entwürdigen wollte. - Einverstanden, sei unser Wald ein wenig so, wie wir ihn gern hätten und wie er ja auch tatsächlich da und dort noch oder meinetwegen wieder oder erst neuerdings zu sehen und zu erleben ist: keine Fichten-Plantage, keine Buchen- oder Kiefer-Monokultur; Laub- und Nadelbäume bei- und durcheinander, zudem hier am Rand und jetzt, zur Nachsommerzeit, in vielfarbiger Nachbarschaft mit dichtem Brombeer- und sonstigem Gestrüpp.

Schön, und zu diesem wünschenswerten, durchaus denkbaren Waldessaum führt, leicht ansteigend, unser Feld-Hain-und-Wiesen-Weg, der sich auf den letzten dreihundert Metern in einen Doppelpfad verwandelt hat: in Geländewagen-Spurenbreite nebeneinander zwei annähernd parallele, knietiefe Schluchten durch herbstfahles, Schössling durchsetztes Gras.

Kurz vor dem Saum, wo sich Gras und Gestrüpp innig verfilzt haben, biegen die Wagenspuren rechtwinklig nach links ab, um weiter am Wald entlangzulaufen, und geradeaus führt ein Trampelpfad durch Filz und Unterholz zu der Behausung, die unser Ziel ist und wo's bald hoch hergehen wird.

Bevor wir uns dorthin begeben, werfen wir - na, was schon? - richtig, zwei weitere Blicke zurück: einen zu den Koniferen, den anderen zum Fenster über dem Propangas-Tank.

Weg - der Stiesel. Und oben neben der Gardine keine Glut mehr, keine feuerroten Augen. Dennoch scheint dort was zu blinken. Da, jetzt wieder! Die Brille, nunmehr wohl auf der Nase, oder ein Fernglas, hierhergerichtet, her zu uns?

Die Zunge rausstrecken, ist gut, aber musst du so bläken? Hört doch eh niemand da unten, falls überhaupt wer dort am Fenster steht. - Meinetwegen: gestanden hat. - Stimmt, jetzt ist das Blinken weg.

Inzwischen sind der Räuber und das Monster eingeschwenkt auf den Trampelpfad, wo sich mittlerweile die Dämmerung anschleicht, und nun folgen ihnen, gleich uns, die Hexe und der Teufel, die ebenfalls verharrt und zurückgeblickt haben - der Teufel dabei, wie's aussah, mit ähnlichen Überlegungen, ähnlichen Befürchtungen wie wir.

Überhaupt scheint er sich zu uns hin- beziehungsweise hergezogen zu fühlen, uns, die wir ja nur in Gedanken dabei und folglich unsichtbar, zudem laut- und geruchlos sind, dank unterirdischer Fähigkeiten möglicherweise sogar wahrzunehmen. Jedenfalls schlurft er jetzt, zögernd und nachdenklich wie wir, hinter der Hexe her.

Vornweg stapft Räuber Hotte, der auch auf den Rufnamen „Horscht“ (laut Ausweis: Horst) hört, knapp einseinundfünfzig misst und deshalb an den Stiefeletten außer Sporen sechseinhalb Zentimeter hohe Blockabsätze trägt.

Doch, Ehrenwort! Echt und nachgemessen: sechs-Komma-fünf Zentimeter. Und trotzdem reicht ihm, ob du's nun glaubst oder nicht, der Gras-Unterholz-Filz, der unseren Trampelpfad säumt, gut und gern bis zur Hüfte, wo übrigens, verborgen unter einer fast knielangen Joppe, ein Gurt mitsamt wuchtiger Pistole festgeschnallt ist und heute drei prall gefüllte Geldbeutel baumeln.

Hinter Hotte bugsiert, was du dir hoffentlich leichter vorzustellen vermagst, Mia Wau, der schwergewichtige, kurz- und krummbeinige Katzenhund, seinen Body über den Pfad, die rüsselfeine, hochsensible, von waschlappengroßen Ohren flankierte Schnauze dicht am Boden.

Eh, was raschelt da? Und hat nicht eben was höchst verdächtig geknackt?

Räuber Hotte - er stockt, bleibt, die Hand, die rechte, griffbereit in Pistolenknaufnähe, stehn.

Mia Wau, in Gedanken schon auf seinem behaglichen Katzen-Hunde-Lager, rammt Hotte wie eine sanfte Rangierlok, blinzelt und schnurrt dann beruhigend. Erleichtert, wenngleich top-vorsichtig, setzt Hotte den Weg fort.

Hinter ihm und Mia Wau, von uns lautlos (und so weiter) begleitet, Hanni, die Hexe, und Teufel Maik, um hier endlich auch ihre Vornamen erstmals zu nennen.

Einspruch? - Ach was! Wirst bestimmt bald schnallen, dass die zwei mit Fug und Recht auf ebendiesen Kose- respektive Rufnamen hören, zumal sie im Üübrigen laut Führerschein beziehungsweise laut Hauptschulabgangszeugnis ja auch noch über andere, gleichfalls markante Vornamen verfügen, dies zudem bei jeweils trefflichem Haupt- oder Familiennamen: Hanni, indem sie komplett Johanna Sybille Angela Schmidt heißt, und Maik-Michael Friedrich Memm.

Wo waren wir stehengeblieben? - Richtig, auf dem Trampelpfad, wo hinter Hotte (Familienname: Ploodtz) Hanni, die Hexe, und Teufel Maik - es lässt sich leider nicht anders sagen - nun ja, also: herstolpern.

Zum Stolpern, um das gleich anzumerken, neigt von Natur aus und folglich auch jetzt und hier, beim Gang in den abend-dämmrigen Oktoberwald, vor allem Maik, der - es sei gepetzt - bedauerlicherweise ein wenig dösköpfig ist. Die Stolperei angefangen hat aber Hanni, die vorangeschritten ist und dabei Maik nicht aus den Augen gelassen hat; denn Hanni ist die Mentorin von Maik, und als solche hat sie sich fürsorglich um ihn zu kümmern.

Maik, falls es ausdrücklich vermerkt werden muss, ist noch kein richtiger, noch kein ausgelernter Teufel, sondern erst das, was man früher Lehrling, Stift oder Eleve genannt hat. - Ein Teufels-Azubi, genau. Exakt und auf amtsdeutsch: ein in Höllenkunde, Teufelswesen und Spitzbüberei Auszubildender, der übrigens jetzt, im Rahmen des zweiten Lehrjahres, bei Hotte und Hanni, erprobten Fachkräften der Schwarz-Grauen Zunft, ein Praktikum mit Vollzeitbetreuung absolviert.

„Der arme Schunge“ - so Hanni, die aus dem Sächsischen stammt, mehr zu sich als zu Hotte, als Maik vorige Woche in aller Frühe, einen Flickenbeutel über einer der schmächtigen Schultern und sich räuspernd, vor der Schwelle zur Räuber-Hexen-Behausung stand.

Mittlerweile weiß Hanni, dass Maik lieber Rennfahrer (Formel 1) oder - noch lieber - Fernsehgucker lernen würde, und der Azubi hat ihr auch anvertraut, dass ihm im Beisein seiner besorgten Mama von einer Berufsberaterin eine Ausbildung beispielsweise im Bank- und Versicherungsgewerbe empfohlen wurde. Das sei wohl am ehesten sinnvoll angesichts seiner körperlichen und - äh, geistigen Gegebenheiten.

Wie's aber im Leben ist (und zudem im Sprichwort heißt): Zur Not frisst nicht nur der Teufel, sondern auch der Schulabgänger - nun, irgendwas (laut Sprichwort: Fliegen). Hockt sich also, wenn er weder über Formel 1 und Werbeverträge noch hinter ’nem Schalterfenster und schon gar nicht vor ’ner Mattscheibe rankommt ans Große Geld, auf die erstbeste Berufsschulbank, hängt sich zur Praktikumszeit einen Flickenbeutel über die Schulter und trottet nach überstandenen Ausbildungsstunden sowohl einer Guten Nacht wie einer Frohen Zukunft entgegen.

Stolpert im gegebenen Fall auch, weil Mentorin Hanni, der er alles nachmacht, gestolpert ist (und weil er sich im Übrigen noch nicht gewöhnt hat an den Huf, zu dem sein rechter Fuß orthopädietechnisch umgestaltet wird), sieht mit kurzsichtig-großen, ein wenig kalbhaften Augen zwischen dem Kopftuch von Hanni und dem Schlapphut von Hotte an Ende des Pfades im späten Oktoberlicht etwas rötlich schimmern, holt tief Luft und denkt: O Gott ...