Rheinsteig-Ultratrail 2023: 140 km von Koblenz nach Bonn - Sebastian Thiel - E-Book

Rheinsteig-Ultratrail 2023: 140 km von Koblenz nach Bonn E-Book

Sebastian Thiel

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Beschreibung

Seit mehr als 30 Jahren ist Sebastian Thiel Marathonläufer und Triathlet. Fast von Beginn an berichtet er in Briefen an einen Freund von seinen Wettkämpfen; angefangen von einem Extremlauf über knapp 70 Kilometer in den Schweizer Bergen, über Ironman-Triathlons bis hin zu Teilnahmen am Triple-Ultra-Triathlon, bei denen er 11,4 Kilometer schwamm, 540 Kilometer Rad fuhr und 126,6 Kilometer lief. In den Briefen schreibt Sebastian Thiel nicht nur über die sportlichen Aspekte wie Zeiten und Platzierungen, sondern mehr auch über sehr persönliche Dinge, die ihn zur Teilnahme an diesen extremen Ausdauerbelastungen motivieren. Im vorliegenden Bericht schreibt er über seine Vorbereitung und Teilnahme am Rheinsteig-Ultratrail 2023, einem Lauf über 140 Kilometer von Koblenz nach Bonn.

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Rheinsteig-Ultratrail: 140 km von Koblenz nach Bonn

[…] Wieder eine Stunde länger. Ich schüttelte den Kopf. Körperlich war ich schon einige Male an diese Grenze gestoßen, die ich auch heute erreichte. Und mental waren die unzähligen Runden bei Ultra-Triathlons immer sehr hart. Aber das hier forderte mir auch alles, wirklich alles ab. Deshalb verabschiedete ich mich in diesem Moment von allem […] In seinem Stolz alleine zu sein, könnte traurig sein. Aber es kann auch einfach schön sein, weil es unmöglich ist, mitzuteilen, was einem widerfahren ist. […]

Vom Start bis Rengsdorf (km 37)

Berlin, den 28. November 2023

Lieber B.!

Du weißt, dass der Double-Ultra-Triathlon in Lensahn Ende Juli in diesem Jahr im Mittelpunkt meines Trainings und meiner Wettkämpfe stand. Doch ich mache gerne eine Planung über das ganze Jahr und vor allem brauchte ich eine Motivation, wie es danach weitergehen sollte. Dementsprechend suchte ich lange nach einem passenden Ultralauf, denn ein Lauf über die Marathondistanz hinaus sollte auf jeden Fall meinen Jahresabschluss bilden.

Ich fand schließlich mit dem „Kobolt“ die richtige Veranstaltung; ein Lauf, der den Rheinsteig entlang und von Koblenz nach Bonn über 140 Kilometer führt. Das war die besondere Herausforderung, die ich gesucht hatte. Dass sie Ende November stattfand, gefiel mir erst, da ich dadurch genügend Vorbereitungszeit hatte.

Doch am 16. Oktober, unserem Kennenlern-Tag, gingen Anja und ich in eine Pizzeria, die sich am Kleinen Müggelsee befindet. In meinem letzten Brief über den Double-Ultra-Triathlon hatte ich Dir geschrieben, dass wir im Jahr zuvor aus diesem Anlass im Grunewald essen waren und bei Sonnenschein auf einer Terrasse saßen. Als wir dieses Mal gegen 19 Uhr das Restaurant verließen und mit unserem Hund noch ein paar Meter spazieren wollten, war es zum einen stockdunkel und zum anderen hatten wir gerade noch fünf Grad. Mir wurde bewusst, wie hart die Nacht beim Lauf über den Rheinsteig werden könnte.

Meine Gedanken und Gefühle wurden nicht besser, als ich freitags mit dem Zug nach Bonn fuhr und es gegen 17 Uhr dunkel war. Der Start sollte um elf Uhr erfolgen. Somit blieben sechs Stunden, die wir im Hellen laufen würden. Ich überlegte, ob ich nicht im Marathontempo loslaufen sollte und dann eine Nachtwanderung anschließen sollte. Hinzu kam aber auch noch Regen. Als ich in Bonn am Hauptbahnhof auf meine Straßenbahn wartete, prasselte er nieder. Selbst im Wartehäuschen wurde man nass, genauso wie auf dem Weg zu meiner Wohnung und auf dem anschließenden Weg zum Einkaufen.

Immerhin blieb ich am Samstagmorgen trocken, als ich zur Sporthalle in Bonn-Oberkassel ging. Dort trafen wir uns um neun Uhr. Es gab eine Einweisung und anschließend fuhren wir mit dem Bus nach Koblenz. 57 Läufer hatte sich angemeldet. 43 gingen an den Start, davon drei Frauen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich an allem, was ich mir überlegt hatte, nichts mehr ändern. Daher ist es immer interessant, die anderen Läufer zu sehen. Für welche Kleidung haben sie sich entschieden? Wie vollgepackt sind ihre Laufrucksäcke? Und natürlich schnappt man auch immer auf, wo sie schon gelaufen sind und welche Erfahrungen sie bereits haben. Im Bus hatte ich dann einen sehr angenehmen Sitznachbarn. Wir plauderten kurz darüber, wo wir herkamen, was wir das Jahr über gemacht hatten und warum wir hier waren. Dreiviertel der Zeit hingen wir aber unseren Gedanken nach und ich wollte auf jeden Fall, dass es nun losging.

Der Start erfolgte an der Festung Ehrenbreitstein auf einer Aussichtsplattform. Wir gingen hinauf, versammelten uns und ich wusste nicht, in welche Richtung wir von der Plattform wieder hinunterlaufen sollten. So befand ich mich aus Versehen in erster Reihe. Einer der Organisatoren, der mit uns gefahren war, stand vor uns, schaute auf seine Uhr und sagte um elf Uhr schlichtweg: Los geht’s. Da niemand reagierte, wiederholte er noch einmal: Ihr könnt loslaufen.

Also war ich es, der als Erster loslief. Vielleicht symbolisch, aber dazu später mehr. Schon auf den ersten Metern hinab von der Plattform überholten mich drei Mann und meinem Gefühl nach lief auch ein Großteil der anderen auf dem ersten Kilometer, auf dem es überwiegend bergab ging, an mir vorbei. Als dann gleich der erste Anstieg begann, verfielen alle um mich herum in den Gehschritt. Ich schloss mich an, obwohl ich ja gerne die erste Gehpause so lange wie möglich aufschiebe.