Roboter im Alltag - Andreas Dripke - E-Book

Roboter im Alltag E-Book

Andreas Dripke

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Beschreibung

Die Roboter sind auf dem Vormarsch in unseren Alltag. Wir werden sie künftig so selbstverständlich nutzen wie wir heute zum Smartphone greifen. Und sie werden unser Leben ebenso fundamental verändern wie es beim Smartphone geschehen ist. Kaum jemand kann sich heute ein Leben ohne Smartphone vorstellen - bei Robotern wird es genauso sein. Einige Roboter werden so ähnlich aussehen wie wir - wie Menschen -, andere wie Haustiere, wieder andere wie Fahrzeuge. Zunächst für militärische Zwecke entwickelte Androide und Roboterhunde sind längst im Einsatz, etwa bei der Polizei oder bei Sicherheitsdiensten. Jetzt schicken sie sich an, unsere Haushalte zu erobern. Die neue Robotergeneration kann nicht nur viele Alltagsaufgaben übernehmen, sondern sie ist auch schlau - dank Künstlicher Intelligenz. Dieses Buch beschreibt, wie Roboter und Künstliche Intelligenz zusammen eine völlig neue Welt entstehen lassen, die in wenigen Jahren unseren Alltag bestimmen wird.

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Inhalt

Die Menschwerdung von Maschinen

Schlüsselfaktor Künstliche Intelligenz

Roboter auf vier Rädern

„Geräteklasse“ Android

Maschinen wie Menschen und umgekehrt

Maschinen wie Menschen

Vom Homunkulus bis zum Faust

Automaten und Androide

Industrieroboter gehören längst zum Alltag

UNO: KI und Robotik am wichtigsten

Serviceroboter aller Orten

Der Tesla Bot

Heimroboter Astro

Apple, Samsung, Xiaomi und Konsorten

Atlas – der „Robo Sapiens“

Vom Terminator zum Balletttänzer

Spot – Roboterhund oder Hunderoboter

Polizei-Roboter stößt auf Ablehnung

Intelligente Humanoide im Anmarsch

Roboter mit Künstlicher Intelligenz

Die Wiege der Künstlichen Intelligenz

Evolution des postbiologischen Lebens

Software und Künstliche Intelligenz

Maschinen denken besser als der klügste Mensch

Software frisst die Welt

Dem Menschen ebenbürtige Intelligenz

Ein Menschheitstraum

Antworten auf die Fragen der nächsten Dekaden

Robotergesetze von 1942 für unsere Zukunft

Autonome Waffen, die zerstören und töten

Das nullte Robotergesetz

Fahrende Roboter werden Alltag

Die Erde wird immer flacher

Fahrassistenzsysteme

Autonomes Versagen

Der Fünfstufenplan zur Autonomie

Autos und andere Maschinen mit Moral

Autos und Maschinen mit Gewissenskonflikten

Gewalt gegen Blech

Die Fahrt von Hamburg nach Mailand

Gesetze für autonomes Fahren

2040 Autofahren nur noch mit Sondergenehmigung

Wir werden zu Cyborgs

Selbstregulierende Mensch-Maschine-Systeme

Erster anerkannter Cyborg der Welt

Die Computertechnik in uns

Hautchips sind keine große Sache

Drei Wege zum Chip unter der Haut

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten von Hautchips

Kontaktlinsen mit Augmented Reality

Das Paradies vor Augen

Das Judas Mandala

Cinema of the Future

Langzeitstudien am Menschen gibt es nicht

Man muss es erleben, um es zu verstehen

Von der Nische zum Massenphänomen

Die vierte digitale Revolutionswelle

Von der Brille zur Linse im Auge

Das Auge wird zum Bildschirm umfunktioniert

Gehirn-Chips

Neuralink – Elon Musk ist vieles zuzutrauen

Versuche mit Hirnschrittmachern

Cochlea-Implantat für Gehörlose und Ertaubte

Vom Schwein zum Menschen

Anschluss ans Gehirn über Haube oder Stirnband

Cyborgs und Roboter nähern sich an

Wir werden angegriffen und erfasst

Größer Hackerangriff auf die USA in der Krise 2020

Angriff auf die Impfstoffe

Sicherheit von Anfang an

Die biometrische Vermessung der Menschheit

Fingerabdrücke von Verbrechern und Bürgern

Automatische Gesichtserkennung überall

Gestensteuerung und Lippenlesen

Venen im Visier

Überwachung im Schlaf

Dr. Apple, Dr. Google, Dr. Amazon und Dr. Robot

Internet of Bodies – das Internet in unserem Körper

Autos und Roboter: größte Datensammler der Welt

Wem gehören die Daten?

Bedingungsloses Grundeinkommen

Milton Friedman: negative Einkommenssteuer

Digitale Disruption

Viele Berufsgruppen sind akut gefährdet

Die Mittelschicht wird wegdigitalisiert

Wie das BGE finanziert werden soll

Die Zukunft beginnt heute

Die Welt in 100 Jahren

Schwarzer Schwan voraus

Wir sehen es voraus und werden überrascht

Wir gewöhnen uns an alles

Beschleunigungsfaktor Corona

Jahrzehnt der intelligenten Roboter

Über die Autoren

Bücher im DC Verlag

Über das Diplomatic Council

Quellenangaben und Anmerkungen

Die Menschwerdung von Maschinen

Statt eines Vorworts

Für den Begriff „Roboter“ weist Oxford Languages, der weltweit führende Wörterbuchverlag mit über 150 Jahren Erfahrung in mehr als 50 Sprachen, zwei Definitionen aus:

(der menschlichen Gestalt nachgebildete) Apparatur, die bestimmte Funktionen eines Menschen ausführen kann; Maschinenmensch;

(mit Greifarmen ausgerüsteter) Automat, der ferngesteuert oder nach Sensorsignalen bzw. einprogrammierten Befehlsfolgen anstelle eines Menschen bestimmte mechanische Tätigkeiten verrichtet.

Die erste Definition verweist auf eine Fiktion, die viel eher an Hollywood als an die heutige Realität erinnert, die zweite Definition beschreibt den industriellen Ist-Zustand im hier und heute. Im vorliegenden Buch geht es im Wesentlichen darum, zu beschreiben, wie wir von der momentanen Ist-Situation zu einer Zukunft finden, die der ersten Definition nahekommt, also der Weg vom Industrieroboter zum menschenähnlichen Androiden, der zum selbstverständlichen Teil unseres Alltags wird.

Schlüsselfaktor Künstliche Intelligenz

Einen Schlüsselfaktor, den Oxford Languages indes völlig außer acht lässt, stellt die Künstliche Intelligenz (KI) dar. Wir Menschen empfinden nämlich neben dem Äußeren vor allem die (intelligente) Kommunikation als ein maßgebliches Wesensmerkmal. Wenn wir mit einem „Wesen“ gleich welchen Aussehens ähnlich wie mit einem Menschen kommunizieren können und wenn sich dieses „Wesen“ dabei ähnlich wie ein Mensch verhält und ähnliche Aufgaben wie ein Mensch verrichten kann, dann sind wir in der Lage, dieses „Wesen“ zu akzeptieren – selbst dann, wenn es überhaupt nicht wie ein Mensch aussieht. Dabei erlangen „Gegenstände“ eine Art „Eigenleben“, das für uns bislang schwer vorstellbar war. Sprachassistenzsysteme wie Amazon Alexa, Apple Siri oder Google Assistant stellen alltägliche Beispiele hierfür dar. Wir fragen Alexa nach dem Wetter, Siri erinnert uns an Termine und mit Google Assistant planen wir unsere Reiseroute, um Beispiele zu nennen, wie die drei Sprachassistenten ein gewisses „Leben“ erhalten, indem wir uns mit ihnen unterhalten.

Dennoch vertreten die meisten Menschen die Auffassung (oder sollte man besser die Hoffnung sagen), dass Künstliche Intelligenz „natürlich“ niemals den Menschen ersetzen kann. Wirklich nicht?

Roboter auf vier Rädern

Ein weiteres markantes Beispiel hierfür stellt ein Auto ohne Lenkrad dar, denn es ist im Grunde gar kein Auto mehr im herkömmlichen Sinne. Es ist ein intelligenter Roboter auf vier Rädern. Wenn von Robotern in unserem Alltag die Rede ist, dann stellen selbstfahrende Autos das beste Beispiel dafür dar, wie sich eben diese Roboter in den nächsten Jahren in unserem Alltag breit machen werden – nicht auf zwei Beinen, aber auf vier Rädern.

Doch natürlich lässt uns der Titel dieses Buches an Androiden denken, an Roboter, die wie Menschen aussehen – und die wir gedanklich häufig noch ins Reich der Science Fiction verbannen. Dabei ist abzusehen, dass diese „Geräteklasse“ künftig Einzug in unseren Alltag halten wird.

„Geräteklasse“ Android

Eine Sonderform des Roboters ist der Android, ein Roboter, der einem Menschen täuschend ähnlich sieht und sich menschenähnlich verhält. Man kann auch von einem humanoiden Roboter oder einfach einem Humanoiden sprechen. Gelegentlich findet auch der Begriff des Maschinenmenschen in diesem Zusammenhang Anwendung.

In allen Fällen geht es letztendlich um die Frage nach dem sukzessiven Zusammenwachsen von Mensch und Maschine, der „Menschwerdung“ der Maschine und auch umgekehrt der „Erweiterung“ des Menschen durch Maschinenteile. Das Aufeinanderprallen und das Zusammenwachsen von Mensch und Maschine rüttelt an den Grundfesten des Menschseins. Dabei ist klar, dass die Durchdringung unserer Welt durch Roboter bzw. Androide in all ihren möglichen künftigen Ausprägungen sicherlich nicht nur ein technologisches Thema ist, sondern einer umfassenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung bedarf.

Maschinen wie Menschen und umgekehrt

Zweifelsohne wird es noch lange dauern, bis uns auf der Straße „Wesen“ begegnen, die wie Menschen aussehen, aber in Wahrheit Maschinen sind. Aber wenn wir den Zusatz „wie Menschen aussehen“ weglassen, haben wir schon in wenigen Jahren Roboter auf den Straßen, nämlich Roboterautos. Das Fahren eines Automobils gilt seit der Erfindung des Autos vor über 100 Jahren als eine urmenschliche Tätigkeit. Ein Wagen, der von sich aus lenkt und seine Insassen sicher ans Ziel bringt, ist ein Roboter, nur eben nicht mit Armen und Beinen, sondern mit Rädern zur Fortbewegung.

Eine andere „Gerätegattung“ stellen Roboter dar, die ihrem Aussehen nach eher an Tiere erinnern, beispielsweise Roboterhunde. Dabei geht es weniger darum, dass diese „Robotiere“ als Haushaltsgefährten dienen, sondern beispielweise als „Wachhunde“ bestens geeignet sind. Man muss sich klarmachen, dass das Aussehen, Fähigkeiten und Verhalten der Roboter an ihre jeweiligen Einsatzgebiete angepasst werden. Das Auto ohne Lenkrad und der Roboterhund, der Patrouille läuft, sind lediglich Beispiele für vielfältige weitere Roboterformen, die wir in den nächsten Jahren erleben werden. Die heutigen Saug- und Wischroboter, die für kleines Geld überall zu kaufen sind und zu Hause mehr oder minder gut für Sauberkeit sorgen, sind die ersten Vorboten künftiger Generationen von Haushaltsrobotern, die aufrecht stehen und gehen können.

Eines steht fest: Roboter, die dem Menschen ähnlich sehen, haben längst das Licht der Welt erblickt und werden in den nächsten Jahren in unseren Alltag eindringen.

Dieser zeitliche Vorsprung gibt uns Gelegenheit, uns auf die Androiden und sonstigen Roboter der Zukunft vorzubereiten: politisch, gesellschaftlich, ethisch. Das vorliegende Buch benennt die wichtigsten Themen, die in diesem Zusammenhang zu diskutieren sind, bevor die Roboter zu unserem Alltag gehören.

Maschinen wie Menschen

Die Idee, dass sich das menschliche Denken automatisieren oder mechanisieren lässt, dass der Mensch eine Maschine konstruieren und bauen könnte, die auf irgendeine Art und Weise intelligentes Verhalten zeigt, ist schon alt. Theoretische oder literarische Entwürfe von künstlich erzeugten Lebewesen, die in ihren Fähigkeiten und auch in ihrem Aussehen dem Menschen ähnlich sein sollten. Eine allgemeine Vorstellung von einem Homunkulus, also einem künstlich geschaffenen Menschen, wurde schon in der Antike beschrieben, und fand im Mittelalter im Kontext alchemistischer Theorien seine Wiederbelebung.

Schon in der griechischen Mythologie ist der vom Gott des Feuers Hephaistos erschaffene Talos, ein bronzener Riese, beschrieben.1 Von Leonardo da Vinci ist die Skizze eines Roboters bekannt, der sich aufsetzen, seine Arme bewegen und seinen Kopf drehen kann.2 Unübersehbar ist die vermeintliche Gleichsetzung von menschenähnlicher Gestalt und Denkfähigkeit. Die damalige Idee: Eine Figur, die in etwa wie ein Mensch aussieht und sich auch analog einem Menschen zu bewegen vermag, kann auch ähnlich wie ein Mensch denken.

Vom Homunkulus bis zum Faust

Ein Plan für die angebliche Herstellung eines Homunkulus findet sich in der Schrift De natura rerum (1538), die allgemein Paracelsus zugeschrieben wird.3 Im Grunde beschreibt von Julien Offray de La Mettrie in seinem 1748 veröffentlichtem Buch L’Homme Machine diesen Gedanken.4 Auch die Idee des Laplace‘schen Dämons, benannt nach dem französischen Mathematiker, Physiker und Astronomen Pierre-Simon Laplace, kann man zu den theoretischen Vorläufern der Künstlichen Intelligenz zählen, weil ihm die Vorstellung zugrunde liegt, dass das gesamte Universum nach den Regeln einer mechanischen Maschine abläuft. Das schließt den Menschen, sein Denken und seine Intelligenz mit ein.5

Die wohl bekannteste Verwendung der Homunkulus-Idee findet sich in Goethes Faust II. Als weitere Beispiele sind hier die jüdische Legende vom Golem6, einem aus Lehm geformten stummen menschenähnlichen Wesens von gewaltiger Größe und Kraft sowie Mary Shelleys 1818 veröffentlichter Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ zu nennen.7 Sowohl im Buch als auch in mehreren Frankenstein-Verfilmungen werden das Entsetzen und die Tragik des Schöpfers wie auch des erschaffenen Wesens deutlich.

Der Ursprung des Wortes Roboter liegt im tschechischen Wort robota, das mit „Frondienst“ oder „Zwangsarbeit“ übersetzt werden kann. Dieses geht wiederum auf das Altkirchenslawische Wort rabota (Knechtschaft) zurück und ist damit mit dem deutschen Wort „Arbeit“ verwandt.8 Ähnlich gab es im Spätmittelhochdeutschen für einen „Arbeiter im Frondienst“ den Begriff robatter.9

Die Bezeichnung robot wurde 1920 von dem Literaten Josef Čapek geprägt, dessen Bruder Karel Čapek ursprünglich den Namen labori verwendet hatte, als er in seinem Theaterstück „R.U.R.“ in Tanks gezüchtete menschenähnliche künstliche Arbeiter auftreten ließ, die dafür geschaffen worden sind, menschliche Arbeit zu übernehmen, und die dagegen revoltieren.10 Mit seinem Werk griff Čapek das klassische, ebenfalls in der Prager Literatur der jüdischen Mystik verbreitete Motiv des Golems auf. Heute würde man ?apeks Kunstgeschöpfe als Androiden bezeichnen. Vor der Prägung des Wortes Roboter wurden solche Maschinen Automaten oder manchmal auch Halbautomaten genannt.

Automaten und Androide

Neben den theoretischen, literarischen und filmischen Ansätzen finden sich in der Geschichte etliche Berichte über mechanische Automaten, die in einem mehr oder weniger menschenähnlichen Gehäuse eingebaut bestimmte Aufgaben verrichtet. Schon von Leonardo da Vinci wurde die Skizze eines Roboters entdeckt, der seine Arme bewegen, sich aufsetzen und seinen Kopf drehen kann. Im 17. und 18. Jahrhundert erschienen viele Berichte über selbstfahrende Fahrzeuge und andere Automaten, von denen die meisten (manche auch nicht) als Schwindel entlarvt wurden. Hier wurde in einem Wunschdenken eine Entwicklung vorgezeichnet, die es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab. Beispielhaft hierfür steht der „Schachtürke“ von Wolfgang von Kempelen, mit dem er Europa und die USA bereiste und dabei große Schachspieler herausforderte. In Wahrheit war jedoch in dem „Automaten“ nur ein sehr kleiner Mensch versteckt, der über eine Mechanik die Spielfiguren auf dem Brett steuerte.

Mit den Konstruktionen von Jacques de Vaucanson wurde im 18. Jahrhundert ein Höhepunkt in der Geschichte des Baus von echten Automaten erreicht. Über seine drei mechanischen Kunststücke hieß es damals: „Diese 3 Mechanische Kunststücke, welche menschlichen Verstand zu übertreffen scheinen, und deren Werth allein von grossen Kennern eingesehen und erkläret werden kan, enthalten in ihrem innerlichen Bau, einen Zusammenhang von vielen Künsten und Wissenschafften, hauptsächlich aber sind es Meisterstücke der Anatomie, Physic, Mechanic und Music. Kennere werden dabey Nutzen und Vergnügen finden, curiose Liebhaber aber darüber erstaunen. Die erste Figur stellet einen sitzenden Mann vor in Lebensgröße von Holtz, welcher II. unterschiedliche Arien auf der Flute-Traversiere bläßt, mit eben der Annehmlichkeit und Fertigkeit, wie es dieses Instrument erfordert, und zwar mit gleicher Mittheilung der Luft in das Mundloch, Greifung der Thöne, Bewegung der Finger, der Lippen und der Zunge, wie solches ein lebendiger Mensch zu thun pfleget. Die 2te ist eine Manns=Person von Pappendeckel, welche 20. unterschiedene Arien auf einer Pfeiffe, wie solche in der Provence geführet wird, und das schwerste blasende Instrument ist, nebst Rührung der Trommel mit der einen Hand, gleichfalls wie ein lebendiger Mensch bläset. et. Die 3te Figur ist eine Ente, von vergoldetem Meßing und Stahl, welche alle die Bewegungen, so eine lebendige Ente macht, nachahmet, von sich selbst das Essen u. Trincken hineinschluckt, verdauet, und wieder, wie einen ordentlichen Koth von sich gibt, nicht weniger die Flügel ober, unter sich und zur Seite schlägt, schnadert und alles dasjenige verrichtet, was eine natürliche Ente thun kan. Es ist unmöglich, alles so genau zu beschreiben, als es sich in der That befindet und im Werck selbsten zeigt, dahero nur noch dieses beygefüget wird, daß an einem einzigen Entenflügel 400. Theile und besondere Zergliederungen sich befinden.“

Nach Vaucanson wurden zahlreiche oft sehr komplexe Androiden, die echte Funktionen ausübten, gebaut. Die berühmtesten dürften die Automaten von Vater und Sohn Jaquet-Droz sein. Der automatische Schreiber ist beispielsweise ca. 70 cm hoch, hat eine Gänsefeder in der Hand, sitzt vor einem kleinen Tisch und hat bewegliche Augen und Kopf. Er kann jeden beliebigen Text mit bis zu 40 Buchstaben Länge schreiben. Der Text wird auf einem Rad codiert, wo die Buchstaben dann einer nach dem anderen abgearbeitet werden. Wenn er gestartet wird, taucht er zunächst die Feder in die Tinte und schüttelt sie leicht ab, dann schreibt er, wobei er wie ein echter Schreiber die Auf- und Abwärtsstriche richtig beachtet und auch absetzt. Er kann mehrzeilig schreiben und beachtet Leerzeichen. Man kann in diesem Automaten einen Vorläufer der Computer sehen, weil die Maschine über ein Programm und einen Speicher verfügt und verschieden programmiert werden kann (beliebige Texte können geschrieben werden). Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert gab es außer denen der Jaquet-Droz noch viele weitere Automaten. Diese Automaten waren liebevoll gefertigte Einzelstücke, erforderten Tausende von Stunden zu ihrer Herstellung und waren entsprechend teuer. Einer der damaligen Meisterkonstrukteure war Johann Nepomuk Mälzel, der zahlreiche Musikautomaten konstruierte, darunter auch den damals in der internationalen Presse hochgelobten Tompeter, der in Wien oft stundenlang zur Belustigung des Publikums von einem Wohnungsfenster aus gespielt wurde. Für diesen Trompeter komponierten renommierte Komponisten wie Jan Ladislav Dusik und Ignaz Pleyel sogar Konzertstücke. In allen diesen Fällen sollte die Illusion eines künstlichen Menschen vermittelt werden – eine Idee, die sich bis in die heutige Zeit etwa bei Figuren wie C-3PO aus dem Filmepos Star Wars erhalten hat.

Industrieroboter gehören längst zum Alltag

Während menschenähnliche Roboter noch als „Geschöpfe“ der Zukunft gelten, haben sich Industrieroboter längst zum Alltag in vielen Unternehmen entwickelt. Bei der Entwicklung von Handhabungsgeräten, die immer komplizierter wurden, kamen nämlich Entwickler auf die Idee, sie „Roboter“ zu nennen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde das Wort „Roboter“, welches ursprünglich nur für humanoide Roboter verwendet wurde, fast beliebig für verschiedene Geräte benutzt.

1954 meldete der Erfinder George Devol erstmals ein Patent für Industrieroboter an.11 1961 wurden sie erstmalig beim Autohersteller General Motors in Produktionslinien verwendet. In Deutschland wurden Industrieroboter, beispielsweise für Schweißarbeiten in der Automobilindustrie, seit etwa 1970 eingesetzt. Weitere Einsatzgebiete für Industrieroboter sind Handling, Palettieren, Bestücken, Fügen, Montieren, Kleben, Punktund Bahnschweißen sowie Messaufgaben.

Die Robotic Industry Association hat Industrieroboter wie folgt definiert: „Ein Roboter ist ein programmierbares Mehrzweck-Handhabungsgerät für das Bewegen von Material, Werkstücken, Werkzeugen oder Spezialgeräten. Der frei programmierbare Bewegungsablauf macht ihn für verschiedenste Aufgaben einsetzbar.“ Aktueller ist die Auffassung, dass man unter einem Roboter ein Gerät versteht, das mindestens über drei frei bewegliche Achsen verfügt.12

In Deutschland wurde bereits 1982 in der VDI-Richtlinie 2860 festgelegt: „Industrieroboter sind universell einsetzbare Bewegungsautomaten mit mehreren Achsen, deren Bewegungen hinsichtlich Bewegungsfolge und Wegen bzw. Winkeln frei (d. h. ohne mechanischen bzw. menschlichen Eingriff) programmierbar und gegebenenfalls sensorgeführt sind. Sie sind mit Greifern, Werkzeugen oder anderen Fertigungsmitteln ausrüstbar und können Handhabungs- und/oder Fertigungsaufgaben ausführen.“13 2018 gelangte indes der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zu dem Schluss, dass diese Definition überholt ist; eine neuere gibt es allerdings nicht. Darin drückt sich die Erkenntnis aus, dass es weder leicht noch eindeutig ist, festzulegen, was ein Roboter eigentlich ist.

Entsprechend unterschiedlich ist die Definition eines Roboters von Land zu Land. So kommt es, dass 1983 von Japan 47.000 dort installierte Roboter gemeldet wurden, von denen nach VDIRichtlinie 2860 nicht einmal 3.000 als Roboter gegolten hätten.14

Als eine besondere Gattung gelten sogenannte „kollaborierende Roboter“, häufig auch „Cobots“ genannt (für Collaborative Robots“). Es handelt sich dabei zwar noch um Industrieroboter, doch sie arbeiten derart eng mit Menschen zusammen, dass sie in gewisser Hinsicht als Vorboten für das Zusammenwirken von Menschen und Robotern im Haushalt gelten können. Ein Beispiel: Ein Roboter hebt und positioniert ein schweres Werkstück, während eine Person leichte Eisenhaken anschweißt. Dabei kann es zu direktem Kontakt zwischen Roboter und Personen kommen – genau wie beim Einsatz zu Hause.15

Nicht zuletzt die Coronakrise, in der zwischenmenschliche Kontakte über lange Zeit hinweg als gesundheitsgefährdend galten, hat die Roboterverbreitung massiv vorangebracht. Beispielhaft hierfür stand ein Desinfektionsroboter der dänischen Firma Odenso. Mannshoch und 140 Kilogramm schwer tötet der Kasten, der autonom navigiert, mittels Röhren, die bläuliches UV-Licht ausstrahlen, binnen zehn Minuten Krankheitserreger zu 99,99 Prozent. Krankenhäuser rund um den Globus setzten die autonomen Keimvernichter 2020/2021 zu Hauf ein.16 Es gibt viele weitere mehr oder minder ähnlich gelagerte Fälle, in denen Roboter eine Spezialaufgabe übernehmen, vom Einräumen von Regalen bis hin zum Verkaufsroboter im Einzelhandel. Das sind durchaus bemerkenswerte Erweiterungen der ursprüng-lichen Aufgaben von Industrierobotern, um sich Haushaltsrobotern für den Alltag anzunähern.

Das wissenschaftliche Gebiet, das sich mit der Konstruktion von Robotern beschäftigt, heißt Robotik. Der Begriff wurde 1942 von dem Science Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov, von dem noch an anderer Stelle in diesem Buch zu lesen sein wird, in seiner Kurzgeschichte Runaround