Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz - Bernd Sternal - E-Book

Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz E-Book

Bernd Sternal

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Beschreibung

Unser dritter Band - Sagen, Mythen und Legenden - unternimmt, wie seine Vorgänger, eine literarische Reise quer durch die Harzregion. Auch diesmal wird wieder von den Menschen der Region, von geschichtlichen Ereignissen, von der vielschichtigen Landschaft und von unerklärlichen Ereignissen und Begegnungen erzählt. Wir möchten bei der Lektüre Ihre Phantasie anregen, denn die ist bei Sagen ein unentbehrliches Instrument. Lassen Sie sich erneut entführen in eine alte, längst vergangene Zeit. Das Buch ist mit 47 farbigen Grafiken illustriert. Mittlerweile ist auch der 4. Band der beliebten Sagenreihe in unserem Verlag erschienen, den ich ihnen gerne empfehlen möchten! Bernd Sternal

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gesammelt und aufgeschrieben von Bernd Sternal

illustriert von Lisa Berg

Sternal Media

Vorwort

„Wir haben diesen Boden uns erschaffen

durch unsrer Hände Fleiß, den alten Wald,

der sonst der Bären Wohnung war,

zu einem Sitz für Menschen umgewandelt.

Die Brut des Drachen haben wir getötet,

der aus den Sümpfen giftgeschwollen stieg.

Die Nebeldecke haben wir zerrissen,

die ewig grau um diese Wildnis hing,

den harten Fels gesprengt, über den Abgrund

dem Wandersmann den sichern Steg geleitet.

Unser ist durch tausendjährigen Besitz der Boden.“

Friedrich von Schiller

deutscher Schriftsteller (1759 - 1805)

Quelle: Wilhelm Tell II, 2

Inhalt

Die Mahlmühle Schierke

Die Bremerhöhe bei Clausthal

Das Wappen von Deersheim

Die Jettenhöhle

Die Geisterkirche zu Stolberg

Das schwarze Pferd am Nonnenbache

Der goldene Mönch von der Himmelpforte

Kaiser Heinrichs Schild und Schwert

Die Gründung Goslars

Iwa und der Waldgeist

Das Weingartenloch bei Sachsa

Der Jües und der Ochsenpfuhl bei Herzberg

Das Gottesurteil

Das Wernigeröder Rathaus

Das Teufelsbad

Die Burg Pöhlde

Das eiserne Halsband

Die Wolfsklippen

Der Hexentanzplatz

Die Tut-Ursel

Der Seebrunnen bei Groß Quenstedt

Das Schwert an der Liebfrauenkirche

Der Hexenbrunnen

Die Jungfer vom Sachsenstein

Der Brunnengeist auf Burg Regenstein

Der Gedenkstein von Uehrde

Die Rabenklippen

Die Hexe von Gittelde

Appenrode und die Bettlerhainer

Die Gespenster von der Lohmühle Ellrich

Kaiser Rotbart und das Brautpaar

Das quellende Silber

Der Ilsestein

Die Lutherfalle zu Walkenried

Der Güldene Mann

Die Hinkelsteine von Benzingerode

Das Burgfräulein vom Falkenstein

Der verschlafene Mönch von der Konradsburg

Die Wasserjungfer

Der Oberförsterbursche von Herzberg

Der Nachtwächter von Drübeck

Die Daneilshöhle im Huy

Die Goldkrone im Bodekessel

Der Herzberger Kaufmann Schachtrup

Der Kinderbrunnen zu Goslar

Die Zerstörung der Burg Ilsestein

Der Bergmeister und die Maus

Der Fischregen von Quedlinburg

Walpurgis

Der goldene Sarg

Die verwunschenen Schweine

Die Magd und die Räuber von Zellerfeld

Der Schlossplatz bei Langelsheim

Das Osterfeuer auf der Schönburg

König Ludwig der Achtzehnte und Blankenburg

Die Mahlmühle Schierke

Ende des 17. Jahrhunderts kam ein fleißiger Müller nach Schierke und baute am linken Ufer der Kalten Bode eine Mahlmühle. Tagaus, tagein mahlte er fortan Korn zu Mehl. Das war keine leichte Arbeit, denn die Landschaft um Schierke war nicht für den Getreideanbau geschaffen und so musste das Korn von Wernigerode herauf gebracht werden. Dennoch lohnte sich die Arbeit des fleißigen Müllers, kostete ihn doch die Wasserkraft zum Antrieb seines Mahlwerks keinen Pfennig und die Schierker mussten nicht mehr vom Berg herunter, um Mehl zu kaufen.

Dann kam die Zeit heran, wo sich der Müller zur Ruhe setzen wollte. Zuvor aber musste er seine hübsche, jedoch ungeratene Tochter verheiraten, denn die Mühle musste weiter bestehen bleiben. Er verkündete, dass derjenige sofort die Mühle erhalte, der umgehend seine Tochter heiraten würde. Das Angebot war verlockend, dennoch fand sich kein Bräutigam.

Eines Tages kam unvermittelt von weither ein junger Müllergeselle und verdingte sich in der Mahlmühle. Er fühlte sich dort wohl und so ging er, nichts Böses ahnend, auf das Angebot des Müllermeisters ein. Was für ein Glück, dachte er sich, Müller zu sein mit einer schönen, jungen Frau an der Seite. Also wurde alsbald Hochzeit gefeiert.

Aber schon nach kurzer Zeit merkte der Jungvermählte, dass etwas nicht stimmte. Immer nach dem Abendessen suchte ihn eine starke Müdigkeit heim, die in quälenden Träumen gipfelte. Dabei vernahm er auch immer ein klägliches „miau, du kannst mich nicht haben“ und dann sah er eine Katze, die die wunderschönen grünen Augen seiner Frau zu haben schien und zum Fenster hinaus sprang. Von seinen Träumen gepeinigt, beschloss er der Sache auf den Grund zu gehen. Heimlich verschüttete er den von seiner Frau gereichten Nachttrunk und beobachtete den nächtlichen Spuk. „Sie ist also eine der zauberhaften Brockenhexen, die mit dem Teufel buhlen“, sprach er zu sich. Er war jedoch nicht bereit seine Frau so ohne weiteres aufzugeben und so sann er nach einer List. Als in der nächsten Nacht die Katze zum Sprung ansetzte, schlug er blitzschnell das Fenster zu. Die Katze konnte jedoch entwischen, verletzte sich aber die linke Pfote. Tags darauf hatte die junge Müllerin ihre linke Hand verbunden und jammerte vor Schmerzen. Als der alte Müller seine Tochter so leiden sah, wollte er ihr bei der Arbeit helfen. Doch der junge Müller hielt ihn davon ab, riss vor den Augen des Vaters den Verband von der Hand seiner Frau und erzählte dem Altmüller die ganze Geschichte.

Der Müllermeister hatte Angst, dass niemand mehr in der Mühle Korn mahlen lassen würde, wenn das herauskäme und er hatte auch große Angst um seine Tochter. Da sprach er: „Eine alte Weisheit besagt, dass man einem Bann nur entrinnen kann, wenn man den Bannkreis noch vor Einbruch der Dunkelheit überschritten hat. Es ist also Eile geboten, denn die Dämmerung wird bald einsetzen.“ Die beiden Müller spannten die Pferde vor den Wagen, setzten die junge Müllerin darauf und los ging die Fahrt. Doch schon kurz hinter Schierke überraschte sie die Dunkelheit. Zu spät!

Im Gewand eines Adlers rauschte der Geliebte der Müllerin von seiner Teufelskanzlei herab, flüsterte ihr noch etwas zu und verwandelte sie dann in einen Holzwurm, den er packte und damit entschwand. Starr vor Schreck sahen der alte und der junge Müller hinterher. Dann machten sie sich niedergeschlagen auf den Heimweg, aber der Wind wehte ihnen noch die Worte „das sollt ihr mir büßen“ ins Ohr.

Der Fluch der Müllertochter ließ nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Morgen begann sich die Bode ein neues Bett zu suchen und das Wildwasser an der Mühle begann allmählich zu versiegen. Nun war die Mahlmühle wertlos, sie taugte nicht mehr zum Kornmahlen. Der Müllermeister wohnte noch bis an sein Lebensende in der Mühle, der junge Müller ging auf Wanderschaft.

Die Mühle war dem Verfall preisgegeben. Doch ab und an nutzten sie noch Fremde als Nachtlager und mit der Zeit wurde sie als Herberge beliebt. Doch dann fing es plötzlich an, in der alten Mühle zu spuken. Gruselige Geräusche mit Geknisper und unheimliches Gestöhne rissen die Leute aus dem Schlaf und vertrieben sie. Da begann man sich wieder der unheimlichen Vorgeschichte der Mühle zu erinnern und überließ sie dem endgültigen Verfall. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten die Holzwürmer ihr Werk vollendet, die Mühle sank in sich zusammen. Heute erinnern nur noch ein verfallenes Wehr, ein ausgetrockneter Wassergraben, ein Ruinenhügel und der Name des einst zur Mühle führenden Weges, an die einstige Existenz der Schierker Mahlmühle.

Die Bremerhöhe bei Clausthal

Auf der Bremerhöhe bei Clausthal stand einstmals eine Windmühle. Diese Höhe, die Mühle und auch der ganze Wald ringsum gehörten einem Manne mit Namen Bremer. Nach ihm, der sehr reich gewesen sein soll, wurde auch die Bremerhöhe benannt.

An einem schönen Frühlingsmorgen ging Bremer in seinem Forst spazieren, um nach dem Rechten zu sehen. Er hatte gut gefrühstückt und war guter Dinge, da hörte er einen Kuckuck rufen. Ach, dacht er sich, es wäre doch nicht verkehrt zu wissen, wie lange du noch zu leben hast. Also fragte er den Kuckuck, wie lange er noch zu leben haben würde. Da rief der Vogel: „Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck.“

Oh, dachte Bremer, nur noch drei Jahre, da ist nicht mehr viel Zeit. Da werde ich es mir in der verbleibenden Zeit so angenehm wie möglich machen. Und er begann alles zu Geld zu machen, was er besaß: den Berg, den Forst, die Mühle, sein Haus und was er sonst noch so sein Eigen nennen konnte. Nach drei Jahren war alles weg, das Geld verprasst. Wer aber nicht kam, war der Gevatter Tod! Bremer war verzweifelt und seufzte: „Oh, du schlechte Welt! Nicht mal einem Kuckuck kann man mehr trauen!“

Der dumme Schelm war nun so arm, dass er betteln musste, um nicht zu verhungern und der Tod wollte noch sehr viele Jahre nicht kommen. Immer wenn er dann in Clausthal oder in Zellerfeld um Almosen bat, so hat er gesagt: „Seid doch so gut und gebt einem armen, alten Mann etwas, den der Kuckuck betrogen hat!“

Das Wappen von Deersheim

Im Mittelalter gab es im Hildesheimischen eine Adelsfamilie mit Namen von Gustedt. Das Land auf dem dieses Geschlecht seinen Sitz hatte, gehörte den welfischen Herzögen. So ergab es sich, dass der Landesherr bei denen von Gustedt zu Gast war.

Nach einer erfolgreichen Jagd saß man am Herdfeuer bei einer ausgiebigen Mahlzeit zusammen, doch plötzlich stürmten bewaffnete Räuber das Haus. Geistesgegenwärtig und mutig zugleich riss Ritter von Gustedt einen langen Kesselhaken vom Herdfeuer und wild um sich schlagend, hielt er damit sich und seinem Herzog die Feinde vom Leibe.

Diese Zeit nutzten die andern Gäste und die abseits sitzenden Knechte, um ihre Waffen zu ergreifen. Schnell waren die Räuber überwältigt und wer von ihnen noch nicht erschlagen worden war, wurde seiner gerechten Strafe zugeführt.

Der welfische Landesherr meinte, dass Ritter von Gustedt ihn vor Tod oder Gefangenschaft bewahrt habe. Zum Dank erhielt der Ritter von seinem Herrn den Kesselhaken als Wappenzeichen verliehen.

In späteren Jahren nahmen die Ritter von Gustedt Lehen in Deersheim und Jerxheim, unweit des Großen Fallsteins. Ihr Wappen, mit goldenem Untergrund und drei schwarzen Kesselhaken, nahmen sie mit. Es wurde das Wappen von Deersheim und ist es bis heute geblieben.

Die Jettenhöhle

Nicht weit von der alten Heerstraße, zwischen Osterode und Herzberg, liegt das Gut Düne. Nur wenige Minuten davon entfernt, befindet sich die Jettenhöhle. Die am nächsten liegenden Dörfer sind Hörden im Osten und Schwiegershausen im Süden. Die Höhle soll ihren Namen von einem Frauenzimmer namens Jette haben, die einst in Kriegszeiten in dieser Höhle niederkam. Der Sohn dieser Jette, soll den Namen Klaproth geführt haben und der Stammvater der Familie Klaproth aus dem Dorf Rödersdorf gewesen sein, das später zerstört wurde.

Lange bevor dies geschah, bewohnten Zwerge diese Höhle. Die aber bedienten sich immer an den Feldfrüchten der Umgebung und fügten den Bauern großen Schaden zu. In Hörden gab es damals einen Bauern, der hatte nahe der Jettenhöhle ein Erbsenfeld. Die Kleinen aber plünderten täglich sein Feld und zertrampelten die Pflanzen. Der Bauer wurde darüber sehr böse und drohte die Täter hart zu bestrafen, wenn er ihrer denn habhaft wird. Da wurde ihm aber von einem anderen Mann gesagt, dass wohl die Zwerge, die in der Jettenhöhle wohnen, die Diebe seien. Und das ihm sein Drohen und Schelten nicht helfe, denn die Kleinen hätten immer ihre Tarnkappen auf und könnten daher nicht gesehen werden.

Der Mann riet ihm aber, eine lange Stange zu nehmen und damit über dem Feld hin und her zu schlagen. Der Erbsenbauer nahm diesen Rat an und siehe da – auf einmal sah er einen Zwerg, dem er die Tarnkappe vom Kopf geschlagen hatte. Der hockte auf seinen Knien und hatte vor sich einen vollen Beutel Schoten. Zornig eilte der Bauer zu ihm, schalt ihn und drohte ihm Schläge an. Da fing der Zwerg an zu bitten, ihm doch nichts zu tun, es solle auch nicht zu seinem Nachteil sein. Er wolle den Schaden wieder gut machen. Morgen möge der Bauer wieder zur selben Stelle kommen, da würde dann ein Sack für ihn stehen.

Der Bauer willigte ein und kam, wie ihm gesagt, am nächsten Tag wieder zu der Stelle. Und wirklich, da stand ein voller Sack! Der aber, so schien es auf den ersten Blick, war gefüllt mit alten Eisenstücken. Der Bauer meinte schon, er sei betrogen worden und sagte zu sich: „Was soll ich bloß mit den alten Eisenstücken anfangen?“. Doch er nahm den Sack trotzdem, schleppte ihn nach Hause und siehe da, als er ihn auskippte, hatte sich das alte Eisen in Gold verwandelt.

Die Geisterkirche zu Stolberg

In Stolberg wurde die Christmette zu Weihnachten am Christmorgen um halb sechs Uhr sehr feierlich abgehalten. Eine alte Frau stand des Nachts um zwölf Uhr auf und meinte, schon die Zeit verschlafen zu haben, um zur Christmette zu gehen. Sie machte sich also mitten in der Nacht auf, sah auch schon die Kirche erleuchtet, die unter dem Schlosse am Berge liegt.

Die Tür stand offen, sie ging hinein und setzte sich in ihren Stuhl. Nach einer Weile drehte sie sich um, da sah sie mehrere Bekannte, die vor kurzem gestorben waren, als Geister um sich sitzen. Dann bemerkte sie erst, dass sie unter lauter Geistern saß und eilte aus der Kirche. Indem sie aus der Tür ging, wurde dieselbe hinter ihr zugeschlagen.

Die Tür fasste ein großes Stück von ihrem Mantel, der wurde sogleich durchgerissen, und das Stück vom Mantel wurde am anderen Morgen auf dem Altar wiedergefunden.

Das schwarze Pferd am Nonnenbache

Einmal war ein junger 26 Jahre alter Bursche aus Darlingerode zu seiner Braut nach Drübeck gegangen. Er hatte sich bis gegen elf Uhr bei ihr aufgehalten und trat dann den Rückweg an. Sein Weg führte ihn entlang des Nonnenbaches.

Oft hatte er die Geschichte gehört, dass sich dort ein schwarzes Pferd ohne Kopf aufhalten würde. Als er ein Stück am Bach entlang gegangen war, kam dieses Pferd wirklich und es war ohne Kopf. Das Pferd holte ihn ein und ging an ihm vorbei in Richtung Darlingerode.

Der Bursche folgte dem Pferd und sah, wie es sich kurz vor Darlingerode aufbäumte. Als es sich dreimal aufgebäumt hatte, bekam es sogleich einen Kopf. Da trat ein Ritter in voller Rüstung aus dem Gebüsch an das Pferd heran, küsste es und schwang sich auf den Rappen. Kaum saß der Ritter, wurden Ross und Reiter zu einem Feuerklumpen, der einem Kometen gleich durch die Luft in Richtung Öhrenfelde davonflog.

Zur selben Stunde stand ein Mann vor dem Forsthaus in Öhrenfelde, sah das feurige Gespann durch die Luft sausen und dann beide in den Schornstein zu Öhrenfelde reiten.

Der junge Bursche eilte nach Hause und erzählte sogleich seinen Eltern von seinem Erlebnis. Sie schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und erzählten ihrem Sohn, dass Pferd und Reiter von einem edlen Ritter aus Wernigerode verwünscht worden seien. Auch sagten sie, dass er Gott danken könne, mit dem Leben davon gekommen zu sein, denn die beiden würden alle umbringen, die sie gesehen hätten. Eine Ausnahme wäre nur, das Pferd zu fragen, was sein Begehr sei, dann solle man für immer glücklich werden.

Eine Woche später machte sich der junge Bursche wieder auf den Weg nach Drübeck zu seiner Braut. Es war ungefähr acht Uhr abends, als er wieder an den Nonnenbach kam. Da begegnete ihm ein grauer Hund, der etwa so groß war wie ein halbjähriges Rind.

Der riesige Hund erweckte den Anschein, als wolle er den Burschen beißen, da fiel diesem aber ein, was seine Eltern ihm gesagt hatten. Sogleich fragte er den Hund, was sein Begehr sei.

Der Hund schaute ihn verwundert an und antwortete: „Ich bin der alte Abt aus dem Kloster Drübeck. Weil ich den armen Leuten viel Unrecht getan habe, bin ich verwunschen worden und komme erst zur Ruhe, wenn jemand zu dem Ritter geht (er nannte dabei dessen Namen) und ihn auffordert, den armen Leuten das wieder zu geben, was ihnen der alte Abt aus dem Kloster Drübeck genommen hatte. Bevor das nicht geschieht, werde ich nicht erlöst und kann keine Ruhe finden.“

Der Bursche versprach dem Abt, der eben dieser Hund war, dem genannten Ritter das Gehörte zu berichten. Aber der Ritter wollte nichts davon wissen und hat auch nichts wieder herausgegeben. Deshalb sollen das Pferd ohne Kopf und der riesige Hund bei Drübeck am Nonnenbache noch immer herumspuken.

Der goldene Mönch von der Himmelpforte