Schlafmützen nennen uns Träumer - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Schlafmützen nennen uns Träumer E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Reflexionen und Sentenzen "Ein Haufen aufs Geratewohl hingeschütteter Dinge ist die schönste Weltordnung." (Heraklit, um 500 v. Chr.) I n h a l t : Häcksel und Hackfleisch (Urteilssprüche und Freisprüche) Zitatsachen : S e n i l i a (Vom Alter) Idealistischer Lebenslauf Vom "Lumpenproletariat" zum "BGE" Kurzlesebuch der deutschen Philosophie 500 Jahre reformierter Protest Fragment zu Selbstbewusstsein und Wahn Monolith, zertrümmert zu Monolithen "Der Witz ist das Prinzip und Organ der Universalphilosophie." (Friedrich Schlegel)

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„Wollt ihr etwas Großes leisten, setzt euer Leben dran! Keiner gehe, wenn er einen Lorbeer tragen will, davon, Morgens zur Kanzlei mit Akten, Abends auf den Helikon, Dem ergibt die Kunst sich völlig, der sich völlig ihr ergibt, Der die Freiheit heißer, als er Not und Hunger fürchtet, liebt.“ (August von Platen: „Die verhängnisvolle Gabel“)

„Ein Schriftsteller ums liebe Brot ist nicht nur Sklave der öffentlichen Meinung, sondern sogar der Mode, die ihn nach Belieben reich macht oder hungern läßt.“ (Annette von Droste-Hülshoff, 1839)

„Der Aphorismus kennt keinen Zweifel, selbst dort nicht, wo er vom Zweifel spricht.“ (Harald Hartung: „Der Tag vor dem Abend“, Göttingen 2012, S. 121)

„Ich liebe die kleine Form der Mitteilung. Sie kann, meine ich, als Information umfassend sein. Sie hat spielerisches Gewicht und ermöglicht doch jedem die Hochrechnung vom Detail ins Ganze und Generelle. Ich habe das Prinzip der Miniatur in den verschiedensten Nuancen angewandt: Vom einfachen Sprichwort über den satirischen Satz zur musischen Sentenz und intellektuellen Chiffre.“ (Hans Kasper: „Mitteilungen über den Menschen“, Frankfurt 1978)

„Verzichte ich zugunsten der Übersichtlichkeit und der Systematik auf eigentlich wichtige Gedanken, oder verzichte ich auf Systematik zugunsten wichtiger Gedanken? Um diesen Verlust zu vermeiden, um diesem Dilemma zu entkommen, schrieb schon Nietzsche Aphorismen, oder später Adorno die „Minima moralia“. Adornos Hauptwerk ist die „Minima moralia“, nicht die „Negative Dialektik“ … Marx ist der letzte große Systematiker und zugleich der Erste, bei dem die Bruchstücke so wichtig sind wie das ausgearbeitete System.“ (Wolfgang Pohrt: „Kapitalismus forever“, Berlin 2012, S. 61/62)

INHALT

Häcksel und Hackfleisch

Zitatsachen : Senilia

Idealistischer Lebenslauf

Vom „Lumpenproletariat“ zum „BGE“

Kurzlesebuch der deutschen Philosophie

500 Jahre reformierter Protest

Fragment zu Selbstbewusstsein und Wahn

Monolith, zertrümmert zu Monolithen

meinen Eltern in Dankbarkeit

Häcksel und Hackfleisch

Urteilssprüche und Freisprüche

Würde Marx Industriearbeiter heutzutage „neureiche Lumpenproletarier“ schimpfen und „Mobilgarde der Reaktion“?

Hat die subproletarische „Lazarusschicht der Arbeiterklasse“ nun mehr Revolutionspotential?

Dukaten scheißen : Humus für Unkraut, das nicht vergeht?

Aphorismenband : Bild eines erträglichen Gesellschaftssystems, eine lebensfähige Anarchie.

Ist Sein Ebenbild Ihm über den Kopf gewachsen oder zusammen mit Seinem Sohn gestorben?

Der Ewige ist kein Zauberer, aber wird Er die Geister (und Leiber), die Er rief, nicht mehr los?

Wer unter Wasser geht, schwimmt nicht über Brücken.

Ich langweile mich beim Langweilen anderer so, das ich lieber zu kurz komme und trete.

Mainstream und Opposition geben sich gern füreinander aus, um anzugeben.

Liebesbeziehungen werden kurzlebiger, alle Ehen liebäugeln mit Scheidung, frohlocken Impotente.

Wer den Geschlechtsverkehr verkehrt schildert, kennt keine Verkehrsschilder mehr.

Man besteigt den Elfenbeinturm von Babel nur, um sich herabzustürzen – ins Getümmel.

Ich teile eure Meinungen, aber in mehr Wider-Sprüche.

Widerständler sind oft zu faul zum Weglaufen.

Der Stein der Weisen ist eher ihr Grabstein als ihr Denkmal.

Vergessen heißt verdrängen, dass und was man verdrängt.

Die Natur verrät sich, sobald sie nicht mehr verhört wird.

Selbstbeherrschung lässt sich leichter schmackhaft machen als bevorzugtes Mittel der Weltherrschaft.

Sein Christentum hat Bachs Musik komponiert, nicht lauter Lust an schönstem Lärm.

Aphoristiker tun einen Satz rückwärts: Hochsprung gibt Vorsprung vorm Weiterkommen.

Hilf deinem Gegner. Das schwächt ihn.

Wer auf Chefs herabsieht, schaut noch nicht zu Bettlern auf.

Das unsterbliche Gerücht vom Jüngsten Gericht ist wichtig, da der Tod uns eher von Schulden befreit als von Schuld.

Knechte sind verhinderte Herren, und Herren sind verhinderte Knechte, doch wer behindert wen?

Auch zum Aussterben kann man zu faul oder zu fleißig sein.

Im Leben ging mir alles daneben. Mal klappte es, mal nicht.

Ich fühle mich wie tot. Nun kann das ewige Leben endlich beginnen.

Der Mörder verteidigte seine Tat als bloße Satire.

Meister bin ich nie geworden, weder meiner Gewohnheiten, noch in meinen Gewohnheiten.

Wahrheiten wollen wie Lügen verbreitet werden, um Gehör zu finden.

Nur ein Trauma erlöst vom vorigen.

Nimm deine Verteidigung endlich in Angriff, statt deine Angriffe gegen die Verteidigung zu verteidigen.

Stromausfall ist der Traum jeder Taschenlampe.

Polyphone Sphärenmusik. Erhebe deine Stimme, vielleicht gehört sie zu kosmischen Opern für Himmlische, mit viel Kontrapunkt.

Descartes now : Ich denke nach, also bin ich vorn.

Geben macht frei. Das Du ist auch nur ein Ich, und das Wir : noch mehr ich als ich.

Die 26 Buchstaben sind kreativer als der Kopf.

Man arbeitet wie ein Irrer daran, keiner zu werden.

Glaubt nur dem Lügner! Er weiß die Wahrheit.

Rosen und Disteln verstellen sich die Sicht aufeinander.

Elfenbeintürmt vor enragierten Engagierten!

Ich verstehe nicht(s). Dafür werde ich bezahlt.

Kunst gestaltet auch, wie Wahrheit töten kann.

Wer Dingen ausweicht, stolpert über Sprüche; wer Sprüchen entgeht, scheitert an Dingen.

Heideggers Existenzsorgen. Das Ebenbild Gottes sorgt dafür, das es zu seiner eigenen kleinen Schöpfung auch sagen kann: „Nicht schlecht.“

Kunst will keine Lebenssicherheit vor todsicherer Endgültigkeit. Sie will ans Ende, aber end-gültig.

Der Aphoristiker erfasst, wie sich ein langes Leben kurzfasst und der Leser kurzhalten lässt.

Religion macht jeden zum Unkraut, weil er nicht vergänglich sein will.

Schufte schaffen sich viel, Geschaffte schuften dafür.

Steigst du, oder sinkt der Boden (der Tatsachen)?

Démodé à la mode. Edelsteine verhärten Herzen, und Gefühle sind oft steinerweichend.

Rebellen sind es meist nur im Kopf oder bloß äußerlich.

Gut begründen lässt sich fast alles (auch dies), ganz beweisen fast nichts (nicht mal das).

Es ist schwer, Leichtes zu schreiben, und leichter, Schwieriges geschrieben zu haben.

Bei Gott ist jedes Unding möglich. Zu schreiben ist lästig, geschrieben zu haben lustiger.

Dein Leben hat einen Sinn – für deine Ausbeuter, doch für dich nur durch Selbstausbeutung.

Es optimiert noch die Selbstoptimierung, sie immer kritisch in Frage zu stellen.

Dinge betrachten amüsiert unseren Blick auf sie.

Die aufsässigsten Jugendlichen werden später die bravsten Spießer, die artigsten Kinder aber die bravourösesten Rebellen. Bravo!

Der Arme hasst die Arbeit, weil sie Kraft kostet, der Reiche hasst sie, weil sie Geld kostet.

Wieviel Irrsinn ist noch vernünftig, und wieviel Kosmos verträgt das Chaos noch?

Unzählige Zahlen. Knackt die Nuss, dass die Welt in der Nussschale Platz(angst) hat!

Glückwunsch, lieber Leser, dass du bis hierher durchgehalten hast!

Das Minus hält ein Plus für Minus hoch zwei.

Kunstformen verachten einander als Kunststoffe.

Der Mensch ist schlecht. Könnte man ihn sonst gut bekämpfen?

Gottes Verstand wirkt wie menschliche Einfalt und menschliche Bosheit wie Satans Güte.

Am friedlichsten, tolerantesten und gerechtesten sind Steine zueinander.

Theorie verhält sich zur Praxis wie Wut zum Wüten oder Köpfchen zum Köpfen.

Gibt es einen Macht- oder Bildungshungertod?

Der Hund zieht sein Herrchen dem Leitwolf vor.

Wer Wirklichkeit sucht, ist kein Realist, wer neue Ideen versucht, kein Idealist.

Selbstlosigkeit ist die Objektivität von Millionen, Subjektivität ist die Sachlichkeit von Millionären.

Wer kein Gewissen hat, hat gewiss ein gutes; wer ein Gewissen hat, hat kein gutes.

Ein wenig Wertvolles ist an jedem Menschen, sogar am Reichen. Etwas Grips steckt überall, sogar in Köpfen.

Hast du zu viel Phantasie, um deine Lage zu verstehen, und zu wenig, um sie zu verbessern?

Das Tier fällt auf die Füße wie ein Stein, die Pflanze steht aufrecht wie ein Mensch.

Die moderne Physik wirkt wie das Welträtsel, für dessen Lösung sie sich hält.

Small talks in short-cuts : Begriffstänze

„Ich höre schon das Gras wachsen, in das ich beißen werde.“ (J. N. Nestroy)

Gott lässt würfeln.

Dieser Satz nach vorn : ein närrischer Luftsprung.

Man hat eher einen Begriff für Gott als von Ihm.

Entschuldigungen verdoppeln manche Verletzungen.

Tu ´s oder tu so. Stürzt man (sich) in den Tod?

Kein Brotberuf bringt genug ein, um deinen Hass auf ihn zu überwinden, und keine Arbeit, die dich fesselt, sichert dein Überleben.

Arbeit, die dich anzieht, ist brotlos (aber nicht, weil sie dich anzieht). Arbeit, die genug einbringt, stößt dich ab (doch nicht, weil sie Geld bringt).

Das Alter kann weniger, aber auch weniger wollen.

Arbeitsfrieden gilt vielen als Kriegsverbrechen.

Ich kann etwas bekämpfen, um glauben zu machen, dass ich das Gegenteil verteidige.

Reif und steif. Wer für Arbeitsfrieden ist, kriegt Krieg mit Gottes Wort.

Märchen und Lügen gelten als alternative Fakten.

Bringt nicht die Muttersprache zur Sprache und die Grabesstille zum Schweigen!

Sprich „über die Natur“ hinaus, nicht hinweg!

Platons Ideen, Ideale, Idole und Idyllen

„De rebus quae geruntur“ : „dire en rebus“

Du bist so groß, dass du nicht siehst, wie groß.

Wie alt? Nie alt. Alter lebt in die Nacht hinein: Man liebt Weise und hasst Greise.

Jocks & geeks. Entscheidest du dich frei zu dem, was frei über dich beschlossen ist?

Lassen freie Selbstbestimmungen mich nur entdecken, wozu ich von Anfang an bestimmt war?

Lieber aufrecht ins Abseits als demütig im Rampenlicht?

Das Alter gedenkt alles Ungeschehenen und plant gern längst Erledigtes.

Jung 2000 : Im Alter nicht mehr ganz der Alte.

Weisheit macht älter als Alter weise.

Will man ewig jung bleiben, denkt man nicht an die jüngste Vergangenheit.

Altersweise : Nicht mehr so klug wie einst.

Kein Alter ist viel weiser als die Menschheit u. u.

Junge fühlen sich mal mies, Alte mal wohl.

Junge wie Alte reden so viel, weil sie nichts zu sagen haben.

Moral will, dass Junge alt sind, bevor sie alt werden.