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Viele jetzt dringend notwendigen Substanzen kann der Körper selbst nicht herstellen. Ob die Nahrung sie enthält - diese Frage muss oft unbeantwortet bleiben. Dieser Ratgeber fasst das Wissen über intelligent konzipierte Nahrungsergänzung leicht verständlich zusammen, auch unter chronobiologischen Gesichtspunkten, nämlich was Mutter und Baby jetzt für den Tag und für die Nacht brauchen. Denn, kein Scherz: Anti-Aging beginnt im Mutterleib!
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Seitenzahl: 79
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Quintessenz* und Prävention
Über den Tellerrand hinaus
Schwangerschaft und Stillen
Von Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich
Band 9 der Präventions-Buchreihe
Quintessenz
(von
lateinisch
quinta essentia, „das fünfte Seiende“) ist im übertragenen Sinne das Wesentliche, das Hauptsächliche, das Wichtigste. Ursprünglich wurde die quinta essentia von dem griechischen Philosophen und Naturforscher Aristoteles in Form des Äthers den vier Elementen hinzugerechnet.
Einführung: Anti-Aging beginnt im Mutterleib
Für die meisten lautet die wohl verblüffendste Aussage über Maßnahmen zur Prävention von altersbezogenen Beschwerden: „Anti-Aging beginnt im Mutterleib.“ Verblüffend ja, aber nicht ganz richtig. Denn jede Frau, die es Ernst meint mit der Gesundheit der nächsten und übernächsten Generation, muss mindestens einen Monat im Voraus einplanen, und die meisten tun das ja auch. Das gilt auf jeden Fall für ein Vitamin aus der B-Gruppe, Folsäure.
Für den Mann beginnt die ernste Phase des Kinderwunsches am besten schon drei Monate vor der Zeugung, entsprechend der Reifezeit der Samenzelle.
Während der 11. Juli 2013 eine sehr gute Nachricht für Schwangere und ihre Babys und noch mehr für künftige Frauen mit Kinderwunsch lieferte, war er gleichzeitigt ein besonderes Datum für Wissenschaftler, die ihre Arbeit der Entwicklung von hochwertigen Nahrungsergänzungen in pharmazeutisch reiner Qualität widmen.
Was ist passiert?
Die Europäische Nahrungs-Sicherheits-Autorität (European Food Safety Authority, EFSA) veröffentlichte an jenem Donnerstag eine sehr seltene Anerkennung von gezielter Nahrungsergänzung. Ihre weitreichende Entscheidung besagte auf Englisch zweierlei (jetzt folgt Beamten-Sprache), nämlich „dass die Zufuhr von Folsäure den mütterlichen Folsäurespiegel erhöht“ – also tatsächlich funktioniert. Ferner: „Die Erhöhung des mütterlichen Folsäurespiegels trägt zur Reduktion des Risikos von Neuralrohrdefekten beim Ungeborenen bei.“
Der fürchterliche Begriff Neuralrohrdefekt bezeichnet Entwicklungsschäden des Gehirns, des Rückgrats und des Rückenmarks. Sie geschehen im allerersten Monat einer Schwangerschaft, oft bevor eine Frau überhaupt weiß, dass in ihr Leben entsteht. Die häufigsten Schäden sind Spina bifida, eine Spaltbildung der Wirbelsäule, verbunden mit einer Lähmung der Beine, und A-Enzephalitis, bei der sich der größte Teil des Gehirns und des Schädelknochens nicht voll entwickeln.
Für eine Frau mit Kinderwunsch gibt es kaum schlimmere Vorstellungen als die, dass ihr Baby von solchen Risiken bedroht ist.
Seit langem wird ein Mangel an Substanzen der Folsäure im Blut als Ursache dieser Folgeschäden beobachtet und vermutet. Doch bis vor wenigen Jahren gelang es der Wissenschaft nicht, den kausalen Zusammenhang schlüssig zu beweisen. Und solange unterblieb die offizielle Empfehlung, eine ausreichende Versorgung mit Folsäure während der Schwangerschaft sicherzustellen.
Zurückzuführen sind die Gefahren auf eine gestörte Entwicklung der Erbanlagen.
Mit der Bezeichnung Folsäure wird eine umfangreiche Substanzgruppe aus der Familie der B-Vitamine definiert, die wie beinahe alle klassischen Vitamine vom Körper nicht selbst hergestellt werden kann und mit der Nahrung ausreichend aufgenommen werden muss.
Zurück zur EFSA und ihrer Entscheidung.
Die Ergänzung einer Ernährung durch essbare Substanzen, die dem Organismus ohne sie fehlen würde, kann zweifellos zur Verringerung eines Mangels beitragen – aber das ist keine Garantie dafür, dass das gleichbedeutend mit dem Ausschluss oder der Heilung eines Leidens ist. Denn verändert wird vor allem das Ausmaß des Risikos. Im Regelwerk der EFSA wird deshalb unterschieden, ob eie Risiko verringert oder eine Krankheit verhindert wird. Entsprechend darf nur darauf hingewiesen werden, dass beispielsweise die gezielte, verstärkte Zufuhr von Vitamin C einen möglicherweise vorhandenen Mangel ausgleicht. Aber das bedeutet nicht, dass behauptet werden darf: Diese Nahrungsergänzung verhindert Skorbut oder andere Vitaminmangelerscheinungen
Deshalb sind Gesundheits-Behauptungen im Zusammenhang mit essbarer Nahrungsergänzung auch aus Wettbewerbsgründen Mangelware. So darf zum Beispiel nicht in Europa – wohl aber weiterhin in den USA – behauptet werden, dass Probiotika Schäden von Antibiotika ausgleichen.
In Bezug auf ihre sonst überstrenge Auslegung von Regulierungserlässen machte die Europäische Nahrungs-Sicherheits-Autorität am 11. Juli 2013 eine ganz, ganz seltene Ausnahme. Ihre Aussage bedeutet, dass die Zufuhr von Folsäure als eine entscheidende Maßnahme für die Gesundheit des ungeborenen Lebens eingestuft und deshalb auch uneingeschränkt so bezeichnet werden darf. Endlich!
Dieses grüne Licht für eine schlichte Nahrungsergänzung war deshalb doppelt überfällig, weil nicht nur erkannt worden war, dass bei herkömmlicher, oft gedankenloser Ernährung sich leicht und unbemerkt ein Mangel an Folsäure einschleichen kann. Begriffen wurden auch die verhängnisvollen Folgen besonders für jede Frau im gebärfähigen Alter! Denn es droht eine gestörte Entwicklung der Erbanlagen. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen hatten darüber hinaus erst kürzlich auch eine erschreckende Gefahr aufgedeckt: Einzelne Schimmelpilze können diese Entwicklungsschäden selbst dann noch herbeiführen, wenn Folsäure eigentlich in normalem Umfang im Körper vorhanden ist. Denn solche Giftstoffe – sie heißen zum Beispiel Fumonisine – hemmen die Wirksamkeit der Folsäure-Moleküle. Und sie schleichen sich durchaus in die Nahrungskette ein, etwa in Maismehl, Polenta, und in daraus hergestelltem Knabbergebäck.
Vergrößert werden die Gefahren von Neuralrohrdefekten außerdem zusätzlich bei Frauen mit Übergewicht, mit medikamentös ungenau behandeltem Diabetes und bei der Einnahme gewisser Medikamente, etwa gegen Anfälle oder Schlaganfall.
Lese-Tipp:
Quintessenz und Prävention Kinderwunsch
Band 11 der Präventions-Buchreihe
eBook, IGK-Verlag,
ISBN 9783955776022
Lese-Tipp:
Schwangerschaft: Weniger Schmerz und weniger Angst mit Chiropraktik
eBook, IGK-Verlag,
ISBN 9783955777166
2013 erwies sich bei uns nach langer Zeit als ein besseres Babyjahr als die Jahre vorher, allerdings vor Allem auf Grund der Zunahme an Geburten von Zwillingen, Drillingen und Vierlingen in Folge von Maßnahmen der Fortpflanzungsmedizin und künstlicher Befruchtung. Dennoch sank die Zahl der Babys seit 2001 um etwa ein Zehntel.
Subfertilität, Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftsstörungen haben sich zu einem Riesenproblem für jede dritte Frau entwickelt, das zu einem Drittel auch vom Mann ausgeht und dessen Ursachen bei einem weiteren Drittel beide betreffen.
Das ist oft die Ausgangssituation für das werdende Leben im Mutterleib, das je nach Entwicklungsstufe erst als Embryo und danach als Fetus bezeichnet wird, genährt wird (Die Autoren dieser Zusammenfassung entscheiden sich durchgängig für den Begriff Baby). Es empfängt Nahrung nicht allein aus dem, was die Mutter vor und während der Schwangerschaft verzehrt. Ein großer Teil der Nährstoffe fließt ihm zusätzlich aus den ständigen Umwandlungsprozessen in ihrem Stoffwechsel zu.
In jedem Augenblick werden im mütterlichen Organismus Muskeln, Fettzellen und Knochenmoleküle umgebaut, abgebaut, erneuert – und daraus werden Fette, Fettsäuren, Eiweiße und Mineralstoffe wie Calcium in die Blutkreisläufe beider Organismen übergeführt. Sie sind der mindestens ebenso entscheidender Beitrag der Mutter zu einer gesunden Entwicklung ihres Babys. Und sie sind, wie neueste Forschung untermauert, die Basis für die Fundamente einer stabilen Gesundheit, im Idealfall bis ins hohe Alter.
In einem eigenen, dafür entstehenden Organ für den Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind, der Plazenta, werden die Nährstoffe harmonisch zusammengeführt. Dieses schwammige Gewebe mit der Bezeichnung Mutterkuchen ist in Wahrheit ein Teil des Kindes, der es mit dem mütterlichen Organismus verbindet, und erfüllt drei Funktionen: Es ist die Pforte, durch die Nährstoffe aus dem Blut der Mutter aufgenommen und den Organen des Babys zugeführt werden; umgekehrt werden auf diesem Wege Abfallstoffe entsorgt. Dasselbe Gewebe produziert Hormone, die der Mutter Signale senden, beispielsweise über Nahrungsbedarf. Und zuletzt wirkt die Plazenta als Schutzschild gegenüber den Abwehrsystemen der Mutter, denn ihr Körper muss einen halben Fremdkörper harmonisch ertragen, dessen Gene zur Hälfte vom Vater stammen.
Die Entstehung des Mutterkuchens setzt am achten Tag nach der Befruchtung ein. Neueste Forschungsergebnisse lassen schicksalshafte Zusammenhänge zwischen dem Wachstum der Plazenta und späteren Risiken vermuten, die einen Menschen sein Leben lang begleiten werden.
Ein Beispiel:
Ein unterernährtes Baby wird gegen eine Mangelversorgung ankämpfen, indem es die Oberfläche des Mutterkuchens verändert, erweitert, um vielleicht mehr Nahrung herausziehen zu können. Das ist eine zweischneidige Strategie, denn auch die vermehrten Plazenta-Zellen müssen versorgt werden, und es kommt zu einem Verteilungskampf um die begrenzten Nährstoffe. Ein größerer Mutterkuchen wird einen größeren Anteil beanspruchen. Diese Umstände verlangen auch dem Herz eine höhere Anstrengung ab, Blut durch das nährende Gewebe zu pumpen. So beeinflusst die Ernährung der Mutter die Plazenta, und die Plazenta prägt die Dicke der Herzgefäße und die Größe der Herzkammern mit.